Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
fragen 64). Im folgenden Jahre konnte Goethe dann die Ausführungen des Arztes<br />
Sybel über Beireis im "Teutschen Merkur" lesen (5). An die hier ausgebreitete<br />
Beireis-Legende mögen sich weitere Gespräche geknüpft haben, von denen eines<br />
vom Sommer 1810 in Teplitz durch A. v. d. Marwitz bezeugt ist 56). Vor allem aber<br />
war Goethe nach dem Tode des Professors und der Aufhebung der HeIrnstedter<br />
Universität an dem ferneren Verbleib der Beireis-Sammlungen interessiert. Um<br />
Näheres über den Auktionstermin der Gemäldesammlung zu erfahren, wandte er sich<br />
smon im April 1810 an den jungen Naturforscher und Arzt Martin Heinrich Kar!<br />
Lichtenstein, den er seit 1801 persönlich kannte. Der Antwortbrief Lichtensteins<br />
vom Z4. April 1810 gab die gewünschten Aufschlüsse und bestärkte Goethe in seiner<br />
Vermutung, daß sich unter den Gemälden der Beireis-Sammlung nur wenige<br />
Originale befanden 67). Ein Brief Knebels hingegen vom H. April 18u, der sich<br />
ebenfalls mit dem Beireis-Nachlaß befaßt 68), scheint sich auf das Versteigerungsverzeichnis<br />
der naturhistorischen Sammlungen und Automaten zu beziehen. Dieser<br />
"Katalog der Seltenheiten" dürfte damals in den Besitz Goethes gekommen sein und<br />
läßt sich heute noch in seiner <strong>Bibliothek</strong> nachweisen 69). Ferner finden sich zwei<br />
Beireis-Briefe in Goethes Autographensammlung 60).<br />
Schließlich machte sich Goethe im gleichen Jahre 18 10 mit dem literarischen<br />
Beireis-Bild Achim von Arnims bekannt, als dieser ihm seinen soeben erschienenen<br />
Roman, die "Gräfin Dolores", zusandte. Hinsichtlich der Besmäftigung beider<br />
Dichter mit der Figur des HeIrnstedter Wunderdoktors kann von einer wechselseitigen<br />
Anregung und Beeinflussung gespromen werden. Goethe war es gewesen,<br />
der die Aufmerksamkeit des jungen Romantikers auf Beireis gelenkt hatte. Dies<br />
gesmah, wie wir vermuten dürfen, im Dezember des Jahres 180561). Arnim, der<br />
daraufhin nach Helmstedt gefahren war, hatte sich bei Goethe für diesen Hinweis<br />
") T 4. 70 (15.10. 1809): Tagebücher. Biographisches Schema. Mitunter August und<br />
dessen bisheriges Leben. Bey Durchlaucht dem Herzog. August präsentirt. Ober die Besetzung<br />
der chemischen Professur in 'Jena. Ober Beireis. Der junge Knebel ging vor Tische fort.<br />
Zwiebelmarkt. 'Junge Leute. Abends Fortsetzung des Schemas.<br />
111) M erb a eh, Beireis 3-4-<br />
56) Biedermann Bd.:, 8S [August 1810. A. v. d. Marwitz. Teplitzl: "Gocthe lobte<br />
die Memoiren der Markgräfin von Baireuth. Gespräch über Friedrich Wilhe1m I., seine Zeit,<br />
über den Großen Kurfürsten. Ober Heireis."<br />
57) Sc h re c k e n ba c h Nr. 991 (Martin Heinrich Karl Lichtenstein an Goethe, :4. 4.<br />
1810); vgl. Li c h t e n st ein, Stammtafel<br />
118) G uhr aue r Bd. 1, 37 (Knebel an Goethe, u. 4. 181 I): "Indeß ist mir doch eine Erscheinung<br />
gekommen, die mehr etwas Seltsames, Vortreffliches anzeigt. als es schon giebt<br />
und dieses ist der Katalogus von des verstorbenen Beireis Wundersachen. Ohne Zweifel wirst<br />
Du ihn schon erhalten haben. Ich kann kaum hineinsehen ohne meine Seele zu kränken, daß<br />
ich nicht so manches davon besitze. Das sind Sachen, die allen Glanz der geprägten Reichthümer<br />
weit übertreffen - wenn man solche nur nicht nöthig hätte, sie zu erhalten. Ich bitte<br />
Dich auf Mittel zu denken, wie wir wenigstens eines guten Theiles derselben habhaft werden<br />
können. Was ich noch von Münze habe will ich gern zusammen suchen, um mitbeizlltragen."<br />
59) Beireis, Seltenheiten = Ruppert Nr.5Io.<br />
80) Sehre eken bach Nr.98 (Beireis an J. G. StimmeI, 5.8.1793); e b d a. Nr.935 (Lamberg,M.J.Graf<br />
an Beireis. 4. II. 178z). BeideSchreiben betreffenBücherankäufe durchBeireis.<br />
11) Siehe oben Anm. 48.<br />
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http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519