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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Claus ankomen 49), und seint Abt Petrus und Cemnitius midt iren zugeordneten<br />

vom adel in das capittelßhauß gegangen, D. Jacob Schmidel midt seinen zugeordneten<br />

vom adel in die ebteystuben gangen und einen presteren nach dem andern zu<br />

sich fordern lassen und ires glaubens examiniret. Letzlich ist der frome abt Johan<br />

Mutken und procurator Andreaß Stendel 27 ) auch furkomen, haben sie den fromen<br />

abt uberreden wollen, ehr solte sich seiner geistlichen kleider [entledigen} und sich<br />

in allem auff recht ludrisch und nach irer kunfftigen kirchenordnunge 50) [halten}.<br />

Wiewol dem guten fromen hern seine memorie altershalben schir entlauffen, hatte<br />

ehr doch midtnichten in ire furschlege willigen, sondern sambt dem procuratori<br />

Andrea Stendel beharlich und standhafftig geplieben, das sie also vergeblich den tagk<br />

zubracht und ungeschaffter sachen, da wir doch auff sie an essen, wein und Einbeckschen<br />

bier hatten zurichten lassen, ungegessen und midt zornigem gemuthe nach<br />

Ganderßheimb zum fursten, der domal hoff hielt, gefahren, demselbigen, was sie<br />

außgerichtet, relation gethan. Des andern tages hatt der furst sein gesanten, den<br />

vermeinten abt Petrum und canzler Muzeltin 51) wiederumb ins cloister geschicket<br />

und den abt und conventualen auf die ebteystuben zusamende gefordert; hatt der<br />

canzler das wordt gethan und den fromen hern midt solchen worten angefahren:<br />

ir gnediger flurst} und her habe ungern vornommen, das sich der abt und procurator<br />

seiner furstlichen g[naden} bevehlig wiedersetzten, sinthemal alle cloister des ganzen<br />

furstenthumbs sich also milde erboten und midt grosser begirde und freuden die<br />

lutterische religion angenommen, ehr wolte sich aber versehen, der her abt als ein<br />

alter erfarner und vornunfftiger her und der procurator als ein junger mahn werden<br />

sich diesse nacht eins bessern bedacht haben und dem fursten in diessem zu ehren und<br />

gefallen gehorsamen und sich fur andern c10stern des furstenthumbs nit außmalen.<br />

18) Die allgemeine Kirchenvisitation im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel fand<br />

vom 8. Oktober bis zum 15. November 1568 statt, vgl. Reller, a. a. O. S. uo ff. Gegenüber<br />

dem ursprünglichen Plan (ebda. S.llI Anm.18) verschob sich das Unternehmen vom<br />

15. Oktober ab für die westlichen Landesteile. (Der noch ungedr. Visitationsbericht im Archiv<br />

der Braunschweigischen ev. luth. Landeskirche in Braunschweig, Nr.448). In Brunshausen<br />

waren die Visitatoren am 31. Oktober, im Stift Gandersheim am I. Novemher (11 Alt Gand.<br />

Fb. I, V, I). ReUer, a. a. 0., hat die Klostervisitation im Gandersheimer Raum nicht berücksichtigt<br />

und S. 111 lediglich bemerkt, die Stifts äbtissin Magdalena von Chlum habe allein<br />

energischen Widerstand geleistet. Gerade dies ist nicht richtig. Vielmehr war die Äbtissin<br />

bei dieser ersten Visitation im Gegensatz zu ihrem Kapitel zunächst noch trotz Bedenken<br />

bereit, "in die Reformation zu willigen", nachdem ihr zugesichert worden war, daß "sie mit<br />

allen Untergebenen bei ihren Frei- und Gerechtigkeiten soIlte belassen werden" (Bericht des<br />

Kapitels vom 4. November 1568 an die Dekanin Margareta von Chlum, Äbtissin zu Neuenheerse,<br />

11 Alt Gand. Fb. I, V, I).<br />

&0) Gedr. Emil Sebling (Hrsg.), Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jhs.,<br />

Bd. VI, I, Tübingen 1955, S. 83-180. Zur Entstehung und zum Inhalt der Kirchenordnung<br />

des Herzogs Julius, die mit Datum vom I. Januar 1569 erst im FebruarlMärz im Druck<br />

erschien und erst Mitte April im Lande verteilt wurde (Reller, a. a. O. S. U7 und Anm.49)<br />

und über die eigentliche Klosterordnung Jacob Andreaes vgl. jetzt Hans-Walter Krumwiede,<br />

Zur Entstehung des landesherrlichen Kirchenregiments in Kursachsen und Braunschweig­<br />

Wolfenbüttel (Studien zur Kirchengesch. Niedersachsens 16, 1967), S. 199 ff. und 136 ff.<br />

&1) Lic. jur. Franz Mutzeltin, damals herzoglicher Rat, Kanzler 1573-1594. Vgl. Samse,<br />

a. a. 0., S. 146 f.<br />

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