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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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BRAUNSCHWEIGISCHES JAHRBUCH


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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Gedruckt mit Förderung der<br />

Braunschweigischen Staatsbank


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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BRAUNSCHWEIGISCHES<br />

JAHRBUCH<br />

IM AUFTRAGE DES<br />

BRAU~ SCIIWEIGISCHEN GESCHICHTSVEREINS<br />

HERAUSGEGEBEN VON<br />

J. KÖNIG<br />

Der ganzen Reihe<br />

BAND 49<br />

1968<br />

Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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Schriftleitung:<br />

Archivdirektor Dr. J. König, Wolfenbüttel, Forstweg 2<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

Tausch und Vertrieb der Vereinsveröffentlichungen:<br />

Braunschweigischer Geschichtsverein e. V.<br />

Tauschstelle<br />

334 Wolfenbüttel, Forstweg 2<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

Gedruckt in der Waisenhaus-Buchdruckerei Braunschweig


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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I nh alt<br />

Eine unbekannte Fortsetzung der Chronik des Henricus Bodo von Clus<br />

Zugleich ein Beitrag zum Braunschwcigischen Reformationsjubiläum<br />

von Prof. Dr. Hans G 0 e t tin g, Göttingen • • .<br />

Seite<br />

5<br />

Das Politische Testament Herzog Anton Ulrichs<br />

zu Braunschweig und Lüneburg<br />

von Dr. Gerhard Ger k e n s, Hamburg • . . .<br />

37<br />

Beiträge zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wolfenbüttel .<br />

Teil II: Nachrichten über die Samsonschule, die Synagoge, den jüdischen<br />

Friedhof und den Samsonschen Legatenfonds. - Herz Samson in<br />

Braunschweig (1738 bis 1794). - Anhang: Zwei vertauschte Gumpel-Bilder?<br />

Mit 8 Abbildungen<br />

von Hans Sc h u 1 z e, Wolfenbüttel<br />

61<br />

Zur Frage nach der Bedeutung und dem Ursprung<br />

südniedersächsischer Hofklassen<br />

von Dr. Walter Ach i 11 es, Barienrode . . . . .<br />

86<br />

Jugend und Erziehung des Herzogs Philipp Sigismund<br />

zu Braunschweig und Lüneburg, späteren Bischofs von Verden und Osnabrück<br />

Zu seinem 400. Geburtstag am I. Juli 1968<br />

Mit 1 Abbildungen<br />

von Marie Ti eIe man n, Rotenburg (Hann.) . . . . . . . . . . • • . . 105<br />

Goethes Reise nach Helmstedt<br />

und seine Begegnung mit Gottfried Christoph Beireis<br />

Eine Untersuchung zum Bildstil der" Tag- und Jahreshefte"<br />

Mit 10 Bildtafeln<br />

von Dr. Dieter M a t t he s, Wolfenbüttel . . . . . . . .<br />

UI<br />

-'I'


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Kleinere Beiträge<br />

Die Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert<br />

von Dr. Hennann K lei n a u, Stöd


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GEORG SCHNATH ZUM 70. GEBURTSTAG AM 6. NOVEMBER 1968<br />

Eine unbekannte Fortsetzung der Chronik<br />

des Henricus Bodo von Clus<br />

Zugleich ein Beitrag zum<br />

Braunschweigischen Reformationsjubiläum<br />

Von<br />

Hans Goetting<br />

Bei der Bearbeitung der archivalischen Quellen des Benediktinerklosters CIus bei<br />

Gandersheim im Rahmen der "Gennania Sacra" 1) kamen vor einigen Jahren unter<br />

bis dahin unverzeichneten losen Akten des ehemaligen Reichsstifts Gandersheim im<br />

Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel eine Reihe von Blättern zutage, die<br />

chronikalische Aufzeichnungen zur Cluser Geschimte von 1541-1581 enthielten.<br />

Die Handschrift, von einer Hand des ausgehenden 16. Jahrhunderts geschrieben,<br />

war beschädigt und entbehrte eines Titelblattes wie auch jeglicher Angaben über<br />

Verfasser und Herkunft 2). Die nähere Untersumung ergab, daß es sich um eine<br />

bisher unbekannte Fortsetzung der älteren Chronik des Mönms Henricus Bodo von<br />

Clus in deutscher Sprache handelte.<br />

Die "ChronicaCenobiiClusini" des HenricusBodo ist nicht nurdie bedeutendste<br />

spätmittelalterlime Klostergeschichte Südniedersachsens, sondern zugleich eine<br />

der wimtigsten Quellen zur Frühgeschichte der sog. Bursfelder Kongregation, der<br />

größten Reformbewegung der mitteleuropäischen Benediktinerklöster seit dem<br />

1) Herausgegeben vom Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen unter Leitung<br />

von Hermann Heimpel. Diözese Hildesheim, Teilband Gandersheim (in Vorbereitung).<br />

2) Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, jetzt eingeordnet unter der Signatur VII B<br />

Hs pu. Die Blätter sind mit den Resten der Guser Akten wahrscheinlich nach der Rückgabe<br />

des Klosters i. J. 1695 in das Gandersheimer Stiftsarmiv gelangt. Der Umsmlag trägt<br />

den Vermerk des verdienstvollen Gandersheimer Oberhofmeisters Joh. Anton von Kroll<br />

(t 1749): "Fragmentum Historiae Monasterii in Gusa, von einem Anonymo, doch vermuthlich<br />

von einem Gauß-Mönch geschrieben und continuiret von Henrici Junioris Zeiten, vor, in<br />

und nach der Sachs. und Hessischen Invasion und Reformation, ferner biß auf und nach der<br />

Reformation Herzogs Julii, und gehet biß an die Zeit, da Abbatissae Margarethae Process<br />

von Minden nach Hildesheim vor den Commissarium de Via gekommen. Es sind hierinnen<br />

von der Hessen Zeiten viel particularia, wovon nirgends etwas zu finden." Von einem Teil<br />

der Chronikfortsetzung, der die Jahre 1569/70 umfaßt, wurde in Gandersheim im späteren<br />

18. Jh. eine Abschrift hergestellt, die aber ebenfalls unbekannt blieb (jetzt 11 Alt Gand. Fb. 1<br />

Nr. 114). Nach Auffindung der Handschrift VII B Hs 3ua durch den Verfasser hat Kurt<br />

Kronenberg sie inzwischen als "Chronik eines unbekannten Mönchs" für die zweite Auflage<br />

(1966) seines Büchleins "Clus und Brunshausen. Verlassene Klöster" (Aus Gandersheims<br />

großer Vergangenheit, Heft I) benutzt und teilweise ausgeschrieben.<br />

5<br />

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15. Jh., die bekanntlich von Clus ihren Ausgang genommen hat S). Das Werk liegt<br />

zusammen mit dem kleineren "Syntagma eccIesie Gandesiane" des gleichen Verfassers<br />

noch im Autograph vor '). G. W. Leibniz hat in seinen "Scriptores rerum<br />

Brunsvicensium" größere Auszüge daraus veröffentlicht 11); im übrigen harrt die<br />

Handschrift noch der vollständigen Edition. Der Verfasser Henricus Bodo (An ge­<br />

Ionius) 6), der aus AIfeld stammte und vor 1505 als Mönch in Clus eingetreten war,<br />

hatte seine Cluser Chronik auf Veranlassung des bedeutenden, gleichfalls aus Alfeld<br />

stammenden Abtes Konrad (V.) Hyssing im Jahre 1513 begonnen und wenig später<br />

das Gandersheimer Syntagma in Angriff genommen. Beide Werke ließ er im Jahre<br />

1531 von dem Buchbinder des Klosters zusammenbinden 7). Für weitere Eintragungen<br />

waren leere Lagen vorgesehen. Auf diesen setzte der Verfasser seine chronikalischen<br />

Aufzeichnungen über Clus bis zum Jahre 1539/40 fort. Zu Anfang 1541 wurde<br />

er zum Abt des Benediktinerklosters Marienstein bei Nörten-Hardenberg gewählt<br />

und verließ Clus 8). Das letzte Blatt mit den Eintragungen des Henricus Bodo, welche<br />

das Jahr 1540 umfaßten (nach BI. 160 v), ist herausgerissen und fehlt. Ein kurzer<br />

Nachtrag von jüngerer Hand (jetzt BI. 161 r) berichtet von dem Abtswechsel in Clus,<br />

wo nach dem Tode Konrads (V.) Hyssing am 15. Juni 1541 wenige Wochen später<br />

in Anwesenheit der Äbte Johannes von Reinhausen, Johannes von Bursfelde und<br />

Heinrich (Bodo) von Marienstein der bisherige Cellerarius in Clus Johannes (IV.)<br />

Mutken zum Abt gewählt wurde 8), und gibt eine Namensliste des damals vorhandenen<br />

Konvents.<br />

Mit der Wahl des Abtes Johannes (IV.) Mutken im Jahre 1541 setzt die nunmehr'<br />

aufgefundene und unten erstmalig edierte Fortsetzung der Chronik ein. Sie gibt uns<br />

eine erwünsmte Smilderung der schidcsalhaften Ereignisse, welme Ous in der<br />

Reformationszeit trafen, angefangen von der ersten Einführung der lutherismen<br />

I) Die reidte Literatur zur Bursfelder Refonn, die vor allem den Forsdtungen von<br />

P. Dr. Paulus Volk von Maria-Laach verdankt wird, findet sidt in dessen großer Edition<br />

"Die Generalkapitelsrezesse der Bursfclder Kongregation" Band I, 1955, S.I-5 ver.leidtnet.<br />

Für den Anteil von aus an der Refonn im besonderen die sdtöne Arbeit von Hennann<br />

Herbst, Das Benediktinerkloster Klus bei Gandersheim und die Bursfelder Reform (Beiträge<br />

zur Kulturgesdtichte des Mittelalters und der Renaissance, hrsg. von Walter Goetz, Band So,<br />

1931).<br />

I) Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel, eod. Guelf. 19.13 Aug. 4°. Zur Beschreibung<br />

und Einteilung des Codex (im folgenden abgekürzt: CC) vgl. Herbst, a. a. O. S.8 ff., besonders<br />

S. 13-15. Für die mir gegebene Möglichkeit, die Handschrift eingehend zu überprüfen,<br />

danke idt meinem verehrten Kollegen, Herrn ßibliotheksoberrat Dr. Hans Butzmann,<br />

aufs herzlidtste.<br />

') Bd.II (Hannover 1710), S. 346-370: Selecta ex Chronico Clusino.<br />

e) Vgl. Herbst, a. a. O. S. 16 ff.<br />

7) Notiz am oberen Rande der Innenseite des Rückendeckeis. Sie ist gegenüber Herbst,<br />

a. a. O. S. 15 Anm. :1 ridttig zu lesen: "Anno domini 15P ligatus est presens liber per fratrem<br />

in hac ausula inclusus [!) Katherine."<br />

8) Herbst, a. a. O. S. 19 f.<br />

') Vgl. die Urkunde vom 15. Juli 1541 (10/11 Urk 119)' Die angegebenen Archivsignaturen<br />

sind, falls nimt ausdrüdclidt anders vermerkt, sämtlidt sohne des Niedersämsismen<br />

Staatsarchivs Wolfenbüttel.<br />

6


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Lehre während der Besetzung des Fürstentums Braunschweig-W olfenbüttel durch<br />

die Schmalkaldischen Verbündeten vom Herbst 1541 bis zum Sommer 1547 über die<br />

Restitution durch den katholischen Herzog Heinrich den Jüngeren, die Plünderungen<br />

des Klosters in den Kriegen des Herzogs mit dem Grafen Volrad von Mansfeld und<br />

dem Markgrafen Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach in den Jahren<br />

ISS1- und ISS3 bis zur endgültigen Einführung der Reformation durch Herzog Julius<br />

im Herbst 1568 und zu dessen schweren Auseinandersetzungen mit dem Reichsstift<br />

Gandersheim um den Besitz von Clus und Brunshausen. Mit dem Kurienprozeß der<br />

rechtmäßig gewählten katholischen Gandersheimer Äbtissin Margareta von Chlum<br />

(1577-1589) gegen die als evangelische Äbtissin gewaltsam eingesetzte minderjährige<br />

Tochter des Herzogs, Elisabeth, bricht die Darstellung im Jahre 1581 unvermittelt ab.<br />

Die Frage nach dem ungenannten Verfasser, welcher Angehöriger des Klosters<br />

gewesen sein muß und mindestens seit dem Ende der sechziger Jahre als Augenzeuge<br />

berichtet, war nur auf dem Wege des Schriftvergleichs innerhalb des Aktenmaterials<br />

von Gandersheim und aus zu lösen. Es ergab sich dabei mit absoluter Sicherheit,<br />

daß die Schrift des Fortsetzers der Chronik mit der des letzten katholischen Abtes<br />

von Clus, Heinrich (V.) Pumme(n) (1571-1596), identisch ist 10). In ihm also haben<br />

wir den Verfasser und Schreiber der Aufzeichnungen zu sehen, und wie Henricus<br />

Bodos Chronik liegt uns auch deren Fortsetzung durch Heinrich Pumme im Autograph<br />

vor.<br />

Person und Lebensgang des Verfassers müssen kurz geschildert werden. Heinrich<br />

Pumme stammte aus Uslar und wurde wohl noch vor 1565 Mönch in Clus. Nach der<br />

Flucht des Priors und Prokurators Andreas Lüderitz (Stendel), der die inzwischen im<br />

Fürstentum Wolfenbüttel eingeführte protestantische Kirchenordnung nicht annehmen<br />

zu können glaubte 11), übernahm er Ende Mai 1569 dessen Funktion als<br />

Prokurator (CelIerarius). Als der alte Abt Johannes Mutken am 11. Februar 1570<br />

gestorben war, erhielt Heinrich Pumme bei der Neuwahl am 4. März 1570 drei der<br />

fünf Stimmen der Konventualen, mußte aber, da die Patronatsherrin, die Äbtissin<br />

des Reichsstifts Gandersheim Magdalena von Chlum (1547-1577), ihn für zu jung<br />

hielt 12), zunächst vor ihrem Kandidaten, dem Abt Johannes Bedanann aus Northeim,<br />

zurückstehen. Nachdem dieser wenig später durch die von der Wahl überraschte<br />

herzogliche Regierung vertrieben worden war, leitete zunächst Heinrich<br />

Pumme als Prokurator das Kloster, Hoh jedoch, als der Gandersheimer Generalsuperintendent<br />

Lic. Hermann HameImann kommissarisch als evangelischer Abt in Clus<br />

eingesetzt wurde, im Juni 1570 nach Marienstein. Nach HameImanns Scheitern<br />

kehrte er am H. Dezember 1570 auf das Versprechen freien Geleits durch den Herzog<br />

Sofern die im folgenden berührten Ereignisse in der unten abgedruckten Chronikfortsetzung<br />

VII B Hs 3 % I a eingehender gesdlildert werden. finden sidl die Belege mit den genauen<br />

Ardlivsignaturen in den Textanmerkungen zur Edition.<br />

10) Vgl. besonders die eigenhändigen Sdlreiben Heinridl Pummes vom 31. März 1581<br />

und vom 9. Mai IS91 in 1 Alt 35°1. Der Abt sdlreibt seinen Namen meist .. Pumme", nidlt<br />

selten aber audl .. Pummen".<br />

11) Siehe unten S. 13.<br />

12) Vgl. das Gandersheimer Kapitelsprotokoll VII B Hs 3Sa BI. 19.<br />

7<br />

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nach Clus zurück, um die Verwaltung wieder zu übernehmen. Als am 6. Juni 1571<br />

der Abt Johannes (V.) Beckmann sein Amt zurückerhielt, nachdem er sich schließlich<br />

wenigstens zur Befolgung der fürstlichen Kirchenordnung bereiterklärt hatte, unterschrieb<br />

auch Heinrich Pumme mit den übrigen Konventualen diesen Revers 18).<br />

Knapp ein Jahr später, am x. Juni 1572, resignierte der schwer erkrankte Abt zugunsten<br />

des Prokurators und starb am folgenden Tage. Um dem Herzog keine<br />

Gelegenheit zum Eingreifen in eine förmliche Wahl zu geben, bestätigte die Stiftsäbtissin<br />

Magdalena von Chlum den Prokurator Heinrich Pumme kurzerhand als Abt,<br />

"als wenn er ••• erwählt wäre" 14) und vollzog am 4. Juni 1572 persönlich die Introduktion<br />

in Clus und am nächsten Tage die feierliche Konfirmation in der Gandersheimer<br />

Stiftskirche 15). Herzog Julius, derart vor vollendete Tatsachen gestellt,<br />

mußte sich zunächst damit einverstanden erklären, um den wenige Tage später, am<br />

I I. Juni 1572, mit dem Reichsstift abgeschlossenen (3.) Vertrag als Ganzes nicht zu<br />

gefährden. Nach Artikel 4 sollte "der neue, gegen den Vertrag vom 15. August 1571<br />

(der die künftige Besetzung von Clus mit einem Abt Augsburgischer Konfession vorgesehen<br />

hatte) gewählte und bestätigte Abt zu Clus ... der Äbtissin zu Gefallen<br />

bleiben" 16).<br />

Es war jedoch nur eine Frage der Zeit, daß der protestantische Landesherr seine<br />

Macht gegenüber dem Kloster Clus, das er unter Bestreitung der Gandersheimer<br />

Rechte als "Landstand" ansah, zur Geltung bringen würde. überraschend wurde am<br />

24./z5. August 1573 das jährliche " Generalkonsistorium", ein unter dem Vorsitz<br />

des Landesherrn periodisch einberufenes gemischt weltlich-geistliches Gremium zur<br />

Beratung von Kirchen- und Schul angelegenheiten, in Clus abgehalten 17). Ein erster<br />

Versuch, im Oktober des gleichen Jahres den Kammerbeamten Markus von Elpen<br />

als "herzoglichen Mitverwalter" nach Clus zu setzen, scheiterte am persönlichen Eingreifen<br />

der Stiftsäbtissin 18). Im folgenden Jahre wurde erneut ein Generalkonsistorium<br />

für den 20. Dezember in Clus anberaumt und trotz Protestes von Äbtissin und<br />

Abt durchgeführt 19). Der Druck der herzoglichen Regierung verstärkte sich im<br />

folgenden Jahre 20) und führte schließlich, obwohl das Reichsstift ein erneutes kaiserliches<br />

Schutzmandat 21) erwirkte und seine Beschwerden auf dem Regensburger<br />

Reichstag vom Februar 1576 vorbrachte - auch Clus beteiligte sich mit 100 Rth. an<br />

den Kosten 22) - zu offenen Gewaltmaßnahmen. Am 6. Juli 1576 wurde der hcrzog-<br />

13) 1 Alt 3489. Vgl. unten S. 29.<br />

14) IollI Urk 130.<br />

1&) VII B Hs 50 S. 408.<br />

18) 6 Urk 924.<br />

17) 11 Alt elus 15.<br />

18) 1 Alt 3490. Vgl. auch Kronenbcrg, a. a. O. S. 68 f., dessen übrige Darstellung der<br />

Ereignisse jedoch nicht frei von Irrtümern ist.<br />

8<br />

19) 11 Alt elus 18.<br />

20) Vgl. I I Alt elus I I, 20 und 11.<br />

21) Vom :u. September 1575, 11 Alt Gand. Fb. I, V, 1 Bd. I.<br />

22) I I Alt elus 11.


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liche Mitverwalter Markus von Elpen unter militärischer Bededmng erneut in Clus<br />

eingesetzt 23). Während Abt Heinrich Pumme wenige Tage später unter Mitnahme<br />

von Siegel, Urkunden und liturgischen Geräten nach Hildesheim floh 24), bezog die<br />

alte Stifts äbtissin Magdalena von Chlum am 2.5. Juli 1576 persönlich Quartier in<br />

Clus 25). Es gelang ihr dadurch, dem herzoglichen Beamten die Ausübung der Verwaltung<br />

in Clus unmöglich zu machen. Sie konnte aber, inzwischen auf den Tod<br />

erkrankt, nicht verhindern, daß am 2.4. Januar 1577, vier Tage vor ihrem Ableben,<br />

Kommissare des Herzogs gewaltsam in Clus eindrangen und als neuen herzoglichen<br />

Verwalter den früheren Seesener Amtmann Barwart Mente einsetzten 26).<br />

Während der nun folgenden Besetzung der Abtei des Reichsstifts für des Herzogs<br />

Tochter Elisabeth, obgleich das Kapitel weiterhin zu der von ihm rechtmäßig gewählten<br />

Nachfolgerin der Äbtissin, ihrer Schwester Margareta von Chlum, zugleidt<br />

Äbtissin des Stifts Neuenheerse, hielt, und während die Klöster Brunshausen und<br />

Clus in den Händen herzoglicher Verwalter waren, versuchte Abt Heinrich Pumme,<br />

von seinem Exil im Hildesheimer St. Michaelskloster aus für die Restitution von<br />

Clus zu wirken. Der dort mit einem kleinen Restkonvent verbliebene Prior konnte<br />

ihn mehrmals in Hildesheim aufsuchen 27), und auch mit dem Kapitel des Reichsstifts<br />

Gandersheim bestand über dessen Hildesheimer Syndikus Dr. Albrecht Busch ständige<br />

Verbindung. Es gelang, beim Kaiser am 9. Dezember 1579 ein weiteres Mandat<br />

an Herzog Julius zu erwirken, die Klöster Brunshausen und Clus unverzüglich an<br />

die rechtmäßige Gandersheimer Äbtissin Margareta von Chlum herauszugeben, wogegen<br />

der Herzog beim Reichskammergericht Berufung einlegte und sowohl die<br />

Okkupation als auch alle Rechte der Äbtissin in bezug auf die Temporalien der<br />

bei den Klöster bestritt 28).<br />

Am 2.6. August 1586 erreichte der Abt nochmals ein förmliches Schutzdiplom<br />

Kaiser Rudolfs 11. für sich und die Cluser Konventualen, dazu ein Mandat an alle<br />

Klöster und Städte, an die Clus Kapitalien ausgeliehen hatte, die fälligen Zinsen an<br />

das Kloster weiterzuzahlen, soweit dies auf den Druck des Herzogs hin unterblieben<br />

war 29). Verhandlungen, für den Abt freies Geleit zur Rückkehr nach Clus zu<br />

erwirken, liefen seit 1582., hatten aber kein Ergebnis.<br />

Endlich bot die Katastrophe der zweiten vom Herzog in Gandersheim eingesetzten<br />

evangelischen Äbtissin Margarete von Warberg und in deren Folge der<br />

Neuenheerser Vertrag vom 16. Februar 1588, welcher der rechtmäßigen Äbtissin<br />

Margareta von Chlum wieder die Gandersheimer Abtei zurückgab 30), und schließlich<br />

23) 1 Alt 3493.<br />

2t) Am 9. Juli 1576, vgl. 2. Alt 3496.<br />

26) 1 Alt 3496.<br />

28) 11 Alt Gand. Fb. 1,111, 3.<br />

27) 1 Alt 3493.<br />

28) 6 Urk 939.<br />

29) 10/11 Urk 134 und 135.<br />

80) 6 Urk 593. VgI. außerdem zur Verurteilung der Margarete von Warberg K. Kronenberg,<br />

Verfallene Ritterburgen um Gandersheim (Aus Gandersheims großer Vergangenheit<br />

Heft 1, 1960), S. 30 ff.<br />

9


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der Tod des Herzogs Julius am 3. Mai 1589 auch für den eluser Abt die Möglichkeit<br />

zurückzukehren. Nachdem er durch seinen Hildesheimer Prokurator hatte versichern<br />

lassen, er wolle sich der fürstlimen Kirmenordnung gemäß verhalten, aum die<br />

Urkunden und Siegel des Klosters wieder herbeismaffen, wurde Heinrim Pumme<br />

smließlim am 28. August 1589 durm zwei herzogliche Kommissare, den lutherismen<br />

Abt Heinrim (Wirsme) von Ringelheim und den fürstlimen Rat Hans von Gittelde,<br />

wieder in die Leitung von elus eingesetzt. Der verbliebene Rest des Konvents, der<br />

Prior Johannes Sodthoff und der einzige Konventuale Andreas Probst, leisteten ihm<br />

den Obedienzeid. Der Abt begründete seine damalige Flumt damit, daß er "dan weil<br />

es derozeit alda zur Clauß seltzam were zugangen, hette notwendig weimen müssen,<br />

damit er sim keinem teill anhengig mamen dürfen .•. ". Er verspram zugleim, er<br />

wolle "des dosters siegel und brieHe, wiewoll die ni mt seinethalben aus dem doster<br />

kommen, •.• zu doster widderbringen und smaffen". Der neue Landesherr, Herzog<br />

Heinrich Julius, betonte seinerseits, er hätte "nimts lieber gesehen, als daß cr im<br />

eloster geblieben" wäre und verspram, "ihn vor seine Person mit äußerlicher und<br />

weltlimer Gewalt zum Glauben nimt zwingen" zu wollen 31).<br />

Der nam vierjährigem Bemühen zwismen dem Herzog und dem Reichsstift<br />

Gandersheim (die letzte katholisme Äbtissin Margareta von Chlum war schon am<br />

10. April 1589 verstorben) ausgehandelte Große Vertrag vom 20. August 1593 32 ),<br />

den Abt Heinrich Pumme "in manus abbatissae" beschwor, bestimmte, daß es für<br />

elus künftig bei der Nominierung eines Abts Augsburgismer Konfession durch den<br />

Landesherm und der Bestätigung durch die Stiftsäbtissin bleiben solle und daß die<br />

Klosterrechnungen sowohl der Äbtissin wie auch dem Herzog als dem Konservator<br />

des Stiftes vorzulegen seien. Nachdem - wie smon die übrigen eluser Konventualen<br />

- aum das Reimsstift Gandersheim mit dem Regierungsantritt der Äbtissin Anna<br />

Erika von Waldeck am 23. April 158933) vollständig evangelisch geworden war,<br />

blieb Abt Heinrich Pumme der letzte kathoIisme Ordensmann im Fürstentum<br />

Braunsmweig-W olfenbüttel.<br />

Noch am Ende seines Lebens wurde er in eine blamable Angelegenheit verwickelt,<br />

die zugleim ein bezeichnendes Limt auf die Zeit der Durchführung der Reformation<br />

wirft, in der sich die Angehörigen der Klosterkonvente einer ungewissen Zukunft<br />

ausgeliefert sahen. Vor dem Fürstlimen Konsistorium verklagte die ehemalige Nonne<br />

des im Jahre 1570 aufgehobenen Klosters St. Marien vor Gandersheim, Katharina<br />

Dethmers zu Wiebremtshausen, den Abt wegen gebrochenen Eheverspremens. In<br />

einer eigenhändigen Supplik an den Herzog gab Heinrim Pumme am 21. Januar 1596<br />

zu, "daß gedadlte leichtfertige nonne vor vielen jahren mit irem smmeichelhaften<br />

liebkosen einen zettel von mir trunckener unbesonnen [!] weise heraußerkriegen ",<br />

doch sei "solmer kein beständiges eheverspremen, vilmehr ein excess, so in meiner<br />

jugend begangen ...... Er habe nimt die Absicht, seinen "stand, orden und catholisme<br />

H) JO/ll Urk 136, gedr. Joh. Georg Leuckfeld, Antiquitates Gandersheimenses (Wolfenbüttel<br />

1710), S. 196-198.<br />

8'} 6 Urk 964; vn B Hs 36 Band 4 BI. 244; Joh. Christoph Harenberg, Historia ecclesiae<br />

Gandershemensis .•• dipiomatica (Hannover 1734), S. 1024.<br />

P) 11 Alt Gand. Fb. 1,111, 16; VII B Hs 36 Band 4, BI. 65-68 v.<br />

10<br />

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religion" zu verlassen, zum al er alt und krank sei 34). Die vom Herzog befohlene<br />

Untersuchung des Falles erledigte sich dadurch, daß Heinrich Pumme schon am<br />

19. April 1596 starb 35). Er wurde am 29. April in der Mitte der Klosterkirche begraben<br />

36). Unter seinem evangelischen Nachfolger, dem vom Herzog eingesetzten<br />

Hofgerichtssekretär und Gandersheimer Kanoniker Georg Schünemann (1596-1617),<br />

erlosch das klösterliche Leben in Clus endgültig.<br />

Die Darstellung des Lebensganges Heinrich Pummes hat uns bereits mit einem<br />

Teil der schweren Auseinandersetzungen bekanntgemadlt, in die das Reichsstift<br />

Gandersheim und seine Klöster mit dem Landesherrn nach Einführung der Reformation<br />

im Fürstentum Braunschweig-WoIfenbüttcI gerieten. Sie bilden auch den<br />

wesentlichen Kern von Pummes chronikalischen Aufzeichnungen. Zum Verständnis<br />

bedarf es noch einer kurzen Darlegung, warum es zwangsläufig zu diesen Kämpfen<br />

kommen mußte, in denen beide Seiten rechtlich begründete Ansprüche wahren zu<br />

müssen glaubten.<br />

Das Benediktinerkloster Clus war als Reformanstalt Hirsauer Prägung im zweiten<br />

Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts von Gandersheim aus gegründet und dotiert<br />

worden 37). Es war somit - wie auch die älteren Klöster Brunshausen und St. Marien<br />

vor Gandersheim - Eigenkloster des Reichsstifts, freilich in einer Zeit, in der sich<br />

schon die alten eigenkirchenrechtlichen Anschauungen unter dem Einfluß der Kirchenreform<br />

in Richtung auf ein Patronatsverhältnis zu wandeln begannen. Der erste<br />

Konvent, von der damals hirsauischen Benediktinerabtei Corvey gestellt, gedieh nicht<br />

und wurde 1134 im Zusammenwirken von Kaiser Lothar 111., dem Diözesanbischof<br />

Bernhard I. von Hildesheim und der Stifts äbtissin Liutgard I. von Gandersheim<br />

durch Ouniazensermönche unbekannter Herkunft ersetzt. In der zweiten Hälfte des<br />

12. Jhs. bestanden enge persönliche Beziehungen zum St. Mimaelskloster in Hildesheim.<br />

Als Gandersheimer Eigenkloster hatte auch Clus an der kirchenrechtlichen<br />

Unabhängigkeit vom Diözesanbismof teil, nachdem das Reichsstift zu Beginn des<br />

13. Jhs. die Exemtion hatte erringen können 38). Nicht jedoch gelang dem Reichsstift<br />

in der Folgezeit gegenüber den Weifen, die sich in der zweiten Hälfte des 13. Jhs.<br />

als Vögte mit einer herzoglichen Burg in Gandersheim festsetzten, die Ausbildung<br />

eines eigenen weltlichen Territoriums, das aum die ihm untergebenen Klöster hätte<br />

umfassen können. Vielmehr kam es besonders seit der Mitte des 14. Jhs., als der<br />

Gandersheimer Raum zum welfischen TeiIfürstentum Braunschweig-Göttingen<br />

gehörte, auf dem Wege über die Vogtei und den in jenen fehdereichen Zeiten besonders<br />

notwendigen Smutz der Welfenherzöge zur allmählichen Ausbildung einer<br />

landesherrlichen Klosterherrsmaft. Sie drohte zeitweise sogar die Reichsunmittelbar-<br />

") 2 Alt 35%0. Vgl. auch Kronenberg, (wie Anm. 2). S. 66 f.<br />

111) Nekrolog des Hildesheimer St. Michaelsklosters. Neues Vaterländ. Archiv 1842. S. 435.<br />

1ft) CC BI. 96 V.<br />

37) H. Goett;ng, Die Anfänge des Benediktinerklosters Clus, <strong>Braunschweigisches</strong> <strong>Jahrbuch</strong><br />

40. 1959. S. 17-39.<br />

38) H. Goett;ng, Gandersheim und Rom. Die Entwicklung der kirchenrechtlichen Stellung<br />

des Reichsstifts Gandersheim und der große Exemtionsprozeß (1l03-1l08), <strong>Jahrbuch</strong> der<br />

Gesellsm. für nds. Kirchengeschimte 38. 1957. S. 36 ff.<br />

II


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keit des Stifts Gandersheim selbst zu verdunkeln, wirkte sich aber zunehmend auf<br />

dessen Eigenklöster dahin aus, daß diese gleich den übrigen geistlichen Anstalten<br />

innerhalb der welfischen Territorien zu den steuerlichen und sonstigen Leistungen<br />

und Diensten des Landes herangezogen wurden und mehr und mehr als "Landstand"<br />

galten. Diese Entwicklung mußte von den Klöstern hingenommen werden<br />

und ergab sich zwangsläufig eben daraus, daß ein wirksamer Schutz nur von den<br />

Herzögen bzw. ihren Amtleuten auf der Gandersheimer Burg als den Trägem der<br />

öffentlichen Gewalt gewährleistet werden konnte und diese mehr Sicherheit zu<br />

garantieren vermochten als das Reichsstift, dessen ursprünglich starke Lehnsmannschaft<br />

sich längst mit dem herzoglichen Machtträger arrangiert hatte.<br />

Ein landesherrliches "Klosterregiment" im weltlichen Bereich konnte von den<br />

Gandersheimer Eigenklöstern noch aus einem weiteren Grunde als den Verhältnissen<br />

gemäß empfunden werden. Die Klosterreform des 15. Jhs. war gerade von den<br />

welfischen Landesherren, die sich von ihrer Durchführung mit Recht eine Stärkung<br />

der Wirtschaftskraft des einzelnen Klosters erhofften, wesentlich gefördert worden.<br />

Es wurde bereits oben daran erinnert, daß Clus der eigentliche Ausgangspunkt der<br />

großen, später unter dem Namen der Bursfelder Union bekanntgewordenen Reformbewegung<br />

gewesen ist. Nur mit tatkräftiger Hilfe des" weltlichen Armes", durch persönliches<br />

Eingreifen des fürstlichen Landesherrn, hatte im Jahre 1430 Abt Johannes<br />

Dederoth die Reform des zu stiftischen Lebensformen übergegangenen und wirtschaftlich<br />

nahezu ruinierten Klosters in CIus durchzuführen und einige Jahre später<br />

auf Veranlassung des Herzogs auch in Bursfelde das gleiche zu tun vermocht 39). Die<br />

Unterstützung der Cluser Reform durch die Gandersheimer Äbtissin trat demgegenüber<br />

zurück. So überwogen die wechselseitigen Interessen von Landesherr und<br />

Kloster dessen eigenkirchenrechtlich begründete Beziehungen zum Reichsstift Gandersheim.<br />

Ja, der in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. eben infolge der Reform einsetzende<br />

beispiellose wirtschaftliche Aufschwung des Klosters Clus, die hervorragende<br />

Stellung, die seine Äbte zumal in den ersten Jahrzehnten des 16. Jhs. in der<br />

Führung der Bursfelder Kongregation innehatten 40), stärkten sein Selbstbewußtsein<br />

in einem Maße, daß das alte Eigentums- bzw. Patronatsverhältnis zum Reichsstift,<br />

welches sich abgesehen von den liturgischen Verpflichtungen des Abtes im wesentlichen<br />

auf dessen Eidesleistung und Bestätigung beschränkte, als nicht mehr angemessen<br />

und mit den Grundsätzen der Bursfelder Reform unvereinbar empfunden<br />

wurde 41). Hinzu kam, daß mit dem Einsetzen der den Adel und die Städte der<br />

89) Herbst, a. a. O. S. 19 und 31. Dazu die Smilderung von der persönlimen Verhaftung<br />

des die Reform verweigernden und deshalb abgesetzten Cluser Abtes Dethlev von Hannover<br />

durm Herzog Otto den Einäugigen in Johannes Busm's Liber de refonnacione monasteriorum<br />

(brsg. von K. Grube, Gesmimtsquellen der Provo Samsen 19, 1886, S. 517 ff.), die als solme<br />

zuverlässig ist. Vgl. allgemein aum Adolf Brenneke, Vor- und namrefonnatorisme Klosterherrsmaft<br />

und die Gesmimte der Kirchenreformation im Fürstentum Calenberg-Göttingen I,<br />

I, 1918, Absmnitt 1 passim, und Horst Rel1er, Vorrefonnatorisme und refonnatorische Kirchenverfassung<br />

im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel (Studien zur KirmengesmidJte<br />

Niedersamsens 10, 1959), S. 50 f.<br />

40) Vgl. P. Volk, Generalkapitelsrezesse II, 1957, S. 5,14, 46, 51 U. ö.<br />

U) Vgl. IOIx I Urk 98 und den von Henrieus Bodo später darauf angebramten Rü


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Nachbarschaft zunehmend ergreifenden lutherischen Reformation der katholische<br />

Landesherr, Herzog Heinrich der Jüngere, letztlich als einziger Garant für den<br />

Fortbestand der Ordensanstalten angesehen werden mußte, wenn auch seine harte<br />

Hand oft schwer auf den Klöstern des Landes lastete und seine weitgespannten<br />

politischen Unternehmungen deren Finanzkraft bis zum äußersten in Anspruch<br />

nahm 42).<br />

Diese Verhältnisse änderten sich mit einem Schlage, als Herzog Julius nach<br />

dem Tode seines Vaters im Jahre 1568 die Reformation im ganzen Fürstentum<br />

Wolfenbüttel einführte. Waren schon während der Besetzung des Landes durch<br />

den Schmalkaldischen Bund in den Jahren 1541-1547 St. Marien, Brunshausen und<br />

Clus von den Okkupationsmächten ohne weiteres als landsässige Klöster behandelt<br />

worden, so versuchte Herzog Julius sogleich, die Gandersheimer Klöster teils aufzuheben,<br />

teils in evangelische Anstalten umzuwandeln und dem herzoglichen<br />

Kammergut im Rahmen eines Klosterfonds ad pias causas einzugliedern. Er fühlte<br />

sich dabei als Vertreter der reinen Lehre in höherem Auftrage zu ihrer Durchsetzung<br />

in seinem Lande ebenso berufen, wie er an der Rechtmäßigkeit seines Vorgehens<br />

aufgrund des schon von seinen katholischen Vorgängern geübten landesherrlichen<br />

Klosterregiments keinen Zweifel gehabt haben dürfte. Im ersten Anlauf gelang ihm<br />

die Aufhebung des Gandersheimer Marienklosters, das zugleich mit dem ebenfalls<br />

aufgehobenen Franziskanerkloster als erste Ausstattung des in Gandersheim errichteten<br />

Paedagogium illustre 43), des Vorläufers der Universität Helmstedt, dienen<br />

sollte. Das Reichsstift Gandersheim leistete zunächst keinen ernsthaften \Viderstand.<br />

Doch führte die Bedrohung seiner eigenen Existenz durch den übermächtigen<br />

Landesherrn es sehr bald dazu, sich auf seine Reichsfreiheit zu besinnen, beim Kaiser<br />

Schutz zu suchen und erstmals auch für seine übriggebliebenen Patronatsklöster<br />

Clus und Brunshausen - unter Betonung eines regelrechten Eigentums- und Unterordnungsverhältnisses<br />

in spiritualibus wie in temporalibus - die ReidIsunmittelbarkeit<br />

in Anspruch zu nehmen. Die Klöster ihrerseits aber mußten nunmehr hoffen,<br />

bei ihrer alten Eigenherrin Schutz und Hilfe zu finden, wenn sie den katholischen<br />

Glauben und dIe hergebrachte Organisationsform bewahren wollten. Den mit allen<br />

Mitteln - von Nadelstichen bis zur massiven Gewaltanwendung - durdIgeführten<br />

Versuchen des Herzogs, das Reichsstift und seine Klöster der neuen Lehre zuzuführen<br />

und dem landesherrlichen Klostervermögen einzuverleiben, setzten die<br />

beiden letzten katholischen Äbtissinnen des Reichsstifts, die aus böhmischem Adel<br />

stammenden Schwestern Magdalena und Margareta von Chi um, zwei Jahrzehnte<br />

hindurch mit ihrem Kapitel den heftigsten Widerstand entgegen. Wir hatten gesehen,<br />

daß schließlich die Stifts äbtissin Magdalena in Wahrung ihrer Rechte Clus<br />

persönlich besetzte und dort bis zu ihrem Tode ausharrte, - versuchte doch Herzog<br />

JuHus gerade bei Clus immer wieder den Hebel anzusetzen, um auch das wider-<br />

&2) Reller, a. a. O. S. 51 H. Für die Belege zu den nachstehenden, speziell die Gandersheimer<br />

Klöster berührenden Ereignissen darf ich auf die in Anm. [ angekündigte VeröffentlidlUng<br />

verweisen.<br />

IS) Zuletzt Dieter Schäfer, Gründung und Einweihung des Paedagogium iIlustre in Gandersheim<br />

(1569-1571), Jahrb. d. GeseIIsch. f. nds. Kirchengesch. 64, [966, S. 97-Il8.<br />

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spenstige Reichsstift auf die Knie zu zwingen. Da es bei diesen Kämpfen letztlich<br />

um die Auseinandersetzung zwischen Prinzipien des modernen absolutistischen<br />

Fürsten- und Beamtenstaates und Rechtsverhältnissen ging, die noch dem Hochmittelalter<br />

entstammten, konnte der Ausgang nicht zweifelhaft sein.<br />

Die Darstellung des Kampfes um Clus aus eigenem Erleben macht den eigentlichen<br />

Quellenwert der Chronikfortsetzung durch Abt Heinrich Pumme aus. Er verfaßte<br />

sie in der Muße seines Hildesheimer Exils, wahrscheinlich im Spätsommer 1581.<br />

Dafür spricht auch, daß er seine Aufzeichnungen nicht an die Chronik des Hcnricus<br />

Bodo anschloß. In dieser Handschrift 44), die in der Klosterbibliothek verblieben war,<br />

finden sich von Pummes Hand lediglich die wohl noch vor 1576 in der Liste der<br />

Cluser Äbte (BI. 96 v) nachgetragenen Abtsnamen ,]ohannes Mutken' und ,]ohannes<br />

Beckman'. Pummes chronikalische Aufzeichnungen sind Fragment geblieben. Er hat<br />

auch nach seiner Rückkehr nach Clus keine Gelegenheit mehr genommen, sie weiter<br />

fortzuführen.<br />

Abt Heinrich Pumme war, wie auch seine schlichte Darstellungsweise erkennen<br />

läßt, keine überragende Persönlichkeit. "Virtute parta durant" lautete sein W ahlspruch<br />

45). Er war bis an sein Ende nicht bereit, seinen katholischen Glauben aufzugeben,<br />

aber er war offensichtlich keine Kämpfernatur. Das hatte wohl auch die<br />

energische Stifts äbtissin Magdalena von Chlum empfunden, als sie am 4. März 1570<br />

gegen die Konventsmehrheit seine Wahl zum Abt verhinderte 46) und ihm noch am<br />

7. April 1576, als der Druck der herzoglichen Regierung übermächtig wurde, jedes<br />

Verhandeln mit dem Gegner ohne ihren ausdrücklichen Befehl verbot 47). Erst die<br />

abermalige Flucht des Abtes zwang sie schließlich zu der außerordentlichen Maßnahme<br />

einer "Besetzung" von Clus bis zu ihrem Tode.<br />

In wirtschaftlichen Dingen und in der Klosterverwaltung war Heinrich Pumme<br />

erfahren. Das zeigt seine Wahl zum Prokurator (Cellerarius) schon in jungen Jahren<br />

und seine Rückberufung durch den Herzog zu Ende 1570 während der Vertreibung<br />

des Abtes J ohannes Beckman. Dafür war er, wenn auch nicht ungebildet, so doch<br />

kein Gelehrter. Schon bald nach seinem Eintritt ins Kloster waren die Verhältnisse<br />

der Ausbildung und den Studien der jungen Mönche kaum mehr günstig gewesen.<br />

Von der regen künstlerischen und Schreib tätigkeit, wie sie für Clus im ersten] ahrhundert<br />

nach der Reform von 1430 bezeugt ist 48), war nichts mehr zu verspüren. So<br />

schrieb Pumme seine Chronikfortsetzung nicht wie sein Vorgänger Henricus Bodo<br />

in kunstvollem, ja gekünsteltem Humanistenlatein, sondern in schlichtem Deutsch.<br />

Seine Darstellung, in der er selbst nur als Frater Henricus auftritt, ist einfach, sachlich,<br />

meist aus der Erinnerung heraus berichtend, wobei ihn hier und da sein Gedächtnis<br />

im Stich ließ. Nur für die Verhandlungen über die Wiedereinsetzung des Abts<br />

Johannes Beckmann im Jahre 1571 scheint der Chronist die Akten selbst zur Ver-<br />

U) Siehe oben Anm. 4.<br />

") Leuc*feld, Ant. Gand. (oben Anm. 31), S. 198.<br />

") Siehe oben S. 3 und Anm. u.<br />

17) Gedr. bei Leuc*feld, (oben Anm. 31), S. 195 (dort irrtümlich zu 1577!).<br />

'8) Herbst, (oben Anm. 3), S. 64 ff.


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fügung gehabt zu haben 49). Ohne den Versuch zu mamen, sein persönlimes Verhalten<br />

zu rechtfertigen, nur hier und da seinen Gefühlen Ausdruck gebend, schildert<br />

der Chronist den Verlauf der Ereignisse. Die Darstellung bestätigt, was wir im<br />

großen aus den erhaltenen Quellen, den Akten der herzoglichen Regierung, des<br />

Reichsstifts Gandersheim und des Klosters Clus selbst wissen, bringt aber eine ganze<br />

Reihe bisher unbekannter Vorgänge und wichtiger Einzelheiten. Ihr Quellenwert ist<br />

somit nicht unerheblidt.<br />

Vor allem aber gibt uns die Fortsetzung der Cluser Chronik durdt Abt Heinridt<br />

Pumme ein Bild der Reformationszeit im Lande Braunsdtweig vom Standpunkt der<br />

Betroffenen aus, die keinen Grund hatten, die Einführung der neuen Lehre durch<br />

Herzog Julius enthusiastisdt zu begrüßen, die sidt vielmehr in tiefe Gewissensnöte<br />

gestürzt und dem drohenden Verlust von Heimat und Beruf gegenüber sahen. Dieses<br />

Bild unterscheidet sidt sehr von dem, das uns die Braunsdtweigische Reformationsliteratur<br />

vornehmlidt des 19. Jhs. geboten hat 60).<br />

Das Vorgehen des Herzogs Julius speziell gegen das alte kaiserlidte Stift Gandersheim<br />

konnte hier nur am Rande und im Zusammenhang mit dem Schicksal von<br />

Clus berührt werden und wird künftig gesondert darzustellen sein 51). Es war, im<br />

ganzen wie im einzelnen gesehen, mit seinen - wie audt immer begründeten - zahllosen<br />

Schikanen, Gehässigkeiten und rigorosen Gewaltmaßnahmen kein Ruhmesblatt<br />

der braunschweigisdten Reformationsgesdtidtte.<br />

") Siehe unten S. 17 ff.<br />

10) Vgl. etwa Johannes Beste, Geschichte der Braunschweigischen Landeskirche (Wolfenbüttel<br />

1889), besonders S. 64 fi.<br />

01) Siehe oben Anm. I.<br />

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Des Abts Heinrich Purnrne<br />

Fortsetzung der Chronik des Klosters Clus<br />

1541-1581<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel VII B Hs 3Z I a) .)<br />

•• 'lohannes Mutken ist nach absterben ......•.......... einmutig durch die<br />

ordentliche Wahl zum •••.••..•. vor ihn in stede gekoren 1), welcher auch von der<br />

abtissin zu Ganderßheim confirmiret worden 2). Die personen, so ine erwehlet, seindt<br />

diesse: [Lücke von vier Zeilen]<br />

Vorgedachter Johan Mutken hatt kaum ein jahr regiret, do ist der krig zwischen<br />

chur- und fursten, auch hertzogk Henrichen dem Jungem angefangen, welches geschein,<br />

do man schreiff tausen! funffhundert und zwey und viertzigk. Anno 42 ist<br />

hertzogk Henrich sambt seinen sohne Carl midt seinem krigsvolck tur Calfeldt gezogen,<br />

alda ist ehr sambt seinem sohne Carl vom churfursten Johan Fredrich und<br />

Philippo landtgrafen zu Hessen gefangen und nach dem Ziegenhagen im landt zu<br />

Hessen gefuhrt, do ehr funff jahr in der custodij behalten S). Mitler Zeit haben die<br />

.) Wiedergabe des Autographs nam den "Rimtlinien für die äußere Textgestaltung bei<br />

Herausgabe von Quellen zur neueren deutsmen Gesmimte" (gedr.: Blätter für deutsme<br />

Landesgesm. 10l, 1966 S. 1-10). Textverluste infolge Besmädigung der Handsmrift sind<br />

durm " ... " (Punkte ohne Klammern) gekennzeimnet, sofern sie nimt einwandfrei ergänzt<br />

werden konnten. In diesen FäIlen wurden die Ergänzungen in e&igen Klammern gegeben.<br />

Auf eine besondere Kennzeimnung der zahl reimen Streimungen, Verbesserungen und Ergänzungen<br />

im Autograph wurde im Interesse der übersimtlimkeit verzimtet. Alle in den<br />

Anmerkungen angeführten Armivsignaturen sind, falls nimt ausdrü&lim anders vermerkt,<br />

sol me des Niedersächsischen Staatsarchivs WoIfenbütteI.<br />

t) Am 15. Juli 1541 (Niedersämsismes Staatsarmiv Wolfenbüttel 10/11 Urk 119; Herzog­<br />

August-<strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttd eod. Guelf. 19. 13 Aug. 4° [= CC, siehe oben S. 1 Anm.41<br />

BI. 96v).<br />

2) Eine Bestätigung durm die Gandersheimer Äbtissin hat nimt stattgefunden, weil die<br />

dem Reimsstift von Herzog Heinrim dem Jüngeren nam dem Tode seiner Tomter Maria<br />

J539 als Äbtissin aufgedrängte jüngere Tochter aara erst acht Jahre alt war. Sie hat nie in<br />

Gandersheim residiert und resignierte im Oktober 1547. Die Abteiverwaltung lag in den<br />

Händen von drei Stiftskanonikern als vom Herzog "verordneten befehlhabern" (6 Urk Sn).<br />

Die Wahl des auser Abtes Johannes (IV.) Mutken wurde "abbatissa pro nune non existente"<br />

lediglim dem Gandersheimer Stiftskapitel angezeigt (10/ II U rk I (9).<br />

S) Aum hier hat den Verfasser sein Gedämtnis im Stim gelassen. Die Besetzung des<br />

Fürstentums Braunsmweig-Wolfenbüttel durm die Schmalkaldismen Verbündeten, Kurfürst<br />

Johann Friedrim von Samsen und Landgraf Philipp von Hessen, erfolgte im Jahre 1541,<br />

die Gefangennahme Herzog Heinrims des Jüngeren bei Calefeld, Ldkr. Osterode, fand nam<br />

dessen Versum, sein Land zurü&zuerobern, erst am ll. Oktober 1545 statt. Der Herzog<br />

wurde vom Landgrafen auf der Festung Ziegenhain gefangengehalten und gewann nam dem<br />

Siege Karls V. über die Smmalkaldener bei Mühlberg (z4. April (547) smIießlim am<br />

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chur- und fursten das furstenthumb Braunschweig W olfenbuttels theils mit hehrsmacht<br />

ingenommen. Do ist abt 'loh an Mutken midt seinen conventualen seines<br />

cloisters Claus nach Nordtheimb verrucket '); etzliche conventualen haben sich zu<br />

Steinen 5) und Bursfelde erhalten. Als nuhn das furstenthumb Braunschweig also<br />

gantz und gar eingenommen, haben die chur- und fursten das cloister Claus junckern,<br />

als Corde und Wulbrandt Bock, eingethan, die es in die funff jahr ingehabt 6), alle<br />

inkomen des cloisters aufgehoben und, damit sie fur anfallenden feinden sicher<br />

weren, haben sie zwischen den ,zweyen thurmen ein stuben und camern lassen zurichten,<br />

die dermassen also midt IUcken und tuhren vorwaret, das man schwerlich zu<br />

ihnen hett kommen können. Es seindt auch die glocken von heiden tuhrmen, welche<br />

eine in die 40 zentner gewogen, genommen, hetten sie auch gleich andern glocken,<br />

so im furstenthumb allenthalben genommen, zu stucken geschlagen, wo nit der radt<br />

zu Eimbeck dieselbige großen glocken von inen umb ein stucke geldes abegekaufft<br />

und zu Eimbeck in den marcktturmen hangen lassen, da sie dahn noch heutiges tages<br />

15. Juni 1547 Freiheit und Land zurück. VgI. S. Issleib, Philipp von Hessen, Heinrich von<br />

Braunschweig und Moritz von Sachsen, <strong>Jahrbuch</strong> d. Geschichtsvereins für das Herzogtum<br />

Braunschweig 2, 19°3, S. I-8o; Erich Brandenburg, Die Gefangennahme Herzog Heinrichs<br />

von Braunschweig durch den Schmalkaldischen Bund (1545). HabiI.Sdu. Leipzig 1894;<br />

G. Wolf, Zur Gefangennahme Heinrichs von Braunschweig, Neues Archiv f. sächs. Gesch.26,<br />

1905, S. 332-344,<br />

&) Die Visitation des Klosters Clus auf Befehl der Statthalter und Räte des Schmalkaldischen<br />

Bundes durch die Theologen ]ohannes Bugenhagen, den damaligen Calenberger<br />

Superintendenten Anton Corvinus und den Braunschweiger Stadtsuperintendenten Martin<br />

Görlitz fand, nachdem Abt Johannes Mutken schon vorher nach dem Benediktinerkloster<br />

St. Blasii zu Northeim geflohen war, am 2 I. Oktober 1542 statt. Sie verlangte u. a. Annahme<br />

der Reformation, Ablegung des Mönchhabits innerhalb sechs Wochen, Austritt aus dem<br />

Benediktinerorden usw. (vgI. Karl Kayser, Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den<br />

welfischen Landen 1542-1544 [Göttingen 1897], S.36-38, dort irrtümlich unter Franziskanerkloster<br />

Gandersheim). In Clus befanden sich noch der Prior, sieben Mönche und vier<br />

Novizen, die sich teilweise zum Auszug, teilweise zum Bleiben entschlossen. Die zweite<br />

Visitation vom S. Februar 1544 verfügte die Räumung des Klosters bis zum 25. Februar d.].,<br />

da die Mönche entgegen dem ersten Visitationsabschied weiterhin Verbindung zu dem geflüchteten<br />

Abt gehalten und die vier Novizen nicht entlassen, sondern nach Marienstein zur<br />

Einkleidung geschickt hatten, "um junge Mönche zu haben, wenn Herzog Heinrich der<br />

Jüngere wiederkäme" (Kayser, a. a. O. S.38 Anm. 54). Gleichwohl waren 1544 und 1546<br />

noch drei alte Mönche in Clus, siehe unten Anm. 8.<br />

G) Das erzbischöflich Mainzische Benediktinerkloster Marienstein (Steina) bei Nörten­<br />

Hardenberg, Ldkr. Northeim. Vgl. D. Heidemann, Geschichte des Klosters Steina, Ztschr.<br />

Hist. Ver. Nds. 1871, S. 46-II7 und Th. Eckart, Geschichte des Klosters Marienstein (Gesch.<br />

südhannoverscher Burgen und Klöster 4. 1890). Hier, wo der ehemalige Cluser Mönch und<br />

Chronist Henricus Bodo Abt war, fanden außer dem Abt ]ohannes Mutken, der von Northeim<br />

hierher übersiedelte, eine Reihe weiterer Flüchtlinge aus aus Zuflucht. Nach P. Volk,<br />

Die Generalkapitelsrezesse der Bursfelder Kongregation 11, 1957, S.66, starben hier 1543/44<br />

die Mönche Conrad Furbom und Andreas Emmermann, "expulsi de Clusa u •<br />

e) Die Verpfändung von aus an die Ritter Cord und Brun (so!) von Bock für 2000 fl.<br />

Kriegsdienstschulden durch den Landgrafen Philipp von Hessen erfolgte erst im Mai/Juni<br />

1545, ihr Abzug also frühestens im Spätsommer 1547, so daß sie Clus nur etwas mehr als<br />

zwei Jahre innehatten (Stadtarchiv Braunschweig, BIll 5, Schmalkaldischer Bund Bd.27<br />

BI. 577-580, und Politisches Archiv Ldgr. Philips des Großmütigen von Hessen [hrsg. von<br />

Friedrich Küch, PubI. a. d. Preuß. Staatsarchiven 85, 1910] 11 S.207 Nr. 1529).<br />

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zu ersehende ist. Es seindt auch noch zwehne andere glocken darzu genommen,<br />

'Welche die eine in die 26 eentner und die geringste .•• eentner gewogen. Diese<br />

beiden glocken . .• in stucken geschlagen. Auch seint mehr aus der kirchen an kelchen,<br />

kirchenzirat und elenodien, so auff dem reventer 7) gehorig, ahn becken, kannen und<br />

sonsten andere geschir von messing und zinnern gefessen (so in einem geheimen orte<br />

des elosters vorborgen, von einem alten seniori, so im eloster geplieben 8), durch<br />

drau'Wort geoffenbaret) alles hin'Wegk genommen und gentzlich beraubet 'Worden.<br />

Es ist auch dabey nit geplieben, sondern es haben die innehabers de, eloisters, als die<br />

Bocke, auß unsern holtze 180 stucke des besten eichenholtzes gehau'Wen und nach<br />

irem sitz und erbheusern, so nit 'Weit von Eltze gelegen, fuhren lassen. Derwegen das<br />

holtz so schendtlich ahn eichenbaumen vorwustet, das es heutiges tages noch zu ersehende.<br />

Es haben die Bocke auch ein so godtlop lebent im eloster gefuhret midt<br />

brassen und schlemmen, das sie nit alleine midt glesern oder kannen, darauß sie getruncken,<br />

zufrieden gewesen, sondern sie haben die kelche aus der kirchen, so damals<br />

noch vorhanden gewesen, geholet und in eontumeliam saeratissimi saeri/icii einandern<br />

zugesoffen.<br />

Wie sie nuhn also das eloster Claus funff jahr innegehabt 9) und der lobliche furst<br />

hertzogk Henrich von Braunsch'Weig zum Ziegenhagen, do ehr gesessen, seiner gefencknuß<br />

erlediget 10) und nach Halle in Sachsen, da domals Keys. Maytt. midt irem<br />

krigsvolck gewesen, gezogen, ist ehr durch zuthundt Keyserlich. Maytt. 'Wiederumb<br />

ins landt gezogen und alle heuser, stedte und eloster 'Wiederumb eingenommen, haben<br />

sich die Bocke auff dem cloister Claus hart geweigert. Es hatt aber der furst ahn sie<br />

so hart geschrieben, das sie das eloster haben reumen mussen; indem kumbt frater<br />

Henrich Kothman 11) ins eloster. Wie nuhn die Bocke im abzihen wahren, haben<br />

sie gemelten Henrichen Kothman gebeden (der sich dan der haußhaltunge wiederumb<br />

hatte angenommen), das ehr inen des eloisters pferde und wagen lichen wolte,<br />

das sie ime sein [!] haupgerete nach irem erbsitz fuhren wolten; hatt er inen solches<br />

vergundt in hofnung, sie 'Wurden ime dieselben 'Wiederumb schicken, aber weder<br />

pferde noch wagen, ob sie vielmals darumb anhielten, wiederbekomen, das also der<br />

her und die conventualen das ledige eloster wiederumb bekomen.<br />

7) Remter.<br />

S) Nach der Landesbeschreibung des Kammenneisters Andreas Bessel für den Schmalkaldischen<br />

Bund waren 1544 und 1546 noch "drei alte munche" in Clus (Stadtarchiv Braunschweig,<br />

BIll 5, Schmalkald. Bund, Bd.17 BI. 577-580 und 614 v).<br />

I) Siehe oben Anm. 6.<br />

10) Siehe oben Anm. 3.<br />

U) Heinrich Kothmann, aus Gandersheimer Bürgerfamilie, wohl schon vor 1510 in<br />

Clus eingetreten (ein 1511 von ihm geschriebenes Missale jetzt in der Stiftskirchenbibliothek<br />

Gandersheim Hs 141), hatte sich bei der Schmalkaldischen Visitation vom 11. Oktober 1542<br />

zunächst den Forderungen gefügt ("wil ablegen und die ordnung annemen", 1 Alt 1583<br />

Bd.l BI. 111, vg1. auch Kayser, [wie Anm. 4] S. 35 Anm. 49), muß sich dann aber schon vor<br />

1544 zu seinem Abt nach Marienstein ins Exil begeben haben. Am 1. Februar 1548 erscheint<br />

er erstmals urkundlich als Prokurator (Cellerarius) des Klosters (VII B Hs 310 BI. 11), zum<br />

letzten Mal am 11. Februar 1561 (VII B Hs 311).<br />

18


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Darnach haben sie algemach an furrade als kuhe, ..•.••• , pferden, schweinen,<br />

ziegen . .•.•.•.......•..••.••.. auf ba •..•.•••.••.••••• mussen. Nach vieler<br />

gehabten muhe aber, als sie das cloister widerumb haben midt furrade vorsorget und<br />

kaum den grossen gehabten schaden ein weinig ergentzet, gehet der krig des grafen<br />

Volradts von Mansfeldt 12) wiederumb ahn umb Martini ISS2, der das furstenthumb<br />

Braunschweig midt feur und scbwerdt dermassen vorherget 18), das es ahn vielen<br />

orten noch zu sehende. Als nemblicb brante ehr aup das stedtlin Bokelem 14), do sie<br />

sich nicht ergeben wollen; von dannen zog ehr nach Alfeldt und wolte inen auch also<br />

gethan haben, wo das krigsvolck, so aldo in der besatzunge lag, ime nicht gewehret<br />

hette, das ehr also midt schanden muste abweichen.<br />

Den folgenden sommer, als ISS] umb Visitationis Mariae, vorsomIete Margraff<br />

Albrecht von Brandenhurgk einen haufen volcks und wolte hertzogk Heinrichen sein<br />

landt bekreigen 15), beiegnet ime der hertzogk midt seinen sohnen Karl und Philipsen<br />

sombt hertzogk Moritz churfursten midt kriegesher bey Siverphausen im gerichte<br />

Peine gelegen, alda tehten beide hauffen ein treffendt, und obwol hertzogk Henrich<br />

grossen schaden ahn volck genomen, auch das ime seine beiden sohne Karl und<br />

Philips in der schlacht umbkomen, hatt ehr doch midt hulfe gottes das feit behalten.<br />

Es ist auch hertzogk Moritz der churfurst todtUch vorwundt, der den dritten tagk<br />

darnach gestorben. Viel wurden auch der feinde gefangen, welche solten alle sein<br />

getodtet werden, wan hertzogk Moritz sie nit hette lap gebeten, dan wol zu erachten,<br />

das der furst hertzogk Henrich dermassen, wie ehr den todt seiner sohne<br />

erfahren, erzurnt, hatt ehr wie ein leuw gebrullet, das sich jederman fur ime geforchtet.<br />

Es hatt der margraff noch nit friedlich sein kunnen, sondern einen hauffen kriegsleute<br />

wiederumb versamlet und bey dem torffe Getelde im gerichte - - 16) wiederumb<br />

ein treffent gethan, da den margraff Albrecht midt seinen adherenten abermal<br />

danieden gelegen und der hertzogk das feit behalten. Es ist auch aldo Clauwes<br />

Barner, der ein capiten diesses kreigs midt gewesen, erschlagen 17) und auf der walstadt<br />

plieben und haben die fursten auf! beiderseitz viel volcks verloren.<br />

1J) Zur Fehde des Söldnerführers Graf Volrad von Mansfeld gegen Herzog Heinridt den<br />

Jüngeren I55Z/n, die zu sdtweren Verwüstungen des Landes führte, vgI. O. v. Heinemllnn,<br />

Gesdtidtte von Braunsmweig und Hannover 11,1886, S. 380 ff.<br />

lS) = verheert.<br />

11) Stadt Bockenern, Ldkr. Hildesheim-Marienburg.<br />

1&) über den Krieg mit Markgraf Albredtt Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach und<br />

die überaus blutige Sdtladtt von Sievershausen, Ldkr. BurgdorflHann., am 9. Juli ISS3, in<br />

der außer Kurfürst Moritz von Sadtsen und den beiden ältesten Söhnen Herzog Heinridts<br />

des Jüngeren, Karl Viktor und Philipp Sigismund, die Blüte des sädtsischen und braunschweigischen<br />

Adels fiel, vgl. Heinemann, a. a. 0.11 S. 38S und die bei Viktor Loewe, Bibliographie<br />

der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte (1908) unter Nr.809-8u<br />

genannte SpeziaIIiteratur.<br />

18) GeiteIde, Ldkr. '\Volfenbütte1, damals Gericht Beddingen. über die Schlacht von<br />

GeiteIde und Steterburg vom Il. September Isn vgl. Heinemann, a. a. O. 11 S. 387 f.<br />

17) über den Tod des Hauptmanns Oaus Barner vgl. Allg. dt. Biographie (ADB) S. 70 f.<br />

und O. Fischer, Klaus Barner, ein Zeitbild aus der Mitte des 16. Jhs., Ztsdtr. f. dt. Kulturgesch.<br />

1858 S. 33-S% •<br />

• •


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Da nun die feinde also gedempft und wieder ihren willen friedlich sein mussen,<br />

hatt der furst hertzogk Henrich seines fettem hertzogen Erichs landt eingenomen,<br />

die ime auch huldigen mussen, auch hatt ehr sich ahn vielen grafen und junckern,<br />

so ime in diessem krige zuwieder gewesen, gerochen.<br />

fEs hatten] die hern von Werberge 18) in diessen kreigen das [hauß] Ganderßheim<br />

innen, und unser her und die conventualen haben das eloster in diessen krigen<br />

mussen verruckett, ist der abt midt dem procurator Henrich Kothman zu Steinen 5)<br />

gewesen, und ob sie wol bedacht, sich an andere sichere orter zu begeben, hatt sichs<br />

doch vorweilet und haben die feinde (weil der abt nit im eloster, sondern zu Steinen<br />

gewesen) zu pferde nach Steinen geschickt und den abt samb dem procurator lassen<br />

gefencklicb annehmen und nach Ganderßheimb gebracht, dar sie vjher wochen<br />

gefenglich gehalten. Es ist nicht genug zu schreiben, was grosser schmacb, hohn<br />

undt spodt von den feinden haben mussen erdulden, dabn sie midt hefftigen drauworten<br />

nach den privilegien des eloisters gefraget. Aber der her und procuratoT<br />

haben sich, so viel sie kundten, entschuldiget, das sie davon kein wissenschaft hetten.<br />

Es ist auch ein godtloser von dem geschlechte der Packemohren aldo auf dem hause<br />

Ganderßheim gewesen, der den godtseligen mennen viel hertzleidt gethan und den<br />

frohmen abt 10han Mutken sein siegel genommen und, des noch unmenschlich zu<br />

sagen ist, ein creuz auff die nasen geschnitten, aucb sich nit geschemet, wens ime nit<br />

were geweret, her H enrich Kothman seine virilia oder testiculos außzuwerffen,<br />

welches der frohme her abt Johan Mutken zum otftern mal midt grossem seufftzen<br />

erzelet.<br />

Da sie nuhn in so grossem elende gewesen, seindt sie durch frome leute vorbeten,<br />

das sie irer gefengnuß entlediget midt dem gedinge, das sie saIten 400 thaI er zu<br />

rantzon 19) geben, welche sie auch erlegen mussen. Es hatt das eloister auch ungeachtet<br />

der 400 thaler noch I 1 /! hundert thaler zu brandschatz geben mussen, auch<br />

wahr eine lade, darinne schone clenodien von silber und golde, alte pfenni von golde<br />

und silber in Hans Schnors hauß zu Ganderßheim gedahn, die dan auch ist von<br />

handen kamen, und mussen glauben, sie wehre von den feinden genommen.<br />

Unter deme seindt die elenodien sambt allem vorrade im eloister Claus abermahl<br />

auffgangen, was mabn durch zuthundt fromer godtforchtiger herzen hatte wiederumb<br />

beisamen bracht, also das nichts ubrich geplieben. Es ist auch nit ein fenster im<br />

eloster geplieben, das nit zurschlagen ist. Also viel unglucke und wiederstandts hatt<br />

das lobliche eloster Claus sambt abt und conventualen erleiden mussen. Diesser<br />

fromeht [!] abt hatt ad professionem genommen diese nachfolgende:<br />

18) über die Vorgänge im Kriegsjahr 1553, die Besetzung und Ausplünderung von Clus<br />

durch Christoph von Warberg, Obersten eines Regiments des Markgrafen Albrecht von<br />

Brandenburg-Kulmbadl, vom Sdlloß Gandersheim aus, die Gefangennahme des Abts und<br />

des Prokurators und ihre Behandlung beridltet ein Brief des Abts Johannes Mutken an den<br />

Abt Dietridl Meppis von I1senburg vom 17. Februar 15S4 im vormals Gräflich Stolbergischen<br />

Archiv Wemigerode, abgedr. von Eduard 'Jacobs, Ztschr. des Harzvereins 11, 1878, S. 481 ff.<br />

10) = Lösegeld.<br />

20<br />

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Henricus Finder Ganderßh. 20),<br />

Nicolaus de Hoxaria 21),<br />

F.1eße 22 ),<br />

Petrus Rivestahl Ganderßh. 23),<br />

Andreas Witten vom dorffe Mechtshusen 24),<br />

1acobus Stromeyer Eimbecksensis 25),<br />

10han Lovensen Alvendianus 26),<br />

Andreas Stendel Stendaliensis 27),<br />

Tileman[nus BrackebuJsch Bockenemensis 28),<br />

'0) Heinrim Finder (Binder) aus Gandersheim war am 11. Oktober 1542 nom Novize,<br />

wurde vor dem 2I. Februar 1544 zur Einkleidung nam Marienstein gesmidl:t (Kayser,<br />

a. a. O. S. 3S Anm. 49) und kehrte nimt mehr nam elus zurüdl:.<br />

H) Nicolaus de Hoxaria, rimtig Bertoldus Nicolai aus Höxter. Für ihn gilt ebenfalls das<br />

in der vorigen Anmerkung Gesagte.<br />

22) F. Jeße, Herkunft unbekannt. Profeß wahrsmeinIim nam Rüdl:kehr des Abts Johannes<br />

Mutken im Herbst 1547.<br />

2S) Petrus Rivestahl, aus Gandersheimer Bürgerfamilie, in elus aufgenommen nam 1547,<br />

starb nnm als Subdiakon vor dem 15. April ISS4 (P. Volk, Generalkapitelsrezesse 11 S. 106).<br />

24) Andreas Witten aus Memtshausen, Ldkr. Hildesheim-Marienburg, um 1550 in elus<br />

aufgenommen, wird am H. Februar 1562 urkundlim als Prior genannt (VII B Hs pI). Wohl<br />

identism mit dem Propst von Brunshausen, der am 25. Juli 1569 das dortige Erbregister<br />

zusammenstellte (19 Alt 30).<br />

2&) 'Ober Jakob Stromeyer aus Einbedl:, der wohl zu Beginn der socr Jahre eintrat, sind<br />

keine weiteren Namrimten bekannt.<br />

%8) Johan Lovensen aus AIfeId wurde Abt von St. Mimael in Hildesheim (1565-1604).<br />

27) Andreas Lüderitz (StendcI), aus Stendal gebürtig, nam 1550 in elus eingetreten,<br />

ersmeint 3m 22. Februar 1566 erstmalig als Prokurator (VII B Hs 321). über seine Smidl:­<br />

sale bei und nam der Visitation vom Herbst 1568 berimtet Heinrich Pumme weiter unten<br />

ausführlim. Als Vikar in Worms wurde Lüderitz am 15. Juli 1570 von dem geflümteten Abt<br />

und Konvent mit der Vertretung der Interessen des Klosters auf dem Reichstag zu Speyer<br />

beauftragt (Vol1mamt in 11 Alt Gand. Fb. I, V, I) und konnte die Ausstellung kaiserlicher<br />

Schutzurkunden erwirken. Das Diplom Maximilians II. vom 3. September 1570 bezeimnet<br />

ihn als Prior von elus (10111 Urk 127). Da ihm die Rüdl:kehr dorthin versmlossen blieb,<br />

begab er sim nam Erfurt und wurde Prior im St. Peterskloster. Als solmer wurde er zu<br />

Michaelis IS73 an der Universität Erfurt immatrikuliert (Gesch. Qu. d. Provo Samsen VIII,<br />

1 S. 42928). Aum hier hat er noch für elus tätig sein können. Die von ihm mitgenommenen<br />

Rentenbriefe des Klosters smrieb er in ein Kopialbum ab und ließ die Absmriften am<br />

ll. September IS74 beglaubigen (VII B Hs 3%0). Am 16. Oktober 1578 wurde er zum Abt<br />

von Bursfelde gewählt, dom zwangen ihn die dortigen smwierigen Verhältnisse am<br />

IS. Dezember ISSI zur Resignation und zur Rüdl:kehr nam Erfurt (P. Paulus Volk, Das<br />

Ende der Abtei Bursfeld, Studien und Mitteilungen a. d. Geb. d. Ben. Ordens 53, 1935,<br />

S. 160 ff.).<br />

'8) Tilemann Bradl:ebusm aus Bockenern, vermutlim Ende der soer Jahre in elus eingetreten,<br />

untersmrieb am 15. Juli IS70 die Vollmacht für den geflüchteten Prior (11 Alt<br />

Gand. Fb. I, V, I) und wurde in dem kaiserlimen Smutzdiplom vom 3. Sept. IS70 an zweiter<br />

Stelle namentlim genannt (10111 Urk 127). Während der Hamelmann-Episode muß er<br />

elus vorübergehend verlassen haben, da er nimt zu den Konventualen gehörte, die sim am<br />

30. Oktober 1570 der fürstlimen Klosterordnung unterwarfen. Das Schutzdiplom Kaiser<br />

Rudolfs 11. vom %6. August 1586 nannte ihn als Senior hinter Abt und Prior, dom war er


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Bartholomeus Gopken Bockenemensis 29),<br />

Conradus Kloth Alveldianus SO),<br />

10achimus Plate Alveldensis S1),<br />

Johannes Menneke Gandesianus 32),<br />

Johannes Sodthoff Ganderph. SS),<br />

Henricus Pummen Uslariensis S'),<br />

Jodocus Moleman Eimbecksensis 35),<br />

Johannes Schrader Uslariensis 38).<br />

am lS. Januar IS87 jedenfalls nidtt mehr in aus (1 Alt 3507). Er starb IS90 als Prior von<br />

St. Midtael in Hildesheim (P. Volk, Generalkapitelsrezesse, 11 S.l55).<br />

211 Bartholomäus Goßken aus Bodrenem, vielleicht mit Tilemann Bradrebusm zusammen<br />

in aus eingetreten, wird IS70 nimt mehr erwähnt.<br />

10) Ober Konrad KIoth aus Alfeld liegen keine weiteren Namrimten vor. Aum er war<br />

spätestens 1570 nicht mehr in aus.<br />

11) Joamim Plate aus Alfeld ersmeint sm 11. Februar IS66 als Prior (VII B Hs 311),<br />

starb am 14. Mai 1581 als Prior von St. Michael in Hildesheim (Volk, a. a. O. S.14S).<br />

11) Johannes Menneken, aus bekannter Gandersheimer BürgerIamilie und vielleicht ein<br />

Vetter des gleichnamigen und gleimzeitigen Gandersheimer Stiftskanonikers, wohl Anfang<br />

der 60er Jahre in aus eingetreten, leitete am 6. März IS70 als Senior und Vertreter des<br />

geffümteten Priors und Prokurators die Wahl des Abts Johannes Bedrmann (VII B Hs 35 a<br />

Bl19V) und unterzeimnete, ebenfalls als Senior, am IS.Juli 1570 die Vollmamt für Andreas<br />

Lüderitz in Speyer. Unter dem evangelismen Abt Hamelmann ging er zeitweilig nam<br />

St. Godehard in Hildesheim, war aber sm on am 30. Oktober IS70 wieder in aus, wo er sim<br />

mit den drei übrigen Konventualen der fürstlimen Klosterordnung unterwarf (1 Alt 3480).<br />

Am 6. Juni IS71 unterschrieb er als Senior den Revers des Abtes nach dessen Wiedereinsetzung<br />

(1 Alt 3489)' Anstelle von Andreas Lüderitz, der nicht nam aus zurüdrkehren<br />

konnte (siehe Anmerkung 17), übernahm er nam IS71 das Priorat und hielt seit dem<br />

Herbst 1576 mit dem geffüchteten Abt Heinridl Pumme Verbindung, den er mehrfam in<br />

Hildesheim aufsumen konnte (1 Alt 3493). Das Sdtutzmandat Kaiser Rudolfs 11. vom<br />

16. August 1586 ist an den Prior Johannes Menneken geridttet (IO/II Urk 134). Er starb<br />

am 3. Januar 1587 in Clus (1 Alt 3501).<br />

") Johannes So(e)dthoff, geb. etwa 1549 in Gandersheim und wohl Is61 in aus eingetreten,<br />

blieb nam der Einsetzung Hamelmanns als einziger Mönm in aus, war also von<br />

vornherein kompromißbereit. Am 30. Oktober 1570 unterwarf er sim der fürstlimen KIosterordnung<br />

(1 Alt 3480). Die Stiftsäbtissin Magdalena von Chlum wollte ihn IS76 wegen angeblidter<br />

Smwängerung einer Magd bestrafen, dom verfügte Herzog JuHns IS77 seine<br />

Wiederaufnahme (11 Alt Gand. Fb. I, TII, 3). Nam dem Tode des Priors Johannes Menneken<br />

war Sodthoff am 3. Januar IS87 der einzige nom in aus verbliebene Konventuale,<br />

leistete am 18. August Is89 als Prior dem zurückgekehrten Abt Heinridl Pumme den Oboedienzeid<br />

(IO/II Urk 136) und ist zuletzt am 11. Mai IS99 in Clus namweisbar (Vll B Hs 36<br />

