Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...
Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...
Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
nung des Magus-Gelehrten erstmals ein. In der Art, wie die Sammlung charakterisiert<br />
wird, läßt er durchblicken, daß er es für möglich hält, Beireis im Spiegel<br />
seines bunten, vielfältigen Besitzes zu begreifen (6). Damit klingt hier ein erster<br />
wichtiger Gedanke der späteren Erzählung an. Er wird uns vor allem bei der<br />
Deutung der Sammlungs beschreibung beschäftigen. Es läßt sich zeigen, daß Goethe<br />
diesen Brief bei der Arbeit an den Tag- und 1ahresheften im Jahre 1815 herangezogen<br />
hat. Weitere Briefe mit Anspielungen auf den Helmstedter Professor sind<br />
uns aus den Jahren 18°5,1807,1809 und 1826 erhalten (7).<br />
Wem Goethe mündlich nach seiner Rückkehr über sein Zusammentreffen mit<br />
Beireis berichtet hat, kann nur in einigen Fällen nachgewiesen werden. So mögen<br />
Beireis-Anekdoten an jenem geselligen Abend in Jena erzählt worden sein, bei dem<br />
der Weimarer Herzog, der preußische Prinz Louis Ferdinand und Achim von Arnim<br />
anwesend waren (8). Das läßt sich aufgrund eines Amim-Briefes vennuten (9). Als<br />
Goethe 1809 Frau von Stein einen Vortrag des Runenforschers Arendt für die<br />
Mittwochsunterhaltung der Damen ankündigte 50), wies er auf die Ähnlichkeit mit<br />
46) Abraham Gotthelf Kästner (171g-1800), Mathematiker und Epigrammatiker. Ab 1756<br />
Professor an der Universität Göttingen. A D B Bd. 15, 43g-45I.<br />
46) Li c h t e n s te in, Hofrath 186: "In der That mußte man den ganzen Inhalt seines<br />
Hauses nach der Mannichfaltigkeit und Kostbarkeit der Gegenstände außerordentlich nennen.<br />
Er schien die bizarre Vielgestaltigkeit seines Wesens in diesen Sammlungen verkörpert<br />
darlegen zu wollen; denn wie jede seiner Vorstellungen mit allen ihren Nebenbeziehungen<br />
sofort der Mittheilung zu Gebote stand, ohne daß es dazu vermittelnder übergänge bedurft<br />
hätte, so war auch in diesen Sammlungen, obgleich sie völlig ungeordnet mehr über- und<br />
durcheinander als nebeneinander aufgestellt waren, doch kein Stück, das nicht auf jeden Wunsch<br />
alsbald herbeizubringen gewesen wäre." E b d a. 187: "Wie er nun in seinen Sammlungen<br />
lebte und der größte Theil seines Besitzes nur durch ihn Bedeutung bekam, so haben sich<br />
sehr begreiflicherweise die Schilderungen seiner Persönlichkeit, sowie die biographischen<br />
Nachrichten zumeist mit der Aufzählung dieser Schätze befaßt."<br />
41) B 19, 46-47; B 19, 479; B 10, 178-180; B 40, 116.<br />
46) G ö t tin g 59: "Dezember 10 [1805]: Nach Jena. 15. Dort Besuch Kar! August mit<br />
dem Prinzen Louis Ferdinand und Achim von Arnim. Sie ,tranken die ganze Nacht ungeheuer<br />
viel um die Wette'."<br />
41) Sc h ü d d e k 0 p f IIg-IU (Amim an Goethe, 1.9.1806).<br />
60) Martin Friedrich Arendt (I76g-I814), Altertumsforscher. B 10, 178-180 (Goethe an<br />
Charlotte v. Stein, 16. I. 1809): Gegt1lwärtiges erlasse ich, um einen Vorschlag zu einer<br />
Mittwochs-Unterhaltung zu thun. Ein nordischer gelehrter Antiquarius, mit Namen Arendt,<br />
befindet sich hier, der aber nicht mit jenem moralisch politischenArendt [ErnstMoritzAmdt<br />
(1769-1860)] zU'llerwechseln ist. Der gegenwärtige bat ein unscheinbares,ärmliches äußeres<br />
Ansehen; doch ist er nicht unangt1lebm, vielmebr wt1ln man seine Originalität einmal zugiebt,<br />
ganz erfreulich. Sein Wesen und Wisst1l erinnert an Büttner und Beyreis, ob er gleich ihr<br />
Alter noch nicht erreicht hat. [ .•. ] Gegenwärtig kommt er von Bremen und hat einige<br />
interessante Alterthümer und Manuskripte bey sich. Wäre es Durchlaucht der Herzoginn<br />
nicht ungefällig, so würde ich ibn Mittwoch vorfübren, und die Unterhaltung so zu leiten<br />
suchen, daß er 1) von seinen Reisen erzählte, 2) von der isländischen Cultur des Ir. und 12.<br />
1ahrhunderts einen kurzt1l Vortrag thäte, J) von dem was uns daher übrig geblieben ist,<br />
Nachricht gäbe und Einiges vorzeigte. Sein ärmliches Äußere schwindet dem Blicke gar bald,<br />
wenn man seinem bestimmten, lebhaften und heitern Vortrage zubört. - B 20, 195-196<br />
(Goethe an Meyer, 10. ~. 1809): Sie baben uns die schmackhaftesten Fische geschickt, wofür wir<br />
13S<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519