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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Weidegrenzen und -rechte in den Harzorten Wolfshagen<br />

und Astfeld (1658 bis 1878) *<br />

Von<br />

Karl Jordan t<br />

Jeder, der früher einmal in den HarL:orten weilte oder durch den Harz wanderte,<br />

erinnert sich noch gern der großen Herden brauner Harzkühe, die allmorgentlich<br />

durch die Hauptstraßen der Orte zogen, um auf die Weide getrieben zu werden,<br />

und abends zur bestimmten Zeit wieder zurückkehrten. Oft waren es so viele, daß<br />

sie in mehreren Herden gesammelt werden mußten; und außerdem gab es noch<br />

Kälber- und Ziegenherden. Ganz früher kannte man sogar Schweineherden. Die<br />

Ziegen hatten den besonderen Namen "Bargmannskuh" (Bergmannskuh), da sie<br />

meistens in dieser Bevölkerungsschicht zu finden waren. Mancher wird sich da<br />

gefragt haben, warum alle diese Tiere wohl eine Glocke trugen. Vielleicht als Zierde?<br />

Nein, weil sie ursprünglich in den Wäldern ihre Weiden hatten und durch den<br />

Glockenklang leichter festzustellen waren, denn der Hirte war ja für das Wohl und<br />

Wehe und die Vollzähligkeit der Herde verantwortlich. Darum trug er z. B. auch<br />

ein Beil mit sich, um, wenn nötig, ein Tier, das sich irgendwie verfangen hatte,<br />

wieder zu befreien. Die Glocken wurden sogar in der Winterzeit vom Hirten<br />

gestimmt, damit es beim Austrieb auch einen mehrstimmigen schönen Klang gab.<br />

Diese Erinnerungen werfen aber auch die Frage auf, wie es überhaupt mit den<br />

Weiderechten und Weidegrenzen früher aussah. Am Beispiel des Nordharzrandes,<br />

und zwar der Orte Wolfshagen und Astfeld (Ldkr. Gandersheim), soll dies geschildert<br />

werden.<br />

Als nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges in dieser Gegend wieder<br />

einiger Wohlstand einzog, hatten sich die dort gelegenen Gemeinden in den verschiedenen<br />

Forstbezirken des Harzes Weideplätze für ihr Groß- und Kleinvieh<br />

gesichert. Wie diese Weidegerechtsame entstanden sind, ist nicht genau festzustellen,<br />

jedoch wird von den damaligen Forstämtern den einzelnen Gemeinden<br />

immer wieder das Recht zugespromen, daß sie in den Wäldern des Harzes ihr Vieh<br />

hüten dürfen. Viel Streit entstand oft zwischen einzelnen Nachbargemeinden um die<br />

Weidegrenzen, die gar nicht so einfach festzustellen waren. Wurde ein Viehhirt<br />

dabei betroffen, daß er mit seiner Herde die festgelegte Grenze überschritten hatte,<br />

so wurde ihm kurzerhand ein Stück Vieh gepfändet, welches seine Gemeinde dann<br />

gegen Zahlung einer Geldbuße wieder abholen konnte.<br />

• Letzter abgeschlossener Aufsatz unseres am 4. Juli 1968 allzufrüh verstorbenen<br />

Vereinsmitgliedes Kar! Jordan, langjährigen Lehrers in Winnigstedt und begeisterten<br />

Freundes der braunschweigischen Heimatgeschichte.<br />

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