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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

von Verdauung bewerkstelligen konnte und links im Bild eine dritte Figur, die<br />

zwei Instrumente, eine Trommel und eine Pfeife zugleich bediente. 1785 hatte<br />

Beireis diese drei Stücke erworben und in einem Pavillon hinter seinem Wohnhause<br />

untergebracht 96). Dort standen sie noch, als Goethe 1805 nach Helmstedt<br />

kam. Die Reisenotizen des Dichters bezeugen dies. Auf dem entsprechenden Blatt<br />

mit der überschrift Varia heißt es an siebenter Stelle (Taf. 10) 97):<br />

Vaucansons Flötenspieler, Tambour und Ente.<br />

Alle drei Figuren sind hier aufgeführt. Auch in der kurzen Sammlungsbeschreibung,<br />

die Goethe in seinem Brief an den Herzog Karl August vom 18.8. 1805 gibt, ist von<br />

den Automaten die Rede. An vierter und vorletzter Stelle heißt es 98):<br />

Die Lieberkühnischen anatomisch-mikroscopische Präparate sind gut erhalten; von den<br />

Vaucansonischen Maschinen nur die Ente einigermassen, sie bewegt noch Hals und Kopf, die<br />

Flügel kaum, sie fript; aber damit sind auch ihre Künste gethan.<br />

In den Tall,- und 'Jahresheften finden wir den Querflötenspieler und die Ente<br />

an den Beginn der Besichtigungsschilderung gerückt, während der Tambour nicht<br />

mehr erwähnt wird. Das Trio wird auf ein Paar reduziert.<br />

Gar manches von seinen früheren Besitzungen, das sich dem Namen und dem Ruhme nach<br />

noch lebendig erhalten hatte, war in den jämmerlichsten Umständen; die Vaucansonischen<br />

Automaten fanden wir durchaus paralysirt. In einem alten Gartenhause saß der Flötenspieler<br />

in sehr unscheinbaren Kleidern; aber er !lötete nicht mehr, und Beireis zeigte die ursprüngliche<br />

Walze vor, deren erste einfache Stückchen ihm nicht genügt hatten. Dagegen ließ er<br />

eine zweite Walze sehen, die er von jahrelang im Hause unterhaltenen Orgelkünstlern unternehmen<br />

lassen, welche aber, da jene zu früb geschieden, nicht vollendet noch an die Stelle<br />

gesetzt werden können, weßhalb denn der Flötenspieler gleich anfangs verstummte. Die Ente,<br />

unbefiedert, stand als Gerippe da, fraß den Haber noch ganz munter, verdaute jedoch nicht<br />

mehr: an allem dem ward er aber keineswegs irre, sondern sprach von diesen veralteten halbzerstörten<br />

Dingen mit solchem Behagen und so wichtigem Ausdruck, als wenn seit jener Zeit<br />

die höhere Mechanik nichts frisches Bedeutenderes hervorgebracht hätte").<br />

Auf den ersten Blick scheint alles, was Goethe über die beiden Automatenfiguren<br />

mitteilt, eine reine Zustandsbeschreibung zu sein, und als solche kann man seine<br />

18) Vaucansons Automatenfiguren in Besucherberichten und Beireis-Schrifttum: Pa u I u s<br />

(Besuch 1787) in: L e v in, Eindrücke 3-4; Me e r man n (Besuch 1791) 91; Bö t t i ger<br />

(Besuch 1793) in: He ist e r :63-164; P f a ff (Besuche 1793, 1797 und 18(9) 73-77;<br />

An ton (Besuch 1794) 357; vgl. in StA Wb VIII Hs 71 die Aufzeichnungen des braunsdlweigischen<br />

Vizekanzlers G.S.A. von Praun über die Automaten des Hofrats Beireis;<br />

Brückmann, Bemerkungen 31O-3Il; Anonymer Besucher (1806) in: Merbach,<br />

Nachträge 68; Lichtenstein, Brief (1810) 18,49; Arnim, Dolores 171<br />

bis 177; Beireis, Seltenheiten 1-4; Sybel 6-7; Nagel 134-135; Bücking<br />

1J7-1J8; Lichtenstein, Hofrath 188-189; Heister :04-115; Scheube 114<br />

bis 1I5; ß erg man n 678; Be c k e r 19-30; Be c k er, Anhang 7-9; Ba 5 5 er man n<br />

745-748; Me r b ach, Beireis 48; Go e t he - Bei re i s - Aus 5 tell u n g 1 9 3 0 V,<br />

1-7; Be s 5 m e r t n y, Beireis Il 4-Jl 5, 133. 156-160; B r ü g g e man n 18. Folge;<br />

Bei r eis - Aus s tell u n g 1 9 6 ° IV, 1-7; G r Ö 5 seIl-30, 41-64.<br />

87) Go e t he, Reisenotizen BI. S. 13-14.<br />

'8) B 19. 49.<br />

te) W A 35. 111-111.

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