Bd.1V BI. 313 v).<br />

14) Der Verfasser Heinrim Pumme, siehe oben S. 3 ff.<br />

BI) Jodocus Möhlmann (Molemann), wohl IS46 in Einbeck geboren und IS63 in aus<br />

eingetreten, wim im Sommer IS70 nam Bursfelde aus, war aber am 30. Oktober 1S70 wieder<br />

in aus und unterwarf sich der fürstHmen Klosterordnung (1 Alt 3480). Noch sm 4. Januar<br />

IS71 gehörte er dem Konvent an, wurde aber smon am 11. April 1573 ("ein entlaufener<br />

Mönm von der aus") als lutherismer Pastor in Gehrenrode eingeführt. wo er bis 161S<br />

amtiert zu haben scheint (1{. Kronmberg, Wanderungen um Gandersheim [1964] Kap. 6).<br />

3ft) Johannes Smrader, aum Ußler genannt, stammte wie Heinrim Pumme aus Uslar.<br />

Er trat vermutlim Ende der 60er Jahre in Clus ein, ging im Sommer 1570 zu Abt Johannes


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Es hatt diesser abt 10han Mutken das c10ister Glaus gar loblich und wol regiret.<br />

Es war ein weiser vernunfftiger mahn, wolerzogen im kloisterlebende, wahr godtfor[ch]tig,<br />

langmutig, kein verschwender der cloistergueter, demutig, messig in essen<br />

und trincken, war kein weinseuffer, der sich auch sein leben lanck nit ful gedruncken,<br />

gab gern den armen, seinen fratribus gab ehr gerne ihre necessaria, ehr hatte ein<br />

sprichwordt, ehr wolte seinen fratribus gern geben, was sie bedurfftig wehren, nit<br />

einfeltig, sondern duppelt, aber sie solten dakegen fleissig zu chor gehen, ihre<br />

divina 37) halten und thun, was frohmen closterpersonen eigenet und geburet. Ehr<br />

hielt midt grossem eifer super disciplinam regularem, und nicht das es allein die<br />

fratres hilten, sondern ehr selbst hielt midt grossem ernst darob, und ob ehr wol<br />

ein gebrechlich man wahr ahn seinem leibe, dan ehr ahn beiden beinen den fluß,<br />

uber das ehr zue offten mal midt dem heilgen dinge heimgesucht worden 38), hielt<br />

er doch alle tage messe und wohnde dem gottesdienste tag und nacht bey, davon sich<br />

niemals absentiret, ehr sey dan schwerlich kranck gelegen. In summa, der godtfor[ch]tige<br />

her abt hatt so ein ehrlig christlich trom und godselig cloisterlebendt<br />

gefuhret, das es nicht alleine die freunde und glaubensgenossen, sondern auch seine<br />

feinde und die seiner religion nit wahrer bekennen mussen. Ehr hatt sich allezeidt der<br />

demudt beflissen, kegen die inkomende geste also freigebig ertzeiget, das jederman<br />

lust und begirde gehabt, mit ime zu conversiren. Ehr hatt aud, grosse lust gehabt,<br />

die kirchen und gotteshaus zu zieren, dahn er hatt 5 glocken lassen in die thurme<br />

giessen, deren eine anno 64 gegossen, welche itzo noch da seint 39).<br />

Wie nuhn vielgemelter her abt das cloister Glaus midt grosser vorsichtigkeit und<br />

gotsforcht etzliche jahre hero geregiret und in einen guten wolstandt bracht, auch ein<br />

loblich alter erreicht, hatt der guter her seinen cursum vitae oder letsten bissen midt<br />

friede nit haben mugen noch midt ruhe zur erden bringen, nimbt tmser ber godt den<br />

loblichen fursten herzogk Henrich den Jungern zu Braunschweigk in einem gueten<br />

alter auffm haup Wolfenbuttel zu sich in sein reich 40), ein vatter, schutzer und erhalter<br />

aller geistlichen catholischen personen, daruber das ganze landt und sonderlich<br />

die catholischen von hertzen leidt trugen und sich bekummerten; der seble godt<br />

wolle gnedig sein.<br />

Be


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Es ließ der furst herzogk Henrich nur einen menlichen erben hinter ihme, midt<br />

namen Julius 41), der sich alsobalt der regiemnge unternommen. Ob er nuhn als ein<br />

naturlicher sohn und erbe dem vatter im regimente succediret, ist er ime doch in der<br />

catholischen und apostolischen religion und glauben nit nachgefolget, sonder seinen<br />

vater, den loblichen fursten, nit auf! den glauben, wie ehr gestorben, sondern auf<br />

recht ludrisch midt ceremonien und gesengen begraben lassen. Der Einlaster, solt<br />

ehrliger man sagen, Petrus, so sich einen abt zu Bergen fur Magdeburgk nennet 42),<br />

der auch abegetretten von den fußstapfen seiner furfahren und zum lutheranen und<br />

mamelucken worden, hatte dem loblichen fursten eine vormeime leichpredig gethan<br />

und weidlich auff die catholische kirche geschmelert. Nach vielen lesterworten hatt<br />

ehr das godtlose und vom teuftel gemachte fiachsliedt angefangen: "Erhalt uns her<br />

bey deinem wort und steuEr] des babsts und turcken mordt." Es sein auch alle catho­<br />

Zische priester und diener genzlich abegeschafft und enturlaubet. Ahm abendt Laurentii<br />

martiris desselben jahres hatt der furst Julius ein mandat ahn alle stedte,<br />

c10ister und pfar des gantzen furstenthumbs außgehen lassen, das man sich des ambts<br />

der messe genzlich auff weitern bescheidt enthalten solte 43). Balt darnach hatt sich<br />

der furst das gantze landt huldigen lassen und allen stenden in der huldigung zugesagt,<br />

einen jeglichen, was standes ehr auch sey, bey seinen alten privilegien und<br />

gerechtigkeit zu lassen und zu schutzen. Was aber erfolget, hatt die zeit gegeben.<br />

Do nuhn die huldigunge des landes geschein, hatt der furst eine kirchenvisitation<br />

anrichten lassen und dartzu berueften den erlichen [I] und nichts nutzenden mahn<br />

Petrum zu Berge, so ein abt genant 44), D. Cemnitzium 45), D. Jacob SchmideI 46 ),<br />

Burchart von Cram 47), Curdt von SweicheI 48 ). Diesse seindt umb Martini ins c10ister<br />

U) über Herzog Julius und seine refonnatorisdte Tätigkeit vgl. ebenfalls zuletzt<br />

H. Reller, (s. die vorige Anm.) S. [7 ff. (ebda. Anm.7 Angabe der bisherigen widttigeren<br />

Literatur).<br />

12) Petrus Ulner, geb. [513 zu Gladbadt, Benediktinennöndt in Werden und Helmstedt.<br />

5eit [555 Hofprediger Herzog Heinridts des Jüngeren, seit [56[ Abt des Klosters Berge zu<br />

Magdeburg. Vgl. ADB 39, [895, S. 11 [ f. (Janicke). Die Leidtenpredigt auf Herzog Heinridt<br />

den Jüngeren, gedruckt in Wolfenbüttel bei Cunradus Horn 1568 (StA. Wolfenbüttel,<br />

Landsdtaftsbibliothek Nr.1987). Danadt wurde das zitierte Lied am Sdtluß der Trauerfeierlidtkeiten<br />

beim Auszug aus der Kirdte gesungen.<br />

43) Mandat betr. das Verbot des Messehaltens und die Einführung der Confessio Augustana<br />

vom 14. August 1568. Vgl. RelIeT, a. a. O. S. 117.<br />

") S. Anm. 41.<br />

45) D. Martin Chemnitz, Braunsdtweiger Stadtsuperintendent und "Generalissimus<br />

Superintendens", vgl. Reller, a. a. O. S. 116 f. und 134 H. und Neue deutsdte Biographie<br />

(NDB) III S. 101 f. (Ernst Wolf).<br />

(8) D. i. Jacob Andreae gen. Sdtmidlein, vgl. Rel/er, a. a. O. S. 1[8 H., ferner Heinridt<br />

Gürsching, Jacob Andreae und seine Zeit (BI. f. Württ. Kirdtengesdt. 54. [954, S. 113-(56)<br />

und NDB I S. 177 (Peter Meinhold).<br />

47) Burchard von Cramm, herzoglidter Rat, vgl. Helmut Samse, Die Zentral verwaltung<br />

in den südwelfischen Landen vom 15.-17. Jh. (Qu. u. Darst. z. nieders. Gesdtichte 49, 1940)<br />

S. 189·<br />

(8) Curd von Schwicheldt d. Ältere, herzoglicher Rat, vgl. Samse, a. a. O. S.151.<br />

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Claus ankomen 49), und seint Abt Petrus und Cemnitius midt iren zugeordneten<br />

vom adel in das capittelßhauß gegangen, D. Jacob Schmidel midt seinen zugeordneten<br />

vom adel in die ebteystuben gangen und einen presteren nach dem andern zu<br />

sich fordern lassen und ires glaubens examiniret. Letzlich ist der frome abt Johan<br />

Mutken und procurator Andreaß Stendel 27 ) auch furkomen, haben sie den fromen<br />

abt uberreden wollen, ehr solte sich seiner geistlichen kleider [entledigen} und sich<br />

in allem auff recht ludrisch und nach irer kunfftigen kirchenordnunge 50) [halten}.<br />

Wiewol dem guten fromen hern seine memorie altershalben schir entlauffen, hatte<br />

ehr doch midtnichten in ire furschlege willigen, sondern sambt dem procuratori<br />

Andrea Stendel beharlich und standhafftig geplieben, das sie also vergeblich den tagk<br />

zubracht und ungeschaffter sachen, da wir doch auff sie an essen, wein und Einbeckschen<br />

bier hatten zurichten lassen, ungegessen und midt zornigem gemuthe nach<br />

Ganderßheimb zum fursten, der domal hoff hielt, gefahren, demselbigen, was sie<br />

außgerichtet, relation gethan. Des andern tages hatt der furst sein gesanten, den<br />

vermeinten abt Petrum und canzler Muzeltin 51) wiederumb ins cloister geschicket<br />

und den abt und conventualen auf die ebteystuben zusamende gefordert; hatt der<br />

canzler das wordt gethan und den fromen hern midt solchen worten angefahren:<br />

ir gnediger flurst} und her habe ungern vornommen, das sich der abt und procurator<br />

seiner furstlichen g[naden} bevehlig wiedersetzten, sinthemal alle cloister des ganzen<br />

furstenthumbs sich also milde erboten und midt grosser begirde und freuden die<br />

lutterische religion angenommen, ehr wolte sich aber versehen, der her abt als ein<br />

alter erfarner und vornunfftiger her und der procurator als ein junger mahn werden<br />

sich diesse nacht eins bessern bedacht haben und dem fursten in diessem zu ehren und<br />

gefallen gehorsamen und sich fur andern c10stern des furstenthumbs nit außmalen.<br />

18) Die allgemeine Kirchenvisitation im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel fand<br />

vom 8. Oktober bis zum 15. November 1568 statt, vgl. Reller, a. a. O. S. uo ff. Gegenüber<br />

dem ursprünglichen Plan (ebda. S.llI Anm.18) verschob sich das Unternehmen vom<br />

15. Oktober ab für die westlichen Landesteile. (Der noch ungedr. Visitationsbericht im Archiv<br />

der Braunschweigischen ev. luth. Landeskirche in Braunschweig, Nr.448). In Brunshausen<br />

waren die Visitatoren am 31. Oktober, im Stift Gandersheim am I. Novemher (11 Alt Gand.<br />

Fb. I, V, I). ReUer, a. a. 0., hat die Klostervisitation im Gandersheimer Raum nicht berücksichtigt<br />

und S. 111 lediglich bemerkt, die Stifts äbtissin Magdalena von Chlum habe allein<br />

energischen Widerstand geleistet. Gerade dies ist nicht richtig. Vielmehr war die Äbtissin<br />

bei dieser ersten Visitation im Gegensatz zu ihrem Kapitel zunächst noch trotz Bedenken<br />

bereit, "in die Reformation zu willigen", nachdem ihr zugesichert worden war, daß "sie mit<br />

allen Untergebenen bei ihren Frei- und Gerechtigkeiten soIlte belassen werden" (Bericht des<br />

Kapitels vom 4. November 1568 an die Dekanin Margareta von Chlum, Äbtissin zu Neuenheerse,<br />

11 Alt Gand. Fb. I, V, I).<br />

&0) Gedr. Emil Sebling (Hrsg.), Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jhs.,<br />

Bd. VI, I, Tübingen 1955, S. 83-180. Zur Entstehung und zum Inhalt der Kirchenordnung<br />

des Herzogs Julius, die mit Datum vom I. Januar 1569 erst im FebruarlMärz im Druck<br />

erschien und erst Mitte April im Lande verteilt wurde (Reller, a. a. O. S. U7 und Anm.49)<br />

und über die eigentliche Klosterordnung Jacob Andreaes vgl. jetzt Hans-Walter Krumwiede,<br />

Zur Entstehung des landesherrlichen Kirchenregiments in Kursachsen und Braunschweig­<br />

Wolfenbüttel (Studien zur Kirchengesch. Niedersachsens 16, 1967), S. 199 ff. und 136 ff.<br />

&1) Lic. jur. Franz Mutzeltin, damals herzoglicher Rat, Kanzler 1573-1594. Vgl. Samse,<br />

a. a. 0., S. 146 f.<br />

:s


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Das gereidJe dem stifft zum besten und inen bey hochermeltem fursten zu grossen<br />

gnaden, und was also der inhalt. Darauff der alte frome her geandtwortet, ehr wolle<br />

seine kleider, die ime in anfang seines closterslebens angezogen, nit abeleggen. Dartzu<br />

kunte er keine andere als die rechte, wahre, catholische, apostolisdJe und von seinen<br />

kindtlichen tagen erlernten religion und glauben nit abstehen, vorhotte sich auch, der<br />

lobliche furst werde seines alters eingedenck sein und inen in seinem hohen alter und<br />

albereidt auff der gruben gehnde in seinem closterlehende und deren ceremonien<br />

nit hetrueben. Zudem was seine fratres anlangendt, kunte ehr auch nit zusehen, das<br />

sie von irer religion, von welchen ehr an jenem tage rechenschaftt geben muste,<br />

abetretten solten, und wehre sein demutige bitte, mahn wolte sie kegen den fursten<br />

vorbitten, s. f. g. wolte gnediglich geruhen und sie bey irer religion hinfurter schutzen<br />

und vortedingen. Nach vielem handel und disputirens, als sie kein grundtliche und<br />

gefellige andwort bekomen, haben sie den hern und procurator midt drauworten<br />

ange/aren, den procurator seines ambts entsetzt, dem ambtman zu Gandersheimb<br />

Marco Siverdes 52) des procurators schlusser[!] bevolen, des procurators gemach<br />

vorsiegelt midt angehencktem drauwen, ehr solte im cloister pleiben, daraup zu<br />

tages und nachts nicht schreiten, biP der furst alles handels berichtet. Wo ehr aber<br />

sich des eloisters wurde enteussern und an andere orter sich begeben, wurde ime der<br />

furst nachtrachten, das ehr im ganzen reich keins orts solte sicher sein. Nach vielen<br />

zancken hatt der gotforchtige her sombt den fratribus jemmerlich zu weinen ange·<br />

fangen, das sie die trehen 63) von sich geworften. 1sts letzlich dahin gehandelet und<br />

nachgeben, das man wolle midt inen der religion so lange friedlich sein, biP die<br />

kirchenordenunge wehre außgangen, welches der procurator auch selbst gebeten,<br />

were sie dan also geschaffen, das ehr ohne vorletzunge seines gewissens sie kunte<br />

annehmen, wolte ehr sich alpdahn daruff wol erkleren, und das der her abt seine<br />

cloisterkleider solte behalten, seine conventuales aber solthen als weltliche priester<br />

eingekleidet sein, und dem procuratori seine schlussel wiedergeben. Darnach seindt<br />

sie abermahl abgescheiden. Es kan aber ein jeglicher catholischer mensch wol be·<br />

hertzigen, welche ein schwer creuze der frome abt gehabt, das ehr hatt mussen seine<br />

fratres irer geistlichen ordenskleider beraubt und an stadt midt weldtlichen kleidern<br />

angedahn, uber das das ehr nicht muegen dasjenige, darauff sie gelobt und geschwo·<br />

ren, vorachten, und obwohl der frome her abt und etzliche conventualen bey iren<br />

lebzeiten, wie oben gemelt, viel kreige, vii 'IJerfolgunge gehabt, das sie das cloister<br />

etzliche mal vorrucken mussen, dagegen ist nicht so kleglich zu achten diesser itzigen<br />

zeit, da alle kirchenceremonien sambt dem hochheiligen ambt der messe, auch die<br />

ganze klosterzucht aufgehoret. Es ist warlich wol zu beweinende, weil man keine<br />

hoffnung hinfurter hatt, das der gottesdienst und intent der fundatorn 54) muege<br />

wiederumb angerichtet und vollenbracht werde[n].<br />

o du hillige eloster Claus, unse liebe mutter, ein kron unsers ordens, dar so viel<br />

hillige, gotselige patres gewesen, ja so groß gottsdienst gehalten, da so ein grop<br />

eifer des cloisterslebendes gewesen, das diejenigen, so noch im lebende, nit gnug<br />

16<br />

&2) Markus Sieverts, herzoglicher Amtmann zu Gandersheim.<br />

9) = Tränen.<br />

111) d. h. der Grunder des Klosters.


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midt bekummerten herzen und trebenn 53) davon reden kunnen. Es haben unse<br />

lieben vorfahr die abbet nit allein das eloster Claus, sondern auch viel eloister unses<br />

ordens zur reformation bracht 55).<br />

Im jahre IS69 umb pfingsten ist der procurator Andreas Stendel, naehdehm ehr<br />

die kirchenordnunge des fursten gelesen und dieselbige ohne vorletzunge seines gewissens<br />

nit hatt annehmen wollen, ist ehr des eloisters vorrucket, ein zeitlangk zu<br />

Hildesheimb gewesen, da ehr aber aldo nit sehlig sein muegen, ist ehr nach Mainz<br />

ahn den churf[urstenJ gereiset, der inen laut seiner testimonialscbrifften gar gnedig<br />

aufgenommen und ine aup gnedigem willen ein viearey zu W ormbs angeboten,<br />

da ehr auch ein zeidtlangk [residJiret 56). Unterdes begibt siebs, das der guter<br />

fromer mahn 'Joban Mutken dingstags nach Reminiscere des I570 jahrs 57) seliglich<br />

in godt ist entschlaffen, in welches stedte dabn alsobalt der fromer 10han Beckman,<br />

weilandt abt zu Nordtheimb, ist eligiret worden 58). In diesser election sein gewesen<br />

Christianus abt zu Ringelm und Alexander von Bucholtz, abt zu Steinen, und ezliche<br />

capitularn des stiftts Gandersheimb 59).<br />

Nach diesser wahl ist ehr alpbalt von der ebtissin zu Ganderpheimb, Magdalenen<br />

von Columna, confirmiret worden 60). Es war der furst 'iulius das mal, da diese<br />

electio geschehn, nit binnen landes, sondern nach Key. Maitt. zu Prage, die lehne zu<br />

empfahn, vorreiset.<br />

Der guete her 'Johan Beckman vorsihet sich nit boses, vormcinet, in guetem<br />

regimente bey seinen fratribus zu pleiben. Begibt sich am abendt Palmarum desselben<br />

jahrs 61), das ein von den rethen von Wulffenbuttel, Henrich von der Luhe<br />

IIJI) über die Anfänge der Bursfelder Reform in aus s.o. S. 1 Anm. 3.<br />

IM!) S. Anm. 27.<br />

&7) Am 21. Februar 1570.<br />

&8) Abt Johannes (V.) Beckmann, ca. 1501 geb., wohl identism mit dem am 19. September<br />

1540 in Erfurt immatrikulierten "Johannes Beckman Gotingensis, vicarius Erfurdensis"<br />

(Gesm. Qu. d. Provo Sam sen VIII, 1 S. 353 22 ), ersmeint sm 1. Februar als Mönm des<br />

Benediktinerklosters St. Blasii zu Northeim (VII B Hs 17 BI. 49) und wurde dort am 1 I. Juni<br />

1555 Abt (Neu es Vaterländ. Armiv 1840 S. pI Anm.). Seine Wahl zum Abt in C10s erfolgte<br />

sm 4. März 1570 auf Wunsm der Stiftsäbtissin, da diese "keinen jungen herrn dazu haben<br />

wollte", s. O. S. 3.<br />

U) Als nam den Statuten der Bursfelder Kongregation stimmberemtigte Mitwähler<br />

waren anwesend die vom Generalkapitel bestimmten Äbte Christian von Ringelheim<br />

(gestorben 15' April 1570, vgI. Scharia, Unsere Diözese in Vergangenh. und Gegenwart,<br />

]g. I, Heft I, 1917, S.23) und Alexander (von Bomoltz) von Marienstein (am 9. Mai 1568<br />

vom Generalkapitel als Abt bestätigt, starb als Pastor in Gladbam 1579, vgl. Volk, Generalkapitelsrezesse<br />

11, 1957, S. 245), außerdem die Gandersheimer Stiftskanoniker Thomas<br />

Sdmor und Georg Straube mit dem Notar Jürgen Smnor (VII B Hs 3S aBI. 19)'<br />

'0) Die Bestätigung erfolgte am 6. März im Gandersheimer Münster nam Examination<br />

und Leistung des Treueides mit überreimung von Ring und Bum durm die Äbtissin<br />

Magdalena von Chlum "auctoritate apostolica et imperiali", womit die übertragung der<br />

"cura animarum, regimen et administracio in spiritualibus et temporalibus" erfolgt war<br />

(IOIrI Urk us, VII B Hs 17 BI. 50V).<br />

81) Am 18. März 1570.<br />

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genant 62), ein affstorriger und auffgeblasener mahn, nach der Clauß abegeschicket,<br />

und furdert den abt sambt seine conventualen auf! die ebteystuben zusammende und<br />

leget sein credentz 63) fur, welchs inhalts wahr, mahn solte dem gesanten in seinem<br />

anbringen fulkomen glauben geben, als wehn die rethe alle midteinander da wehren,<br />

zeiget darneben seine werbunge ahn, das die heimgelassen hertzogin 64) sambt allen<br />

rethen gar groß mißfallen trügen, das die conventualn, nachdem ir abt gestorben,<br />

sie ires kopffs gebaret, zugefahren und einen andern abt ahn seiner stadt erkoren,<br />

da sie sich doch wüsten zu berichten, das man keinen munch oder frater, vielmehr<br />

einen abt, ohne furwissen des fursten oder deren heimgelassen rethe erwelen solte,<br />

und das man alsobalt, da der abt gestorben, solches nach Wulffenbuttel ahn den<br />

hertzogen oder jo zum wenigsten ahn die heimgelassen rethe hette sollen gelangen<br />

lassen und bescheid darauff erwartet, deren dan keins geschein were, - so hette ehr<br />

nuhn den bevehlig, das ehr den vormeinten abt (wie ehr sagte) seines ambts von<br />

stunden ahn entsetzen solte, auch alsobalt und ungeseumbt sich auß dem eloster<br />

begeben, man wolle inen nit darinnen wissen, midt dem anhange, wo ehr solchem<br />

bevehlig nit gehorsamen wolte, so walte ehr inen auff einen wagen binden und<br />

nach Wulfenbuttel fuhren. Midt solchen und dergleichen worten wart der guete<br />

alte her 'lohan Beckman und seine conventualen angefahren. Darauff der novus<br />

electus sein berich[tJ than, nemblich das ehr legitime eligiret und von der ebtissin<br />

zu Ganderßheimb confirmiret wehre, walte sich nit vorhoffen, mahn wolte inen als<br />

einen vorlebten mahn also ins elendt vorweisen. Die fratres baten deßgleichen fleissig,<br />

das ehr solange zufrieden sein walte, man wolte die ebtissin zu Ganderßheimb ersuechen<br />

und irs radts uns erholen. Aber ehr wardt noch zorniger, und muchte uns<br />

nit helfen, was wir hirtzu sagten. Letziich, da alles nit helffen muegen und ehr von<br />

der ebtissin nit horn (wolte), hatt ehr gesagt:" Was ebtissin, ebtissin! Ich wil ..... hie<br />

..•••. ssen!" Endtlich, do es jo anders nit sein konte, auch der gesanter midt drauworten<br />

stedts anhielt, ehr wolte inen nach Wulffenbuttel ins gefengnuß fuhren, sagte<br />

ehr midt betrubtem herzen: "Nu sey es godt geklaget, das ich also unschuldig und erbarmlich<br />

sol vorweiset werden. Ich habe mich alle meine tage fur eicken hosen 65)<br />

gehuetet, das ich die in meinem alter noch saIte antzihen, wurde mich beschwerlich<br />

fallen." Darauff der hoffmeister gefordert und wart im befohlen, ehr solte den<br />

wagen zurichten, pferde dafur hangen und den abt von stunden ahn vom eloster<br />

fuhren, welches dan alsobalt geschein, das also der guete mahn ungessen vom cloister<br />

mussen abweichen, und ist der gesanter hinter dem wagen auch selbst hinab geritten.<br />

Ehe der gesanter aber wegkzohe, hatt er den conventualen gar ernstlich geboten,<br />

das sie den abt bey leibsstraffe nit soIten wiederumb einlassen und sich seiner nit<br />

solten ahnnehmen 66).<br />

82) Heinrich von der Lühe, herzoglicher Rat, vgl. Samse, a. a. 0., S. 158.<br />

83) = Beglaubigungsschreiben.<br />

") Herzog JuIius' Gemahlin Hedwig, geborene Markgräfin von Brandenburg.<br />

8&) Gemeint ist offenbar der eichene Schließblock für die Gefangenen.<br />

ee) Der vertriebene Abt wandte sich zunächst nach Hildesheim, wo er im St. Godehardikloster<br />

unterkam. Am Z7. März 1570 legte er dort 1000 Goldgulden auf Zins an (VII B Hs<br />

po BI. 16); er hatte also außer seinem Siegel auch Barmittel des Klosters mitnehmen können.<br />

Von Hildesheim aus ging er nach Erfurt.<br />

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Es hatt auch der gesanter neben dem ambtman zu Ganderßheimb allen furrad<br />

ahn korn und sonsten beschriben 67), und ist ahn korn befunden Braunschweigischen<br />

masse I8 scheffel weitzen, rocken I2$ scheffel, erbissen 68) 2 scheffel und was noch<br />

an rubsamen und wicken gewesen. Auch seint sie auf! das f/eischhaus gangen und<br />

60 seiden specks ohne wurste, drogef/eisch und sonsten, welches ein zimliches an zal<br />

gewesen, befunden. Was auch ahn pferden, kuhen und schweinen gewesen, haben sie<br />

alles beschriben, und wahr das eloster Claus domals in solchem vorrade, das der<br />

gesanter (doch jegen seinen willen) sagen muste, das s. f. g. und her kein eloster im<br />

furstenthumb hette, das midt solchem vorrade vorsorget were und das die fratres<br />

wol hetten haupgehalten, - dabey abezunehmen, wie treulich unse lieben vorfahr<br />

das eloster und hauphaltunge gemeinet. Furter haben sie des abts gemach vorsiegelt<br />

und die ubern sacristey und dem procuratori Henrico 69) datzumal die hauphaltunge<br />

bevohlen. Ist also vom eloster wegkgezogen und die conventualn ohne<br />

abt und fursteher gelassen. Haben wir biß auf pfingsten haußgehalten. Damit wir<br />

nuhn nit hin/urter ohn heubt leben muchten, hatt der furst uns den superintendenten<br />

von Ganderpheimb Herman Hamelman, einen abtrunnigen, so von der<br />

catholischen kirchen, darinnen ehr I4 gantze jahr gelebet und gepredigt, abege/allen<br />

und von Lemgo nach Ganderpheimb gezogen, vor einen vormeinten abt wiederumb<br />

gesetzt 70), welcher midt weib und gesinde ins eloster auf! das alte und neuwe<br />

kranckenhaup getzogen. Der genanter Hamelman hatte sich der haußhaltunge hart<br />

angenommen, wiewol ehr sich derselben gar nichts oder zum weinigsten vorstanden,<br />

der besser in den historienschreibern Tito Livio und dergleichen gestudiret dan midt<br />

ackerbeuw umbzugehen. Wie ehr nuhn also midt uns haußhielt, ist ehr zum [!] den<br />

conventualen offtermals gangen, midt ine gezecht, feine glatte worte geben, die<br />

gelegenheit des elosters von ihnen zu erforschen. Da ehr aber nichts erfahren künnen,<br />

erdachte ehr, wie ehr derselben quidt und aup dem eloster bringen muchte, erbodt<br />

sich, so die conventualn sich auf! pfar oder andere orter sich begeben walten, saIte<br />

jedem frey stehen, und darinnen walte ehr inen befurderlich sein, und denselben,<br />

so solches thun wurden, wolte ehr vom elast er jerlichs unter seiner pitschafft vorsiegelt<br />

geben die zeit ires lebendes XX f[loren] muntze. Daruber die fratres radt<br />

genommen, aber es wahr keiner, der es annehmen walte. Als nun die fratres gesehen,<br />

auch teglich ahn essen und trincken erfahren, das ires pleibens nit lenger sein walte,<br />

haben sie sich geteilet und ein jeder seiner gelegenheit nach an ander orter begeben,<br />

87) D. h. es wurde ein Inventar aufgenommen.<br />

88) = Erbsen.<br />

88) Der Verfasser.<br />

70) Lic. Hermann Hamelmann wurde von Lemgo berufen, am 18. Dezember 1568 als<br />

Generalsuperintendent bestellt (Reller, a. a. O. S. Xl7), am 11. Dezember 1568 zugleien<br />

Prediger an der Stiftskirene zu Gandersheim und gegen den Protest des Kapitels mit einem<br />

Kanonikat versehen (II Alt Gand. Fb. I, V, I). Seine Einsetzung in elus erfolgte am 6. Juni<br />

1570 (VII B Hs 35 a BI. 31, vgl. aum XI Alt CIus Xl und 13), seine Absetzung daseIbst im<br />

OktoberlNovember desselben Jahres, seine Kündigung als Generalsuperintendent Pfingsten<br />

1571 (Reller, a. a. O. S. 171, 184). Wegen der Resignation seines Gandersheimer Kanonikats<br />

liefen noen bis zum 18. September 1574 Verhandlungen (VII B Hs 50 BI. 580). über den<br />

bewegten Lebensgang Hamelmanns vgl. jetzt NDB VII S. 585, wo allerdings seine Tätigkeit<br />

in Gandersheim nur gestreift und seine Abtswürde in CIus nimt erwähnt wird.


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her 10han Mennecken nach Hildepheimb ad S. Godehardum 71), Henricus nach<br />

Steinen 72), 10docus nach Bursfeldt 78), 10hannes Upler nach Erfurdt 74), do der abt<br />

wahr, das keiner, außgenommen 'lohann Sodthofes 75), darinnenplieb. Es batte der<br />

abt 'lohan Beckman des closters siegel midtgenommen, welches dem '1:ermeinten<br />

Hamelman sehr verdrop, doch liep er ein anders, so dem clostersiegel gleich sein<br />

solte, nachgraben, aber wardt nit lange darnach, als ehr abgesatzt worden, entzweygeschlagen,<br />

wie hernach sol gesagt werden.<br />

Im iahre I570 batt die Key. Mayt. eine reichstag zu Speir aupgeschrieben, dahin<br />

dan alle chur- und fursten sambt andern bodtschafften getzogen, wahr der oben<br />

gesagte Andreas Stendel zu W ormbs vicarius 76). Wie ehr nuhn den zustandt seines<br />

closters erfahren, hatt er midt zuthund 'lohan Beckmans 77) und der andern conventualn<br />

ein schreibendt und supplication ahn die Keys. Maytt. vorfertiget, sich<br />

nach Speyr vorfueget und durch beforderunge fromer godtseliger hertzen der Key.<br />

Ma}'t. solche supplication ubergeben, undertenig umb hilft und trost gebeten und<br />

angehalten, welches die Key. Mayt. midt den anwesenden chur- und fursten in radt<br />

gezogen und uns in schutz und schirm genommen 78), darnacb auch ahn die stedte<br />

und closter, so uns und unsern eloster midt zinsen und gefellen vorhafft, geschrieben,<br />

uns und niemandt anders ohne alle hindern und arrest die zinse folgen lassen 79),<br />

zudem auch ein scharf schreibendt ahn hertzogk 'lulius, das ehr uns von stunden ahn<br />

solte restituirung gethan, welches dem fursten durch notarien und zeugen uberandwortet<br />

worden 80). Wie nuhn der hertzogk gesehen, was seine hinterlassene rethe<br />

midt dem abt furgenommen und das sie zuviel gethan und in die lenge den stich nit<br />

halten wollen, hatte ehr erstlich dem vormeinten abt Hamelman eine ungnade zugeworften,<br />

darumb ehr die conventualen des closters vorweiset und nit also, wie<br />

sich geburet, gehalten bette, zudem das ehr solte, wie man sagte, viel schinken in<br />

Westphalen geschickt haben, wardt ehr gedrungen, das ehr seine rechnung fur dem<br />

bertzoge thun muste, wie dan geschahe, bey welcher der bertzogk personlich wahr<br />

und angebort, auch selber summiren helfen. Nun war die rechnunge nit also ricbtig,<br />

71) Johannes Menneken, s. o. Anm. p.<br />

72) Der Verfasser Heinrich Pumme, der also wiederum nach Marienstein auswich.<br />

75) J odocus Möhlmann, s. o. Anm. 35.<br />

7&) Johannes Sduader, s. o. Anm. 36.<br />

7~) Johannes Sodthoff, s. o. Anm. 33.<br />

75) Der ehemalige Prokurator Andreas Lüderitz, s. o. Anm. 17.<br />

77) Abt Johannes Be&mann hatte von Erfurt aus den geflümteten Andreas Lüderitz<br />

bevollmächtigt, auf dem Reimstag zu Speyer die Restitution des Klosters zu betreiben, s. aum<br />

o. S.17 Anm.17. Die Vollmamt vom 15.Juli 1570 war aum von dem Senior Johannes<br />

Menneken, dem Prokurator Heinrich Pumme und den Konventualen Tilemann Brakebusm<br />

und Johannes Smrader untersmrieben worden (Il Alt Gand. Fb. I, V, I).<br />

78) Das große Smutzdiplom Kaiser Maximilians 11. für den Abt und den namentlim<br />

aufgeführten Konvent vom 3. September 1570 (io/ll Urk 117).<br />

71) Dieses kaiserliche Mandat ist nidIt erhalten. Die von aus an zahlreime Städte und<br />

Klöster ausgeliehenen Kapitalien beliefen sim insgsamt auf 8480 Rh. Goldgulden,<br />

3]66 Pfund und 466 Mark.<br />

80) Das kaiserlidIe Mandat an Herzog Julius vom 30. August 1570 (10/11 Urk 116, gedr.<br />

Leuckfeld, a. a. O. S. 191 f.).<br />

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als sie billich sein solte, als man aber so genauwe rechnete, hatt ehr zum fursten<br />

gesagt, ehr hette nit gehoffet, das man von ime so eine geschwinde rechenunge gefordert<br />

hette, hatt der lurst geandtwortet: "Lieber her, wisset ir nicht, wem was<br />

beIoien wirt, das man mup davon guete rechenschaftt geben?" Es hatte der furst<br />

ein solche ungnade kegen ine, das ehr ine wol hette ins gefencknup geworffen, wen<br />

es nit von seinen gonnern und freunden vorbetten wehre, das es hin passirte. Aber<br />

ehr wurde alsobalt seines ambts und vermeinten ebtey entsetzt 81) und Jacob Los, der<br />

lange des elosters diener gewesen 82), wiederumb befohlen. Unterdes sd)reibt der<br />

hertzogk an F. Henricum, der zu Steinen wahr 83), das ehr solte ins eloster komen<br />

und das procuratoris ambt wiederumb annehmen. Nun wahr es ime aber beschwerlich,<br />

ohne furwissen seines abts sich ins eloster zu begeben, hatte ehr dem fursten<br />

wieder geschrieben, ehr konte s. f. g. schreibent nit also gehorsamen, ehe und zuvor<br />

ehrs an seinen abt hette gelangen lassen, auch ohne s. f. g. austrugliche und sichere<br />

vorgleitunge, welches dan der furst alsobalt hernach ime zuschickte. Darauff ist<br />

F. Henricus ins c10ister getzogen, viertzehen tage fur weinachten ao. 7084). Wie<br />

ehr nuhn also eine zeitlang im eloister, - behielt Jacob Los gleichwol die regirunge -,<br />

liep der furst etzliche schreibent ahn den abt zu Erfurdt, do ehr damals wahr,<br />

abegehen des inhalts, das ehr sich wiederumb und zum furderlichsten in sein eloster<br />

wolte begeben, schickte ime auch daneben ein furstlich gleidtsbrieff zu. Es vorzogk<br />

sich aber noch biP schir umb pfingsten, ehe dahn der abt ankommen. Wie ehr nuhn<br />

ins eloster kommen 85), hat ehrs dem fursten zu wissen gedahn.<br />

Wie nun der hertzogk erfahren, das der abt im eloster wehre, hatt ehr seiner<br />

furnembsten rethe etzliche dahin geschickt 86), welche wahren so hiernach folget:<br />

der abt zu Kunnigeslauter Gothardus Coci 81),<br />

Nicolaus Seinecker D. theologiae 88),<br />

Erasmus Ebner von Nurnbergk 89).<br />

Haben sie den abt und fratres auf! die stuben gefordert und hatt der abt zu<br />

Kunnigslauter, ein apostata, das wordt gethan und angezeigt, weil der abt auf des<br />

fursten erfordernt aldo were erschienen, wolten sie horen, was seine meinunge<br />

were, ob ehr dem fursten wolle in allem gehorsamen, und hatt seine instruction<br />

furlegt, darinnen viher puncten einvorleibt wahren, so der abt midt einem eide<br />

solte bestetigen, und seint die hirnach folgen:<br />

81) S. o. Anm. 70.<br />

82) D. h. Hofmeister.<br />

113) S.o. Anm. 71.<br />

81) Im Original steht irrtümlim 71.<br />

86) Abt Johannes Beckmann traf nam dem J6. Mai J57J wieder in aus ein.<br />

N) über die folgenden Vorgänge bei der Visitation vom 15. Mai J571 vgI. aum 1 Alt<br />

3481.<br />

87) Gothard Kom (Coci), evangelismer Abt des ehemaligen Benediktinerklosters Königslutter.<br />

N) Der Leipziger Professor D. Nikolaus Sein ecker wurde am 14. April 1570 Namfolger<br />

von Martin Chemnitz als "Generalissimus Superintendens" (Reller, a. a. O. S. 17J und 179)'<br />

"') Erasmus Ebener aus Nümberg, herzoglimer Rat, Referent für Bergwerksangelegenheiten,<br />

aber aum häufig mi~ Kirmen- und Smulsamen betraut, s. Samse, a. a. O. S. 159 und<br />

NDB IV S. 163 f. (Wemer Schultheiß).<br />

3 J


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,Erstlich, das ehr das Key. mandat 90), es habe drumb eine gelegenheit, wie es<br />

wolle, solte ahn seinen ordt stellen und sich im fahl der nodt nit zue gebrauchen<br />

haben, sondern genzlich todt sein, auch was ehr ahn privilegien, clenodien oder wie<br />

das nahmen haben muchte, wiederumb an die orter, dahin sie gehorig, vorschaffen<br />

soltej zum andern, das ehr solte vorpflichten, das ehr [sein]em g[nedigen herrn]<br />

[gleich] andern prelaten und prob[s]ten des furstenthumbs wolle treuwe und holt<br />

sein, des fursten bestes wissen und schaffen, sich auch aller gehorsamicheit vorhalten,<br />

die gueter des elosters ohne des tursten und der abtissinnen zu Ganderßheimb bewilligung<br />

nichts alieniren oder abhendig machen, sich auch dem consistorio unterwerften<br />

nach laut der ordenungej<br />

zum dritten, das ehr, der abt, und seine conventualn sich der Augsburgischen confession<br />

und kirchenordenunge, gleich als andere abten und stifften gedahn, gemeß<br />

vorhalten, dawieder nichts handelen und sich tur andern nit außmahlen und wiedersetzenj<br />

zum vierten sol ehr auch wegen der contribution, ad pias causas gemacht zum<br />

paedagogio 91), aller gebuhr vorhalten und sich deren, wen sie von ime gefordert,<br />

nit weigern, sondern die zu rechte[r] geburlicher zeit williglich erlegen sol,·<br />

und da ehr nuhn in obgemelte puncte willigen und denselben in allen zu gehorsamen<br />

sich verpflichten wirdet, so solten die gesanten hiemit macht haben, ine, den<br />

abt, wiederumb eintzusetzen, zu confirmiren, auch alle schlussei, doch jegen quitantz,<br />

uberandtworten und also die administration gentzlich zu bevehlen, neben vormeldung,<br />

das der furst auff den fahl sein gnediger her sein und pleiben, inen in<br />

seinen befuegten sachen vordetingen und als einen gehorsamen prelaten des furstenthumbs<br />

schutzen und hanthaben wollen, den 25. Ma;; ao. 71.'<br />

Hirautf haben sich der abt und conventualen beradtschlaget und hatten im beibestande<br />

einen doctorem, Albrecht Buschen genant, von Hildenßheimb 92), der die<br />

obgenanten artikel etzliche mahl durchgelesen, und als der abt, der ein einfeltig<br />

mahn wahr, den doctor fragte, was ine dabey duchte, weil ehr diessen handel besser<br />

als ehr vorstunde, darauf! der doctor geandtwortet, das es beschwerliche hendel<br />

weren und das ehr nit darzu rathen walte, das man in die puncte willigen solte,<br />

dan damit wehre der ebtissin zu Ganderßheimb ir recht und gerechtigkeit, so sie<br />

von alters her am eloster gehabt, vorgeben und were dem abt und eloster ein ungewonliche<br />

und untregliche burde auftgelecht. Da nuhn der abt und fratres gemercket,<br />

welche ein beschwer dem eloster drauft gestanden, haben sie ire andwort durch den<br />

doctorem thun lassen, das sie solche instruction sambt den viehr invorleibten puncten<br />

gelesen und befunden dorauß, das inen zum högsten beschwerlich, in solches zu<br />

willigen, sondern erboten sich, was von alters hero von den vorigen abten des elosters<br />

80) s. o. Anm. 80.<br />

81) Zur Unterhaltung des in Gandersheim erridtteten Paedagogium iIlustre war den<br />

Klöstern des Landes eine Kontribution auferlegt worden, deren Zahlung vom Reichsstift<br />

Gandersheim und den Klöstern elus und Brunshausen verweigert wurde (11 Alt Clus 14.<br />

vgl. zuletzt Dieter Schäfer, Gründung und Einweihung des Paedagogium iIlustre in Gandersheim<br />

1569-1571 [Jahrb. d. Gesellsch. f. niedersädts. Kirchengesch. 64, 1966, S. 1 u]) .<br />

• ') Dr. jur. Albrecht Busch (Bussius), bischöflich Hildesheimischer Rat. Syndikus zunädtst<br />

des Kapitels. dann der Äbtissin des Reidtsstifts Gandersheim. erhielt dort 1573 ein Kanonikat,<br />

das er 1589 resignierte, aber erst 1593 endgültig abtrat (11 Alt Gand. Fb. 1, 111. 139 Bd. I).<br />

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Claus dem fursten geschein were, wolte der abt und seine conventuales sich auch<br />

willig erboten haben, midt welcher andwort sie dahn nit zufrieden sein wolten,<br />

sondern hielten hart ahn, man solte die instruction bewilligen. Schickten auch den<br />

apostaten von Kunnigslauter 93) zu den fratribus, der sie uberreden solte, aber der<br />

abt und conventualen sein je lenger gar standhafftig geplieben, haben lieber den<br />

ordt wiederumb vor/rucken] wollen, als das sie iren consent darzu geben wollen.<br />

Als seindt sey [!] ungeschaftter sachen, ob sie wol sehr unnutze wahren, dießmal<br />

abgezogen. Nit lange darnach in der pfingstwochen sein sie wiederumb komen und<br />

haben eine verpflichtunge, welches der abt midt seinem siegel befestigen solte, midt<br />

sich gebracht des inhalts:<br />

,Ich 1ohannes, abt zur Claus, bekenne und bezeuge fur dem durchlauchtigen und<br />

bochgebornen fursten und hern, hern Julio, und seinen erben in die verwaltunge<br />

des closters als ein erweiter und von der ebtissinnen zu Ganderßheimb confirmirter<br />

abt 'Uon hochermeltem fursten als schutz- und landesfursten heute im nahmen gottes<br />

sey eingesatzt und eingeweiset worden, berede und lobe fur mich und alle meine<br />

nachkommen, solche vorwaltunge christlich treulich die zeit meines lebendes als ein<br />

guter haußvatter zu vorrichten, wil darob sein und vestiglich halten, das meinem<br />

eloster nichts entzogen oder entwendet, brieft und siegel, privilegien und was des<br />

elosters wehre, in gueter vorwarunge halten, was entfrembdet, bestes fleisses wieder<br />

dartzubringen, wolgedac1,ter ebtissin des stiffts Ganderßheimb und hochermeltem<br />

landesfursten und cIoster getreuw und holt sein, bestes wissen und schaden waren<br />

und wenden, die gueter des closters nit alieniren, eussern oder vorpfenden, der<br />

christlichen kirchenordenunge des furstenthumbs Braunschweig mithsamb meinen<br />

conventualen gemeß und gehorsamb vorhalten, burden des landes, wie wir des<br />

schutzes geniessen, in massen ander prelaten des landes helffen tragen und alles<br />

anders thun, was meine vorfahrn des closters hiebevorn gethan und andere landstende<br />

leisten und thun mussen, wie ich dan das treulich und ungeferlich zu halten<br />

angelobt und zugesaget, und dessen zu urkundt das abtey ingesiegel auf! diessem<br />

brieft gedrucket. Dat. den 6. junii ao. 7194).'<br />

Wie nuhn der abt und fratres solche vorpflichtunge gelesen, haben sie sich auc1,<br />

zum ersten dieselben zu vorsiegeln geweigert; aber die abtissin hatte zwey canonici,<br />

her Johan Straube 95) und Johan Schnor 96), uns zum beibestande vorordnet, welche<br />

tur radtsamb erachtet, das mans vorsiegelte und unterschriebe, damit man den besitz<br />

des c10sters behalten muchte. Es ist aber - lautern wein einzuschencken - dem<br />

c10ister Claus ein neuwe und ungewonliche vorpflichtunge, so hiebevohr kein abt<br />

zur Claus gethan oder geleistet. Es hatten auch die furstlichen gesanten noch andere<br />

nebenpuncte, so nicht in dieser vorpflichtunge vorfasset, die sie dem abt und convent<br />

e8) S. o. Anm. 87.<br />

84) Der eigenhändig vom Abt und den Konventualen Johannes Menneken, Johannes Sodthoff,<br />

Heinrich Pumme, Jodocus Möhlmann und Johannes Schrader unterschriebene Revers<br />

in z Alt 3489, vgI. auch VII B Hs 36 Bd. I BI. Z4 v.<br />

95) Johannes Straube (Struve), geb. ca. IP9, kaiser!. auto Notar, seit ISSI Kanoniker des<br />

Reichsstifts Gandersheim, seit 1575 Senior des Kapitels, gest. am U. Juli 1606.<br />

98) S. unten Anm. 98.<br />

33<br />

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vorhielten, darauf! sie ire andwort thun solten. Hatt der eine canonicus, her Johan<br />

Schnor, angefangen und gesaget, das das furstliche bevehl nit mitbrechte, was sie • •.<br />

furbracht ••• bey irem bevelig pleiben lassen. Darauff der ... [ges]anter, Eras[mus<br />

E] bner genant (der seinem eigen hauß nit vorstehen kunte, sondern etzliche tausendt<br />

thaler ins berckwerck gestochen und gar vorarmet) 97), geandwortet und auff ine,<br />

den canonicum, midt einem finger gezeiget, man wisse wol, das ehr ein recht meutmacher<br />

sey, und sie wollten i. g. f. und hern vormelden, es sol ime gedacht werden.<br />

Also seint die gesanten denselben tagk von dar gezogen.<br />

Nu verweilde es sich biß in die vasten, ehe die drauwort des Ebners ins werck<br />

gerichtet worden, begibt sich, das der furst dem ambtman zu Ganderßheimb bevelet,<br />

das ehr her Johan Schnor solte gefencklich annehmen, wie geschahe, wardt er auffs<br />

hauß Ganderßheimb bey nechtlicher weil hinauf!bracht, von dannen wardt [ehr]<br />

auf! einem pferdt sitzende gebunden und nach der Liebenburgk gefuhret, da ehr<br />

wol zehen wochen im kercker, da man die ubelteters gefangen helt, midt helden<br />

umb die behne vorschlossen und vorwaret worden. Ehr wehre auch auß dem kercker<br />

nit so balt gelassen, wahn er nit midt krallckheit, so ehr von stancke und unflate<br />

bekomen, wehre uberfallen. Darnach wardt ehr auf! einem gemache eine zeitlanck<br />

gefencklich gehalten, letzlich wardt ehr nach Wulf!enbuttel auf! den Dam gefuhret,<br />

da ehr auch ezliche wochen in der herberge eingeleget, darillnen ehr dan biß auf!<br />

Martini gewesen. Da also ist ehr auf! ein ur!eidt ledig gelassen. Er hatt aber in der<br />

gefencknuß so viel bekomen, das ehr die zeit seines lebens ein patient sein mussen,<br />

und noch entlich zu Forste aufm dorfe bey Hildenßheimb seliglich gestorben 98).<br />

Das wir nuhn wiederumb aufs eloster Claus komen: ist dem abt, ehe und zuvor<br />

die rethe von Wulffenbuttel wegkzogen, ist das siegel, welches Hamelmannus hatte<br />

machen lassen, dem abt Johan Beckman zugestelt, der es auch alsobalt zu stucken<br />

hatt schlagen lassen. Nun regierte der genanter Johan Beckman kaum ein jahr, ein<br />

alter betagter und siebcnzigkjeriger, wardt kranck in der fasten und starb darnach<br />

des montags nach Trinitatis Anno 7299). Und wardt von stunden ahn in seine stede<br />

87) S. o. Anm. 89.<br />

88) Johann Schnor (Snor), geb. ca. ISH in Gandersheim, Vetter des Stiftsseniors Thomas<br />

Schnor, kaiserl. auto Notar, seit ISsz. Kanoniker in Gandersheim, ISS8 daneben zeitweilig<br />

Propst zu Brunshausen und 1566-1570 Propst des MarienkIosters, Sekretär des Stiftskapitels,<br />

wurde in der Nacht vom 15.h.6. März 1571 durch den herzoglichen Amtmann widerrechtlich<br />

auf dem Stiftsfronhof, also innerhalb der Stiftsfreiheit, verhaftet und gegen die Proteste der<br />

Stiftsäbtissin (I I Alt Gand. Fb. I, V, 1 Bd. 1 und VII B Hs 36 Bd. 1 BI. 1 ff.) auf der Liebenburg<br />

und auf der Dammfestung in Wolfenbüttel festgehalten. Im Juli 1571 wollte Herzog<br />

JuIius ihn nur für den Fall freigeben, daß der Kaiser den vom Herzog dem Stift aufgezwungenen<br />

Vertrag bestätigte (ebda. BI. 4 v und S v). Erst am 15. November IS71 wurde Johann<br />

Schnor gegen Bürgenstellung aus der Haft entlassen (n Alt Gand. Fb. I, 111, 139 Bd. I) und<br />

begab sich am 10. Dezember 1571 nach Heiligenstadt, wo er ebenfalls ein Kanonikat besaß<br />

(VII B Hs 36 Bd. 1 BI. 10r). Sein Gandersheimer Kanonikat resignierte er am 15. März 1576<br />

(II Alt Gand. Fb. 1,111, 140) und starb am 14. August 1580 zu Gr. Förste, Ldkr. Hildesheim­<br />

Marienburg (n Alt Gand. Fb. 1,111,168).<br />

88) Am 1. Juni 1571. So auch der Nachtrag von Heinrich Pummes Hand im ce BI.96v<br />

und die Totenliste des Generalkapitels der Bursfelder Union vom 2. Mai 1574, vgl. Volk,<br />

Generalkapitelsrezesse II S. 1I 6.<br />

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erwehlet Henricus, ein conventual doselbst 100), wardt auch alsobalt von der abhaben,<br />

wan ehr nit von der ebtissin were confirmiret gewesen, das ehrs also hatt<br />

tissinnen zu Ganderpheimb confirmiret. Es wolte der furste diesse election gehindert<br />

mussen pleiben lassen.<br />

Es wardt auch zu der zeit zwischen dem fursten Julio und der abtissin zu Ganderßheimb<br />

ein groß tagk gehalten etzlic1,er vortrege halben 101), so darnach Keyserliche<br />

Maytt. wiederumb retraetirt hatt.<br />

Anno 1576102) ist ein reichstagk zu Regenßburgk gehalten worden, dahin die<br />

abtissin ihren doctorem und sindieum lOS) geschickt, der gewalt und betrengung,<br />

so sie (!) von dem fursten Julio geschein, sich beklagte. Es seindt auch • •. schreibE enJ<br />

von den reichsstenden ahn den fursten geschrieben, •.• hatt alles nit geholtten, ehr<br />

ist je lenger je halsstarriger worden, das er hatt sich zu vielgenanter ebtissin und<br />

deren angehorigen elostern so hefftig genotiget, also das ehr das eloster Claus und<br />

Brunßhausen eingenommen und verwalter darauf! gesetzt 104). Und obwol die<br />

ebtissin sich hart darwiedersetzte, ist auch selber ins eloster Claus auf das kranckenhaus<br />

gezogen, hatts doch nit helffen muegen. Also hatt die ebtissin das eloster Klaus<br />

innehabt von Jaeobi Apostoli ahn biß umb Trium Regum, ist aber allezeidt kranck<br />

gelegen, ist gestorben den 28. Januarii Anno etc. 77, umb 3 uhr nach mitternacht.<br />

Wie der hertzogk nun den todt der abtissin erfahren, hatt ehr von stunden ahn<br />

seine rethe nach Ganderpheimb geschicket und sem er tochter Elisabethen possession<br />

durch Burcharten von Cram im thumb zu Ganderßheimb nemen lassen 105), und<br />

obwol das capittel die wolgeborne Margarethen, ebtissin zu Herse, als der vorstorben<br />

ebtissin schwester, domals dechantin zu Ganderpheimb, albereidt legitime eligiret<br />

und possession genommen hatte 106), haben ir die gesanten nit wollen guedt sein<br />

100) Bereits einen Tag vor seinem Ableben hatte Abt Johannes Beckmann den Prokurator<br />

Heinrich Pumme als seinen Nachfolger designiert (10/11 Urk 129). Vgl. im übrigen oben S. 4.<br />

101) Der dritte Vertrag des Herzogs Julius mit dem Reichsstift Gandersheim (6 Urk 924).<br />

102) Im Original irrtümlich 1566!<br />

103) Dr. Albrecht Busch vgl. Anm. 92.<br />

1(4) Hierzu und zum Folgenden s. o. S. 5. Seine eigene Flucht nach Hildesheim um<br />

9. Juli 1576 hat der Verfasser verschwiegen.<br />

106) Herzog Julius hatte bereits im Dezember 1574 versucht, für seine am 23. Februar<br />

1567 geborene dritte Tochter Elisabeth eine Kanonissenpriibende im Stift Gandersheim zu<br />

erhalten. Das Kapitel weigerte sich. Schließlich gelang es dem Herzog, Kaiser Maximilian 11.<br />

zu veranlassen, durch Preces primariae vom 9. Mai 1575 seine Tochter dem Stift für die<br />

nächste freiwerdende Stelle zu praesentieren und den Erzbischof von Mainz zum Exekutor zu<br />

bestellen (6 Urk 933 und 934. 11 Alt Gand. Fb. I, 111, 6). Noch vor dem Ableben der Äbtissin<br />

Magdalena hatten die in Clus tätigen herzoglichen Visitationskommissare dem Herzog vorgeschlagen,<br />

den Rat Burkhard von Cramm vorsorglich als "procurator ad capiendam possessionem"<br />

der Abtei für die Prinzessin Elisabeth einzusetzen (11 Alt Gand. Fb. I, III, 3). Am<br />

Tage des Begräbnisses der Äbtissin Magdalena ergriffen die herzoglichen Prokuratoren unter<br />

Berufung auf die kaiserliche Erste Bitte - die sidt nur auf eine Kanonissenpräbende bezogen<br />

hatte - ungeachtet der inzwischen durdt das Kapitel erfolgten Wahl der Margareta von<br />

Chlum (s. die folgende Anm.) mit Gewalt Besitz von der Äbtissinnenkurie.<br />

108) Margareta von Chlum, Dekanin zu Gandersheim und Äbtissin des Stifts Neuenheerse,<br />

wurde bereits am 30. Januar J577 vom Kapitel einstimmig zur Nachfolgerin ihrer Schwester<br />

J.<br />

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lassen, sondern sein midt gewalt zugefahren, die ebtey midt stareken seNussen zu<br />

'Vorschliessen, auch sich der ebtey guter gentzlich angemasset, haben auch procuratores<br />

dem freulin, als den apostaten H enricum, der sieh einen Abt 'Von Ringelm nennet,<br />

Burcharten 'Von Cram, Eberhardus Eggelinck 'Vorordnet 107).<br />

Die 'Vorstorben ebtissin Magdalena 'Von Clum ist 'Von dem fursten 'Julio und seine<br />

rethe und der abtey lenjunckern von dem eloster ..• naeh Ganderpheimb bracht,<br />

dar sie dahn im thumb ... ist begraben worden den 4. Februari; 108).<br />

Es bats aber die rechte erwelte abtissin Margaretha von Clum nit hiebe; lassen<br />

wollen, sondern deren ge'l.valt bey dem hochwurdigen in godt henz Daniel Erzbischoffen<br />

zu Mainz churfursten als executorn der keyserliehen preces zum hogsten<br />

beklaget, ire advocaten und procuratores alda in dem consistorio bestalt, wie dan<br />

die procuratores des freulin auch gedahn, und die sachen hinc inde disputiret. Zulest<br />

ist das endtordei gefellet und der rechten ebtissin Margarethen von Clum die possessio<br />

zuerkandt 109). Solches hatt nun dem fursten und procuratoribus sehr verdrossen,<br />

und damit es auf! die lange banck vorschoben, haben sie davon appelliret nach<br />

Rohm, doselbst auch ein commission ahn den bischoff zu Minden aupbracht, da<br />

den die sachen in die 7 jahre gehangen 110), und obwol die ebtissin vorhoffte, es<br />

solte einmahl zum endturthel komen, haben die procuratores allezeidt ausflucht und<br />

dilation gebeten, in meinunge, weil sie ein alte persohn, sie wurde das endturtheil<br />

nit erleben.<br />

AO 1580 den II. februar;; hatt bäbstliche Heiligkeit den procep zu A-Iinden wiederumb<br />

abgefordert und dem bischoff zu Hildenpheimb befohlen, der dahn seinen<br />

official zum subdelegatum 'Vorordnet und dar die sachen dan noch itzo beruhen 111).<br />

gewählt und sofort eingeführt. Angesichts der gewaltsamen Besetzung des Abteigebäudes<br />

durch die Prokuratoren der herLoglichen Gegenäbtissin Elisabeth blieb ihr nichts weiter<br />

übrig. als von Neuenheerse aus die Verbindung mit dem Gandersheimer Stiftskapitel zu halten<br />

und den Kampf gegen die Maßnahmen des Herzogs weiterzuführen.<br />

107) Der evgJ. Abt von Ringelheim Heinrich Wirsche (Wirschius), ehemals Mönch daselbst.<br />

1570 als lutherischer Abt eingesetzt. gest. 1613. vgJ. ScharIa, (wie oben Anm.57)<br />

S. 23 f. und G. Har/mann und H. Hausdorf, Heimatgeschichte von Ringelheim (1959) S. II f.<br />

über den herzoglidlen Rat Burkhard von Cramm s. o. Anm.41, über den Hofgerichtssekretär<br />

Eberhard Eggeling s. Samse, a. a. O. S. 219 f. Außerdem war noch der Gandersheimer<br />

Oberamtmann Si mon Mackensen (Samse, a. a. O. S. 245) anwesend.<br />

lOB) Die späteren Äbtissinnenkataloge VII B Hs 9 BI. 224 und VII B Hs 62 BI. 54 v geben<br />

irrtümlich den 4. März 1577 als Begräbnistag an. Danach setzt auch Kronenberg, Clus und<br />

Brunshausen a. a. O. S. 74, den Todestag irrig zum 18. Februar, den Begräbnistag zum<br />

4· März 1577.<br />

109) Die Richter des Mainzer Erzstuhls entschieden bereits am 30. August 1577 vorläufig<br />

und am 13. Januar 1578 definitiv zugunsten der vom Kapitel rechtmäßig gewählten Äbtissin<br />

Margareta von Chlum (Harenberg, [wie oben S. 6 Anm. lZl p.1016-1020).<br />

"0) Richtig drei Jahre.<br />

111) Auf Grund eines Breves Papst Gregors XIII. ernannte Bischof Ernst von Lüttich,<br />

Administrator von Hildesheim und Freising, am 6. Juli 1581 seinen Hildesheimer Offizial<br />

Dr. Johannes a Via zum sub delegierten Richter in der Klagesache der Äbtissin Margareta<br />

von Chlum gegen die Prinzessin Elisabeth zu Braunschweig-Wolfenbüttel (VII B Hs II Bd.4).<br />

Zum weiteren Verlauf vgl. oben S. S f.


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Das Politische Testament Herzog Anton Ulrichs<br />

zu Braunschweig und Lüneburg<br />

Von<br />

Gerhard Gerkens<br />

Als Herzog Anton UIrich am 27. März 1714 im Alter von 81 Jahren starb 1),<br />

hatte er 47 Jahre hindurch die Regierungsgeschäfte im Fürstentum Wolfenbüttel<br />

geführt: von 1667 bis 1685 als Statthalter seines älteren Bruders Rudolf August 2),<br />

von 1685 als Mitregent und von 1704-1714 als AIJeinherrscher. Die in diesen Jahren<br />

gewonnenen Erfahrungen im Umgang mit Menschen und Politik legte er kurz vor<br />

seinem Tode in einem großen Politischen Testament für seinen ältesten Sohn 3)<br />

nieder, dem in Salzdahlum am 22. März 1714 datierten "Project der väterlichen<br />

Ermahnung und Instruction für den Erbprintzen" 4). Wenn das nur wenig beachtete<br />

Dokument 5) hier nun voIJständig abgedruckt wird, so deshalb, weil es zu den<br />

wichtigsten Quellen zur Geschichte des Fürstentums Wolfenbüttel im 17. Jahrhundert<br />

und zur Kenntnis der Persönlichkeit Anton Ulrichs gehört; denn in ihm zieht<br />

der Herzog nicht nur die Summe aus seinem langjährigen politischen Wirken,sondern<br />

deckt auch seine geheimsten Gedanken auf.<br />

Anton Ulrich übergab seinem Sohn die Regierung zu einem Zeitpunkt äußerster<br />

politischer Anspannung im Norden: der Nordische Krieg hatte zwar in der Schlacht<br />

von Poltawa 1709 eine entscheidende Wendung zugunsten Rußlands gebracht, der<br />

endgültige Ausgang des Krieges sowie das Schicksal Schwedens waren aber noch<br />

keineswegs entschieden. Für die Welfenlande hieß das, ob und in welchem Maße sie<br />

an einer möglichen Auf teilung der schwedischen Besitzungen Bremen und Verden<br />

beteiligt werden würden. Anton Ulrich sah es demnach als eine der wichtigsten<br />

") Der Beitrag ist Herrn Prof. Dr. Georg S eh n a t h zum 70. Geburtstag gewidmet. -<br />

Die Wiedergabe des Testamentes erfolgt nach den "Richtlinien für die äußere Textgestaltung<br />

bei Herausgabe von Quellen zur neueren deutschen Geschichte (BIl. f. dt. Landesgesch.<br />

101. Jg. 1966, S. 1-10). - Für freundliche Hilfen und Korrekturen ist der Verfasser der<br />

Schriftleitung des Braunschweigischen <strong>Jahrbuch</strong>s zu großem Dank verpflichtet.<br />

') Geboren wurde Anton Ulrich am 4. Oktober 1633 in Hitzacker als zweiter Sohn<br />

Herzog Augusts d. J., 1579-1666, seit 1635 regierend in Wolfenbüttel.<br />

2) Rudolf August, 1617-17°4. Er trat nach dem Tod des Vaters die Herrschaft zunächst<br />

allein an.<br />

') August Wilhelm, 1661-1731.<br />

t) Nds. Staats-A. Wolfenbüttel 1 Alt Zl Nr. 199. Nicht eigenhändig. Keine Unterschrift<br />

des Herzogs. Die Seiten werden in eckigen Klammern angegeben.<br />

") Nur Otto von Heinemann behandelt es im Zusammenhang seiner Darstellung der<br />

Braunschweigischen Geschichte und gibt auch einige wörtliche Zitate. He i n e man n, Otto v.:<br />

Geschichte von Braunschweig und Hannover, 3 Bde. Gotha 1881-1891. Bd.3, S.141-143.<br />

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Aufgaben seines Nachfolgers an, alle Kräfte des Fürstentums darauf zu konzentrieren,<br />

sich seinen Anteil zu sichern. Für diese Aufgabe allerdings war das Land in<br />

keiner Weise gerüstet. Außer den wenig verbindlichen Beziehungen, die man zum<br />

Kaiser und zu Rußland durch die Heiraten der Prinzessinnen Elisabeth Christine 8)<br />

mit dem späteren Kaiser Kar! VI. 17°8 und Charlotte Christine mit dem Sohn Peters<br />

des Großen, Aleksej 7), 1711 angeknüpft hatte und von denen sich der Herzog sehr<br />

viel versprach, hatte Wo]fenbüttel wenig vorzuweisen: die Finanzen des Landes<br />

waren durch hohe Verschuldung schwer belastet, der Zustand der Truppen war<br />

~icht anders als katastrophal zu bezeidmen, und um die Wirtschaft des Landes war<br />

es nicht besser bestellt. Die dringlichsten Anliegen waren somit eine Verstärkung<br />

der Truppen und die Hebung der Wirtschaft bei gleichzeitiger Abtragung der<br />

hohen Schuldenlast.<br />

Diese Probleme hatte der Kanzler Anton Ulrichs, Probst von Wendhausen 8),<br />

dem Herzog schon in einem Promemoria vom 28. Oktober 17139) sdlonungslos<br />

auseinandergesetzt. Es zeugt von der Einsicht des Fürsten, daß er nicht nur die<br />

Berechtigung der Kritik anerkennt und sich die Vorschläge Wendhausens zu eigen<br />

macht, sondern sie seinem Sohn ausdrüddich als Grundlage für eine erfolgreiche<br />

Politik anempfiehlt, obwohl das Bild, das der Kanzler in diesen "Pia Desideria" von<br />

den Zuständen im Fürstentum entwirft, alles andere als schmeichelhaft für Anton<br />

Ulrich ist. Zwar verteidigt er den Herzog gegen direkte Angriffe und stimmt auch<br />

für die geplante Truppenerhöhung 10), muß aber doch zugeben, daß" Was ••• die<br />

Landes-Oeconomie anlanget: So ergiebet... leider die tägliche Erfahrung, daß<br />

sowohl in hiesigen Städten, als auf dem Lande, ein universeller Geld-Mangel. Es ist<br />

auch nicht zu leugnen, daß die Unterthanen durchgehends a proportion ihrer Einnahme<br />

sehr viele Ausgaben haben, weshalber es dann freilich wohl unbarmhertzig<br />

und unverantwortlich scheinen möchte, wann man sie, bei ihrem so merdllichen<br />

Zurüdlkommen, ohne Noth, noch mehr zu erschöpfen begehrte ••. " 11). Anliegen<br />

der Denkschrift ist es, durch detaillierte Vorschläge zur Besserung der Lage im<br />

Fürstentum beizutragen; auf diese Ratschläge bezieht sich Anton Ulrich immer wieder<br />

und macht sie sich ganz zu eigen. Die Schrift ist somit eine wichtige Ergänzung<br />

zum Testament und wird deshalb hier mit herangezogen.<br />

') Elisabeth Christine, 1691-175°. Tochter LudwigRudolfs, zweitem Sohn Anton U1richs.<br />

Karl VI, 1685-174°, seit 17II Deutscher Kaiser.<br />

7) Charlotte Christine, 1694-1715. Tochter Ludwig Rudolfs. Peter I. (d. Gr.), 1672 bis<br />

1725, seit 1685 Zar. Alekse;, 1690-1718.<br />

8) Philipp Ludwig Probst Stisser von Wendhausen, 1633-1718. Kanzler und Leiter der<br />

wolfenbüttelschen Politik unter Rudolf August, Anton Ulrich und August Wilhelm.<br />

8) Nds. Staats-A. Wolfenbüttel 1 Alt u Nr. 299. Pia Desideria '110m Canzler Probst 'IIon<br />

Wendhausen ausgearbeitet. Nicht eigenhändig. Keine Seitenzählung. Die Seiten werden in<br />

eckigen Klammem angegeben.<br />

10) Die Argumente, die Wendhausen zur Verteidigung anführt, die Erwerbungen von<br />

Braunschweig (s. Anm. 19) und Thedinghausen (s. Anm. 18), wirken doch etwas matt gegenüber<br />

den Anschuldigungen. Ohnehin scheint es so zu sein, daß er diese Verteidigung nur<br />

vorgeschoben hat, um im Folgenden desto freimütiger sprechen zu können.<br />

11) Pia Desideria, S. [9].


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Das Testament gliedert sich in drei inhaltlich nicht immer konsequent voneinander<br />

getrennte Teile: die "Anrede", die" Väterliche Instruction" und die "Politischen<br />

Maximen".<br />

Eines der ernstesten Anliegen des Herzogs war es, daß seine Söhne in Eintracht<br />

miteinander leben möchten; in der "Anrede" ermahnt er August Wilhelm eindringlich,<br />

ein gutes Einvernehmen mit Ludwig Rudolf 12 zu suchen. Diese Ermahnungen<br />

erklären sich aus den bitteren Erfahrungen, die Anton Ulrich mit seinen Brüdern<br />

gemacht hatte. Sein Verhältnis zu seinem jüngeren Bruder Ferdinand Albremt, für den<br />

er nur mitleidigen Spott übrig hatte, war sehr gespannt 13), und aum die gemeinsame<br />

Regierung mit Rudolf August war von dauernden Reibereien und Eifersüchteleien<br />

schwer belastet. Es war wohl vor allem Anton Ulrichs empfindlicher Stolz, sein<br />

Mißtrauen und seine geradezu krankhafte Furcht, vor der Welt nichts zu gelten,<br />

die ihm den Umgang mit den Menschen und besonders seinem älteren Bruder schwer<br />

machte. Der Herzog gesteht dies jedoch nicht ein und sucht in seinem Testament<br />

die Schuld nie bei sich, gibt nicht zu, daß er und Rudolf August den jüngeren Bruder<br />

übervorteilten, als sie ihn nach dem Tod des Vaters aus Wolfenbüttel verdrängten,<br />

gesteht sich auch nicht ein, daß er seine geistige Überlegenheit gegen den unbedeutenderen<br />

Rudolf August ausspielte, sondern behauptet immer wieder, es seien Dritte<br />

gewesen, die sich zwischen ihn und seine Brüder gedrängt hätten und stellt sich selbst<br />

- ein typischer CharakterL.ug Anton Ulrichs - als völlig unschuldig hin. Um seinen<br />

Söhnen ähnliche Mißhelligkeiten zu ersparen, war auf Anton Ulrichs Betreiben in<br />

einem Familienvertrag vom 30. Januar 1690 die Herrsmaft Blankenburg aus dem<br />

Fürstentum Wolfenbüttel ausgeschieden und Ludwig Rudolf zugesprochen<br />

worden 1'). In der "Anrede" sucht der Herzog diesen Smritt zu rechtfertigen, wohl<br />

aus der Sorge, daß August WilheIm, der zwar zugestimmt hatte, nach dem Tode des<br />

Vaters die Regelung, die dem Primogeniturgesetz von 1535 widersprach 15), rümgängig<br />

machen könnte. Aus der dringlichen Bitte, doch ja denen kein Gehör zu<br />

schenken, die die Überlassung Blankenburgs an Ludwig Rudolf als eine Bevorzugung<br />

des jüngeren Sohnes auslegen und zum Mittel machen könnten, die Brüder auseinander<br />

zu bringen, spricht Anton Ulrichs Sorge um die Eintracht im Hause, und die<br />

eigenen Erfahrungen erklären die Ausführlichkeit, mit der er diese Fragen behandelt.<br />

In der" Väterlichen Instruction", die Anton Ulrich seinem Sohn "als ein Arcanum<br />

Politicum annoch hinterlassen •.. " will, sucht er auf die Politik seines Namfolgers<br />

durch praktische Ratschläge und eine Analyse der eigenen Politik Einfluß<br />

zu nehmen. In ruhiger Argumentation und einem feinen Abwägen von Vor- und<br />

Nachteilen, stellt er seinem Sohn zunächst seine Minister vor. Hier verrät sich viel<br />

12) Ludwig Rudolf, 1671- 1735.<br />

13) Ferdinand Albrecht, 1636-r687. Er wurde mit der Herrschaft Bevem an der Wes er<br />

abgefunden. Anton Ulrich nannte den Bruder nur den Herzog von Zittern und Bebern.<br />

11) Die Grafschaft Blankenburg am Harz kam 1599 im Erbgang an Wolfenbüttel, wurde<br />

durch Familienvertrag vom 30. Januar r690 als selbständige Herrschaft Llldwig Rudolf<br />

zugesprochen und am I. Mai 1707 vom Kaiser zum Reichsfürstentum erhoben. VgI. Heinemann,<br />

a. a. 0., Bd. 3, S. 247.<br />

11) VgI. M a t t he s, Dieter: Der braunschweigische Primogeniturstreit von 1535 und<br />

die Gefangenschaft Herzog Wilhelms. In: <strong>Braunschweigisches</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 47, 1966, S. 5-51.<br />

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von der Menschenkenntnis, die der Herzog in den langen Jahren seiner Regierung<br />

gewonnen hat. Großzügig sieht er über die kleinen Schwächen der Minister hinweg<br />

und würdigt ihre Verdienste desto beredter. Er ist bestrebt, für die, die ihm in<br />

Treue dienten, lobende und anerkennende Worte zu finden und seinen Sohn für<br />

sie einzunehmen. Besonders der Kanzler, Probst von Wendhausen, wird als guter<br />

Politiker und integrer Charakter gelobt. Desto auffallender ist die scharfe Ablehnung,<br />

die von Münchhausen 16 erfährt. Hier tritt eine Charaktereigenschaft des Herzogs<br />

zutage, die auch in seiner Beurteilung seiner politischen Gegner auffällt: Anton<br />

Ulrich war nachtragend und konnte eine einmal erlittene Niederlage oder ein Versagen<br />

anderer ihm gegenüber nicht verzeihen; hier steigert sich seine Empfindlichkeit<br />

bis zur kleinlichen Gesinnung 17.<br />

Im zweiten Teil der "Väterlichen Instruction" steht Anton Ulrich vor der<br />

schweren Aufgabe, dem Sohn gegenüber seine verfehlte Politik zu verteidigen<br />

und ihre gänzliche Erfolglosigkeit zuzugeben. Er, der von den großen Erwerbungen<br />

für Wolfenbüttel träumte, konnte lediglich die Erwerbung des kleinen<br />

Amtes Thedinghausen 18) und der Stadt Braunschweig 19) zur Verteidigung<br />

seiner geplanten Expansionspolitik heranziehen; alle anderen Versuche, Bremen<br />

und Verden - oder doch Teile davon - zu erwerben, schlugen fehl. Diese<br />

Erfolglosigkeit steht der hohen Meinung, die Anton Ulrich von sich hatte, kraß<br />

entgegen. Besonders die Schulden 20) aber sind es, die den Herzog bedrücken,<br />

jedoch bezeichnenderweise nur im Hinblick auf seinen Nachruhm, wenn er seinen<br />

Sohn beschwört: " ... laß doch darüber, wann dir der Etat davon gezeiget wird,<br />

keinen Unmuht spühren, vielweniger 'Von schmähsüchtigen Leuten, dir derentwegen<br />

etwas 'Vorbringen, wodurch mein Andenken verunglimpfet werden könte." Die<br />

Entschuldigung, die Anton Ulrich vorbringt, ist wichtig; denn sie enthält den Tenor<br />

seiner Politik: die Furcht, hinter Hannover zurückzubleiben. Man habe die Schulden<br />

machen müssen " ... wegen der Negotiationen gegen die Neundte Chur und Combination<br />

der Cell- und Hannöverschen Länder, damit man nicht gar unter die Füße<br />

getreten, sondern noch einigermaßen aufrecht erhalten worden ..• " 21) - seine<br />

16) Hieronymus von Münchhausen, 1680-1741; 1706 Kammerrat, 1711 Geh. Kammerrat,<br />

1716 Geh. Rat und Kammerpräsident, 1733 Premierminister.<br />

17) Nds. Staats-A. Wolfenbiittel I Alt 1l Nr.197. Wie unversöhnlich und nachtragend<br />

der Herzog war, zeigt ein Brief an den Abt Fabrizius (eigenh.), Braunschweig, 13. Juni 1707:<br />

"Der Curfürst von Hannover [Georg LudwigJ komt gleich von Hannover mich zu besuchen<br />

mit freundlicherer Manier als für 5 Jahr bei der Cellischen Invasion." (5. Anm. 35.)<br />

18) Das Amt Thedinghausen an der Weser kam 1681 an Wolfenbüttel.<br />

19) Braunschweig wurde 1671 von den Truppen des Gesamthauses eingenommen und<br />

durch Gesamthausbeschluß Wolfenbüttel zugesprochen.<br />

20) Die Summe belief sich auf nahezu I Million Taler. Nds. Staats-A. Wolfenbüttel<br />

I Alt lZ Nr. 419 a.<br />

21) Zu Anton Ulrichs verzweifelten Versuchen, die Erhebung Hannovers zum Kurfürstenturn<br />

und die Vereinigung von Celle und Hannover (narn Georg Wilhelms Tod 1705) zu<br />

verhindern, vgI. S eh n a t h, Georg: Geschichte Hannovers im Zeitalter der 9. Kur und der<br />

englischen Sukzession 1674-1714. Bd. I. Hildesheim 1938; Sc h war t e, Clemens: Die<br />

neunte Kur und Braunschweig-Wolfenbüttel (= Münstersche Beiträge zur Geschichtsforschung<br />

NF 7). Münster 1905.


