Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
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auch gegen mich so schmeichlerisch aufzuführen wuste, daß ich niemahlen recht an<br />
ihn kommen konte, ob ich woll, daß er nicht gahr gebacken war, handgreiflich fande.<br />
Du kanst hieraus erkennen, was ein treu- und gewissenloser Mensch für unsäglichen<br />
Schaden thun kann, und daß ich also nicht ohne Uhrsache dich so inständig<br />
für dergleichen (33] Bösewichter gewarnet habe; nicht weniger, woher es gekommen,<br />
daß nach der Zeit mein Bruder immer ein heimliches Mißtrauen gegen mich behalten,<br />
und warum ich währendem Consortio Regiminis zu nichts rechts kommen können.<br />
Ob ich auch gleich durch Madame 50) ihn endtlich so weit wider brachte, daß er nach<br />
dem Riswikschen Frieden 51) in die Allianz mit Frankreich consentirte 52); so war<br />
es doch eine sonderbahre Fatalität, das wir die Früchte davon nicht genießen mugten;<br />
denn Madame starb zum Unglück ein 'Jahr zu frühe, und mein Bruder wurde bald<br />
darauf so sehr von mir abgezogen, daß er auch sogar die considerablen offerten, so<br />
der holländische (34] Abgesandte von Opdam 53) kurtz vor der Invasion hier thate,<br />
und wodurch man das Dannenbergische 54) nebst den Cellischen Ämbtern bis an und<br />
über die Aller erlangen, folglich das Land bis an die Eibe erweitern können, nicht<br />
mahl anhören, viel weniger annehmen wolte, so inständig ich auch ihn darum bate.<br />
'Ja, es wurde die Bosheit gegen mich so weit getrieben, daß bei der Invasion es nicht<br />
viel fehlte, man hätte das Badt über mich alleine ausgegossen.<br />
Alle diese Dinge sind zwar guten Theils bekandt. Ich führe sie aber nur kürtzlich<br />
zu dem Ende an, damit du erwegen mögest, daß es an mir nie ge/ehlet, das Land<br />
zu verbessern, und daß bei solchen unerhörten Widerwärtigkeiten ich gewiß und<br />
in der That mehr gethan habe, als man jemahlen vermuhten 13S] können, mithin<br />
wegen der vorhandenen Schulden desto weniger auf einige Weise blamiret zu<br />
werden verdiene, je gewisser es ist, daß solche, der übrigen schönen Acquisitionen<br />
nicht mahl zu gedenken, nur bloß gegen die eintzige Stadt Braunschweig woll in<br />
keine Vergleichung kommen können. Da ohnedem diejenigen Schulden, so wegen<br />
der Spanischen Mariage 55) gemacht worden, wie mir die Kaiserin gewiß versprochen,<br />
bei Heller und Pfennig wieder bezahlt werden, und dir im geringsten nicht<br />
zur Last kommen sollen.<br />
Wie undwelchergestalt du nun demnechstdeine Regierung eigentlich einzurichten<br />
habest, solches wird dir zwar die Gelegenheit der Zeit selbst an Hand (36] geben.<br />
Wollest du aber die Exempel derer beiden unvergleichlichen Regenten, als des Churfürst<br />
Carl Ludewigs zur Pfaltz 56), und Hertzog Ernesti Pii zu Sachsen 57), so in<br />
110) Madame Rudolfine, Rosine Elisabeth Menthe, 1663-17°1. 1681 zur linken Hand<br />
vermählt mit Rudolf August.<br />
&1) Friede von Rijswijk 9.5.1697-3°.10.1697. Beendet den Krieg Ludwigs XIV. um<br />
die Pfalz.<br />
D2) Vgl. Heinemann, a.a.0.,S.143'<br />
DS) Jacob Baron van Wassenaer, Heer van Opdam.<br />
114) Die Herrschaft Dannenberg an der EIbe war nach der Einnahme Braunschweigs auf<br />
dem Tauschwege an Celle übergegangen.<br />
GD) Gemeint ist die Heirat Elisabeth Christines mit Karl, designiertem König von Spanien,<br />
dem späterem Kaiser Karl VI. .<br />
D6) Karl Ludwig von Pfalz-Simmern, 1617-1680, seit 1649 Kurfürst von der Pfalz.<br />
D7) Ernst I. (der Fromme) von Sachsen-Gotha-Altenburg, 1601-1674. seit 1640 regierend.<br />
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