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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

würde.) Philipp Sigismund schrieb an den Vater, daß er weder nach Wolfenbüttel<br />

noch nach Magdeburg gehen könne, da Landtage, Hofgerichte und Domherrnwahl<br />

seine Anwesenheit im Stift Verden erforderten. Ihn leitete das aus seiner strengen<br />

Erziehung entstandene Pflichtbewußtsein. Als ein weiterer Wesenszug entwickelte<br />

sich eine lebendige Religiosität, die auch nicht durch das mechanische Auswendiglernen<br />

und Hersagen von Katechismus und Bibelsprüchen gehemmt worden war.<br />

Das zeigte sich besonders in Osnabrück, wo ihm immer wieder nahegcIegt wurde,<br />

sich auf das Tridentinum zu verpflichten, was ihm viele Vorteile gebracht und viele<br />

Widerwärtigkeiten erspart hätte. Was er auf Grund seiner festen evangelischen<br />

überzeugung auf sich nahm, macht eine BriefstelIe von 1591 klar: "Wir konten auch<br />

mit warheit sagen, daß wir zuvor die gelegenheit dieses stiftes allerdinge nit gewust,<br />

• . .. hetten in andern unseren landen, emptern und gepieten unseren fürstlichen<br />

underhalt dabevor in guter ruh und frieden gehabt. Weil wir aber nach schickung<br />

des almechtigen weiter zu diesem stift berufen, hetten wir denselben beruf in nahmen<br />

Gottes uff und ahn uns genommen und zu der beschirmung der underthanen in<br />

äußerster unser meglichkeit nichts underlassen" 50). Trotz des Festhaltens am evangelischen<br />

Glauben, der ihm Herzenssache war, waltete er in Osnabrück mit einer<br />

für damalige Zeiten erstaunlichen Toleranz, beseitigte Mißstände in den Klöstern<br />

und hielt Freundschaft mit dem Abte zu Iburg, mit dem er sozusagen unter einem<br />

Dache lebte.<br />

Wir erfahren kaum etwas darüber, wie es mit seiner wissenschaftlichen Weiterbildung<br />

bestellt war. Immerhin begleitete ihn sein Lehrer Weingartner nach seiner<br />

Residenz Rotenburg und wurde später wie auch der treue Stallmeister Franz Trampe<br />

in den bischöflichen Rat aufgenommen. Das Interesse für Erdkunde und Architektur<br />

blieb erhalten. Philipp Sigismund ließ durch den Landmesser Gigas die erste Karte<br />

des Stiftes Osnabrück anfertigen und in Osnabrück, Iburg und Rotenburg Bauten<br />

im Renaissancestil errichten.<br />

Was er als Landesfürst erstrebt und erreicht hat, ist in der Ungunst der Zeiten<br />

in Vergessenheit geraten. Es sei nur erwähnt, daß er im Stifte Verden die Hexenprozesse.<br />

verbot, während unter seinem hochgebildeten Bruder Heinrich Julius um<br />

Wolfenbüttel die Scheiterhaufen brannten. In der Geschichte des Landes Braunschweig<br />

hat er nur einmal eine Rolle gespielt, als er dahin berufen wurde, um die<br />

Mißstände unter der Herrschaft der Brüder v. Streithorst beseitigen zu helfen.<br />

Überblickt man das Leben von Philipp Sigismund, so stellt er sich dar als eine<br />

Persönlichkeit, die, wenn auch geschichtlich nicht hoch bedeutend, so doch charakterstark<br />

und menschlich liebenswert war. Das geht besonders hervor aus seinen Briefen<br />

an den Kammerjunker Johann v. Frese, von denen einer zum Schluß mitgeteilt sei:<br />

"Besonders lieber getreuer, wir sind gelückig undt woll hier angelangedt,<br />

.•..• haben auch deiner lieben haußfrauhe eine tohne broyhan angesteIdt, die dieselbe<br />

hier übersenden wollen, hoffen, sie wird sich denselben wol schmecken lassen,<br />

&0) StA Osnabrück Rep. 100 Abschn.14 Nr. Il.<br />

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