Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />
vorhielten, darauf! sie ire andwort thun solten. Hatt der eine canonicus, her Johan<br />
Schnor, angefangen und gesaget, das das furstliche bevehl nit mitbrechte, was sie • •.<br />
furbracht ••• bey irem bevelig pleiben lassen. Darauff der ... [ges]anter, Eras[mus<br />
E] bner genant (der seinem eigen hauß nit vorstehen kunte, sondern etzliche tausendt<br />
thaler ins berckwerck gestochen und gar vorarmet) 97), geandwortet und auff ine,<br />
den canonicum, midt einem finger gezeiget, man wisse wol, das ehr ein recht meutmacher<br />
sey, und sie wollten i. g. f. und hern vormelden, es sol ime gedacht werden.<br />
Also seint die gesanten denselben tagk von dar gezogen.<br />
Nu verweilde es sich biß in die vasten, ehe die drauwort des Ebners ins werck<br />
gerichtet worden, begibt sich, das der furst dem ambtman zu Ganderßheimb bevelet,<br />
das ehr her Johan Schnor solte gefencklich annehmen, wie geschahe, wardt er auffs<br />
hauß Ganderßheimb bey nechtlicher weil hinauf!bracht, von dannen wardt [ehr]<br />
auf! einem pferdt sitzende gebunden und nach der Liebenburgk gefuhret, da ehr<br />
wol zehen wochen im kercker, da man die ubelteters gefangen helt, midt helden<br />
umb die behne vorschlossen und vorwaret worden. Ehr wehre auch auß dem kercker<br />
nit so balt gelassen, wahn er nit midt krallckheit, so ehr von stancke und unflate<br />
bekomen, wehre uberfallen. Darnach wardt ehr auf! einem gemache eine zeitlanck<br />
gefencklich gehalten, letzlich wardt ehr nach Wulf!enbuttel auf! den Dam gefuhret,<br />
da ehr auch ezliche wochen in der herberge eingeleget, darillnen ehr dan biß auf!<br />
Martini gewesen. Da also ist ehr auf! ein ur!eidt ledig gelassen. Er hatt aber in der<br />
gefencknuß so viel bekomen, das ehr die zeit seines lebens ein patient sein mussen,<br />
und noch entlich zu Forste aufm dorfe bey Hildenßheimb seliglich gestorben 98).<br />
Das wir nuhn wiederumb aufs eloster Claus komen: ist dem abt, ehe und zuvor<br />
die rethe von Wulffenbuttel wegkzogen, ist das siegel, welches Hamelmannus hatte<br />
machen lassen, dem abt Johan Beckman zugestelt, der es auch alsobalt zu stucken<br />
hatt schlagen lassen. Nun regierte der genanter Johan Beckman kaum ein jahr, ein<br />
alter betagter und siebcnzigkjeriger, wardt kranck in der fasten und starb darnach<br />
des montags nach Trinitatis Anno 7299). Und wardt von stunden ahn in seine stede<br />
87) S. o. Anm. 89.<br />
88) Johann Schnor (Snor), geb. ca. ISH in Gandersheim, Vetter des Stiftsseniors Thomas<br />
Schnor, kaiserl. auto Notar, seit ISsz. Kanoniker in Gandersheim, ISS8 daneben zeitweilig<br />
Propst zu Brunshausen und 1566-1570 Propst des MarienkIosters, Sekretär des Stiftskapitels,<br />
wurde in der Nacht vom 15.h.6. März 1571 durch den herzoglichen Amtmann widerrechtlich<br />
auf dem Stiftsfronhof, also innerhalb der Stiftsfreiheit, verhaftet und gegen die Proteste der<br />
Stiftsäbtissin (I I Alt Gand. Fb. I, V, 1 Bd. 1 und VII B Hs 36 Bd. 1 BI. 1 ff.) auf der Liebenburg<br />
und auf der Dammfestung in Wolfenbüttel festgehalten. Im Juli 1571 wollte Herzog<br />
JuIius ihn nur für den Fall freigeben, daß der Kaiser den vom Herzog dem Stift aufgezwungenen<br />
Vertrag bestätigte (ebda. BI. 4 v und S v). Erst am 15. November IS71 wurde Johann<br />
Schnor gegen Bürgenstellung aus der Haft entlassen (n Alt Gand. Fb. I, 111, 139 Bd. I) und<br />
begab sich am 10. Dezember 1571 nach Heiligenstadt, wo er ebenfalls ein Kanonikat besaß<br />
(VII B Hs 36 Bd. 1 BI. 10r). Sein Gandersheimer Kanonikat resignierte er am 15. März 1576<br />
(II Alt Gand. Fb. 1,111, 140) und starb am 14. August 1580 zu Gr. Förste, Ldkr. Hildesheim<br />
Marienburg (n Alt Gand. Fb. 1,111,168).<br />
88) Am 1. Juni 1571. So auch der Nachtrag von Heinrich Pummes Hand im ce BI.96v<br />
und die Totenliste des Generalkapitels der Bursfelder Union vom 2. Mai 1574, vgl. Volk,<br />
Generalkapitelsrezesse II S. 1I 6.<br />
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