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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Das gereidJe dem stifft zum besten und inen bey hochermeltem fursten zu grossen<br />

gnaden, und was also der inhalt. Darauff der alte frome her geandtwortet, ehr wolle<br />

seine kleider, die ime in anfang seines closterslebens angezogen, nit abeleggen. Dartzu<br />

kunte er keine andere als die rechte, wahre, catholische, apostolisdJe und von seinen<br />

kindtlichen tagen erlernten religion und glauben nit abstehen, vorhotte sich auch, der<br />

lobliche furst werde seines alters eingedenck sein und inen in seinem hohen alter und<br />

albereidt auff der gruben gehnde in seinem closterlehende und deren ceremonien<br />

nit hetrueben. Zudem was seine fratres anlangendt, kunte ehr auch nit zusehen, das<br />

sie von irer religion, von welchen ehr an jenem tage rechenschaftt geben muste,<br />

abetretten solten, und wehre sein demutige bitte, mahn wolte sie kegen den fursten<br />

vorbitten, s. f. g. wolte gnediglich geruhen und sie bey irer religion hinfurter schutzen<br />

und vortedingen. Nach vielem handel und disputirens, als sie kein grundtliche und<br />

gefellige andwort bekomen, haben sie den hern und procurator midt drauworten<br />

ange/aren, den procurator seines ambts entsetzt, dem ambtman zu Gandersheimb<br />

Marco Siverdes 52) des procurators schlusser[!] bevolen, des procurators gemach<br />

vorsiegelt midt angehencktem drauwen, ehr solte im cloister pleiben, daraup zu<br />

tages und nachts nicht schreiten, biP der furst alles handels berichtet. Wo ehr aber<br />

sich des eloisters wurde enteussern und an andere orter sich begeben, wurde ime der<br />

furst nachtrachten, das ehr im ganzen reich keins orts solte sicher sein. Nach vielen<br />

zancken hatt der gotforchtige her sombt den fratribus jemmerlich zu weinen ange·<br />

fangen, das sie die trehen 63) von sich geworften. 1sts letzlich dahin gehandelet und<br />

nachgeben, das man wolle midt inen der religion so lange friedlich sein, biP die<br />

kirchenordenunge wehre außgangen, welches der procurator auch selbst gebeten,<br />

were sie dan also geschaffen, das ehr ohne vorletzunge seines gewissens sie kunte<br />

annehmen, wolte ehr sich alpdahn daruff wol erkleren, und das der her abt seine<br />

cloisterkleider solte behalten, seine conventuales aber solthen als weltliche priester<br />

eingekleidet sein, und dem procuratori seine schlussel wiedergeben. Darnach seindt<br />

sie abermahl abgescheiden. Es kan aber ein jeglicher catholischer mensch wol be·<br />

hertzigen, welche ein schwer creuze der frome abt gehabt, das ehr hatt mussen seine<br />

fratres irer geistlichen ordenskleider beraubt und an stadt midt weldtlichen kleidern<br />

angedahn, uber das das ehr nicht muegen dasjenige, darauff sie gelobt und geschwo·<br />

ren, vorachten, und obwohl der frome her abt und etzliche conventualen bey iren<br />

lebzeiten, wie oben gemelt, viel kreige, vii 'IJerfolgunge gehabt, das sie das cloister<br />

etzliche mal vorrucken mussen, dagegen ist nicht so kleglich zu achten diesser itzigen<br />

zeit, da alle kirchenceremonien sambt dem hochheiligen ambt der messe, auch die<br />

ganze klosterzucht aufgehoret. Es ist warlich wol zu beweinende, weil man keine<br />

hoffnung hinfurter hatt, das der gottesdienst und intent der fundatorn 54) muege<br />

wiederumb angerichtet und vollenbracht werde[n].<br />

o du hillige eloster Claus, unse liebe mutter, ein kron unsers ordens, dar so viel<br />

hillige, gotselige patres gewesen, ja so groß gottsdienst gehalten, da so ein grop<br />

eifer des cloisterslebendes gewesen, das diejenigen, so noch im lebende, nit gnug<br />

16<br />

&2) Markus Sieverts, herzoglicher Amtmann zu Gandersheim.<br />

9) = Tränen.<br />

111) d. h. der Grunder des Klosters.

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