Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />
Byron zur Dramenfigur des Euphorion 83). In diesem Sinne kann der Greifenvergleich<br />
in den Tag- und Jahresheften zu den wichtigen Vorfonnen des Greifensymbols<br />
im Faust Il gerechnet werden.<br />
In den autobiographischen Sdtriften Goethes wird die Beschäftigung mit<br />
GreifendarsteIlungen gelegentlidt erwähnt. So finden wir in der Italienischen Reise<br />
zweimal die Begegnung mit dem Bild des Greifen bezeugt. Einen Glüdcsfall nennt<br />
der Dichter die Erwerbung einer antiken Sdterbe in Rom 84):<br />
Es stehn Z'We; Greifen an einem Opfertische, sie sind 'IIon der schönsten Arbeit und freuen<br />
mich ungemein. Stünden sie auf einem geschnittenen Stein, wie gern 'WÜrde man damit siegeln.<br />
Bei der Besidttigung des Schlosses Pallagonia findet er inmitten der vielen skurrilen<br />
Figuren und Malereien auch folgende Zusammenstellung 85):<br />
Sie stellt ein Pferd-Weib auf einem Sessel sitzend, gegen einem unterwärts altmodisch gekleideten,<br />
mit Greifenkopf, Krone und großer Perrücke gezierten Cavalier Karte spielend<br />
vor .•.<br />
In der Campagne in Frankreich beschreibt Goethe neben anderen antiken Gemmen<br />
auch diese 88):<br />
Gigant, der einen Greif aus seiner Felsenhöhle hervorzieht. Ein Werk von sehr vielem<br />
Kunstverdienst und als Darstellung vielleicht ganz einzig.<br />
Eine vergrößerte Abbildung dieses Steines hat J ohann Heinridt Voß d. J. 1804 in<br />
seiner Abhandlung "über den Ursprung der Greife" veröffentlicht und in folgender<br />
Weise beschrieben 87):<br />
"Ein schlangenEüßiger Gigant naht sich einer Felshöhle, aus welcher ein Greif, um die bewachten<br />
Goldklumpen zu vertheidigen, hervorspringt. Der Greif hat die Krallen der rechten<br />
Löwenklaue in den linken Schenkel des Giganten gesezt. Der Gigant aber, ein wenig zurück<br />
zuckend, umschlingt ihm mit der Linken das Adlerhaupt, welches er, den Schnabel herabgebogen,<br />
sich an die Seite zwängt; indeß seine Rechte den Streich aushohlt, und die auslaufenden<br />
Schlangen seiner Füße gegen den Feind sich empor ringeln."<br />
83) Vgl. HA Bd. 3, 594 (Anmerkung zu Vers 9574ff.): "Nirgends ist der Symbolstil so<br />
rein ausgeprägt wie hier. Am Ende wird Euphorion zum Kämpfer für hohe Ziele, zum<br />
Krieger. Man glaubt in dem Toten eine bekannte Gestalt zu erblicken. Und nun setzt der<br />
Chor mit einem Klagegesang ein, der offenbar weniger auf eine allgemein gehaltene dramatische<br />
Gestalt als vielmehr auf eine Porträtfigur zielt. Goethe hat gesagt, wer jene bekannte<br />
Gestalt sei: Lord Byron. Er hatte sich im Alter daran gewöhnt, für jedes Allgemeine sich<br />
einzelne Repräsentanten zu denken (sie können als einzelne wechseln) und in jedem einzelnen<br />
ein Allgemeines zu sehen (besonders die Maximen und Reflexionen sprechen darüber); darum<br />
konnte hier Euphorion zu Lord Byron werden. Denn dieser ist der am ehesten zu nennende<br />
einzelne, der das widerspiegelt, was Euphorion als verallgemeinernde Gestalt ist. In der<br />
Sprache des Symbols hat diese Verwandlung nichts Erstaunliches." - JA Bd. 14, 337:<br />
"Doppelsinnig vergleicht Goethe ... Professor Beireis einem ,geheimnisvollen Greif über<br />
außerordentlichen und kaum denkbaren Schätzen' (Erich Schmidt)."<br />
80) W A 30, 166.<br />
1!6) W A 31, II6; vgl. die Abbildung der Skizze von Kniep e b d a. 317.<br />
86) W A 33, 156.<br />
87) V 0 ß, Greife S. I; siehe dazu B 17, 117 (Goethe an Eichstädt, H. 11. 1804): Für die<br />
Greife, die gut um sich gegriffen haben, danken Sie Freund Vop aufs beste. - Fe m m e 1<br />
zu Nr. 51 R. - G rum ach 841.<br />
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