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großen Ausgaben für sein Schloß Salzdahlum, die Kunstsammlungen, die Oper usw.<br />

werden mit keinem Wort berührt! Ein Mittel zur Abtragung der Schulden kann<br />

auch er nicht geben. Im Ganzen zeigen des Herzogs Confessionen, daß er eigentlich<br />

von Anfang an der französischen Partei zuneigte und gewillt war, sich auch dann<br />

an Ludwig XIV. anzuschließen, wenn die offizielle Politik des Fürstentums auf der<br />

Seite des Reiches stand. So bekennt er, daß er nur mit halbem Herzen der Allianz<br />

gegen Frankreich zustimmte, der sich 1671 CeIIe und Wolfenbüttel anschlossen<br />

(wobei Anton Ulrich seine Rolle beim Zustandekommen der Allianz auch noch weit<br />

überschätzt) 22). Auch nach dem Scheitern seiner auf die Vergrößerung des Hauses<br />

bedachten Politik und dem Fiasko von 17°1 23), wo er wegen seiner frankreichfreundlichen<br />

Haltung fast die Herzogswürde verlor, bleibt er von der Richtigkeit<br />

seiner Politik überzeugt und sucht auch seinen Sohn in die von ihm verfolgte Richtung<br />

zu drängen. Die Schuld am Scheitern seiner Unternehmungen sucht er bezeichnenderweise<br />

wieder nur bei anderen. Daß er nach 1701 die Hinwendung zum Kaiser auch<br />

nur mit halbem Herzen vollzog, verrät der Rat, den er seinem Sohn gibt: "Sei dem<br />

Kaiser getreu, und diene ibm als Ertzherzoge von Österreich, nach äußerstem Vermögen.<br />

Wo er aber als Kaiser die 'Jura derer Reichsfürsten kränken wolte: So kanst<br />

du dich von diesen der Consequenz halber, nicht trennen." Die großartigen Pläne, die<br />

Anton Ulrich in Bezug auf Rußland und den Kaiser hegt, zeigen weiterhin, daß er<br />

im Grunde nichts dazugelernt hat und nach wie vor seine Möglichkeiten größer<br />

einschätzt, als sie sind.<br />

In seinen Vorstellungen von der Neuordnung der Innenpolitik ist der Herzog<br />

realistischer - hält er sim dom weitgehend an Wendhausens Vorschläge. Seine<br />

Vorschläge für die Neuordnung des Militärs allerdings sind doch etwas spekulativ;<br />

hier blendet ihn das Beispiel Preußens und Sachsens. Daß Anton Ulrich bei aller<br />

Fragwürdigkeit seiner Politik aber doch als väterlicher Landesfürst denkt und die<br />

Verpflichtung, fiir die Wohlfahrt seiner Untertanen zu sorgen, anerkennt, geht aus<br />

den Vorsmlägen für die Gründung und den Ausbau von Manufakturen hervor, aus<br />

seiner warmen Empfehlung einer geplanten Kasse zur Unterstützung von Soldaten<br />

und Staatsdienern, besonders aber aus seinen Plänen für eine großzügige Um- und<br />

Neugestaltung der Städte, vor allem Braunschweig. Nam Augusts d. J. Gründung<br />

der AU8uststadt in Wolfenbüttel 24 ) sind Anton Ulrichs Überlegungen der erste<br />

Ansatz zu städteplanerismen Unternehmungen großen Stils im Fürstentum.<br />

22) Die Initiative ging, soweit wir aus den Akten ersehen, vielmehr von Georg Wilhelm<br />

aus.<br />

23) Auf Anstiftung und unterstützt durch Subsidien Frankreichs zog Anton Ulrich Truppen<br />

im Lande zusammen und baute die Festungen stark aus. Ziel der Unternehmung war,<br />

Hannover und Celle zu überfallen. Auf Anraten Wilhelms IH. von England fiel jedoch<br />

Georg Wilhelm in Wolfenbüttel ein, bevor sich Anton Ulrichs Streitmacht formiert hatte.<br />

Anton Ulrich mußte fliehen. Nur eine schnelle Unterwerfung rettete ihn vor dem Verlust<br />

seiner Herzogswürde. Vgl. Ha h ne, Otto: Die Besetzung des Herzogtums Braunschweig<br />

durch cellisch-hannoversche Truppen im Jahre 1702. In: <strong>Braunschweigisches</strong> Magazin 21,<br />

1916, S. 1-8, I3-Z0.<br />

21) Vgl. T h ö ne. Friedrich: Wolfenbüttcl. Geist und Glanz einer alten Residen7_ München<br />

1963. S. 99 f.<br />

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Die "Politischen Maximen" wiederholen die Immer wiederkehrenden Lehren<br />

vom guten Regenten, ohne daß hier wesentlidt neue Gesidttspunkte ausgebildet<br />

werden.<br />

Der Leser verzeihe die Kürze der Einführung; das Testament spredte für sidt<br />

selbst.<br />

[11 Project der väterlichen Ermahnung und Instruction für den Erbprintzen<br />

Anrede:<br />

Es wäre in meinem Testament unter anderen auch eine väterliche Ermahnung<br />

an ihn und seinen Bruder enthalten, kraft deren ich sie beiderseits durch Gott und<br />

umb ihres eigenen Bestens willen gebeten, daß sie ja in aufrichtiger brüderlicher<br />

Liebe und Vertrauligkeit beständig miteinander leben, für allen Dingen aber durch<br />

böse Diener und Rahtgeber sich nicht gegen einander verhetzen lassen mügten.<br />

Mir läge dieserPunct desto schwerer amHertzen, da ich aus der kläglichen Erfahrung<br />

gelernet, daß daran ihrer beider Wohl und Weh guten Theils hange:<br />

12] könne auch ehe nicht ruhig sterben, bis ich ihn zuvor einen jeden noch ins<br />

besondere mündlich zu Gemühte geführet.<br />

Bei dem Jüngsten 25) hätte ich aus triftigen Uhrsachen damit den Anfang<br />

gemachet, welchen ich unter anderen auch dieses fürgestellet:<br />

Es sei ihm das Fürstenthumb Blankenburg haubtsächlich aus der Uhrsache mit<br />

zugetheilet worden, daß alle Gelegenheit zu Mißhelligkeiten zwischen beiden Brüdern<br />

desto eher vermieden bleiben mögte. Er würde demnach gegen den älteren<br />

sich allezeit dergestalt betragen, daß er ihm für die Willfährigkeit, womit er hierin<br />

consentiret, wozu man ihn eben nicht zwingen könne, ein erkäntliches Gemühte,<br />

absonderlich aber, als Cheff des Hauses alle schuldige 13] deference und nur mögliche<br />

Gefälligkeit auf eine so geflissene Arth erweise, als es die Gröpe einer solchen Wolthat<br />

erfordere, auch die darüber errichtete Cessions-Acte mit sich brächte, folglich<br />

ihm so wenig auf einige Weise Anlap zum Widerwillen geben, als dessen Todt<br />

wünschen, den er ohnedem nach dem Lauf der Natur nicht lange überleben könte.<br />

Vielweniger seine Bediente, so etwan die aufgehende Sonne anbeten walten,<br />

an sich locken, noch seine Geschäfte ausspähen, am wenigsten einen solchen Ohrenbläser<br />

Gehör finden lassen, welcher diese oder jene gefallene Rede ihm zutragen,<br />

[4J eine jalousie gegen selbigen beibringen, oder woll gar das Band der genauesten<br />

Vereinigung, womit die Natur selbst sie verknüpfet, zu zertrennen trachten wolle;<br />

welches alles dann derselbe treulich zu erfüllen mir mündtlich und mitte1st Handschlages<br />

angelobet habe.<br />

•<br />

Nunmehro sei noch übrig, daß ich mich auch zu ihm, meinem vielgeliebten<br />

ältesten Sohn wende! Er wisse am besten, daß man umb seiner eigenen Wollfahrt<br />

willen und damit er mit seinem Bruder desto weniger zerfallen möchte, kein bequebmer<br />

Mittel, als diesem das Blankenburgische zu übergeben ergreifen können. Er<br />

habe auch solches der Zeit selbst erkandt, und sei in der gantzen Sache nicht ohne<br />

2&) Ludwig Rudolf.


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ihn [5 J vorher darüber in Liebe gleichsam zu Nahte zu ziehen, mithin alles mit seinem<br />

guten Willen geschehen. Er mügte dannenhero dasjenige, was er darunter zu Verhütung<br />

großern Unglücks einmahl gehalten, sich nie gereuen lassen, sondern vielmehr<br />

seinem Bruder noch ferner mit aufrichtiger Freundschaft und Liebe beigethan verbleiben,<br />

auch alles, was zu einer guten Harmonie unter ihnen ersprießlich sein könne,<br />

seines Orths treulich beitragen.<br />

Ich sei dessen allen zwar von ihm ohne dem woll [6J versichert, thäte auch diese<br />

Ermahnung an ihn nicht darum, als ob ich besorge, er würde etwa aus Mißgunst<br />

deswegen seinen Bruder einen heimlichen Haß zu werfen oder gar öffentlich darüber<br />

mit ihm collidiren wollen. Dann ich wisse viel zu woll, daß sein gutes Gemühte dazu<br />

gantz unfähig sei. Nur besorge ich fast mit Schmertzen, es mügte eben deswegen<br />

ein oder anderer gottloser Mensch ihn desto leichter bei seinem erkannten faible<br />

fassen, und unter dem Schein, als habe ich ihm zum Schaden seinen Bruder dabei<br />

zu viel favorisiret, ihn beklagen, als dann sich in seine Vertrauligkeit schmeicheln,<br />

ihn offen- [7J hertzig machen, und sein gantzes Hertze erforschen, dasselbe dann<br />

ferner zum Widerwillen gegen seinen Bruder praepariren, ja woll gar, wo er ihm<br />

dann nicht in allen, was er haben wolle, fügen könte oder wolte, sich an die andere<br />

Seite hangen, alle gefallene Reden dahinüber tragen und also ein Feuer unter ihnen<br />

anblasen, welches so leichte nicht zu löschen sein dürfte.<br />

Ich bäte ihn demnach recht inständig, er mügte doch allemahl von mir glauben,<br />

daß ich nach meinem Gewissen, als ein redlicher Vater dar- [8 J unter für ihn den<br />

besten Raht geschaffet, hingegen aber für solchen Schmeichlern sich um so vielmehr<br />

im Reden in acht nehmen, je weniger sie es aufrichtig meineten, und je gefährlicher<br />

es sei, sich ihnen anzu vertrauen: Da ihm das grosse Unglück, so der CantzIer<br />

Höpfner 26), der eben auch ein solcher Vogel gewesen, zwischen mir und meinem<br />

jüngeren Bruder leicht stiften können, ein gar merkwürdiges Exempel gäbe.<br />

Solten aber, so Gott in Gnaden verhüte! dergleichen böse Leute nichts desto<br />

weniger es so weit bringen und ohne sein Verschulden gleichwoll Hader unter ihnen<br />

anrichten: so wolle er doch sich dabei auf alle Weise moderat [9J aufführen, seinen<br />

Bruder in Liebe wieder herbeizuziehen suchen, ihm es nicht entgelten lassen, vielweniger<br />

durch Thätligkeiten seine Befugnis ausführen, sondern vielmehr alle Wege<br />

zur Wiederversöhnung ergreifen und offen halten, damit mein väterlicher Segen<br />

über ihn ruhen möge. Im übrigen aber alles Gott und der Zeit anheim stellen, dessen<br />

Rache ein solcher gewissenloser Mensch nicht entlaufen würde, da der Mund seiner<br />

ewigen Wa[hJrheit selbst diejenigen verfluche, welche Hader zwischen Brüder anrichten.<br />

Ich [roJ wolle demnach ihn, wie ich seinen Bruder gethan, inständigst<br />

hierum ermahnen, und daß sie samt und sonders das neue Geboht, welches Christus<br />

seinen Jüngern kunz vor seinen Hingang zum Vater gegeben, nemlich: Sich untereinander<br />

zu lieben, doch auch beständig vor Augen haben, dasselbe mehr und mehr<br />

in Obung bringen, und einem jeden dadurch zu erkennen geben möchten, daß sie<br />

von meinem Fleisch und Bludt entsprossen.<br />

28) Hermann Höpfner. t 1683. ab 1664 Geh. Kammerrat, Kanzler u. Kanzleidirektor in<br />

Wolfenbüttel.<br />

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Es wäre dieses meine letzte Bitte an ihn, die er sich möchte gefallen lassen, mir<br />

zu meiner Beruhigung, mitte1st [Ir J Handschlages ebenfals zu versprechen; damit ich<br />

ihm darauf desto getroster meinen väterlichen Segen ertheilen könte.<br />

sequitur Promissio et resp. Benedictio.<br />

Väterliche Instruction<br />

Hierauf will ich nun, mein vielgeliebter Sohn, aus hertzlicher Fürsorge und<br />

Zuneigung diese väterliche Instruction, damit du deine Regierung, wozu ich dir den<br />

kräftigen Beistand des Höchsten von Grund der Seele erbitte, so ruhmwürdig, als<br />

[121 deinen Land und Leuten ersprießlich führen mögest, als ein Arcanum Politicum<br />

annoch hinterlassen. Du wirst sie aber äußerst secretiren und keinen Menschen<br />

jemahlen zu Gesichte kommen lassen, weil dir sonst viel Verdruß und Nachtheil<br />

daraus entstehen könte:<br />

Zufoderst lasse ich dir ein Ministerium von solchen geschickten und rechtschaffenen<br />

Männern, auf deren Probität ul1d Erfahrung du dich sicher verlassen kannst<br />

und die alles beitragen werden, dir die Regierungslast zu erleichtern.<br />

Du kennst zwar ihre Meriten ohnedem. Ich will dir aber [131 nur mit wenigem<br />

eines jeden Character zeigen, damit du wissest, wie und auf was Weise sie in vorfallenden<br />

Fällen am besten zu gebrauchen stehen.<br />

Der Ca n tz 1 e r 27) ist ein grundgelährter und in denen Juribus Domus et<br />

Statuum überaus fundirter Mann. Seine Consilia übertreffen alles, was man sich von<br />

einer durd1dringenden Einsicht in die Affairen fürstelIen kann. Er weiß auch solche<br />

mit so guter Art vorzutragen, daß ihm selten der allgemeine Beifall entgehet. Und<br />

was er aufsetzet, ist so voller Geist und Leben, als kurtz und nett ausgearbeitet.<br />

In Sachen, so das Aufnehmen [14J des Hauses zum Zweck haben, läßt er sich weder<br />

Mühe noch Zeit verdrießen, vielweniger abschrecken, wann gleich ein oder ander<br />

dessein nicht recht fort will. Ja, er hat sogar die Geduld, dasselbe lieber gantz von<br />

neuem und auf andere Weise zu entamiren. Nur muß man selbst ihn darin nicht<br />

irre machen, sondern zuweilen durch ein klein Praesent cajoliren. Es wollen zwar<br />

einige an ihm tadlen, das er überhaubt gerne Geschenke nehme. Allein zu geschweigen,<br />

daß er in Justiz-Sachen gantz incorruptible, so ist das übrige ein so geringer<br />

Fehler, den ich allezeit gerne ignoriret, weil er ihm noch aus dem Advocaten-Standt<br />

anklebet, die ihren Clienten nichts umbsonst thun, doch [1)1 aber mit wenigem<br />

vergnügt sind. Somten ist er über seine Affecten so vollenkommen Meister, daß<br />

man ihm niemahlen anmerken kann, ob er worüber empfindlich oder vergnügt sei;<br />

und in Summa ein gantzer Minister.<br />

Der 0 b e r - M ars c ha 11 28 ) ist zwar ein guter redlicher Mann, aber casse<br />

und nach seinem beklagenwürdigen Zufalle wenig mehr zu gebrauchen, doch stehet<br />

zu wünschen, daß er noch lange leben möge!<br />

27) Probst von Wendhausen (vgl. Anm. 8).<br />

28) Friedrich von Steinberg, 1651-1716, ca. 1706-1716 Oberhofmarschall, vorher als<br />

Oberhofmeister Leiter der Ritterakademie in \VolfenbütteI.<br />

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Der Geh ei m b t e Rah t L ü d eck e n 29) besitzet eben die Capaeitat wie<br />

der Cantzier, und es lässet sich nicht woll entscheiden, wer von beiden der geschickteste<br />

sei. (16J Nur daß Lüdecke in Negotiis Publicis auf gewisse Maße was voraus<br />

hat, als worin er wegen seines sonderbaren Talents, die Leute in seine Vertrauligkeit<br />

zu ziehen, ungemein nützlich zu gebrauchen. In der Neunten Chur-Sache hat er<br />

sich bei den Congressen SO) dadurch in solche Hochachtung gebracht, daß alle<br />

Gesandten gleichsahm nur auf ihn alleine sahen. Nur mögte man an ihm aussetzen,<br />

daß er ein wenig tür den Nepotismum incliniret und derowegen in dubiis, wo man<br />

zur Verp,rößerung des Hauses etwas risquiren muß, nicht Resolution genug hat, aus<br />

Beisorgen, es mögten Unruhen im Lande entstehen; doch findet er sich, wann er<br />

überstimmet wird und applici - [17 J ret sein: Dixi! Im übrigen ist keiner geschickter<br />

als er, den verschobenen Karren wieder ins rechte Gleis zu bringen, und überhaupt<br />

ein Mann von großen Meriten.<br />

Der Bar 0 n von Im hof f 31) hat, nebst der Gnade des Kaiserlichen Hofes,<br />

einen recht bewunderswürdigen Zele für die Vergrößerung des Hauses. Nichts ist<br />

ihm lieber als dieses und die Gelegenheit, wo er zur Aufnahme der Commercien und<br />

Manufacturen, nicht weniger dieStädtevolkreicher und denMilitair-Etat formidabler<br />

zu machen, etwas beitragen kann. Er scheint auch zur Marchandise recht gebohren<br />

zu sein, [18 J und hat auf seinen Reisen sich damit was rechtes erworben. Im übrigen<br />

ist er eben kein grosser Orator noch Stiliste. Gleichwoll weiß er die Materialia zu<br />

einer Sache vortrefflich anzugeben, wann nur jemandt ist, der sie recht ausarbeitet;<br />

weswegen der Cantzier insonderheit für seine Sentiments sehr portiret ist.<br />

Solange nun dieses Ministerium so beisammen bleibet, werden unter der Hülfe<br />

Gottes alle Sachen gut gehen, und keine Verdrießligkeiten dich beunruhigen;<br />

woferne aber dasselbe entweder durch Todesfälle oder sonsten zertrennet werden,<br />

und insonderheit der Ober-Marchall vorbeikommen 32) solte, so wird es lediglich<br />

darauf ankommen, wie du das Werk fassest, und ob du [19J so glücklich bist, die<br />

abgegangenen Stellen, fürnehmlich aber das Cammer-Directorium, dergestalt wieder<br />

'Zu besetzen, als es deine eigene Ruhe und des Landes W ollfahrth erfodert.<br />

Oberlege demnach solches vorher desto sorgfältiger je mehr dir daran gelegen,<br />

und siehe dich ja woll für, wen du wählest, damit du hernach deine WaM nicht<br />

bereuen müßtest.<br />

Zwar dürfte der von M ü n c h hau sen 331) alsdann woll sehr nach dem<br />

Cammer-Directorio aspiriren und keine finessen spahren, dir die weiche Seite darunter<br />

abzugehen. Ich überlasse es aber deiner Klugheit, ob es zu wagen und nicht<br />

") Urban DietridI (v.) Lüdecke, 1655-1719, ab 1698 Geh. Rat, ab 1718 Kanzler.<br />

30) Bei den Konferenzen, die am 19. und 1l.4. 1701 die VergleidIe zwisdIen den welfisdIen<br />

Linien über die Anerkennung der hannoversdIen Kurwürde und die lauenburgisdle Erbsdlaft<br />

zustande bradlten.<br />

31) Rudolph Christian Frh. v. Imhoff, 1660-1716, Geh. Rat, Oberhofmeister, Kammerpräsident;<br />

vermittelte, katholisdl geworden, 1705 zu Wien die Verlobung der Enkelin des<br />

Herzogs Anton Ulridl, Elisabeth, mit dem späteren Kaiser Kar! VI.<br />

82) Sterben.<br />

33 a) S. Anm. 16.<br />

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vielmehr besser sein [20] wolle, ihn mit guter Arth vorbeizugehen, damit er desto<br />

weniger aus den Schranken fallen könne. Weil allemahl zu vermuhten, daß derjenige,<br />

der den Sohn gegen den Vater zum Mißtrauen bringen wollen, dergleichen auch<br />

zwischen Brüdern bei Gelegenheit tentiren werde. Du weißt zudem, was er mir noch<br />

neulich für Verdruß wegen meiner Reisegelder gemacht, und wie sehr er dabei den<br />

Respect gegen mich verlohren, kanst also daraus schließen, was du dermaleinst,<br />

wann er erst hat, was er will, selbst von ihm zu gewärtigen, da seiner Mutter SSb)<br />

schwülstiger und unruhiger Geist ihn gleichsahm zwiefältig regieret.<br />

Ich habe sonst, damit du darunter in keinen Ambaras kommen möchtest, [21] aus<br />

treuer Vorsorge für dein Bestes, den Generalfeldmarchall von War t e n s -<br />

1 e ben 84), der zu Berlin disgoustiret ist, auf gewisse Maße bereits engagiret und<br />

ihm sowoll das Kriegs- als Cammer-Praesidium versprochen. Es wird aber nun bei<br />

dir stehen, ob du ihn noch nehmen wilt. Sonst kennest du ihn selbst noch von der<br />

Invasion 35) her, da er von Gothe 36) in Gesandtschaft hier war, und weißt, was er<br />

für ein angenehmer Mann im Umgange ist. Ich kann ihn auch auf mein Gewissen<br />

dir recommendiren und ihm das Zeugnis geben, das er sowoll ein tapferer Kriegesheld,<br />

als erfahrener Cammeraliste [22J und Bergsachverständiger, türnemlich aber<br />

ein gottsfürchtiger und redlicher Mann sei, auch dabei so 'lJiel andere vortreffliche<br />

Staatswissenschaften besitzet, dergleichen man selten in einem Subjecto so beisammen<br />

findet.<br />

Der Cantzier und Baron Imhoff wissen beide, was darüber in geheim mit ihm<br />

tractiret worden, und wirstu selbst finden, daß du aut keine Weise besser denen<br />

vielen Ungelegenheiten, so dir sonst unvermeidlich bevorstehen, entgehen könnest.<br />

Die etliche tausend Thaler, so vorerst auf sein Entretien mehr gehen, müßte man<br />

um so viel weniger ansehen, da so viel Gutes dadurch wird gestiftet werden, solche<br />

Gelder auch zudem, so bald der General-Lieutenant von Bernstorff37) und der Ober­<br />

Marchall vorbeikommen, wieder cessiren können. [23] Würde dann ja der von<br />

Münchhausen sich ohne Raison disgoustiret finden und nicht ruhig sein wollen: so<br />

übe das i/ licet/ lieber so fort als zu spähte; du wirst nichts bei ihm verliehren. Dann<br />

er ist weder gelährt noch häuslich; woll aber schmücket er sich desto mehr mit frembden<br />

Federn, und wer die zu erkennen weiß, der findet weiter nichts als Ruhmrätigkeit<br />

und Falschheit. Falsche Leute leide aber nicht in deinem Hause!<br />

W ürdestu jedoch den von Wartensleben nicht, sondern gleichwoll lieber auf<br />

den von Münchhausen reflektiren, selbigen auch woll gar mit in den Geheimbten<br />

Raht [24] ziehen wollen: So hastu zwar darunter deinen freien Willen. Erinnere<br />

dich aber als dann doch, umb deiner eigenen Ruhe willen, wenigstens nur der uner­<br />

;hörten Undankbarkeit, womit er den Ober-Marchall seinen W ollthäter gelohnet,<br />

33 b) Anna Sophia von Gropendorff, 1654-1696.<br />

") Alexander Hermann Graf von Wartensleben, 1650-1734; Kgl. preuß. Generalfeldmarschall.<br />

311) Der überfall auf Wolfenbüttel durch Celle und Hannover (1701).<br />

H) Gotha.<br />

17) Hans Valentin von Bemstorff, Generalleutnant, t 1715.


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und wie er hinter allen ehrlichen Bedienten, die ihm im Wege stehen oder nicht<br />

mit in sein Horn blasen wollen, her ist. Auch was ich sonst ohnlängst dieserwegen<br />

mit dir gesprochen. Für allen Dingen aber, daß du ihn ja nicht mehr einräumest als<br />

du ihm halten kannst, sondern vielmehr ibm alsofort einen redlichen Mann entgegensetzest,<br />

der das H ertze habe, nach Gelegenheit ihm den Kopf zu biehten: Sonst wo<br />

'du dich darin nicht [251 versicherst, wirstu ihn nie mit W olthaten so sehr überhäufen,<br />

noch dein gantzes Land groß genug sein können, daß er nicht immer weiter<br />

gehe, dich selbst verächtlich halte und endtUch dein Diadema gar angreife.<br />

Bedenke dieses woll und glaube, daß ich ihn kenne! Was hiernechst den Zustand<br />

des Landes insonderheit betrifft: So ist zwar solcher allerdings so nicht beschaffen,<br />

als ich woll wünschen mögte; du wirst aber selbst finden, das es allerhand Umbstände<br />

giebet, da man öfters vieles nachsehen muß, was man zur andern Zeit nimmer würde<br />

geschehen lassen.<br />

[261 Wie imgleichen, daß bei gewissen Fällen, die Ausgaben so häufig und<br />

unvermeidlich, als ohnmöglich mit dem Ertrag des Landes zu bestreiten sind; dahingegen<br />

auch andere sich eräugen, wobei man nicht nur mit den ordinairen Aufkünften<br />

ganz füglich zureichen, sondern auch die gemachten Schulden nach und nach<br />

wieder abstoßen kann. Wann demnach so woll bei denen continuirlichen Frantzösischen<br />

Kriegen zu Unterhaltung des Reichs-Contingents als auch wegen der Negotiationen<br />

gegen die Neundte Chur und Combination der Cell- und Hannöverschen<br />

Länder, damit man nicht gar unter die Füße getreten, sondern noch einigermaßen<br />

auf- [271 recht erhalten worden, auch anderer beschwerlicher Conjuncturen halber,<br />

zu meinem sonderbahren Leidwesen unumgänglich viele Schulden gemacht, und die<br />

Cassen erschöpfet werden müssen: So laß doch darüber, wann dir der Etat davon<br />

gezeiget wird, keinen Unmuht spühren, vielweniger von schmähsüchtigen Leuten,<br />

dir derentwegen etwas vorbringen, wodurch mein Andenken verunglimpfet werden<br />

könte. Vertraue hingegen nur Gott, der wird dir schon Mittel genug an die Hand<br />

geben, solche zu tilgen, da sie ohne dem so groß nicht sind, das sie gegen die ansehnliche<br />

Verbesserung, worin ich das [281 Land gesetzet, in einige Vergleichung kommen<br />

können.<br />

Denke nur an die Stadt Braunschweig, deren Eroberung gleichwoll einzig und<br />

allein meiner in der That mühsamen Unterbauung beizumessen ist 38). Da du<br />

zweifelsohne wissen wirst, daß mein Bruder anfänglich durchaus nicht daran gewolt,<br />

und also gewiß es nicht wenig Künste brauchte, ihn dazu zu disponiren. Und eben<br />

so ging es auch bei der Allianz her, so man ohngefähr Ao I67439) mit dem Kaiser,<br />

Spanien und den Holländern schlosse, kraft deren Hertzog Jürgen (0) und wir uns<br />

zu I7000 Mann Hülfsvölkern gegen Subsidien engagiret. Es war dieses ein schöner<br />

Coup d'Etat. Nichts desto weniger machten mir [291 unsere eigene Bediente dabei<br />

alle ersinnliche Traversen, hätten auch meinen Bruder ohnfehlbar wieder umge-<br />

18) Bedenkt man den wankelmütigen Charakter Rudolf Augusts, der jeder Entscheidung<br />

auszuweimen 5umte, 50 wird man Anton Ulrim glauben dürfen, daß er es war, der den<br />

Bruder zum Handeln bewog.<br />

") Gemeint ist die Allianz 1671.<br />

10) Herzog Georg Wilhelm von Celle, 1614-17°5, seit 1665 regierend in Celle.<br />

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stimmet, wann ich es nicht durch seine Gemahlin 40.) noch glücklich hintertrieben.<br />

Als Schweden nachher in Pommern fiehl 41 ) und man den Churfürsten von Brandenbourg<br />

42) solches wieder erobern half, wir auch darauf in gesamten beiden Häusern<br />

nicht säumeten, das Brem- und Vehrdensche hinwegzunehmen 4S), zeigete sich die<br />

beste Gelegenheit von der Welt, mit Schweden in geheim einen Particulier-Tractat<br />

zur grösesten Avantage des Hauses zu schließen, wann nicht der gottlose Höpfner,<br />

ein heimlicher Pensionair von Brandenburg und der- [30] jenige gewesen wäre,<br />

der das gantze Geheimnis verrahten. Woran er aber nicht genug hatte, sondern auch<br />

meinen Bruder so viel widrige Dinge von mir insinuirte, daß ich ihn durchaus zu<br />

nicTJts bringen kunte; vielmehr mit äußersten chagrin ansehen mußte, daß er so<br />

lange zauderte, bis endtlich der Nimwegische Friede 44) darüber geschlossen, und<br />

darin unsere Satisfaction so wenig prospiciret wurde, daß 'Wir für uns, kaum einen<br />

Theyl des Ambts Thedinghausen davontrugen, anstatt uns vorher das Stift Vehrden<br />

bereits offeriret worden 45).<br />

Das Schlimmste hiebei war noch dieses, daß er den Geheimbten Raht Bernstor!!<br />

46) in solche Verbitterung gegen mich und die H ertzogin von Celle 47), [JI]<br />

durch welche ich bisher in geheim alles getrieben, brachte, daß er sich hernach gantz<br />

'an die hannöversche Seihte hinge, und weißt du selbst, wie weit dieses Mannes sein<br />

Haß gegangen: Den er auch nicht eher abgeleget, bis ich ihn Ao. 1706 zu Braunschweig<br />

bei Errichtung des Reunions-Recessus desabusiret 48), da er mir selbst des<br />

Höpfners schändliche lntriguen schriftlich dargethan. Wodurch ich dann auch, wiewoll<br />

viel zu spähte, hinter alle übrige Schelm-Stücke kome, so dieser Verrähter<br />

gegen mich bloß aus der Uhrsache ausgeübet, weil mein Bruder, bei welchem er<br />

allein der beste Hahn im Korbe bleiben wolte, mich mit [32] in die Regierung<br />

genommen, und ich darauf die Geschäfte auf einen gantz anderen Fuß zu tractiren<br />

angefangen hatte. Welches er so wenig verdauen können, daß er nicht nur meinen<br />

jüngeren Bruder 49) gegen mich verhetzete, sondern auch den älteren, so viel in seinem<br />

Vermögen, von mir abzuziehen trachtete, bei welchem allen er sich doch so listig,<br />

,. a) Christiane Elisabeth, Prinzessin von Barby, 1634-168 I.<br />

U) Januar 1675.<br />

(2) Friedrim Wilhe1m, Kurfürst von Brandenburg (d. Gr.), 161-1688. Seit 1640 regierend<br />

in Brandenburg-Preußen.<br />

(3) Sommer 1676.<br />

(4) Friede von Nymwegen I I. 8. 1678-5. 2. 1679. Beendet den seit 1672 dauernden Krieg<br />

Ludwigs XIV. gegen Holland und das Reim.<br />

'") Zu den Verhandlungen in Nymwegen und den verschiedenen Versuchen, die Welfenlande<br />

durch Gebietsangebote auf die Seite Frankreichs zu ziehen, vgl.: S eh n a t h, a. a. 0.,<br />

S. 104 ff. Man sieht, wie leichtgläubig der Herzog auf diese Angebote einging und immer<br />

noch nicht durchschaut hatte, daß sie weitgehend nur leere Versprechungen waren.<br />

(6) Andreas Gottlieb von Bernstorff, 164-1726. 1716 Reichsfreiherr. Hannoverscher<br />

Staatsminister.<br />

U) Eleonore d'Olbreuse, 1639-17zz. Gemahlin Georg Wilhe1ms von Celle.<br />

(8) VgI. Heinemann, a.a.0.,S.236,238.<br />

'") Ferdinand Albrecht.<br />

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auch gegen mich so schmeichlerisch aufzuführen wuste, daß ich niemahlen recht an<br />

ihn kommen konte, ob ich woll, daß er nicht gahr gebacken war, handgreiflich fande.<br />

Du kanst hieraus erkennen, was ein treu- und gewissenloser Mensch für unsäglichen<br />

Schaden thun kann, und daß ich also nicht ohne Uhrsache dich so inständig<br />

für dergleichen (33] Bösewichter gewarnet habe; nicht weniger, woher es gekommen,<br />

daß nach der Zeit mein Bruder immer ein heimliches Mißtrauen gegen mich behalten,<br />

und warum ich währendem Consortio Regiminis zu nichts rechts kommen können.<br />

Ob ich auch gleich durch Madame 50) ihn endtlich so weit wider brachte, daß er nach<br />

dem Riswikschen Frieden 51) in die Allianz mit Frankreich consentirte 52); so war<br />

es doch eine sonderbahre Fatalität, das wir die Früchte davon nicht genießen mugten;<br />

denn Madame starb zum Unglück ein 'Jahr zu frühe, und mein Bruder wurde bald<br />

darauf so sehr von mir abgezogen, daß er auch sogar die considerablen offerten, so<br />

der holländische (34] Abgesandte von Opdam 53) kurtz vor der Invasion hier thate,<br />

und wodurch man das Dannenbergische 54) nebst den Cellischen Ämbtern bis an und<br />

über die Aller erlangen, folglich das Land bis an die Eibe erweitern können, nicht<br />

mahl anhören, viel weniger annehmen wolte, so inständig ich auch ihn darum bate.<br />

'Ja, es wurde die Bosheit gegen mich so weit getrieben, daß bei der Invasion es nicht<br />

viel fehlte, man hätte das Badt über mich alleine ausgegossen.<br />

Alle diese Dinge sind zwar guten Theils bekandt. Ich führe sie aber nur kürtzlich<br />

zu dem Ende an, damit du erwegen mögest, daß es an mir nie ge/ehlet, das Land<br />

zu verbessern, und daß bei solchen unerhörten Widerwärtigkeiten ich gewiß und<br />

in der That mehr gethan habe, als man jemahlen vermuhten 13S] können, mithin<br />

wegen der vorhandenen Schulden desto weniger auf einige Weise blamiret zu<br />

werden verdiene, je gewisser es ist, daß solche, der übrigen schönen Acquisitionen<br />

nicht mahl zu gedenken, nur bloß gegen die eintzige Stadt Braunschweig woll in<br />

keine Vergleichung kommen können. Da ohnedem diejenigen Schulden, so wegen<br />

der Spanischen Mariage 55) gemacht worden, wie mir die Kaiserin gewiß versprochen,<br />

bei Heller und Pfennig wieder bezahlt werden, und dir im geringsten nicht<br />

zur Last kommen sollen.<br />

Wie undwelchergestalt du nun demnechstdeine Regierung eigentlich einzurichten<br />

habest, solches wird dir zwar die Gelegenheit der Zeit selbst an Hand (36] geben.<br />

Wollest du aber die Exempel derer beiden unvergleichlichen Regenten, als des Churfürst<br />

Carl Ludewigs zur Pfaltz 56), und Hertzog Ernesti Pii zu Sachsen 57), so in<br />

110) Madame Rudolfine, Rosine Elisabeth Menthe, 1663-17°1. 1681 zur linken Hand<br />

vermählt mit Rudolf August.<br />

&1) Friede von Rijswijk 9.5.1697-3°.10.1697. Beendet den Krieg Ludwigs XIV. um<br />

die Pfalz.<br />

D2) Vgl. Heinemann, a.a.0.,S.143'<br />

DS) Jacob Baron van Wassenaer, Heer van Opdam.<br />

114) Die Herrschaft Dannenberg an der EIbe war nach der Einnahme Braunschweigs auf<br />

dem Tauschwege an Celle übergegangen.<br />

GD) Gemeint ist die Heirat Elisabeth Christines mit Karl, designiertem König von Spanien,<br />

dem späterem Kaiser Karl VI. .<br />

D6) Karl Ludwig von Pfalz-Simmern, 1617-1680, seit 1649 Kurfürst von der Pfalz.<br />

D7) Ernst I. (der Fromme) von Sachsen-Gotha-Altenburg, 1601-1674. seit 1640 regierend.<br />

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ihren Lebensbeschreibungen mit Lust zu lesen sind, absonderlich aber deren Haubt­<br />

Maximen, 'Welche nechst Beforderung der Ehre Gottes, so 'Woll den Schutz als die<br />

Sicherheit, auch die Wollfahrt und Glückseligkeit der Landes-Eingesessenen zum<br />

Endz'Weck haben, auch dir dabei recht zu Nutze machen: So 'Werden dir solche ein<br />

offenes Feld zeigen, deinen Ruhm überall auszubreiten und die Hertzen aller deiner<br />

Unterthanen zu gewinnen.<br />

Wie also diese 'Weder Kosten noch Mühe gespahret:<br />

I. einen nach dem Ertrage des Landes 'Woll proportionirten Militem zu unterhalten<br />

und [37)<br />

z. die Cammercia undManufacturen als Grundquellen, 'Woraus die Aufnahme<br />

des ganzen Landes entspringet, in gutem Flor zu bringen.<br />

So habe auch ich bis hieher mein Augenmerk beständig darauf und mit der grösesten<br />

Sorgfalt z'War gerichtet gehabt; es ist mir aber das bekandte Malum inveteratum<br />

aus dem Grunde zu heben nicht möglich gewesen.<br />

Kröhne demnach den Anfang deiner Regierung damit, das du getrost aufräumest,<br />

'Was dir dagegen im Wege stehen 'Will. Dann so lange ein jeder noch z'Wischen Furcht<br />

und Hoffnung stehet, [38) lässet sich alles viel leichter thun, als hernach; siehe aber<br />

ja dahin, das du niemanden brodlos machest noch Seufzer über dich bringest.<br />

NB. Gilgenbg. Reduction in Sch'Weden 118).<br />

Gleich'Wie aber dieses Malum hauptsächlich in denen Fehlern bei der Landes­<br />

Oeconomie steket, diese auch am aller sch'Weresten, doch am nöthigsten zu heben und<br />

abzustellen sind: Also nim deren Untersuchung zu allererst für, und laß dich keine<br />

Remonstrationes, 'Welche ohnedem gemeiniglich interessieret sind, davon ab'Wendig<br />

machen, sondern fahre vielmehr dem ersten, der sie thun 'Will, sofort mit dem sie<br />

volo, sie jubeol durch den Sinn, damit andere sich dafür hüten lernen. Sonst 'Wo du<br />

im geringsten darunter nachgiebest, 'Wirst du in keiner eintzigen an- [39) deren Sache<br />

recht fortkommen können.<br />

Worin aber selbige eigentlich bestehen, das 'Werden dir die Pia Desideria satsahm<br />

an Hand geben: Und 'Wann du dem CantzIer darüber zu Rahte ziehest, 'Wird er dir<br />

die Mittel zeigen, 'Wie denenseIben überhaupt und insonderheit der Theurung derer<br />

Lebensmittel und des Holtzes, 'Wodurch das gantze Land erschöpfet und alle Nahrung<br />

und Gewerbe der Unterthanen gesperrt 'Wird, am leichtesten zu steuren und<br />

abzuhelfen stehet.<br />

Sobald du dann hiemit einigermaßen und vorerst nur so'Weit herdurch bist, dap<br />

das übrige sich hernach von selbst gehen muß: So säume nicht, alle Publique Cassen<br />

[40) nach einander fürzunehmen und dabei eine gute Wirtschaft zu verfügen.<br />

Nim dich aber, 'Wie immerfort 'Wann über die Verbesserung Deiner Landes­<br />

Revenues gesprochen 'Wird, 'Woll in acht, daß du denen niemahlen Gehör giebest,<br />

so dieselbe in Erdichtung neuer Auflagen zu finden vermeinen, sondern ziehe vielmehr<br />

allezeit diejenigen "or, so dieselbe in der Verbesserung des Commercii suchen.<br />

so<br />

68 earl Graf v. Gyllenborg (Güldenburg), Kgl. sdlwed. Reidlsrat 1679-1746.<br />

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1st es möglich, so bearbeite dich eine General-Casse zu errichten, wohinein alle<br />

Particular-Cassen ihre Revenuen liefern müssen, und woraus hernach einer jeden<br />

ein gewisses Quantum, womit sie nach gezogener Bilance jährlich zulangen kann,<br />

dasselbe aber nicht überschreiten muß, wieder gezahlet, für allen Dingen aber der<br />

Krieges-Casse das [4I] Annuum von 300000 Rthlr. ausgeworfen und festgestellet<br />

werde, auf Art und Weise, wie in denen Piis Desideriis an Hand gegeben worden G9).<br />

Und wmm dieses solchergestalt reguliret ist, so nim den Militair-Etat für die Hand.<br />

Daß dieser seith der Invasion in äußersten Verfall gerathen, solches ergeben dir<br />

jetzt erwehnte Pia Desideria ebenfals sowoll als auf was Weise ihm wieder zu<br />

helfen stehe.<br />

Wie aber hiebei hauptsächlich es auf einen tüchtigen Chef, der das Soldatenhandwerk<br />

verstehet, ankömt, da es sehr paradox ist, daß man ein so importantes<br />

Departement bisher einen von den Geheimbten Riithen respiciren lassen, [42] der<br />

das Kriegeswesen weder treibet noch liebet, folglich alles zustehen muß, was ihm die<br />

Officiers vorsagen: So habe ich zwar solches vorlängst abzustellen getrachtet, nachdem<br />

ich die Früchte davon bei des Cmnmer-President von Imhoff Zeiten nachdrücklich<br />

gnug empfunden. Ich bin aber mit denen beiden letztem Chefs als den von<br />

Schack 60) und den von Jordan 61) so unglücklich gewesen, daß insonderheit dem<br />

letzteren, es wie den jungen1uristen ging, die im ersten Jahre alles wissen,im anderen<br />

zweiffeIn und im dritten gar nichts mehr können. So mich dann hauptsächlich mit<br />

bewogen, meine Absicht auf den von Wartensleben zu richten, da ich noch keinen<br />

gefunden habe, der sich besser hieher schicket, und der mit solcher Vernunfft, wie er,<br />

von allem zu judiciren weiß.<br />

Ich will also noch mahlen rahten, ihn nicht [43] fahren zu lassen, bevorab bei<br />

denen dir eröffneten favorablen Offerten, so mir der Czaar 62) gethan, wann man die<br />

bekannten Desseins mit 6000 Mann Infanterie und einiger Cavallerie wird unterstützen<br />

helfen, wozu sodann dir ein solcher erfahrener und dir allein anhangender<br />

Mann hoch vonnöthen ist.<br />

Welchergestalt nun das Corpus Militiae nach dem Quanto der 300 000 Rthlr.,<br />

so zu dessen Unterhaltung gewidmet, am besten zu formiren stehe, darüber habe<br />

ich mit ihm zum öftern correspondiret, und hat er mir vorm Jahre denjenigen Plan<br />

von 4 Regimenter Infanterie, jedes zu IO Compagnien, den man in denen Piis Desideriis<br />

pro basi genommen, an Hand gegeben 63), erst neulich [44] aber nachdem<br />

man ihm unsere Zahl-Rollen communiciret, einen anderen, den der Baron Imhoff<br />

hat, dagegen übersandt, welcher in soweit von dem vorigen abgehet, daß er auf 6,<br />

wie wohl vor erst nur schwache Regimenter von IO Compagnien hauptsächlich aber<br />

dahin mit anträget, den Sold der Captain-Lieutenants, Fähnrichs und Subalternen<br />

nach dortiger Ordonanz zu retranchiren; gestalt: Wann man dazu resolvirte, und<br />

18) Pia Desideria S. [49] sdtlagen die Vereinigung der bis dahin bestehenden zwei Kassen<br />

vor.<br />

10) Von Sdtadc, I6sls Generallieutenant.<br />

11) Über von Jordan ließ sid! nid!ts Näheres ermitteln.<br />

It) Peter der Große.<br />

'S) Pia Desideria S. [s I] •<br />

. "<br />

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\<br />

auch dabei die Tambours und Gefreiten mit den Gemeinen, wie dort gebräuchlich,<br />

gleich setzete, dabei ein Großes erspahret, folglich ein solch Regiment in Friedens­<br />

Zeiten gantz füglich so weit reduciret werden könte, das es nicht höher als<br />

25000 Rthlr. an Sold jährlich kosten müßte, und dennoch viel stärker, wie die<br />

jetzigen sind, bleibe, wovon man noch überdem den Nutzen hätte, daß [45J solche<br />

6 Regimenter nöthigenfals weit leichter und mit viel weniger ombrage zu completiren,<br />

als neue aufzurichten stünden. Laß dir demnach solchen Plan geben und<br />

suche ihn quovis modo zu introduciren. Dann was am Preußischen Hof möglich ist,<br />

muß hier ebenfalls möglich sein, ob ich woll sonst eben nicht dafür bin, Leuten<br />

was zu entziehen. Da aber das Interesse Publicum hierunter so sehr versiret, kann<br />

man es nicht ändern. Es komt nur auf einen tüchtigen Mann an, der dir darunter<br />

treulich assistiret, und der den von denen 300 000 Rthlr. sodann bleibenden Oberschuß<br />

woll zu Rahte hege, damit [46J man allemahl bei Casse sei, die vorfallenden<br />

Kosten gemächlich bestreiten zu können, und nicht immer neue Schulden machen<br />

dürfe. W ollestu dann, wie ich längst gewilliget gewesen bin, die Garde zu Pferde<br />

eingehen lassen, und dagegen die Dragoner sovielmehr verstärken, nechstdem die<br />

Land-Miliz auf den Fuß setzen, wie in den Piis Desideriis ebenfals an Hand gegeben<br />

worden 64), welches du ohne eintziges Bedenken thun, und dazu aller junf,er Manschaft,<br />

wie in Sachsen geschehen, ausnehmen lassen kanst, woraus, wo nicht 3, dod,<br />

wenigstens 2 starke Regimenter zu formiren stehen, die dir weiter nichts, als die<br />

ohnedem geringe Competenz der Offizier kosten: So bekömtestu ein solch ansehnlich<br />

Corpus Militiae, das vor 14 bis 15 000 Mann [47J passiren, und sich bei dem gantzen<br />

Reiche considerable machen wird. Nur müstestu dagegen nicht die geringste Fürstellung,<br />

sie komme auch von wem sie wolle, annehmen, sondern unter den Praetext<br />

der jetzt anscheinenden Gefahr, alles von dir damit ab1veisen, daß, wann selbige<br />

vorbei, als dann auch, nach Befinden solche Verstärkung nicht mehr nöthig wäre.<br />

Was denn erst einmal introduciret ist, wird hernach zur Gewohnheit und woll<br />

bleiben. Wann nun auch solchergestalt, das Militair-Wesen auf einen guten und<br />

beständigen Fuß gesetzet, und der Sicherheit deiner Lande prospiciret worden ist:<br />

So nim dann ferner die [48 J Commercia und Manufacturen vor die Hand, ziehe aber<br />

dabei, soviel die Stadt Braunschweig anlanget, die dasige Comission so sehr nicht,<br />

als vielmehr einige vernünftige Kaufleute und Fabricanten, unter diesen absonderlich<br />

den RefugiC Menard 65) zu Rahte, dann der Genetivus kann nicht bei dem Dativo<br />

bestehen.<br />

Weswegen ich auch fast rahten wolte, die Commission gar aufzuheben, da die<br />

Ratio, warum sie nach Eroberung der Stadt niedergesetzet worden, ohnedem<br />

cessiret, und diejenigen Sachen, welche bei derselben bisher vorgekommen, gantz<br />

füglich von Wolfenbüttel aus, die übrigen aber, so eigentlich zur Aufnahme der<br />

Commercien und Manufacturen gereichen, durch ein besonderes Commercien­<br />

Collegium, so nebst ein paar Gelährten [49J aus lauter guten Kaufleuten und Commercianten,<br />

auch Fabricanten bestehen muß, weit besser respiciret werden können.<br />

64) Pia Desideria S. [51].<br />

e&) Pierre Menard, Strumpffabrikant aus Nimes. t Braunschweig 17z6.<br />

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Die Grafschaftt Hanau kann statt aller übrigen zum Beispiehl dienen, was durch<br />

ein solches Collegium, wann es aus redlichen, der Commercien und Manufacturen<br />

rechtkündigen und deren Aufnahme ernstlich suchenden Männern bestehet, auszurichten.<br />

Es ist dieselbe, wie bekandt, durch den Krieg so oft von Freund und Feinden<br />

totaliter ruiniret und endtlich fast von allen Einwohnern entblöpet worden, über<br />

dem auch noch mit so vielen Schulden beladen gewesen, dap mensch-[soJ lichem<br />

Ansehen nach, es fast unmöglich geschienen, derselben wieder aufzuhelfen.<br />

Bei welchen desperaten Umbständen dann des jetzigen Grafen Mutter 66), als<br />

sie die Vormundschaft ihrer beiden Söhne 67) angetreten, eine recht heroische Resolution<br />

ergriffen und hat, da sie in Frankreich des Krieges halber sich aufhalten<br />

müssen, folglich daselbst eine Liebe zu solcher Nation, absonderlich zu deren<br />

Gewerbe gewonnen, nicht nur alle und jede, so der Religion halber damahls vertrieben<br />

worden, sondern auch andere Frembde aufgenommen. Nicht weniger denen<br />

Fabricanten, Künstlern und Handwerkern durch promulgirte Edicte, grosse Privilegia<br />

versprochen, selbigen auch allen Vorschub zu Anbauung guter Häuser, wozu<br />

sie die Risse selber verfertigen lassen, und Anlegung nütz- [srJ licher Fabriquen<br />

gethan.<br />

Dero behuef sie dann alle ihre Geschmeide und Pretiosa verkauft, als hin und<br />

wieder, wo sie nur gekont, etlicbe Tonnen Goldes gegen Versetzung aller ihrer noch<br />

übrigen Ämbter aufgeborget.<br />

Und ob woll einige V ormundschafts-Rähte ihr darin gewaltig widersprochen:<br />

So hat sie doch als eine Tochter des Pfaltzgrafens von Birkenfeld sich durch Hülfe<br />

der schwedischen Autorität zu machen gewust, ohne sich an jener Widerspruch zu<br />

kehren: Vielmehr mit deren Ausschliepung ein Commercien-Collegium angeordnet,<br />

mithin durch dasselbe so viel ouvriers von allen Orten herbeigelocket, [52Jauch<br />

so viel schöne Manufacturen errichtet, folglich in den 22 'Jahren, da sie die Vormundschaft<br />

geführet, nicht nur alle versetzte Ämbter reluiret und die Grafschaft völlig<br />

ausser Schulden, sondern auch in solchen erwünschten Flor gesetzet, das selbige nunmehro<br />

für eine der reich esten, sowie die Stadt Hanau für eine der schönsten und<br />

nahrhaftesten Städte im Reiche mit passiren kann.<br />

Der jetzige Graf, ihr Sohn 68), hat mir dieses selber erzehlet, und seine propre<br />

Hofhaltung giebt genugsahm zu erkennen, wie einträglich sein Land dermahlen<br />

sein müsse.<br />

Er wird dir gerne, wann du es verlangest, so woll die gantze Einrichtung von<br />

solchem Commercien- und Manufactur-Collegio, als auch zugleich einen erfahrenen<br />

Mann [53J daraus überschicken, der dir darunter beiräthig sei, gestalt er mir solches<br />

118) Anna Magdalena, geb. Pfalzgräfin bei Rhein, (Tochter des Pfalzgrafen Christi an I.<br />

von Birkenfeld) 1640-1693. Vermählt mit Johann Reinhard, Graf von Hanau. Sie übernahm<br />

die Regentschaft 1666.<br />

87) Philipp Reinhard, 1664-1712. Johann Reinhard, 1665-1736.<br />

8S) Johann Reinhard, seit 17Il regierend in Hanau.<br />

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versprochen. Du wirst aber solchen Fals gegen der Geheimbten und anderen Rähte<br />

Widerspruch deine Autorität ebenmäßig handhaben, das Collegium nicht unter<br />

deren, sondern deiner eigene Direction ziehen, kein Geld spahren, denen frembden<br />

Commercianten und anderen, so dem Publico zum Besten etwas nützliches erfinden,<br />

Belohnungen und Freiheiten ertheilen: Ihnen Häuser bauen, oder Bau-Materialien<br />

schenken, auch sonst, zu Errichtung der Manufacturen und Fabriquen considerable<br />

Vorschüsse thun; [54] folglich die erste Anlage nicht ansehen müssen, wo du anders<br />

eine gesegnete Erndte davon hoffen und genießen wilt. Dann eben hierin steckt der<br />

Knote, [gestridten: ein Geheimnis davon zu machen; Ausser diesen braucht es vorerst,<br />

damit mann nicht] warum mein Bruder abwendig gemacht wurde, die Refugies,<br />

deren ich fast an die 2000 Familien aus Frankreich durch den Banquier BarteIs<br />

gezogen, aufzunehmen 69): Und weistu selb~t, was damahlen auf allen CantzeIn für<br />

ein Geschrei gegen die Calvinischen gemachet wurde. Sonsten ist mir auch ein artiges<br />

Project, zu Anlegung einer Leihe-Banq in Braunschweig übergeben, welches der<br />

Baron Imhoff hat, und denen Bedienten zum Besten eingerichtet worden. [55] Dasselbige<br />

gehet kürtzlich dahin, daß ein jeder, der ein Civil- oder Militair charge bat,<br />

den rotnl Theyll von seiner Gage, ro 'lahr nach einander, gegen ein Brevet de retenue<br />

stchen lassen, darauf aber, so lange er lebet, oder in solcher Bedienung stehen bleibet,<br />

keine In tressen ziehen, nach seinem Tode oder avancement aber, von dem Successore<br />

in officio gegen ein gleichmässiges Brevet de retenue, ihm oder seinen Erben,<br />

das Capital aus der Banque hingegen, dasjenige was inmittelst pro rata darauf<br />

gewonnen worden, wieder gezahlet werden soll. Wann jemahlen ein Project mir<br />

wollgefallen: So ist es gewiß dieses; dann zu geschweigen, das man da- [56] durch<br />

ein immerwährendes Capital, womit die Commercia und Manufacturen in trefflichen<br />

Flor zu bringen und ein Ansehnliches zu gewinnen stehet, erlanget, denen Bedienten<br />

aber ein guter Noth-Pfennig gesamlet werden kann: So führet dasselbe noch so viel<br />

andere Nutzbarkeiten für das gantze Land mit sich, daß ich nicht unterlassen kann,<br />

dasselbe auf alle Weise zu introduciren, dir bestens zu empfehlen.<br />

Wie nicht weniger dasjenige, wovon in letzter Messe, im Geheimbten Raht,<br />

wegen Annehmung einiger geschickten Leute, so die 'Jugend in der Mathematic<br />

auch Mahler- und Zeichen-Kunst, gratis anzuweisen gesprochen wurde. Es sind<br />

solches heutiges Tages, denen Officiers, auch allen Künstlern und theils Handwerkern,<br />

wo sie sonst was tüchtiges praestiren sollen, fast unentbehrliche Wissen­<br />

I57] schaften 70). Und die Praebendarii beim Stift St. Blasii 71) können, wann man<br />

") Die Zahl ist stark übertrieben. Vgl. Be u 1 e k e, Wilhelm: Die Hugenottengemeinde<br />

Braunschweig I-lU. In: Braunsmweigisches <strong>Jahrbuch</strong> 41, 1961, 99-124; 43, 1961, 102-130;<br />

44. 1963, 85-118•<br />

'10) Ober die Situation des Künstlers sagt Wendhausen, Pia Desideria, S.13/24: "Der<br />

Bürger 'Wird arm; 'Weil die Theurung die Nahrung sperret .•• Der Künstler aber gar zugrunde<br />

gehen mup, 'Weil ein jeder sich emsdJränket, und 'Wenige sind, die ihm die Zeit<br />

bezahlen, so er bei Verfertigung seiner Arbeit zugebracht; weswegen dann auch so wenig<br />

fremde Familien sich anhero, und hingegen so viel Einheimische, 'Worunter fast mehrentbeils<br />

unsere besten ouvriers sind, andeT'Warts hinziehen, zum unersetzlichen Schaden des Publici."<br />

11) Das Chorherrenstift blieb auch in protestantismer Zeit erhalten, die Präbenden<br />

wurden an verdiente Staatsdiener vergeben.<br />

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zu Unterhaltung solcher Leute 4 Canonicate und so viel Vicariate widmet, dagegen<br />

um so viel weniger was einzuwenden haben, da solche Fundationes eigentlich von<br />

Anfang her zu Unterweisung der 'Jugend gestiftet worden sind. Ob es aber bei dem<br />

Gymnasio zu St. Marten 72) oder auf dem Capitel-Hause 73), mit solcher Academie<br />

am bequehmsten anzustellen, das wirstu in der Folge finden. Wie imgleichen, ob dem<br />

Architecto von Dresden / : NB. Graf! Wackerbahrht 74) : / der den schönen rup<br />

zum neuen braunschweig(ischen) Kaufhause presentiret, so woll über solche Academie,<br />

als zugleich über das [58 J gantze Bauwesen in Braunschweig, die Oberaufsicht,<br />

unter einem convenablen charactere, wie vorgekommen zu conferiren sei; weil man<br />

ihn, da er bei der Cadetten-Academie alldort mit einem guten Gehalt und Lieutenants-Rang<br />

engagiret ist, nicht verdenken kann, dap er alhier in ein und anderen eine<br />

Verbesserung praetendiret, sondern welche niemand sich gerne verändert. 'Je mehr<br />

du nun von Natur die Proprete liebest, desto weniger zweifle ich, du werdest selbst<br />

darüber halten, dap so woll durchgehends in allen Städten im Lande, als insonderheit<br />

zu Braunschweig, die alten heßlichen zum Scheusahl der Frembden und schädlichen<br />

Eindruck von der hiesigen Landes-Oeconomie annoch befindlichen Häuser<br />

mit der Zeit niedergerissen, und an deren Statt, nach einer gewissen Symmetrie neue<br />

gebaut, die übrigen aber vorerst sauber angestrichen werden, ls9J wozu dir dann ein<br />

solcher Mann, der das Bauen beliebt, auch wie in Dresden geschiehet, Risse und<br />

Anschläge, so zu deiner Approbation einzuschicken sind, mache, /lUch allenfals die<br />

Häuser selbst gegen einen gewissen Verding bauen könne, um so vielmehr vonnöhten<br />

ist, da so wenig der Obrist V ölcker 76) als der Landbaumeister 76), wegen<br />

ilJres widrigen Comportements dazu fähig sind: Es müste aber derselbe von beiden<br />

nicht dependiren, noch der Landbaumeister weder bei dem Bau-Ambte, noch dem<br />

übrigen Bauwesen in Braunschweig mehr was zu sagen haben, wo du anders dich<br />

nicht tJieler Verdrießligkeiten exponiren wilt. Obwohl sonst, wann man gedachten<br />

Architecto die Ingenieurs bei der Fortification wie in Dresden geschiehet, mit zuordnen<br />

könte, davon [60J ein gedoppelter Nutzen zu hoffen stünde, indem sie<br />

solchergestalt in der Architectura Civili sich zugleich mit habilitirten.<br />

Könte dann der Ober-Marchall die Land-Stände inmitte1st dahin disponiren, dap<br />

sie auf den Burgplatz, für die adelichen Wüsteneien ein solches massives landschaftliches<br />

Haus, wie jener ebenfals einen vortrefflichen RiP davon gemacht, erbauen<br />

zu lassen noch resolvirte: So würde ihm solches Gelegenheit geben, eine schöne<br />

71) Das Gymnasium Martineum zu Braunschweig. Gegründet 1419. Von 1595-1869 im<br />

Gebäude Bankplatz Nr. I.<br />

71) Gemeint ist wohl das Kapitelhaus von St. Blasien in Braunschweig.<br />

7') August Christoph Graf von Wadcerbarth, 166l-1734, Kursächsischer Generalfeldmarschall.<br />

78) Johann Caspar Völdcer, 1676-1730,seit 1696Festungsdirektor der braunschweigischen<br />

Festungen.<br />

") Hermann Korb, 1656-1735, seit 1704 Landbaumeister.<br />

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Probe von seiner Geschickligkeit abzulegen, und du köntest alsdann mit desto<br />

mehrerer Sicherheit ihm auch den Bau des neuen Kaufhauses anvertrauen 77).<br />

Ich weiß woll, das dieses alles zwar Geld-Sachen sind; indessen aber auch, daß<br />

je mehr an einem Ohrte gebaut wird, je mehr Volk und Nahrung sich dahin- und<br />

je mehr Gewinn der Landesherr davon wieder ziehet. Endlich laß dir auch den<br />

Vorschlag, wie dem Landmann aufzuhelfen, bestens em- [6r]pfohlen sein, wovon<br />

die Pia Desideria, wie woll nur extractsweise, weill mir das Original, wie du weist,<br />

in der Cammer von Handen gebracht worden, Erwehnung thun 78). Der Cantzier<br />

aber, der solchen sehr goutiret, dir noch weit umbständlicher Nachricht geben wird.<br />

Und wie schließlich gedachte Pia Desideria vorm Jahre, nachdem ich über die Verstärkung<br />

des Militair Etats einen jeden Geheimbten Rahtes Gutachten schriftlich<br />

erfodert, und sowoll der Cantzier als der B. Imhoff pro, der Ober-Marechall und<br />

Luedecke aber contra gestimmet, der Landtag hingegen, worauf die meisten mit<br />

angetragen, zu Gandersheim eben denjenigen Ausgang gewonnen, den ich vorher<br />

davon prophezeihet hatte, auf mein Angeben und Zuthun, von dem CantzIer mit<br />

vielem patriotischen Eifer [62] zusammengetragen, und darin die Fehler bei der<br />

Landes-Oeconomie gar nachdrücklich gezeiget worden sind: Also will ich wollmeinend<br />

rahten, daß du solche nicht nur fleißig lesen, sondern auch nebst dieser<br />

väterlichen Instruction, die bei deiner Regierung zur beständigen Rkhtschnur mit<br />

dienen, nächst dem auch nachgesetzte Politische Maximen dir bestens empfohlen<br />

sein lassen wollest.<br />

[637 Politische Maximen<br />

abe Recht und Gerechtigkeit im Lande, und laß niemand ungebührlich drücken<br />

noch unterdrücken; so hast du Segen und dein Ruhm bleibt ewig.<br />

Steuer den landverderblichen Processen und klopfe diejenigen Advocaten scharf<br />

auf die Finger, die wider ihre Pflicht handelen.<br />

Liebe deine Unterthanen als Kinder und hilf den Frommen; strafe aber auch hergegen<br />

die Bösen.<br />

Laß dich nie durch andere regieren, dann es ist einem Fürsten keine größere<br />

Schande, als wenn man von ihm glaubet, daß einer allein bei ihm alles vermag, und<br />

wird sodann keiner sich unterstehen, demjenigen zu widersprechen, der mit dessen<br />

Gnade und Gut- [64] Thätigkeit nach Gefallen schalten und walten kann. Wilt du<br />

aber ja jemanden vor anderen um dich leiden: So muß nicht er, sondern du allein<br />

das Bild sein, wofür man sich beuge.<br />

Begegne einen jeden, er sei, wer er wolle, freundlich, sondern dich merken zu<br />

lassen, als ob du wissest, daß du ein Hertzog von Braunschweig seist. Halte aber<br />

hergegen über den Glantz deiner Hoheit und was zu deinem Staat gehöret, dermaßen,<br />

daß andere daraus erkennen können, wer du bist.<br />

77) Anton Ulrich ließ 1711 die ehemalige Dominikanerkinne in Braunsmweig umbauen,<br />

die Fassade wurde unter Ludwig Rudolf 1734 errimtet. Vielleimt ist hier dieser Umbau der<br />

Kirme zu einem profanen Gebäude gemeint.<br />

78) Die Pia Desideria, S.14-13 smlagen vor: Vermehrung und Verbesserung der Viehwirtsmaft,<br />

vor allem Hebung der Pferdezumt.


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Sei gegen jedermann, der es mertttret, absonderlich aber gegen deine treue<br />

Diener, freigebig, damit sie desto mehr animiret und nicht kaltsinnig werden, auch<br />

keiner auftrehten und sagen könne, er sei bei deinen Wollthaten alleine leer ausgegangen.<br />

Gönne deinen Bedienten ohne Unterscheid zuweilen eine Lustbarkeit [65] und<br />

fette Mund bei Hofe, und sei auch sonsten gegen andere gastfrei! So gewinnest du<br />

viele H ertzen.<br />

Sprich mit allen, so wirstu viel erfahren, und denen Großen durch die Kleinen<br />

öfters genau in die Karten gucken können.<br />

Wurde jemand bei dir angegossen, so befrage ihn erst, ob es wahr sei. Findestu<br />

dann, daß er Schuld habe, so versuche zuforderst gelinde Mittel. Wo er aber sich<br />

darauf nicht bessert: So gebrauche Mercurialia. Wäre er aber aus Bosheit verleumdet:<br />

So strafe den Angeber so, daß andere sich daran spiegeln.<br />

Wann ein oder andere wichtige Angelegenheit dein Gemüht beunruhiget, und<br />

Du Dich sofort nicht zu fassen weist, [66] so schütte dein Hertz gegen niemand als<br />

deine Gemahlin 79) aus. Dann da bleibet es am sichersten verwahret. Und weil sie<br />

so woll vernünftig als discret ist; so kanst du dich ihres Einrahts, nach Befinden,<br />

desto sicherer bedienen; da der Frauen Raht öfters nicht zu verwerfen stehet; ihr<br />

auch woll, wie ich es mit meiner Gemahlin gehalten, einen kleinen Antheil an den<br />

Geschäften gönnen, und zuweillen an Hand geben ein und anderm als für sich, den<br />

Kopf zu rücken; so durch die Weiber allezeit besser als durch die Männer geschehen<br />

und öfter von großen Nutzen sein kann.<br />

Sei dem Kaiser getreu, und diene ihm als Ertzherzoge von Österreich, nach<br />

äußerstem Vermögen. Wo er aber als Kaiser die Jura derer Reichsfürsten kränken<br />

wolte: So kanst du dich von diesen der Consequenz halber, nicht trennen [67].<br />

Unterhalte mit deinen Nachbarn, absonderlich Hannover, ein guts Vernehmen;<br />

bedenke aber dabei woll, daß alle Regenten über das Meum et Tuum miteinander<br />

gleichsahm in statu naturali leben, der allemahl status invidiosus ist.<br />

NB. Heurath Printz Ferdinands Kinder, Allodium.<br />

Habe allezeit solche Desseins, die auf die Vergrösserung deiner Hoheit und<br />

Lande gehen; menge dich aber nicht zu weit in solche, wodurch anscheinende Hoffnung<br />

und dein gegenwärtiges Glück zugleich auf das Spiehl könne gesetzet werden.<br />

Halte deine Desseins geheim und laß bei keinem eintzigen deine wahre Absicht<br />

merken, führe sie aber desto hurtiger aus. Doch so, daß du solche mit der Hofnung<br />

[68] eines scheinbahren Vortheils nicht praecipitirest, sondern sie viel1mehr nach<br />

Beschaffenheit der Sache entweder fortsetzen oder fahren lassen kanst.<br />

Spahre kein Geld zur Unzeit, absonderlich wo sich solche Conjuncturen eräugen,<br />

da Land und Leute zu acquiriren stehen. Dann außer diesen ist es im Reiche schwer,<br />

ja fast unmöglich, auch nur ein Dorf zu gewinnen. Wer aber davon recht zu profitiren<br />

weiß, der führet die Braudt heim. Hingegen schadet eine unzeitige Spaarsahmkeit<br />

von Tausenden öfters Millionen.<br />

78) Elisabeth, Prinzessin von Holstein-Norburg, 1683-1767.<br />

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Hätte man den Salvio 80) einen Wechsell von 500 000 Rthlr. zu rechter Zeit<br />

offeriret: So wäre das Stift Halberstadt oder doch wenigstens das Stift Minden uns<br />

nicht entgangen 81).<br />

'Je näher die Nordischen Aspecten 82) sich zusammenziehen, desto vigilanter {69]<br />

sei dabei auf dein Interesse. Dringe dich jedoch nicht zu: Dann solches dienet nicht<br />

Gunst zu erwerben noch Hap abzuwenden.<br />

Leite vielmehr durch andere die Sachen so ein, daß man dich suche: So fallen<br />

die Conditiones allemahl besser aus.<br />

Der Kaiser wird zwar directe dabei nicht, woll aber die Kaiserin und der Fürst<br />

von Lichtenstein 83) allenthalben deine Absichten unterbauen.<br />

Der Czaar hingegen ist von selbst für das Haus dermassen portiret, dap er nichts<br />

mehr wünschet, als dasselbe in den Standt zu setzten, damit es zwischen Preupen und<br />

Hannover die Balance halten könne. [70] Wird derowegen diesem das Bremisme<br />

eher nicht gewehren, bis es sich erklähre, dagegen noch ein Aequivalent bei das<br />

Vehrdensche zu legen und zum wenigsten den Tractum zwischen der Oker und<br />

Aller anhero cediren. Es stehet demnach nur bloP bei dir, ob du, wann das Ungewitter<br />

über Schweden losbricht, lieber demselben zu gefallen, ohngeachtet du ihm<br />

nicht helfen kanst, die Hände in den SchoP legen und hernach mit ihm gleiche Fata<br />

haben, oder ob du nicht vielmehr dasjenige äuperst prosequiren wilt, was du zumahl<br />

deinem Hause und Nachruhm, den du dadurch verewigen kamt, hierunter smuldig<br />

bist.<br />

Erwege dieses woll und schmiede (7I] das Eisen, weil es warm ist! Nim deinen<br />

Bruder dabei zur Hülfe; vinculire ihn mit der Versprechung des Walkenriedschen<br />

84), und machet unter euch einen Plan, wie ihr in der Sache progrediren wollet,<br />

könnet und müsset, sonder jedoch dieselbe, ihrer äupersten Wichtigkeit nach,<br />

jemanden weiter in den Mund zu hängen, als wem sie unumgänglich zu wissen<br />

nöthig ist.<br />

Bis hieher bat keiner darum gewust, als der B.lmhoff, der zu Wien darüber<br />

sondiren und Alberti 85), der hier den chiffre führen müssen. Nachdem aber der<br />

schlaue Cantzier in den PUs Desideriis selbst darauf gefallen war, habe ich {72}<br />

billig Bedenken gefunden, ihm ferner ein Geheimnis davon zu machen; außer diesen<br />

braucht es vorerst, damit man nicht zu Hannover Wind davon bekomme, niemand<br />

zu wissen. Nach meinem Tode aber, da ihr entweder jeder für sich besonders oder<br />

80) Johann Adler (Salvius), t 1651, schwedischer Gesandter beim Westf. Frieden.<br />

81) Der Verlust der Stifte Haiberstadt und Minden, die man im Dreißigjährigen Krieg<br />

fest in der Hand gehabt hatte, durch den Frieden von Goslar, 1641, war eine der schmerzlichsten<br />

Einbußen der Welfen. Besonders die Erwerbung von Minden blieb ein sehnsüchtiger<br />

Wunschtraum bis hin ins 19. Jahrhundert.<br />

82) Gemeint ist der Nordische Krieg.<br />

113) Anton F10rian Fürst von Lichtenstein, 1656-1711, Geh. Rat und Oberstbofmeister<br />

in Wien.<br />

M) Das Stift Walkenried wurde 1671 von Georg Wilhe1m an Wolfenhüttel abgetreten.<br />

811) Gottfried Alberti, Geh. Registrator.<br />

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beiderseihts gemeinschaftlich jemanden unter den Vorwandt der abzustattenden<br />

Notificationen an den Czaar abschicket, muß ein solcher ebenfals davon gründlich<br />

informiret werden; und wird man dannenhero dazu umb so vielmehr einen solchen<br />

treuen, vernünftigen und verschwiegenen Mann I: id, hatte auf den von Wartensleben<br />

reflectiret: I aussuchen, von dem man versichert ist, daß er das Geheimnis<br />

bestens me- [73J nagiren und ein solches importantes Negotium weißlich ausführen<br />

könne.<br />

Derselbe wird dann seine öffentliche Commissiones am Czaarischen Hofe zwar<br />

ausrichten, in geheim aber daselbst, wiewoll behutsam und vorerst nur generaliter,<br />

deine Bereitwilligkeit, meine Messures, S. Czaarischen Majestät zu Dienste, fortzusetzen,<br />

zu erkennen geben, bis er findet, 'Wohin man sich darauf gegen ihn herauslasse;<br />

wozu der Printz Menzikoff 86), an 'Welchen er addressiret sein muß, umb so<br />

vielmehr alles beitragen wird, da er in seiner bekandten Angelegenheit am Kaiserlichen<br />

Hofe eine assistence vonnöhten hat. Alsdann 'Wird die Zeit sein, daß er das<br />

übrige, wie du weist [74J nach und nach treibe, jedoch nichts schließe, es sei dann<br />

daß Dänemark, Preußen und Hannover zuvor mit darin gezogen und so woll<br />

deiner Indemnisation als Satisfaction genugsahm prospiciret worden.<br />

Inzwischen aber muß der Kaiserin, ob und was zu hoffen, auch zugleich es<br />

gestecket 'Werden, daß sie den Printzen z'War gute Vertröstung, dabei aber auch<br />

zu erkennen geben lasse, es 'Würde der Effeet davon mit demjenigen, so er für dich<br />

thäte, verknüpfet und desto gewühriger tür ihm sein, je mehr er zu ihres Hauses<br />

Besten beitrüge p.p.p. Wann nun der Tractat nach Vergnügen zum Stande gebracht<br />

ist: So prosequire deine vorhin bereits angefangene Militair-Verstärkung, 'Wozu dir<br />

die auf das Tapis gebrachte 17sJ Neutralitäts-Armee 87) einen erwünschten Vorwandt<br />

giebet. Und setze dich in solche Positur, daß du allemahl parat bist, mit 6000 Mann<br />

Infanterie und I200 Dragonern im Felde zu erscheinen und außerdem noch einen<br />

guten Fuß zu Hause behältst.<br />

Laß es sein, daß dir diese Einrichtung einige Tonnen Goldes kostet; die Trouppen<br />

bleiben und verzehren solche vorerst im Lande, und beim Marchiren finden sie<br />

entweder ihren Unterhalt, wo sie hinkommen, oder besch'Weren doch deinen Beutel<br />

nicht lange. Hernach kanstu erndten ohne aufhören 88).<br />

Was ich wegen Schleuniz 89) und [76J Hofraht Böttichers 90) mit dir gesprochen,<br />

dessen wollestu dich erinnern. 'Jener ist in Czaarischen Pflichten, und kann nicht<br />

M) Alexander Danilowitsch, Fürst Menschikow, 1671-1719. Günstling Peters d. Gr. und<br />

Katharinas I.<br />

117) VgI. O. EIs te r, Gesm. der stehenden Truppen im Herzogthum Braunsmweig­<br />

WolfenbütteI von 1600-1714 (1899), S. 158 ff.<br />

M) Pia Desideria, S. [7): " .•• angesehen der Soldat dasjenige, so zu seinem Unterhalt<br />

aufgebracht werden muß, 'Wieder im Lande verzehret, mithin circuliret das Geld bestandig,<br />

und die Nahrung nimmt zu, 'Wobei sowohl die publiquen Cassen, als Bürger und Bauern<br />

ihre Rechnung finden, .....<br />

l1li) Hans Christoph v. Smleinitz, Geh. Rat, 171Q-17U in der JustizkanzIei.<br />

10) Justus Siegfried (v.) Böttidter, t 1710, 1706 Hofrat a. d. Justizkanzlei, 1716 Geh. Rat,<br />

aum Geh. Kriegsrat.<br />

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zweien Herren dienen: Du aber kanst ihn entrahten. Dieser aber hat den Geheimbten<br />

Krieges-Raht im Kopfe. Der CantzIer und B. Imhoff meinen aber, daß er solches<br />

mit seinem Vota vorm 'Jahre nicht verdienet habe.<br />

Ich selbst kann zwar auch nicht loben, daß er sich dabei so vergangen, vielweniger,<br />

daß er gerne anders saget, als thut. Doch könte er sich bessern und hat außer diesen<br />

defaut sonst viel Gutes an sich, da er insonderheit der Expedition nunmehro kündig<br />

und deswegen bei der neuen Einrichtung fast un- [77J entbehrlich ist. Laß ihn demnach,<br />

damit er dabei desto fleißiger sei, noch etwas in der Hoffnung zappeln, ehe<br />

du ihn promovirest, da du zumahl bei dem von Wartensleben vor der Hand keinen<br />

