Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
meister müssen stets im Gemach auf- und abgehen. Briefe sind von ihnen in Empfang<br />
zu nehmen 28).<br />
Mit der Gesundheit Philipp Sigismunds stand es in Helmstedt anfangs nicht zum<br />
besten. Der neue Hofmeister Franz Behr 29) schrieb nach Wolfenbüttel, daß der<br />
Herzog viel unter "Hartleibigkeit" und Gelbsucht zu leiden habe, und beklagt sich<br />
über den sauren Wein und das schlechte Bier, beides sei nicht bekömmlich. Darauf<br />
wurde das bessere Zerbster Bier geliefert. Als im Oktober 1582 in Helmstedt die<br />
Pest ausbrach, brachte der Hofmeister die beiden jungen Herren in das Kloster<br />
Marienthai, dessen Abt mit dieser Einquartierung durchaus nicht einverstanden war.<br />
Herzog Julius beorderte sie nach Helmstedt zurück. Er schrieb am 14. November an<br />
Behr: "Nun ist unser will, das du gedachte unsere jungen herrn ungesäumt wieder<br />
nach Helmstedt bringest, denn wir sie nicht wie weibische männer erzogen haben<br />
wollen. Man hat auch noch nit gehört, das ein fürst von Braunschweig an der pest<br />
gestorben, sondern vielmehr in schlachten, stürmen und dergleichen tapferen thaten<br />
christlich und rümblich umkommen" SO).<br />
Für Philipp Sigismund wurde der Aufenthalt in Helmstedt unterbrochen durch<br />
eine Reise nach Pommern zu seiner ältesten Schwester Sophie Hedwig, die 1577 den<br />
Herzog Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast geheiratet hatte. Er wurde von seinem<br />
Vater dorthin geschickt, weil er kränklich und von einer "melancholischen Schwachheit"<br />
befallen war. Er sollte sich dort erholen und auch in der pommerschen Landwirtschaft<br />
umsehen. Herzog Julius wollte dort nebenbei Handelsgeschäfte tätigen,<br />
er wollte seiner Tochter Messing und andere MetalIwaren liefern und verlangte<br />
dafür jährlich 20 Tonnen Butter und die Wolle von 500 Schafen. Sophie Hedwig<br />
beklagte sidl allerdings, daß sie die gesdlickten Waren nicht anbringen könne. Vor<br />
Philipps Rückreise empörte sie sidl darüber, daß die Wegzehrung ihrem Gatten<br />
angeredlnet werden sollte. Wenn das geschähe, wäre es dem Herzog Julius und dem<br />
Hause Braunsdlweig sehr sdlimpflidl. Auch hatten die Begleiter ihres Bruders, der<br />
Hofmeister und der Stallmeister Franz Trampe, keine Jahresbesoldung erhalten,<br />
sondern nur die Verpflegung. Für Trinkgelder war nidlts mitgegeben, sie mußte<br />
auf des Herzogs Kreditbrief eine Anleihe aufnehmen, um die nötigen Geldgesdlenke<br />
zu geben, z. B. an den Organisten, der ihrem Bruder täglich eine Musikstunde zu<br />
geben hatte 31).<br />
Aum in Pommern ging der Unterricht weiter, der Präzeptor Heinrim Weingartner<br />
smickte einen ausführlimen, remt günstigen Berimt aus Wolgast. Wegen<br />
vieler Reisen mit seinem Smwager hat Philipp Sigismund nimt immer seinen Studien<br />
obliegen können, er hat aum viel Zeit mit Jagen, Reiten und anderen Leibesübungen<br />
28) F. v. Strombeck: Deutsmer Fürstenspiegel aus dem 16. Jahrhundert. Braunsmweig<br />
1814. S. ZI.<br />
19) Franz Behr geb. 1551 t 161l, später Erzieher des Herzogs Joamim Karl, dann Rat in<br />
Halberstadt. Samse a. a. O. S. 153h54.<br />
30) StAH Cal. Br. 1l XIII Nr. I.<br />
11) E. Bodemann: Die Verheirathung der Prinzessin Sophie Hedwig von Braunsmweig<br />
Wolfenbüttel 1517 und deren BriefwemseI mit ihrem Vater, dem Herzoge Julius 1577-1585.<br />
Zs. d. Hist. Ver. f. Nds. Jg. 1830, S. 183 und ZI I f.<br />
113<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519