Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />
Das Politische Testament Herzog Anton Ulrichs<br />
zu Braunschweig und Lüneburg<br />
Von<br />
Gerhard Gerkens<br />
Als Herzog Anton UIrich am 27. März 1714 im Alter von 81 Jahren starb 1),<br />
hatte er 47 Jahre hindurch die Regierungsgeschäfte im Fürstentum Wolfenbüttel<br />
geführt: von 1667 bis 1685 als Statthalter seines älteren Bruders Rudolf August 2),<br />
von 1685 als Mitregent und von 1704-1714 als AIJeinherrscher. Die in diesen Jahren<br />
gewonnenen Erfahrungen im Umgang mit Menschen und Politik legte er kurz vor<br />
seinem Tode in einem großen Politischen Testament für seinen ältesten Sohn 3)<br />
nieder, dem in Salzdahlum am 22. März 1714 datierten "Project der väterlichen<br />
Ermahnung und Instruction für den Erbprintzen" 4). Wenn das nur wenig beachtete<br />
Dokument 5) hier nun voIJständig abgedruckt wird, so deshalb, weil es zu den<br />
wichtigsten Quellen zur Geschichte des Fürstentums Wolfenbüttel im 17. Jahrhundert<br />
und zur Kenntnis der Persönlichkeit Anton Ulrichs gehört; denn in ihm zieht<br />
der Herzog nicht nur die Summe aus seinem langjährigen politischen Wirken,sondern<br />
deckt auch seine geheimsten Gedanken auf.<br />
Anton Ulrich übergab seinem Sohn die Regierung zu einem Zeitpunkt äußerster<br />
politischer Anspannung im Norden: der Nordische Krieg hatte zwar in der Schlacht<br />
von Poltawa 1709 eine entscheidende Wendung zugunsten Rußlands gebracht, der<br />
endgültige Ausgang des Krieges sowie das Schicksal Schwedens waren aber noch<br />
keineswegs entschieden. Für die Welfenlande hieß das, ob und in welchem Maße sie<br />
an einer möglichen Auf teilung der schwedischen Besitzungen Bremen und Verden<br />
beteiligt werden würden. Anton Ulrich sah es demnach als eine der wichtigsten<br />
") Der Beitrag ist Herrn Prof. Dr. Georg S eh n a t h zum 70. Geburtstag gewidmet. -<br />
Die Wiedergabe des Testamentes erfolgt nach den "Richtlinien für die äußere Textgestaltung<br />
bei Herausgabe von Quellen zur neueren deutschen Geschichte (BIl. f. dt. Landesgesch.<br />
101. Jg. 1966, S. 1-10). - Für freundliche Hilfen und Korrekturen ist der Verfasser der<br />
Schriftleitung des Braunschweigischen <strong>Jahrbuch</strong>s zu großem Dank verpflichtet.<br />
') Geboren wurde Anton Ulrich am 4. Oktober 1633 in Hitzacker als zweiter Sohn<br />
Herzog Augusts d. J., 1579-1666, seit 1635 regierend in Wolfenbüttel.<br />
2) Rudolf August, 1617-17°4. Er trat nach dem Tod des Vaters die Herrschaft zunächst<br />
allein an.<br />
') August Wilhelm, 1661-1731.<br />
t) Nds. Staats-A. Wolfenbüttel 1 Alt Zl Nr. 199. Nicht eigenhändig. Keine Unterschrift<br />
des Herzogs. Die Seiten werden in eckigen Klammern angegeben.<br />
") Nur Otto von Heinemann behandelt es im Zusammenhang seiner Darstellung der<br />
Braunschweigischen Geschichte und gibt auch einige wörtliche Zitate. He i n e man n, Otto v.:<br />
Geschichte von Braunschweig und Hannover, 3 Bde. Gotha 1881-1891. Bd.3, S.141-143.<br />
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