Geheimbten Krieges-Raht nöhtig hast.<br />

LetzIich laß dir die Stadt Braunschweig, als deinen Augapfel allemahl empfohlen<br />

sein, bestätige alles, was bei der Vbergabe sandret worden, und drücke sie weder<br />

mit Neuerungen noch Auflagen; absonderlich siehe ja woll zu, daß man die Frembden<br />

in denen Messen damit nicht überlade; dann sonsten [78J würden sie nachgerade,<br />

wie die 'Juden, wegbleiben, und die Messen, so ich doch mit grosser Mühe und Kosten<br />

so weit gebracht, daß Stadt und Land davon profitiren kann, wieder zu Grunde,<br />

und alles Commerdum verlohren gehen, mithin, wann keiner mehr Nahrung hätte,<br />

auch die Liebe der Bürger wegfallen, und ein jeder über dich seufzen: wofür dich<br />

Gott in Gnaden behüten wolle.<br />

Salzthall, d. 22 ttn Martij 1714.<br />

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Beiträge zur Geschichte<br />

der jüdischen Gemeinde in W olfenbüttel<br />

Von<br />

Hans Schulze<br />

TeilII·: Nachrichten über die Samsonschule, die Synagoge, den jüdischen Friedhof<br />

und den Samsonschen Legatenfonds. - Herz Samson in Braunschweig (1738<br />

bis 1794). - Anhang: Zwei vertauschte Gumpel-Bilder?<br />

V. Die Samsonschule in W olfenbüttel<br />

Als 1778 der um 1742 in Offenbach bei Frankfurt geborene, seit 1750 in Wolfenbüttel<br />

weilende Henodl Oppenheim das einstige Wolfenbütteler Garnison-Predigerhaus<br />

Holzmarkt Nr.4 (Ass-Nr.675, das 1961 dem Neubau der Deutsdlen Bank<br />

weidlen mußte) käuflidl erwerben durfte, erhielt der Stadtmagistrat ausdrüddim<br />

die Auflage, darauf zu amten, daß das Haus durm Wiederverkauf ni mt in den Besitz<br />

eines Juden komme, "audl der jetzige Käufer keine Judensdlule darin einridlten<br />

könne" 63). Henom Oppenheim war ein Sohn des um 1704 in Pferrsee bei Augsburg<br />

geborenen und seit 1740 in Wolfenbüttel wohnhaften Informators und späteren<br />

Rabbiners Simon Wolff Oppenheim, der zu Gunsten seines Sohnes durch herzoglidles<br />

Reskript vom 25. April 1778 auf das Haus verzidlten mußte. 1763 erhielt<br />

Si mon Wolff Oppenheim einen Smutzbrief als Rabbiner.<br />

Nam dem Tode des Meyer Gumpel 1764 ging dessen Haus Harzstraße 12 (563)<br />

zunämst anteilig auf seinen 1784 unverheiratet verstorbenen Sohn Salomon Meyer<br />

und dessen Halbsmwester Frau Philipp Samson über, ehe es Philipp Samson für<br />

den seiner Zeit von Salomon Meyer's Kurator gezahlten Preis von 1600 Rthl. erwarb<br />

(Abb.4). Nadldem er sdlon 1781 eine Synagoge in einem Nebengebäude anstelle<br />

des bisherigen Betsaales erridltet hatte, begründete 1786 Philipp Samson mit Kapitalien<br />

aus der "Milden Stiftung" seines 1767 verstorbenen Vaters Samson Gumpe!<br />

in dem Hause eine Religionssmule 54). Für deren Gründung sei aum der Wunsm des<br />

Philipp Samson maßgebend gewesen, jederzeit zu dem Gottesdienst über die vorgcsdlriebene<br />

Anzahl von zehn über 13 Jahre alte männlidle Personen verfügen zu<br />

.) Teil I des Aufsatzes befindet sich im Br. Jb. 48, 1967, S. 23-61.<br />

~3) 34 N Bd. I Nr. XX, 1/11. - Außer der von Philipp Samson "für junge Judensöhne<br />

von seiner Familie und Verwandsmaft" 1786 gegründeten Religionsschule bestand - wann?,<br />

zuvor oder später? - in Wolfenbüttel der mündlichen überlieferung nach eine kleine jüdische<br />

Schule in dem Hause Breite Herzogstraße Nr. 14 (Ass-Nr.695). Akten darüber sind z. Z.<br />

nicht bekannt.<br />

114) 1 Alt vorl. Nr. 3184.<br />

61<br />

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können. Die SdlUle war eine (Talmud-Thora-) Freischule, zunächst vorzugsweise<br />

für Angehörige des Samsonschen Familienkreises und dessen Verwandte.<br />

Am 1 I. August 1786 berichtete das Wolfenbütteler Polizei-Departement über<br />

die Gründung der Schule an die Fürstliche Geheime Ratsstube in Braunschweig in<br />

einem "Pro Memoria":<br />

"Es hat der hiesige privilegiirte Schutz-Jude Philipp Samson vor einiger Zeit<br />

angefangen, für junge Juden-Söhne von seiner Familie und Verwandschaft ein<br />

jüdisches Schul-Institut hieselbst einzurichten, und nicht nur sein bishero ganz ledig<br />

gestandenes Wohnhaus in der Breiten Hartz-Straße hieselbst, worin zugleich der<br />

jüdische Gottes-Dienst gehalten wird, dazu einzuräumen und aptiren zu laßen,<br />

sondern auch zu dem Ende sowohl einen Rabbiner als auch einen Informator mit<br />

ihren Familien anzunehmen, welche die Jugend darin unterrichten und unter ihrer<br />

Aufskht haben sollen, wozu seiner Angabe nach ihm von seinem verstorbenen Vater<br />

ein Capital hinterlaßen worden, wovon die dazu erforderlichen Kosten bestritten<br />

werden sollen. Nachdem nun das Polizey-Departement davon Nachricht bekommen<br />

und von demselben darüber nähere Erläuterung erfordert worden, so hat derselbe<br />

angezeiget: Wie zu Besezzung dieses seines jüdischen Schul- und Erziehungs-Institutes<br />

folgende Personen von ihm angenommen worden, als a) der Rabbiner Nahmens<br />

J acob aus Hildesheim, welcher seit bereits s Jahren als Informator bey dem Schutz.,<br />

juden Herz Samson zu Braunschweig in Diensten gewesen und also keinen Schutz­<br />

Brief gehabt hat, nebst dessen Ehefrau, 4 Kindern und einer Dienst-Magd, ferner<br />

b) der jüdische Informator Nahmcns Calme, welcher als Schutz-Jude und Kleiderseller<br />

schon verschiedene Jahre in Braunschweig wohnhaft gewesen, nebst seiner<br />

Ehefrau und einer Dienst-Magd, und endlich c) an Scholaren die nachbenannten<br />

Schutz-Juden-Söhne aus Braunschweig I. Herz, 2. Mendel, 3. Joseph und 4. David,<br />

desgleichen s. Feyes und 6. Gumpel, 2 Schutz-Juden Söhne aus Franckfurth am Mayn,<br />

wie auch die Schutz-Juden Söhne 7. Moses aus Zelle, 8. Moses aus Bemburg und<br />

9. Wolff aus Sandersleben 65). Ob nun gleich die Absicht bey diesem Institut in so<br />

weit ganz löblich und gut zu seyn scheint, und durch deßen Etablirung auch die Consumtion<br />

der hiesigen Stadt vermehret wird, gleichwohl aber, nach dem § 13 der<br />

gnädigst ertheilten Instruction für das Policey-Amt hiese1bst vom 7. Januar 1749<br />

ausdrücklich gnädigst mit verordnet worden, aum dahin zu sehen, daß die Anzahl<br />

der jüdismen Glaubens-Genoßen mit neuen Ankömmlingen nimt vermehret werde;<br />

so hat das Policey-Departement nicht Umgang nehmen sollen, solches hiermit unterthänigst<br />

einzuberichten, und stellet dasselbe zugleich devotest anheim, ob - oder in<br />

wie ferne Serenissimus solmes zu genehmigen, und was Hömstdieselben besonders<br />

in Ansehung des Schutzes der oben erwähnten beyden Rabbiner- und Informator-<br />

611) Die 1886 erschienene Festschrift zum loojährigen Jubiläum der Schule nennt abweichend<br />

von der Meldung des Wolfenbütteler Polizei-Departements vom 11. August 1786 als<br />

erste "bei Eröffnung der Schule aufgenommene" Schüler: I. Herz aus Bovenden, 2. Mendel<br />

Simon aus Braunschweig, 3. Joseph Philipp aus Braunschweig, 4. Aron Meyer aus Schöningen,<br />

s. Meyer Wallach aus Frankfurt, 6. Hermann Hamm aus Hannover, 7. Joseph<br />

Sabel aus Magdeburg. (Daß die Namen der ersten Schüler nicht übereinstimmend wiedergegeben<br />

sind, kann darauf zurückzuführen sein, daß diese Akten der Stadt Wolfenbüttel<br />

erst 1910 an das Staatsarchiv abgegeben wurden.)<br />

61<br />

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Familien, da selbige eigentlich wohl nimt ihren eigenen Haushalt führen, sondern<br />

bey dem vorbemenxten neuen Institut des Philip Samson so gleichsam nur in deßen<br />

Diensten stehen, in Gnaden zu verordnen geruhen möchten 64)."<br />

Schon am 17. August erfolgte das Antwortschreiben an das Polizei-Departement<br />

in W olfenbütteI: "Wir haben erhalten, was von euch wegen des von dem dortigen<br />

Schutz-Juden Philip Samson aIIdort angeregten Schul- und Erziehungs-Instituts<br />

unterm J J ten dieses berichtet worden, und ob ihr zwar wohl gethan, dieses anzuzeigen,<br />

so wäre es doch beßer gewesen, wenn solches früher geschehen und von<br />

Philip Samson deshalb zuförderst um eine förmliche Concession dazu nachgesucht<br />

wäre. Da indeß dieses Schul-Institut einmal errichtet ist, so soll es dabey auch gelaßen<br />

werden, und habt Ihr nur dahin zu sehen, daß keine Unordnungen und Misbräuche<br />

dabey vorgehen oder sonst dadurch veranlaßet werden."<br />

Entsprechend dem Worte jüdischer Weisen "Auf drei Dingen steht die Welt:<br />

auf der Gotteslehre, dem Gottesdienste und auf den Werken der Menschenliebe"<br />

bestimmte Philipp Samson der Sitte seiner Zeit gemäß, daß die Knaben ausschließlich<br />

in der Gotteslehre, in der jüdischen Literatur unterwiesen werden sollten.<br />

Auch Philipps Brüder Herz Samson in Braunschweig und Meyer Samson in<br />

Amsterdam trugen sich mit dem Gedanken der Gründung eines als Waisenhaus<br />

dienenden jüdischen Instituts in WoIfenbütteI. Herz Samson hatte hier 1790 das<br />

Haus auf dem Großen Zimmerhof Nr. 8 (350), in welchem seine Eltern von Ostern<br />

1740 bis zu ihrem Tode gewohnt hatten, käuflich erworben; 1791 und noch 1794<br />

vergrößerte er diesen Besitz durch den Erwerb der benachbarten Häuser Ass-Nr. 349<br />

und 35 J 66) und unterbreitete im Einverständnis mit seinem Bruder Meyer Samson<br />

am 17. Mai 1794 dem Herzog Kar! WilheIm Ferdinand seinen Plan:<br />

"Durchlauchtigster Herzog, Gnädigster Fürst und Herr!<br />

Mein Großvater Gumpel Moses und mein in Amsterdam wohnender Bruder Meyer<br />

Samson haben zur Anlegung eines beständigen jüdischen Erziehungs- und Unterrichts-Instituts<br />

gewiße Summen ausgesetzt, welchen ich soviel beyzulegen entschloßen<br />

bin, als zur Realisirung solches Instituts erforderlich seyn wird. Ich würde dis intendirte<br />

heilsame Institut in Wolfenbüttel anlegen und dazu nicht nur die beyden<br />

Häuser, welche ich daselbst auf dem Großen Zimmerhofe bereits besitze, auf immer<br />

widmen, sondern auch, falls selbige etwa noch nicht gros genug befunden werden<br />

solten, noch eins zuzukaufen suchen, und alsdann diese Häuser abbremen und daraus<br />

ein neues wieder aufbauen laßen M)."<br />

Abschließend erwähnt Herz Samson, daß der Herzog "ein für die Menschheit so<br />

wohlthätiges Institut" unterstützen werde, zumal die AnIegung desselben der Stadt<br />

nicht zum Nachteil gereichen würde. Auch gab er sich der Hoffnung hin, daß der<br />

neue Schulhausbau "über den Dammgraben bis zu der gegenüberliegenden Bastion"<br />

fortgerüdet werden dürfe und auch die Lehrer bei diesem Institut nebst deren Leuten<br />

und Schülern wie auch das dazu bestimmte Haus wenigstens so lange, wie das<br />

Institut bestehen wird, von allen öffentlichen Abgaben und besonders von allen<br />

N) aAlt vorl. Nr. 3118/1.


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Einquartierungen befreit sein würde. Dazu vertrat der Wolfenbütteler Magistrat am<br />

6. Juni 1794 die Auffassung: es wäre nicht zu bestreiten, daß die Anlage eines<br />

solchen Instituts für die Stadt vorteilhaft sei. Auch erscheine die Konzession zu dem<br />

gedachten Institut dem Magistrat unbedenklich. Er spricht sich aber gegen die<br />

Befreiung von Abgaben und Einquartierungen aus; außerdem müsse der geplante<br />

Ausbau bis zu der gegenüberliegenden Bastion von samverständigen Baumeistern<br />

beurteilt werden 54). Dieses Gutachten wurde am 30. Juli 1794 ausgefertigt 54).<br />

Der am I z. Dezember 1794 erfolgte plötzliche Tod des Herz Samson wird die<br />

Ursache dafür gewesen sein, daß der von ihm beabsichtigte Neubau nicht zur Ausführung<br />

kam. Seine am Z7. Juli 1796 verstorbene Witwe Schendel geb. Oppenheimer<br />

setzte in ihrem Testamente vom 17. Juli 179657) den Wunsch ihres verstorbenen<br />

Mannes in die Tat um: sie bestimmte für das Institut auf dem Großen Zimmerhofe:<br />

"Hiernächst legire ich zu der Wolfenbüttelschen am Großen Zimmerhofe belegenen,<br />

von meinem verstorbenen lieben Ehemann angeordneten frommen Stiftung<br />

ein Capital von 5000 Rthl. ... in Golde, welches Capital sicher untergebracht werden<br />

und der jährliche Zinsbetrag dem Institute zu Guthe kommen soll. Dieses Capital<br />

soll, wie sich von selbst verstehet, auf ewige Zeiten dem Institute eigenthümlich<br />

verbleiben und von den Vorstehern desselben dahin gesehen und Sorge getragen<br />

werden, daß dieses Capital dem Institute conservirt werde, und die Zinsen zum<br />

Besten desselben alljährlich gehörig verwendet werden. Das Capital selbst soll aber<br />

nie angegriffen werden. Hiebey verordne ich, daß sowol die in diesem Institute<br />

befindlichen Kinder als auch deren Lehrer und Vorgesetzte, jedesmal an meinem<br />

Sterbetage die Psalmen Davids und die übrigen für Verstorbene zu verrichtenden<br />

Gebete beten und damit alljährlich, so lange das Institut stehet, ohnablässig continuiren<br />

sollen."<br />

Zu dieser Herz-Samson-Stiftung können weiterhin jene z8000 Rthl. i. G. als<br />

zugehörig angesehen werden, die Philipp Samson von dem Erbteil der elf Kinder<br />

des Herz Samson - dessen Vermögen auf 4°0000 Rthl. geschätzt wurde - den<br />

bisherigen Familien-Vermächtnissen zuführte, nämlich für die drei Söhne I Z 000 Rthl.<br />

und für die acht Töchter 16000 Rthl.<br />

Herz Samson, 1738 in Wolfenbüttel geboren, verlegte 1763 seinen Wohnsitz<br />

nam Braunschweig (Bäd


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Abb. 4: Haus Wolfenbüttel, Harzstraße [2<br />

1786: Jüdische Religionsschule (Talmud-Thora-Insti tut)<br />

(Aufn. Gerh. Stoletzki, Wolfenbüttel)<br />

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Abb. 5: Das 1858 für die Samsonschule in Wolfenbüttel erworbene Haus<br />

Kommißstraße 9 a (Ass-Nr. 469 bzw. 365) mit dem 1882 errichteten Klassengebäude<br />

(heute Harzstraße 28, Ass-Nr. 365)<br />

(Von Dr. med. Tachau, Chicago, zur Verfügung gestellt)<br />

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scheint dieses Institut schon zurückgegangen zu sein. Nach den Worten (1843) des<br />

späteren Direktors der Samsonschule Dr. Philipp Ehrenberg war es "gänzlich zerfallen",<br />

so daß 1808 dessen Kapitalien durch den damaligen Administrator der<br />

Samsonschen Vermächtnisse, Isaac Herz-Samson in Braunschweig, den ein Jahr<br />

zuvor vereinigten beiden Wolfenbütteler Samsonschen Stiftungen: der Schule auf<br />

der Harzstraße und dem Waisenhaus auf dem Großen Zimmerhof zugeteilt wurden.<br />

Damit hatte die Braunschweiger "Samson-Gumpel-Stiftung" aufgehört zu bestehen.<br />

Ein ohne Datum versehenes Schriftstück des Braunschweiger Hoffaktors Hirsch<br />

Herz-Samson 59) zu der Fundation der Samsonschule besagt über dieses Braunschweiger<br />

Studierhaus: eine Stiftung, die hier in Braunschweig von meinem seligen<br />

Großvater Samson Gumpe! an 50 Jahren existierte, nämlich wo drei große Gelehrte<br />

unterhalten wurden, und solche mein Bruder ganz allein ohne mein Wissen und<br />

Willen aufhob und die Kapitalien mit zu der Stiftung in Wolfenbüttel nahm. -<br />

Die Angabe "an So Jahren" wird zu hoch gegriffen sein - dieses rabbinische Studierhaus<br />

wurde 1808 aufgehoben, Samson Gumpel starb 1767, sein Sohn Herz Samson<br />

verzog 1763 nach Braunschweig: mithin kann der Wirkungskreis mit höchstens<br />

40 Jahren angesetzt werden.<br />

Es erhebt sich die Frage, ob von der "Milden Stiftung" im Betrage von 20000<br />

Rthl. i. G. des 1767 verstorbenen Samson Gumpel nur allein das von Herz Samson<br />

in Braunschweig geleitete rabbinische Studierhaus fundiert war, da Philipp Samson<br />

für die Gründung seiner Schule 1786 zu Protokoll gibt " ..• wozu ihm von seinem<br />

verstorbenen Vater ein Kapital hinterlassen worden". Danach sind beide Institute<br />

auf Samson Gumpels Stiftung zurückzuführen; Philipp Samson aber sicherte das<br />

Bestehen seiner Schule testamentarisch 1795 durch die Stiftung eines Kapitals von<br />

weiteren 20000 Rthl. i. G.<br />

Das Konsistorium des Königreichs Westphalen, dem das Herzogtum Braunschweig<br />

zugeteilt wurde, erhob Ansprüche an den Braunschweiger Teil der Samson­<br />

Gumpel-Stiftung und wünschte seine Verlegung nach Kassel; dem Widerstand<br />

leistenden Administrator gelang es indessen, eine bis zum Schluß der Befreiungskriege<br />

1813 bestehende Übereinkunft zu treffen, nach der die Zinsen aller Stiftungen<br />

für die Samsonsche Freischule verwendet, dafür aber fünf von dem Westphälischen<br />

Konsistorium empfohlene Zöglinge unentgeltlich in diese Schule aufgenommen<br />

werden sollten 60).<br />

Die Verwaltung der drei Anstalten und ihrer Fonds führte Philipp Samson bis<br />

zu seinem am 4. Dezember 1805 erfolgten Tode; danach übernahm sein Schwiegersohn<br />

und Neffe Isaac Herz-Samson (Braunschweig, gestorben Berlin 1849) die<br />

Administration aller Samsonschen Stiftungen. Er vollzog die Zusammenlegung der<br />

beiden Wolfenbütteler Institute und gleichzeitig anstelle des bisherigen einseitigen<br />

Religions-Unterrichts die Anlehnung an den deutschen Elementar-Unterricht. Den<br />

beiden am 5. April 1807 vereinigten Stiftungen gab er den Namen "Samsonsche<br />

68) 34 N Bd. 4 vorl. Nr. 154 (Paket 83).<br />

80) Ehr e n b erg, Philipp: Die Samsonsche Freischule. Leipzig 1844.


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Freischule" 61). Als Schulhaus bestimmte er das Philipp Samsonsche Haus auf der<br />

Harzstraße. Den Namen Samsonsche Freischule führte die Schule bis 1843. Die<br />

Leitung wurde dem in Braunschweig 1773 geborenen Samuel Meyer, der 1808<br />

infolge des Dekrets der Westphälischen Regierung den Familiennamen Ehrenberg<br />

annahm, übertragen. Er war von 1789 bis 1794 selbst ein Schüler des Philipp<br />

Samson'schen Instituts gewesen.<br />

Unter Ehrenbergs Leitung erreichte' die Schule einen sich immer mehr steigernden<br />

Ruf, so daß für deren Vergrößerung das durch die Gärten mit dem Schulhaus<br />

in Verbindung stehende nachbarliche Doppelgrundstück Ass-Nr. 449/50, Krumme<br />

Straße Nr.31 (alte Haus-Nr.1), 1820/11 als "Schulwohnhaus" erworben und der<br />

Schulbetrieb dorthin verlegt wurde 62). Anläßlich dieser Gelegenheit erhielten die<br />

beiden Häuser eine einheitliche Vorderfront, während die Außenwand der Dachgeschoßwohnung<br />

mit einem das Symbol der Leviten, eine Wasserkanne, tragenden<br />

Ornament versehen wurde.<br />

Der braunschweigische Landesrabbiner Eger reichte 1829 bei dem Fürstl. Braun-<br />

6chweig-Lüneburgischen Stadtgericht in Wolfenbüttel gegen den Inspektor der<br />

Samsonschule, Samuel Meyer Ehrenberg, eine Beschwerde ein, weil nach dessen<br />

Meinung "die Samsonsche Freischule ein Privat-Institut sei" 59). Ehrenberg versuchte<br />

gleich zu Anfang, diese Angelegenheit mit dem Landesrabbiner in Güte zu klären,<br />

jedoch hatte inzwischen seine Erkrankung eine Aussprache darüber verhindert. Das<br />

Stadtgericht verlangte am 18. März 1829 von Ehrenberg die Vorlegung sämtlicher<br />

auf die Gründung der Schule und dessen Fundation bezughabenden Dokumente.<br />

Diese Forderung sandte Ehrenberg an den Administrator der Schule, Isaac Herz­<br />

Samson in Berlin, und gab darüber dem Wolfenbüttcler Stadtgericht Nachricht. Der<br />

Administrator aber schrieb an Ehrenberg am 11. April 1829, daß die Stiftung keine<br />

öffentliche Stiftung, sondern eine Privatanstalt sei, über welche eine Staatsbehörde<br />

keine Aufsicht zu führen habe. "Am allerwenigsten aber kann ich eine Erklärung<br />

abgeben, bevor an mich eine Aufforderung dazu ergangen sein wird. Da Sie bloß als<br />

Lehrer bey der Schule angestellt sind, so kann ich mich auf eine an Sie ergangene<br />

Verfügung nicht einlassen."<br />

01) Wegen dieser Zusammenlegung der beiden Institute durdt Isaac Herz-Samson ist<br />

dieser oft als "Gründer der Samsonsdtule" hingestellt und 1807 als deren Gründungsjahr<br />

angegeben worden. Beides ist nidtt richtig: die JOO-Jahr-Feier der Sdtule wurde 1886<br />

begangen, damit ist zugleich Philipp Samson als ihr Gründer dokumentiert.<br />

12) Als der damalige Besitzer des Grundstüd:es Ass-Nr. 45~ für seinen Fuhrwerksbetrieb<br />

ein Stallgebäude errichtete, erhielt dieses die dem Hause Krumme Straße Nr. 31 genommene<br />

Ass-Nr.450, das danam nur die Ass-Nr.449 behielt. Die bei den Ass-Nr. 449 und 450 treten<br />

als zusammengehörig außer in den alten Brandversidterungs-Akten nur in den Wolfenbütteler<br />

Adreßbüchem bis 1871 auf. Daß mit Nr.31 das frühere Nachbarhaus Ass-Nr.450<br />

vereinigt worden ist, ist an der jetzigen Hausfront nicht erkennbar, wohl aber im Hausinnern.<br />

- 1770 erwarb Philipp Samson den Garten von Ass-Nr.451 (11 Alt 1[01; Br. Jb. 48, 1967,<br />

S.39). Es wird keinem Zweifel unterliegen, daß auch der Garten von Ass-Nr. 451, um ein<br />

geschlossenes Gebiet für die Schüler zu erhalten, angekauft wurde. Als die Schule 1858 nam<br />

der Kommißstraße verlegt und der alte Smulbetrieb aufgelöst wurde, gingen auch die einst<br />

gekauften Gärten und Grundstü&e in andere Hände über.<br />

66<br />

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1846/47 hatte die Verwaltung des Samsonschen Legatenfonds die Absicht, für die<br />

immer größer gewordene Schülerzahl eine neue Schule zu erridtten. Hierfür hatten<br />

die Administratoren "den Platz hinter der Herzogtorwache an den Promenaden, dem<br />

Hettlingschen Grundstück gegenüber" ausersehen. Die daran geknüpften Erwartungen<br />

führten jedoch nicht zum Ziele, so daß der Unterricht bis zum Jahre 1858<br />

weiterhin in den Schulgebäuden Harzstraße und Krumme Straße erfolgte. Die<br />

ständig wachsende Schülerzahl verlangte jedoch eine räumliche Erweiterung, wozu<br />

der Samsonsche Legatenfonds 1858 das Grundstück an der Ecke Harzstraße/Kommißstraße<br />

Nr.9a (Ass-Nr.469 [alt: 365]) erwarb. Am I. Dezember 1858 wurde das<br />

neue Schulhaus in Benutzung genommen und am 18. Januar 1859 eingeweiht 63).<br />

Hier erfolgte 1882 eine nochmalige Erweiterung der Schule durch den Bau eines<br />

zweistöckigen Klassengebäudes in dem zur Anstalt gehörenden Garten (Abb.5).<br />

Vier Jahre später, 1886, war die Feier des JOojährigen Bestehens der Schule - es<br />

sollte eine stolze Erinnerung werden. In Berlin hatte sich dazu ein vorbereitendes<br />

Komitee aus früheren, jetzt zum Teil in hohen Stellungen befindlichen Schülern der<br />

Samsonschule gebildet, das an alle ehemaligen Zöglinge der Schule die Bitte richtete,<br />

sich als Dankesschuld recht zahlreich an der Feier des Jubiläums zu beteiligen und<br />

durch Zuwendung von Beiträgen an einen Unterstützungsfonds für bedürftige<br />

Samson-Schüler diesem einen entsprechenden Umfang zu geben. - Mitunterzeichnet<br />

war dieser schon im Januar 1886 verfaßte Aufruf auch von dem am 18. März 1886<br />

verstorbenen Leopold Zunz als Komitee-Präsidenten.<br />

Das Wolfenbütteler Kreisblatt vom 7. Juni 1886 schrieb über diese Ioo-Jahr­<br />

Feier unter anderem: Zur Feier des Ioojährigen Bestehens der Samsonschule hatten<br />

sich viele Freunde und ehemalige Zöglinge der Anstalt, zum Teil aus weiter Ferne<br />

(London, New York) in unserer Stadt eingefunden. Am Donnerstag, dem 3. Jun4<br />

nachmittags I Uhr begaben sich die Festteilnehmer und Zöglinge nach dem Friedhofe<br />

und legten dort nach dem Gesang eines Chorals auf die Gräber des Stifters Philipp<br />

Samson sowie des Inspektors Ehrenberg und dessen Frau Kränze nieder, während<br />

Herr Direktor Dr. Rosenstock die Gedächtnisrede hielt. Der Abend vereinigte die<br />

Lehrer der Anstalt und deren Gäste zu einem gemütlichen Beisammensein im Forsthause.<br />

Am Freitagmorgen begann die Feier mit einem Gottesdienst in der Synagoge<br />

(HarzstraBe), bei welcher Landesrabbiner Dr. Rülf aus Braunschweig predigte. Nach<br />

einem gemeinsamen Frühstück im Speisesaale der Anstalt fand sodann der Hauptfestakt<br />

in der Aula statt. Zu demselben hatten sich auch Vertreter des Herzoglichen<br />

Konsistoriums, der Kreis- und städtischen Behörden eingefunden. Herr Direktor<br />

Dr. Rosenstock hielt die Festrede über "Reform und Entwiddung des deutschen<br />

Schulwesens". Während die Zöglinge in der Anstalt bewirtet wurden, fand das<br />

Festmahl des Lehrerkollegiums und der Gäste im Hotel zum Löwen statt, bei<br />

welchem die Tafelmusik von dem Musikkorps der Braunschweiger Husaren ausgeführt<br />

wurde. Um 6 Uhr fand in der Seminar-Turnhalle ein Schauturnen statt. Nach<br />

dem Abendessen begaben sich gegen 9 Uhr die Festteilnehmer und Schüler nach dem<br />

Forsthause, wo bei Musik und Gesang das Fest fröhlich beschlossen wurde. - Dem<br />

U) Hierbei wurde eine, heute wohl kaum noch beizubringende Stammtafel der Familie<br />

Gumpel-Samson an die zur Einweihung der Schule eingeladenen Gäste verteilt.<br />

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Unterstützungsfonds der Anstalt wurden aus Anlaß des Festes von ehemaligen<br />

Schülern und sich für die Anstalt interessierenden Personen eine Gabe von<br />

27 500 Mark überwiesen.<br />

Die immer mehr steigende Schülerzahl verlangte gebieterisch einen umfassenden<br />

Neubau der SdlUle: 1893 wurde dazu ein auf dem Neuen Wege belegencs Grundstüd


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Das Leben in der Anstalt war dem jüdischen Ritual entsprechend; an Sabbaten<br />

und Festtagen fand kein Unterricht statt. Neben der Ausbildung des Geistes und<br />

der Pflege des Gemüts wurde von der Anstalt die Kräftigung und Abhärtung des<br />

Leibes gefördert durch Turnübungen und Jugendspiele, durch Baden und Schwimmen<br />

(in der Oker bei Groß-Stöckheim), durm warme Brausebäder, durch häufige<br />

Spaziergänge und Ausflüge in den nahen Harz und an die Wes er. An den Winterabenden<br />

durften nach erledigten Smularbeiten Gesellschaftsspiele veranstaltet<br />

werden oder man konnte lesen. Auch gesellige Vergnügungen fanden statt, oder es<br />

wurden Theatervorstellungen in Braunschweig besucht - alles unter Aufsimt bzw.<br />

in Begleitung von Lehrern. Andererseits: jede Sendung von Geld oder Werts amen<br />

sowie von Nahrungsmitteln an die Zöglinge war verboten, da dieselben das Geld<br />

für nötige Ausgaben sowie die Freimarken für ihre Korrespondenz durch die Anstalt<br />

erhielten. Der Briefwechsel war frei und unterlag nicht der Beaufsichtigung durm<br />

die Anstalt. An der Schule bestand u. a. ein Stenographenverein, ein Handfertigkeitsverein,<br />

ein Musikverein, ein Sportklub, und die Jungdeutschland-Bewegung<br />

hatte ebenfalls unter den Schülern sehr viele Anhänger.<br />

Die Smule war bis 1813 einklassig, bis 1843 zweiklassig und danam bis 1871<br />

dreiklassig; von da an erfolgte stufenweise bis 1888 die Erweiterung zu einer semsklassigen<br />

höheren Lehranstalt. - Begabte Smüler der Samsonschule nahmen, als<br />

sich diese noch auf der Kommißstraße befand, an dem Unterricht der gegenüberliegenden<br />

"Großen Schule" (Gymnasium) teil und zählten hier nach dem Urteil<br />

der Gymnasiallehrer mit zu den besten Schülern. Zu diesen gehörte aum Leopold<br />

Zunz, der Begründer der" Wissenschaft zur Geschichte des Judentums", von April<br />

1809 bis Oktober 1811. Seine 1854 ersmienene Schrift "Samuel Meyer Ehrenberg"<br />

war eine Ehrengabe für seinen einstigen Lehrer.<br />

Der Unterricht in den Elementarfächern Deutsch und Rechnen erfolgte in der<br />

einstigen Talmud-Schule in nur 4-5 Stunden wöchentlich.<br />

Nam der Vereinigung der beiden Wolfenbütteler Institute hatten die Leitung<br />

der Samsonschule: Samuel Meyer Ehrenberg 1807-1846, Dr. phi!. Philipp Ehrenberg<br />

1846-1871, Dr. Moritz Rosenstock 1871-1887, Professor Dr. Ludwig Tachau<br />

1888-1919. Danach leitete die Schule zunächst ein Kuratorium. Am 10. Oktober<br />

1927 wurde Herr Dr. Wilhelm Wolfsdorf, zuvor stellvertretender Direktor, zum<br />

Direktor ernannt.<br />

1891 hatte das Braunschweigisme Staatsministerium durch die Initiative des<br />

Direktors Professor Dr. Tamau die Samsonschule als Realsmule anerkannt. 1892<br />

erhielt sie die Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen für den "Einjährigfreiwilligen<br />

Militärdienst" im deutschen Heere - mit der bestandenen Abschlußprüfung<br />

war das Reifezeugnis für die Obersekunda einer Oberrealschule verbunden.<br />

Waren die jüdismen Schulen anfangs reine Religionssmulen, so hatte sim dieses<br />

Verhältnis schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr geändert: jede nächste<br />

Generation bramte von Haus aus einen ganz anderen Geist mit als ihre Eltern und<br />

Voreltern einst für den einseitigen Religionsunterricht. Professor Dr. Tachau suchte<br />

vor allem zu erreichen, daß das Braunschweigische Staatsministerium die Anstalt<br />

der Oberaufsimt einer Behörde unterstellte - Voraussetzung dafür war, daß die


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Leistungen der Schule auf den dazu erforderlichen Stand gebracht wurden. Es war<br />

ein seltenes Maß von Arbeit, Umsicht, Ausdauer und Sorgfalt erforderlich, um zu<br />

diesem Ziel, von dem Sein oder Nichtsein der Schule abhing, zu gelangen. So ist<br />

die Geschichte der Samsonschule gleichzeitig im Kleinen ein Stück jüdischer Kulturgeschichte.<br />

Nach dem ersten Weltkrieg setzte ein ständiger Rückgang in der Schülerzahl<br />

vieler jüdischer Schulen ein. Dieser ist auch darauf mit zurückzuführen, daß durch<br />

die in dem Friedensvertrag von J919 geforderte Aufhebung der deutschen Heeresdienstpflicht<br />

das für den früheren verkürzten Militärdienst benötigte Reifezeugnis<br />

einer Höheren Schule gegenstandslos geworden war. Die durch den verlorenen Krieg<br />

entstandenen wirtschaftlich schlechten Zeiten in Deutschland haben weiterhin sehr<br />

viel zu dem Niedergang auch der Samsonschule beigetragen. J926 wurde der Stadt<br />

Wolfenbüttel das Schulgrundstück für 120000 RM angeboten - vergeblich. Die<br />

Administration versuchte, den Schulbetrieb weiter durchzuführen, sah sich aber im<br />

Herbst J928 zur Schließung der Schule veranlaßt. Von 1889 bis 1928 bestanden<br />

insgesamt 724 Schüler die Abschlußprüfung.<br />

Für die weitere Verwendung des Schulgebäudes erging 1929 seitens der Stadt<br />

Wolfenbüttel die Anregung, dort ein Rentnerheim größeren Stils einzurichten,<br />

dessen Träger der Kreis Wolfenbüttel sein sollte. Dieser Vorschlag fand jedoch<br />

bei den Rentnern keine Gegenliebe. Das Grundstück diente zunächst als eine Gendarmerie-Schule,<br />

auch als Unterkunft für Evakuierte, ehe die Stadt Wolfenbüttel<br />

nach dem Kriege in der einstigen Schule ein z. Zt. noch bestehendes Krankenhaus<br />

errichtete. Eigentümer des Grundstücks ist der Bundesfiskus.<br />

Außer den Akten zur Gründung der beiden Wolfenbütteler Samsonschen Institute<br />

sind z. Zt. keine weiteren urkundlichen Belege beizubringen gewesen. Die<br />

privaten Akten der ehemaligen Samsonschule, die zum Abtransport in Hamburg<br />

ausgelagert waren, sind dort durch Feindcinwirkung 1943/44 vernichtet worden.<br />

VI. Das religiöse Leben der Juden in Wolfenbüttell Die Synagoge 83)<br />

Fünf Wochen nach dem Tode seiner am Il. Dezember 1732 verstorbenen Frau,<br />

als er selbst krank darniederlag, mußte der Begründer der W olfenbütteler jüdischen<br />

Gemeinde, Marcus Gumpel Fulda ben Mose, eine Untersuchung des jüdischen<br />

Gottesdienstes über sich ergehen lassen. Herzog Ludwig Rudolf beauftragte am<br />

II. Januar 1733 den Wolfenhütteler Stadtmagistrat mit einer Untersuchung über<br />

den "in des Juden Gumpel Moses auf dem Holzmarkte belegenen Eckhause" stattfindenden<br />

Gottesdienst. In den Archivalien wird dieses Gebäude gelegentlich deutlicher<br />

als das "nahe bei" bzw. "zunächst der Trinitatis-Kirche belegene Haus" oder<br />

"das Haus am Walle" bezeichnet.<br />

über ihre Feststellungen berichteten am 20. Januar 1733 die heiden mit der<br />

Untersuchung beauftragten städtischen Beamten:<br />

85) a) 1 Alt vorl. Nt. pS3 - b) 34 N Bd. 1 Nr. XX, 13 und 17 - c) 34 N Fb.4 vorI.<br />

Nr·94.


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"Ew. Durchlauchtigkeit gnädigsten Befehl von 11 ten hujus zur unterthänigsten<br />

Folge haben wir die Beschaffenheit des Gottes-Dienstes der hiesigen Juden untersucht.<br />

AIß nun im angeschloßenen protocollo so wohl aus der Juden eigenem Geständniß<br />

alß dem eingenommenen Augenschein des zu ihrem Gottes-Dienst destinirten<br />

Ohrts so viel abzunehmen, daß sie zwar keine öffentliche nach allen dazu<br />

erforderlimen äuserlimen requisitis eingerimtete Synagoge, jedoch aber alle essential<br />

stücke derselben, und ihres darinnen haltenden Gottes-Dienstes haben, ihren<br />

Sabbath auch, in dem sie zu deßen Celebrirung zehen Mannbaare Juden erfordern,<br />

und denselben bey größerer Anzahl, viel heiliger und Gott angenehmer achten,<br />

förmlich und solenniter begehen, zu allen aber keine ausdrückliche Concession haben,<br />

so beziehen wir unß darauf lediglich und verharren in tiefster Devotion ... " 85 a)<br />

Als Anlage wurde diesem Bericht das nachfolgende Protokoll beigefügt:<br />

"Actum Wolffenbüttel den lOten Januarij 1733 in des Juden Gumpe!Moyses auf<br />

den Holtz-Marckte belegenen Eck-Hause:<br />

Als Unseres gnädigsten Herrn Durchlauchtigkeit unterm II teD hujus unß Gerichts-Schultheiß,<br />

Bürgermeister und Rath etc. gnädigst befohlen zu untersuchen,<br />

ob die allhier in der Heinrichsstadt etablirte Juden eine eigene Synagogen halten<br />

und darinnen den Gottes-Dienst nach ihrer Ahrt förmlich und solenniter exerciren,<br />

auch ob sie solchen Falls eine gehörige Concession darüber hätten und von allen<br />

umständlich zu berichten, wurden die sämtlim allhier in der Heinrichsstadt wohnende<br />

Juden vorgefodert, weil aber der alte Jude selbst Unpäßlichkeit halber nicht erscheinen<br />

können und man ohne dem ante terminum commissionis nötig erachtet, den<br />

zu ihren Gottes-Dienst destinirten Ohrt, ehe sie nom von der Sache Nachricht<br />

erhielten, in Augenschein zu nehmen und dessen Beschaffenheit zu untersuchen, haben<br />

Wir Gerichts-Schultheiß Treuer und Secretarius Alterman unß dato hora nona<br />

matutina unvermuhtet in des alten Juden Gumpe! Moyses Hauß verfüget, und alß<br />

wir denselben unten in der Stube auf den Bette kranck, doch bey vollem Verstande<br />

angetrafen, auch alle deßcn Söhne vorgefunden, ihnen unsere Commission eröfnet<br />

und zuerst bey dem alten Juden, nachdem die übrigen abgetreten, uns wegen ihrer<br />

Synagoge und auf was Ahrt sie ihren Gottes-Dienst hielten, erkundiget.<br />

Der Jude Gumpe! Moyses deponirte darauf, daß sie keine ordentlich eingerichtete<br />

öffentliche Synagoge, auch keinen Rabbi hätten, es wäre aber ein besonder Zimmer<br />

oder Stube im Hause, worinnen sie dann und wann, wenn so viel Mannbaare Juden,<br />

alß zu Haltung ihres Gottes-Dienstes nöthwendig erfordert würden, ankähmen, ihre<br />

Andacht hielten. Die Anzahl derselben müste wenigstens aus zehen Mannspersahnen<br />

bestehen. Wenn solcher numerus nicht complet, dürfften sie den förmlichen Gottes­<br />

Dienst nicht halten, sondern er, seine 3 Söhne und der praeceptor, den er hielte,<br />

pflegten alsdenn nur privatim zu behten und eben nicht allezeit in der gewöhnlichen<br />

zum Gottes-Dienst aptirten Stube zusammen zu kommen. Ihr gantzer Gottes-Dienst,<br />

den sie exercirten, bestünde mehrentheils in Gebeten, die sie lesen, und wenn sie<br />

solche verrichtet, würde von dem praeceptore, welmen sie auch Vorsinger nenneten,<br />

ein Stück aus der Thora verlesen und darauf wieder gebehtet. Wegen Haltung solches<br />

ihres Gottes-Dienstes hätte er keine ausdrückliche Concession, er vermeynte auch


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derselben nicht zu bedürfen, weil aller Ohrten, wo Juden geduldet würden, ihnen<br />

das exercitium religionis wenigstens auf die angeführte Weise frey stünde, daher<br />

hof te er, daß er und die seinigen ebenfalls dabey gelaßen werden würden.<br />

Hierauf verfügten wir unß an den vorhin schon erkundigten Ohrt und in die Stube,<br />

worin sie ihren gewöhnlichen Sabbath hielten, und nahmen wahr, daß dieses Zimmer<br />

zwar zu Haltung ihres Gottes-Dienstes besonders destiniret, in dem darinnen viele<br />

pulpete [= Pulte], darauf die 5 Bücher Mosis nebst vielen Gebeth-Büdtern lagen,<br />

audt 5 meßingene große Lidtt-Krohnen und ein großer besonders zu ihren Gottes­<br />

Dienst zugerichteter Lampen, imgleichen hinter einen seidenen Vorhang in einen<br />

verschloßenen Schrancke die Thora und andere zu dem jüdischen Gottes-Dienst<br />

erforderliche essentiaI-Stüd:e befindlich. AIß eine förmliche öffentliche Synagoge<br />

aber nach allen äuserlichen requisitis war solches nicht anzusehen, weil darauf noch<br />

andere Samen, die zu ihren Gottes-Dienst eben nicht gehöreten, verwahret stünden.<br />

Nach dem wir nun diesen Ohrt beschriebener maßen untersuchet, vernahmen<br />

wir die beyden ältesten Söhne, so auch bereits separatam oeconomiam allhier halten,<br />

als Meyer Gumpel und Samsohn Gumpeln. Auf was Ahrt sie denn ihren Gottes­<br />

Dienst hielten und ob das besehene Zimmer auch ihre Synagoge wäre oder ob sie<br />

in ihren Häusern noch besondere Öhrter dazu aptiret, und ob sie dazu Concession<br />

hätten? Illi: Sie hielten ihren Gottes-Dienst ebenfalls in gemelter Stuben, wenn ihrer<br />

zehen beys ammen, wäre diese Zahl nicht complet, dürfften sie den Sabbath nicht<br />

halten - wären aber mehr versamlet, hielten sie den Dienst Gott viel angenehmer.<br />

Sonst behteten sie unten in der Wohnstube und stimmeten im übrigen mit des<br />

Vaters Außage völlig überein, und hielten sie keinen anderen Gottes-Dienst, alß<br />

welcher einen jeden Juden, er lebe an welchen Ohrt er wolte, verstattet wäre, dahero<br />

hielten sie nicht nötig, desfalls ausdrückliche Concession zu suchen. Wie sie denn auch<br />

soIdle nicht hätten. Eine Synagoge hätten sie nicht, denn die wäre gantz anders eingerichtet<br />

alß ihre Stube, es dürfften auch in einer Synagoge keine andere Sachen<br />

außer denen, welche zum Gottes-Dienst gehöreten, seyn, wie auf ihrer Stube befindlich.<br />

In ihren Häusern wäre kein besonderes Gemach zum Gottes-Dienst ausgesondert,<br />

sondern es täte nur ein jeder sein Privat gebeht, und wenn sie ihren Sabbath hielten,<br />

kähmen sie zum Vater." 650)<br />

Herzog Ludwig RudoIf wurde 173 I Landesfürst, nachdem er bis dahin die<br />

Grafschaft Blankenburg 1690 als erbliche Apanage, aber mit besonderer Regierung<br />

von den Herzögen Rudolf August und Anton Ulrich (seinem Vater) erhalten hatte.<br />

17°7 wurde durch Kaiser J oseph I. die Grafschaft zu einem reimsunmittelbaren<br />

Fürstentum erhoben. Schon als Herzog in Blankenburg war ihm der jüdisdte<br />

Gottesdienst nidtt genehm. Mit Reskript vom 8. August 1720 verbot er sowohl<br />

dem Gründer des Halberstädter jüdischen Studierhauses, Berend Lehmann, der in<br />

Blankenburg eine Eisengießerei und Niederlage von Wachs und Öl besaß, als auch<br />

"einigen anderen Juden, an ihrem Sabbathe allhier Zusammenkünfte zu übung ihres<br />

Gottesdienstes öffentlich oder quovis modo anzustellen und denselben mit den dabey<br />

gebräudtlichen Ceremonien zu feyern" 66). Nach der Wiedervereinigung von Blan-


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kenburg und Wolfenbüttel ließ Herzog Ludwig Rudolf als ein wenig toleranter<br />

Fürst 1733 den jüdischen Gottesdienst in seiner neuen Residenz (wie auch in Braunschweig)<br />

untersuchen - ein Verbot desselben ist dagegen nicht ausgesprochen.<br />

Während dieser synagogalen Frühzeit trug ein seit etwa 1740 in Wolfenbüttel<br />

weilender Verwandter des Braunschweiger Kammeragenten Alexander David, J oseph<br />

Alexander ([Feder-] Schneider), sich mit dem Gedanken der Errichtung eines eigenen<br />

Tempels. Dafür wollte er an den Landesherrn eine Pacht von SO Thaler zahlen.<br />

Joseph Alexander hielt sich mit seiner Familie verschiedentlich in Wolfenbüttel als<br />

unvergeleiteter Jude auf, wohnte zuvor im benachbarten Wendessen, später auf<br />

verschiedenen Gärten vor den Toren Wolfenbüttels. Er hatte sich durch seine<br />

Tempel-Absichten mit den Gebrüdern Gumpel, denen er zuvor "zur Hand gegangen",<br />

entzweit und ging nun an den Feiertagen in den Tempel seines Braunschweiger<br />

Vetters. Am 30. September 1744 erhielt er auf seinen Antrag einen Schutzbrief, der<br />

jedoch am 3. Dezember 1744 wieder zurückgenommen wurde.<br />

1781 errichtete Philipp Samson in einem Nebengebäude des Elternhauses seiner<br />

Frau, Harzstraße Nr. 12/563, anstelle des bisherigen Betsaales eine Synagoge 87).<br />

Diese enthielt viele Gesetzesrollen und Gebettafeln; in ihr befanden sich außer den<br />

Plätzen für die Zöglinge der 1786 gegründeten Schule 56 Männersitze und außerdem<br />

ein Frauentempel, der 15 Plätze hatte. In diese Synagoge wurden die Gerätschaften,<br />

die von den Israeliten für den alten Tempel angeschafft worden waren, z. B.<br />

:8 Gebetpulte, verschiedene Gebettafeln, Kron- und Wandleuchter, mit übernommen.<br />

Meyer Gumpel hatte spätestens nach dem Verkauf des väterlichen Hauses<br />

1735/36 (wenn nicht schon 1733 nach dem Tode seines Vaters) ein dem Gottesdienst<br />

dienendes Zimmer neu geschaffen. Um diese Synagoge samt dem Frauenbad für<br />

ewige Zeiten zu sichern, bestimmte er - nach den Worten des späteren Gemeindevorstehers<br />

Lippmann Reis (1843) - zwei Wochen vor seinem Tode am zz.Januar<br />

1764 und zusätzlich zu seinem Testamente vom 1. Mai 1763, daß seine Erben das<br />

Haus niemals verkaufen sollten. Das Frauenbad verlegte Philipp Samson in sein<br />

1783 käuflich erworbenes Haus Ass-Nr. 334 auf dem Großen Zimmerhof Nr.18,<br />

in welchem es bis zu dessen Verkauf im Jahre 1836 verblieb.<br />

Die Inschrift der durch die Synagogen-Brandstiftungen 1938 mit vernichteten<br />

Heiligen Lade lautet nach den übersetzungen aus dem Jahre 1843 durch<br />

Rabbiner Herzfeld (Braunschweig):<br />

Zum Guten werde gedacht der gelehrte<br />

und berühmte R Samson, seligen<br />

Andenkens, der Sohn des berühmten<br />

R Gumpel Fulda seligen Andenkens. Er<br />

Inspektor Ehrenberg:<br />

Zum Guten werde gedacht der<br />

Name des geehrten R Samson, des Sohnes<br />

des geehrten R Gumpel Fulda. Er<br />

hinterließ von dem Segen, mit dem ihn<br />

87) Die Angabe bei Dr. Sdmee in ~Die Hoffinanz" Bd. Il (Berlin 1954) Seite 99, daß<br />

Alexander David (gestorben 1765 in Braunsmweig) kurz vor seinem Tode der jüdischen<br />

Gemeinde Wolfenbüttel ein Haus zur Synagoge schenkte, ist ein Irrtum - es war eine Schenkung<br />

an die Braunschweiger Gemeinde und betrifft deren frühere Synagoge Kohlmarkt<br />

Ass-Nr. %90.<br />

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hinterließ von dem Segen, den ihm der<br />

Herr verliehen, mit großer Freigiebigkeit<br />

eine bestimmte Summe für den Bau<br />

dieses kleinen Heiligtums (Beth Hamickdosdt<br />

m'at), das erridttet wurde durdt<br />

seinen Sohn, der mit verständigem Herzen<br />

die Arbeiter anwies, alles volIkommen<br />

und ohne Mängel anzufertigen, dem<br />

gelehrten und berühmten R Feibisdt<br />

(Gott erhalte ihn). Dieser sdtenkte von<br />

dem Seinigen zur Vergrößerung der<br />

guten That nodt ein Drittel. Es bestehe<br />

die Ehre dieses Hauses auf den Namen<br />

des Vaters und des Sohnes. Das Werk<br />

wurde vollendet anno 5541 (1781).<br />

Gott gesegnet hat, und spendete und<br />

ließ strömen aus seinem Beutel eine bestimmte<br />

Summe zum Bau dieses Tempels.<br />

Und es ward vollendet diese ganze<br />

Arbeit des Heiligtums, weldtes erridttet<br />

wurde durdt seinen Sohn, der mit überlegung<br />

die Arbeiter unterwies, das alles<br />

vollkommen und ohne Mangel werde<br />

durdt den berühmten R Pheibes. Er<br />

fügte hinzu von dem Seinigen zur Versdtönerung<br />

mehr als den dritten Theil.<br />

Möge die Herrlidtkeit des Hauses fest<br />

bleiben nach dem Namen des Vaters<br />

und seines Sohnes!<br />

Im Jahre 5541 (1781).<br />

Zu den durdt "Kleines Heiligtum" wiedergegebenen hebräischen Worten bemerkte<br />

der Landesrabbiner IIerzfeld, daß "klein" mit Anspielung auf Ezedt 11 (16)<br />

jeder Tempel, audt der größte, genannt wird, im Gegensatz zu dem einstigen<br />

Tempel zu Jerusalem, und daß die hebräisdten Worte "Beth Hamickdosdt m'at"<br />

niemals bei einem Privat-Tempel gebraucht würden - vielmehr da, wo sie vorkämen,<br />

stets eine öffentliche Synagoge bezeidtneten. I<br />

Die in der Gemeindeversammlung am 5.Mai 1843 besdtlosseneFeuerversidterung<br />

der Heiligen Geräte durdt den damaligen Vorsteher Lippmann Reis nennt<br />

Silbergerät • • • • • .<br />

Kronleudtter, Wandleuchter und ein<br />

Armleumter • • • . • • •<br />

Pulte und Bänke • . . .<br />

acht auf Pergament gesmriebene<br />

Gesetzesrollen nebst Vorhängen .<br />

430 Rthl.<br />

300 Rthl.<br />

30 Rthl.<br />

550 Rthl.<br />

1310 Rthl.<br />

Die Erklärung des Landesrabbiners wie aum die Tätigkeit des Gemeindevorstehers<br />

wurden jedom von den Administratoren des Samsonsmen Legatenfonds<br />

nicht ohne weiteres zu Gunsten der Gemeinde anerkannt. Sie beanspruchten für<br />

den Fonds das Eigentumsrecht "an dem im Gebäude des Legatenfonds befindlidten<br />

Tempel ungesmmälert zu wahren und die Intentionen des Stifters aufremt zu<br />

erhalten, der diesen Tempel zunämst für die Zwecke der Freismule bestimmt hat".<br />

Danach könne der Gemeinde nur ein Mitbenutzungsrecht eingeräumt werden 65c).<br />

Die von Philipp Samson 1781 gesmaffene Synagoge wurde bis 1893 von der<br />

Gemeinde benutzt und danach zu einem Wohnhaus ausgebaut - nur die auf dem<br />

Hausboden nom simtbaren Ornamente an den Seitenwänden und die in blau-gold<br />

gehaltene Himmels-Darstellung an der Decke erinnern mit ihren verblaßten Farben<br />

heute noch an die einstige Synagoge. 1855 hatte die Gemeinde auf ihre Kosten<br />

Restaurierungsarbeiten vornehmen lassen.<br />

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Die neue Synagoge an der Lessing-Straße wurde am 11. Juni 1893 eingeweiht<br />

(Abb. 7). An der Feier hatten sich außer der vollzählig versammelten Gemeinde auch<br />

die Vertreter des Stadtmagistrats, die Stadtverordneten, die Direktoren des Herzoglichen<br />

Lehrer-Seminars und der Städtischen Realschule, auswärtige Kuratoren der<br />

Samsonschule, viele geladene Bürger aus der Stadt Wolfenbüttel und die am Bau<br />

beteiligt gewesenen Handwerker vor dem stattlichen Gotteshause versammelt. Der<br />

Festakt begann mit der Ansprache des ·Herrn Kreismaurermeisters Dauer, welcher<br />

den vergoldeten Schlüssel zur Tempeltür dem Vorsteher des Synagogenvorstandes,<br />

Herrn Bernhard Cohn, überreichte. Dieser gab den Schlüssel auf einem seidenen<br />

Kissen seiner Tochter Cilli Cohn. Nachdem ihr an die Versammelten gerichteter<br />

Prolog verklungen war, nahm der Landesrabbiner Dr. Rülf den Schlüssel in Empfang<br />

und öffnete die Tempelpforte, durch welche nunmehr die Festversammlung die<br />

Synagoge betrat. Die Damen nahmen auf der Empore, die Herren im unteren Raum<br />

Platz. Der Chorgesang" Wie lieblich sind deine Zelte, Jacob, deine Wohnungen,<br />

Israel" in hebräischer Sprache von den Samsonschülern unter Begleitung von Instrumental-Musik<br />

der Lindenberg'schen Kapelle gesungen, bildete den Beginn des Festgottesdienstes.<br />

Nach weiterem Gesang des Vorbeters folgte die Einholung der<br />

Thorarollen, welche vom Rabbiner, dem Vorbeter und den Gemeindeältesten unter<br />

Chorgesang durch das Gotteshaus getragen und sodann in die Heilige Lade gelegt<br />

wurden. Der Rabbiner weihte hierauf die Heilige Lade und den Altar unter Gebet<br />

ein und hielt sodann nach abermaligem Gesang des Chors die Weiherede. An diese<br />

schloß sich der Gesang der Beethoven'schen Hymne "Die Himmel rühmen des<br />

Ewigen Ehre". Hierauf folgte das vom Rabbiner gesprochene Gebet für Kaiser<br />

und Reich sowie der in hebräischer und deutscher Sprache gesprochene Segen. Mit<br />

einem Hallelujah-Gesang wurde die erhebende Feier beendet.<br />

Der im orientalischen Stil nach Plänen des Geheimen Hofrats Professor Constantin<br />

Uhde (Braunschweig) ausgeführte Bau wurde am I. Juli 189z begonnen und<br />

der Grundstein am 16. August gelegt (Abb.8). Die beiden Kronleuchter wurden<br />

von Schlossenneister Bahns angefertigt. Im Tempel waren zoo Sitzplätze für männliche<br />

Personen und auf den Emporen 84 Sitzplätze für Frauen. Am Haupteingang<br />

befand sich eine große Halle, von der dahinter liegenden kleinen Vorhalle gelangte<br />

man in den Tempelraum. über der großen Halle war ein Konferenzzimmer, über<br />

der kleinen Vorhalle ein Raum für die Orgel 68). .<br />

Zu seinen Lebzeiten lag das religiöse Leben in Wö)fenbüttel in den Händen<br />

des Mareus Gumpel Fulda ben Mose. Nach seinem Tode wird sein Sohn Meyer<br />

Gumpel als der ältere unter den Geschwistern zusammen mit dem Infonnator und<br />

späteren Rabbiner Simon Wolff Oppenheimer das religiöse Leben bestimmt haben.<br />

Nadt Meyer Gumpel übernahm zunächst die Leitung sein Bruder Samson, danach<br />

sein Bruder CoppeI. Dessen Nadtfolger wurde Philipp Samson; als dieser 1805 verstarb,<br />

übernahmen zunächst provisorisch das Amt des Vorstehers Mareus Jüdel und<br />

Beer Coppcl bis September 1806, worauf Levy Gumpel Samson - ein Sohn von<br />

Gumpel Samson in Amsterdam -, der 1806 nach Wolfenbüttel verzog, zum Vor-<br />

88) Wolfenbütteler Kreisblatt 11. Juni 1893.<br />

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steher gewählt wurde. Nach dessen Tode übernahm am 3. Oktober 1817 der Kaufmann<br />

Lippmann Reis dieses Amt, sein Nachfolger wurde am Xl. Mai 1851 der<br />

Bankier Zacharias Cohn, dessen Stellvertreter der Kaufmann David Neuberg - heide<br />

werden noch 1871 genannt. Die Quellen für die dann folgende Zeit sind die WoIfenbütteler<br />

Adreßbücher. Diese nennen<br />

als Vorsteher:<br />

1880<br />

1891<br />

1896<br />

19°0<br />

19°1<br />

19°3<br />

1918<br />

19 19<br />

191 7<br />

1918<br />

1935<br />

1935<br />

Reis, Nathan, Lott.-Koll.<br />

Cohn, Bernhard, Kaufmann<br />

Cohn, Bernhard, Kaufmann<br />

Schloß, Nathan, Kaufmann<br />

Rosenthai, Pinkus, Juwelier<br />

Graetz, Louis, Lehrer<br />

Graetz, Louis, Lehrer<br />

Eichengrün, Gustav, Lehrer<br />

Eichengrün, Gustav, Lehrer<br />

Esberg, Ivan, Kaufmann<br />

Esberg, Ivan, Kaufmann<br />

Schloß, Nathan, Kaufmann<br />

als Stellvertreter:<br />

Samson, Isidor, Kaufmann<br />

Hirsch, Samson, Kaufmann<br />

Tachau, Jaeob, Eisenb.-Assistent<br />

Reis, Erich, Lotteriekollekteur<br />

Sonnenberg, Bernhard, Kaufmann<br />

Sonnenherg, Bernhard, Kaufmann<br />

Sonnenberg, Bernhard, Kaufmann<br />

Sonnenberg, Bernhard, Kaufmann<br />

Sonnenberg, Bernhard, Kaufmann<br />

Steinberg, Siegfried, Lehrer<br />

Stein berg, Siegfried, Lehrer<br />

Steinberg, Siegfried, Lehrer<br />

Auch dieses Gotteshaus wurde in der Nacht zum 10. November 1938 ein Opfer<br />

der staatlich gelenkten Synagogen-Brandstiftungen, an die sich die sofortige Beschlagnahme<br />

der Synagogen- und Gemeinde-Archive anschloß. Mit der brennenden Synagoge<br />

wurde auch die Gedenktafel für die im ersten Weltkriege gefallenen Angehörigen<br />

der jüdischen Gemeinde Wolfenbüttel vernichtet.<br />

Vll. Der jüdische Friedhof in Wolfenbüttel<br />

Während des 30jährigen Krieges waren auch in Wolfenbüttel Juden ansasslg,<br />

die ihre letzte Ruhestätte auf den dortigen christlichen Friedhöfen fanden 69) -<br />

wahrscheinlich deshalb, weil in den Kriegs;ahren ein Leichentransport nach Orten<br />

mit jüdischem Friedhof beschwerlich erschien. Die Beisetzungen dieser verstorbenen<br />

Juden lassen sich aus den Kirchenbüchern bis um 1645 nachweisen; hernach erfolgten<br />

sie jedenfalls in Hornburg oder in Halberstadt.<br />

Die Anlage eines eigenen jüdischen Friedhofes erschien dem Hof;uden Mareus<br />

Gumpel Fulda ben Mose als selbstverständlich. Schon in seinem ersten Schutzbriefe<br />

von 1697 wurde ihm die Anlage eines Friedhofes gestattet, aber 17 Jahre dauerte<br />

es - auch wohl mit bedingt durch die Veränderungen in den Wolfenbütteler<br />

Festungsbauten -, ehe dieser Punkt des Schutzbriefes seine Erfüllung fand, nachdem<br />

zuvor drei Friedhofspro;ekte sich zerschlugen.<br />

81) Chr. Wo 1 t e, eck, Chronicon der Stadt und Vestung Wolffenbüttel (1747), S. 107,<br />

359, 361.


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Den Gumpel Fulda zugesagten "guten Ort" als Friedhof wählte er auf dem<br />

links der heutigen Salzdahlumer Straße belegenen Gelände des sog. Horneberges,<br />

auf dem sich das heutige Gärtnereigrundstüdc Ass-Nr. 1240 über dem als Hornkuhle<br />

benannten früheren Gärtnereigrundstüdc Ass-Nr. 1187 befindet 70). Es kam jedoch<br />

dort nicht zur Anlage eines Friedhofes. Der Platz ist vermutlich identisch mit dem<br />

Garten, der 1755 anläßlich der Braunschweigischen Landesvermessung und in den<br />

Landschaftlichen Akten 71) für "Jude Gumpels Erben" genannt wird. Dieser Garten<br />

hatte eine Größe von 1 Morgen 73 Ruten 51 Fuß, wofür 3 Rthl. Erbenzins an die<br />

Fürstliche Kammer zu zahlen waren. Statt des Platzes auf dem Horneberge erhielt<br />

Gumpel Fulda dann für den Friedhof einen Platz "bei [Scharfrichter] Kannenbergs<br />

Meisterei" angewiesen, die sich auf dem "Grünen Platze" Ass-Nr. 1 177 befand.<br />

Dieser zugewiesene Friedhofsplatz war den Juden jedoch nicht genehm. Durch<br />

Resolution des Fürstlichen Konsistoriums vom 11. Mai 17°° wurde darauf ein Platz<br />

"bei der sog. Sandkuhle hinter dem Gotteslager" freigegeben 7ll), der jedoch teils<br />

wegen seines wässerigen Grundes, teils aber auch wegen des ungewissen Wolfenbütteler<br />

Festungsbaues nicht in Anspruch genommen wurde. Als in der Nacht zum<br />

18. Dezember 1701 den Eheleuten Gumpel ein Sohn verstorben war und wegen<br />

der damaligen Festungsbauten der als Friedhof angewiesene Platz als solcher "aber<br />

itzo nicht gewiß sein kann", sahen sich die Eltern veranlaßt, ihr Kind auf dem<br />

Friedhof der jüdischen Gemeinde in Hornburg zu bestatten, wozu Gumpel Fulda<br />

ein Gesuch an Herzog Anton Ulrich richtete (s. Beilage 6) 73). Auch der in dem<br />

Testamente von 171074) genannte jüngste Sohn Joseph, dessen Sterbedatum nicht<br />

bekannt ist, wird in Hornburg beigesetzt sein.<br />

Die Resolution des Fürstlichen Konsistoriums zu Wolfenbüttel vom 12. Mai 1700<br />

wegen des Friedhofes "bei der Sandkuhle hinter dem Gotteslager" lautet:<br />

"Demnach auf des hiesigen Schutzjuden Gumpel Moses beschehenes Ansuchen,<br />

daß ihm laut seines von Serenissimus erhaltenen Schutzbriefes ein<br />

besonderer sicher[er] Ort aus- und angewiesen werden mögte, woselbst er<br />

auf ereugenden Fall seine Todten beerdigen könnte, und dann seinem Suchen<br />

deferiret worden: So ist obgedachten Schutzjuden ein Platz bey der so genannten<br />

Sandkuhlen hinter dem Gotteslager, 1 1 /2 Ruthen lang und 1 1 /2<br />

Ruthen breit, zum Kirchhofe adsigniret und ausgewiesen, auch demselben<br />

darüber dieser Schein unter dem Fürstlichen Consistorial-InsiegeI erteilet" 7ll).<br />

Der Platz "bei der Sandkuhle hinter dem Gotteslager" liegt im Gelände des<br />

früheren Kasernen-Grundstückes an der Lindener Straße, und zwar an der Stelle,<br />

auf der sich das Gebäude der Reitbahn befindet, begrenzt von der dahinterliegenden<br />

70) Karte des Landes Braunschweig im 18. Jhdt. (Veröff. der Historischen Kommission<br />

für Niedersachsen) (1957) Blatt 3819.<br />

71) 10 Alt 415.<br />

72) 40 Slg 3761.<br />

73) 34 N Bd. I Nr. XX, I.<br />

n) 7 Alt Fb. I, Testamente Bd. 3 Nr. 1 (Br. Jb. 48, 1967, S. 33)'<br />

77<br />

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Gärtnerei" Teichgarten" (einem früheren Teicheterrain). Letzteres war wohl der<br />

Grund, daß Gumpel Fulda dem Fürstlichen Konsistorium gegenüber Einwendungen<br />

geltend machte und diese Stelle als Friedhof nicht in Anspruch nahm. Das Konsistorium<br />

muß sich diese Einwendungen zu eigen gemacht haben, denn es bemerkt in<br />

seiner Friedhofsgenehmigung vom 11. Dezember 1724, daß "selbiger angewiesener<br />

Ort wegen seines wässerigen Grundes als Friedhof sehr unbequem sey". Auch in<br />

seinem Schreiben vom 18. Dezember 1701 erhebt Gumpel Fulda gegen die angewiesene<br />

Stelle, wie schon erwähnt, Bedenken, da nicht bekannt sei, welche Pläne bezüglich<br />

des weiteren Festungsbaues bestehen - die angewiesene Stelle lag frontal im<br />

Bereich des gegenüberliegenden Comelius-Bollwerkes, des heutigen Gamisonbergs.<br />

Die bauliche Veränderungen der zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgegebenen<br />

Festungswerke begannen um 1700 und werden zwischen 1724 und 1729 abgeschlossen<br />

sein, denn der Wolfenbütteler Stich von 1729 läßt die Festungsbauten als<br />

abgeschlossen erkennen. Dieser Abschluß kann der Grund gewesen sein, daß Gumpel<br />

Fulda sich 1724 zu dem Kauf eines Ackerstückes "am Wege nach Atzum" entschloß<br />

und das Konsistorium dieses als Friedhof freigab, da die in dem Schutzbriefe von<br />

1697 gegebene Zusage "eines guten Ortes als Friedhof ohne Entgelt" bislang nicht<br />

eingelöst war.<br />

Am 30. November 1724 kaufte Gumpel Fulda den jetzigen Friedhof "über dem<br />

Gotteslager an dem Wege nach Atzum" als seinen Garten und am 11. Dezember<br />

1724 gestattete das Fürstliche Konsistorium dessen Benutzung als Friedhof. Auch<br />

die auf der Braunschweiger Messe verstorbenen fremden Juden durften hier ihre<br />

letzte Ruhestatt finden. Der Kaufpreis betrug 66 Rthl. 16 gGr. Die Konzession des<br />

Fürstlichen Konsistoriums lautet:<br />

"Nachdem dem Fürstl. Consistorio der hiesige Schutz-Jude Gumpel<br />

Moses vorgetragen: was gestalt laut seines von unsers Gnädigsten Herren<br />

Durch!. erhaltenen Schutzbrieffes ein besonderer Orth, alwo er auf ereugenden<br />

Fall seine Todten begraben solle, bereits durch die den 11. Maii anno<br />

17°° darüber von Fürst!. Consistorio gegebene Concession angewiesen<br />

worden, selbiger aber wegen seines wäßerigten Grundes dazu sehr unbequem<br />

sey und uns daher ersuchet zu verstatten, daß er seinen Garten über dem<br />

Gotteslager an dem Wege nach Atzum dazu aptiren und zugleich die in der<br />

Braunschweigischen Meße oder alhier etwa sterbende Juden darauf begraben<br />

laßen möchte und dann seinem Suchen deferiret worden: So wird demselben<br />

hiermit zur Resolution ertheilet: daß ihm frey gelassen seyn solle, erwehnten<br />

Garten-Platz hinter dem Gotteslager vor sich und seine Familie auch Domestiquen<br />

zum Kirchhoff einrichten, auch die etwa alhier oder in der Braunschweigischen<br />

Meße vorkommende Juden-Leichen darauf begraben zu<br />

laßen" 73).<br />

Dadurch, daß auch die in der Braunschweiger Messe verstorbenen Juden jetzt<br />

in Wolfenbüttel bestattet werden durften, wurde der weite Weg nach dem Homburger<br />

jüdischen Friedhof erspart. Am 1 I. Februar 17°3 veranlaßte Gumpel FuIda,<br />

daß für die Beisetzung des während der Braunschweiger Messe verstorbenen J oseph


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Hertz aus Amsterdam ein Geleitsbrief nach Hornburg ausgestellt wurde 75). Nachdem<br />

Gumpel Fulda aber einen Friedhof in Wolfenbüttel geschaffen hatte, betrachtete<br />

er es als eine selbstverständliche Pflicht, seinen Glaubensgenossen hier die letzte<br />

Ruhestätte zu geben; Braunschweig erhielt erst 1797 durch den Kammeragenten<br />

Israel J acobson einen jüdischen Friedhof.<br />

Zu den ersten Bestattungen auf dem Wolfenbütteler Friedhof zählt die einer<br />

in Groß Stöckheim verstorbenen Jüdin, zu der am 13. August 171.6 die Fürstliche<br />

Geheime Ratsstube in Braunschweig ihre Einwilligung gab. Zwei weitere Beisetzungen<br />

fanden noch vor dem am 11.. Dezember 1731. erfolgten Tode der Frau des<br />

Gumpel Fulda, Menckel Salomanns, statt. Gumpel Fulda aber sollte den Tod seiner<br />

Frau nicht lange überleben - er starb am 5. Februar 1733 in seinem Hause Holzmarkt<br />

Nr. 9. Beide wurden auf dem Friedhofe nebeneinander beigesetzt, ihre<br />

Gedenksteine sind noch erhalten (Abb. 9)' Beide Steine tragen eine (kleine) Krone -<br />

ein alter jüdischer Satz aus der talmudischen Zeit lautet: "Es gibt drei Kronen: die<br />

Krone der Thora, die Krone der Priesterschaft und die Krone des Königtums; doch<br />

die Krone des guten Namens ragt über alle empor." - Im gleichen Jahre erfolgten<br />

noch drei weitere Bestattungen aus der Familie Gumpel: am I. März ein Kind des<br />

Meyer Gumpel und des Samson Gumpel und am 18. November wiederum ein<br />

Kind von letzterem. Zu diesen fünf Beisetzungen läuteten die Gloden der Hauptkirche<br />

BMV.<br />

Die Konzession des Fürstlichen Konsistoriums vom H. Dezember 171.4 ist durch<br />

eine notariell beglaubigte Abschrift vom 18. Mai 1733 erhalten geblieben 73). Gumpel<br />

Fuldas Erben bestimmten diesen Garten, nachdem sie ihn im gleichen Jahr mit<br />

einer 1,80 Meter hohen und etwa 35 cm starken Mauer aus Feldsteinen umgeben<br />

hatten, endgültig als Friedhof. Anstelle des heutigen, ca. 1.,75 Meter breiten eisernen<br />

Gittertores waren früher hölzerne Torflügel vorhanden, deren den Dorn tragende<br />

Kloben noch heute in dem Mauerwerk verankert sind. Der alte Teil des von Gumpel<br />

Fulda geschaffenen Friedhofes betrug 46 Ruten 97 Fuß, für den die Gemeinde<br />

11. gGr Erbenzins an die Fürstliche Kammer zu zahlen hatte 70). Der neuere, von<br />

einer Hecke umgebene Teil des Friedhofes ist ein Geschenk von Philipp Samson 65 b).<br />

Die beide Teile trennende Mauer wurde bei der Friedhofsvergrößerung um 1905<br />

entfernt und zur Verlängerung der nördlichen Mauer verwandt. Sowohl dieser<br />

Friedhof als auch die drei vorhergehenden Projekte lagen früher außerhalb der<br />

Wolfenbütteler Stadtmauern.<br />

Die Ruhestätte des 1805 verstorbenen Hofbankiers und Gründers der Samsonschule<br />

Philipp Samson befindet sich in der Reihe seiner Eltern und Großeltern; auf<br />

ihr liegt, mit der hebräischen Schrift nach oben, der von seinem Sockel entfernte<br />

Gedenkstein. Von Philipp Samsons Frau, Hanna Meyer Gumpel, gestorben 6. März<br />

1808, waren Grabstelle und Gedenkstein auf dem Wolfenbütteler Friedhof bislang<br />

nicht festzustellen; ihre GrabsteIle wird im Gegensatz zu denen des Philipp Samson,<br />

des Schulinspektors Ehrenberg und dessen Frau in der Festschrift zur IOo-Jahr­<br />

Feier der Schule 1886 nicht genannt.<br />

71) 26 Alt 1211 Bd. 2.<br />

79


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Der Gedenkstein des 1794 in Braunschweig verstorbenen Landesrabbiners und<br />

Kammeragenten Herz Samson, der auf der Rückseite die Inschrift »Herz Samson<br />

aus Braunschweig" trägt, liegt zertrümmert auf seinem Grabhügel; die Ruhestätte<br />

seiner Frau, Schendel Oppenheimer aus Hildesheim, und deren Gedenkstein ist<br />

unversehrt.<br />

Die ganz links liegenden Ruhestätten des alten Teiles des Friedhofes sind verfallen,<br />

etwa 50 Gedenksteine sind hier erhalten geblieben; eine leere Fläche an dieser<br />

Stelle erweckt jedoch den Eindruck, daß hier reihenweise die Gedenksteine fortgenommen<br />

sein müssen. Die noch erhaltenen alten Ruhestätten liegen dicht aneinandergereiht,<br />

zwischen ihren einzelnen Reihen konnte kein Raum für einen schmalen<br />

Weg freigelassen werden - erst der von Philipp Samson geschaffene neuere Teil<br />

gestattete eine Lockerung der Friedhofsanlage.<br />

Unversehrt geblieben ist auch die Ruhestätte des einstigen Schülers der Samsonschen<br />

Religionsschule, der den von Israel J acobson ihm zugedachten kaufmännischen<br />

Beruf aufgab, um sich zum Lehrer vorzubereiten, als solcher verschiedene Hauslehrerstellen<br />

wahrnahm, danach als Lehrer von der Samsonschule übernommen<br />

wurde und als deren Inspektor die Umstellung zu einer deutsch-jüdischen Elementarschule<br />

vollzog: Samuel Meyer Ehrenberg, 1773-1853. Er wurde der pädagogische<br />

Reformer der Schule. Aus dem hebräischen Text seines Gedenksteines sei hier der<br />

Satz wiedergegeben:<br />

In diesem Grabe liegt verborgen<br />

der Weise, der Meister<br />

der gut mit Gott<br />

und gut mit Menschen war,<br />

er war aus dem Stamm der Redlichen<br />

und Stolz der Gelehrten,<br />

er wies den Weg den Jugendlichen<br />

und stützte Arme,<br />

den Kindern Israels war er Vater,<br />

Leiter und Lenker<br />

Dr. phil. Philipp Ehrenberg (1811-188», als Direktor der Samsonschule Nachfolger<br />

seines Vaters, starb auf einer Reise nach Prag zu seinen Schwiegereltern in<br />

Niemes am 20. Dezember 1883 und wurde in Böhmisch-Leipa beigesetzt.<br />

Erwähnt werden soll hier der Gedenkstein für Matel, Tochter des Mosche segal,<br />

Frau eines [fremden?] Mordechai Gumpel, auf dem jedoch das Todesjahr festzustellen<br />

nicht möglich war. Der Gedenkstein schließt (als einziger dieser Art auf dem<br />

Friedhof) oberhalb in drei Halbkreisen ab.<br />

Der Friedhof wurde 1938 schwer verwüstet. Gedenksteine verwandte man als<br />

Schotter für den Meesche-Sportplatz. Sämtliche rückseitig angebrachten eisernen<br />

Stützen der großen Gedenksteine sind entwendet worden. Eine vorgesehene Enteignung<br />

des Friedhofes kam nicht zur Ausführung.<br />

80


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Abb. 6: Postkarte von T 926 mit der Sumsonschule am Neuen Weg<br />

(heute Krankenhaus) nebst den Bildern des Gründers der Schule Philipp Samson ('743-18° 5),<br />

des Direktors Prof. Dr. Ludwig Tachau (t '9 '9) und des ehern. Schülers der Anstalt<br />

Dr. Leopold Zunz (t ,886)<br />

(Von Dr. med. Tachau, Chicago, zur Verfügung gestellt)<br />

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Abb. 7: Die 1893 erbaute Synagoge in Wolfcnbüttel, Lessingstraße<br />

(Aufn. Gerh. Stoletzki, Wolfenblittcl)


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Abb.8: Inneres der Synagoge in Wolfenbüttel, Lessingstraße<br />

(Allfn. Gerh. Stoletzki, Wolfenbüttel)


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Abb·9: Grabstein des Marcus Gumpel Fulda (t 1733) auf dem Jüdischen Friedhof<br />

in Wolfenbüttel<br />

(Aufn.<br />

erh. Stoletzki, Wolfenbüttel)


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Abb. 10: Frau Samson Gumpel, Rosette geb. Cohen,<br />

gest. 1747 in Wolfenbüttel (nicht 1764)<br />

Abb. 1 [: Samson Gumpel, gest. [767 in Wolfenbüttel<br />

(rticht Meyer Gumpe!, gest. [764 in Wolfenbüttel)<br />

(Von Herrn Otto M. Lilien, London, dem Verfasser zur Verfügung gestellt)<br />

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VlIl. Der Samsonsche Legatenfonds<br />

Auf die Initiative des nach BcrIin verzogenen Bankiers Isaac Herz-Samson (1778<br />

bis 1849), als Administrator über die verschiedenen Stiftungen Nachfolger des 1805<br />

verstorbenen Philipp Samson, wurde eine aus drei Rechtsgelehrten der Familie<br />

bestehende Kommission gebildet, die ein Statut festlegte, nach welchem die Verwaltung<br />

der Fonds von drei den verschiedenen Zweigen der Sippe angehörenden<br />

Personen ausgeübt werden sollte. Mit der Bestätigung dieser Statuten im Jahre 1840<br />

wurden sämtliche Stiftungen unter dem Namen "Samsonscher Legatenfonds" von<br />

dem Herzoglich Braunschweigischen Staatsministerium als eine Milde Stiftung anerkannt<br />

und unter Beibehaltung des privaten Charakters der Kontrolle des WoIfenbütteler<br />

Stadtmagistrats unterworfen.<br />

Am 3. Juni 1819 übersandte der Schulinspektor Ehrenberg, nachdem der Landesrabbiner<br />

Eger durch eine Klage vor dem Wolfenbütte!er Stadtgericht der Samsonschule<br />

den Charakter einer Privatschule streitig machen wollte, dem Stadtgericht<br />

eine Aufstellung der Gumpel-Samsonschen Stiftungen von 1733 bis 179659). Bereits<br />

Gumpe! Fulda hatte "für fromme Stiftungen" 3500 RthI. ausgesetzt. Sein ältester<br />

Sohn Meyer Gumpe! vermehrte diesen Betrag "zur Erziehung armer Waisenkinder"<br />

um 1000 RthI. und sein zweiter Sohn Samson Gumpel spendete 10 000 RthI. als<br />

"Milde Stiftung". Frau Sehendei Sums on geb. Oppenheimer in Braunschweig<br />

begründete im Sinne ihres 1794 verstorbenen Mannes Herz Samson mit einem<br />

Kapital von 5000 RthI. das Waisenhaus auf dem Großen Zimmerhofe. An dieser<br />

Stiftung beteiligte sich auch der nach Amsterdam verzogene Sohn Meyer Samson<br />

(1740-1784) des Samson Gumpel mit 15000 holl. Gulden = 7500 RthI. In seinem<br />

Testamente vom H. Januar 1795 sicherte Philipp Samson das Bestehen der von ihm<br />

begründeten Schule durch ein Legat von 10 000 RthI. Für jüdisehe Arme und arme<br />

Verwandte bestimmte er 5000 RthI., deren Zinsen zur Hälfte zu finanziellen Unterstützungen,<br />

die andere Hälfte aber im Sinne jüdischer Tradition "zum Brautschatz<br />

armer jüdischer Waisenkinder oder Angehöriger seiner Familie" verwendet werden<br />

sollten. (Den Wolfenbütteler christlichen Armenanstalten vermachte er 100 RthI.)<br />

Zusätzlich stiftete Philipp Samson in seinem Testamente 1500 RthI., deren Zinsen<br />

bestimmt waren für Reparaturen des Schulhauses und des Tempels sowie zur Unterhaltung<br />

des im Tempel befindlichen Ewigen Lichts. Von dem Erbteil der elf Kinder<br />

seines 1794 unvermutet und ohne Testament verstorbenen Bruders Herz Samson<br />

(Braunschweig) zweig te Philipp Samson 18000 RthI. ab, und zwar für die drei<br />

Söhne 11 000 RthI. und für die acht Töchter 16000 RthI. - Durch ständig weitere<br />

Zuwendungen verfügte der Fonds bei seiner Gründung 1840 über ein Kapital von<br />

"mehr als 100000 RthI. in Golde".<br />

IX. Herz Samson in Braunschweig (I738-I794)<br />

Obwohl Herz Samson nicht Schutzjude in Wolfenbüttel war, soll seiner an<br />

dieser Stelle als geborener Wolfenbütteler gedacht werden. Es ist bereits erwähnt,<br />

daß wie Philipp Samson in Wolfenbüttel so auch sein 1763 nach Braunschweig verzogener<br />

Bruder Herz Samson dort von Kapitalien der väterlichen Milden Stiftung<br />

6 81


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ein talmudisches Institut unterhielt, dem er aber mehr den Charakter einer Gelehrtenklause<br />

als einer jüdischen Schule gab. Nadl seinem Tode smeint diese Braunsmweiger<br />

Stiftung Einbuße erlitten zu haben. Dr. Philipp Ehrenberg, Direktor der Samsonsehen<br />

Freischule in Wolfenbüttcl, bezeimnete sie als "gänzlich zerfallen" 60); ihre<br />

Kapitalien wurden 1808 den beiden 1807 vereinigten Samsonschen Stiftungen in<br />

\Volfenbüttel zugeteilt.<br />

Herz Samson und seine Frau fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem jüdischen<br />

Friedhof in Wolfenbüttel. Er war mit der 1796 verstorbenen Tomter des Hildesheimer<br />

Rabbiners Oppenheimer verheiratet, wurde braunschweigismer Landesrabbiner<br />

und 1783 Kammeragent.<br />

Nicht zuletzt infolge der kostspieligen Hofhaltung Herzog Karls I. (1735-1780)<br />

standen damals die Ausgaben des braullschweigismen Landes in keinem Verhältnis<br />

zu seinen Einnahmen - das wußte keiner besser als der Finanzminister Smrader<br />

v. Schliestedt, der den finanziellen Zusammenbruch voraussah, seinem Fürsten aber<br />

hiervon erst im Februar 1768 und noch dazu unvollständig Kenntnis gab. Die Staatsschulden<br />

beliefen sich nimt nur wie angegeben auf fünf, sondern auf zwölf Millionen<br />

Reimsthaler. Im Sommer 1773 starb Schrader v. Smliestcdt. Sein Namfolger wurde<br />

der seit 1748 in braunsmweigismen Diensten stehende Hugenotte Jean Baptiste<br />

Feronee v. Rotenkreutz, und zwar auf Veranlassung des seit 1770 an der Regierung<br />

mitbeteiligten Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand. Im Dezember 1773 meldete sich<br />

der König von England als Gläubiger mit einer Forderung von zwei Millionen<br />

Reimsthaler, die dessen Vater gegen Verpfändung der Grafsmaft Blankenburg<br />

1756 unter dem Minister Schrader v. Schliestedt dem braunsmweigismen Staate,<br />

jedom ohne \Vissen des Herzogs, geliehen hatte.<br />

Daß Herz Samson viel dazu beigetragen hat, dem Lande Braunsmweig wieder<br />

Kredit zu versmaffen und den Staatsbankrott aufzuhalten, ist bekannt. So hatte das<br />

Fürstlime Finanzkollegium alle Veranlassung, dem Herzog am I I. April 1796 zu<br />

dem Antrag von Herz Samsons Witwe auf Ermäßigung ihres Smutzgeldes, "da sie<br />

nam dem jüdischen Ritual ihren Ehemann nimt beerbt, sondern ihren Unterhalt<br />

von den Zinsen ihres Brautschatzes zu I2. Tausend Thaler zu bestreiten habe", zu<br />

berichten, daß "ihr Ehemann, wie Serenissimus hinlänglich bekannt ist, den Fürstlichen<br />

Kassen sehr wimtige und nützliche Dienste in einem langen Zeitraum geleistet<br />

habe". Daraufhin wurde dem Gesum am 15. April bzw. 20. Mai 1796 stattgegeben<br />

und ihr Schutzgeld auf 10 Rthl. ermäßigt, während es in dem Schutzbrief<br />

vom 30. März 1795 mit 30 Rthl. eingesetzt war 76).<br />

1795 erhielt Philipp Samson, der zum Vormund der fünf nom minderjährigen<br />

Kinder seines Bruders Herz bestellt war, die fürstlime Erlaubnis, das Haus seines<br />

Bruders außergerimtlim an seine Smwägerin Frau Herz Samson und deren<br />

Smwiegersohn, den Kammeragenten Israel Jaeobson, vermieten zu dürfen.<br />

Wegen der den Schutzjuden 1771 auferlegten Silberlieferungen sei aum eine<br />

Eingabe des Herz Samson an Herzog Karl I. vom 9. Juli 1771 erwähnt 77), aus der<br />

8z<br />

78) 2 Alt vor!. Nr. 3261.<br />

77) 2 Alt vorI. Nr. 3236 Bd. 3.


