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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

I. Oktober 1577 allerdings recht wohlwollend, daß "der junge herzog fein 'freudig<br />

und unerschrocken ohne wehmut, wie nie zuvor geschehen, geantwortet". Auf die<br />

Frage, ob er wollte selig werden und wer ihn erlöset habe und wodurch die Erlösung<br />

geschehen, hat er "zimblich antwort" gegeben und so bestanden, daß man Hoffnung<br />

auf Besserung schöpfen könne. Als Lektionen in Religion werden angegeben:<br />

20 Psalmen auswendig lernen, dazu den Lobgesang der Maria und des Simeon und<br />

6 Choräle. Die Prüfung in Latein beschränkte sidI auf Deklinieren und Konjugieren,<br />

wobei er oft ins Stocken kam. Erschwerend für ihn war, daß sein jüngerer Bruder<br />

Joachim Karl (geb. 1573), der auch nach Schöningen gebracht war, einmal äußerte:<br />

"er wisse mehr als sein bruder und könne ihn wol unter die bank stecken." Der<br />

Kanzler Mutzeltin meinte, es könne sein, daß "ein widerwille zwischen den beiden<br />

einreißen würde, der in jungen jahren einwurLelt und nachher schwerlich auszulöschen<br />

sei". Er schlug daher vor, daß die beiden ihre eigenen Erzieher und Lehrer bekommen<br />

sollten, damit Philipp nicht zu sehr zurückbliebe, sondern etwas mehr als die Muttersprache<br />

und Latein zu reden und zu schreiben lerne und besser behalten könne,<br />

was er gelernt habe. Es sei zu erwägen, wohin man die Knaben schicken könne 22).<br />

Die Trennung geschah allerdings nicht, weil Julius wohl die Kosten einer doppelten<br />

Hofhaltung fiirchtete. Der Hofmeister Curdt v. Schwiecheldt äußerte dazu, Philipp<br />

Sigismund müsse einen scharfen Hofmeister haben, sonst wolle er sich nicht ziehen<br />

lassen. Professor Borcholt war dagegen der Meinung, der junge Herzog könne bereits<br />

den Katechismus Luthers und 40 Psalmen auswendig. So solle er dabei bleiben und<br />

täglich einen Psalm hersagen, etwas Neues solle man nicht anfangen. Auch solle man<br />

ihn nicht mit allzu vielen grammatischen Regeln in Latein beschweren. Im Examen<br />

1578 schnitt Philipp Sigismund nicht viel besser ab. In Latein hatte er "den Donaturn<br />

23) etzliche mahl ausgelesen", auch das Psalterium des Herrn Hofmeisters, weil<br />

dasselbige in großen Buchstaben gedruckt sei.<br />

Ein kleines Porträt im W olfenbüttelcr Schloßmuseum zeigt ihn in dieser Zeit als<br />

einen sdllanken und blassen Knaben mit etwas stumpfem Gesichtsausdruck, anscheinend<br />

körperlich und seelisch stark gehemmt (Abb. I; vgl. auch Porträt von 1590:<br />

Abb.2).<br />

Als Heinrich Julius seine Studien in Helmstedt begann, wurde die Haushaltung<br />

der beiden jüngeren Herzöge nach Gröningen bei Halberstadt verlegt. Im Examen<br />

1581 wird von Philipp Sigismund berichtet, daß er den Katechismus repetiert, auch<br />

mehr Psalmen auswendig gelernt, im Lateinischen dekliniert und konjugiert, das<br />

Compendium der Grammatik getrieben und auch das Schreiben ferner geübt habe.<br />

Irgendwelche Fortschritte scheint er nicht gemacht zu haben. Für die Räte und Professoren<br />

müssen diese Prüfungen eine ziemlich große Plage gewesen sein. Curdt<br />

v. Schwiechcldt spricht in einem Schreiben vom 4. August 1577 an Herzog Julius<br />

den Wunsch aus, "das die examinatores zwo tage beiwonen und nit davon eilen" 24).<br />

22) StA \V I Alt Z1 Nr.73.<br />

") Donatus, römischer Grammatiker und Rhetoriker, lebte Mitte des 4. Jahrhunderts<br />

n. C. in Rom, Lehrer des Hieronymus. Seine 3 Bände ars grammatica, später Hauptlehrbuch<br />

der lateinischen Sprache.<br />

14) StA W I Alt 21 Nr.73.<br />

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