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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

geographischen Erläuterungen auf der Fahrt, während auf die historischen Gegebenheiten<br />

(mit Ausnahme von Mölln) von Dr. K ö n i g aufmerksam gemacht wurde. Erstes Ziel der<br />

Fahrt war Bar d 0 wie k. Kein Ort hat die Gunst, aber auch die Rache Heinrichs des<br />

Löwen in ihrer smroffen Gegensätzlichkeit so sehr zu spüren bekommen wie diese Stadt,<br />

die vom stolzen Fernhandelsplatz zu einem unbedeutenden lüneburgischen Landflecken herabsank.<br />

Während der Herzog dem Ort zunächst günstig gesinnt war und eine Arbeitsteilung<br />

zwischen Lüneburg als Sitz der Salzproduktion und Bardowick als wichtigstem Punkt des<br />

Salz- und sonstigen Warenhandels sorgsam aufrecht erhielt, fühlten sich die Bardowicker<br />

später doch gegenüber der vor allem Lübeck zuteil werdenden Förderung stark benachteiligt.<br />

Als Heinrich der Löwe nach seinem Sturz für eine Nacht hinter ihren Mauern Schutz suchen<br />

wollte, wiesen sie ihn ab. Die fast restlose Zerstörung des Ortes war die Vergeltung, die<br />

der Herzog 1189 an ihm vollzog. "Vestigia Leonis", die "Spuren Heinrichs des Löwen",<br />

heißt es in Erinnerung an diese Strafaktion des Herzogs über dem Südeingang der Stiftskirche,<br />

die bei der Vernichtung des Ortes auch stark in Mitleidensmaft gezogen, aber doch erst<br />

nach 1380 aus einer romanischen Basilika in eine Backstein-Hallenkirche umgewandelt wurde.<br />

Nach eingehender Besichtigung der Kirche und des in ihr befindlichen Chorgestühls aus dem<br />

ausgehenden 15. Jahrhundert ging die Fahrt weiter an die Eibe. - Auf der Höhe von ArtIenburg<br />

wurde auf die E r t h e n e bur g am gegenüberliegenden Ufer hingewiesen, eine einst<br />

bedeutende Burgmlage, die mehrfach von Heinrich dem Löwen bewohnt und zum Ausgangspunkt<br />

seiner Operationen benutzt wurde. Hier erfüllte sich auch gewissermaßen das<br />

Sdticksal des Herzogs. Als Kaiser Friedrich I. JI81 gegen ihn heranrückte, bestieg er zu<br />

Füßen der Burg einen Nachen, um sich nach Stade abzusetzen. Die Befestigungsanlage, von<br />

der sich noch Wall- und Grabenreste erhalten haben, ließ er in Brand stecken, so daß sein<br />

Namfolger im sächsischen Herzogsamt, der Askanier Bernhard von Sachsen, es vorzog, sich<br />

in Lauenburg eine neue Burg zu bauen.<br />

In der Lau e n bur ger S t a d t kir ehe erwartete die Fahrtteilnehmer insofern eine<br />

überraschung, als sie dort auf das Grabmal einer wolfenbüttelschen Prinzessin stießen. Die<br />

lebensgroßen Sandsteinfiguren der knienden Herzogin Maria, Tochter Herzog Julius' zu<br />

Braunschweig-Wolfenbüttel, und ihres Gemahls, des Herzogs Frmz 11. von Sachsen-Lauenburg,<br />

stehen im Chor der Kirche. Von den einst vor einer WappentafeI befindlichen Figuren<br />

der Ahnen des Herzogs hat sich nur die Heinrichs des Löwen erhalten, die heute im Schloßturmmuseum<br />

aufbewahrt wird. über der Gruft der Kirche sind das sadtsen-Iauenburgisme<br />

und das braunschweig-wolfenbüttelsche Wappen angebracht. Vom Sdtloßberg genossen die<br />

Besucher einen herrlichen Blick auf die Stromlandschaft der EIbe, deren geographisdte<br />

Besonderheiten hier wie an anderen Stellen von Dr. Neu kir eh erläutert wurden.<br />

In M ö II n, wo wir übernachteten und am Abend noch das sehr instruktive Referat von<br />

Herrn Dr. Fr i e d r ich zur Stadtgeschimte hörten, waren Beziehungen zu Heinridt dem<br />

Löwen nur mittelbar dadurch gegeben, daß das spätere Ortsgebiet zum Herrschaftsbereich<br />

des Sachsenherzogs gehörte und die Stadt von 1359 bis 1689 an Lübeck verpfändet war, das<br />

dem Löwen seine entscheidende dritte Gründung verdankt. Namhaltigen Eindruck hinterließ<br />

die Besichtigung der für eine schleswig-holsteinische Backsteinkirche sehr reich ausgestatteten<br />

und mit Malereien des 13. Jahrhunderts geschmückten Nikolaikirche. Ein in Eulenspiegeltracht<br />

gekleideter Vertreter des Städtischen Verkehrsvereins ließ es sich nimt nehmen, uns auf<br />

einem Stadtrundgang weitere Schönheiten des Ortes zu zeigen.<br />

Höhepunkt der Fahrt war die Besichtigung des vorn Sachsenherzog gegründeten Rat z e­<br />

bur ger Doms. über der Mauer am Südrand des Domfriedhofs erhebt sidt die mächtige<br />

Gestalt des welfischen Wappentiers, ein Abguß des Löwen vor der Burg Dankwarderode<br />

und Gesdtenk des Herzogs Wilhelm von Braunschweig im Jahre 1881 an die Großherzogin<br />

von Mecklenburg-Strelitz "zur Ehre und zum Andenken an den gemeinsamen großen Ahnherrn<br />

Heinrim den Löwen, der I 154 das Bistum Ratzeburg gestiftet und den Dom hat<br />

erbauen lassen". Eine Inschrift auf dem sog. Heinrichsstein in der Nähe des Dornbezirks<br />

erinnert darm, daß "zu Zeiten König Konrads (111.) und des Sadtsenherzogs Heinrim (der<br />

Löwe) der (von diesem in der Grafschaft Ratzeburg eingesetzte) Graf Heinrich (von Bod-<br />

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