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sich die Auf teilung seines von 50 Rthl. auf 60 Rthl. erhöhten SchutzgeIdes ergibt.<br />

Das neue Schutzgeld soIlte gezahlt werden mit je 30 Rthl. 9- bis 131öthig und 7- bis<br />

81öthig fein nach dem zu Grunde gelegten Silberpreis von 13 Rthl. für die Mark fein,<br />

wovon 4 gGr auf das Schutzgeld angerechnet werden soIlten:<br />

"So vermerken Ew. Herzoglichen Durchlauchten in Höchsten Gnaden ..•<br />

daß auf die Art das von mir zu erlegende SchutzgeId auf 160 Rthl. hinansteigen<br />

würde •.• als so hoch der Judenschaft noch nie ein Schutzgeld zugemuthet<br />

worden ... Ich werde ohne allen Zwange äußerst sehr bemühet seyn,<br />

so viel Silber als immer möglich ist, anzuschaffen und an Fürst!. Müntze zu<br />

liefern, ... wie ich dann seither 4 Wochen schon an die 100 Mark fein an<br />

Fürstl. Müntze geliefert habe."<br />

Die Eingabe war erfolglos - es blieb bei der auferlegten Zahlungsweise. Herz<br />

Samsons Vermögen wurde auf 400 000 Rthl. geschätzt.<br />

1785 äußerte sich Herz Samson, der als Zeuge in einer Prozeßsache einen Eid<br />

ablegen sollte, in einem Schreiben vom :10. September an den Herzog Karl Wilhelm<br />

Ferdinand zu den Vorschriften des "Judeneides":<br />

Die vielen Formalien und Cautelen, welche hier und an einigen anderen<br />

Orten gegen die Vorschriften des Alten Testaments in Gebrauch gekommen<br />

sind, haben keinen reellen Nutzen und verdienen umsomehr gäntzlich unterlassen<br />

zu werden, da sie ursprünglich von Proselyten, die vom Judentum<br />

abgefallen sind, lediglich aus Haß gegen die Juden erfunden und angegeben<br />

worden sind. Ohne Verletzung der Billigkeit und des natürlichen Rechts mag<br />

niemand, der im Staate öffentlich geduldet wird, angemutet werden, Eide<br />

zu schwören, wenn solches seinem Gewissen und den Grundsätzen seiner<br />

Religion zuwider ist oder dieselben auf eine andere Art und in einer anderen<br />

Form abzustatten, wie es den Grundsätzen seiner Religion und seinem<br />

Gewissen gemäß ist, zumal in einer Sache, die ihn nicht das mindeste angeht.<br />

Seine Einwendungen hatten zur Folge, daß die für das Land Braunschweig vorgeschriebene<br />

Form des Judeneides von 1753 "gäntzlich abgeschafft und eine von<br />

der Preußischen Gesetzes-Kommission unter Hinzuziehung des jüdischen Gelehrten<br />

Moses Mendelssohn entworfene Anweisung wegen der Judeneide zur Richtschnur<br />

dienen solle". Herz Samson aber erhielt am 10. April 1786 den Bescheid, "weil Wir<br />

das Gewissen Unserer Unterthanen nach den Lehrbegriffen jeder Religionspartei<br />

geschonet wissen wollen ... , das mosaische Recht ••• mit den anjetzt bey Uns eingeführten<br />

Gesetzen übereinstimmt .•. , versehen Wir uns daher zu dem Supplicanten,<br />

daß derselbe nunmehro ••. darin die Pflicht eines rechtschaffenen Bürgers<br />

zu erfüllen ohne Anstand willig und geflissen sein werde" 78).<br />

Die für die Juden bestimmt gewesenen unwürdigen Eidesvorschriften wurden<br />

für das Land Braunschweig 1849/50 aufgehoben. - Der sog. Judeneid wurde zuerst<br />

in Kurhessen 1828 abgeschafft, in Preußen erst 1869.<br />

78) Verordnungen über den Judeneid von 1730 bis 1788 siehe 40 SJg 5345, 71943, 7550, )<br />

;674.7675. zu 7675, 7731 a. 7753. 8691. 12667. 12803.<br />

~.


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BEILAGE<br />

Nr.6 Gumpe! Fulda's Gesuch vom 28. Dez. 1701,<br />

betr. Bestattung seines Sohnes in Hornburg<br />

Durchlauchtigster Hertzog, gnädiger Fürst und Herr.<br />

Ew. Hochfürstl. DurchI. muß krafft dieses aus betrübten gemüth unterthänigst<br />

vortragen, wie daß mir in verwichener Nacht ein Kindt verstorben, auf dessen<br />

Beerdigung ich billig bedacht sein muß / Ob mir nun woll vor einiger Zeit vor der<br />

Vestung gegen dem Gotteslager ein Platz angewiesen, wohin meine Todten begraben<br />

laßen können, was aber itzo nicht gewiß sein kan, was Ew. Hochfürstl. DurchI. der<br />

Endts wegen des Vestungs Baues gnädigst resolviren, und mein Toter gar leicht<br />

hin wieder außgegraben werden mödlte / AIß habe ich mich entschliessen müssen,<br />

so than mein verstorbenes Kind nach Hornburg zur beerdigung zu schi&en / In dehm<br />

aber alles hiezu bereit und die Leiche auf den Wagen stehet, erfahre aller erst, daß<br />

solche abfuhr ohne Ew. Hochfürstl. Durchl. gnädigste Special Concession nicht<br />

zuläßig / Bitte derohalben unterthänigst, Ew. Hochfürstl. DurchI. wollen gnädigst<br />

geruhen, behuef dieser höchst nötigen abfuhr mich mit gnädigster Vergünstiegung<br />

Hochfürstl. anzusehen und zu dem ende an hiesige Hochfürstl. ober- und beamte<br />

benöthigte befehle ergehen zu laßen; welches ich in unterthänigkeit zu verdienen<br />

beharren will.<br />

Wolffenbüttel, den 28. Dezember 1701<br />

Ew Hochfürstl Durchi<br />

unterthänigst, demütigst, gehorsamster Knecht<br />

Gumpel Moses<br />

Schutz-Jude hieselbst<br />

Zwei vertauschte Gumpel-Bilder?<br />

ANHANG<br />

Der Seminar-Inspektor Friedrich Jeep schrieb als damaliger Wolfenbütte!er<br />

Lokalhistoriker in seinem am 10. Februar 1909 in dem Wolfenbütteier Kreisblatt<br />

erschienenen Artikel "Die Harzstraße in alter und neuer Zeit", daß "Meyer Gumpe!<br />

und seine Frau Rosette Cohen 1764 in dem Hause Nr 11 gestorben sind". Diese<br />

Zeitangabe ist zurü&zuführen auf zwei Gemälde, welche die Porträt-Signaturen<br />

führen "Meyer Gumpel Fulda, gest. 1764 Wolfenbüttel" und "Frau Rosette Cohen<br />

verehel. Gumpel, gest. 1764 Wolfenbüttel". Beide Bilder befanden sich bis 1939<br />

im Landesmuseum zu Braunsmweig (Abb. 10 und 1 I).<br />

Das Bild der Rosette Cohen zeigt, auf ihren Namen hinweisend, in der linken<br />

Hand eine Rose. Sie war nicht die Frau des Meyer Gumpel, sondern dessen Schwägerin.<br />

Denn sie war die Frau seines 1767 verstorbenen Bruders Samson Gumpe! und


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starb bereits 1747. Als solche wird sie in der ersten, 1868 erschienenen Auflage der<br />

Samsonschen Genealogie genannt, desgleichen auch in den Auflagen von 1887 und<br />

I9Il. Somit liegt in der Signatur dieses Porträts ein Irrtum vor. Wenn nun jenes Bild<br />

als Samson Gumpels Frau festzustellen ist, dann tritt die Frage auf: Warum ist von<br />

ihm selbst kein Porträt vorhanden? So entstehen Zweifel darüber, ob die Signatur<br />

des dem Meyer GumpeI zugeschriebenen Porträts richtig ist - es entsteht die Frage:<br />

Ist es ein Bild des Samson Gumpel? Ließ Samson Gumpel ein Porträt von seiner<br />

Frau herstellen, ohne an sich selbst zu denken?<br />

Meyer Gumpel war dreimal verheiratet. Aus der ersten Ehe stammt sein geistig<br />

zurü&gebIiebener und unverheiratet verstorbener Sohn Salomon Meyer, dem sein<br />

Großvater Michael David (Hannover) in seinem Testamente vom II. August 1756<br />

ein Legat aussetzte; aus der zweiten Ehe stammt seine Tochter Hanna.<br />

Die Ruhestätte des 1764 verstorbenen Meyer Gumpel (und seiner drei Frauen)<br />

liegt auffallenderweise nicht wie die seines Bruders Samson und seiner Schwägerin<br />

Rosette Cohen in der Reihe seiner Eltern, sondern in einem größeren Abstand<br />

dahinter. Im Gegensatz zu den Epitaphen dieser Reihe trägt seine Grabstelle nur<br />

einen einfachen Stein. Während seine dritte Frau 1756 in Hannover ihre Ruhestätte<br />

fand, waren diejenigen seiner beiden anderen Frauen bislang nicht festzustellen.<br />

Trotz seiner reichen Heiraten und seiner Tätigkeit als Heereslieferant mußte sein<br />

Nachlaß liquidiert werden, dem Legatenfonds konnte er nur einen Betrag von<br />

2000 RthI. zuweisen, während sein Bruder Samson hierfür einen Betrag von<br />

20000 Rthl. zur Verfügung stellte. Die von ihrem Vater erstrebte, 1713 begründete<br />

Kompagnie-Handlung hatte keinen Bestand. Hieraus darf man vielleicht schließen,<br />

daß Samson Gumpel eher in der Lage war, von sich ein Porträt herstellen zu lassen,<br />

als sein Bruder Meyer Gumpel, und so wird das diesem zugeschriebene Bild in Wirklichkeit<br />

das Porträt des Samson Gumpel sein. Außerdem: Der Hofbankier Samson<br />

Gumpel hatte im Gegensatz zu dem unsteten Meyer Gumpe! Veranlassung, sein<br />

und seiner Frau Porträt seinen sechs Kindern zu hinterlassen.<br />

Hiernach verbleibt nur die Frage: "Wer hat nicht nur die irrtümliche Angabe<br />

"gestorben 1764" bei dem Bilde der Rosette Cohen, sondern auch die Signatur des<br />

dem Meyer Gumpe! zugeschriebenen Bildes veranlaßt?<br />

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Zur Frage nach der Bedeutung und dem Ursprung<br />

südniedersächsischer Hofklassen<br />

Das Ziel der Untersuchung<br />

Von<br />

Walter Achilles<br />

Die Frage nach dem Ursprung und der Bedeutung südniedersächsischer Hofklassen<br />

hat schon des öfteren die Historiker verschiedener Fachrichtungen beschäftigt.<br />

Läßt man die unterbäuerlichen Stellen der Häuslinge 1), Brinksitzer und Anbauer<br />

außer acht, so verbleiben für die vorliegende Untersuchung nur die Klassen der<br />

Acker-, Halbspänner- und Kothöfe. Diese drei Hof- oder Bauemklassen treten<br />

erst seit dem 16. Jahrhundert gemeinsam auf, wobei die einzelnen Höfe ganz sicherlich<br />

ein weit höheres Alter aufweisen. Bis in das 13. Jahrhundert reicht der Klassenname<br />

für die Kothäfe oder Kotworden zurück; dagegen wurden die größeren Höfe<br />

erst seit dem 16. Jahrhundert als Acker- oder Halbspännerhöfe bezeichnet. Zuvor<br />

galten sie als Meierhöfe oder Bauhöfe. Dabei ist zu beachten, daß sich mit dem<br />

Namenswechsel der größeren Höfe keineswegs das Besitzrecht änderte. In der überwiegenden<br />

Zahl der Fälle wurden auch die Acker- und Halbspännerhöfe im Braunschweigischen<br />

zu Meierrecht besessen.<br />

Bei den Veröffentlichungen, die in jüngerer Zeit zu diesem Thema erschienen<br />

sind, lassen sich deutlich zwei Gruppen unterscheiden. Die Siedlungsgeographen<br />

deuten in erster Linie die Feldrisse der braunschweigischen GeneraIIandesvermessung<br />

aus, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts aufgenommen wurden. Archivalien<br />

ziehen sie nur hilfsweise heran. Rippe!, Oberbeck, Oberbeck-Jacobs rechnen die<br />

Acker- und Halbspännerhöfe zu den "alten" Höfen eines Dorfes 2), und sie erschließen<br />

diesen Sachverhalt praktisch allein aus der vorherrschenden Lage dieser beiden<br />

Hofklassen im Zentrum des Dorfes. Lediglich bei den Kothöfen bietet Oberbeck<br />

noch eine statistische Aufstellung, die bis in das Jahr 1489 zurückgeht und auf<br />

I) Im Braunsdtweigisdten gab es seit Ende des 16. Jahrhunderts bis nach dem Dreißigjährigen<br />

Kriege neben den HäusJingen, die Einliegerwohnungen innehatten, auch solche mit<br />

eigenen Häusern.<br />

') RippeE, Johann Karl: Die Entwiddung der Kulturlandschaft am nordwestlichen Harzrand,<br />

Hannover 1958, S. 29 (Schriften d. wirtsch.wiss. Ges. zum Studium Niedersachsens,<br />

Neue Folge, Band 69). Oberbeck, Gerhard: Die mittelalterlidte Kulturlandschaft des Gebietes<br />

um Gifhorn, Bremen-Homl957 (in der gleichen Reihe wie zuvor, Band 61). Oberbeck-1acobs,<br />

Urselmarie: Die Entwiddung der Kulturlandschaft nördlidt und südlich der Lößgrenze im<br />

Raum um Braunschweig, in: Jb. d. Geogr. Ges. zu Hannover f. d. Jahre 1956 und 1957, S. 25<br />

bis 138, Hannover 1957.<br />

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archivalischen Quellen beruht 3). Daneben zitiert Oberbeck-J acobs noch Pröbe und<br />

Maßberg, doch zog ersterer wiederum die Kern- oder Randlage der Höfe im Dorf<br />

als Beweis für ihr Alter heran 4). Nun hat aber Oberbeck selbst verschiedene Dorfgrundrisse<br />

herausgearbeitet, bei denen durchaus nicht immer die "alten" Ackerund<br />

Halbspännerhöfe von "jüngeren" Kothöfen umgeben werden. Es erscheint<br />

daher nicht unbedingt sicher, ob allein aus der Lage eines Hofes im Dorf sein Alter<br />

ersdllossen werden darf.<br />

Ausschließlich archivalische Quellen benutzte Kleinau, als er die Entwicklung des<br />

braunsdlweigischen Dorfes Runstedt im Kreis Hclmstedt nachzuzeichnen versuchte 5).<br />

Zwar gelingt ihm der Nachweis, daß der Entwicklungsgang seines Beispieldorfes<br />

sicherlich anders verlaufen ist, als man anhand des Dorf- und Feldrisses annehmen<br />

müßte. Zur Frage nach der Bedeutung und dem Ursprung der Bauernklassen trägt<br />

sein Aufsatz aber wenig bei, so daß er selbst weitere Untersumungen zu diesem<br />

Fragenkreis fordert 6).<br />

Während seiner umfangreichen Studien zu den Dorfgeschichten von Hedeper,<br />

Wetzleben und Semmenstedt - alle im Kreis Wolfenbüttel- trug vor allem KüchenthaI<br />

viel Material zusammen, das über die Bedeutung und den Ursprung südniedersächsischer<br />

Hofhlassen Auskunft gibt. Er hat es später nochmals vermehrt und zu<br />

einer Monographie verarbeitet 7). Trotz ihres erheblichen Umfanges kann die UntersudlUng<br />

von KüchenthaI aber noch nicht als abschließend angesehen werden. Die<br />

Suche nach der ersten urkundlichen Nennung der einzelnen Hofklassen nimmt den<br />

Autor ebenso gefangen wie die keineswegs erfolglosen Versuche, die Geschichte<br />

einzelner Besitzkomplexe bis ins Mittelalter zurückzuverfolgen. Beides ist sicherlich<br />

verdienstvoll und führt weiter, wenn man dem Ursprung der Hofklassen nachspürt.<br />

Dabei wird aber zu wenig der stete Wandel berücksichtigt, dem vor allem der Grundbesitz<br />

weltlicher Grundherrn unterlag 8). Nicht immer überwogen in den Dörfern<br />

die "alten" Höfe, deren Zahl später durch Namsiedlung nur nom geringfügig vermehrt<br />

wurde. Vielmehr, und das gilt besonders für die Höfe adliger Grundherrn 9),<br />

I) Oberbuk, a. a. 0., S. 60.<br />

t) Oberbeck-1acobs, a. a. 0., S. 48.<br />

B) Kleinau, Hermann: Zur Gesdtidtte der Höfe des Dorfes Runstedt (Lkr. Helmstedt)<br />

und ihrer Ländereien. Zugleidt einige Bemerkungen zur braunsdtweigismen Dorf- und F1urforsdtung,<br />

in: Braunsdtw. Jb., Bd. 41, 1961.<br />

8) Kleinau, a. a. 0., S. 35.<br />

7) KüdJenthal, Werner: Hedeper, Wetzleben, Semmenstedt (Dorfbüdter). Ders.: Bezeimnung<br />

der Bauernhöfe und Bauern im Gebiete des früheren Fürstentums Braunsdtweig­<br />

Wolfenbüttel und des früheren Fürstentums Hildesheim, Hedeper 1965. Alle vier Werke in:<br />

Niedersädtsisdte Dorfbüdter (Masdt.smr.), hg. von Heinridt Keune, Gielde, Kr. Goslar<br />

(Auslieferung dort). Zitiert wird nur: Bezeichnung der Bauernhöfe ...<br />

8) KüdJenthal, a. a. 0., S. 108 f., spridtt zwar von dem Wandel der Verhältnisse an dieser<br />

Stelle, zieht daraus aber nirgends Sdtlüsse.<br />

8) In den Quellen wird stets von Gutsherrn gespromen. Da in der Agrargeschichtssdtreibung<br />

bei der Gutsherrsdtaft jedodt die Vereinigung von Grund-, Geridtts- und Leibherrsdtaft<br />

vorausgesetzt wird, darf in dieser Arbeit nur von Grundherrn gesprochen werden.<br />

Die Leibherrschaft wurde im Fürstentum Braunsdtweig-Wolfenbüttel bereits 1433 aufgehoben,<br />

und die Geridttsherrschaft lag im Amt Lutter beim Landesherm.<br />

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überrasmt immer wieder die Häufigkeit von Landverlusten und -zulagen. Damit<br />

änderte sich nimt selten die Einstufung in eine Bauernklasse, und selbstverständlim<br />

muß die Frage nad!. dem Ursprung und der Bedeutung der Hofklassen anders beantwortet<br />

werden, wenn der gleime Hof seine Klassenzugehörigkeit aus den versd!.icdensten<br />

Gründen wemselte.<br />

Es ersmien daher zweckmäßig, erneut nach dem Ursprung und der Bedeutung<br />

südniedersäd!.sischer Hofklassen zu fragen, und zwar diesmal in einem braunschweigischen<br />

Amt, in dem der Grundbesitz des Landesherrn und der adliger Grundherrn<br />

weit überwog. Es wurde das Amt Lutter arn Barenberge im Kreis Gandersheim<br />

gewählt, dessen Hauptgebiet an die Nordwestspitze des Harzes grenzt.<br />

Bei der durch diese Wahl bedingten Quellenlage ist natürlich nicht zu erwarten,<br />

daß bei dem Zurücktreten klösterlimen Besitzes Ansmluß an die mittelalterlimen<br />

Verhältnisse gefunden werden kann. Das ist auch nimt erforderlich, weil der Schwerpunkt<br />

der Untersuchung auf den Besitzveränderungen im 16. Jahrhundert liegt. Sie<br />

können gerade in diesem Amt besonders gut verfolgt werden, da allein aus der<br />

zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vier verschiedene Erbregister vorliegen 10). Die<br />

günstige Quellenlage, jedenfalls für diesen Zeitraum, ergibt sich aus der Friedcnsregclung<br />

nach Absd!.luß der Hildesheimer Stifts fehde, die von 1519 bis 1513 mit zum<br />

Teil Ieidenschaftlid!.er Erbitterung geführt wurde. Von 1259 bis 1513 waren Burg<br />

und Dorf Lutter mit nur kurzer Unterbrechung in der Hand der Hildesheimer<br />

Bischöfe gewesen 11). Nach dem für sie unglücklichen Ausgang der Fehde mußten<br />

sie das "Große Stift", zu dem aud!. Burg und Amt Lutter gehörten, an die Herzöge<br />

von Braunschweig-Wolfenbüttel abtreten. AIs nach dem welfisd!.en Sonderfrieden<br />

von 164Z das "Große Stift" an Hildesheim zurückfiel, verblieb jedoch das Amt Lutter<br />

bei Braunschweig-Wolfenbüttel, so daß auch für die nachfolgende Zeit die braunschweigisd!.en<br />

Quellen benutzt werden konnten. Sie werden in nennenswertem<br />

Umfang nur noch durm das Lehnsbuch des Bischofs Ernst v. Hildesheim ergänzt,<br />

das im Jahre 1458 entstand.<br />

Die Entstehung der Ackerhöfe<br />

Aufsmlußreich für die Entwiddung einiger Lutterscher Ackerhöfe ist der Hof<br />

der Herren v. Schwicheldt 12). Sie waren seit 1390 Erbmarschälle des Hochstifts<br />

Hildesheim, doch erhielten sie diesen Besitz von den Herzögen von Braunsmweig­<br />

Grubenhagen zu Lehen. Im Jahre 1466 ist der Hof zum ersten Mal faßbar. Der<br />

vorhergehende Lehnsträger Rase v. Gustedt war verstorben, und das heimgefallene<br />

10) Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel: I. Erbregister von 1548 und %. vor<br />

1567 = 19 Alt 134, 3. Erbregister um 1568 = 19 Alt 135, wörtlich übereinstimmend (Kopie),<br />

aber zusätzlich mit den Namen späterer Bewirtschafter 19 Alt 136, 4- Erbregister von 1595<br />

= 19 Alt 137.<br />

11) Strombeck, Hilmar v.: Zur Geschichte des Dorfes Luttere, Bischopeslutter, jetzt<br />

Lutter a. Barenberge im Herzogtum Braunschweig, in: Zeitschr. d. Harzvereins f. Gesch. u.<br />

Altertumskde., 7· Jg., 1874, S. 189.<br />

12) Die vorkommenden Adelsfamilien gehören zum Orts adel. Sie sind weitgehend ausgestorben.<br />

Die Schreibweise der Namen richtet sich nach jener der heutigen Ortsnamen.<br />

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Lehen wurde zu diesem Zeitpunkt den Smwidleldts übertragen 13). Bereits 1533<br />

heißt es von den zugehörigen vier Hufen, sie seien "over der Neyle" gelegen, und<br />

das dritte Erbregister von 1568 enthält den Hinweis, es handle sidl um 120 Morgen<br />

am Nauer- und Rodenberge. Damit sind die Ackerflämen einwandfrei in der Feldmark<br />

von Groß- oder Kirmnauen lokalisiert 14), während die HofsteIle bereits in<br />

dieser Zeit in Lutter zu sumen ist.<br />

Das Dorf Kirmnauen wurde im 13. und 14. Jahrhundert häufig erwähnt, da hier<br />

das Kloster Frankenberg zu Goslar den Zehnten und erheblimen Landbesitz<br />

erwarb 15). Mit dem Jahre 1356 bricht jedodl die Berimtsreihe ab, und danam ist<br />

die DorfsteIle wüst geworden. Sie liegt ungefähr zwei Kilometer westlidl von<br />

Lutter in der Nähe des Bahnhofes. Audl die Feldmark wird zum weit überwiegenden<br />

Teil nidlt mehr beackert worden sein. Bereits Rippel beobadltete die Blockform<br />

der wenigen Flurstücke, die zu diesem Hofe gehörten und die in dieser Gestalt und<br />

zu dieser Zeit kein zweites Mal in Lutter und Umgebung vorkommen. Er smloß<br />

deshalb in Kirchnauen auf eine Wüstungsflur, deren Felder vom Amtsgut in Lutter<br />

wieder einheitlim in Bewirtsmaftung genommen wurden. Später schlug man einen<br />

Teil der Ländereien in der erwähnten blockfärmigen Gestalt zum Smwicheldtschen<br />

Ackerhof 16). Der Hof kann also auf keinen Fall vor 1356 entstanden sein, kurz vor<br />

1466 muß er bestanden haben. Mittelalterlime Verhältnisse spiegelt er also in keinem<br />

Falle wider, und zwar weder für die Lage der HofsteIle und der Ackerparzellen noch<br />

für deren Form.<br />

Ähnliches smeint mit einiger Wahrsmeinlidlkeit auch für den Ackerhof der<br />

Herren v. Heere zu gelten. Er wird zum ersten Mal im Lehnsbum des Bischofs<br />

Ernst v. Hildesheim aus dem Jahre 1458 genannt 17). Damals umfaßte der Besitz vier<br />

Hufen Land, einen Hof und ein Wiesenbleek. 1548 berimtet das erste Erbregister<br />

nur von zwei Hufen, die zu diesem Ackerhof gehören. Im zweiten Erbregister sind<br />

aber schon wieder vier Hufen und zwölf Morgen eingetragen. Diese vier Hufen<br />

enthielten nam dem dritten Erbregister von 1568 801/2 Morgen. Auch in Lutter<br />

smwankte die Zahl der Morgen, die man zu einer Hufe redmete, ni mt unerheb-<br />

18) Gutsarchiv Smloß Söder: Curtius: eod. dipl. Smwim., vol. III, pag. lIO. Im Lagerbum<br />

heißt es später, die Lage der vier Hufen sei unbekannt. Das mag an dem Smreibfehler<br />

im Lehnsbrief vom 11. V. 1751 liegen, in dem es fälsmlimerweise gegenüber vielen anderslautenden<br />

zuvor nun heißt: unter der Neile. überhaupt ist die lehnsgesmichtliche überlieferung<br />

nimt immer zuverlässig. Zuweilen enthalten die Lehnsbriefe nom Zustände, die<br />

praktism seit geraumer Zeit nimt mehr bestanden. Das Armiv machte mir Herr Mittelsmulrektor<br />

i. R. W. Ilartmann, Hildesheim, zugänglidl. Dafür sei ihm auch an dieser Stelle<br />

gedankt.<br />

14) Hinzuweisen ist auch auf den Zehnten, den dieser Hof als einziger an das Kloster<br />

Frankenberg zu Goslar lieferte. Das Kloster hatte schon 1140 den halben Zehnten in Großoder<br />

Kirchnauen erworben (Ub. Hochstift Hildesheim 11 561), 1356 wurde einfach vom<br />

Zehnten, also dem ganzen, gesprochen (Goslarer Ub. V 560).<br />

10) Gos!. Ub. II Ul, 130,260,166,277; Ub. Hochstift Hildesheim III 107, 151.<br />

18) Rippel, a. a. 0., S. p.<br />

17) Deeters, Walter: Quellen z. Hildesh. Landesgesch. d. 14. und 15. Jh., Göttingen 1964,<br />

S. 59 (Veröff. d. Nieders. Archivverwaltung, Heft 10).<br />

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lich 18). Mit rund zo Morgen je Hufe ist aber die untere Grenze erreicht. Nun<br />

liegen von den insgesamt 80 1 /2 Morgen Ackerland 10 Morgen in jenem Teil des<br />

Westfeldes, der erst nach dem Wüstwerden von Kirchnauen in die Luttersche Feldmark<br />

einbezogen wurde. 10 Morgen sind von der Gesamtfläche ein so bedeutender<br />

Anteil, daß man sich einen Besitz von vier Hufen ohne diese Felder auf der früheren<br />

Kirchnauer Flur nicht gut vorsteHen kann. Infolgedessen müßte die Verlehnung<br />

dieses Güterkomplexes wie beim vorigen Ackerhof nach dem Wüstwerden von<br />

Kirchnauen erfolgt sein.<br />

Hierfür sprimt noch eine weitere Beobachtung. Bei 14 Feldstücken besteht Flurkorrespondenz<br />

mit dem Amtsgut. Nur zwei liegen im Gemenge mit den Stücken<br />

anderer Bauern, und eine Parzelle bildet einen besonderen Kamp 19). Die Abtrennung<br />

dieser Flächen von den Ländereien des Amtsgutes ist damit hochwahrsmeinlich.<br />

Jedoch sind die Parzellen in der früheren Kirchnauer Flur weder blockförmig nom<br />

von überdurchsmnittlicher Größe. Vielmehr liegen sie an der Längsseite der Felder<br />

des Amtsgutes oder quer davor. Man möchte daher annehmen, die Feldstücke des<br />

Ackerhofes der Familie v. Heere wären erst später von den Flächen des Amtsgutes<br />

abgetrennt, während man die blockförmigen Stücke des Hofes der Familie v. Schwicheldt<br />

kurz vor oder während der Wiederaufnahme der Bewirtschaftung durch das<br />

Gut aussonderte. Auf ein spätes Entstehungsdatum weist auch die Lage der Hofstelle<br />

am Rande des Dorfes hin. Sie liegt in der dorfwärts gerichteten Spitze einer<br />

\VegegabeI. Der vordere Teil der eingeschlossenen Fläche enthält die HofparzeHe<br />

mit Garten und etwas Ackerland, der hintere Teil gehörte bis zum 19. Jahrhundert<br />

wiederum zum Amtsgut 20).<br />

Unzweifelhaft ist die Entstehung der beiden letzten zu besprechenden Ackerhöfe.<br />

Auch bei ihnen deutet bereits der hohe Landanteil auf der früheren Kirchnauer Flur<br />

auf eine verhältnismäßig späte Gründung hin. Es lohnt bei beiden Höfen aber nicht,<br />

der Landverteilung näher nachzugehen, da zusätzliche Angaben vorliegen, die eine<br />

weit genauere Eingrenzung des Gründungstermins erlauben.<br />

Neben einem Ackerhof, dessen Besitzgeschichte zu dieser Arbeit nimts beizutragen<br />

vermag, besaßen die v. WaIImoden nachweislich seit 1458 auch nom drei<br />

Kothöfe im Dorf Lutter. Wie bei den übrigen Kothöfen, die an Adlige verlchnt<br />

worden waren, handelte es sich um reine Hofstellen, bei denen in den Quellen hömstens<br />

noch ein dazugehöriger Garten vermerkt wurde. Von 1458 bis zum Ende des<br />

1") Interessant ist folgende Beobamtung: Zählt man alles A&erland, das im I. Erbregister<br />

in Morgen angegeben wird, zusammen und teilt die Summe durm dreißig, so erhält man<br />

zusammen mit dem in Hufen angegebenen Besitz die Gesamtzahl der Hufen des Dorfes.<br />

Man smeute sich also nicht, verschieden große Hufen der A&erhöfe zu summieren und Zählhufen<br />

von 30 Morgen hinzuzuremnen.<br />

18) Rippel, a. a. 0., übersah diese Korrespondenz, da er das Amtsgut nicht in seine<br />

Tabelle aufnahm. Ebenso in seinem Aufsatz: Die Korrespondenzmethode als Mittel zur<br />

Quellenkritik der Braunsmweigischen Generallandesvermessung des 18. Jahrhunderts, in:<br />

Braunsmweigisches Jb., Bd. 43, Braunsmweig 1962, S. Il bis 43.<br />

20) Die Höfe und Häuser lassen sich auch heute noch nam den im 18. Jahrhundert eingeführten<br />

Brandversimerungsnummern identifizieren. Sie werden in der üblichen Abkürzung<br />

als Ass. (Assekuranz) NI. angegeben. Hier Ass. NI. I.<br />

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\<br />

J6. Jahrhunderts lassen sich die drei Kothöfe dieser Familie mühelos verfolgen 21).<br />

\Vichtig ist nun der Sprung vom ersten zum zweiten Erbregister. Für das Jahr J548<br />

weist das erste Register zwei Ackerhöfe des Geschlechts v. Wallmoden aus, rund<br />

15 Jahre später ist jedoch nur noch jener Ad{erhof eingetragen worden, auf den in<br />

dieser Arbeit nicht näher eingegangen werden soll. Tileke Eggerdes (Eggerß)<br />

verlor also den zweiten v. Wallmodenschen Ackerhof mit drei Hufen, den er 1548<br />

noch besaß, und erhielt statt dessen einen Kothof dieser Familie, der zuvor an<br />

Pawel Fricken vermeiert worden war 22). In der Zwischenzeit wurden aber diesem<br />

Kothof vier Hufen Land zugelegt, für die Tileke Eggerdes an die Luttersche Kirche<br />

Meierzinsen zahlte.<br />

Wichtig ist nun keinesfalls, daß die v. Wallmoden in der Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

einen Ackerhof verloren, dessen Besitz vielleicht strittig war 23). Von<br />

großer Bedeutung ist vielmehr die Feststellung, daß selbst ein Kothof in dieser Zeit<br />

zu einem Ackerhof aufgestockt wurde und diesen Charakter unangefochten bewahrte.<br />

1685 erscheint er erneut in den Quellen, jedoch jetzt exakt in zwei Hälften geteilt,<br />

die nunmehr von zwei Halbspännern bewirtschaftet wurden 24).<br />

Ungeklärt bleibt, woher die vier Hufen Kirchenland kamen, über die im ersten<br />

Erbregister noch nichts gesagt wird. Zu dieser Zeit bestand der Grundbesitz der<br />

Lutterschen Kirche nur aus zwei Kothöfen. Da die Kirche St. Georg in Lutter vom<br />

Landesfürsten "zu Lehen ging", wie es in den Erbregistern heißt, wird sicherlich<br />

das Amtsgut die vier Hufen zur Verfügung gestellt haben. Gegenüber den übrigen<br />

Acker- und Halbspännerhöfen des Dorfes bestanden weder bei der Parzellengröße<br />

noch bei der -zahl wesentliche Unterschiede, ebenso zeigte die Verteilung der Feldstücke<br />

auf die einzelnen Wannen keine bemerkenswerten Unterschiede. Es erscheint<br />

daher gut möglich, daß die Kirche vom Amtsgut Ackerstücke erhielt, die schon vorher<br />

einen eigenständigen Besitzkomplex bildeten und nur zwischenzeitlich vom Amt<br />

genutzt wurden. Hierfür kämen die vier Hufen der Familie v. Gremsleben in Frage<br />

oder die zurückgegebenen drei Hufen derer v. Wallmoden, die um die ursprünglich<br />

vorhanden gewesene Hufe wieder vermehrt wurden. Sollte tatsächlich eine<br />

frühere Besitzeinheit in den vier Hufen Kirchenland wieder erstanden sein, so kann<br />

der Ursprung dennoch nicht sehr weit zurückdatiert werden. Der Anteil der Flächen<br />

auf der früheren Kirchnauer Flur ist so hoch, daß der Komplex von vier Hufen<br />

nicht vor 13 S6 gebildet sein kann.<br />

Die Beweggründe des Amtmanns werden sichtbar, wenn man die Entstehungsgeschichte<br />

des zweiten neu gegründeten Ackerhofes verfolgt. 1511 kaufte das Kloster<br />

21) Deeters, a. a. 0., S. 78.<br />

") Der neue Bewirtschafter übernahm auch den Hofzins der Kotstelle in gleicher Höhe,<br />

während er vorher wie bei allen Acker- und Halbspännerhöfen auch mit den Meierzinsen<br />

für das Land gleichzeitig den Hofzins entrichtet hatte.<br />

23) 1458 hatte Tedel v. Wallmoden den Hof resigniert (upgebracht), und er war besonderes<br />

Lehen des Hinrick v. Bortfeld. Es ist denkbar, daß später die Familie v. Wall moden<br />

mit dem Landesfürsten über den Besitz in Streit geriet.<br />

24) Ursprünglich ist die Ass. Nr. 17, dazu Ass. Nr. 53.<br />

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Steterburg den v. Saldern den Zehnten, ihren Meierhof und die zugehörigen fünf<br />

Hufen ab. Später aber klagte der Konvent, der Meier habe während der Stiftsfehde<br />

den Hof verlassen, veröset (verzehrt) und zunichte gemacht.<br />

überhaupt seien für die fünf Hufen seit geraumer Zeit nur acht Gulden jährlim<br />

gegeben. Das Kloster mußte den Hof nam der Fehde sogar selbst bewirtschaften,<br />

und es sorgte sich, ob es für diese heruntergekommene Stelle wieder einen neuen<br />

Meier finden könnte. Smlimmer aber war nom, daß Herzog Heinrich der Jüngere<br />

nicht nur das Land, sondern aum den Zehnten an sich gebracht hatte. Die bisherigen<br />

Bitten, Hof und Zehnten wieder herauszugeben, waren vergeblim gewesen 25).<br />

Das erste Erbregister von 1548 spiegelt diese Klagen wider. Hans Tofall bewirtschaftete<br />

zu dieser Zeit den Hof nebst 21 Morgen Steterburgism Land. Vom Amt<br />

wurde der Hof bereits zu den Kothöfen gerechnet. Das übrige Land, zwei Hufen<br />

und zwölf Morgen, waren dagegen im Besitz des Ackermannes J acob Koter, der<br />

nom weitere elf Morgen "vom Hause" erhalten hatte. Bereits im zweiten Erbregister<br />

ist dem Hof des Klosters nur nom eine Wiese verblieben. Das gesamte<br />

Klosterland, es waren zufolge des dritten Erbregisters 60 Morgen, besaß nunmehr<br />

der Ackermann eurd FasterIing zu Erbenzinsrecht. Das Amt hatte ihm aus eigenem<br />

Besitz noch weitere 60 Morgen zugelegt, so daß aum dieser neugegründete Hof<br />

mit 120 Morgen ausgestattet war.<br />

Von den Ackerhöfen des Adels erreichte nur der v. Schwicheldtsche Hof diese<br />

Größe, die übrigen blieben zum Teil erheblim darunter. Es mag daher scheinen,<br />

das fürstliche Amt habe seinen beiden Neugründungen das Land reidlIidl zugemessen.<br />

Dom steht hinter dieser Handlungsweise ein leimt erkennbares Eigeninteresse.<br />

Die vier Höfe des Adels waren "freie" Ackerhöfe. Mit Ausnahme der<br />

Burgfeste leisteten sie alle Dienste ihren Grundherrn. Dagegen sind die beiden neugegründeten<br />

Höfe dem Amt voll dienstpflichtig. Es gewann also je Woche vier<br />

"Diensttage mit dem Spanne". Der eigene Einsatz war dabei gering, denn drei Viertel<br />

des gesamten Landbesitzes der beiden Höfe war Kloster- und Kirmenland, und nur<br />

beim zweiten Hof beteiligte sich das Amt zur Hälfte an der Landausstattung. Der<br />

Eifer, mit dem Heinrich der Jüngere für die Erhaltung und Wiederkehr des katholischen<br />

Glaubens in seinen Landen focht, hinderte ihn offensichtlich nicht daran,<br />

Kirchengut auch gegen den Willen der Verfügungsberechtigten für seine Zwecke<br />

zu gebraumen 26).<br />

Die Entstehung der Halbspännerhöfe<br />

Die Entstehung der Lutterschen Halbspännerhöfe läßt sim ohne Smwierigkeiten<br />

verfolgen und, was nom wimtiger ist, zweifelsfrei belegen. Das ist für die<br />

Entwicklungsgeschichte dieser Hofklasse von besonderer Bedeutung, da sie fraglos<br />

die umstrittenste ist. Im ersten Erbregister von 1548 werden Höfe dieser Klasse in<br />

25) Staatsardtiv Wolfenbüttel: VII B Hs 367 pag. 509 und 511-514.<br />

26) S. Anm. 15. \Venn für 60 Morgen nur 8 H. gegeben wurden, so liegt dieser Erbzins<br />

unter den sonst üblidten Meierzinsen. Da weiterhin der Zehnte später nur mit Il fl. dem<br />

Kloster entsdtädigt wurde, verblieb dem Herzog ein erheblidter Gewinn.<br />

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den übrigen Amtsdörfern bereits aufgeführt, jedoch nicht in Lutter. Das erste Erbregister<br />

enthält für diesen Ort lediglich fünf Ackerhöfe und 34 Kothöfe.<br />

Beginnen wir mit dem Kotsassen Hans Zicgenbei(n), der zu dieser Zeit einen<br />

Kothof bewirtschaftete, den ihm Hans Kienen in Neuwallmoden vermeiert hatte.<br />

23 Morgen hatte er "vom Hause", also vom fürstlichen Amt, und zahlte hierfür<br />

den üblichen Meierzins, nämlich "zwei Himten je Morgen, wenn es trägt". Vor<br />

1567 hatte er angeblich einen Kothof angenommen, dessen Grundherr der Landesfürst<br />

war. Vom Hause gehörten jetzt nur noch 19 Morgen dazu 27). Hans Kienen<br />

aber hatte ihm nunmehr 21 Morgen überlassen. Die Vergrößerung dieses Kothofes,<br />

dessen HofsteIle noch die alte Klassenbezeichnung beibehielt, erschien so bedeutend,<br />

daß man Hans Ziegenbei(n) im zweiten Erbregister unter den dienstpflichtigen<br />

Halbspännern aufführte. Er hatte also dem fürstlichen Amt an einem Wochentage<br />

den Ackerdienst zu leisten. Der Hof wurde auch in den folgenden Erbregistern und<br />

Dorfbeschreibungen stets als Halbspännerhof geführt 28).<br />

Die Gründung des zweiten Halbspännerhofes, der auch erst im zweiten Erbregister<br />

erscheint, ging sicherlich ausschließlich auf die Initiative des Amtmanns<br />

zurück. Heinrich Söchtingk hatte vom Amt neuerdings einen" WonQ9f" erhalten.<br />

Diese Bezeichnung taucht in den Erbregistern verschiedentlich auf, und zwar immer<br />

dann, wenn der Bewohner neu angesetzt wurde. Diesem "W onhof" waren vom<br />

Amtsgut zuerst 26, dann 30 Morgen Meierland zugelegt worden, für die er die<br />

üblichen Zinsen zu zahlen hatte. Auch dieser Hof mußte wöchentlich einen Tag<br />

Ackerdienst leisten 29).<br />

Besondere Beachtung verdient die Lage der Flurstücke, die zu diesem Hofe<br />

geschlagen wurden. Der Landbesitz konzentrierte sich mit II Morgen auf die I., 2.,<br />

3. und 4. Wanne des Nordfeldes. Daneben gehörte nur noch je eine Parzelle in der<br />

I. Wanne des Südfeldes und der 13. Wanne des Westfeldes zu diesem Betrieb 80).<br />

Folgt man RippeI, so liegen alle Flurstücke außerhalb der Lutterschen Kernflur, im<br />

Nordfeld nehmen sie sogar eine ausgesprochene Randlage ein, so daß diese Flächen<br />

erst verhältnismäßig spät gerodet sein können. Am Altsiedelland, aber auch nur an<br />

dem der zweiten Ausbaustufe, war der Hof bloß mit den zehn Morgen im Südfeld<br />

beteiligt 31).<br />

Wie willkürlich aufgestockte oder neu gegründete Höfe in die Klasse der Halbspänner<br />

eingereiht wurden, beweist die Benennung des Christoffer Hacken als Kotsassen.<br />

Zu seiner HofsteIle, für die er an drei Grundherrn den Hofzins entrichtete,<br />

hatte ihm das Amtsgut bereits vor 156727 Morgen Meierland, 1568 sogar 36 Morgen<br />

gelegt. Dennoch verblieben Hof und Besitzer in der Klasse der Kotsassen.<br />

27) Im 3. Erbregister heißt es wieder, der Kothof stamme von Hans Kienen.<br />

28) Heute Ass. Nr. 62.<br />

28) Heute Ass. Nr. 8.<br />

SO) ZU Grunde gelegt wurde die Feldbeschreibung des Dorfes Lutter von 1756 (St.Arm.<br />

Wolf. 20 Alt 261111). Der Landbesitz hatte sich von 1595 bis 1756 nur wenig verändert, er<br />

stieg von 30 auf 35 Morgen.<br />

31) Rippel, a. a. 0., S. 34 f.<br />

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Die Entstehung der nädlsten vier Halbspännerhöfe ist bald beschrieben, da sie<br />

aus zwei Ackerhöfen hervorgingen. Der Ackerhof, den man aus dem v. Wallmodenschen<br />

Kothof und den vier Hufen Kirchenland gebildet hatte, muß laut Erbregister<br />

von 1595 und Dorfbeschreibung von 1685 in der Zwischenzeit geteilt worden sein.<br />

Das Land, die Zinsen und Dienste wurden von den beiden nachfolgenden Höfen<br />

gen au zur Hälfte übernommen. Lediglich die viereinhalb Morgen vom fürstlichen<br />

Amt wurden insgesamt dem einen Hof zugeschlagen 32). In der Zeit von 1595 bis<br />

1685 muß auch die Umwandlung jenes Ackerhofes, zu dem nachweislich seit 1548<br />

die zwei Hufen des Klosters Steterburg und bald darauf zwei weitere vom Amtsgut<br />

gehörten, in zwei Halbspännerhöfe vorgenommen worden sein. Auch dieses Mal<br />

hatte man das Ackerland, die Abgaben und Dienste exakt gehälftet 33).<br />

Auf eine weitere Entstehungsursache stößt man, wenn man die Angaben für den<br />

siebenten Halbspännerhof verfolgt. Er wird vom zweiten Erbregister an als Ackerhof<br />

geführt. Im ersten fehlt er noch, und ganz offensichtlich ist er 1548 wüst gewesen.<br />

Mögen es noch die Nachwirkungen der Stiftsfehde gewesen sein, wahrscheinlicher<br />

wohl die des Schmalkaldischen Krieges, jedenfalls war die Hofstelle zu jener Zeit<br />

nicht besetzt. Bis 1567 hatte dann Jacob Koter den Hof von der Familie v. Rhüden<br />

als Mciergut angenommen. überraschend ist der geringe Landbesitz. Er umfaßte<br />

nur eine Hufe und 15 Morgen, später wurde er statt dessen mit 40 Morgen angegeben.<br />

1458 hatte jedoch Bischof Ernst den Hof wie bei den anderen Adels familien<br />

auch mit vier Hufen an die lIerren v. Rhüden vergeben. Das geht aum eindeutig aus<br />

den Erbregistern hervor, die den alten Umfang von vier Hufen bestätigen, der Rest<br />

sei verloren gegangen. 1685 betrug die Größe immer noch 40 Morgen, doch wurde<br />

der Hof jetzt als Halbspännerhof bezeichnet. Auch in der Dorfbeschreibung von<br />

1756 behielt der Hof die gleidle Klassenzugehörigkeit. Ganz offenkundig tritt bei<br />

diesem Hof das Absinken aus der Klasse der Ackerhöfe in die der Halbspänner<br />

zutage. Verursacht wurde er ohne Zweifel dadurch, daß der Hof um 1548 nicht<br />

besetzt war und dadurch ein Teil des Landes nicht unbedingt dem Grundherrn,<br />

jedoch der Hofstelle verloren ging 84).<br />

Vier versmiedene Entstehungsursachen lassen sich also allein für die Halbspännerhöfe<br />

des Dorfes Lutter nachweisen.<br />

1. Ein Kothof wird aufgestockt und rückt dadurch in die Klasse der Halbspänner<br />

auf. Dabei kann die HofsteIle selbst auf eine verhältnismäßig späte Gründung<br />

zurückgehen. Bei dem Beispielshof ist die Lage am Rande des alten Dorfes unverkennbar.<br />

Grundsätzlich könnte man annehmen, auch das zugelegte Land sei junges<br />

Rodungsland. In dieser Hinsicht gibt die Verteilung der Feldstücke auf die einzelnen<br />

Wannen jedoch keinen deutlichen Hinweis.<br />

2. Zu einem neu gegründeten Hof wird gleich so viel Land gelegt, daß er sofort<br />

in die Klasse der Halbspänner eingereiht wird. Diesmal muß die Hofstelle jedom im<br />

Kern des alten Dorfes gelegen haben. Wenn die Bezeichnung n W onhof" auf ein<br />

32) s. Anm. ~4<br />

33) Ass. Nr.7, der andere Hof war bereits 1756 wüst und ist nicht mehr nachzuweisen.<br />

31) Heute Ass. Nr. 27.<br />

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neu errichtetes Gebäude verweist, so wird es sich sicher um die Wiederbebauung<br />

einer wüst gewordenen Stätte gehandelt haben, da das Vorhandensein eines bislang<br />

ungenutzten Platzes im Dorfkern unwahrscheinlich ist. Hervorzuheben aber ist die<br />

ausgesprochene Randlage der Felder, die auf die späte Gründung hindeutet.<br />

3. Ackerhöfe werden in zwei Halbspännerhöfe umgewandelt. Konnte man die<br />

zweite HofsteIle auf einer Parzelle am Dorfrand errichten, so entfiel der Zwang,<br />

auch die HofsteIle zu teilen. Diesen Weg beschritten die beiden Bauern, die den<br />

Ackerhof mit vier Hufen Kirdlenland je zur Hälfte annahmen. Bei dem anderen<br />

Ackerhof erstreckte sich die Teilung dagegen auch auf die HofparLelle. Die Dorfbeschreibung<br />

von 1756 läßt erkennen, daß sie für den Aufbau von zwei Höfen kaum<br />

ausreidlte.<br />

4. Ein Ackerhof erleidet so schwere Landverluste, daß er in die Klasse der<br />

IIalbspänner zurückgestuft werden muß.<br />

Sieht man von der Neugründung ab, so sind alle anderen Entstehungsursachen<br />

von den verschiedensten Autoren schon früher aufgeführt. Küchenthai zitiert ihre<br />

Ansimten nimt nur ausführlich, er lehnt sie aum ausdrücklim ab 35). Lediglim die<br />

Teilungen läßt er als seltenen Ausnahmefall gelten 36). Statt dessen soll seiner Meinung<br />

nach die Klasse der Halbspänner im wesentlimen dadurch gebildet worden<br />

sein, daß seit der Mitte des 16. Jahrhunderts die größeren Bauhöfe als Ackerhöfe,<br />

die kleineren als Halbspännerhöfe bezeimnet wurden 37).<br />

Zweifellos sieht Kümenthal nimt genügend, daß aum vor, während und nach<br />

der Niederschrift der ersten Erbregister Höfe zugrunde gingen. Ihr Land aber blieb<br />

zumindest in dieser Zeit auf die Dauer nicht mehr unbewirtschaftet, es wanderte<br />

vielmehr zu den verbleibenden Höfen. Nach einer nennenswerten Vergrößerung<br />

des Landbesitzes aber stand der Amtmann jedes Mal vor der Aufgabe, die bisherige<br />

Einstufung in eine Bauernklasse zu überprüfen und eventuell den Hof in die nächsthöhere<br />

Bauernklasse einzureihen. Die Entscheidung über die Klassenzugehörigkeit<br />

war sogar unumgänglich, wenn einer neugegründeten oder wiederaufgebauten Hofstelle<br />

schon als Erstausstattung ein erheblicher Landbesitz zugeteilt worden war.<br />

Daneben mag er durmaus die vormaligen Bauhöfe auf die beiden ersten Hofklassen<br />

aufgeschlüsselt haben. Es kann aum durchaus sein, daß diese Aufgabe überwog.<br />

Auf Grund des vorliegenden Materials ist Küchenthai nicht generell zuzustimmen,<br />

wenn er die Halbackermänner als Meier städtischer Bürger ansicht und sie den Halbspännern<br />

gegenüberstellt, die ihre Höfe von anderen Grundherrn erhalten hätten 38).<br />

Um 1548, als in Lutter nom keine Halbspännerhöfe bestanden, bezeichnete der<br />

Luttersche Amtmann die entspremenden Höfe in Nauen als "Halbe Ackerhöfe".<br />

In das zweite Erbregister trug er die gleichen Stellen jedom als Halbspännerhöfe ein.<br />

311) KüchenthaI, a. a. 0., S. 163 H.<br />

38) Ob Teilungen von Ackerhöfen so selten sind, wie KüchenthaI meint, muß für das<br />

Amt Lutter bezweifelt werden. Auch in Nauen, drei Kilometer südwestlich von Lutter,<br />

hat Rippel a. a. 0., S. 30, zwei geteilte Ackerhöfe nachgewiesen.<br />

17) KüchenthaI, a. a. 0., S. 164.<br />

88) KüchenthaI, a. a. 0., S. 18S.<br />

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Grundherr war in jedem Fall der Landesfürst. Auch im Lagerbuch der Familie<br />

v. Schwicheldt, es entstand kurz nach 1752, wechselt die Bezeichnung der mittleren<br />

Höfe ständig. Gründe, weshalb sie einmal als Halbspännerhöfe, zum andern als<br />

"Halbe Ackerhöfe" angesehen wurden, sind nicht zu erkennen. Im Amt Lutter<br />

besaßen die Schwicheldts zwar keine Höfe der mittleren Bauernklasse, jedoch<br />

trugen sie in Ostlutter, einen Kilometer östlich von Lutter gelegen, nachweislich<br />

von 1459 bis 1751. drei "Halbe Ackerhöfe" zu Lehen 39).<br />

Der Besitzwandel bei den Kothöfen<br />

Bereits Maßberg hatte erkannt, daß die Kothöfe zum Teil alte Reihehöfe waren,<br />

die Hufenland bewirtschafteten (0). Inzwischen ist diese Feststellung durch Küchenthals<br />

Untersuchung für weitere Gebiete erhärtet. Im Amt Lutter scheinen solche<br />

Höfe in den beiden Nauen vorhanden gewesen zu sein, wo das Goslarer Kloster<br />

Frankenberg im 13. und 14. Jahrhundert etliche Hufen erworben hatte (1). Im<br />

Amtsdorf Lutter ist dagegen nur ein umfangreicher Besitzwandel in der zweiten<br />

Hälfte des 16. Jahrhunderts zu beobachten. Seine Darstellung lohnt, weil sich daraus<br />

Schlüsse auf Entstehung und Bedeutung dieser Hofklasse ziehen lassen.<br />

Die Nachrichten über Luttersche Kothöfe gehen nicht vor das Jahr 1458<br />

zurück (2), doch werden viele sicherlich älter sein. Bei dem häufigen Namenswechsel<br />

der Meier lassen sich nur die Höfe des Adels verfolgen, die nach Geschlechtern<br />

geordnet im folgenden dargestellt werden sollen.<br />

Im Lehnsbuch des Bischofs Ernst von Hildesheim von 1458 waren für die<br />

Familie v. Wallmoden drei Kothöfe eingetragen. 1548 bestanden alle drei Höfe noch,<br />

bald darauf wurde der eine durch Zulage von vier Hufen Kirchenland zum Ackerhof.<br />

Der zweite Kothof rückte 1756 zum Karrnerhof auf. Sein Landbesitz, der 1548<br />

17 Morgen Meierland "vom Hause" umfaßte und bereits vor 1567 auf 11. 1 /2 Morgen<br />

angewachsen war, wurde in der Dorfbeschreibung des 18. Jahrhunderts mit 41 Morgen<br />

angegeben (8). Mit dieser Größe übertraf er einen Lutterschen Halbspännerhof,<br />

einem weiteren kam er fast gleich. Der dritte Kothof des Christoffer Hacken wurde<br />

bereits erwähnt, die HofsteIle wurde noch um zwei weitere Stellen vermehrt, so daß<br />

der Bewirtschafter drei Herren Hofzins gab. Ob 1548 dieser Hof landlos war oder<br />

38) Gutsarmiv Smloß Söder: Abt. Flamstödl:heim (Lagerbum).<br />

40) Mnßberg, Karl: Die Dörfer der Vogtei Groß Denkte, ihre F1urverfassung und Dorfanlage,<br />

Göttingen 1930, S. 37 f.(Studien und Vorarbeiten zum hist. Atlas Niedersamsens,<br />

11. Heft).<br />

41) So gaben Äbtissin und Konvent von Gandersheim U8I dem Kloster Frankenberg<br />

zwei Hufen "eum 11 areis" in Groß Nauen (Gos!. Ub. 11 177). 1458 trug Lantwim v. Gremsleben<br />

fünf Hufen und fünf Höfe in Klein Nauen vom Bismof von Hildesheim zu Lehen<br />

(Deeters, a. a. 0., S.44).<br />

U) Womöglim kann aum ein nom früherer Termin angenommen werden, falls der<br />

Besitz der v. Gremsleben, der für 1365 mit vier Hufen und drei Höfen angegeben wird<br />

(Nds. St.Arm. Wolf. VII A Hs Blatt 17), mit jenem von 1458 identism ist, der nunmehr<br />

ein Burglehn, vier Hufen und drei Kothäfe umfaßt (Deeters, a. a. 0., S. 44).<br />

OS) Heute Ass. Nr. 6.


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sechs Morgen "vom Hause" hatte, ist nicht zu entscheiden, doch waren es vor 1567<br />

bereits 27 Morgen, 1568 sogar 36.<br />

Nicht unerheblicher Landbesitz gehörte im Amt Lutter der Familie v. Rhüden.<br />

Bereits 1458 trug sie neben dem Burglehn einen Hof und vier Hufen im Dorf Lutter<br />

zu Lehen, dazu das wüstgewordene, südlich von Lutter gelegene Dorf Rhode 44).<br />

Für das Jahr 1548 weist das erste Erbregister jedoch nur einen v. Rhüdenschen<br />

Kothof aus, der von dieser Adelsfamilie mit 19 Morgen MeierIand ausgestattet<br />

worden war. Vor 1567 waren es nur noch neun Morgen, jedoch hatte ihm das fürstliche<br />

Amt weitere zwölf Morgen vermeiert. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde<br />

dem Hof das adlige Land ganz entzogen, doch behielt er "vom Hause" 1 3 Morgen<br />

Meierland. Danach läßt sich der Hof nicht mehr nachweisen 45).<br />

Im zweiten Erbregister, also vor 1567, vermehrt sich die Zahl der Kothöfe dieses<br />

Geschlechts plötzlich um weitere vier Stellen. Dabei kann es sich nicht vollständig um<br />

den Zuwachs von drei Kothöfen der Familie v. Gremsleben gehandelt haben; denn<br />

zwei von den vier Kothöfen sind offensichtlich Neugründungen 46). Auf jeden<br />

Fall aber wächst die Morgenzahl, die zu folge des zweiten Erbregisters insgesamt an<br />

Luttersche Höfe vermeiert war, auf 120 Morgen an. Die Annahme liegt nahe, dieser<br />

Landbesitz sei mit den vier Hufen identisch, die 1458 an die Familie verlehnt worden<br />

waren 47). Auf den Ackerhof entfiel nunmehr aber nur noch ein Drittel, in das übrige<br />

Land teilten sich neuerdings sechs Kothöfe. Für den ursprünglich gegebenen Zusammenhang<br />

spricht auch die vielfältige Flurkorrespondenz, die zwischen den Parzellen<br />

der einzelnen Höfe bestand 48). Sie ist kaum in der Lutterschen Feldmark zu beobachten,<br />

wo nur zwei Korrespondenzen auftraten, aber deutlich im "Rodenfeld",<br />

wo die beteiligten Feldstücke in der 1., 2., 10. und I I. Wanne ununterbrochene Ketten<br />

von fünf bis zehn Parzellen bildeten 49). Daneben waren nur noch drei einzeln<br />

liegende Flurstücke vorhanden.<br />

U) Deeters, a. a. 0., S.71. Wenn auch Rippel, a. a. 0., S.33, die kleine DorfsteIle für<br />

eine geschrumpfte Siedlung hält, 50 ist für sie dennoch ein totaler Wüstungsprozeß belegt.<br />

Im ). Erbregister heißt es nämlich, daß das Adlige Gut in Lutter sein gesamtes Vieh im<br />

Amtsdorf hält und man vor )0 oder 40 Jahren in Rhode nur eine Scheune und drei Kothöfe<br />

aufgebaut habe. Im 4. Erbregister umfaßt die Ortschaft Rhode nur jene drei KotsteIlen .<br />

• ~) Womöglich wurde der Hof als Brinksitzerstelle wiederaufgebaut, in diesem Falle wäre<br />

es die Ass. Nr. S.<br />

'8) Nähere Hinweise wird ein weiterer Aufsatz des Verfassers enthalten, der ebenfalls<br />

im Braunschw. Jb. erscheinen wird. Hier sei schon darauf aufmerksam gemacht. daß 1548<br />

zu dem einzigen Kothof derer v. Gremsleben wiederum kein adliges Land gehörte. Der<br />

Besitz der Kothöfe derer v. Rhüden an Ackerland, das von der gleichen Familie vermeiert<br />

wurde, liegt ausschließlich auf dem "Rodenfeld", mit dem das Geschlecht nachweislich seit<br />

14S8 belehnt war.<br />

t7) Zwar wurde von Nauener Bauern auch Land der Feldmark Rhode bewirtschaftet.<br />

doch schwankte die gesamte Morgenzahl nicht, die im I. und 1. Erbregister eingetragen wurde.<br />

Es traten lediglich starke Verschiebungen von Hof zu Hof auf.<br />

Oll) Siehe Feldbeschreibung von Rhode 1756, Anhang der Lutterschen Feldbeschreibung<br />

(s. Anm. )0). Rippel zog seinerzeit die Feldmark von Rhode nicht in die Untersuchung<br />

der Flurkorrespondenzen ein (s. Anm. 19).<br />

") Verg!. auch Feldbeschreibung von Lutter (s. Anm. )0).<br />

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Bei den Kothöfen dieses Geschlechts wechselte der Besitz an Meierland ganz<br />

erheblkh. Zwei Kothöfe hatten von den v. Rhüden zuerst gar kein Land erhalten.<br />

Der eine wurde später mit 3 1 /2 Morgen ausgestattet, der andere erhielt vom fürstlichen<br />

Amt vor 1567 14 Morgen und bald darauf 16'-13. 1756 wurde der eine noch<br />

erwähnt, doch ist er praktisch schon im Ackerhof der v. Schwicheldt aufgegangen,<br />

der andere ist wüst 50). Der dritte Kothof war vor 1567 mit 15 Morgen an Hans<br />

Karssebohm vermeiert. 1685 bewohnten die Hofstelle Andreas Schnoer und Curd<br />

Fricken gemeinsam, 1756 war sie endgültig in zwei lIalbkothöfe aufgeteilt worden,<br />

die nun Hans Schaper und Friedrich Brandes' Erben besaßen 51). Der zugehörige<br />

Landbesitz, der auch 1685 noch 15 Morgen betrug, wurde 1756 für die beiden Halbhöfe<br />

mit insgesamt 21 Morgen angegeben. Der Zuwachs stammte ebenfalls aus<br />

v. Rhüdenschem Besitz. Vor 1567 waren an drei weitere Kotsassen, die aber Höfe<br />

des fürstlichen Amtes innehatten, 30, 11. und 9 Morgen v. Rhüdensches Land ausgetan.<br />

Bald darauf bekam der eine v. Rhüdensche Hof von diesen Ländereien<br />

3 1 / 2 Morgen ab, 15 Morgen sind nicht mehr nadlweisbar, so daß die drei Köter nur<br />

noch über 15, 8 1 /2 und 6 Morgen verfügten. 1685 bewirtschafteten den Hof, dem die<br />

15 Morgen verblieben waren, auch sdlOn wieder zwei Besitzer, und 1756 wird jeweils<br />

die Hälfte von bei den nachfolgenden Halhlwthöfen beackert 52). Die 8 1 / 2 und 6 Morgen<br />

gelangten zwischen 1685 und 1756 zur knappen Hälfte an den v. Rhüdenschen<br />

Kothof mit 15 Morgen, so daß die beiden Nachfolgehöfe mit je 10 1 /2 ausgestattet<br />

werden konnten 53). Die "größere Hälfte" dieser Flächen von 8 1 /2 und 6 Morgen<br />

gelangte ebenfalls zwisdlen 1685 und 1756 an den zweiten Kothof derer v. Rhüden,<br />

der wie der vorhergehende schon vor 1567 mit 15 Morgen vergeben worden war,<br />

so daß er nunmehr auf fast H Morgen anwuchs 54).<br />

Abschließend sei noch ein kurzer Blick auf die Entwicklung der drei Kothöfe der<br />

Familie v. Schwicheldt geworfen. 1548 waren es nur zwei Höfe, die 9 und 3 Morgen<br />

"vom Hause" hatten, schon vor 1567 stieg die Zahl auf drei an, denen 9, 15 und<br />

4 1 /2 Morgen vom fürstlichen Amt zugelegt worden waren. Der Hof mit 15 Morgen<br />

hatte außerdem noch 3 Morgen von der Lutterschen Kirche St. Georg. Auch er ist<br />

1756 in zwei Halbkothöfen aufgegangen, die das Land exakt unter sich teilten 65).<br />

Die anderen beiden Höfe sind entsprechend den Nachträgen im dritten Erbregister<br />

wüst geworden, sicherlidl während des Dreißigjährigen Krieges. Wahrscheinlich<br />

wurde der eine Hof etwas eher wieder besetzt, denn 1756 wurden die heiden nachfolgenden<br />

Höfe als Halbkothöfe eingestuft, zu denen jetzt 4 1 /2 und 5 Morgen<br />

Ackerland gehörten 56). Der letzte Hof wird dagegen erst später wieder aufgebaut<br />

&0) Ass. Nr. 1 I, aufgegangen in Ass. Nr. 31. Der wüste Hof erhielt bereits keine Ass. Nr.<br />

mehr, die Stelle lag zwischen den Nr. 17 und 18.<br />

St) Heute Ass. Nr. 71 und 71..<br />

&2) Heute Ass. Nr. 47 und 48.<br />

&8) S. Anrn. 51.<br />

M) Heute Ass. Nr. 70.<br />

&6) Heute Ass. Nr. 10 und 11.<br />

U) Heute Ass. Nr. 68. Die beiden Halbkothöfc erhielten gemeinsam eine Brandversicherungsnurnmer.<br />

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worden sein, denn er erscheint in der Dorfbeschreibung als Brinksitzerstätte, ohne<br />

Besitz an Acker und Wiese 57).<br />

Hingewiesen sei auch noch auf den Kothof des Klosters Steterburg, der 1548<br />

1I Morgen vom Kloster hatte, danach 15 und 18 Morgen "vom Hause" und um<br />

1756 immer noch 18 1 /2 Morgen 58). Daneben besaß auch die Luttersche Kirche<br />

Kothöfe, deren Zahl von 1548 bis 1756 von zwei auf drei anwuchs. Davon waren<br />

zwei in der Mitte des 18. Jahrhunderts bereits wieder geteilt.<br />

Nachdem die Kothöfe des Adels etwas näher beschrieben worden sind, seien<br />

für die übrigen noch einige summarische Angaben angefügt, die das Bild abrunden.<br />

1548 beackerten die 34 Kothöfe des Dorfes im Durchschnitt 7,3 Morgen. Schon vor<br />

1567 war der Besitz bei nunmehr 42 Höfen auf 10,3 Morgen angestiegen, und 1568<br />

umfaßte er bereits 13,0 Morgen. Danach wuchs die Durchschnittsgröße bis 1595<br />

nur noch geringfügig auf 13,2 Morgen an. Ohne Zweifel müssen sich also in diesen<br />

50 J uhren auch bei den übrigen Lutterschen Kothöfen die Besitzverhältnisse erheblich<br />

gewandelt haben.<br />

Bei solch vielfältigen Veränderungen erscheint es nicht angebracht, den Besitz an<br />

Morgen Ackerland als Indiz für frühere Besitzrechte zu werten. Höfe, die Hufenland<br />

bewirtschafteten, scheinen ohnehin nicht vorhanden gewesen zu sein, sonst<br />

hätte man in den ersten beiden Erbregistern das Ackerland der in Frage kommenden<br />

Kothöfe sicher ebenso in Hufen angegeben, wie das bei den Ackerhöfen geschah.<br />

Aber auch ein Besitz an 9 (4 1 /2) oder 6 Morgen, den Küchenthai als kennzeichnend<br />

für die alten Höfe der "Dagewerchten" des Sachsenspiegels ansieht, scheint in Lutter<br />

nicht beweiskräftig zu sein, obwohl die entsprechenden Morgenzahlen bei 34 Höfen<br />

immerhin neunmal vorkamen 59). überprüft man nämlich auch noch die restlichen<br />

drei Erbregister, so ergibt sich folgende Häufigkeitsverteilung bei den genannten<br />

Besitzgrößen:<br />

I. Erbregister 2. Erbregister 3. Erbregister 4. Erbregister<br />

1548 vor 1567 1568 1595<br />

4 1 /1 Morgen 3 x I x I X IX<br />

6 Morgen 5 x IX IX IX<br />

9 Morgen I x 4 x 4 x 5 x<br />

(11 Morgen IX 7 X 5 x 4 x)<br />

Mit zunehmender Größe muß ganz einfach ein Besitz von 9 Morgen öfter auftreten,<br />

und wie sehr der Zufall mitspielen kann, zeigt die wechselnde Häufigkeit<br />

eines Landbesitzes von 12 Morgen. Die Zunahme von einem Fall auf das siebenmalige<br />

Vorkommen beruht sicher auch wieder auf der angewachsenen Durchschnittsgröße,<br />

die anschließende Abnahme aber ist nur noch durch das Wirken des Zufalls<br />

zu erklären. Es erschien deshalb nicht erlaubt, aus dem Besitz der Kothöfe an Ackerland<br />

weitere Schlüsse zu ziehen.<br />

117) Ass. Nr. 9, 1966 abgebrannt.<br />

118) Heute Ass. Nr. 2.6.<br />

18) Kücbentbal, a. a. 0., S. 67 H.<br />

7" 99<br />

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SchluP betrachtung<br />

Nachdem in dieser Untersuchung fortlaufend die sich wandelnden Besitzverhältnisse,<br />

eventuell auch die sich ändernde Klassenzugehörigkeit einzelner Höfe beschrieben<br />

wurden, mag nunmehr auf einen raschen und häufigen Wechsel der Verhältnisse<br />

geschlossen werden. Vergegenwärtigt man sich aber, daß während des Untersuchungszeitraumes<br />

sieben Generationen lebten und wirtschafteten, so verlangsamt<br />

sich das Geschehen wieder erheblich, und man ist fast geneigt, es eher "statisch"<br />

zu nennen. Für den Wirtschaftshistoriker sind jedoch solche Betrachtungen müßig.<br />

Er hat nur zu bemerken, daß Höfe keine unveränderlichen Einheiten darstellen, die<br />

den Gang der Geschichte unangefochten überdauern. Infolgedessen ist es auch nicht<br />

ohne weiteres möglich, rückwirkend aus den Verhältnissen späterer Zeiten jene zu<br />

erschließen, die in früheren Jahrhunderten herrschten.<br />

Fragt man danach, welchen Beitrag diese Arbeit zur Entstehung der Hofklassen<br />

liefert, so sind die Ergebnisse bald zusammengefaßt. Schon das vorhandene Quellenmaterial<br />

verbot eine grundsätzliche Diskussion mit den Auffassungen Küchenthais,<br />

die aber auch gar nicht nötig erscheint. Seine Darlegungen sollen nicht bezweifelt,<br />

sondern nur ergänzt werden, und das kann auch nur für den Zeitraum von 1512<br />

bis 1756 geschehen. Wenn bislang das hohe Alter der Ackerhöfe von keiner Seite in<br />

Zweifel gezogen wurde, so konnte für zwei Ackerhöfe in Lutter ein Gründungstermin<br />

zwischen 1512 bis um 1567 nachgewiesen werden. Inwieweit das Land dieser<br />

Höfe zum Altsiedelland gerechnet werden darf, und ob die HofsteIlen den Dorfkern<br />

anzuzeigen vermögen, kann nur durch weitergehende Untersuchungen geklärt<br />

werden. Für zwei weitere Ackerhöfe wurde nachgewiesen, daß sie nicht vor 1356<br />

entstanden sein können. Doch sind nach diesem Zeitpunkt bis zum Wüstwerden der<br />

Kirchnauer Flur und der Wiederaufnahme der Bewirtschaftung sicherlich noch etliche<br />

Jahre vergangen. Hinzu kommt der Halbspännerhof, dem offensichlich jüngeres<br />

Rodungsland zugelegt wurde und der in der Zeit von 1548 bis vor 1567 gegründet<br />

sein muß. Daneben konnten zwei schon früher erkannte Entstehungsarten erneut<br />

gesichert werden. Wenn Oehr meint, Halbspännerhöfe seien auch durch die Aufstockung<br />

von Kothöfen entstanden, so ist ihm zuzustimmen 60). Ebenso hat Mittelhäuser<br />

recht, wenn sie einige Halbspännerhöfe für abgesunkene Ackerhöfe hält 61).<br />

Es mag erstaunlich erscheinen, daß auf der einen Seite bereits in einem Dorf solch<br />

vielfältige Entstehungsursachen nachgewiesen werden konnten, und andererseits<br />

Küchenthai in seinem zweifellos weit umfangreicheren Material weder auf die Aufstockung<br />

von Kothöfen noch auf die Degradierung eines Ackerhofes stieß. Müßte<br />

jetzt nicht nach dem Umfang gefragt werden, der den einzelnen Entstehungsarten<br />

zukam? Die Antwort darauf setzt so ausgedehnte Vorarbeiten voraus, daß mit ihr so<br />

bald nicht zu rechnen ist. Aber selbst wenn sie vorliegt, ist eins nicht mehr möglich:<br />

80) Gehr, Gustav: Ländliche Verhältnisse im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel<br />

im 16. Jahrhundert. Hannover und Leipzig 1903, S.53 (Quellen und Darstellungen zur<br />

Geschichte Niedersachsens, Bd. XII).<br />

81) Mittelhäuser, Käthe: Zur Frage der Halbmeierhöfe, in: Neues Arm. f. Nieders.,<br />

Heft 17, 1950, S. 401-407.<br />

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rein deduktiv aus der Klassenzugehörigkeit eines Hofes auf sein Alter und seine<br />

Entstehungsart zu schließen.<br />

Allgemein wird die Bedeutung der Hofklassen darin gesehen, daß mit ihr eine<br />

bestimmte Dienstpflicht verknüpft war. Folgt man dieser Annahme, so muß man für<br />

die Neugründungen einen unlöslichen Zusammenhang von Entstehungsursache und<br />

Dienstpflicht anerkennen. Wenn das Amt Lutter zu Beginn des Untersuchungszeitraumes<br />

zwei Ackerhöfe und zwei Halbspännerhöfe schuf, so stand dahinter sicher<br />

das Bemühen, für die Wirtschaft des Amtsgutes sechs Diensttage "mit dem Spanne"<br />

zu gewinnen. Ähnliches gilt sicher auch für den Zuwachs von acht Kothöfen, an dem<br />

das Amt jedoch nur mit fünf Stellen beteiligt war. Immerhin standen dadurch noch<br />

einmal zehn Diensttage "mit der Hand" zusätzlich zur Verfügung.<br />

Schwer fällt die Entscheidung, ob die acht hinzugekommenen KotsteIlen neugegründet<br />

oder nach vorherigem Wüstwerden lediglich neu besetzt wurden. Bedenkt<br />

man, daß man von den 16 Hufen der Familien v. Rhüden, v. Heere, v. Schwicheldt<br />

und der Kirche, die 1568 bestellt wurden, 1548 nur 5 Hufen und 31 Morgen<br />

beackerte, so muß Lutter um die Jahrhundertmitte noch stark unter Kriegsfolgen<br />

gelitten haben. Dabei ist es gleichgültig, ob man noch an die Nachwirkungen der<br />

Stiftsfehde denkt oder statt dessen die Auswirkungen des Schmalkaldischen Krieges<br />

verantwortlich macht. Dennoch kann dieser Sachverhalt das Wüstwerden von Kotstellen<br />

nicht zwingend beweisen.<br />

Auf jeden Fall läßt sich aber das Bemühen des Amtes belegen, Kotsassen erneut<br />

in Lutter anzusiedeln und die bereits dort wohnenden zu halten. Während nämlich<br />

die Ackerhöfe von 1548 bis 1568 im wesentlichen ihren alten Besitz wieder vollständig<br />

unter den Pflug nahmen, beruht die bessere Landausstattung aller Kothöfe<br />

auf Landzulagen aus dem Amtsbesitz. 1548 gehörten zu den Kothöfen '1. SO Morgen<br />

Ackerland, 1568 dagegen 435. In der gleichen Zeit sank die vom Amt bewirtschaftete<br />

Fläche von 1110 Morgen auf 891. Die Landzuwendungen an die neugegründeten<br />

oder aufgestockten Acker- und Halbspännerhöfe werden aufgehoben durch an das<br />

Gut zurückgefallene Flächen und Ländereien, die 1568 die Familie v. Rhüden zusätzlich<br />

vermeierte. Einem Verlust an 129 Morgen beim Amtsgut steht also ein Gewinn<br />

an 185 Morgen Meierland der Köter gegenüber.<br />

In späterer Zeit ist neben den Landverschiebungen zwischen den einzelnen Höfen<br />

und Hofklassen ein Anwachsen der Lutterschen Feldmark zu beobachten. Jedoch<br />

kommt der Zuwachs an Ackerland jetzt nicht mehr der Klasse der Kotsassen zugute.<br />

Zwar wächst die insgesamt von den Kötern bewirtschaftete Fläche in der Zeit von<br />

1595 bis 1756 noch von 556 Morgen auf 574 Morgen an, doch sinkt die im Durchschnitt<br />

von einem Hof beackerte Fläche von 13,'1. auf 13,0 Morgen ab. Allein<br />

107 Morgen beanspruchten nämlich 1756 die vier Karrnerhöfe. Wuchs ihre Größe<br />

über den Durchschnitt an, so mußte selbstverständlich die Durchschnittsgröße der<br />

anderen sinken. Das Amt wird die Umstufung von vier Kotstellen zu Karrnerhäfen<br />

sicherlich gefördert haben. Wenn sie auch dem Amt im allgemeinen nur Kotsassendienste<br />

leisteten, so mußten sie doch im Winter Wild- und Forellenfuhren bis nach<br />

Braunschweig übernehmen. Allerdings wurde ihnen dafür der Handdienst teilweise<br />

erlassen. Es will aber so scheinen, als ob das Amt hierauf keinen so großen Wert<br />

mehr legte, da es sich bereits an anderer Stelle Ersatz verschafft hatte.<br />

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Allein der Amtmann und Ober-Commissarius Cleve hatte seinem Ackerhof, der<br />

von den v. Schwicheldt zu Lehen ging, inzwischen vier KotsteIlen hinzugefügt, deren<br />

Gebäude zum Teil schon verschwunden waren. Zwei weitere Kothöfe waren zu<br />

einem Acker- und einem Halbspännerhof gelegt. Wenn aber um 1685 schon einige<br />

Kothöfe von zwei Familien bewohnt und genutzt wurden, 50 mußte der Abgang von<br />

sechs Kothöfen zu einem Mangel an Wohnplätzen führen. Er wird natürlich verschärft,<br />

wenn die Bevölkerung wächst. In Lutter löste man die entstandenen<br />

Schwierigkeiten, indem man zwölf Kothöfe teilte, so daß man über 24 Halbkothöfe<br />

verfügen konnte 62). Allerdings schaffte man dadurch nur Hausplätze. Gleichzeitig<br />

halbierte man natürlich das Ackerland und schmälerte die wirtschaftliche Grundlage<br />

dieser Höfe. Dennoch förderte das fürstliche Amt sicher noch die Auf teilung der<br />

Höfe; denn mit diesem Vorgehen trieb man eine positive "Peuplierungspolitik" und<br />

vennehrte außerdem die zu fordernden Dienste. Zwar diente der Halbköter nur an<br />

einem Wochentag "mit der Hand" und leistete auch nur an zwei Tagen im Jahr den<br />

Burgfestedienst, aber er arbeitete gen au wie der Vollköter an zwei Erntetagen auf<br />

dem Amtsgut. Daneben hatte man die Handdienste aber noch auf andere Weise<br />

vennehrt. 1756 hatten dem Amt auch fünfzehn Brinksitzer den Handdienst wie die<br />

Halbkäter zu leisten. Lediglich in der Ernte brauchten sie nur an einem Tage zu<br />

kommen. Diese Erleichterung wiegt aber im Vergleich zu den Halbkotsassen gering;<br />

denn im Regelfall besaßen die Brinksitzer überhaupt kein Land, während die Halbköter<br />

im Schnitt sechs Morgen bewirtschafteten. Infolgedessen muß die soziale Lage<br />

dieser zuletzt Angesiedelten die schlechteste gewesen sein 63).<br />

Erklärlicherweise hatte der Amtmann den Wunsch, die zu fordernden Dienste<br />

seinen Bedürfnissen anzupassen 64). Deshalb schuf er nicht nur Höfe in den entsprechenden<br />

Bauernklassen, er wirkte auch auf deren Umfang ein. Das konnte um so<br />

82) 1756 war ein Halbkothof smon wieder wüst und wurde von einem Kothof mit<br />

bewirtsmaftet.<br />

es) Gegenüber Ernst Wolfgang Buchholz (Ländliche Bevölkerung an der Smwelle des<br />

Industriezeitalters, Stuttgart 1966, S. 7 H.), der die übervölkerung des Landes und die Verarmung<br />

der unterbäuerlimen Schichten auf den Anfang des 19. Jahrhunderts verlegt, ist<br />

wohl eher Wilhclm Abel (Der Pauperismus am Vorabend der industriellen Revolution,<br />

in: Vortragsreihe d. Ges. f. westf. Wirtsch.Gesch. Heft 14, Dortmund 1966) zuzustimmen,<br />

der beide Ersmeinungen bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts beobamtet. Wenn aber<br />

in Lutter schon vor 1756 u Kothöfe in 14 Halbkothöfe umgewandelt wurden und dazu<br />

15 Brinksitzer und 7 Anbauerstellen kamen, so muß hier der Beginn der Peuplierungspolitik,<br />

bei der schwachen wirtsmaftlichen Grundlage dieser Stellen aber aum der Pauperismus,<br />

eher angesetzt werden. Das bestätigt aum die Arbeit von Theodor Penners: Bevölkerungsgeschimtliche<br />

Probleme der Land-Stadt-Wanderung - untersucht an der ländlichen Abwanderung<br />

in die Städte Braunsmweig und Wolfenbüttel um die Mitte des 18. Jahrhunderts, in:<br />

Braunschw. Jb., Bd. 37, Braunschweig 1956, die für die Zeit von 1719 bis 1765 eine nicht<br />

unerhebliche Abwanderung vom Lande ermittelt, an der die unterbäuerliche Schicht (S. 119)<br />

relativ stark beteiligt war.<br />

") In der Literatur und den landesherrlichen Verordnungen wird verschiedentlich<br />

berichtet, die Amtmänner hätten zu ihrem eigenen Nutzen unberechtigterweise Dienste<br />

gefordert. Da sie vor der Zeit um 1580 und wieder ab 1680 die Amtsgüter gepachtet hatten<br />

und mit den Diensten bewirtschaften ließen, die sie als Vertreter des Landesherrn zu fordern<br />

hatten, ersmeint es beremtigt, von "ihren" Diensten zu spremen.<br />

101.


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leichter geschehen, je weniger die Landesregierung dem Amtmann bindende Vorschriften<br />

machte. War er auch nicht "Herr" des Dorfes, so konnte doch seine Gunst,<br />

die er einem Bauern zuwandte oder vorenthielt, bei der gewährten Ermessensfreiheit<br />

nahezu schicksalhaft werden. \Venn auch die dürren Notizen in Erbregistern und<br />

Dorfbeschreibungen keinen sicheren Anhalt dafür bieten, welche Grunde den Amtmann<br />

im einzelnen bei der Einstufung eines Hofes leiteten, so scheint doch eins<br />

festzustehen: Als objektiven Maßstab seines Handelns hat er gewiß nicht die Betriebsgröße<br />

gewählt. Sonst hätte er 1568 den Kothof des Christoffer Hacken zu den Halbspännerhöfen<br />

zu rechnen gehabt, und 1756 hätte er zwei Karrnerhöfe ebenfalls als<br />

Halbspännerhöfe einreihen müssen. Wenn man jetzt aber glaubt, wenigstens bei<br />

dem Zusammenhang von Klassenzugehörigkeit und Diensten auf sicherem Boden<br />

zu stehen, so mag auch hier ein sicherlich extremes Beispiel zur VorsidJ.t mahnen.<br />

Es stammt aus der Exklave Ostharingen. die immerhin zehn Kilometer östlich von<br />

Lutter liegt, aber damals zum Amt gehörte.<br />

Seit 1459 besaßen die v. SdJ.wicheldt in Ostharingen 91/2 Hufen Land. Acht<br />

Hufen gehörten 1548 zu zwei "freien" Ackerhöfen, I Hufe und 10 Morgen zu dem<br />

dritten "freien" Ackerhof. der außerdem noch 1/2 AfterIehnshufe der v. SchwidJ.eldt<br />

und eine weitere Hufe derer v. Heere beackerte. Dem fürstlidJ.en Amt in Lutter<br />

schuldete er als .. freier" Ackerhof nur die Burgfeste, die übrigen Dienste gingen an<br />

das Haus Schwicheldt in Ostlutter. NadJ. Angaben des zweiten Erbregisters hatte sidJ.<br />

der Landbesitz inzwisdJ.en um 1 Hufe und 8 1 12 Morgen verringert, und die Stelle<br />

galt diesmal als "freier" Kothof. Danach wuchs zufolge des dritten Registers die<br />

Landausstattung wieder um eine halbe Hufe an. und der Amtmann stufte den<br />

Betrieb nunmehr als "freien" Halbspännerhof ein. Obwohl ansdJ.ließend wieder eine<br />

Hufe verloren ging, wiederholte auch das vierte Erbregister die vorherige Klassenzugehörigkeit.<br />

Rund 170 Jahre später wies ihn die DorfbesdJ.reibung von 1764<br />

immer noch als Halbspännerhof aus 65). Das Lagerbuch der Familie v. SchwidJ.eldt<br />

behielt dagegen noch nach 1752 die ältere Klassifizierung als Ackerhof bei, obwohl<br />

der Hof dem adligen GesdJ.lecht nur an einem Wochentag den Handdienst<br />

leistete 66). Dem Amt Lutter diente er nur an zwei Erntetagen "mit dem Spanne",<br />

einen Tag mußte er Roggen mähen. Da zu jener Zeit, als die Erbregister entstanden,<br />

der LuttersdJ.e Amtmann nur die Burgfeste. nicht aber die gewöhnlidJ.en Dienste<br />

beanspruchen konnte, bleibt als Begründung für die zweimalige Umstufung diesmal<br />

nur der wechselnde Landbesitz, will man nidJ.t Willkür oder GleidJ.gültigkeit<br />

annehmen.<br />

SdJ.on der Begriff der Hofklasse konnte nidJ.t mit einer bestimmten Entstehungsart<br />

oder einem annähernd fixierten Gründungstermin in einen gesicherten Zusammenhang<br />

gebracht werden. Ebenso läßt sich die Frage nach der Bedeutung dieses<br />

Begriffes nicht eindeutig beantworten. Bei der Betriebsgräße sind seit langem überschneidungen<br />

festgestellt worden, und auch bei den Diensten ist der Umfang durchaus<br />

nicht immer durch die Klassenzugehörigkeit genau umrissen. Dabei mögen sidJ.<br />

1&) St.Arm. Wolf. 10 Alt 199.<br />

l1li) 8. Anm. 39.<br />

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überschneidende Betriebsgrößen so häufig vorkommen, daß die Ausnahmen schon<br />

zur Regel werden; abweichende Dienstleistungen bleiben jedoch die Ausnahmen von<br />

der Regel. Es ist zwecklos, aus heutiger Anschauungsweise heraus Herzog Heinrich<br />

dem Jüngeren vorzuwerfen, er habe die Einteilung in Acker-, Halbspänner- und<br />

Kothöfe zwar gefordert, die einzelnen Klassen aber nicht exakt definiert. Als<br />

anschließend die Amtmänner die Betriebe unter den entsprechenden Bezeichnungen<br />

in die Erbregister eintrugen, trafen sie die Unterscheidung offenkundig mit jener<br />

Präzision, wie sie im 16. Jahrhundert auch auf anderen Gebieten üblich war, beispielsweise<br />

dem der Maße und Gewichte. Mag uns heute der damalige Genauigkeitsgrad<br />

auch nicht befriedigen, er läßt sich nachträglich nicht mehr verbessern. Infolgedessen<br />

kann man aus früher geprägten Begriffen nicht mehr herauslesen, als sie zu<br />

ihrer Zeit zum Inhalt hatten.<br />

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Jugend und Erziehung des Herzogs Philipp Sigismund<br />

zu Braunschweig und Lüneburg,<br />

späteren Bischofs von Verden und Osnabrück<br />

Zu seinem 400. Geburtstag am 1. Juli 1968<br />

Von<br />

Marie Tielemann<br />

Das 16. Jahrhundert, das Jahrhundert der Reformation, zeigt, besonders in seiner<br />

1. Hälfte, in vielen deutsmen Ländern nimt nur religiöse, sondern aum weitgehende<br />

politisme Umwälzungen. Auffallend ist, daß neben dem Neuen viele z. T. uns nom<br />

unbekannte alte Lebensformen weiter bestehen. Diese übergangszeit ist besonders<br />

interessant in den von dem mittleren Hause Braunsmweig regierten Ländern. Neben<br />

den markanten Persönlimkeiten seiner Herrsmer erregt aum die Gestalt des Herzogs<br />

PhiIipp Sigismund, des Bismofs von Verden und Osnabrück, unser Interesse. über<br />

seine Jugendzeit, die er im Braunsmweigismen verlebte, soll im folgenden berimtet<br />

werden.<br />

Heinrim der Jüngere von Braunsmweig-Wolfenbüttel (1514-1568) hatte 1535<br />

durm ein Primogeniturgesetz 1) die Erbfolge in den von ihm regierten welfismen<br />

Landesteilen festgesetzt. Seine beiden ältesten Söhne, Karl Viktor und Philipp<br />

Magnus, waren 1553 in der Smlamt von Sievershausen gefallen. Der jüngste, JuIius,<br />

an den Füßen verkrüppelt, war für den geistlimen Stand bestimmt. Der Vater wollte<br />

ihn von der Erbfolge aussmIießen, weil er sim der evangelismen Lehre zugewandt<br />

hatte, die Heinrim erbittert bekämpfte. Da Julius glaubte, für seine Freiheit fürmten<br />

zu müssen, floh er zu seinem Smwager Johann von Brandenburg nam Küstrin.<br />

1556 smloß Heinrim eine zweite Ehe mit Sophia von Polen, aber die Hoffnung, aus<br />

dieser Ehe einen Namfolger zu erhalten, erfüllte sim nimt. Im Alter aum der evangelismen<br />

Lehre gegenüber milder gestimmt, sumte er die Aussöhnung mit Julius,<br />

und dieser kehrte 1559 nam Wolfenbüttel zurück. 1560 vermählte er sidt mit Hedwig<br />

von Brandenburg, der Tomter des Kurfürsten Joamim 11. Das junge Paar erhielt<br />

die Häuser in Sd1laden und Hessen, deren Einkünfte allerdings remt gering waren.<br />

Zu dem besdteidenen Hofstaat gehörte 1564-1568 der Baumeister Paul Francke 2),<br />

der einen Umbau des Smlosses leitete. (Als die Herzogin Hedwig ihren Witwensitz<br />

in Hessen nahm, wurde das Smloß weitgehend umgebaut. Das Inventar der Sd1lo6-<br />

kapelle, zu dem aum der Taufstein gehört, den Philipp Sigismund 1595 seiner Mutter<br />

gesmenkt hatte, befindet sim heute in der Johanniskirme in WoIfenbütteI.)<br />

1) Vergl. D. Mattbes: Der braunschweigische Primogeniturvertrag von IS3S und die<br />

Gefangenschaft Herzog Wilhelms. <strong>Braunschweigisches</strong> Jahrb. 47, 1966, S. S-S I.<br />

I) H. Samse: Die Zentral verwaltung in den südwelfischen Landen vom IS. bis 17. Jh.<br />

Hildesheim U. Leipzig 1940. S. 110 f.<br />

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Noch in Wolfenbüttel wurde dem Paar eine Tochter geboren, 1561 Sophie<br />

Hedwig (t 1631, ~ 1577 Ernst Ludwig von Pommern), 1564 der erste Sohn, der<br />

spätere Herzog Heinrich Julius, 1566 in Schladen eine Tochter Marie (t 1626,<br />

00 1582 FranzII., Herzog von Sachsen-Lauenburg), 1567 in Hessen Elisabeth (t 1616<br />

00 I] Adolf XIII. von Holstein, 2] Christoph, Herzog von Braunschweig-Harburg),<br />

1568 in Hessen der zweite Sohn, Philipp Sigismund. Die jüngeren Kinder kamen in<br />

Wolfenbüttel zur Welt.<br />

Von der Geburt Philipp Sigismunds haben wir einen zeitgenössischen Bericht S):<br />

"Anno 1568 ist durch den gnedigen segen Gottes des almechtigen hertzogen Julij zu<br />

B. und L. ander ;unger her in diese welt zu Hessen geborn, den I. Juli; uf den mittag<br />

kurtz vor 1 1 uhren, im zeichen der wage, die sonne ist gewesen im krebs und ist<br />

die taufe den volgenden 7. Juli; gehalten".<br />

14 Tage vor der Geburt hatte Herzog Heinrich geäußert: "ist unsere tochter<br />

(Hedwig) noch nicht erlöset. Wo sie aber erloset wirdt und einen sohn gebiert,<br />

haben wir denselben von Gott erbeten" 4). Am I I. Juni war er dann gestorben und<br />

am 11. Juli in der Gruft der MarienkapeIIe in der Heinrichsstadt (später Wolfenbüttel<br />

genannt) beigesetzt. BeimTode des Vaters war Julius nicht anwesend gewesen 5). Am<br />

14. Juni suchte er die zweite Frau Heinrichs auf: "ist s. f. g. herzog Julius auf Wolfenbüttel<br />

zu derselben freuntlichen frau mutter ins gemach gegangen, i. f. g. anzusprechen<br />

und zu trösten." Der Bitte seiner Stiefmutter um einen weiteren Besuch konnte er<br />

nicht nachkommen; er schrieb am 17. Juni: "Weill es aber mit unser herzlieben<br />

gemahels also geschaffen, das wir von stunde zu stunde derselben frölichen entbindung<br />

gewertig sein, darumb wir auch ungern wegen ehelicher Pflicht uns von derselben<br />

zu begeben" 8).<br />

Gemäß dem Testament Heinrichs des Jüng~re~ war nach seinem Tode eine<br />

Regentschaft seines Schwiegersohnes, des Markgrafen Johann von Brandenburg,<br />

. eingesetzt, und Julius konnte erst nach vier Wochen die Regierung antreten. Bis<br />

zum 4. Juli hielt er sich in Hessen auf 7). Wahrscheinlich hat die Taufe des zweiten<br />

Sohnes nur in bescheidenem Rahmen stattgefunden. Auch konnte er vor seinem<br />

Regierungsantritt schwerlich höher gestellte Paten erbitten. Diese waren daher Adelige<br />

niederen Ranges, unter ihnen Ludwig v. Brizke, Domdechant 8), als Bevollmächtigter<br />

des Halberstädter Domkapitels, und Christoph v. Steinberg, Rat des Herzogs 11).<br />

3) Staatsardliv Wolfenbüttel (künftig: StA W) I Alt 11 Nr.60.<br />

') Staatsardliv Hannover (künftig: StAI·I) Ca!. Br. 11 C vn 5 Nr. 10.<br />

a) W. Havemann: Geschidlte der Lande Braunschweig und Lüneburg für Schule und<br />

Haus. Bd. I. Lüneburg 1837. S.370'<br />

8) StAll Cal. Br. 21 B Vb 5 Nr. 2.<br />

') Vom 15. Juni bis 4. Juli sind alle Sdlreihen von Julius aus Hessen datiert.<br />

8) Ludwig v. Britzke, Domdedlant in Halberstadt t 1584. Samse a. a. O. S. 199.<br />

8) C. v. Steinberg. Nadl Samse a. a. O. S.152 soll er im Dienste Friedridls des Weisen<br />

Luther von Worms zur Wartburg geleitet haben. Diese Nadlridlt stammt aus der Lutherbiographie.<br />

von Mathesius S.69. In dem Stammbaum derer v. Steinberg gehört er zu den<br />

Herren, die man in ein ordentlidles Stammregister nidlt bringen kann. C. B. Behrens: Historisdle<br />

Besdlreibung des Hauses der Herren v. Steinberg. Hannover und Wolfenbüttel 1697.<br />

S.67-7°'<br />

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Die jüngeren Kinder erhielten prominentere Paten: Margarethe (geb.1571) den<br />

Kaiser Maximilian 11., vertreten durch Friedrich v. Wallenstein, Joachim Kad (geb.<br />

1573> den ErzbisdlOf von Bremen, den Landgrafen von Hessen und die Königin<br />

Elisabeth 1. von England, vertreten durch die Herzogin von Münsterberg.<br />

Der zweite Sohn wurde Philipp genannt, wahrscheinlich nach dem letzten Herzog<br />

von Grubenhagen, dem kinderlosen Philipp, auf dessen Erbschaft die Wolfenbütteler<br />

Linie hoffte, Sigismund vielleicht nach dem Großvater seiner Mutter, dem König<br />

Siegmund 1. von Polen.<br />

Die ersten Lebensjahre verbrachte der Knabe in Wolfenbüttel. Wir erfahren<br />

über ihn lediglich einiges aus Krankheitsberichten der Ärzte und Erzieher. 1570:<br />

"Philipp hat einen harten katarrh, auch etzliche pod


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men in glaubwirdigen nachrichtungen, das ir unsern sohn •.... nit allein aus der<br />

veste zur Liebenburg und mit nach der Vinenburg genomen, sondern auch euren<br />

pflichten und eiden und unser bestimbten ordnunge zuwider eine ganze nacht mit<br />

S. L. davon gepliben •.• " Unser sohn ist dir "nit umb panckalirens und saufens willen,<br />

sondern der studien und guter disciplin halber vertrauet" . . . . .. Dar ir nit unser<br />

geliebten gemahlin, sonder uns mit rath, dienst, pflichten und eiden verwandt, hettet<br />

ir derwegen uns mehr als irer liebden •... volgen sollen 13). Allerdings zeigte Julius<br />

den Erziehern seiner Söhne auch Dankbarkeit und Anerkennung. Er versah sie<br />

später mit Hofämtern. Dem Nachfolger v. d. Lühes, Curdt v. Schwiecheldt, richtete<br />

er 1580 in Goslar die Hochzeit aus, bei der 600 Personen für I985 Taler bewirtet<br />

wurden 14).<br />

1576 wurde die Hofhaltung der jungen Herzöge nach Schöningen verlegt. Curdt<br />

v. Schwiecheldt mußte die nötigen Vorbereitungen dafür treffen, daß im Schloß die<br />

Zimmer zurechtgemacht und geheizt wurden sowie Wagen und Schränke für den<br />

Umzug bereitgestellt wurden. Auch für die Herzogin wurde im Schloß ein Gemach<br />

eingerichtet. Wahrscheinlich war sie besorgt um die Gesundheit ihrer Söhne, besonders<br />

um die des kränklichen Philipp Sigismund. Curdt v. Schwiecheldt fragte bei<br />

Julius an: "Waß belangdt die gnedige vermanung, das ich bei m.m. g.g.f.f. und h.h.<br />

kein geseuf gestatten soll: Daran thun e. f. g. cristlich, furstlich und loblich und ich<br />

pin auch mehr dan gewisser zuversicht, es werden die zugefertigten kuchenzedel und<br />

hernachher die amptrechnung und e. f. g. oberhaupt und amptleute, welchen die<br />

inspection dieses hauses mit befholen, woll bezeugen, wie getreulich und sorgfeltich<br />

ich mich in diesem, ohne ungeburlichen rhum zu melden, biß anhero verhalten, und<br />

auch hinfurter mit Gotts hilf noch verhalten wolle." Bei anderer Gelegenheit wollte<br />

er dann wissen, wie es gehalten werden solle, wenn Kapitelsherrn von Halberstadt,<br />

fürstliche Räte, vornehme Landsassen oder fremder Herren Gesandte kämen. Da<br />

Schöningen etwas abgelegen sei, könne man so bald keinen Bescheid erhalten. Ferner<br />

bat er um eine Generalanweisung, daß Dr. Bockel 15 ) die jungen Herren jede Woche<br />

besuchen und dabei auf die Diät achten möge 16).<br />

Julius hatte für seine Söhne in einer Niederschrift "Der jungen herren ordnung<br />

in der lehre und disciplin" angeordnet: Sie sollen morgens im Sommer um 61/4,<br />

im Winter um 7 1 /4 geweckt werden und in Gegenwart des Hofmeisters und des<br />

Präzeptors den Morgensegen sprechen, auch Psalmen dazu lernen, an Sonn- und<br />

Heiligentagen, ebenso am Mittwoch und Freitag zur Kirche gehen und nach der<br />

Predigt examiniert werden, was sie aus derselben angemerkt haben. Um 1/2 8 im<br />

Sommer und 1/29 im Winter sollen sie die Suppe essen, danach im Lateinischen konjugieren<br />

und deklinieren. Nach dem Mittagessen um 9 (10) ist Freizeit bis um u,<br />

darauf Unterricht in Musik, von I-I Schreibübungen in lateinischer und deutscher<br />

Schrift, von I-3 wieder lateinische Grammatik, bis 1/2 4 vier schöne Sprüche aus der<br />

13) StAW I Alt 11 Nr.7I.<br />

U) C. v. S. der Jüngere geh. 1547 t 1585 Samse a. a. O. S. 307. StAW 3 Alt 181.<br />

15) Johann Boekel, Professor der Medizin in Helmstedt, Leibarzt des Herzogs Julius.<br />

Samse a. a. O. S. 174.<br />

18) StAWI Alt 11 Nr.7!.<br />

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Bibel und aus Cato lernen und auslegen. Bis zum Nachtessen können sie im Gemach<br />

umhergehen und werden dabei von dem Hofmeister in moribus unterrichtet; nach<br />

dem Abendessen dürfen sie musizieren. Um 8 Uhr soll der Präzeptor im Beisein des<br />

Hofmeisters ein Kapitel des Neuen Testaments vorlesen. Aus demselben sollen die<br />

Prinzen stets einen "vornemen hauptspruch" mit ins Bett nehmen und ihn sich<br />

einprägen 17).<br />

Daneben wurden die Leibesübungen nicht vernachlässigt. Schon von Liebenburg<br />

aus beschwerte sich der Hofmeister, daß der FechtIehrer noch nicht angekommen und<br />

ohne Urlaub in Wolfenbüttel verblieben sei. 1577 schrieb Julins an den Amtmann<br />

zu Schöningen: "daß du den großen dantzsal uf unsern hause Schöningen außreumst<br />

und lehr machest, damit unsere junge herschaft ihr fecht - und spielplatz darauf<br />

haben konen", 1578: "exercitia corporis müssen jetzt in turniren und ringrennen,<br />

hetzen und beitzen geübt werden, mittwoch, sonnabend und sontag nach gehaltener<br />

predigt auch springen und andere kurtzweil und galliarden (tanzen?) lernen, welches<br />

alles fürnemblich nicht zu wollust, sondern zu bewegung und gradheit des leibes<br />

dient und achte, solcher leute sollten in Gülich und den Niederlanden wol zu finden<br />

sein, deßgleichen müßte i. f . g. einen haben, der denselben beizen lernte, und solche<br />

solte man zu Halberstadt und bei den benachbarten hartzgrafen wol finden. Im<br />

garten ist an gelegenen örtern und zum schießen ein rennplatz zuzurichten" 18).<br />

Jede Woche mußten die beiden Knaben einen lateinischen Brief an die Eltern<br />

schreiben, dessen Inhalt völlig konventionell ist. Es fällt auf, wie unbeholfen die<br />

Schrift Philipp Sigismunds wirkt gegen die seines älteren Bruders. Diese Unbeholfenheit<br />

findet sich auch später bei allen seinen eigenhändig geschriebenen Briefen und<br />

Aktenstücken. Wahrscheinlich hängt das mit der vielgenannten "Blödigkeit des<br />

Gesichts" zusammen. Wahrscheinlich war er weitsichtig, denn er bekommt ein<br />

Psalterium mit großen Buchstaben, während er auf der Jagd erheblidte Beute<br />

madtte - so hatte er einmal 5 Wölfe gefangen und war beim Sdteibenschießen vorn<br />

Philippsberg in Wolfenbüttel der Beste 19).<br />

Vorn Wolfenbütteler Hofe hielt man die Knaben fern. 1577 wurden sie jedoch<br />

einmal zum Weihnadttsfeste in die Residenz gebracht. 1579, als der Markgraf von<br />

Ansbadt, der König von Dänemark und der Kurfürst von Sadtsen zu Besudt dort<br />

weilten, forderte der Vater beide Söhne auf, dahin zu kommen 20).<br />

Einmal im Jahre wurde ein Examen im Beisein des Kanzlers, einiger Räte und<br />

Helmstedter Professoren abgehalten, wobei ein genaues Protokoll angefertigt<br />

wurde. Bei diesen schnitt der hochbegabte Heinridt Julius immer glänzend ab, während<br />

es sich zeigte, daß Philipp Sigismund recht schwerfälligen Geistes war. Der<br />

Helrnstedter Professor Tilemann Heshusius 21) urteilte nadt der Prüfung am<br />

17) StA W I Alt u Nr. 73.<br />

18) StAH Ca!. Br.:u C XVI 61 Nr.9.<br />

18) StA W 1 Alt 11 Nr.71.<br />

20) Ebenda.<br />

11) Heshusius, geb. 1517, Magister der Theologie, versdtiedene Pfarrstellen. 1577 nach<br />

Helmstedt berufen. ADB 11, S. 3 14-3 16.<br />

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I. Oktober 1577 allerdings recht wohlwollend, daß "der junge herzog fein 'freudig<br />

und unerschrocken ohne wehmut, wie nie zuvor geschehen, geantwortet". Auf die<br />

Frage, ob er wollte selig werden und wer ihn erlöset habe und wodurch die Erlösung<br />

geschehen, hat er "zimblich antwort" gegeben und so bestanden, daß man Hoffnung<br />

auf Besserung schöpfen könne. Als Lektionen in Religion werden angegeben:<br />

20 Psalmen auswendig lernen, dazu den Lobgesang der Maria und des Simeon und<br />

6 Choräle. Die Prüfung in Latein beschränkte sidI auf Deklinieren und Konjugieren,<br />

wobei er oft ins Stocken kam. Erschwerend für ihn war, daß sein jüngerer Bruder<br />

Joachim Karl (geb. 1573), der auch nach Schöningen gebracht war, einmal äußerte:<br />

"er wisse mehr als sein bruder und könne ihn wol unter die bank stecken." Der<br />

Kanzler Mutzeltin meinte, es könne sein, daß "ein widerwille zwischen den beiden<br />

einreißen würde, der in jungen jahren einwurLelt und nachher schwerlich auszulöschen<br />

sei". Er schlug daher vor, daß die beiden ihre eigenen Erzieher und Lehrer bekommen<br />

sollten, damit Philipp nicht zu sehr zurückbliebe, sondern etwas mehr als die Muttersprache<br />

und Latein zu reden und zu schreiben lerne und besser behalten könne,<br />

was er gelernt habe. Es sei zu erwägen, wohin man die Knaben schicken könne 22).<br />

Die Trennung geschah allerdings nicht, weil Julius wohl die Kosten einer doppelten<br />

Hofhaltung fiirchtete. Der Hofmeister Curdt v. Schwiecheldt äußerte dazu, Philipp<br />

Sigismund müsse einen scharfen Hofmeister haben, sonst wolle er sich nicht ziehen<br />

lassen. Professor Borcholt war dagegen der Meinung, der junge Herzog könne bereits<br />

den Katechismus Luthers und 40 Psalmen auswendig. So solle er dabei bleiben und<br />

täglich einen Psalm hersagen, etwas Neues solle man nicht anfangen. Auch solle man<br />

ihn nicht mit allzu vielen grammatischen Regeln in Latein beschweren. Im Examen<br />

1578 schnitt Philipp Sigismund nicht viel besser ab. In Latein hatte er "den Donaturn<br />

23) etzliche mahl ausgelesen", auch das Psalterium des Herrn Hofmeisters, weil<br />

dasselbige in großen Buchstaben gedruckt sei.<br />

Ein kleines Porträt im W olfenbüttelcr Schloßmuseum zeigt ihn in dieser Zeit als<br />

einen sdllanken und blassen Knaben mit etwas stumpfem Gesichtsausdruck, anscheinend<br />

körperlich und seelisch stark gehemmt (Abb. I; vgl. auch Porträt von 1590:<br />

Abb.2).<br />

Als Heinrich Julius seine Studien in Helmstedt begann, wurde die Haushaltung<br />

der beiden jüngeren Herzöge nach Gröningen bei Halberstadt verlegt. Im Examen<br />

1581 wird von Philipp Sigismund berichtet, daß er den Katechismus repetiert, auch<br />

mehr Psalmen auswendig gelernt, im Lateinischen dekliniert und konjugiert, das<br />

Compendium der Grammatik getrieben und auch das Schreiben ferner geübt habe.<br />

Irgendwelche Fortschritte scheint er nicht gemacht zu haben. Für die Räte und Professoren<br />

müssen diese Prüfungen eine ziemlich große Plage gewesen sein. Curdt<br />

v. Schwiechcldt spricht in einem Schreiben vom 4. August 1577 an Herzog Julius<br />

den Wunsch aus, "das die examinatores zwo tage beiwonen und nit davon eilen" 24).<br />

22) StA \V I Alt Z1 Nr.73.<br />

") Donatus, römischer Grammatiker und Rhetoriker, lebte Mitte des 4. Jahrhunderts<br />

n. C. in Rom, Lehrer des Hieronymus. Seine 3 Bände ars grammatica, später Hauptlehrbuch<br />

der lateinischen Sprache.<br />

14) StA W I Alt 21 Nr.73.<br />

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Von 1581 an bereitete Julius die übersiedelung seiner beiden jüngeren Söhne<br />

nach Helmstedt vor. Heinrich Julius, inzwischen mündig gespromen, hatte als<br />

Bischof von IIalberstadt seine Residenz in Gröningen genommen, wo es für die<br />

Knaben zu unruhig wurde. 1576 waren Philipp Sigismund und Joachim Karl bei der<br />

Gründungsfeier der Universität Helmstedt bereits immatrikuliert, kamen aber erst<br />

1582 dahin. Julius plante, seine Söhne bei Professor Borcholt 25) unterzubringen,<br />

dem er Geld zum Ankauf eines Hauses gegeben hatte und bei dessen Sohn er Pate<br />

war. Die Antwort des Professors auf die Anfrage, die Unterbringung betreffend,<br />

klingt recht verhalten. Er will den jungen Herren gern Zimmer in seinem Hause<br />

einräumen. "Soviel aberst die verrichtung der kost betrifft, mus ich neben meiner<br />

lieben hausfrauen bekennen, das ich und meine hausfrau hiebevor mit furstlichen<br />

personen nit viel umbgangen, aum wenig wissen, wie und welcher gestalt furstliche<br />

personen mit kost der gebuer nach zu unterhalten, wie e. f. g. one erinnerung in<br />

gnaden leichtlich haben zu erachten .... Einen koch anhero zu ordnen, amtet meine<br />

hausfrau aus beweglichen ursachen nit nötig zu sein, sondern sie will die versehung<br />

sonst tun, das durch ire dienstboten alles soll verrichtet werden" 26). Gleichzeitig<br />

bittet er um Angaben, wie es mit den Speisen gehalten und wie teuer alles eingekauft<br />

werden soll. Man kann sich vorstellen, daß dieser Einbruch einer fürstlichen<br />

Hofhaltung dem Ehepaar trotz aller Dankbarkeit nicht angenehm gewesen war,<br />

auch wird die finanzielle Abrechnung mit dem sparsamen Herzog nicht immer leimt<br />

gewesen sein. Julius nahm den niedrigsten der Kostenanschläge, die seine Räte ihm<br />

vorgelegt hatten; wenigstens gelang es Borcholt, den gebotenen Tagessatz von<br />

6 Mariengroschen auf 7 heraufzusetzen. Es erfolgte dann ein ausführlicher Plan für<br />

Unterbringung und Verpflegung. Die jungen Herren sollten eine Eßstube und ein<br />

Schlafzimmer zusammen haben, jeder ein besonderes Studierzimmer, die beiden Präzeptoren<br />

zusammen einen Raum, die beigeordneten Diener und Edelknaben könnten<br />

nach der Gelegenheit des Hauses untergebracht werden. Außer der Morgensuppe<br />

soll es 2 Mahlzeiten geben, mittags um 10 Uhr, abends um 5. Der Hofmeister muß<br />

dafür sorgen, daß Bekömmliches gereicht wird und "daß den jungen herren zwischen<br />

den mahl und sonsten unordentlichen zeiten einiges obst weder heimlich noch öffentlich<br />

beigebracht oder sonsten etwas geschenkt und verehrt werde". Kümenzettel<br />

müssen dem Herzog eingereicht werden. Den Eßgewohnheiten der Zeit entspremend,<br />

bestanden die beiden Hauptmahlzeiten aus vielen Gängen, z. B.: für den Montag<br />

mittags: I) Bier- oder Weinsuppe 2) Rindfleisch 3) Vögel mit Weinbeeren gesotten,<br />

Tauben oder Hühner 6) Butterfisch 7) Kaltes Rind- oder Schöpsen fleisch mit Senf<br />

8) Wurst. Am Abend I) Hühnerfleisch mit einer Suppe 2) Schöpsenfleisch, geröstet<br />

oder mit Petersilienwurzel 3) Gebratenes Sauer, mit Butter gebraten 4) ein Zugemüs<br />

5) Krebse oder Fische, etwas Gebackenes 6) Kalbskopf, -füße oder Geschling<br />

7) etwas von Eiern. Für jede Mahlzeit Butter und Käse und sonst Obst, was die<br />

Jahreszeit geben will. Beim Essen wird Wein gereimt, aber mäßig, den Edelknaben<br />

") Borcholt, Johannes Julius, geb. 1535 in Lüneburg t 1593, studierte in Wittenberg bei<br />

MeIanchthon, Jura in Bourges, 1567 Syndikus und Professor in Rostock, 1575 nach HeImstedt.<br />

Samse a. a. O. S. 165/166. ADB Bd. 3 S. ISS.<br />

le) StA W I Alt 2.2 Nr.74.<br />

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und Dienern Hclmstedtcr Bier, gespeist sollen sie mit den Resten werden. Nacheinander<br />

sollen die einzelnen Professoren zu den Mahlzeiten gebeten werden, ebenfalls<br />

französische Schulmeister, damit sie in ihrer Sprache Anleitung geben. Die jungen<br />

Herren bekommen täglich ein frisches Hemd, Tischtuch, Handtuch und Mundtuch.<br />

Ihre Wäsche muß im Hause gewaschen und gemangelt werden. Ihre Bettwäsche wird<br />

geliefert, für die Wäsche der anderen Hausbewohner muß Borcholt aufkommen.<br />

Getränke, Lichter und Heizmaterial werden gesondert bezahlt "zur notdurft und<br />

ohne überfluß ", ein Kostenanschlag ist vorher einzureichen. Kulturgeschichtlich interessant<br />

ist das Verzeichnis der Sachen, die von Wolfenbüttel mitgebracht wurden:<br />

I Gieß becken und I Gießkanne (zum Händewaschen bei Tisch), 18 Eßbecken,<br />

24 Teller, Il Löffel, 2 Salzfässer, I Kredenzmesser, I Gabel (zum Vorlegen, man<br />

benutzte noch keine Gabeln beim Essen), 1. Herrenmesser, I Butterschüssel, jedem<br />

Herren I Gießkanne und Handbecken in die Studierstube, sich abends und morgens<br />

darin zu waschen, 10 Leuchter, I Kupferwanne für das Geschirr, I zum Füße waschen,<br />

I Schachspiel 27). -<br />

Es wurde dafür gesorgt, daß den jungen Herren Barbier. Schuster und Schneider<br />

zur Verfügung standen und daß sie einen Kirchenstuhl erhielten. Da im Hause Borcholt<br />

keine Uhr vorhanden war, gab Juliuseinen Zuschuß zur Reparatur der<br />

Kirchenuhr.<br />

Am 16. Juni 1581 kamen die jungen Herzöge mit einem Gefolge von 11 Personen<br />

in Helmstedt an. Der Hofmeister berichtete: "Wir sind vom rector und der ganzen<br />

universität mit einer lateinischen rede empfangen, der rat hat die bürger gewapnet<br />

vor dem tore aufstellen lassen und verehrte I faß bier und I fäßlein wein von ungefähr<br />

1 ohm."<br />

Von einem Universitätsstudium im eigentlichen Sinne konnte bei der Jugend der<br />

Knaben (14 und 9 Jahre) nicht die Rede sein. Sie standen unter der strengen Zucht<br />

ihres Hofmeisters und durften an den Veranstaltungen wie Promotionen an der<br />

Universität nicht teilnehmen. Wie bisher wurden sie von ihren Präzeptoren unterrichtet<br />

und mußten ihre Prüfungen ablegen. Julius hatte angeordnet, sie sollten<br />

jeden Tag ihre gewöhnlichen Lektionen haben, sich nicht mit Trunk beladen und<br />

nicht in Völlerei geraten. Auch Hofmeister und Bediente müssen sich eines ehrbaren<br />

Lebens befleißigen. Wenn Gäste da sind, denen zu Ehren oder gemäß "des bey uns<br />

Teutschen leider allzuviel ingerissenen bösen Gebrauchs halben ein geselliges Trinkgelag<br />

gestattet und angerichtet werden solle", •.•. dürfen die jungen Herrschaften<br />

"dabey nicht gelassen, viel weniger darzu gezogen, sondern sobald die Mahlzeit<br />

gehalten und das Tischtuch aufgehoben, oder wann sonsten das Gesäuf angehen will",<br />

sollen sie zu ihrem Gemach geführt werden. Auf Höflichkeit ist zu achten. Wenn<br />

sie nicht gehorchen, muß es gemeldet werden. Sie sollen ein christliches, keusches,<br />

eingezogenes Leben führen, zu keinen verdächtigen Weibsbildern gehen. Unzeitiges<br />

Spazierengehen, verdächtiges Baden und häufiges Reiten auf die Ämter und Klöster<br />

soll nicht erlaubt sein. Abends um 8 sollen die Türen verschlossen werden. Die Hof-<br />

17) Ebenda.<br />

111.<br />

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Abb. I: Herzog Philipp Sigismund im Alter von 10 Jahren<br />

Porträt von T 579 im Schloßmuseum zu \Volfenblittel<br />

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Abb. 2: Herzog Philipp Sigismund<br />

Ausschnitt aus einem Gemälde von Hans Vredemann de Vries, 1590<br />

Leihgabe der Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong><br />

im Schloßmuseum zu Wolfcnbüttel<br />

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meister müssen stets im Gemach auf- und abgehen. Briefe sind von ihnen in Empfang<br />

zu nehmen 28).<br />

Mit der Gesundheit Philipp Sigismunds stand es in Helmstedt anfangs nicht zum<br />

besten. Der neue Hofmeister Franz Behr 29) schrieb nach Wolfenbüttel, daß der<br />

Herzog viel unter "Hartleibigkeit" und Gelbsucht zu leiden habe, und beklagt sich<br />

über den sauren Wein und das schlechte Bier, beides sei nicht bekömmlich. Darauf<br />

wurde das bessere Zerbster Bier geliefert. Als im Oktober 1582 in Helmstedt die<br />

Pest ausbrach, brachte der Hofmeister die beiden jungen Herren in das Kloster<br />

Marienthai, dessen Abt mit dieser Einquartierung durchaus nicht einverstanden war.<br />

Herzog Julius beorderte sie nach Helmstedt zurück. Er schrieb am 14. November an<br />

Behr: "Nun ist unser will, das du gedachte unsere jungen herrn ungesäumt wieder<br />

nach Helmstedt bringest, denn wir sie nicht wie weibische männer erzogen haben<br />

wollen. Man hat auch noch nit gehört, das ein fürst von Braunschweig an der pest<br />

gestorben, sondern vielmehr in schlachten, stürmen und dergleichen tapferen thaten<br />

christlich und rümblich umkommen" SO).<br />

Für Philipp Sigismund wurde der Aufenthalt in Helmstedt unterbrochen durch<br />

eine Reise nach Pommern zu seiner ältesten Schwester Sophie Hedwig, die 1577 den<br />

Herzog Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast geheiratet hatte. Er wurde von seinem<br />

Vater dorthin geschickt, weil er kränklich und von einer "melancholischen Schwachheit"<br />

befallen war. Er sollte sich dort erholen und auch in der pommerschen Landwirtschaft<br />

umsehen. Herzog Julius wollte dort nebenbei Handelsgeschäfte tätigen,<br />

er wollte seiner Tochter Messing und andere MetalIwaren liefern und verlangte<br />

dafür jährlich 20 Tonnen Butter und die Wolle von 500 Schafen. Sophie Hedwig<br />

beklagte sidl allerdings, daß sie die gesdlickten Waren nicht anbringen könne. Vor<br />

Philipps Rückreise empörte sie sidl darüber, daß die Wegzehrung ihrem Gatten<br />

angeredlnet werden sollte. Wenn das geschähe, wäre es dem Herzog Julius und dem<br />

Hause Braunsdlweig sehr sdlimpflidl. Auch hatten die Begleiter ihres Bruders, der<br />

Hofmeister und der Stallmeister Franz Trampe, keine Jahresbesoldung erhalten,<br />

sondern nur die Verpflegung. Für Trinkgelder war nidlts mitgegeben, sie mußte<br />

auf des Herzogs Kreditbrief eine Anleihe aufnehmen, um die nötigen Geldgesdlenke<br />

zu geben, z. B. an den Organisten, der ihrem Bruder täglich eine Musikstunde zu<br />

geben hatte 31).<br />

Aum in Pommern ging der Unterricht weiter, der Präzeptor Heinrim Weingartner<br />

smickte einen ausführlimen, remt günstigen Berimt aus Wolgast. Wegen<br />

vieler Reisen mit seinem Smwager hat Philipp Sigismund nimt immer seinen Studien<br />

obliegen können, er hat aum viel Zeit mit Jagen, Reiten und anderen Leibesübungen<br />

28) F. v. Strombeck: Deutsmer Fürstenspiegel aus dem 16. Jahrhundert. Braunsmweig<br />

1814. S. ZI.<br />

19) Franz Behr geb. 1551 t 161l, später Erzieher des Herzogs Joamim Karl, dann Rat in<br />

Halberstadt. Samse a. a. O. S. 153h54.<br />

30) StAH Cal. Br. 1l XIII Nr. I.<br />

11) E. Bodemann: Die Verheirathung der Prinzessin Sophie Hedwig von Braunsmweig­<br />

Wolfenbüttel 1517 und deren BriefwemseI mit ihrem Vater, dem Herzoge Julius 1577-1585.<br />

Zs. d. Hist. Ver. f. Nds. Jg. 1830, S. 183 und ZI I f.<br />

113<br />

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zugebracht. Der Lehrer hat ihn aber abends und morgens ein Stück des Katechismus<br />

und einen Psalm neben dem Gebet hersagen, ebenso ein Kapitel aus der Bibel lesen<br />

lassen. Auch ist das Lesen von geschriebener und gedruckter Schrift geübt, er hat<br />

Briefe selbst aufsetzen müssen. In Latein hat er Cato gelesen, sich mit den nötigen<br />

grammatischen und syntaktischen Regeln befaßt, dazu ab und an deutsche Sentenzen<br />

ins Lateinische übersetzt. Aus dem corpus iuris mußte er 9 Stellen, die er früher auswendig<br />

gelernt hatte, wiederholen, dazu kamen 17 neue. Beim Lesen hatte er<br />

Schwierigkeiten wegen seiner Augenschwäche. Der Lehrer machte dann den Vorschlag,<br />

seinen Schüler in der Arithmetik zu unterweisen, denn sie sei einer fürstlichen<br />

Person sehr nützlich und "an sich sehr lustig". Sonst solle man den Schüler nicht mit<br />

anderen neuen Lektionen beschweren, nur sei anzuraten, daß er etwas politische<br />

Studien betreibe, auch allgemeine Geschichte und Französisch. Ebenfalls solle er<br />

sich für Architektur interessieren, Grundrisse machen und perspektivisch zeichnen 32).<br />

Herzog Julius hatte gewünscht, daß sich sein Sohn neben seinen wissenschaftlichen<br />

Studien auch für die Landwirtschaft interessiere, sich umsehe, wie in Pommern<br />

die Höfe gebaut, wie das Land beackert werde, wie es mit der Viehzucht stehe, wieviel<br />

Tonnen Butter und Käse man von den Kühen gewinne, wieviel Wolle von den<br />

Schafen. " Weil s. I. auch corpulent und die leibsubungen s.l. dabei notig und dienlich,<br />

sehen wir [= Julius] gern, daß s.l. zu zeiten lustsweiß das dreihen (tanzen),<br />

wenn einer were, der s.l. dartzu anweisen konte, lernen, damit s.l. desto mehr aus<br />

der melancholei kommen, anderweits sich auch im fechten, auch ringrennen exerziren<br />

und uben." Die Tochter schreibt darüber an ihren Vater, ihr Gemahl werde darauf<br />

sehen, daß ihr Bruder zum Fechten und Ringreiten angehalten werde, in Wolgast<br />

sei eine Rennbahn. Einen Tanzlehrer weiß sie allerdings nicht. Sehr liebevoll schreibt<br />

sie von ihrem Bruder, er sei fromm und gehorche gern "und er ist gereits, als wenn<br />

er ein ander mens were", man könne seine Melancholie nicht mehr spüren, er sei<br />

freundlich, auch nicht übermäßig dick und wachse sehr 33).<br />

Von Philipp Sigismunds Briefen aus Pommern sind anscheinend nur wenige<br />

erhalten. Er schreibt am 29. Dezember 1584. daß es in Ueckermünde viel Sand und<br />

Heide gäbe, der Acker sei nicht fruchtbar. Dagegen gäbe es dort schöne Holzungen,<br />

stattliche Wildbahnen und Jagden sowie Ziegeleien, in denen viele Tausend Ziegel<br />

und Steine gebrannt würden. Auf den Bauernhöfen hatte er gewissenhaft den Viehbestand<br />

gezählt und berichtet, daß 9 Kühe in der Mai- und Sommerzeit z Tonnen<br />

Butter gäben 34).<br />

Die Zeit in Pommern bedeutete für ihn eine Wandlung in seiner Entwicklung.<br />

Nicht nur die Reisen durch fremde Gegenden, vor allem aber die mütterliche<br />

Betreuung durch seine Schwester bewirkten bei ihm eine starke Auflockerung. Seine<br />

Mutter hatte sich anscheinend wenig um ihn bekümmert, er stand bisher nur unter<br />

der Zucht seiner Hofmeister, die wiederum von seinem Vater streng kontrolliert<br />

wurden. Er war wohl das, was man heute einen Spätentwickler nennt, der dazu<br />

~Z) StA W I Alt 9 Nr. 104-<br />

83) E. Bodemann a. a. O. S. 2.07. 2.09-10, 2.0S.<br />

") StA W 1 Alt 9 Nr. 104.


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gehemmt wurde, daß ihn zuerst sein ältester, dann sein jüngerer Bruder mit schnellerer<br />

Auffassungsgabe und besseren Leistungen überflügelt hatten.<br />

Der Aufenthalt in Pommern dauerte von November 1583 bis Januar 1586, unterbrochen<br />

durch eine dreimonatige Zeit in Calvörde, das damals zu Braunschweig<br />

gehörte, eine Zeit, von der uns nichts bekannt ist. Von 1586-1587 hielt er sich in<br />

Gröningen auf. Darauf weilte er auf Wunsch seines Vaters in Wolfenbüttel. Da sein<br />

Hofmeister Curdt v. Schwiecheldt in Gröningen zurückgeblieben und in die Dienste<br />

des Bischofs Heinrich Julius getreten war, verpflichtete Julius einen Adeligen aus<br />

der Kurpfalz, Meinhart v. Schomburg, der bisher im Dienste des Grafen Enno H.<br />

von Ostfriesland gestanden hatte 85); Wegen der geringen Besoldung sagte er aber<br />

nach einem Jahr die Bestallung auf. Philipp Sigismund als Bischof von Verden bat,<br />

er möge sein Amt wieder aufnehmen, und gab ihm eine Besoldung von 600 Talern<br />

jährlich anstatt zoo Taler wie bisher, obwohl Meinhart wußte, daß das Stift Verden<br />

etwas "gering" sei. Julius sicherte ihm dann ein Lehen zu, bestehend aus einer Rente<br />

für ihn, seinen Bruder und seine männlichen Leibeserben 36).<br />

Am Z5. Mai 1586 gaben er und der Präzeptor Weingartner einen ausführlichen<br />

Bericht über Philipp Sigismunds weitere Studien. Da er wegen der "Blödigkeit des<br />

Gesichts" nicht soviel lesen sollte, wurde ihm häufig vorgelesen. Er zeigte besondere<br />

Lust zu politischen Sachen. Es wurde empfohlen, daß er in Wolfenbüttel die Kanzlei<br />

besuche, den Parteisachen beiwohne und dabei die juristischen Ausdrücke kennenlerne.<br />

Besonderes Interesse habe er an Erdkunde. Für diesen Unterricht sollten angeschafft<br />

werden Münsters Cosmographia und das Theatrum orbis, auch die wichtigsten<br />

Länderbeschreibungen. Die Disziplin müsse man nicht fallenlassen, doch weil<br />

er nun fast erwachsen sei, müsse darauf geachtet werden, daß nicht zuviel und zuwenig<br />

in dieser Hinsicht geschehe, wie der Commenius sagt: "pudore et liberalitate<br />

satius est liberos in officio retinere quam metn." Es müsse auch Zeit gelassen werden<br />

zu den exercitia corporis als Ringrennen, Spazierengehen, Reiten, Fahren, Jagen,<br />

Hetzen, Turnieren. "Nachdem auch s.f.g. unverdrossen und nicht gerne müßig sein<br />

muggen, daraus dan wie auch sonsten guter vermutung und hofnung, das s. f. g. sich<br />

zu der regierung nicht übel schicken werde, als wird Illustrissimus Julius ••• woU die<br />

mittel und wege zu treffen wissen, daß... hertzog Philip, weil s. f. g. heranwachsen,<br />

mit der zeit ethwan mit einem stift oder sonsten wormit versehen werde.<br />

So werde sich erst recht ausweisen, worzu s. f. g. lust haben, das wie mhen sagt:<br />

magistratus ostendit virum, und werden s. f. g., wie sichs ansehen lest, zweivelsohne<br />

woUlust und liebe zur regierung bekommen, wan sie erst was in die hände kriegen" 37).<br />

Man erkennt also hieraus die weitere günstige Entwicklung des jungen Herzogs, den<br />

seine Erzieher früher "fast für einen Idioten" gehalten hatten.<br />

In seinem Testament vom Z9. Juni IS8z hatte Julius, dem Primogeniturgesetz<br />

von 1535 gemäß, seinen ältesten Sohn HeinrichJulius zu seinem Nachfolger bestimmt.<br />

Dieser soUte die Stifter Halberstadt und Minden an einen seiner Brüder abtreten,<br />

15) StA W 3 Alt 119, 198, %14.<br />

18) StAH Ca!. Br. 22 XIII Nr. 2.<br />

11) StA W 1 Alt 9 Nr. 104, I Alt II Nr.48.<br />

8 •<br />

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verzichtete aber nur auf Minden zugunsten von Philipp Sigismund. Heinrich Juliu!><br />

wurde weiter dazu verpflichtet, nach seinem besten Vermögen zu befördern, daß die<br />

Brüder zu Erz- und Bischöflichen Würden oder Komtureien, Dompropsteien oder<br />

anderen geistlichen Prälaturen erhoben würden. Es dürfe sich aber keiner von ihnen<br />

verstehen, sich auf die geistlichen Stifter oder deren Güter zu verheiraten, "weil<br />

dabei kein segen Gottes zu erwarten sei" 38). Heinrich JuHus war auf Betreiben seines<br />

Großvaters, Heinrichs des Jüngeren, schon im Alter von 1 Jahren 1566 zum Bischof<br />

von Halberstadt postuliert. Ohne Wissen seines Sohnes hatte Heinrich in die Wahlkapitulation<br />

aufnehmen lassen, daß sein Enkel bei der katholischen Religion bleiben<br />

werde. Nach heftigen Auseinandersetzungen erreichte Julius, daß diese Bestimmung<br />

aufgehoben wurde. Doch mußte Heinrich JuIius die niederen Weihen erhalten.<br />

Wegen ihrer Erteilung wandte sich Julius an den damals schon evangelischen Abt<br />

von Riddagshausen, der deswegen zunächst bei dem Generalsuperintendenten Kirchner<br />

und anderen Theologen anfragen wollte 39). Die Antwort ist nicht erhalten, war<br />

aber sicher abschlägig. Dann erreichte JuHus, daß die Weihen seinen 3 ältesten<br />

Söhnen durch den Abt von Huysburg im Bistum Halberstadt erteilt wurden 40). Als<br />

die Sache bekannt wurde, erfolgten heftige Angriffe von Seiten der Helmstedter<br />

Theologen, vor allem Chemnitzens, und entrüstete Schreiben von evangelischen<br />

Fürsten, den Herzögen von CeIIe und Württemberg, den Kurfürsten von Sachsen<br />

und Brandenburg und dem Landgrafen von Hessen. Dieser schrieb, daß dann Grafen<br />

und Adelige nach diesem Beispiel ihre Kinder dem Papst "in den Rachen stecken"<br />

würden 41). Als sie später JuIius zur Unterzeichnung der Konkordienformel aufforderten,<br />

lehnte dieser ab, obwohl er schon 40 000 Thaler für die Sache geopfert<br />

hatte. So wurde die Konkordienformel in Braunschweig nicht eingeführt.<br />

Schon lange vor seinem Tode versuchte Julius, seine jüngeren Söhne durch den<br />

Erwerb geistlicher Präbenden finanziell sicher zu stellen, vor allem Philipp Sigismund.<br />

Für ihn erlangte er als erste Präbende eine Domherrnstelle in Köln. Hier wurde von<br />

ihm der Nachweis von 16 adeligen Ahnen gefordert, was bei der Feststellung der<br />

8 Ahnen seiner Mutter einige Schwierigkeiten machte, da länger nach einer Gemahlin<br />

eines Ahnherrn, des Grafen von Zepustin und Transsilvanien (Siebenbürgen),<br />

geforscht werden mußte 42). Der Landgraf von Hessen und der Kurfürst von Sachsen<br />

38) F. Algermann: Leben des Herzogs Julius zu Braunschweig und Lüneburg. Hrsg. von<br />

F. K. von Strombeck 1813. S. 1034.<br />

39) Der Abt von Riddagshausen, Johannes Lorbeer, hätte, obwohl evangelisch geworden,<br />

doch die Weihen erteilen können. Die Weihe war zweifellos gültig nam katholischem<br />

Kirchenremt, vorausgesetzt, daß der ordinierende Geisdiche selbst gültig geweiht war. Ob<br />

der Ordinierende später evangelism wurde, ist nur für die kanonische Erlaubnis seiner Handlung<br />

von Belang, nimt für die Gültigkeit. (v. Rosen - v. Hoewel und O. Kühn: Smäffers<br />

Grundriß des Rechts und der Wirtschaft Abt.lI, S. 53. Nach freundlichem Hinweis von<br />

Dr. Roberg-Ereuel.)<br />

10) Bescheinigung der Weihe für Philipp Sigismund: StAH Cal. Br. 11 B XIV 51 Nr. I ••<br />

U) E. Bodemann: Die Weihe und Einführung des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig<br />

und Lüneburg als Bischof von Halberstadt und die damit verbundenen Streitigkeiten<br />

1578-1580. Zs. d. Hist. Ver. f. Nds. Jg. 1878. S.181.<br />

u) StAH Cal. Br. 11 B XIV I I Nr.1.<br />

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verweigerten die erforderliche Bestätigung des Ahnenbriefes, die dann durch die<br />

Herzöge von Pommern und Mecklenburg und den Kurfürsten von Brandenburg<br />

geschah, der allerdings dazu äußerte: "Ist aber unser gemüt und meynung nicht,<br />

dadurch das bapsttum sterken zu helfen"43). Die Verhandlungen wegen der Präbende<br />

führte der Kanzler Mutzeltin mit dem Grafen von Nellenburg-Thungen, Domherrn<br />

von Köln und Straßburg. Dieser erhielt dafür ein Darlehen von 3000 Gulden und<br />

verschaffte Joachim Karl eine Domherrenstelle in Straßburg. 1579 wurde Philipp<br />

Sigismund in seiner Präbende installiert und leistete durch einen Prokurator den<br />

Kanonikatseid. Die Einkünfte erhielt er allerdings erst nach 3 Jahren.<br />

Die zweite Präbende war eine ISSI frei gewordene DomherrnsteIle in Bremen.<br />

Der Erzbischof, Heinrich von Sachsen-Lauenburg (sein Bruder, der regierende<br />

Herzog Franz 11., heiratete IS8z Philipps Schwester Marie), hielt die Besetzung der<br />

Stelle vorläufig frei und sandte seinen Kammerherrn, den erzbischöflichen und<br />

bremischen Rat v. d. Becke, nach Wolfenbüttel zur Unterhandlung. Becke wollte<br />

"e. f. g. sohn fest und getreulich helfen und uff guth bremisch bestendig und aufrichtig<br />

bleiben". Es war ihm gelungen, einige von den Kapitularen, die die Wahl<br />

vollziehen mußten, auf seine Seite zu bringen, ebenso für 600 Gulden den Hauptgegner<br />

Philipps, den Domdechanten. IS8z wurde Philipp Sigismund gewählt und bei<br />

dem Eid durch z Prokuratoren vertreten. Die Herzogin Hedwig wandte sich an den<br />

Erzbischof wegen einer Wohnung in der Domfreiheit für ihren Sohn, damit er "im<br />

erzstift seinen studien und anderen guten künsten, zucht und fürstlichen tugenden<br />

obliegen und darin erzogen werden möchte". Der Erzbischof erwiderte, daß ihr<br />

Sohn reichlich jung sei. An seinem Hofe würde er seine Studien leicht versäumen,<br />

da er, der Bischof, stets von einem Ort zum andern reisen müsse. Becke erhielt für<br />

seine Bemühungen 6000 Taler U). Er setzte sich wieder für Philipp Sigismund ein,<br />

als sich für diesen eine glänzende Aussicht zu eröffnen schien. Der Erzbischof starb<br />

am Il. April 1585. Becke gab Julius den Rat, Abgesandte zur Beisetzung nach Bremervörde<br />

zu schicken und rechtzeitig seine Werbung anzubringen, dann würden "die<br />

von der ritterschaft und den städten die köpfe zusammen stecken und vom kapitel<br />

den herrn begehren, sie würden keinen papistischen zulassen". Auch machte er den<br />

zweifelhaften Vorschlag, man müsse Philipp Sigismund älter machen und angeben,<br />

er sei 18 J abre alt und habe 3 Jahre in Helmstedt studiert. Aber einstimmig wurde<br />

der Graf Johann Adolf von Holstein gewählt, denn ein Holsteiner sei für das Erzbistum<br />

widttiger als ein Braunschweiger Herzog. "Stadt Buxtehude und Bremen<br />

ziehen ihre nahrung aus Herzog Adolfs marschlanden" 45). Zu gleicher Zeit bemühte<br />

sich Heinrich Julius, seinem Bruder die Dompropstei von Halberstadt zu verschaffen,<br />

sie sei ihm gesichert, es werde nur einiges kosten. Das Domkapitel wandte ein,<br />

Philipp Sigismund sei noch minderjährig, habe auch noch nicht die erste der höheren<br />

Weihen, das Subdiakonat, es könne aber eventuell eine Administration durch den<br />

Stiftshauptmann v. d. Lühe eingerichtet werden. Erst 1588 erlangte Philipp Sigismund<br />

die Stelle und damit die Einkünfte der Güter Dardesheim und Harsleben.<br />

43) StAH Ca\. Br. 2I B XIV 58 Nr. I.<br />

44) StA W I Alt 2Z Nr.71.<br />

45) StAH Ca!. Br. 11 B XIV I8 Nr. Ih.


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Erfolglos blieben die Bemühungen um das Bistum Osnabrüdc, das durch den<br />

Tod des Erzbischofs von Bremen, der gleichzeitig Bischof von Osnabrüdc gewesen<br />

war, frei geworden war. Es scheint hier an dem nötigen Einsatz gefehlt zu haben.<br />

Curdt v. Schwiecheldt hatte gemahnt, daß man zur Gewinnung des Domkapitels<br />

kein Geld sparen solle, "dann sonsten lasse ich mich bedünken, wir haben den rechten<br />

weg nicht vor, dadurch man stifte erlangen könne, wenn es nicht mit anderm ernste<br />

solle getrieben werden" 46).<br />

Ebenso scheiterten die Verhandlungen wegen des Bistums Minden. Heinrich der<br />

Jüngere hatte den Bischof Franz von Waldedc mit Waffengewalt gezwungen, das<br />

Bistum an seinen Sohn Julius abzutreten. Nachdem dieser Aussicht auf die Nachfolge<br />

im Herzogtum hatte, überließ er es dem Bruder seines Vaters, Georg (t 1566).<br />

1585 resignierte Heinrich JuIius, der 1567 zum Koadjutor gewählt war, das Stift<br />

zugunsten seines Bruders Philipp Sigismund, da er sich vermählen wollte. Sofort<br />

trafen Proteste des Kölner Erzbischofs und des päpstlichen Nuntius Alexander von<br />

Parma ein. Dieser äußerte: "Es würde seiner Majestät dem kaiser zum hödtsten<br />

mißfallen gereichen, wenn dieses reidtlich dotierte stift an die widerwärtigen religionsverwandten<br />

käme", und schrieb "von der blutdürstigen wolfsart jetziger ketzer" 47).<br />

Obwohl Julius bereit war, einige Ländereien aus der Hoyaer Erbsdtaft an Minden<br />

abzutreten, sdteiterten seine Bemühungen an dem Streit um die Oberhoheit über das<br />

Kloster Loccum, wo er die Huldigung erzwungen hatte. Ein Osnabrüdcer Domherr<br />

meinte allerdings später: "Sie haben den goldenen wagen vor der tür gehabt und ihn<br />

nicht hereingelassen" 48).<br />

1586 wurde Philipp Sigismund zum Bisdtof von Verden gewählt. Das war vor<br />

allem dem braunsdtweigisdten Rat und Gesandten beim niedersädtsisdten Kreistag,<br />

Statius v. Tzerstede 49), zu verdanken, der es an "Verehrungen" für die Verdener<br />

Domherrn nidtt hatte fehlen lassen. 1588 erhielt Philipp Sigismund eine DomherrnsteIle<br />

in Magdeburg. 1591 wurde er unter sehr scharfen Kapitulationsbedingungen<br />

zum Bischof von Osnabrüdc gewählt. Er starb 1623 in Iburg mitten in den Wirren<br />

des niedersächsisch-dänischen Krieges und wurde im Dom zu Verden beigesetzt.<br />

Es geht weder aus Briefen noch aus Akten hervor, wie Philipp Sigismund sich zu<br />

den Bemühungen seines Vaters um geistliche Ämter verhalten hat. Ihm ersdtien es<br />

wohl selbstverständlich, sidt wie bisher völlig unterzuordnen. Erst seit Antritt seines<br />

Amtes in Verden begann er, sich in stärkerem Selbstbewußtsein von der Autorität<br />

des Vaters freizumadten. 1588 wollte Julius, daß sein Sohn als Domherr seinen<br />

Wohnsitz nach Magdeburg verlegte. Es ist zu vermuten, daß er für ihn dort die<br />

Würde des Erzbisdtofs erhoffte. (Erzbischof war damals der Kurprinz von Brandenburg,<br />

Joachim Friedrich von HohenzoIIem, der bei Regierungsantritt resignieren<br />

48) StA W 1 Alt 9 Nr. 44.<br />

&7) StAR Cal. Br. 21 C XVI 39 Nr. 10 und 45 Nr. Ih.<br />

&8) StAR Cal. Br. 21 B XIV 30 Nr. 3 und 13.<br />

") S. v. Tzerstede, aus einem Lüneburger Patriziergeschlecht stammend t 1605. Samse<br />

a. a. O. S. 163.<br />

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würde.) Philipp Sigismund schrieb an den Vater, daß er weder nach Wolfenbüttel<br />

noch nach Magdeburg gehen könne, da Landtage, Hofgerichte und Domherrnwahl<br />

seine Anwesenheit im Stift Verden erforderten. Ihn leitete das aus seiner strengen<br />

Erziehung entstandene Pflichtbewußtsein. Als ein weiterer Wesenszug entwickelte<br />

sich eine lebendige Religiosität, die auch nicht durch das mechanische Auswendiglernen<br />

und Hersagen von Katechismus und Bibelsprüchen gehemmt worden war.<br />

Das zeigte sich besonders in Osnabrück, wo ihm immer wieder nahegcIegt wurde,<br />

sich auf das Tridentinum zu verpflichten, was ihm viele Vorteile gebracht und viele<br />

Widerwärtigkeiten erspart hätte. Was er auf Grund seiner festen evangelischen<br />

überzeugung auf sich nahm, macht eine BriefstelIe von 1591 klar: "Wir konten auch<br />

mit warheit sagen, daß wir zuvor die gelegenheit dieses stiftes allerdinge nit gewust,<br />

• . .. hetten in andern unseren landen, emptern und gepieten unseren fürstlichen<br />

underhalt dabevor in guter ruh und frieden gehabt. Weil wir aber nach schickung<br />

des almechtigen weiter zu diesem stift berufen, hetten wir denselben beruf in nahmen<br />

Gottes uff und ahn uns genommen und zu der beschirmung der underthanen in<br />

äußerster unser meglichkeit nichts underlassen" 50). Trotz des Festhaltens am evangelischen<br />

Glauben, der ihm Herzenssache war, waltete er in Osnabrück mit einer<br />

für damalige Zeiten erstaunlichen Toleranz, beseitigte Mißstände in den Klöstern<br />

und hielt Freundschaft mit dem Abte zu Iburg, mit dem er sozusagen unter einem<br />

Dache lebte.<br />

Wir erfahren kaum etwas darüber, wie es mit seiner wissenschaftlichen Weiterbildung<br />

bestellt war. Immerhin begleitete ihn sein Lehrer Weingartner nach seiner<br />

Residenz Rotenburg und wurde später wie auch der treue Stallmeister Franz Trampe<br />

in den bischöflichen Rat aufgenommen. Das Interesse für Erdkunde und Architektur<br />

blieb erhalten. Philipp Sigismund ließ durch den Landmesser Gigas die erste Karte<br />

des Stiftes Osnabrück anfertigen und in Osnabrück, Iburg und Rotenburg Bauten<br />

im Renaissancestil errichten.<br />

Was er als Landesfürst erstrebt und erreicht hat, ist in der Ungunst der Zeiten<br />

in Vergessenheit geraten. Es sei nur erwähnt, daß er im Stifte Verden die Hexenprozesse.<br />

verbot, während unter seinem hochgebildeten Bruder Heinrich Julius um<br />

Wolfenbüttel die Scheiterhaufen brannten. In der Geschichte des Landes Braunschweig<br />

hat er nur einmal eine Rolle gespielt, als er dahin berufen wurde, um die<br />

Mißstände unter der Herrschaft der Brüder v. Streithorst beseitigen zu helfen.<br />

Überblickt man das Leben von Philipp Sigismund, so stellt er sich dar als eine<br />

Persönlichkeit, die, wenn auch geschichtlich nicht hoch bedeutend, so doch charakterstark<br />

und menschlich liebenswert war. Das geht besonders hervor aus seinen Briefen<br />

an den Kammerjunker Johann v. Frese, von denen einer zum Schluß mitgeteilt sei:<br />

"Besonders lieber getreuer, wir sind gelückig undt woll hier angelangedt,<br />

.•..• haben auch deiner lieben haußfrauhe eine tohne broyhan angesteIdt, die dieselbe<br />

hier übersenden wollen, hoffen, sie wird sich denselben wol schmecken lassen,<br />

&0) StA Osnabrück Rep. 100 Abschn.14 Nr. Il.<br />

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und wen sie darvon verdrinckedt, dorbey meiner gedenken. Der dan balt uff die<br />

nege ist, sol sie unß zu wissen thun, will ich ihr neuen schicken undt dich auch ein<br />

wenig bors torf apfel deiner frauhen zuschicken. W ollst sie auch meinerhalben freundlich<br />

in den arm nemen undt küssen. Undt sindt dich undt den deinen mit allen<br />

gnaden gewogen undt darfst an mich nicht zweifeln, was wir dich nicht verhalten<br />

könen und dich Godt befelen.«<br />

Philipp Sigismund. 51)<br />

Rodenburg, den 2. dec. anno 1616<br />

&1) StA Aurilh Dep.41 III 84.<br />

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Goethes Reise nach Helmstedt<br />

und seine Begegnung mit Gottfried Christoph Beireis<br />

Eine Untersuchung zum Bildstil der" Tag- und Jahreshefte"<br />

I. Einführung . . . . . .<br />

Von<br />

Dieter Matthes<br />

Seite<br />

122<br />

H. Goethe im Todesjahr Schillers<br />

126<br />

IH. Zur Entstehung des Textes<br />

IV. Der Greifenvergleich . . .<br />

133<br />

141<br />

V. Die Besichtigung des Beireis-Hauses und seiner Sammlungen .<br />

I. Zur Komposition<br />

149<br />

149<br />

~. Automatenfiguren und naturhistorisch-physikalische Sammlungen 150<br />

3. Die Gemäldesammlung 160<br />

4. Die Münzensammlung 168<br />

5. Der große "Diamant" 173<br />

VI. Schluß ...•............ 181<br />

Anhang: Reisenotizen und Material Goethes über die Sammlungen des<br />

Professors G. Chr. Beireis [1805 J 184<br />

Abkürzungen 192<br />

Schrifttum. . 193<br />

Abbildungen 200<br />

I2I


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1. EINFüHRUNG<br />

Niemand wird behaupten wollen, daß der niedersächsische Raum im Leben<br />

Goethes eine zentrale, bestimmende Rolle gespielt habe, wie das für andere<br />

deutsme Landschaften in so auffallender Weise zutrifft. Es lassen sich jedoch aum<br />

hier, vor allem für den Bereich des ehemaligen Herzogtums Braunsmweig mehrere<br />

interessante Goethe-Beziehungen nachweisen. Die Briefe Goethes an Langer aus<br />

der Zeit der Leipzig-Frankfurter Krankheitskrise 1), das Schicksal des jungen<br />

Jerusalem und seine Wirkung auf den Werther-Roman sowie die erste öffentlime<br />

Faust-Aufführung im Braunsmweiger Theater am Hagenmarkt - das sind<br />

nur einige Themen, die in diesem Zusammenhang beachtet wurden. Man kann aber<br />

aum auf die Fahrt hinweisen, die den Dimter einmal in seinem Leben nam Helmstedt<br />

geführt hat. Diese Reise ist zwar der Tatsache nach bekannt geworden, in<br />

ihrer Bedeutung für das Leben und Werk des alten Goethe ist sie indessen so gut<br />

wie unerforsmt geblieben. Zum Verständnis dieser merkwürdigen niedersächsismen<br />

Goethe-Beziehung soll im folgenden ein Beitrag gegeben werden. Mamen<br />

wir uns zunämst mit dem Verlauf dieser Reise bekannt.<br />

Im Sommer 1805 faßte Goethe den Entsmluß, seinen Aufenthalt in Bad Laumstädt<br />

ein zweites Mal zu unterbrechen, um zusammen mit dem Philologen Friedrim<br />

August Wolf aus Halle, jenem bedeutenden Altertums- und Homerforsmer,<br />

eine Reise nach Helmstedt zu unternehmen. Der fünfzehnjährige Sohn Goethes,<br />

August, durfte die beiden Männer begleiten. Das Interesse der Reisenden galt zwei<br />

bekannten Merkwürdigkeiten der kleinen braunschweigismen Universitätsstadt:<br />

der Sammlung Beireis, einer Attraktion von europäischem Rang, und ihrem<br />

Besitzer, dem nimt minder sehenswerten Hofrat und Professor Gottfried Christoph<br />

Beireis, dessen ,Ruf als Polyhistor, Arzt und geheimnisvoller Krösus längst auch<br />

bis nach Weimar gedrungen war. Am 14. August wurde die Fahrt von Halle aus<br />

angetreten. Ober Bernburg, dem linken Ufer der Eibe folgend, erreichte man<br />

Magdeburg, wo ein erster Halt eingelegt wurde. Die Aufmerksamkeit galt hier vor<br />

allem dem Innenraum des Domes und seinen plastischen Bildwerken (Taf. I) 2).<br />

Am 16. August abends traf die kleine Reisegesellschaft in Helmstedt ein. Mit der<br />

Besichtigung des Beireis-Hauses, wo die Besucher durch \Volf förmlich angemeldet<br />

waren 3), konnte gleich am folgenden Morgen begonnen werden. Das Betramten<br />

und Erklären zog sim über mehrere Tage hin. Heitere Gastmähler im Kreise der<br />

Professorenschaft und ein Ausflug nach Schloß Harbke, dem Erbsitz der Grafen<br />

von Veltheim, gaben den Helmstedter Tagen ihr besonderes Gepräge. Die Rückfahrt<br />

ging über Gut Nienburg, wo der "tolle Hagen", ein derber Landrat, auf<br />

1) Vgl. die Veröffentlimung von Goethes Briefen an E. Th. Langer durm Paul Zimmermann<br />

in Band I der Neuen Folge dieser Zeitsdlrift: Z i m m e r man n, Goethes Briefe 1-34.<br />

2) W A 35, 1°7-108; Teilabdrud. der Magdcburg-Notizen Goethes von 1805 W A 48,<br />

141-144; vgl. dazu Me i n eck e 4-19 und Be r na y s 66 Anm. 10; ferner JA 30, 4H;<br />

Go e t h e - Bei r eis - Aus 5 tell u n g I 93 ° VI, 5-7; K 0 h fe 1 d Zl-ZZ; Pan 0 f­<br />

sky, Plastik 19-H,91-94; Pinder 135-137; Greisehel LVIII-LlX; Panofsky,<br />

Grabplastik 60.<br />

3) M erb ach, Beireis /4.<br />

IZl


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seinem Anwesen besucht wurde, weiter über Halberstadt mIt einer Besichtigung<br />

des Gleimhauses und schließlich durch das von früheren Harzfahrten her schon<br />

bekannte Tal der Bode. Am 25. August war man zurück in Halle. Eine zwölftägige<br />

sommerliche Rundreise hatte damit ihr Ende gefunden. Zusammen mit seinem<br />

Sohn fuhr Goethe nach Lauchstädt weiter, ehe er am 5. September endgültig wieder<br />

nach Weimar zurückkehrte 4).<br />

Seit etwa 1780 waren die Sammlungen des Hofrats Beireis in den Ruf einer<br />

europäischen Sehenswürdigkeit gelangt. Von nun ab kamen regelmäßig Besumer<br />

in sein Haus, um sich die berühmten Weltwunder von Helmstedt vorweisen zu<br />

lassen 5). Mindestens zwei sohher Beireis-Besucher können benannt werden 8), von<br />

denen Goethe vor 1805 Näheres über den Sammler gehört haben könnte: der<br />

Weimarer Gymnasialrektor K. A. Böttiger und der Jenaer Anatom J. Chr. Lader.<br />

Böttiger hatte Beireis im Jahre 1793 besucht und in seinen Reisebemerkungen notiert:<br />

"Sein schmales, in den Wangen eingefallenes, blutloses Gesicht verdiente noch eine<br />

eigene Schilderung in Lavaters Physiognomik. Mir war es der wahre Abdruck eines<br />

Rosenkreuzers" 7). Es war die Neigung seiner Zeit zum Aberglauben, die der<br />

Dichter am Beireis-Gerücht nicht ohne Sorge beobachtete und die ihn letztlich veranlaßt<br />

hat, die Fahrt nach Helmstedt zu unternehmen. Urheber und nähere<br />

Umstände eines späten Alchymistengerüchtes sollten an Ort und Stelle erforscht<br />

werden. Die Beziehung Loders zu seinem Helmstedter Kollegen scheint verschiedenen<br />

Angaben zufolge noch enger gewesen zu sein. Er galt zeitweise sogar als Erbe<br />

gewisser Teile des Beireis-Vermögens 8). Loder übersandte Goethe im Jahre 1801<br />

eine kleine Beireis-Schrift 9), von der später noch die Rede sein wird. Loder mag es<br />

auch gewesen sein, der im Sommer 1805 während der geselligen Tage in Halle den<br />

letzten Anstoß zu der Helmstedtreise Goethes gegeben hat.<br />

Wer war nun Beireis?<br />

nGodofredus Christopherus Beireis, Primarius Professor<br />

Medicinae, Chemiae, Chirurgiae, Pharmaceutices, Physices,<br />

Botanices et reliquae Historiae naturalis."<br />

So lautete der akademische Titel, mit dem er sich in das Stammbuch eintrug, das<br />

Goetbes Sohn ihm im Sommer 1805 vorlegte (Taf. 1 c) 10). Beireis wurde am<br />

18. Februar 1710 in der kleinen thüringischen Reichsstadt Mühlhausen geboren. Sein<br />

.) Vg!. G ö t tin g 58; Müll er, Kl. Goethebiographie 158-160.<br />

5) über die bisher ermittelten Besucherberichte informiert am besten M erb ach, Beireis<br />

8-13. Siehe auch Me r ba eh, Nachträge 61-73 und Me rb ach, Lebensbilder 174.<br />

0) Vgl. dazu auch Pr ö h 1 e 54.<br />

7) Bättiger (Besuch 1793) in: Heister 254. - Vg!. Merbach, Beireis 3. 11;<br />

Bessmertny,Beireis 113, u4. IS8; Beireis-Ausstellung 196oX, 2<br />

8) Ober die Besuche Loders bei Beireis vg!. An ton (Besuch 1794) 359: .. Wir sprachen<br />

von Loder, der ihn häufig besucht und für seinen Heredipeta gehalten wird"; He ist e r<br />

174-275; Merbach, Beireis I1-U.<br />

8) R u p per t 5396 = Bei re i s , Morgengesicht; siehe unten Anm. 111.<br />

10) Faksimile in: Be ss me r tn y, Beireis 97. - Vg!. W A 35, 214. - B eck er 17-19.<br />

V u 1 p i u s 249.<br />

123<br />

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Vater nahm dort die Stellung eines Kammerschreibers und Ratsherren ein. Seit 1759<br />

wirkte Beireis als Professor und Arzt in Helmstedt. Er starb am 18. September 1809,<br />

wenige Wochen bevor die dortige Universität durch Verfügung des Königreichs<br />

Westphalen aufgehoben wurde. Nur mit wenigen Professoren dieser Universität<br />

hat man sich so ausgiebig immer wieder beschäftigt wie gerade mit Beireis, mit<br />

seinen Verdiensten und seinen Eigenheiten 11). Seine aufopferungsvolle Tätigkeit<br />

als praktischer Arzt verband sich mit einer übersteigerten Eitelkeit und der Sucht,<br />

in allen Dingen original zu scheinen. Man kann über den Wert seines Charakters<br />

und Wirkens durchaus verschiedener Meinung sein. Eines jedoch wird man sagen<br />

dürfen, ohne damit von vornherein für oder gegen Beireis sprechen zu wollen: was<br />

an ihm beachtenswert bleibt, ist die starke Persönlichkeitswirkung, die von ihm ausging.<br />

Wer ihn einmal gesehen hatte, vergaß ihn so leicht nicht wieder. Was blieb,<br />

war der Eindruck einer starken Individualität, eines Originals, wie man im 18. Jahrhundert<br />

zu sagen liebte. Viele Berichte von Zeitgenossen und nicht zuletzt die<br />

Darstellung Goethes bezeugen das zur Genüge.<br />

Beireis war ein Genie an Vielseitigkeit. Sein barockes Lehrprogramm und die<br />

große Extensität seiner Vorlesungstätigkeit sind oft herausgestellt worden 12).<br />

Dennoch hat er auf den Fortgang der von ihm vertretenen Wissenschaften keinen<br />

nachweisbaren Einfluß genommen. Er hat keine Bücher geschrieben und keine<br />

eigene Schule im Sinne einer bestimmten wissenschaftlichen Richtung begründet.<br />

Ober seine chemischen Erfindungen, die bedeutend gewesen sein mögen, konnte bisher<br />

nichts Sicheres ermittelt werden. Selbstverständlich hat er durch seine Lehrtätigkeit,<br />

die sich durch eine große Anschaulichkeit des Vortrags auszeichnete, auf viele seiner<br />

Hörer anregend und fördernd gewirkt. Inwiefern Beireis im Rahmen der Helmstedter<br />

Universitätsgeschichte von Bedeutung war, muß eine offene Frage bleiben.<br />

Eine Untersuchung dieses Problems liegt bisher nicht vor. Was sich als Vermutung<br />

hierzu sagen läßt, ist folgendes: Beireis wirkte Zeit seines Lebens als einer der<br />

letzten großen Polyhistoren der deutschen Gelehrtengeschichte. Das bedeutet, daß<br />

man ihm und seinen Eigenheiten nur dann gerecht wird, wenn man in ihm einen<br />

der Vergangenheit verhafteten Geist erblickt. Was für das 16. und 17. Jahrhundert<br />

, noch zeitgemäß erschien, war um 1800 endgültig überholt. Den weiten Kreis so<br />

vieler Wissenschaften in einem Kopfe ,zu fassen, war bei dem unaufhaltsamen Vordringen<br />

der Einzeldisziplinen nicht mehr möglich. Ein Lehrprogramm, wie es<br />

Beireis an sich gezogen hatte und allein aus der Kraft seines genialen Gedächtnisses<br />

zu verwirklichen strebte, war zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Hierin kann<br />

man eine Art Lebenstragik des Gelehrten Beireis erblicken, wenn man von Tragik<br />

in diesem Zusammenhang sprechen will.<br />

Sein Ruf als Gelehrter wurde noch übertroffen durch die Legende, die sich um<br />

seine Person gebildet hatte. Vor die Gestalt des universalen Gelehrten trat das<br />

11) Einen überblick über die wichtigste biographische Beireis-Literatur geben S tA W b<br />

VI Hs 10 Nr. 1 Bd. 1; He ist e r 28S-29O; Me r b ach, Lebensbilder 174-17S; Me r­<br />

b ach, Beireis und B e s s m e r t n y, Beireis in den Anmerkungen; siehe auch V 0 1 k -<br />

man n 6S, US, U8-129, 143-144, 20S.<br />

U) Vgl. He ist e r 71-83, 340-344; Me rb ach, Beireis 31-3S.<br />

124<br />

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geheimnisvolle Bild des Almymistenarztes und Goldmamers. Es charakterisiert<br />

Beireis, daß er es zuließ, wenn sim die abergläubische Einbildungskraft seiner Zeit<br />

in dieser Weise mit ihm beschäftigte und ihm übernatürliche Fähigkeiten zuschrieb.<br />

So wurde er für die Stadt Helmstedt fast so etwas wie eine lokale Sagenfigur, eine<br />

Mischung aus Doktor Eisenbart und Münchhausen. Aum die Analogie zum historischen<br />

Doktor Faustus und der Faustgestalt des Volksbuches drängt sich hier auf.<br />

Dennoch ist Beireis keine echte Sagengestalt geworden 18). Daß der Keim, der mit<br />

dem Alchymistengerücht gegeben war, nicht zur vollen Entfaltung gelangte, hängt<br />

damit zusammen, daß um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert die Wachstumsbedingungen<br />

für eine solme Sagenbildung nicht mehr in gleicher Weise gegeben<br />

waren, wie dies noch in früheren Jahrhunderten der Fall war. Zum anderen haben<br />

sich die Beireis-Biographen bald um eine bürgerliche Ehrenrettung ihres Professors<br />

bemüht, was soviel bedeutete wie eine "Entmythologisierung" seiner Gestalt. Auf<br />

diese Weise wurde dem weiteren \Vachstum, zugleich aber auch dem rechten Verständnis<br />

der Beireis-Legende entgegengewirkt. Goethe hat sim der Legende des<br />

Helmstedter Gelehrten als eines biographismen Kunstmittels bedient. Mißverständnisse<br />

und Fehlurteile hinsichtlich der Goetheschen Charakteristik, wie sie bei<br />

den Beireis-Biographen gelegentlim festzustellen sind, haben hier ihre tiefere<br />

Wurzel 14). Es ist das Verdienst Bessmcrtnys, erstmals klar herausgestellt zu haben,<br />

18) R i eh I 139-14°: "Jener wunderliche Bund der Charlatanerie und der Wissenschaft,<br />

zeidlendeutender Mystik mit scharfblickender Beobachtung, der in der Renaissance in großen<br />

gelehrten Gruppen, als der Astrologen, Alchymisten, Theosophen ete. gleichsam zünftig<br />

geworden, klingt in der Rococozeit in einzelnen Wundermenschen aus. Mesmer, Lavater,<br />

Athanasius Kircher, Cagliostro sind solche Rococofiguren mitten im Zopfe. Professor Beireis<br />

in Helmstädt, der sich im achtzehnten Jahrhundert noch auf's Goldrnachen legte, mit seinen<br />

Curiositätensammlungen unglaubliche Gaukelei trieb, und seinen aufgeklärten Zeitgenossen<br />

weiß machte, daß er einen Diamant von 6400 Karat Gewicht besitze, den der Kaiser von<br />

China bei ihm versetzt habe, würde in früheren Zeiten, wofern man ihn nicht rechtzeitig als<br />

Hexenmeister verbrannt hätte, das Haupt einer Schule geworden seyn. Im achtzehnten Jahrhundert<br />

blieb er nur ein geheimnißvoller Originalmensch, dessen bunter Kram von allen<br />

Reisenden angestaunt wurde, halb Charlatan, halb Gelehrter, jedenfalls aber ein wunderbarer<br />

Virtuos der Persönlichkeit. In unsern Tagen wäre auch schon eine solche vereinzelte Originalfigur<br />

gar nicht mehr möglich. Sie ist durduus Rococo."<br />

14) Vgl. zum Beispiel He ist er 98: "Bei Allem, was Goethe, übrigens höchst interessant,<br />

von Beireis berichtet, fehlt Milde"; e b d a. 189: "welche unlautere Motive unterlegt<br />

Goethe der Verehrung, deren sich Beireis allgemein erfreute". - He i s e 1-1: "Goethe sagt<br />

zuviel, um unvoreingenommen zu erscheinen. Aus allem klingt, da Verständnislosigkeit nicht<br />

anzunehmen ist, Ablehnung heraus. Der Grund: Hier war ein ganzer Mann, in sich selbst<br />

unerschüttert, der sich, wie Diogenes in seiner Tonne, in seinem Kreise genug sein ließ, den<br />

Alexander deutscher Dichtung nicht anders behandelte wie einen Namenlosen, für ,Erörterungen'<br />

nicht zu haben war, eine Sonne, kein Planet. Im eigenen Sonnen gefühl hat Goethe das<br />

nicht ertragen und durch Aufzählung und Vergröberung von Sonnenflecken das Wesen des<br />

Geschilderten falsch überliefert. Er hatte es leicht, ,Erörterungen' waren schon vom lebenden<br />

Beireis nicht zu fürchten gewesen, aber als die ,Annalen' schließlich veröffentlicht wurden,<br />

war Beireis lange tot und Goethe selbst alt und kaum noch so ,wohl und beweglich gebaut,<br />

munter und ungeheuchelt tätig', wie jener in gleichen Jahren. Gletscherkühl in der Auffassung,<br />

ungeschickt im Stil ist die Redaktion der Tagebuchnotizen von 1805 geraten, innerlich<br />

verarbeitet und lebendig ausgedrückt wird das Erlebnis mit Beireis nicht."<br />

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daß jede Beireis-Deutung unzulänglich bleiben muß, wenn sie nicht zugleich das<br />

berücksichtigt, was sich über sein Wesen nur in der Legende ausspricht 15).<br />

Es ist verständlich, daß der Gestalt des Magus-Professors in Helmstedt immer<br />

ein starkes Interesse entgegengebracht worden ist. Bis heute spielt Beireis in der<br />

örtlichen Traditionspflege eine hervorragende Rolle. Das hängt nicht nur mit den<br />

Eigenheiten seiner Person zusammen, sondern läßt sich auch mit der Wirkung des<br />

historischen Goethe-Besuches in Verbindung bringen. Durch diesen Besuch wurde<br />

Helmstedt zur Goethe-Stätte und jeder Versuch, Beireis herauszustellen, schien durch<br />

den Namen des großen Dichters von vornherein gerechtfertigt. "Die Stätte, die ein<br />

guter Mensch betrat ist eingeweiht", so lautete das anspruchsvolle Motto, das dem<br />

Katalog der Helmstedter Goethe-Beireis-Ausstellung des Jahres 1930 vorangestellt<br />

wurde 16). Dies war die eine Möglichkeit, sich mit dem Thema zu befassen,<br />

indem man es vom lokalen, universitätshistorischen Blickpunkt aus betrachtete. Wir<br />

haben uns hiervon zu lösen, indem wir als eigentliches Betrachtungsfeld den Text<br />

der Goetheschen Beireis-DarsteIIung selber wählen und umgekehrt fragen: was hat<br />

die Begegnung mit Beireis für Goethe bedeutet 17). Es versteht sich, daß eine solche<br />

Umstellung der Frageperspektive mancherlei neue Aspekte und Schwierigkeiten mit<br />

sich bringt 18).<br />

I!. GOETHE IM TODESJAHR SCHILLERS<br />

Als Goethe im Jahre 1805 zu Beireis fuhr, stand dieser in seinem 76. Lebensjahr.<br />

Er ist schon so alt, dap man sich eilen mup, um ihn und seine Besitzungen<br />

noch zusammenzufinden, schrieb der Dichter an Frau von Stein kurz vor seiner<br />

Abreise 19). Knapp zwanzig Jahre später, nun selber im hohen Alter stehend,<br />

diktierte Goethe seine Helmstedt-Erinnerungen. Sie wurden in die Tag- und<br />

Jahreshefte aufgenommen und im Rahmen dieses Buches, das eine Art Fortsetzung<br />

und Ergänzung zu Dichtung und Wahrheit darstellt, im Jahre 1830 für den Druck<br />

15) Be s s m e r t n y, Beireis 98-133.<br />

16) G 0 e t h e - Bei re i s - Aus s tell u n g I 9 3 0 S. I; vgI. B ei r eis - Aus s tel -<br />

lung 1960.<br />

17) V gl. L e v in, Romantiker 73 Anm. 6.<br />

18) Für freundlich gewährte Hilfe und für schriftliche und mündliche Auskünfte, die diese<br />

Arbeit gefördert haben, möchte ich hier meinen herzlichen Dank aussprechen: den Damen<br />

und Herren der Her zog - A u g u S t - Bi b I i 0 t he k, WolfenbütteI; den Nationalen<br />

Forschungs- und Gedenkstätten in Weimar, Go e t he - Sc hili e r - Are h i v und<br />

G 0 e t h e - N a ti 0 n a 1 - Mus e um; den Arbeitsstellen des G 0 e t h e - W ö r t e r -<br />

b u eh s in Berlin, Hamburg und Tübingen; Herrn Rolf V 0 I k man n, Leiter der ehemaligen<br />

Universitätsbibliothek Helmstedt, Herrn Museumsdirektor Dr. A d r i a n i, Anton­<br />

Ulrich-Museum, Braunschweig; Herrn Dr. J a c 0 b s am Kunsthistorischen Seminar der<br />

Universität Hamburg und Herrn Prof. Dr. Li e t z am Mineralogischen Institut der Universität<br />

Hamburg. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Frau Diplombibliothekarin<br />

Irene B erg, die mich bei der Beschaffung von Literatur unterstützte und das Schrifttumsverzeichnis<br />

überarbeitete.<br />

18) B 19, 38 (Goethe an Charlotte Y. Stein, H.8. 1805).<br />

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freigegeben. Im Zusammenhang dieses annalenweise gegliederten, autobiographischen<br />

Werkes, das Ereignisse aus dem Leben des Dichters von 1749 bis 1812<br />

beschreibt, nimmt die Schilderung der Helmstedt-Reise durch ihre ausführliche und<br />

kunstvolle Behandlung einen hervorragenden Platz ein 20).<br />

Zwei Fragen gilt es hier zu stellen. Warum fuhr Goethe gerade im Jahre 1805,<br />

das heißt im Todesjahr Schillers nach Helmstedt? Und ferner: warum hat er später<br />

diese Episode in seine Lebensbeschreibung aufgenommen? Die Goetheforschung<br />

hat sich bisher mit keiner dieser beiden Fragen näher befaßt. Grundlegende Untersuchungen<br />

zum Stil und zur Entstehungsgeschichte der Tag- und 1ahreshefte fehlen 21).<br />

Insbesondere ist nicht versudlt worden, die Erkenntnisse zum symbolischen Prosastil<br />

des alten Goethe auf die voll ausgearbeiteten Teile des Annalen-Werkes sinngemäß<br />

anzuwenden. In Goethe-Biographien und Goethe-Monographien finden wir<br />

die Reise nach Helmstedt entweder gar nicl1t erwähnt oder als ein Kuriosum<br />

behandelt 22). Ansätze zur Deutung des Goetheschen Beireis-Bildes fehlen zwar<br />

fO) W A 35, %05-%45: hiernach im folgenden zitiert. Siehe das Ver.leichnis der Abkürzungen<br />

S. 19%.<br />

11) Vgl. JA Bd. 30, S. V-XIV (Walzet); HA Bd. 10, 7%2-753 (Loos); Sud hof f<br />

%86-%98; Boeschenstein 16!)-176.<br />

") Schaefer Bd. %(3.Aufl. 1877) zu: "über die originelle Persönlidlkeit des gelehrten<br />

Sonderlings Hofrath Beireis und seine eonfuse Raritätensammlung ... hat uns Goethe<br />

in seinen Annalen eine anziehende Schilderung aufgezeichnet." - D ü n t zer (1880)<br />

536-537. - Richard M. M ey e r Bd. % (1905) 414: "am meisten vergleicht sich dem CeIlini<br />

der Neffe Rameaus, wie er ein bedeutendes Individuum auf bedeutendem Hintergrunde.<br />

Geringere, wie der Alchemist Deireis und der ,wilde Hagen' ... fanden nur in den ,Tag- und<br />

Jahresheften' Raum." E b da. Bd. %, 504: "Eine Erholungsreise führt Goethen zum viertenmai<br />

nach dem Harz, wobei er Magdeburg besucht und Helmstädt, damals noch Universität,<br />

den letzten der Adepten, Beireis, von dessen aus CharIatanerie und Selbstbetrug gemischten<br />

Wesen er ein köstliches Bild in den ,Annalen' entwirft." - He i n e man n Bd. 2 (5. Aufl.<br />

19%2) 207. - Engel Bd. %(II.-14.Aufl. 19%1) 64


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nicht völlig 23), doch dringen diese nicht bis zu den Grundgedanken der Komposition<br />

vor, sondern beleuchten nur einzelne Teile der Schilderung, meist vom<br />

Standpunkt der Kunstanschauung her 24). Was fehlt, ist die Frage nach dem<br />

seinen geheimnisvollen Kuren, Erfinder von Farbersatzmitteln für Karmin und Indigo, die<br />

ihm ein Vermögen einbringen, Bildersammler mit Dutzenden von angeblichen Raffaels,<br />

Tizians, Correggios um den Thronhimmel seines Bettes aufgestapelt, mit seinen Automaten,<br />

der Ente, die frißt und verdaut, und seinem berühmten Diamanten von der Größe eines<br />

Gänseeis, den er kurzweg aus der Hosentasche hervorholt. Der dämonische Greis bewirtet<br />

Goethe und seine Begleitung von Gutsdamen der Umgebung mit riesigen Krebsen auf chinesischem<br />

Porzellan und scherzt dabei unaufhörlich: mit den Müttern, als wenn sie ihm wohl<br />

auch früher hätten geneigt sein mögen, mit den Töchtern, als wenn er im Begriff wäre, ihnen<br />

seine Hand anzubieten. Nicht viel anders scherzt Goethe auf seinen Badereisen."<br />

13) B ern a y s 64: "In heiterer Stunde, mit der glüddichsten Laune hat Goethe erzählt,<br />

was er auf dieser Reise an Personen und Dingen erlebt und wahrgenommen. Diese ErLählung<br />

bildet eins jener kleinen Kunstwerke, in denen, mit einer vielleicht unbewußten Absidlt,<br />

jegliches an den Platz eingeordnet und in die Beleuchtung gerückt wird, wo es am wirksamsten<br />

erscheint und zum Eindrucke des Ganzen am meisten beiträgt. Sobald Goethe ausführlich<br />

zu erzählen beginnt, wird er der Künstler, der, wenn er sich auch noch so treu und<br />

streng an die Wirklichkeit der Dinge hält, doch die tiefer liegende, selten an die Oberfläche<br />

kommende und dem gewöhnlichen Blick verborgene W a h rh ei t hervorzieht, und der<br />

zugleich alle verschiedenen Elemente der Darstellung so zusammenzubringen und ineinanderzuschmelzen<br />

weiß, daß ein e ungetheilte Wirkung daraus entspringt, von welcher die<br />

Phantasie des Lesers namhaltig getroffen wird. So besitzen wir denn auch in dem ergetzlimen<br />

Berimte ... eine Darstellung von Künstlers Hand, an der nimt zu rühren und zu rütteln ist.<br />

Möglim, daß der Künstler hie und da die Farben etwas keck aufgetragen, daß er in der<br />

Smilderung des Helmstedter Wundermannes oder des tollen Hagen manmen Zug, der für ein<br />

anderes Auge kaum vorhanden war, stark herausgehoben und zur Abrundung des Bildes einige<br />

kräftige Striche hinzugefügt hat - wir müssen uns an dem Ganzen dieser Schilderung genügen<br />

lassen, wie sie der Dichter nun einmal uns vor's Auge gebracht, und können versimert sein,<br />

daß er auch hier uns das Wahre gegeben."<br />

24) G H b ~. Aufl. 9784/80 (v. Löhneysen): "Treffend hat Goethe diesen Menschen in<br />

seiner Zeitwelt edaßt [ ... ]. So kann die Begegnung Goetlles mit Beireis als Begegnung des<br />

humanen Klassizismus mit der sterbenden Welt des Barock angesehen werden. [ ... ] So war<br />

eine Sammlung nom im Sinne des barod


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autobiographischen Sinn. So lesen wIr noch in dem Goethe-Buch von Emil<br />

Staiger 25):<br />

"Die Tag- und Jahreshefte hat Goethe nun allerdings nicht einheitlich gestaltet. Manche<br />

Jahre werden mit gleichgültigem Lakonismus geschrieben; einige Episoden - wie der Besuch<br />

bei Beireis - wadJ.sen sidJ. zu köstlichen kleinen Novellen aus. über die innere LebensgesdJ.idJ.te<br />

erfahren wir aber audJ. hier fast nimts."<br />

Wir meinen, daß s.ich an der Helmstedtschilderung schon etwas ablesen läßt<br />

über die innere Lebensgeschichte Goethes. Wir sind auch nicht der Meinung, daß<br />

es sich bei dieser Reise nur um eine kuriose, nebensächliche Episode des Goethelebens<br />

gehandelt habe. Zwar ist der Plan des Dichters, nach Helmstedt zu fahren,<br />

merkwürdig, ja in gewisser Weise einzigartig. Es lassen sich nur wenige Reisen<br />

oder Reiseumwege nachweisen, zu denen sich Goethe aus psychologischem Interesse<br />

entschlossen hat 26), dennoch ist ein Befremden hier nicht am Platze. Das Rätsel<br />

Bramarbas seiner Wundertaten durm Jahrzehnte einer glaubens- oder dom staunenswilligen<br />

Umwelt darzubieten, diese Neigung der Zeit, sim überwirklimem hinzugeben, auf allen Gebieten<br />

zu ,transzendieren' - wie Goethe es gelegentlim nannte -, sie war es, die Goethes Abwehr<br />

hervorrief. Will man den Widerstreit in ein Wort zusammenziehen: so war in jenem Jahr<br />

1805 Beireis der Antipode Winckelmanns. Jedenfalls steht nom zwanzig Jahre später, als<br />

Goethe seinen BeridJ.t über den BesudJ. in IIelmstedt im Rahmen seiner ,Annalen' verfaBte,<br />

Beireis' Name miffrenhaft für das abgeschmackte Wesen sowohl einer toten Vielwisserei als<br />

audJ. ihrem Supplement, der sensationellen Spekulation. Die Verdienste Beireis' als praktischer<br />

Arzt hat Goethe, wie andere Zeitgenossen, gelten lassen. Sonst aber belegt er ,Merlin-Beireis'<br />

mit starken Worten absmätzigen Tadels."<br />

16) S t a i ger Bd. 3, 241.<br />

") Grössel 31-32: "Unter allen Reisen Goethes ist eine besonders merkwürdig: ein<br />

zehntägiger Abstemer, der ihn im Jahr 1805 nam Helmstedt führte, einer kleinen Universitätsstadt<br />

im Braunsmweigismen, wie er sie sonst in höheren Jahren nimt mehr unternommen<br />

hat. Nam den Zeiten der Fahrten und Ritte durm das Herzogtum Weimar im ersten<br />

Jahrzehnt seines Staatsdienstes, nam der italien ismen Reise und den römismen Aufenthalten,<br />

endlim nam den smon widerstrebend unternommenen Zügen im Train der preuBisch-österreimismen<br />

Truppen gegen Frankreim und einer größeren Dienstreise - auf Geheiß des<br />

Herzogs - durm Sdllesien bis nam Polen, unterbrach Goethe sein Arbeitsjahr nur nom um<br />

sorgfältig geplanter Kuraufenthalte willen, aum sie jahrelang in nächster Nähe zu Weimar,<br />

in Bad Tennstedt, Berka, Bad Lauchstädt und später erst auf Geheiß der Ärzte in den<br />

böhmischen Bädern durchgeführt. [..•] Aum dies ist merkwürdig: das Kuriose hat Goethe<br />

in reiferen Jahren nimt interessiert. Alles ,Verfratzte', alles Exzentrische widerstrebte ihm.<br />

Wir wissen im Ganzen nur von zwei Unternehmungen Goethes, die dem Besum absonderlicher<br />

Menschen und dem Studium ihrer Eigenheiten galten: in Italien hat er die Familie<br />

des Giuseppe Balsamo aufgesumt, um die Bewandtnisse der Herkunft dieses Mannes zu<br />

prüfen, der, als berühmtester Homstapler seiner Zeit, unter dem Namen Graf Alessandro<br />

Cagliostro die europäisdJ.en Salons besmäftigte. Goethe hat, nom Jahre nam seinem Besum<br />

bei Beireis, diesen denn aum mit Cagliostro und dessen ,Taschenspielereien' verglichen. - Der<br />

andere Sonderling, den Goethe aufsuchte, war ein Jüngling der etwas weinerlimen Werther­<br />

Zeit, ein Hypomonder, der mit sämtlimen Zweifeln an sim selbst wie an der Umwelt ein<br />

ganzes Heft gefüllt, es dem Dimter des ,Werther' zugesandt und von ihm nun die Auflösung<br />

seiner Skrupel verlangte [Plessing, F.V.L. (1749-1806), hatte brieflim Rat gesumt bei Goethe.<br />

Dieser besumte ihn 1777 in Wernigerode, Plessing Goethe in Weimar nam einigen Jahren.<br />

1792 suchte Goethe Plessing in Duisburg auf, wo dieser als Professor der Philosophie lebte.].<br />

Zwei seltene Fälle, in denen nimt eigentlim Teilnahme, sondern kühles Interesse Goethe zu<br />

Reiseumwegen vermomte. Der Besuch bei Beireis, als dritter dieser Fälle, steht unter demselben<br />

Zeimen."<br />

9 • 129


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beginnt sich zu lösen, wenn man bedenkt, daß alle Unternehmungen des Sommers<br />

18°5, also auch die Fahrt nach Helmstedt, Antworten waren auf die besondere<br />

Situation, in die ihn der Tod Schillers gebracht hatte 27). Es genügt nicht darauf hinzuweisen,<br />

daß Goethe nach den Belastungen des Jahresanfangs einer Ablenkung und<br />

Zerstreuung im äußeren Sinne bedurfte; dieses in gleichzeitigen Briefen ausgesprochene<br />

Motiv hat der Dichter später in den Hintergrund treten lassen. Vielmehr<br />

hat sich Goethe seit dem Frühjahr 1805 bis in den Sommer hinein in einer Krise<br />

seiner Lebensentwicklung befunden, die wirklich eine ernste Bedrohung seiner<br />

gesamten Existenz darstellte. Diese Lebenkrise kündigte sich an in einer Krankheit.<br />

Es waren vor allem akute und gefährliche Nierenstörungen, von denen er heimgesucht<br />

wurde. Ungefähr zur gleichen Zeit erkrankte auch Schiller. Goethe konnte<br />

den Ansturm seiner Krankheit abwehren; Schiller erlag ihr am 9. Mai. Dumpfe<br />

Resignation breitete sich über Goethes Seele, besonders als der Versuch fehlgeschlagen<br />

war, den "Demetrius", das von Schiller hinterlassene Dramenfragment, zu<br />

vollenden. Brieflich hat sich Goethe hierzu nur Zelter gegenüber offen ausgesprochen.<br />

Es war am 1. Juni 1805, als er schrieb 28):<br />

la, daa,te mia, selbst 2U verlieren, und flerliere nun einen Freund und in demselben<br />

die Hälfte meines Daseyns. EigentlidJ sollte idJ eine neue LebenS'Weise anfangen; aber dazu<br />

ist in meinen 'Jahren audJ kein Weg mehr.<br />

Wie stellt sich diese Krise des Jahres 1805 hinein in den Zusammenhang und<br />

Fortgang des Goethelebens? Die gemeinsam mit Schiller durchlebte Zeit der<br />

Weimarer Hochklassik war vorüber. Goethe stand an der Schwelle seiner Altersjahre.<br />

" Schillers Tod und der Umbruch im Öffentlich-Politischen bezeichnen einen der großen<br />

Epocheneinschnitte in Goethes Leben" 29). Diese Krankheits- und Lebensalterskrise<br />

des 56. Jahres ist vergleichbar der Todkrankheit des Leipziger Studenten und dem<br />

Erlebnis der inneren Wiedergeburt in Italien. Sie ist ferner zu vergleichen mit der<br />

Erschütterung, die dem greisen Dichter noch im Jahre 1813 durch das Ulrike­<br />

Erlebnis zuteil wurde. Die Helmstedtreise des Sommers 1805, über die sich Goethe<br />

aus der Distanz der späteren Jahre so ausführlich Rechenschaft ablegte, gewinnt<br />

dann an Bedeutung, wenn man sie vor dem Hintergrund der damals durchlittenen<br />

Krise betrachtet. Mit anderen Worten: der autobiographische Bericht in den Tagund<br />

Jahresheften spiegelt etwas vom Prozeß der Selbstwiederherstellung in jener<br />

Zeit.<br />

Es empfiehlt sich, unter diesem Blickpunkt die Annalenschilderung des Jahres<br />

1805 als Ganzes in die Betrachtung mit einzubeziehen. Man sieht dann, wie Goethe<br />

zu erkennen gibt, daß er sich damals nicht allein durch eigene Kraft aus dem trostlosen<br />

Zustand innerer Lähmung und Bedrückung wieder aufgerafft hat, sondern daß<br />

es verschiedener Anregungen von außen her bedurfte, um ihn in rechter Weise ins<br />

Leben zurückzuführen. Nach der Schilderung der Tag- und '1ahreshefte hat sich<br />

dieser Vorgang in drei großen Schritten vollzogen. Beistand und Gefährte war ihm<br />

in dieser Genesungszeit Friedrich August Wolf. Goethe preist es als die Fürsorge<br />

17) G ö tt i n g S7-59.<br />

28) B 19. 8.<br />

29) HAB r Bd. 3, 514 (Morawe).<br />

13°


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eines gutgesinnten Genius 30), daß dieser scharfsinnige und geistvolle Mann gerade<br />

damals Veranlassung fühlte, sich ihm näher anzuschließen. Am 30. Mai, drei Wochen<br />

nach dem Tode Schillers, traf Wolf in Weimar ein, begleitet von seiner Tochter<br />

,Minchen'. Beide wurden für 14 Tage die Gäste Goethes. Der Dichter hat aus den<br />

Unterhaltungen, die sich im Verlauf ihres Zusammenseins entwickelten, in den Tagund<br />

'Jahresheften Wichtiges mitgeteilt. Insbesondere hat er diejenigen Gespräche<br />

hervorgehoben, in denen die unterschiedlichen Methoden des kritischen Sprachforschers<br />

und des Kunsthistorikers diskutiert wurden. Solche Kontroversen hatten<br />

damals für den kranken Gastgeber etwas ungemein Belebendes. Der Besuch Wolfs in<br />

Weimar war die erste Stufe der einsetzenden Genesung. Anfang Juli begab sich<br />

Goethe dann zusammen mit Christiane und seinem Sohn nach Lauchstädt, wo<br />

sdlOn bald eine weitere Besserung seines Befindens eintrat. Alsbald unterbrach er<br />

seinen dortigen Aufenthalt, um Professor Wolf in Halle einen Gegenbesuch zu<br />

machen. Hier waren es vor allem die Gastvorträge des Schädelforschers GaU, die<br />

das morphologische Interesse Goethes und Loders ansprachen. Am 10. August war<br />

Goethe wiederum in Lauchstädt, um an der Gedenkfeier für Schiller teilzunehmen.<br />

Unmittelbar danach wurde von Halle aus die Reise nach Helmstedt angetreten.<br />

Wieder war ihm Wolf als Partner, nun in der Rolle des Reisebegleiters, willkommen.<br />

Goethe hat sich über die Erwartungen, die er an diese Reise knüpfte, in<br />

einigen Briefen ausgesprochen 31). Aus diesen Zeugnissen geht übereinstimmend<br />

'0) W A 35. 194.<br />

U) An den Herzog Karl August aus Lauchstädt am 10.8.1805 (B 19, 34-37): Nun hoffe<br />

ich noch 'Vor meiner Rückkehr einen dritten bedeutenden Mann kennen zu lernen [nach Reil<br />

und GaIl]; denn ich gedenke, theils um mich an neuen Gegenständen zu erheitern, theils um<br />

zu sehen wie eine weitere Fahrt mir zusagt, mich nach Helmstedt zu begeben und daselbst<br />

den wunderlichen Beyreis in seinem Hamsterneste kennen zu lernen. Man hat soviel von ihm<br />

und seinen Besitzungen gehört daß es nicht erlaubt ist beyde nicht selbst gesehen, gekannt<br />

und geprüft zu haben. Vielleicht begleitet mich Geh. R. Wolf wodurch sich das Interesse der<br />

Betrachtung, so wie der Reise überhaupt ungemein erhöhen müßte. {.. . J Bald hoffe ich, zwar<br />

nicht eben als ein in dem 'Jugendbrunnen gebadeter, doch leidlich wieder aufgefrischt mich<br />

darzustellen. - An Charlotte von Stein aus Lauchstädt am n. 8. 1805 (8 19, 37-38): Mein<br />

Befinden liißt sich recht gut an, und außer der Apprehension 'Vor Rückfällen, die leider so oft<br />

eingetreten sind, möchte ich mir meinen Zustand kaum besser 'WÜnschen. [.•.) Nun gedenke<br />

ich noch eine kleine Reise mit Geheimerath Wolf und August nach Helmstädt zu machen, um<br />

dastlbst den wunderlichen Doctor Beyreis zu besuchen. Er ist schon so alt, daß man sich<br />

eilen muß, um ihn und seine Besitzungen noch zusammenzufinden. Ich weiß nicht, ob Sie<br />

trüher 'IIon ihm gehört haben. Er ist seit langer Zeit deswegen merkwürdig, daß er Sammlungen<br />

aller Art zusammengebracht hat und zwar 'Von solchem Umfang und Kostbarkeit,<br />

daß sie das Vermögen eines Particuliers zu überschreiten scheinen. Ich bin neugierig, alles das<br />

mit eigenen Augen zu sehen. Auf alle Fälle müssen sich darunter sehr interessante Saeben<br />

befinden. - An H. J. Meyer aus Lauchstädt am 11.8. 1805 (B 19, 38-39): Da ich mich ganz<br />

leidlich befinde, so will ich mit Geheimerath Wolf eine Tour nach Helmstädt machen, um<br />

den alten Beyreis in seinem Hamsterneste zu besuchen. Ich bin recht neugierig, was ich für<br />

Schätze bey ihm finden werde. - An Eichstädt aus Lauchstädt am 11.8.1805 (B 19,40-41):<br />

Ich 'Versäume diese Gelegenheit nicht, mich Ihnen bestens zu empfehlen, daß es mit meiner<br />

Gesundheit ganz leidlich geht. Wenn sie ferner im Bessern so zunimmt wie bisher, so kann ich<br />

hoffen, mich bald wieder zu ununterbrochener Thätigkeit hergestellt zu sehen. (•••) Ich<br />

gedenke noch eine Tour nach Helmstedt zu machen und mich an den Schätzen des alten<br />

Beyreis zu 'Vergnügen und hoffe, alsdann manches, was ich indessen erfahren und bemerkt,<br />

9· 13 1


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hervor, daß sie ihm zur Erprobung der allmählich nachwachsenden Kräfte sowie<br />

zur Beantwortung einer lange gehegten Frage dienen sollte. Wechselnde äußere<br />

Eindrücke wurden bewußt gesucht um ihrer ablenkenden und wohltätig zerstreuenden<br />

Wirkung willen. Weimar - Halle - Helmstedt: in wachsenden Ringen<br />

machte sich Goethe wieder mit der Welt bekannt.<br />

Als Goethe dann Anfang September nach Weimar zurückkehrte, hatte er in die<br />

Pflichten seines Alltags wieder zurückgefunden. Vorher aber, in Lauchstädt,<br />

entstanden zwei Vierzeiler, die uns empfinden lassen, wie sich Entscheidendes durch<br />

die Erlebnisse des Sommers - freilich erst in Anfängen - geklärt, gelöst und aufs<br />

neue entfaltet hatte. Hier sind zunächst die bekannten, aus der Beschäftigung mit<br />

Plotin hervorgegangenen Verse zu nennen 32):<br />

Wär' nicht das Auge sonnenbaft,<br />

Die Sonne könnt' es nie erblicken;<br />

Läi nicht in uns des Gottes eigne Kraft,<br />

Wie könnt' uns Göttliches entzücken?<br />

Ferner ist uns eine Eintragung in das Stammbuch der Tochter Wolfs überliefert,<br />

die unter dem Datum des I. September, also ebenfalls noch in Lauchstädt<br />

erfolgte 33):<br />

Was auch als Wahrheit oder Fabel<br />

In mancher Sprache dir mein gutes Kind, erscheint,<br />

Das alles ist ein Thurn von Babel,<br />

Wenn es die Liebe nicht vereint.<br />

Zeilen, die bewußt an die sprachbegabte Tochter eines kritischen Philologen<br />

gerichtet waren. Stellen wir diese beiden Gedichte in den soeben geschilderten<br />

Zusammenhang und halten dagegen die Äußerung an Zelter vom I. Juni, so wird<br />

deutlich, welche Kluft es zu überbrücken galt. Dort noch Lähmung und Resignation,<br />

hier Mut zu neuem Beginn, Licht - Liebe, in neuer Gewißheit mehr<br />

erfahren als errungen. Was sich in der Zwischenzeit vollzogen hatte, gehört zu den<br />

geheimnis reichen Aspekten der sich anbahnenden gegenklassischen Wandlung des<br />

Dichters. In dieser Phase der Neuorientierung hat sich vor Goethes empfänglichem<br />

Auge das abgespielt, was er später als das edle Helmstedter Drama 34) bezeidmet<br />

hat: die Begegnung mit Beireis, die unter diesem Gesichtspunkt unsere erhöhte<br />

Aufmerksamkeit verdient.<br />

bey einem ruhigen Aufenthalt in 'Jena mittheilen zu können. - Zur Erwähnung dieser Briefe<br />

in der Beireis-Literatur siehe Be c k e r 12; Me rb ach, Beireis 13-15 und Be s 5 m er t­<br />

n y. Beireis 96-98.<br />

32) In den Zahmen Xenien. W A 3,179 Vers 714-717, W A 3,439; JA 4, 59 u. 181.<br />

") Zitiert nam: B ern a y s 68. Die überarbeitete spätere Fassung in den Zahmen<br />

Xenien lautet W A 3, 179 (Vers 718-7)1):<br />

Was auch als Wahrheit oder Fabel<br />

In tausend Büchern dir erscheint,<br />

Das alles ist ein Thurm von Babel,<br />

Wenn es die Liebe nicht vereint.<br />

13 1


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III. ZUR ENTSTEHUNG DES TEXTES<br />

Um im folgenden sicher unterscheiden zu können, welche Teile der autobiographischen<br />

Erzählung auf dem visuellen Gedächtnis des Dichters beruhen und welche<br />

darüber hinaus auf handschriftliche und gedruckte Überlieferungen zurückgehen,<br />

sind wir genötigt, uns wenigstens kurz mit der Entstehungsgeschichte des Textes<br />

zu befassen. Dieser Exkurs wird uns bekanntmachen mit dem Material, das dem<br />

Dichter nachweislich bei der Niederschrift im Jahre 1825 zur Verfügung gestanden<br />

hat. Darüber hinaus soll versucht werden, festzustellen, ob sich Grundgedanken der<br />

späteren Beireis-Charakteristik schon in früheren Äußerungen des Dichters nachweisen<br />

lassen. Wir haben also den Weg zu verfolgen, den das Thema der Beireis­<br />

Begegnung genommen hat, bis es im Rahmen der Autobiographie an akzentsetzender<br />

Stelle dichterische Gestalt gewann.<br />

Als Goethe im September 1805 nach Weimar zurückkehrte, befanden sich in<br />

seinem Gepäck mehrere Erinerungsstücke an die soeben beendete Reise: Taschenbuchnotizen,<br />

die sich auf Besichtigungen in Magdeburg 35), Helmstedt und Halberstadt<br />

bezogen 86), ein lateinisches Vorlesungsverzeichnis der Universität Helmstedt,<br />

das Stammbuch des Sohnes mit Eintragungen verschiedener Personen 37)<br />

(Taf. 2 c), darunter auch eine Einzeichnung des Hofrats Beireis, sowie die versteinerte<br />

Seelilie, die August vom Grafen von Veltheim zum Geschenk erhalten<br />

hatte (Taf. 8) 8B).<br />

Des weiteren steht uns eine Reihe brieflicher Zeugnisse zur Verfügung. Von den<br />

vier Schreiben, in denen Goethe seine Reise angekündigt hatte, ist schon oben die Rede<br />

gewesen 89). Ein erster Bericht vonHeImstedt auswurde am I9.August anChristiane<br />

gegeben 40). Als das bei weitem wichtigste Dokument ist hier jedoch der Brief zu<br />

nennen, den Goethe von Lauchstädt aus unter dem Datum des 18. August an den<br />

Weimarer Herzog Karl August schrieb 41). Er enthält neben der Geburtstags-<br />

36) Siehe oben Anm. 1.<br />

") Go e t h e , Reisenotizen BI. 1-5.<br />

87) Siehe oben Anm. 10 und Taf. lC.<br />

SB) Siehe unten Anm. 166.<br />

ID) Siehe oben Anm. 31.<br />

'0) B 19.44-45.<br />

'I) B 19, 48-50 (Goethe an Hz. Kar! August, 18.8.1805):<br />

In Magdeburg beschäftigte mich vorzüglich der Dom und seine Monumente, besonders<br />

die von Erz, deren drey, aus dem funfzehnten 'Jahrhundert, theils bedeutende theils fürtreffliche<br />

Wercke sind. Die Stadt mit ihrer Umgebung waren gleichfalls erfreuliche Gegenstände.<br />

Zu Helmstedt ward unsre Aufmercksamkeit mehrere Tage durch Merlin-Beireis festgehalten.<br />

Seine Person erinnert an Kästner in Göttingen und Büttner in 'jena. Fünf und<br />

siebzig 'Jahre haben ihm noch alle Munterkeit gelassen, den lebhaftesten Antheil an allen<br />

seinen Besitzungen, die eine Art von barockem Zauberkreis um ihn herschliepen. Altes und<br />

neues, Kunst und Natur, werthes und unwerthes, brauchbares und unnützes hat sein<br />

unbedingter Sammelgeist an sich gezogen um es theils zu verwahren und sich daran zu<br />

ergötzen, oder auch, wie es fällt, manches verstauben, verrosten und vermodern zu lassen.<br />

Freylich bat er in so langer Zeit unschätzbare Sachen angeschafft. Unter seinen Gemälden<br />

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gratulation eine erste Porträtskizze des in Helmstedt besudtten Sammlers 42) und<br />

eine kurze 'Würdigung der Sammlungen selbst. Mit drei Personenvergleidten:<br />

Merlin 43) - Büttner") - Kästner 45), kreist Goethe das Wesen und die Ersdteibefindet<br />

sich ein Bildniß Albrecht Dürers, von ihm selbst im 22ten Jahre gemahIt, in welchem<br />

alle Tugenden dieses Meisters jugendlich, unschuldig blühend erscheinen. Ein's der interessantesten<br />

Bilder die ich kenne, wenig beschädigt, gar nicht restaurirt.<br />

An Münzen besitzt er köstliche Griechische, besonders in Silber. Eine reiche, der Vollständigkeit<br />

sich nährende Sammlung der römischen Kaiser in Gold biP auf die letzten Zeiten.<br />

Vieles moderne in Silber und Gold worunter manches rare und kuriose. Die Lieberkühnischen<br />

anatomisch-mikroscopische Präparate sind gut erhalten; 'Von den Vaucansonischen Maschinen<br />

nur die Ente einigermassen, sie bewegt noch Hals und Kopf, die Flügel kaum, sie fript; aber<br />

damit sind auch ihre Künste gethan.<br />

Unter den Naturalien sind Stücke die das Jenaische Cabinet immer noch zieren würden.<br />

Ubrigens haben wir eine Versammlung wackrer academischer Gelehrter angetroffen; auch<br />

das Ganze innerlich in einem weit bessern Zustand als man zu finden hofft. Nur die Wirckung<br />

dieser wohl dotirten und wohl eingerichteten Anstalt ist nicht sonderlich, durch ein Zusammentreffen<br />

'Von mancherley Ursachen. { ... ]<br />

Von Helmstedt aus machten wir eine Tour nach Harbke, wo wir von dem jungen Grafen<br />

Veltheim freundlich aufgenommen wurden und die Altväter so mancher fremder Holzarten<br />

bewunderten. Ew. DurchI. kennen die schöne Anlage selbst, welche nunmehr schon der Enkel<br />

zu bearbeiten fortfährt. - VgI. HABr Bd. 3, S. IZ-13, 514, 517-519, auch B 19,34-37<br />

(Goethe an Hz. Kad August aus Lauchstädt, 10.8. 180S). - Schmidt, Briefstil 63-66.<br />

42) Sc h m i d t, Briefstil 65-66: "Die nicht unbedingt auslotende, aber doch sprechende<br />

Porträtskizze des Sammler Beireis liegt [.•.), von ein paar schmal auf die Persönlimkeit selbst<br />

treffenden Lichtern abgesehen, fast ausschließlich in der beschreibend abtastenden Ausgestaltung<br />

seiner Umgebung und der Bezüge, die zwischen beiden hin- und herfließend am<br />

Werk sind. Der gleichsam in der Vielgestalt seines Sachbesitzes lebende Greis und die in<br />

seinem Geiste wirksamen Dinge spiegeln sim aneinander, die Darstellung weist ihnen etwa<br />

die gleiche Struktur zu - welche keineswegs die glüddichste anmutet. Aber solche Erscheinung<br />

ist nicht nur aus sich selbst begriffen und in Sprache gebracht, sondern an Standpunkten, die<br />

von außen herangetragen werden, gleichzeitig gemessen: sichtbar von den Vergleichspersonen,<br />

von einem hohen Lebensalter schlechthin; unsichtbar von wissenschaftlichem Ordnungsdrang<br />

und der Begutachtung nam dem kulturellen oder Gebrauchswert."<br />

43) Zum Merlin-Bild Goethes vgI. Vi el hau e r 89-5/1.<br />

ff) Christian Wilhelm Büttner (1716-1801), Sohn des Hofapothekers J. Chr. Büttner zu<br />

Wolfenbüttel, Naturforscher, Prof. an der Universität Göttingen, ab 1783 in Jena; wie<br />

Beireis ledig. ND B Bd. 3, 6-7. - B 16, 16 (Goethe an C. G. Voigt, %1. I. 1801): Gestern,<br />

als der Conducteur Koch das Büttnerische Quartier aufsiegeln liep, um, wegen Reparatur<br />

desselben, einiges 'Vorzukehren, ging ich auch mit hinein und kann versioJern, dap die geläufigste<br />

Zunge und geschickteste Feder nicht fähig seyn würde den Zustand zu beschreIben,<br />

in welchem man diese Zimmer gefunden. Sie scheinen keinesweges 'Von einem Me1zschen<br />

bewohnt gewesen zu seyn, sondern bloß ein Aufenthalt für Bücher und Papiere. Tische,<br />

Stüble, Koffer, Kasten, Betten waren, bald mit einiger Ordnung, bald zufällig, bald ganz<br />

confus durch einander, mit diesen litterarischen Schatzen bedeckt, darunter verschiedenes altes<br />

Gerümpel, besonders mehrere Hacke1ireter und Dreborgeln. Alles zusammen durch ein<br />

Element 'Von russigem Staub 'Vereinigt. Die alte Garderobe machte zu lachen, erfreute aber<br />

besonders den Trabitius, dem sie 'Vermacht ist. Im Wohnzimmer, dessen Decke, Wände, Fupboden<br />

und Ofen gleich schwarz aussaben, waren mebrere Dielen 'Von Feuchtigkeit und·<br />

Unrath der Tiere au/geborsten. Genug, es wird einiges zu fegen geben, bis auf diese litterarische<br />

Schweinigeley eine militarische Propretät folgen kann. - G H b 1. Auf!. Art. Büttner;<br />

vgl. Tu'} 1801; Sc h Ii c h t e g roll 1II-140.


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nung des Magus-Gelehrten erstmals ein. In der Art, wie die Sammlung charakterisiert<br />

wird, läßt er durchblicken, daß er es für möglich hält, Beireis im Spiegel<br />

seines bunten, vielfältigen Besitzes zu begreifen (6). Damit klingt hier ein erster<br />

wichtiger Gedanke der späteren Erzählung an. Er wird uns vor allem bei der<br />

Deutung der Sammlungs beschreibung beschäftigen. Es läßt sich zeigen, daß Goethe<br />

diesen Brief bei der Arbeit an den Tag- und 1ahresheften im Jahre 1815 herangezogen<br />

hat. Weitere Briefe mit Anspielungen auf den Helmstedter Professor sind<br />

uns aus den Jahren 18°5,1807,1809 und 1826 erhalten (7).<br />

Wem Goethe mündlich nach seiner Rückkehr über sein Zusammentreffen mit<br />

Beireis berichtet hat, kann nur in einigen Fällen nachgewiesen werden. So mögen<br />

Beireis-Anekdoten an jenem geselligen Abend in Jena erzählt worden sein, bei dem<br />

der Weimarer Herzog, der preußische Prinz Louis Ferdinand und Achim von Arnim<br />

anwesend waren (8). Das läßt sich aufgrund eines Amim-Briefes vennuten (9). Als<br />

Goethe 1809 Frau von Stein einen Vortrag des Runenforschers Arendt für die<br />

Mittwochsunterhaltung der Damen ankündigte 50), wies er auf die Ähnlichkeit mit<br />

46) Abraham Gotthelf Kästner (171g-1800), Mathematiker und Epigrammatiker. Ab 1756<br />

Professor an der Universität Göttingen. A D B Bd. 15, 43g-45I.<br />

46) Li c h t e n s te in, Hofrath 186: "In der That mußte man den ganzen Inhalt seines<br />

Hauses nach der Mannichfaltigkeit und Kostbarkeit der Gegenstände außerordentlich nennen.<br />

Er schien die bizarre Vielgestaltigkeit seines Wesens in diesen Sammlungen verkörpert<br />

darlegen zu wollen; denn wie jede seiner Vorstellungen mit allen ihren Nebenbeziehungen<br />

sofort der Mittheilung zu Gebote stand, ohne daß es dazu vermittelnder übergänge bedurft<br />

hätte, so war auch in diesen Sammlungen, obgleich sie völlig ungeordnet mehr über- und<br />

durcheinander als nebeneinander aufgestellt waren, doch kein Stück, das nicht auf jeden Wunsch<br />

alsbald herbeizubringen gewesen wäre." E b d a. 187: "Wie er nun in seinen Sammlungen<br />

lebte und der größte Theil seines Besitzes nur durch ihn Bedeutung bekam, so haben sich<br />

sehr begreiflicherweise die Schilderungen seiner Persönlichkeit, sowie die biographischen<br />

Nachrichten zumeist mit der Aufzählung dieser Schätze befaßt."<br />

41) B 19, 46-47; B 19, 479; B 10, 178-180; B 40, 116.<br />

46) G ö t tin g 59: "Dezember 10 [1805]: Nach Jena. 15. Dort Besuch Kar! August mit<br />

dem Prinzen Louis Ferdinand und Achim von Arnim. Sie ,tranken die ganze Nacht ungeheuer<br />

viel um die Wette'."<br />

41) Sc h ü d d e k 0 p f IIg-IU (Amim an Goethe, 1.9.1806).<br />

60) Martin Friedrich Arendt (I76g-I814), Altertumsforscher. B 10, 178-180 (Goethe an<br />

Charlotte v. Stein, 16. I. 1809): Gegt1lwärtiges erlasse ich, um einen Vorschlag zu einer<br />

Mittwochs-Unterhaltung zu thun. Ein nordischer gelehrter Antiquarius, mit Namen Arendt,<br />

befindet sich hier, der aber nicht mit jenem moralisch politischenArendt [ErnstMoritzAmdt<br />

(1769-1860)] zU'llerwechseln ist. Der gegenwärtige bat ein unscheinbares,ärmliches äußeres<br />

Ansehen; doch ist er nicht unangt1lebm, vielmebr wt1ln man seine Originalität einmal zugiebt,<br />

ganz erfreulich. Sein Wesen und Wisst1l erinnert an Büttner und Beyreis, ob er gleich ihr<br />

Alter noch nicht erreicht hat. [ .•. ] Gegenwärtig kommt er von Bremen und hat einige<br />

interessante Alterthümer und Manuskripte bey sich. Wäre es Durchlaucht der Herzoginn<br />

nicht ungefällig, so würde ich ibn Mittwoch vorfübren, und die Unterhaltung so zu leiten<br />

suchen, daß er 1) von seinen Reisen erzählte, 2) von der isländischen Cultur des Ir. und 12.<br />

1ahrhunderts einen kurzt1l Vortrag thäte, J) von dem was uns daher übrig geblieben ist,<br />

Nachricht gäbe und Einiges vorzeigte. Sein ärmliches Äußere schwindet dem Blicke gar bald,<br />

wenn man seinem bestimmten, lebhaften und heitern Vortrage zubört. - B 20, 195-196<br />

(Goethe an Meyer, 10. ~. 1809): Sie baben uns die schmackhaftesten Fische geschickt, wofür wir<br />

13S<br />

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Beireis hin, um sie auf den sonderbaren Gast vorzubereiten. Auch hier dürfte eine<br />

ausführIkne Berichterstattung über den Helmstedter Professor vorausgegangen sein.<br />

Seit etwa 1803 arbeitete Goethe an der Novelle Der Mann von funfzig 'lahren.<br />

Im ersten Kapitel dieser Dichtung läßt sich eine Beireis-Rcminiszenz vermuten. Es<br />

ist das Bild der Haarhaube 51), unter die sich der Major im Zuge seiner Verjüngungskur<br />

bequemen muß, das uns berechtigt, einen Zusammenhang mit dem<br />

Helmstedt-Erlebnis zu sehen; das Motiv der über Nacht festgebundenen Frisur<br />

spielt auch in der Personenbeschreibung des Helmstedter Arztes in den Tag- und<br />

'lahresheften eine wichtige Rolle 52). Ein Brief an Johanna Frommann vom<br />

16. Dezember 18°7, der für die Entstehungsgeschichte der Novelle von Wichtigkeit<br />

ist, enthält ebenfalls eine Beireis-Anspielung 53).<br />

Kurz nachdem Beireis im September 1809 gestorben war, kam in Weimar noch<br />

einmal das Gespräch auf ihn und zwar im Zusammenhang mit Universitätszum<br />

allerschönsten zu danken haben. Hinter den Fischen erschien ein anderes scandinavisches<br />

und obotritisches Wundergeschöpf, das uns, ob wir gleich darauf vorbereitet waren, in<br />

Erstaunen setzte. Wir nahmen den Mann und seine Runen freundlich auf, und gaben ihm<br />

Gelegenheit seine Verdienste bekannt zu machen und Theilnahme zu erregen. Aber gar bald<br />

zeigte sim, dap seine etwas starre Natur und sein eigensinniges Wesen in der Weimarismen<br />

Welt nimt gedeihen könne. Aufrichtig zu sprechen, so ist der Ort bey des zu klein und zu<br />

gebildet, als daß die Anmaßungen einer Originalitat Glück finden könnten. Aum fing der<br />

Mann bald an, sim zurückzuziehen, und ist vor einigen Tagen ohne Abschied versmwunden. -<br />

G H b 1. AufI. Sp. 355-357 (Zastrau): "Diese Originalität, aum in Tismsitten, war beträmtlim<br />

und erhob A. gewissermaßen als einen ,franziskanischen Wodan' bis in die kleine Spitzengruppe<br />

höchstextremer Originale, von denen überhaupt die europäisme Gesellsmaftsgesmimte<br />

zu berichten weiß: ,Kahl, einäugig, mit weißem Barte, den Leib mit einem Strick umgürtet,<br />

die Füße mit Leinwand umwickelt und besmuht mit didcen Sandalen nach Art der ungariscllen<br />

Bergbauern, einen kleinen Tornister auf dem Rücken, in der Hand einen Stock' - 50 trat er<br />

nach dessen späterer Smilderung (1813) bei dem Historiker Baron A. v. Mednyanszky ins Haus<br />

und entwickelte im Gespräch ,eine Gelehrsamkeit, welme für ein halbes Dutzend Akademiker<br />

hätte ausreimen können ... er zeigte überall ein immenses Wissen, große persönlime Erfahrung<br />

und ein äußerst glücklimes, gut geordnetes Gedämtnis· ...<br />

51) WA 24.260-292. - WolH 107-113; Wiese 32-33.<br />

61) 'V A 35, 223: Das Vorderhaupt war mit einem Toupee gesmmückt, alles fest, glatt<br />

und tüchtig gepudert. Altf diese Weise, sagte er, lasse er sich alle Abend frisiren, lege sim, die<br />

Haare festgebunden, zu Bette, und welche Stunde er denn aum zu einem Kranken gerufen<br />

werde, erscheine er dom so anstandig, eben als wie er in jede Gesellschaft komme.<br />

13) B, 19,479 (Goethe an Johanna Frommann, 16. u. 1807): Für eine recht hübsche Brieftasche<br />

hoffte im Ihnen zu danken, nun überrascht mich eine sehr schöne, die mir ein außerordentliches<br />

Vergnügen macht. Dank! den besten Dank! daß sie mich auf ewig vor der Versuchung<br />

gerettet haben, meine liebsten Papiersmatze, wie Beyreis seinen Diamanten, wie<br />

Werner seine Sonette, auf eine wunderliche Weise zu verwahren und zu produciren. - Wo Hf<br />

113: "Das deutlimste Zeugnis für die erwachende Neigung der Witwe zum Major liegt inder<br />

überreimung der von ihr selbst gewirkten Brieftasdte, in der der neue Freund sein großes<br />

Gedimt aufbewahren soll. [ .•• ] Diese Episode steht mit einem wirklimen Vorfall in Parallele:<br />

Johanna Frommann [ •.. ] hatte Goethe zu Weihnamten 1807 eine Brieftasche gesmenkt,<br />

für die der Empfänger sich in einem Brief vom 26. Dezember 1807 bedankt. Daß zwismen<br />

diesem Ereignis und der Episode bei der schönen Witwe ein Zusammenhang besteht, liegt<br />

auf der Hand, somit kann das Motiv erst nam Weihnamten 1807 in den Plan der Novelle<br />

aufgenommen worden sein."<br />

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fragen 64). Im folgenden Jahre konnte Goethe dann die Ausführungen des Arztes<br />

Sybel über Beireis im "Teutschen Merkur" lesen (5). An die hier ausgebreitete<br />

Beireis-Legende mögen sich weitere Gespräche geknüpft haben, von denen eines<br />

vom Sommer 1810 in Teplitz durch A. v. d. Marwitz bezeugt ist 56). Vor allem aber<br />

war Goethe nach dem Tode des Professors und der Aufhebung der HeIrnstedter<br />

Universität an dem ferneren Verbleib der Beireis-Sammlungen interessiert. Um<br />

Näheres über den Auktionstermin der Gemäldesammlung zu erfahren, wandte er sich<br />

smon im April 1810 an den jungen Naturforscher und Arzt Martin Heinrich Kar!<br />

Lichtenstein, den er seit 1801 persönlich kannte. Der Antwortbrief Lichtensteins<br />

vom Z4. April 1810 gab die gewünschten Aufschlüsse und bestärkte Goethe in seiner<br />

Vermutung, daß sich unter den Gemälden der Beireis-Sammlung nur wenige<br />

Originale befanden 67). Ein Brief Knebels hingegen vom H. April 18u, der sich<br />

ebenfalls mit dem Beireis-Nachlaß befaßt 68), scheint sich auf das Versteigerungsverzeichnis<br />

der naturhistorischen Sammlungen und Automaten zu beziehen. Dieser<br />

"Katalog der Seltenheiten" dürfte damals in den Besitz Goethes gekommen sein und<br />

läßt sich heute noch in seiner <strong>Bibliothek</strong> nachweisen 69). Ferner finden sich zwei<br />

Beireis-Briefe in Goethes Autographensammlung 60).<br />

Schließlich machte sich Goethe im gleichen Jahre 18 10 mit dem literarischen<br />

Beireis-Bild Achim von Arnims bekannt, als dieser ihm seinen soeben erschienenen<br />

Roman, die "Gräfin Dolores", zusandte. Hinsichtlich der Besmäftigung beider<br />

Dichter mit der Figur des HeIrnstedter Wunderdoktors kann von einer wechselseitigen<br />

Anregung und Beeinflussung gespromen werden. Goethe war es gewesen,<br />

der die Aufmerksamkeit des jungen Romantikers auf Beireis gelenkt hatte. Dies<br />

gesmah, wie wir vermuten dürfen, im Dezember des Jahres 180561). Arnim, der<br />

daraufhin nach Helmstedt gefahren war, hatte sich bei Goethe für diesen Hinweis<br />

") T 4. 70 (15.10. 1809): Tagebücher. Biographisches Schema. Mitunter August und<br />

dessen bisheriges Leben. Bey Durchlaucht dem Herzog. August präsentirt. Ober die Besetzung<br />

der chemischen Professur in 'Jena. Ober Beireis. Der junge Knebel ging vor Tische fort.<br />

Zwiebelmarkt. 'Junge Leute. Abends Fortsetzung des Schemas.<br />

111) M erb a eh, Beireis 3-4-<br />

56) Biedermann Bd.:, 8S [August 1810. A. v. d. Marwitz. Teplitzl: "Gocthe lobte<br />

die Memoiren der Markgräfin von Baireuth. Gespräch über Friedrich Wilhe1m I., seine Zeit,<br />

über den Großen Kurfürsten. Ober Heireis."<br />

57) Sc h re c k e n ba c h Nr. 991 (Martin Heinrich Karl Lichtenstein an Goethe, :4. 4.<br />

1810); vgl. Li c h t e n st ein, Stammtafel<br />

118) G uhr aue r Bd. 1, 37 (Knebel an Goethe, u. 4. 181 I): "Indeß ist mir doch eine Erscheinung<br />

gekommen, die mehr etwas Seltsames, Vortreffliches anzeigt. als es schon giebt<br />

und dieses ist der Katalogus von des verstorbenen Beireis Wundersachen. Ohne Zweifel wirst<br />

Du ihn schon erhalten haben. Ich kann kaum hineinsehen ohne meine Seele zu kränken, daß<br />

ich nicht so manches davon besitze. Das sind Sachen, die allen Glanz der geprägten Reichthümer<br />

weit übertreffen - wenn man solche nur nicht nöthig hätte, sie zu erhalten. Ich bitte<br />

Dich auf Mittel zu denken, wie wir wenigstens eines guten Theiles derselben habhaft werden<br />

können. Was ich noch von Münze habe will ich gern zusammen suchen, um mitbeizlltragen."<br />

59) Beireis, Seltenheiten = Ruppert Nr.5Io.<br />

80) Sehre eken bach Nr.98 (Beireis an J. G. StimmeI, 5.8.1793); e b d a. Nr.935 (Lamberg,M.J.Graf<br />

an Beireis. 4. II. 178z). BeideSchreiben betreffenBücherankäufe durchBeireis.<br />

11) Siehe oben Anm. 48.<br />

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mit einem interessanten Brief bedankt 02). Dieser Brief vom l. September 1806<br />

enthält, ähnlich wie der oben erwähnte Geburtstagsbrief Goethes an den Weimarer<br />

Herzog, eine bisher kaum gewürdigte Beireis-Porträtskizze. Arnim fühlte sich<br />

gedrängt, eine dichterische Schilderung seines Helmstedt-Erlebnisses zu versuchen,<br />

äußerte jedoch am 11. März 1808 Jean Paul gegenüber folgende Bedenken 63):<br />

"Als ich bei Beireis in Helmstedt war [ .•. ], da ist mir so jämmerlich einsam geworden und<br />

wieder so herrlich wunderbar in allem, was er besitzt und was er dazu faselt, daß ich wünschte,<br />

den Eindrud: darstellen zu dürfen. Das führt mim aber in solche Unmöglichkeiten, es reißt<br />

mich in allerlei Geschichten, wobei mir die Luft ausgeht; ist es Ihnen nicht möglich, mir dieses<br />

Bild von Kometeneinsamkeit abzunehmen? Ich habe keinen Pinsel und keine Farbe dazu,<br />

besonders wird mir die Umgebung nicht reich genug zu dem Gemüte des Menschen."<br />

e2) Schüddekopf 119-111 (Arnirn an Goethe, 1.9.1806): "... an dieser Kraft<br />

der Lüge, die unsrer Zeit häufig bemerkt wird, läst sich der regierende Geist erkennen. Die<br />

Frage ist: ob es gut thut, einer bösen Kraft sich zu bemächtigen, um sie dienend gut zu<br />

machen; der Stier zieht, weil der Mensch sein Stossen mit Kopf und Brust in ein Ziehen<br />

verwandelt hat; ••. so könnte sich die Welt auch wohl dieses Lügengeistes bemächtigen,<br />

wenn er ihr nicht übermächtig wäre. Ist Beireis von ihm besessen, oder besitzt er ihn? Die<br />

Frage legte ich mir oft vor, wenn ich ihm in die freundlichen unruhigen Augen sah als er sich<br />

rühmte, alles zu besitzen in dem Hause, wonach sein Herz verlange, und sah ihn wie einen<br />

wahnsinnigen Geizigen Kieselsteine für Geld zählen, die öde Rumpelkammer von Haus, ein<br />

wüstes Gärtchen voll Unkraut in dem sim ein Paar magre Katzen sonnten, einen Heerd, wo<br />

statt des Essens eine krumme Retorte langsam destillirte, und sah dann doch seine Menschenkenntniß,<br />

wie er jedes mir zweifelhafte Stüd: auf die Seite sdlaffte, ohne daß ich mich darüber<br />

äusserte. Ich sage sehr vielen Dank, daß Sie meine Aufmerksamkeit zu ihm gewendet, ich fand<br />

ihn wie einen alten Bekannten, von dem man mehr weiß, als man wissen kann, ich errieth<br />

immer schon was er machen würde. [.•.] Er sagte, die Wissenschaften und Künste wären vorhanden,<br />

um dem menschlichen Verstande Ehre zu machen, ich fragte ihn, ob nicht vielleicht<br />

der Mensch da wäre um der Mechanik Ehre zu machen, weil die Rechenmaschine richtiger<br />

rechnete als er selbst, nun klapperte die freilim entsetzlich, wies gotdob im Kopfe sich nicht<br />

fände, das liesse sich vielleicht noch ändern. Da wurde er ernsdich böse, sagte das käme von<br />

der modemen Halbwisserey, dabey könnte kein Mensch selig werden, er wollte mal den<br />

Chemiker sehen, dem jezt seine Chemie einen G..roschen eingetragen, er verdanke seinem<br />

Kopfe alles. Den grossen Diamant drängte er mir den Abend zur Ansicht auf, mit der Feile<br />

ging er offenbar trüglich um, er strich mit der glatten Seite und behauptete, sie hätte sich<br />

davon abgestumpft. Ich fragte ihn, ob es wohl möglich, einen echten Diamanten zu machen,<br />

er antwortete darauf ganz scharfsinnig: schwerlich, weil sim das Verbrennliche nicht leicht<br />

so zusammen drängen lasse [.•.] Er erzählte mir darauf die Geschichte des Diamanten. Unter<br />

den Gemälden smien er nur das zu sm ätzen, was Hunde angebellt oder Consistorialräthe<br />

beweint, [•..] traurig ist es die edelmüthige Garnison in der dunklen Kammer eingesperrt zu<br />

sehen, wie sie so einzeln aus den Kasematten an die frische Luft gebracht werden und ganz<br />

wankend und gebrechlich dastehen." Vgl. die übernahme und Umarbeitung der einzelnen<br />

Motive in Ar n im, Dolores 271-193. - Der Besuch in Helmstedt fand nach dem Brief<br />

Arnims an Brentano vom 30.7.1806 "vorgestern", also am 28.7. statt. Ober Beireis wird<br />

dort gesagt: "er ist ein direkter negativer Gegensatz zu Goethe, alles nur Formel" (A r n im,<br />

Dolores 1069). Die Absicht dieses Besuches hatte er schon am 9. April 1806 Bettina Brentano<br />

mitgeteilt (S t e i g, Arnim und Bettina 30, 36). Me r b ach, Beireis 11 gibt, wohl fälschlim,<br />

an, daß Arnim schon im Jahre 1801 in Helmstedt bei Beireis gewesen sei. Der abgedrud:te<br />

Brief Arnims an Jean Paul vom u. 3. 1808 (A r n im, Dolores 1069) bezieht sich jedenfalls<br />

auf den Besuch im Jahre 1806. Vgl. L e v in, Romantiker 71-73; B r Ü g g em a n n 27. bis<br />

30. Folge.<br />

e3) Zitiert nach Me rb ach, Beireis U; vgl. Ar n im, Dolores 1069.


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Gerade das, was Goethe von Anfang an für durchführbar hielt, Beireis in seiner<br />

ganzen Zwiespältigkeit im Spiegel seines Besitzes zu schildern 64), erschien Arnim<br />

unmöglich.<br />

Dann überwand Arnim seine Skrupel im Laufe der folgenden Jahre und fügte<br />

seinem Roman, den er 1810 Goethe zusandte, ein ganzes "Beireis"-Kapitel ein 65).<br />

Der Held dieses Romans, Graf Karl, sieht seinen eigenen chaotischen Seelenzustand<br />

in dem grotesken Inventar gespiegelt, das der "wunderbare Doktor in H." in<br />

seinem Hause aufgestapelt hat. Der ankommende Besucher erlebt im Zusammentreffen<br />

mit Beireis und dessen Besitz eine Art Selbstbegegnung. Das ist ein<br />

Gedanke, der durch Arnim hier erstmals ausgesprochen wird. Goethe hat dieses<br />

Werk Arnims mit drastischen Worten abgelehnt 66). Doch gehen wir vielleicht in<br />

der Annahme nicht fehl, daß für Goethe von dem literarischen Beireis-Bild<br />

Arnims ein weiterer Anreiz zur eigenen Gestaltung dieses Themas ausgegangen<br />

ist. So ist die Beireis-Charakteristik der Tag- und 1ahreshefte als ein antiromantisches<br />

Gegenstück dem Romankapitel vom "wunderbaren Doktor in H." in<br />

Arnims "Gräfin Dolores" durchaus vergleichbar.<br />

Goethe hatte smon früh die Absicht, das Thema der Helmstedtfahrt im Rahmen<br />

seiner Lebensdarstellung zu behandeln. Das ist aus dem ersten autobiographischen<br />

Schema vom Oktober 1809 ersidltlich 67). Beireis und WolE werden hier noch nicht<br />

namentlich genannt. Ein genaueres Schema für das Jahr 1805 entstand erst im<br />

August I 8 I 7 68). Anderthalb Monate früher finden wir im Tagebuch Goethes folgende<br />

84) Vgl. Lichtenstein, Brief (1810) 34: "Wer ihn [Beireis] reden hörte, dessen<br />

Seele schwankte unaufhörlich zwischen einem fremden Gemische widersprechender Empfindungen,<br />

der Bewunderung und des Mitleidens, der Zuneigung und des Abscheues, der Gunst<br />

und des Neides. Das Resultat davon war ein eben so natürlicher Widerwille, als man bei dem<br />

Geschmadce und Geruche eines aus angenehmen und ekelhaften Ingredienzen zusammengesetzten<br />

Arzneimittels verspüret. Alles dies nahm mit der Zeit mehr zu als ab."<br />

111) Arnim, Dolores 171-293. - Vgl. Thalmann, Fuhrmann, Offermanns.<br />

61) B 11,395 (Goethe an C. F. v. Reinhard, 7. 10. 1810): [Mit Bezug auf die romantische<br />

Rücktendenz zum Mittelalter und überhaupt nach dem Veralteten] Aber manchmal machen<br />

sie mir's doch zu toll. So muß ich mich z.B. zurückhalten, gegen Achim 'Von Arnim,der mir<br />

seine Griifinn Dolores zuschickte und den im remt lieb habe, nimt grob zu werden. Wenn im<br />

einen 'Verlorenen Sohn bätte, so wollte ich lieber, er bätte sich 'Von den Bordellen bis zum<br />

Schweinkoben 'Verirrt, als daß er in den Narrenwust dieser letzten Tage sich verfinge: denn ich<br />

fürchte sehr, aus dieser Hölle ist keine Erlösung. Vgl. G H b 2. Auf!. Sp. 396. - Bi e dermann<br />

Bd.2, 158; Bd. 3, lIS: "Von Achim von Amim sagte er [Goethe]: Er ist wie ein Faß, wo<br />

der Böttcher vergessen hat, die Reifen fest zu schlagen, da läuft's denn auf allen Seiten heraus. ce<br />

87) W A 26, 361-363: 1805.<br />

Französche Litteratur in Verbindung mit Ram. Neffen. Kranckheit Schillers Tod. 9. May.<br />

Lauch5udt. Halle. Dr. Gall. Magdeburg. Helmstedt ss. Winckelmann Ausstellung siebente<br />

Stall des Augias Thaten des Herkules. Physicalische Vorlesungen den Damen.<br />

Anfang des Drucks der Farbenlehre.<br />

es) T 6, 97--98:<br />

1817 2J. August: Schema des 'Jahres 1805 •.• Briefe 'Von 1805.<br />

24. August: Das 'Jahr 1805 und 1807 nachgesehen und schematisirt.<br />

Z5. August: Die 'Jahre 1805, 1806 und 1807 schematisirt.<br />

z6. August: Lebenserinnerungen 'Von 1805. Fortgesetzte Vorarbeiten.<br />

139


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interessante Notiz, die sim auf die Herausgabe der Italienischen Reise bezieht 69):<br />

Entschlup das Abenteuer mit Familie Cagliostro in den Palermitanischen Aufententhalt<br />

einzuschalten. Versteckt klingt das Cagliostro-Motiv schon in der Merlin­<br />

Anspielung des Jahres 1805 an. Man vergleime dazu das Gedicht Kophtisches Lied,<br />

in dem der Name des keltismen Zauberers aum anzutreffen ist 70). Daß Goethe<br />

darüber hinaus seinen Besum bei der Familie Balsamo im Jahre 1787 in Verbindung<br />

brachte mit der Helmstedtfahrt des Jahres 18°5, scheint sich aus diesen Tagebuchnotizen<br />

zu ergeben. In den Tag- und 1ahresheften wird Beireis dann offen im<br />

Zusammenhang zeitkritischer Bemerkungen mit Cagliostro verglichen 71).<br />

Ehe die Hauptarbeit an der Beireis-Charakteristik dann schließlich im Jahre<br />

1825 in Angriff genommen wird, mußte noch ein weiterer wichtiger Kompositionsgedanke<br />

hinzutreten. Mit der Darstellung der Ereignisse des Jahres 1805 hat Goethe<br />

ja nicht nur dem Helmstedter Sammler, sondern auch dem Philologen Wolf ein<br />

bleibendes Denkmal gesetzt. Die Charakteristiken beider Männer bedingen sich und<br />

sind polarisch aufeinander bezogen. Am 24. August 1824 war Wolf in Marseille<br />

gestorben. Im Februar 1825 beginnt Goethe mit den Vorarbeiten für die Annalen<br />

des Jahres 1805. Der Fortgang der Arbeiten läßt sim anhand des Tagebuches leicht<br />

verfolgen 72). Zu den Voraussetzungen gehörte die Beschäftigung mit den Briefen<br />

") T 6,73 (1817, 6. Juli).<br />

70) WA I, 130j vgl. Vielhauer 90.<br />

71) W A 35,230. Siehe unten Anm. 169.<br />

71) Ober die Entstehung der Annalenschilderung des Jahres 1805 findet sich in Goethes<br />

Tagebuch von 18Z5 vermerkt (T 10, 2o-u6):<br />

18. Februar: 180] der Chronik bis zur Hälfte 1806.<br />

7. April: Uber den Zustand von Halle. Zustand der Philologie. Absduiden des Geh.<br />

7. Mai:<br />

zr. Mai:<br />

22. Mai:<br />

24. Mai:<br />

25. Mai:<br />

Jl. Mai:<br />

2. 'Juni:<br />

J. '}uni:<br />

4. '}uni:<br />

s. 1uni:<br />

6. 'Juni:<br />

Rizths Woll. Schilderung seines Lebens vielleicht von Reisig unternommen.<br />

Die Chronik von 1801-5 überschaut.<br />

Anfang von r80S ••• Nachts r80J,4 und 5 abermals durchgesehen.<br />

Einiges an 1804 und S.<br />

1805 die eingegangenen Briefe schematisirt ••. Nach Tische die Betrachtungen<br />

über die Annalen fortgesetzt.<br />

Das 'Jahr 1805 nach Rubriken schematisirt.<br />

Walls Besua, Ma}' 1805.<br />

Aufenthalt in Lauchstädt, in Halle GaUs Vorlesungen durchdictirt.<br />

Reise über Magdeburg nach Helmstedt. Mehrere vorläufige Concepte.<br />

über Beireis Fortsetzung •.• überdachte das Nächstbevorstehende zu den<br />

Annalen.<br />

[Vom 4. bis 15. Juni entlieh Goethe aus der Weimarer <strong>Bibliothek</strong> den<br />

zweiten Band der "Zeitgenossen" von Brockhaus mit dem Artikel von<br />

B ü c kin g über Beireisj vom 4. bis 17. Juni desgI. die Beireis-Schrift von<br />

S y bel. VgI. K e u deI I Nr. 1637. 1638. - In Goethes eigener <strong>Bibliothek</strong><br />

waren vorhanden: Bei r eis, Seltenheiten (R u p per t Nr. 510) und<br />

Bei r eis, Morgengesicht (Ruppert Nr. 5396).]<br />

Ich behandelte einige neugriechische Motive und bereitete die fernere<br />

Charakteristik Beireisens vor '" Abends Professor Riemer ... Geh. Rath<br />

Wolfs Verdienste um Belebung alter Litteratur.<br />

Ia, setzte Beireis fort ... Vorarbeiten zur ferneren Behandlung von 1805.


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und Reisenotizen. Darüber hinaus entlieh der Dichter aus der Weimarer <strong>Bibliothek</strong><br />

zwei der bekannteren Beireis-Charakteristiken und einen Aufsatz über den Grafen<br />

August Ferdinand von Veltheim, deren Lektüre am Text der Tag- und 1ahreshefte<br />

nachgewiesen werden kann. Danach entstehen im Juni die ersten zusammenhängenden<br />

Konzepte, die im August mit Riemer durchgesprodlen und im November als<br />

Manuskript abgelegt werden. Die Druddegung im Rahmen der Ausgabe letzter<br />

Hand erfolgte im Jahre 183073).<br />

IV. DER GREIFENVERGLEICH<br />

Wir kommen nun zu der Betrachtung des Textes, wie wir ihn in den Tag- und<br />

1ahresheften vorfinden und wenden uns zunädlst dem mythologischen Eingangsbild<br />

der Beireis-Charakteristik zu. Goethe vergleidlt den Helmstedter Sammler im<br />

ersten Absatz seiner Reisesdlilderung mit einem geheimnisvollen Greifen, der<br />

7. 'Juni:<br />

8. Juni:<br />

9. '}uni:<br />

10. '}uni:<br />

II. '}uni:<br />

21. '}uni:<br />

27. '}uni:<br />

5. August:<br />

9. August:<br />

12. August:<br />

19. August:<br />

20. August:<br />

21. August:<br />

22. August:<br />

2]. August:<br />

25. August:<br />

31. August:<br />

27. September:<br />

2B. September:<br />

29. September:<br />

]0. September:<br />

Beireis dietirt.<br />

Besuch in Harbke ••. Einiges vorbereitet.<br />

[Am 8. Juni entlieh Goethe aus der Weimarer <strong>Bibliothek</strong> den ersten Band<br />

von Schlichtegrolls "Nekrolog der Teutschen" mit dem Nachruf von L e n z<br />

auf August Ferdinad Graf von Veltheim. Vgl. K e u deli Nr. 1639.]<br />

Besuch bey dem tollen Hagen.<br />

Aufenthalt bey dem tollen Hagen dietirt.<br />

Von Thümmels Reisen nach dem südlichen Frankreich durchblättert.<br />

Anfang von IB05.<br />

'John schrieb an IB05.<br />

Abends Professor Riemer, Annalen von IBoS durchgegangen. Bey dieser<br />

Gelegenheit Geh. &th Wolfs grope Eigenschaften und Eigenheiten besprochen.<br />

Professor Riemer, ging mit ihm einen Theil von IBoS durch.<br />

Abends Professor Riemer. Das 'Jabr IB05 zu Ende gelesen.<br />

Gegen abend Professor Riemer ... an dem 'Jabre 1B05 weiter gearbeitet.<br />

Einiges an den Wanderjahren. Dann zu IB05 übergegangen.<br />

Einiges an dem Helmstedter Aufenthalt dietirt.<br />

Noch einiges zu 1805.<br />

Gleims Leben von Körte. Abends Professor Riemer • " Unterhaltung über<br />

die Beireisischen Märchen. (Vgl. K e u dei I Nr. 1661.)<br />

Professor Riemer ••• Einiges an 1805.<br />

An dem 'Jahre IB05 einiges in's Reine dietirt.<br />

Abends • .. Professor Riemer, ein Stück von IB05 mit ihm durchgegangen.<br />

'lohn schrieb an 1805. Ich dietirte wenige Blätter in's Reine.<br />

Einiges an IB05 dietirt.<br />

Beschäftigung mit IB05 '" Professor Riemer; mit demselben verschiedene<br />

Coneepte, sodann aber die Fortsetzung von IBoS mit ihm durchgegangen.<br />

I. Oktober: . " am 'lahr 1805 einiges mundirt.<br />

19. November: Von den Annalen IBoI-6 incl. Coneept und Mundum reponirt.<br />

13) Handschriften und Lesarten: W A )5, :177-3U. Eine Übersicht über die wichtigsten<br />

Ausgaben und Kommentare der Tag- und Jahreshefte, bzw. Annalen bis 1950 gibt<br />

HA Bd. 10, 753.


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über außerordentlichen und kaum denkbaren Schätzen waltete 14). Dieses Bild<br />

bedarf einer Deutung und eignet sim gut, um an ihm die Besonderheiten des symbolischen<br />

Stils der Tag- und 1ahreshefte aufzuzeigen. Verfolgen wir, über welme<br />

Vorformen der Dimter zu diesem ungewöhnlimen Vergleim gelangt. Nom vor<br />

Antritt der Reise smreibt Goethe in dem schon bekannten Brief vom Io.August an<br />

den Weimarer Herzog, er gedenke, den wunderlichen Beyreis in seinem Hamsterneste<br />

kennen zu lernen 75). Nach der Begegnung schreibt der Dimter am 28. August:<br />

Zu I-Ielmstedt ward unsre Aufmercksamkeit mehrere Tage durcb Merlin-Beireis<br />

festgehalten 76). Erst in den Tag- und Jahresheften ist dann vom geheimnisvollen,<br />

smatzhütenden Greif die Rede. Das Bild des Hamsternestes und die Gestalt des<br />

keltischen Magiers treten zurück 77); für beide hat der Didlter in der späteren<br />

Darstellung keine Verwendung mehr.<br />

Aus Äußerungen von Zeitgenossen wissen wir, daß Beireis mit zunehmendem<br />

Alter auf viele Menschen gewirkt hat wie eine Magus-Gestalt, die ihrer Zeit auf<br />

geheimnisvolle Weise enthoben schien. Seine asketischen Gesichtszüge und seine<br />

altertümliche Kleidertramt wurden in diesem Zusammenhang gerne genannt. Um<br />

dieser rätselhaften Wirkung willen hat man ihn auch mit Persönlimkeiten verglichen,<br />

denen übernatürliche Fähigkeiten beigelegt wurden. So hat ihn A. A. H.<br />

Limtenstein. ein Helmstedter Universitätskollege, im Zusammenhang mit Apollonius<br />

von Tyana genannt 78). In die Reihe der Magier-Vergleiche fügt sim die<br />

Merlin-Anspielung Goethes durchaus nom ein. Mit dem der klassismen Mythologie<br />

entnommenen Greifenbild kommt ein völlig neu es Element in die Beireis­<br />

Deutung hinein. Um zu verstehen, was den Dimter bewogen hat, Beireis so zu<br />

74) W A 35. 2°5-206: Doctor Gall war abgegangen und besuchte Göttingen, wir aber<br />

wurden durch die Aussicht eines eigenen Abenteuers angezogen. Der wunderliche, in manchem<br />

Sinne viele 'jahre durch schon bekannte problematische Mann, Hofrath Bei re i s in Helmstädt,<br />

war mir schon so oft genannt, seine Umgebung, sein merkwürdiger Besitz, sein sonderbares<br />

Betragen, so wie das Geheimniß, das über allem diesem waltete, hatte schon längst auf<br />

mich und meine Freunde beunruhigend gewirkt, und man mußte sich schelten, daß man eine<br />

so einzig merkwürdige Persönlichkeit, die auf eine frühere vorübergehende Epoche hindeutete,<br />

nicht mit Augen gesehen, nicht im Umgang einigermaßen erforscht habe. Professor<br />

Wolf war in demselbigen Falle, und wir beschlossen, da wir den Mann zu Hause wußten, eine<br />

Fahrt nach ihm, der wie ein geheimnißvoller Greif über außerordentlichen und kaum denkbaren<br />

Schätzen waltete. - Ähnlich leitet Goethe seine Charakteristik des Landrats Hagen zu<br />

Nienburg mit einem mythologischen Vergleich ein. W A 35, 233: In so froher als belehrender<br />

Unterhaltung legten wir den Weg zurück, und langten endlich an dem Gute des<br />

Mannes an, der, unter dem Namen des tollen Hagen, weit und breit bekannt, wie eine<br />

Art von gefährlichem Cyclopen auf einer schönen Besitzung haus'te. - Vgl. die parallele<br />

Verwendung des Wortes Abenteuer (W A 35.2°5 und 234). dazu den Artikel: "Abenteuer"<br />

im GWh.<br />

75) B 19. 35. - Vgl. auch den Brief an Meyer vom u. 8.18°5, in dem es entsprechend<br />

heißt: Da ich mich ganz leidlich befinde, so will ich mit Geheimerath Wolf eine Tour nach<br />

Helmstädt machen, um den alten Beyreis in seinem Hamsterneste zu besuchen. Ich bin recht<br />

neugierig, was ich für Schätze bey ihm finden werde. (B 19, 38-39.)<br />

70) B 19. 48.<br />

77) Zum Merlin-Bild Goethes vgI. Vi el hau e r 89-9%'<br />

78) L ich t e n s t ein, Brief (18 I 0) S. 4.


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charakterisieren, machen wir uns mit einigen anderen Greifenerwähnungen im<br />

Werke Goethes bekannt.<br />

In einer der traumbild artigen Szenen der "Klassischen Walpurgisnacht" begegnen<br />

Faust und Mcphisto den Greifen, Ameisen, Sprunxen und Sirenen. Mephisto<br />

spricht diese Gestalten zuerst an und neckt die Greife, indem er sie Greise nennt,<br />

was diese, unwillig sdmarrend, zurückweisen. Faust dagegen, der herantritt, wird<br />

durch den Anblick dieser urweltlichen Wesen belebt 79):<br />

Wie wunderbar! das Anschaun tut mir G'nüge,<br />

Im Widerwärtigen grope, tüchtige Züge.<br />

Im ahne schon ein günstiges Geschick;<br />

Wohin versetzt mim dieser ernste Blick?<br />

Auf Sphinxe bezüglich.<br />

Vor solchen hat einst ()dipus gestanden;<br />

Auf Sirenen bezüglich.<br />

Vor solmen krümmte sich Ulyp in hänfnen Banden;<br />

Auf Ameisen bezüglich.<br />

Von solchen 'Ward der höchste Schatz gespart,<br />

Auf Greife bezüglich.<br />

Von diesen treu und ohne Fehl bewahrt.<br />

Vom frischen Geiste fühl' ich mich durchdrungen,<br />

Gestalten grop, grop die Erinnerungen.<br />

In ihrer Rolle als uralte Hüter von Schätzen sprechen die Greife dann zu den<br />

goldscharrenden Ameisen 80):<br />

und 81):<br />

Gold in Blättmen, Gold in Flittern<br />

Durch die lützen seh' ich zittern.<br />

Lapt euch solchen Schatz nicht rauben;<br />

Imsen auf! es auszuklauben.<br />

Herein! Herein! Nur Gold zu Hauf,<br />

Wir legen unsre Klauen drauf;<br />

Sind Riegel flon der besten Art,<br />

Der gröpte Schatz ist 'Wohl verwahrt.<br />

Die Greife sind eng verknüpft mit der Symbolik des Goldes im Faustdrama 82).<br />

Auch in der Beireis-Charakteristik stehen die Edelmetalle und andere aufgehäufte<br />

Schätze in einer bedeutsamen Beziehung zu ihrem Besitzer. Die Person des Helmstedter<br />

Sammlers dürfte zu den schatzhütenden Greifen der Peneios-Szenen der<br />

"Klassischen Walpurgisnacht" in einem ähnlichen Verhältnis stehen wie Lord<br />

79) W A 15 I, Vers 7181-719°'<br />

bO) W A 15 I, Vers 7582-7585.<br />

81) W A 15 I, Vers 7601-76°5.<br />

n) E m r ich, Faust 11 267-276, 440 und öfter.<br />

143<br />

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Byron zur Dramenfigur des Euphorion 83). In diesem Sinne kann der Greifenvergleich<br />

in den Tag- und Jahresheften zu den wichtigen Vorfonnen des Greifensymbols<br />

im Faust Il gerechnet werden.<br />

In den autobiographischen Sdtriften Goethes wird die Beschäftigung mit<br />

GreifendarsteIlungen gelegentlidt erwähnt. So finden wir in der Italienischen Reise<br />

zweimal die Begegnung mit dem Bild des Greifen bezeugt. Einen Glüdcsfall nennt<br />

der Dichter die Erwerbung einer antiken Sdterbe in Rom 84):<br />

Es stehn Z'We; Greifen an einem Opfertische, sie sind 'IIon der schönsten Arbeit und freuen<br />

mich ungemein. Stünden sie auf einem geschnittenen Stein, wie gern 'WÜrde man damit siegeln.<br />

Bei der Besidttigung des Schlosses Pallagonia findet er inmitten der vielen skurrilen<br />

Figuren und Malereien auch folgende Zusammenstellung 85):<br />

Sie stellt ein Pferd-Weib auf einem Sessel sitzend, gegen einem unterwärts altmodisch gekleideten,<br />

mit Greifenkopf, Krone und großer Perrücke gezierten Cavalier Karte spielend<br />

vor .•.<br />

In der Campagne in Frankreich beschreibt Goethe neben anderen antiken Gemmen<br />

auch diese 88):<br />

Gigant, der einen Greif aus seiner Felsenhöhle hervorzieht. Ein Werk von sehr vielem<br />

Kunstverdienst und als Darstellung vielleicht ganz einzig.<br />

Eine vergrößerte Abbildung dieses Steines hat J ohann Heinridt Voß d. J. 1804 in<br />

seiner Abhandlung "über den Ursprung der Greife" veröffentlicht und in folgender<br />

Weise beschrieben 87):<br />

"Ein schlangenEüßiger Gigant naht sich einer Felshöhle, aus welcher ein Greif, um die bewachten<br />

Goldklumpen zu vertheidigen, hervorspringt. Der Greif hat die Krallen der rechten<br />

Löwenklaue in den linken Schenkel des Giganten gesezt. Der Gigant aber, ein wenig zurück<br />

zuckend, umschlingt ihm mit der Linken das Adlerhaupt, welches er, den Schnabel herabgebogen,<br />

sich an die Seite zwängt; indeß seine Rechte den Streich aushohlt, und die auslaufenden<br />

Schlangen seiner Füße gegen den Feind sich empor ringeln."<br />

83) Vgl. HA Bd. 3, 594 (Anmerkung zu Vers 9574ff.): "Nirgends ist der Symbolstil so<br />

rein ausgeprägt wie hier. Am Ende wird Euphorion zum Kämpfer für hohe Ziele, zum<br />

Krieger. Man glaubt in dem Toten eine bekannte Gestalt zu erblicken. Und nun setzt der<br />

Chor mit einem Klagegesang ein, der offenbar weniger auf eine allgemein gehaltene dramatische<br />

Gestalt als vielmehr auf eine Porträtfigur zielt. Goethe hat gesagt, wer jene bekannte<br />

Gestalt sei: Lord Byron. Er hatte sich im Alter daran gewöhnt, für jedes Allgemeine sich<br />

einzelne Repräsentanten zu denken (sie können als einzelne wechseln) und in jedem einzelnen<br />

ein Allgemeines zu sehen (besonders die Maximen und Reflexionen sprechen darüber); darum<br />

konnte hier Euphorion zu Lord Byron werden. Denn dieser ist der am ehesten zu nennende<br />

einzelne, der das widerspiegelt, was Euphorion als verallgemeinernde Gestalt ist. In der<br />

Sprache des Symbols hat diese Verwandlung nichts Erstaunliches." - JA Bd. 14, 337:<br />

"Doppelsinnig vergleicht Goethe ... Professor Beireis einem ,geheimnisvollen Greif über<br />

außerordentlichen und kaum denkbaren Schätzen' (Erich Schmidt)."<br />

80) W A 30, 166.<br />

1!6) W A 31, II6; vgl. die Abbildung der Skizze von Kniep e b d a. 317.<br />

86) W A 33, 156.<br />

87) V 0 ß, Greife S. I; siehe dazu B 17, 117 (Goethe an Eichstädt, H. 11. 1804): Für die<br />

Greife, die gut um sich gegriffen haben, danken Sie Freund Vop aufs beste. - Fe m m e 1<br />

zu Nr. 51 R. - G rum ach 841.<br />

144


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\<br />

~-:-<br />

Taf. I Magdeburg, Dom. Von links nach rechts: Erzbischof Friedrich (t 1'92). Bronzegrabplatte. Detail. -<br />

Erzbischof Wichmann (t 1192). Bronzegrabplatte, Detail. - Peter Vischer d. Ä .: Grabmal des Erzbischofs Ernst, Detail (1495).<br />

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TaL 2 a<br />

Gottfried Christoph Beireis. Von links nach rechts: Pastellbild, Ausschnitt.<br />

Ehemals im Besitz der Familie Werneburg, Halle. -<br />

Miniatur nach einem Pastellbild von 1806, Ausschnitt. - Stich von M. S. Lowe, Ausschnitt (1800) .


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-~-;-


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Taf. 2 c<br />

Einzeichnung von Beireis in das Stammbuch August von Gocthcs.


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In den Tag- und Jahresheften endlich gedenkt der Dichter im Rahmen seiner<br />

Schilderung des Besuches in Harbke der Schriften des Mineralogen und Beireis­<br />

Schülers August Ferdinand Graf von Veltheim. Dieser, der mit Goethe in dessen<br />

ersten Weimarer Jahren in Gedankenaustausch über Bergwerksfragen gestanden<br />

hatte, war 1799 und 1800 mit einer mythengeschichtlichen Studie unter dem Titel<br />

"Von den goldgrabenden Ameisen und Greiffen der Alten, eine Vermutung"<br />

hervorgetreten 88). Der Graf glaubte die Greifensage aus dem" Verfahren und der<br />

Methode wie überhaupt die ältesten Völker ••• ihre Goldwäschen getrieben"<br />

erklären zu können und war zu der These gekommen, daß Greifen tatsächlich einmal<br />

existiert hätten, nämlich als große, mit Flügeln verkleidete indische Wachhunde,<br />

die ihren Besitzern dazu dienten, Fremde von den Goldfeldern abzuhalten. Goethe<br />

hat den Sammelband, in dem dieser Greifen-Aufsatz enthalten war, mindestens<br />

zweimal gelesen, im Juli 1800 und im September 1805, das zweitem al also in unmittelbarem<br />

Zusammenhang mit der Helmstedtreise 89).<br />

88) Veltheim 281-283: "Um jedoch dieser an sich so schwachen Beschützung [des<br />

Gebietes, in dem Goldwäschen betrieben wurden], noch mehr Ansehen und allen nur erforderlichen<br />

Nachdrudc zu geben, benutzte man nicht allein jene dunkele Sage von goldgrabenden<br />

und sehr beißigen Thieren, die von selbst schon in Umlauf gekommen war [die<br />

Sage von den goldgrabenden Ameisen], sondern man ersann überdem noch höchst abentheuerliche<br />

und fürchterliche Nachrichten von dieser goldreichen Gegend. Man verbreitete<br />

und unterhielt sie mit der größten Vorsicht und Staatsklugheit. Es war um so leichter, diesen<br />

fabelhaften Erzählungen einen allgemeinen Glauben zu verschaffen, da überall die Naturgeschichte<br />

in diesem Zeitalter noch in ihrer Kindheit war, da man Indien allgemein für ein<br />

Land voller Wunder und übernatürlicher Geschöpfe hielt, da die in dieser Gegend umherziehenden<br />

nomadischen Horden und Räuberbanden und Kaufleute, in gleich hohem Grade<br />

unwissend und abergläubisch waren, und da ohnehin diese so äußerst wüste, durchaus öde<br />

und völlig unbewohnte Gegend [es ist von der Wüste Gobi die Rede] nicht leicht von<br />

menschlichen Geschöpfen besucht werden konnte.<br />

Die aufgeworfenen unzähligen Sandhügel gab man daher für Arbeiten von großen und<br />

äußerst gefährlichen Ameisen aus. Die fremden Gesandten und auswärtigen Kaufleute, denen<br />

die Naturgeschichte dieses entfernten Landes, besonders in jenem Zeitalter, völlig unbekannt<br />

war, konnte man sehr leicht glauben machen, daß die Felle von jenen Fuchsarten die Felle von<br />

eben den Ameisen wären, welche dort die großen Sandhügel aufwürfen.<br />

Zur völligen Beschützung und Sicherheit aber, verpflanzte man auch in diese Gegend<br />

noch höchst grausame und unbezwingliche Wunderthiere, nemlidt die Greiffen [in der Anmerkung<br />

vermutet v. Veltheim, daß die Sage aus Ägypten und die Vogelverkleidung eher<br />

vom Adler als vom Geier stammt]. Und damit diese um so weniger gcläugnet werden<br />

könnten, bedurfte es nur eines einzigen Hülfsmittels, weldtes eben so leicht in der Ausführung,<br />

als entscheidend für die Absicht war. Man brauchte nur alle funfzig bis hundert<br />

Jahre einmal, einen von den großen Indischen Hunden, der besonders hiezu abgerichtet war,<br />

oder wohl gar nur einen von den Wachen selbst, mit den schönfarbigsten Zeugen der dasigen<br />

Länder, in die Figur der Greiffen auszukleiden,_ ihn mit künstlichen Hügeln zu versehen, und<br />

so auf Anhöhen zur Wadte auszustellen, wo er vorzüglidt ins Auge fiel."<br />

8i) Tagebucheintragung Goethes über die Veltheim-Lektüre 23.7.1800 (T 2, 302); am<br />

29· 7.1800 urteilte Goethe Schiller gegenüber (B 15, 93): Graf Veltheim Seine zusammengedruckten<br />

Schriften, geistreich und lustig; aber leider leichtsinnig, dilettantisch, mitunter<br />

hasenfüßig und phantastisch. Nochmalige Lektüre im Jahre I80S nach Rüd


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Mit welcher bildlichen Greifenvorstellung wir bei Goethe zu rechnen haben,<br />

wird ferner an einer Reihe von Skizzen deutlich, die wir im "Corpus der Goethe­<br />

Zeichnungen" finden. Auf vier Blättern taucht siebenmal das Motiv des Greifenkopfes<br />

auf 90). Alle vier Stücke werden von Femmel in die Zeit der Italienischen<br />

Reise eingestuft. Es ist deutlich, daß diese Zeichnungen, für die bestimmte Vorlagen<br />

nicht nachgewiesen werden konnten, Metamorphose-Studien Goethes darstellen.<br />

Zeichnerisch-morphologisch versucht Goethe dem Geheimnis des Greifenkopfes<br />

näher zu kommen und zwar geschieht dies auf doppelte Weise. Zunächst<br />

wird die Umrißgestalt des Greifenhauptes aus den Kopfformen derjenigen Tiere<br />

entwickelt, aus denen es rein äußerlich zusammengesetzt erscheint. Aus Vogelkopf<br />

und dem Schädel der Großkatze, hier Adler und Panther, läßt Goethe in interessanten<br />

Abwandlungen und Zwischenstufen das Greifenhaupt entstehen. Dabei<br />

wird die stumpfe Schnauze des Panthers stufenweise in den verhornten, lang ausgezogenen<br />

Schnabel des Adlers überführt, doch so, daß die vorragenden Ohren und<br />

der fleischige Nacken teilweise erhalten bleiben. Auf anderen Blättern erscheint<br />

neben dem Greifenkopf das menschliche Haupt. Eine dieser Zusammenstellungen<br />

(Taf. 1 b) zeigt links einen Greifenkopf und rechts zwei menschliche Profilstudien<br />

91). Die Kräfte, die in der Formgestaltung des menschlimen Hauptes und<br />

des vogclartigcn Greifenkopfes wirksam sind, treten hier augenfällig in Erscheinung.<br />

Die beiden männlichen Profile zeigen die Dreiteilung des menschlichen<br />

Hauptes in besonders harmonischer Weise. In krassem Gegensatz dazu steht die<br />

Zweiteilung des Greifenkopfes in Stirn- und Schnabelpartie 92).<br />

geistreichem Dilettantismus erfreut. R u p per t nennt diesen Titel für Goethes <strong>Bibliothek</strong><br />

nicht, dagegen jedod:! drei der früheren Einzelschriften (Nr. 2132, 5199, 5100), zwei mit einer<br />

Widmung des Grafen. In den Tu'} schreibt Goethe dann (W A 35. 2SS-:a6): Der Graf<br />

[Röttger v. V.] hieß uns willkommen und freute sich an mir einen alten Freund seines<br />

Vaters kennen z!/ lernen, denn mit diesem hatte uns andere durch mehrere Jahre das Studium<br />

des Bergwesens verbunden, nur daß er versuchte, seine NaturkenntnisSl' zu Aufklärung<br />

problematischer Stellen alter Autoren zu benutzen. Mochte man ihn bei diesem Geschäft auch<br />

allzugroßer Kühnheit beschuldigen, so konnte man ihm einen geistreichen Scharfsinn nicht<br />

absprechen. - VgI. B 19. So. - über August Ferdinand Graf v. Veltheim zu Harbke<br />

(Schwarze Linie des Geschlechtes) vgI. A D B Bd. 39. 585-586; Sc h m i d t. v. Veltheim<br />

Nr. 419. S. 285-288; Eu I e Il9-JH. - Zu seiner Bekanntschaft mit Goethe siehe Be c k e r<br />

40-47; B 6. 198. - Daß A. F. v. Veltheim in Helmstedt studierte (StA Wb: Immatrikulation<br />

am 15. 9. 1757) und bei Beireis gehört hat, erklärt wohl auch seine späteren polyhistorischen<br />

Neigungen. Die Aufsatzsammlung des Grafen fehlte auch unter den Büchern von<br />

Beireis nicht (B ei r eis. <strong>Bibliothek</strong> S. 434 Nr. 788 und 795). Urteile über den Beireis­<br />

Besitz verzeichnen: Go e t h e, Reisenotizen BI. 4; S y bel % 1-21 (Harbke-Anekdote mit<br />

dem geistesgegenwärtig durch Beireis erfundenen dlinesischen Roman). 70; He ist e r 187.<br />

215-%18; Be c k e r 25-16, 40-47; Me rb ach. Beireis 51; Be s s m e r t ny, Beireis 106,<br />

114- - Siehe auch Anm. 165.<br />

PO) Fern m e I Nr. 52 R. Nr. :u6. Nr. 1I9. Nr. 120; vgl. auch Nr. 103.<br />

tt) Fe m m e I Nr. 52 R. 139X130 mm. Bleistift.<br />

12) Fe m m e I zu Nr. 51 R: "Wenn der Greifenkopf hier nicht nur ein zufällig mit auf<br />

das Blatt gekommen es archäologisches Objekt ist, das für gelegentliche spätere Verwendung<br />

fixiert wurde. könne er wie die Satyrköpfe und Profile des Pan [.•.] als besonderes Phänomen<br />

der physiognomisch-schöpferischen Phantasie der Antike bei den Kopfstudien aufgenommen<br />

worden sein."


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Damit ist freilich bisher noch nicht hinreichend geklärt, was Goethe veranlaßt<br />

hat, Beireis mit einem Greifen zu vergleichen. Wir meinen, daß es sich bei diesem<br />

Greifenvergleich nicht um eine bloße Allegorie auf das Schätzebehüten handelt. Wir<br />

haben es vielmehr mit einem Symbol zu tun, das Wesen und Erscheinung als eine<br />

Einheit umschließt, und für dessen Verständnis es nicht ausreicht, in abstrakter<br />

Weise allein auf die Verbindung mit dem Goldmotiv hinzuweisen.<br />

Von verschiedenen Seiten her haben wir versucht, uns dem Verständnis des<br />

Greifenbildes zu nähern, indem wir es beleuchteten durch die zeichnerisch-morphologischen<br />

Bemühungen Goethes um das Motiv des Greifenkopfes und andererseits<br />

durch den Hinweis auf die schatzhütenden Greifen im Faustdrama. Ferner haben<br />

wir entsprechende Erwähnungen in den autobiographischen Schriften beachtet.<br />

Es ist auf den überlieferten Porträts, die wir von der Erscheinung des Helmstedter<br />

Hofrats besitzen, gut zu erkennen, daß Beireis im hohen Alter ein ausgesprochenes<br />

Vogelgesicht hatte (Taf. 1 a). Ferner wissen wir, daß Goethe im<br />

Jahre 1805 von Halle mit einem für physiognomische Besonderheiten geschärften<br />

Blick nach Helmstedt kam. Außerdem war Goethe, wie wir aus den genannten<br />

Zeichnungen wissen, durchaus gewohnt, Greifenkopf und menschliches Profil vom<br />

Standpunkt seiner morphologischen Fragestellungen aus im Zusammenhang zu<br />

sehen. So meinen wir: die visuelle Erinnerung an die Besonderheiten des Beireis­<br />

Gesichtes trug entscheidend mit dazu bei, daß Goethe als erstes dichterisches Bild<br />

seiner Charakteristik den Greifenvergleich gewählt hat. Seiner Absicht, den Sachverhalt<br />

"Schätzebehüten" zusammenzubringen mit dem physiognomischen Befund<br />

"vogelartige Züge", kam das mythologische Bild des Greifen in idealer Weise entgegen.<br />

Nicht von außen her wurde das deutende Bild herangetragen, sondern aus der<br />

Eigenart der Person selbst entwickelt. Goethe hat Beireis nicht nur mit einem<br />

Greifen verglichen, sondern er hat in Beireis den Greifen geschaut.<br />

Dem widerspricht keineswegs Goethes eigene Beschreibung der Beireis­<br />

Physiognomie. Von der jugendlich wirkenden Beweglichkeit der Gestalt ausgehend<br />

gelangt er zu einer sachlichen Beschreibung des Beireis-Kopfes 93):<br />

Nicht groß, wobl und beweglich gebaut, konnte man eben die Legenden seiner Fechterkünste<br />

gelten lassen; eine unglaublich bobe und gewölbte Stirn, ganz in Mißverbaltntß der<br />

untern, fein zusammengezogenen Tbeile, deutete auf einen Mann von besondern Geisteskräften<br />

.••<br />

Goethe besduänkt sich also auf die Mitteilung der außerordentlichen Proportionen<br />

dieses Kopfes, aus denen er die besonderen geistigen Fähigkeiten des Gelehrten<br />

abliest. Knappheit und Objektivität dieser Schilderung treten deutlicher in Erscheinung,<br />

wenn man sie mit anderen zeitgenössischen Personenbeschreibungen des Helmstedter<br />

Professors vergleicht U). Aus einem solchen Vergleich ergibt sich, daß<br />

13) W A 35, %10-1 II.<br />

U) Besdlfeibung der Beireis-Physiognomie in Besumerberimten und Beireis-Smrifttum:<br />

Bö tt i ger (Besum 1793) in: He ist e r 154: "Sein schmales, in den Wangen eingefallenes,<br />

blutloses Gesimt verdiente nom eine eigene Smilderung in Lavaters Physiognomik. Mir<br />

war es der wahre Abdru


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Goethe der einzige ist, der die Beschreibung des Gesichtes sehr bewußt von der<br />

Beschreibung der Kleidung und der Frisur getrennt hat. Ferner hat er jede Aussage<br />

ist er nichts weniger als Charletan. Auch seine Physiognomie hat wenig davon, erst wenn<br />

man ihm genau und stark ins Auge gesehen, bemerkt man einige auffallende Züge, die auf<br />

einen Hang zur Schwärmerei hingedeutet werden können." - Li eh t e n s t ein, Brief (18 JO)<br />

3-4 siehe unten Anm.95. - Ar n im, Dolores 7.71-7.77.: "Der Bediente klopfte an die<br />

Türe dreimal, ein Mann in schwarzen feinen Kleidern, in einer wunderlich festen weißen<br />

Perüd


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über Mienenspiel, Augenfarbe und Augenausdruck, sowie über die Farbe der Haut<br />

vermieden. Weiterhin hat er darauf verzichtet, von "magisch" wirkenden Zügen im<br />

Antlitz des Professors zu sprechen und schließlich hat er auch nicht auf die physiognomische<br />

Ähnlichkeit des Beireis-Schädels mit anderen historischen Persönlkhkeiten<br />

hingewiesen, wie uns dies von Gall überliefert ist, der Beireis ebenfalls 1805<br />

besuchte 95).<br />

V. DIE BESICHTIGUNG DES BEIREIS-HAUSES<br />

UND SEINER SAMMLUNGEN<br />

I. Zur Komposition<br />

Wir wollen im folgenden versuchen, einen ersten Einblick in den Aufbau deI<br />

Reiseschilderung zu gewinnen, indem wir nach dem inneren Zusammenhang der<br />

einzelnen Bilder und Szenen des Helmstedtaufenthalts fragen. Wir beschränken<br />

uns dabei auf dasjenige, was Goethe über seinen Gang durch die verschiedenen<br />

Sammlungen des Beireis-Hauses mitgeteilt hat. Nach allem, was wir über seine<br />

autobiographische Arbeitsweise wissen, dürfen wir hier keinen chronologisch exakten<br />

Bericht erwarten. Es wird vielmehr nur das mitgeteilt, was dem Dichter im<br />

Rückblick zum Symbol geworden ist. Alles Zufällige wurde ausgeschieden, nichts<br />

ist nur um der Vollständigkeit willen erwähnt. Bei näherer Betrachtung ist vielmehr<br />

zu erkennen, daß der Dichter seine Erinnerungsbilder in eine bestimmte<br />

Konfiguration gebracht hat. So hat er die Besichtigungsschilderung in vier<br />

Abschnitte unterteilt, die durch Einschaltungen oder andere Zäsuren deutlich voneinander<br />

abgehoben sind. Diese vier Abschnitte lassen sich mit folgenden Stichworten<br />

bezeichnen:<br />

I. Automatenfiguren und naturhistorisch-physikalische Sammlungen<br />

z. Gemäldesammlung<br />

3. Münzensammlung<br />

4. Der große "Diamant"<br />

H) Li c h t e n s te in, Brief (1810) 3-4: "Seine Physiognomie hatte etwas ausgezeichnet<br />

Großes und Geniales. Er übertraf in dieser Hinsicht nom um vieles den seeligen Klopstock,<br />

der so wie Beireis nie von einem Maler oder Zeichner so getroffen ward, daß das Bild einem<br />

Kenner genügte. Doctor Gall, der von Beireis nicht sonderlim aufgenommen war, hat doch<br />

bekannt, es sey ihm nirgend ein Schädel vorgekommen, der ähnliche Anlagen und Organe<br />

bezeimne. Selbst uns Laien in der Cranioscopie fiel seine auffallend große und hoch gewölbte<br />

Stirn auf, die ohne die eckige Form, wie die des Sokrates und unsers seeligen Henke, doch in<br />

ihrem weiten Umfange, in den stark bezeimneten Umrissen und in ihrer ganzen Bildung dem<br />

Ideale der Genialität glichen, welches die alten Gemmenschneider in dem Antlitze eines Theophrastus<br />

Eresius, Plato, Apollonius von Tyane, Apulejus und anderer solmer Wundermänner<br />

darstellen. Mit dem zunehmenden Alter gewann die Physiognomie des seeligen Beireis immer<br />

mehr ein wahrhaftig magisches Ansehen. Seine Augen blitzten so listig unter den sanftgewölbten<br />

nimt sehr starken grauen Auglidern hervor, daß jeder Mann, ja ein jedes Kind<br />

gereizt wurde, sim zu erkundigen, wer dieser Greis sey und ein Gemism von Ehrfurcht,<br />

Scheu und Zutraulichkeit empfand. Die letztere Räße te vornernlich ein Zug von Guthmütigkeit<br />

um den nam Verlust der Zähne eingefallenen Lippen her ein."<br />

149<br />

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Man bemerkt alsbald, wie in der Aufeinanderfolge der vier Stationen die Zahl<br />

der erwähnten und einzeln beschriebenen Stüd


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von Verdauung bewerkstelligen konnte und links im Bild eine dritte Figur, die<br />

zwei Instrumente, eine Trommel und eine Pfeife zugleich bediente. 1785 hatte<br />

Beireis diese drei Stücke erworben und in einem Pavillon hinter seinem Wohnhause<br />

untergebracht 96). Dort standen sie noch, als Goethe 1805 nach Helmstedt<br />

kam. Die Reisenotizen des Dichters bezeugen dies. Auf dem entsprechenden Blatt<br />

mit der überschrift Varia heißt es an siebenter Stelle (Taf. 10) 97):<br />

Vaucansons Flötenspieler, Tambour und Ente.<br />

Alle drei Figuren sind hier aufgeführt. Auch in der kurzen Sammlungsbeschreibung,<br />

die Goethe in seinem Brief an den Herzog Karl August vom 18.8. 1805 gibt, ist von<br />

den Automaten die Rede. An vierter und vorletzter Stelle heißt es 98):<br />

Die Lieberkühnischen anatomisch-mikroscopische Präparate sind gut erhalten; von den<br />

Vaucansonischen Maschinen nur die Ente einigermassen, sie bewegt noch Hals und Kopf, die<br />

Flügel kaum, sie fript; aber damit sind auch ihre Künste gethan.<br />

In den Tall,- und 'Jahresheften finden wir den Querflötenspieler und die Ente<br />

an den Beginn der Besichtigungsschilderung gerückt, während der Tambour nicht<br />

mehr erwähnt wird. Das Trio wird auf ein Paar reduziert.<br />

Gar manches von seinen früheren Besitzungen, das sich dem Namen und dem Ruhme nach<br />

noch lebendig erhalten hatte, war in den jämmerlichsten Umständen; die Vaucansonischen<br />

Automaten fanden wir durchaus paralysirt. In einem alten Gartenhause saß der Flötenspieler<br />

in sehr unscheinbaren Kleidern; aber er !lötete nicht mehr, und Beireis zeigte die ursprüngliche<br />

Walze vor, deren erste einfache Stückchen ihm nicht genügt hatten. Dagegen ließ er<br />

eine zweite Walze sehen, die er von jahrelang im Hause unterhaltenen Orgelkünstlern unternehmen<br />

lassen, welche aber, da jene zu früb geschieden, nicht vollendet noch an die Stelle<br />

gesetzt werden können, weßhalb denn der Flötenspieler gleich anfangs verstummte. Die Ente,<br />

unbefiedert, stand als Gerippe da, fraß den Haber noch ganz munter, verdaute jedoch nicht<br />

mehr: an allem dem ward er aber keineswegs irre, sondern sprach von diesen veralteten halbzerstörten<br />

Dingen mit solchem Behagen und so wichtigem Ausdruck, als wenn seit jener Zeit<br />

die höhere Mechanik nichts frisches Bedeutenderes hervorgebracht hätte").<br />

Auf den ersten Blick scheint alles, was Goethe über die beiden Automatenfiguren<br />

mitteilt, eine reine Zustandsbeschreibung zu sein, und als solche kann man seine<br />

18) Vaucansons Automatenfiguren in Besucherberichten und Beireis-Schrifttum: Pa u I u s<br />

(Besuch 1787) in: L e v in, Eindrücke 3-4; Me e r man n (Besuch 1791) 91; Bö t t i ger<br />

(Besuch 1793) in: He ist e r :63-164; P f a ff (Besuche 1793, 1797 und 18(9) 73-77;<br />

An ton (Besuch 1794) 357; vgl. in StA Wb VIII Hs 71 die Aufzeichnungen des braunsdlweigischen<br />

Vizekanzlers G.S.A. von Praun über die Automaten des Hofrats Beireis;<br />

Brückmann, Bemerkungen 31O-3Il; Anonymer Besucher (1806) in: Merbach,<br />

Nachträge 68; Lichtenstein, Brief (1810) 18,49; Arnim, Dolores 171<br />

bis 177; Beireis, Seltenheiten 1-4; Sybel 6-7; Nagel 134-135; Bücking<br />

1J7-1J8; Lichtenstein, Hofrath 188-189; Heister :04-115; Scheube 114<br />

bis 1I5; ß erg man n 678; Be c k e r 19-30; Be c k er, Anhang 7-9; Ba 5 5 er man n<br />

745-748; Me r b ach, Beireis 48; Go e t he - Bei re i s - Aus 5 tell u n g 1 9 3 0 V,<br />

1-7; Be s 5 m e r t n y, Beireis Il 4-Jl 5, 133. 156-160; B r ü g g e man n 18. Folge;<br />

Bei r eis - Aus s tell u n g 1 9 6 ° IV, 1-7; G r Ö 5 seIl-30, 41-64.<br />

87) Go e t he, Reisenotizen BI. S. 13-14.<br />

'8) B 19. 49.<br />

te) W A 35. 111-111.


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Worte auch durchaus nehmen. Tatsächlich aber bringt Goethe durch die besondere<br />

Art und Weise, wie er die beiden Maschinen beschreibt, etwas zum Ausdruck,<br />

was sie zum vieldeutigen Symbolpaar werden läßt. Machen wir uns mit der Eigenart<br />

und Funktionsweise der bei den Stücke näher bekannt. Es waren feinmechanische<br />

Apparate in Menschen- und Tiergestalt, die darauf eingerichtet waren, Bewegungszusammenhänge<br />

und Tätigkeiten des lebenden Organismus nachzuahmen. Der<br />

Querflötenspieler brachte die Musik wirklich selbst hervor. Ein verborgenes Triebwerk<br />

befand sich im Inneren seines Körpers und des Sockels. Im rhythmischen Auf<br />

und Ab der Blasebälge wurde ein Luftstrom erzeugt, der zum Mund geleitet<br />

wurde und dort die Flöte anblies. Die Finger hoben und senkten sich entsprechend<br />

über dem Instrument. Der ganze Mechanismus wurde zentral gesteuert durch eine<br />

Walze, auf der alle einzelnen Bewegungsabläufe mittels kleiner Stifte programmiert<br />

waren. Zwei solcher Walzen hat Goethe in seiner Beschreibung erwähnt. Der<br />

Mechanismus des Flötenspielers ist also als eine Nachbildung der Funktionen des<br />

menschlichen Brustraums anzusehen. Entsprechend handelte es sich bei der Ente um<br />

eine mechanische Studie zum Vorgang des Fressens und Verdauens.<br />

Der Schlüssel, den Goethe uns reicht, um den Symbolwert dieses Doppelbildes<br />

zu durchschauen, ist das Wort paralysirt. Es ist auf beide Automaten in gIeidter<br />

Weise bezogen. Paralyse ist in beiden Bereichen eingetreten, im rhythmisdt-musikalischen<br />

Bereich des Flötenspielers und im Stoffwechselbereidt, der durdt die Ente<br />

veranschaulicht wird. Der Flötenspieler war verstummt, und die Ente verdaute nicht<br />

mehr. Mit sparsamsten Mitteln versteht es der Dichter, in den Objekten und im<br />

Grad ihrer Verwahrlosung die bestimmenden Phänomene sprechen zu lassen. Und<br />

dann erkennt man noch ein Zusätzliches: es spiegeln sich darin seine eigenen Probleme.<br />

Der Dichter läßt durchblicken, wie er selbst, als der ankommende Gast, den Figuren<br />

gegenübertritt und erkennt: das, was Dir da gezeigt wird, bist im Grunde<br />

Du selbst. Der Zustand, in dem sich die beiden Maschinen befinden, gleicht Deinem<br />

eigenen Zustand. Daß eine solche Deutung berechtigt ist, läßt sich mit Hilfe des Schlüsselwortes<br />

paralysirt wahrscheinlich machen. Im achten Buch von Dichtung und<br />

Wahrheit, dort, wo vom Ende der Leipziger Universitätszeit die Rede ist, zählt der<br />

Dichter die Gründe auf, die zum Zusammenbruch seiner Kräfte und zur Krisis der<br />

Jahre 1768/70 geführt hatten 100):<br />

Der SChmerz auf der Brust, den iCh seit dem Auerstadter Unfall von Zeit zu Zeit empfand<br />

und der, nach dem Sturz mit dem Pferde, merklich gewachsen war, machte mich mißmuthig.<br />

Durch eine unglückliChe Diät verdarb iCh mir die Kräfte der Verdauung; das schwere Merseburger<br />

Bier verdüsterte mein Gehirn, der Kaffee, der mir eine ganz eigne triste Stimmung<br />

gab, besonders mit Milch nach Tische genossen, paralysirte meine Eingeweide und schien<br />

ihre Functionen völlig aufzuheben, so daß ich deßhalb große Beängstigungen empfand, ohne<br />

jedoch den Entschluß zu einer vernünftigeren Lebensart fassen zu können. Meine Natur, von<br />

binlänglichen Kräften der 'Jugend unterstützt, sChwankte zwischen den Extremen von ausgelassener<br />

Lustigkeit und melanCholischem Unbebagen.<br />

Bevor Goethe zu Beireis fuhr, war er, wir haben das angedeutet, wiederum in eine<br />

Krankheitskrise geraten. Aus vielem, was wir über diese Zeit wissen, geht hervor,<br />

daß der Dichter diese Krise wie eine psychisch-physische Lähmung empfand.<br />

100) W A 17. 185-186.


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Es ist zu beachten, daß Goethe nicht der erste war, der mit Objekten des<br />

Beireis-Besitzes auf diese Weise symbolisierte. Achim von Arnim brachte schon im<br />

Jahre 1810, in seiner "Gräfin Dolores", eine ähnliche Auffassung zur Geltung,<br />

indem er die Wirkung beschreibt, die das Inventar des "Beireis-Hauses" auf den<br />

Helden seines Romans ausübte. "Er trat in das nächste Zimmer, da trat er sich<br />

selbst tief erschreckend entgegen", heißt es hier vom Grafen Karl, als dieser sich im<br />

Wohnzimmer des "wunderbaren Doktors" unvermutet vor einem Hohlspiegel<br />

befand 101). Ein Knochengerippe rückte an einer Rechenmaschine, "die Räder<br />

schnarrten ängstlich" - er "fand darauf die Zahl sechsundzwanzig: es war sein<br />

Alter, und er lachte über den Zufall" 102). Bei Goethe ergibt sich ein ähnlicher<br />

Effekt der Spiegelung, nur ungleich verhüllter und unaufdringlicher als bei dem<br />

jungen romantischen Dichter.<br />

Der Doppelsinn der Automatenszene tritt jedoch erst dann voll in Erscheinung,<br />

wenn man sie auch in Beziehung setzt zu Beireis und dessen Wesenseigenheiten. Beireis<br />

hatte es unternommen, den Mechanismus des Flötenspielers auf komplizierte<br />

Musik umbauen zu lassen, und war mit diesem Vorhaben gescheitert. Die Orgelkünstler<br />

waren geschieden und der Flötenspieler war verstummt. Während Goethe<br />

diese Geschichte im Versteigerungskatalog nachlesen l{Onnte lOS), muß aus seiner<br />

lot) Arnim, Dolores 173.<br />

102) Ar n im, Dolores 171.<br />

103) Beireis, Seltenheiten 1-4 [Beginn des Katalogtextes]: "I. Drey Automaten, verfertigt<br />

von Vaueanson.<br />

a) Ein sitzender Flötenspieler, welcher mit Bewegung der Lippen und der Zunge sonst<br />

u Stücke bläst, indem der Wind aus seinem Munde in eine gewöhnliche [und auswechselbare]<br />

Querflöte gestoßen wird, deren Löcher, so wie es die anzugebenden Töne erfordern,<br />

durch seine Finger zugedrückt und geöffnet werden.<br />

b) Eine stehende Figur, welche auf gleiche Weise auf einer provenzalischen Schäferpfeife<br />

(Rageolet proven~al) mit drey Löchern, die sie mit der linken Hand hält, und die Löcher<br />

gehörig zudrückt und aufmacht, zwanzig Stücke spielt, und mit der rechten Hand die<br />

Trommel dazu schlägt.<br />

e) Eine Ente von Messing, welche gleich einer lebendigen Ente die Flügel bewegt, sie<br />

ausbreitet, zusammenzieht, damit schlägt u.s.w., den Hals auf verschiedene Art ausstreckt,<br />

Ichnattert, schreyt, Wasser trinkt, vorgehaltene Körner mit dem Schnabel aufnimmt und<br />

herunterschluckt, und nach einiger Zeit anscheinend verdaut, als Koth von sich giebt. [Hier<br />

folgt die Odyssee dieser drei Figuren bis zu ihrem Ankauf durch Beireis.] Alle diese Schwierigkeiten<br />

wurden beseitigt, und die Automaten mit bedeutenden Verbesserungen vollkommen<br />

hergestellt, durch die berühmten Nürnberger Mechaniker Gebrüder Bischof, welche zu diesem<br />

Behufe von dem verstorbenen Professor Beireis gegen eine sehr ansehnliche Belohnung nach<br />

Helmstädt gerufen wurden, und sich daselbst über fünf Monate lang aufhielten. In dem<br />

Flötenspieler wurde außer andern Verbesserungen noch eine neue Walze von Mahagoniholz<br />

mit sehr schwer zu spielender Musik (der Arie: Mi paventi iI figlio indegno aus der Opera<br />

Britannico von Graun) angebracht, für welche allein 1110 Gulden bezahlt wurden. [...]<br />

Da sie indessen seit ihrer Aufstellung im Jahre 1785 nicht wieder gehörig ausgeputzt worden,<br />

indem kein Mechanikus in der Nähe war, der dieses Geschäft hätte übernehmen können,<br />

da sie ferner nur sehr selten in Gang gesetzt wurden, und überdies an einem etwas feuchten<br />

Orte sich befinden, so ist es kein Wunder, daß sie seit S Jahren verrostet und beschmutzt,<br />

nicht mehr in gangbarem Stande sind, und eine neue Reinigung und Reperatur erfor-


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eigenen bildhaften Erinnerung die Angabe über die beiden Walzen stammen, die<br />

Beireis im Verlauf der Besichtigung vorgezeigt haben soll.<br />

Durch die Entschuldigungsgeschichte, die Beireis vorbringt, wird die Entstehung<br />

der Paralyse erklärt. Die zu große Walze wird zum Sinnbild der Maßlosigkeit,<br />

wie sie in der Vielgesrnäftigkeit des Polyhistors und Sammlers wirksam war. Auch<br />

hier kann darauf aufmerksam gemacht werden, daß Goethe nicht der erste war, der<br />

sich gleichnishaft dieser Möglidlkeit bedient hat, Beireis mit den Apparaten seiner<br />

Sammlung zu charakterisieren. Schon der Helmstedter Theologe Lichtenstein<br />

äußerte sich über den alten Beireis in einem Brief aus dem Jahre 1810 in ähnlirner<br />

Weise 104):<br />

"Es ging ihm, wenn im den Vergleim wagen darf, mit dem Gebraume aller seiner Vorzüge<br />

so wie mit seiner schönen Hahnischen Rechenmaschine. Mit dieser kam er nie recht zu Stande,<br />

weil er fast immer vergaß, alles erst auf Null zu setzen. War dies gesmehen, so leistete sie<br />

unglaublim viel, aber da es von ihm gewöhnlim vemamlässiget wurde, so schien sie nicht<br />

bloß unbrauchbar, sondern ward auch durch den Mißbrauch immer verkrickelt und mußte<br />

unaufhörlich reparirt werden. Hätte Beireis sim selbst und seine Samen, im will nimt sagen<br />

auf nichts gesetzt, sondern auf den wahren Werth herabgestimmt, so wäre sein Haupt nicht,<br />

bei allen schönen Geistesgaben und Kenntnissen, in smändlime Verwirrung gerathen, welme<br />

machte, daß er grade wie jene Maschine immer von den hunderten in die tausende kam und<br />

zuletzt selbst nicht mehr wußte, wovon er eigentlich redete."<br />

Goethe wählt die beiden Automaten, Lichtenstein die Rechenmaschine für sein<br />

Gleichnis. Beide deuten auf den gleichen Sachverhalt. Nur bleibt Lichtenstein nicht<br />

bei der Andeutung dessen, was er sagen will, stehen, sondern gelangt zu einer<br />

geistreichen Auslegung seines Gleichnisses. Goethe läßt sich nicht darauf ein, seine<br />

Bilder abstrakt auszulegen, sondern überläßt es dem Leser, in den Sinngehalt der<br />

Darstellung tiefer einzudringen.<br />

Der übergang zu den beiden folgenden Objekten ist mit einem Wechsel des<br />

Sdlauplatzes verbunden. Erst jetzt wird das Beireis-Haus selber betreten. Auf die<br />

lebensgroßen, paralysierten Automatenfiguren, die im Gartenhaus außerhalb des<br />

Wohngebäudes ihren Platz hatten, folgt die Besichtigung der Mineraliensammlung<br />

dem." - S y bel 6-7: "Von den Merkwürdigkeiten seines Kunstkabinets interessirte<br />

mich besonders [.•• Hahnisme Remenmasmine, von Guerickesme Halbkugeln]; dann endlim<br />

die bekannten Vaucansonschen Automate: ein Flötenspieler, ein Trommelschläger und eine<br />

Ente, sämmtlim in natürlimer Größe. Die Ente war ohne überzug, wodurm man sim nom<br />

deutlicher über das Kunstwerk belehren konnte, und bestand aus lauter kleinen Metallstäben.<br />

Aufgezogen smien Leben in sie zu kommen, und es regte sim jedes der fast unzählbaren<br />

Gelenke. Sie ahmte alle Gebehrden einer lebendigen Ente nach, schnatterte, und fraß die<br />

vorgehaltene Gerste aus meiner Hand. Beireis erzählte hierbei von dem enormen Preise<br />

dieser Automate, und wie er als Knabe, da er davon gelesen, ausgerufen hätte: Vater, die<br />

muß ich haben! wie sein Vater ihn gesmlagen, ihm diesen Ausruf und die Begierde nach den<br />

Automaten verwiesen, ihn aber um Verzeihung gebeten und geküßt, da er versimert, er<br />

woUe und werde sie sich durm große Anstrengung zu verschaffen wissen. Das war damals<br />

mein Vorsatz, fügte er hinzu, jetzt habe im sie, denn der Wille des Mensmen ist allmächtigj<br />

was im will. das kann ich. Auch kann ich jede Sache, die Sie von mir verlangen mögen, in<br />

Zeit von einigen Stunden erfinden. Im habe die rimtigste Logik, und sie führt mim, bei<br />

meiner tiefen Kenntniß der Natur, auf Alles.·<br />

IIK) L ich t e n s t ein, Brief (1810) 40.


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im Saale der Naturgeschichte. Audl hier hebt Goethe zwei Stücke besonders<br />

hervor 105):<br />

In einem großen Saale, der Naturgeschichte gewidmet, wurde gleichfalls die Bemerkung<br />

rege, daß alles was sich selbst erhält, bei ihm gut aufgehoben sei. So zeigte er einen sebrkleinen<br />

Magnetstein vor, der ein großes Gewicht trug, einen echten Prehniten vom Cap flon größter<br />

Schönheit, und sonstige Mineralien in florzüglichen Exemplaren.<br />

Wenden wir uns zunädlst dem Magnetstein zu. Sein Auftreten im autobiographisdlen<br />

Beridlt bildet insofern eine überrasdlung, als wir ihn in den handsdlriftlidlen<br />

Notizblättern von I80S nodl nidlt vorfinden; audl der Brief an den Herzog<br />

Kad August erwähnt ihn nicht. Im Auktionskatalog der Beireis-Sammlung dagegen,<br />

den Goethe besaß, sowie bei Sybel und Bücking ist von soldlen bewehrten Magneten<br />

die Rede. Es wird in diesen Sdlriften insbesondere von einem ungewöhnlim großen<br />

natürlidlen Magneten berimtet, der aum in der Beireislegende gelegentlich eine<br />

RoIle spielt 106). Goethe hat nun ni mt das sensationell große Instrument, sondern<br />

einen sehr kleinen Magnetstein ausgewählt und in seine Darstellung übernommen.<br />

Allein dieser Umstand weist uns auf die besondere Bedeutung dieses Bildes hin.<br />

Verdeutlimen wir uns rückblickend folgendes: die beiden Automatenfiguren befanden<br />

sidl nidlt nur in einem Zustand der Erstarrung, sondern aum der Auflösung.<br />

Man denke nur an die beiden zentralen Walzen, die außerhalb ihres Zusammenhangs<br />

gezeigt wurden, und an das fehlende Federkleid der Ente. Der kleine Magnetstein<br />

hingegen ist in der Lage, ein großes Gcwidlt an sidl zu ziehen. Bild und<br />

Beschreibung erscheinen auffällig konzentriert, Bemerkungen des Besitzers werden<br />

nimt mitgeteilt.<br />

Warum also nimmt Goethe diesen Stein zusätzlidl in seine Sammlungsbeschreibung<br />

auf? Im vierten Budl von Dichtung und Wahrheit wird uns berichtet,<br />

wie ein bewehrter Magnetstein dem Knaben zum Rätsel wurde 107):<br />

Ich erinnere mich, daß ich als Kind Blumen zerpflückt, um zu sehen, wie die Blätter in den<br />

Kelch, oder auch Vögel beTUPft, um zu beobachten, wie die Federn in die Flügel eingefügt<br />

waren. 1st doch Kindern dieses nicht zu flerdenken, da ja selbst Naturforscher öfter durch<br />

Trennen und Sondern als durch Vereinigen und Verknüpfen, mehr durch Tödun als durch<br />

Bell'ben, sich zu unterrichten glauben.<br />

Ein bewaffneter Magnetstein, sehr zierlich in Scharlach tuch eingenäht, mußte auch eines<br />

Tages die Wirkung einer solchen Forschungslust erfahren. Denn diese geheime Anziehungskraft,<br />

die er nicht allein gegen das ihm angepaßte Eisenstäbchen ausübte, sondern die noch<br />

105) W A 35, 1U.<br />

lOS) Bei r eis, Seltenheiten 46: nIII. Halbinstrumente. 195. Ein sehr kleiner aber vorzüglicher<br />

natürlicher Magnet der mehr als sein eignes und seiner starken Bewaffnung 1sfaches<br />

Gewicht trägt. %96. Der größte bekannte natürlime Magnet, welcher ein Gewicht von 64 Pfund<br />

ziehet. Er hängt in einem 8 F[ uß] hohen mit Schnitzwerk und Vergoldungen gezierten Gestelle<br />

in einem messingenem Ringe. Das Gewicht ist von Messing und kann vermittelst einer im<br />

Gestelle angebrachten Winde herauf geschroben und niedergelassen werden. Aus dem Silberradischen<br />

Kunstcabinette." - Vgl. Pa u 1 u s (Besum 1787) in: L e v in, Eindrüdce 3;<br />

S y bel 7; Na gel 137ö B ü c kin g 118: nauch verdient der starke künstliche 3S Pfund<br />

19 Loth tragende, und ein kleines, sein eigenes Gewicht 147 mal haltende, Magnet genannt<br />

zu werden."<br />

107) W A 16, 187-188.<br />

ISS<br />

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überdieß von der Art war, daß sie sich verstärken und täglich ein größres Gewicht tragen<br />

konnte, diese gebeimnißvolle Tugend hatte mich dergestalt zur Bewunderung hingerissen,<br />

daß ich mir lange Zeit bloß im Anstaunen ihrer Wirkung gefiel. Zuletzt aber glaubte ich<br />

doch einige nähere Aufschlüsse zu erlangen, wenn ich die äupere Hülle wegtrennte. Dieß<br />

geschah, ohne dap ich dadurch klüger geworden wäre: denn die nackte Armatur belehrte mich<br />

nicht weiter. Auch diese nahm ich herab und behielt nun den blopen Stein in Händen, mit<br />

dem ich durch Feilspäne und Nähnadeln mancherlei Versuche zu machen nicht ermüdete, aus<br />

denen jedoch mein jugendlicher Geist, außer einer mannigfaltigen Erfahrung, keinen weitem<br />

Vortheil zog. Ich wußte die ganze Vorrichtung nicht wieder zusammenzubringen, die Theile<br />

zerstreuten sich, und ich verlor das eminente Phänomen zugleich mit dem Apparat.<br />

Vom Sinn, den der Naturforscher Goethe dem Bild des Magneten beilegte, ist in<br />

der Farbenlehre die Rede 108):<br />

§ 755·<br />

Am 'WÜnschenswerthesten wäre jedoch, daß man die Sprache, wodurch man die Einzelnheiten<br />

eines gewissen Kreises bezeichnen will, aus dem Kreise selbst nähme; die einfachste<br />

Erscheinung als Grundformel behandelte, und die mannigfaltigem von daher ableitete und<br />

entwickelte.<br />

§ 756.<br />

Die N othwendigkeit und Schicklichkeit einer solchen Zeichensprache, wo das Grundzeichen<br />

die Erscheinung selbst ausdrückt, hat man recht gut gefühlt, indem man die Formel der<br />

Polarität, dem Magneten abgeborgt, auf Elektricität U.s.W. hinüber geführt hat. Das Plus<br />

und Minus, was an dessen Stelle gesetzt werden kann, hat bei so vielen Phänomenen eine<br />

schickliche Anwendung gefunden •.•<br />

Es ist die Grundformel der Polarität, die für Goethe im Bilde des Magneten<br />

anschaubar wurde. Hier wird nur die anziehende Kraft des Steines betont, so daß<br />

man erinnert wird an Fähigkeiten, Talente und Neigungen seines Besitzers: seine<br />

phänomenale Gedächtniskraft, seine SammeIIeidenschaft sowie die Eigenart, auch<br />

in der Helrnstedter ProfessorengeseIIschaft als "Mittelpunktsmagnet" zu wirken.<br />

Wir sind bei unserer Interpretation zunächst von der Anziehungskraft des<br />

Magnetsteins ausgegangen. Welche Bewertung er darüber hinaus als Mineral, das<br />

heißt als Magnetit, in der Elementen- und KristaIIsymbolik Goethes erfährt, wird<br />

deutlich, wenn wir ihn zusammen mit dem beigeordneten Prehniten betrachten.<br />

Der Prehnitkristall war eine der wirklichen Zimelien der Sammlung, ein Schaustück<br />

von seltener Pracht und Größe 109). Er kommt bei Goethe schon in den<br />

Notizen von 1805 vor und wird dort auf der Rückseite desjenigen Blattes genannt,<br />

auf dessen Vorderseite die ausführlichen Vermerke über den angeblichen Diamanten<br />

zusammengefaßt sind. 1805 heißt es über den Prehniten 110):<br />

108) N I, 305.<br />

1") Bei r eis, Seltenheiten 6, bezeichnet unter den Mineralien der Beireis-Sammlung<br />

als "origineIle cimelia": "das Stüd< chemisch gereinigtes Gold aus Japan, viele kostbare Erzstufen<br />

von edlen und anderen Metallen, die lapides mutabiles aus Island, Ungarn und<br />

Sibirien, der große Prenit, die ansehnlichen Labrador-Steine, der opalisirende Muschelmarmor,<br />

der große elastische Stein aus Brasilien etc." E b d a. 71: "Ein überaus schöner<br />

Prenit 4 Zoll lang 3 Z. br. 2 Z. hoch, vom VorgebÜfge der guten Hoffnung, ein sehr kostbares<br />

Stück, dergleichen selbst dort jetzt nicht mehr zu bekommen ist 1 Pfd. 8 Lth. schwer." -<br />

VgI. Bassermann-Jordan 746; Becker 34.<br />

110) Go e t he, Reisenotizen BI. 4V, 1-4.


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Beyreis. Besitzt das gröpte und schönste Stück capischen Prehnit das ich gesehen habe. Das<br />

Grüne ist daran vom hellsten biP zum dunkelsten zu sehen.<br />

Daraus wird 1825111):<br />

So zeigte er ... einen echten Prehniten vom Cap von größter Schönheit . ..<br />

Beachten wir die Veränderungen im einzelnen. Goethe als subjektiver Betrachter<br />

tritt zurück. Anstatt des Personalpronomens "ich" heißt es "zeigte er". Ähnlich<br />

wie schon bei den Automatenfiguren wird auch hier der Besitzer ins Blickfeld<br />

gerückt, die Situation der Besichtigung anschaulich hervorgerufen. Die eigentliche<br />

Beschreibung des Steines wird abgekürzt und abgewandelt. Das Farbwort "das<br />

Grüne" wird unterdrückt, ebenso wird die Größe des Steines verschwiegen. Die<br />

Betonung liegt nicht mehr auf der Nennung der Größe und Farbe, sondern im<br />

qualitativen Werturteil. Von hier aus gewinnen wir Verständnis für das neu eingeführte<br />

Adjektiv "echt". Viermal wiederholt sich das Motiv der Echtheitsprobe im<br />

Zusammenhang der Sammlungsbeschreibung: bei den Mineralien des ersten<br />

Abschnittes, bei den Gemälden alter Meister, bei den goldenen Lysimachen­<br />

Geprägen des Münzkabinetts und schließlich in der Vorführung des gänseeigroßen<br />

Diamanten. Zweimal werden diese Prüfungen bestanden (Prehnit, Lysimachen­<br />

Münzen), zweimal bleiben begründete Zweifel an den Behauptungen des Sammlers<br />

bestehen (Gemälde, "Diamant"). Vom Standpunkt der Echtheitsprüfungen aus<br />

gesehen ist der echte Prehnit demnach eine Art Gegenstück zu dem unechten<br />

"Diamanten".<br />

Wir schließen an diese Beobachtungen drei Fragen an:<br />

a) Warum wird die beachtliche Größe des Prehnitkristalls nicht genannt? Dazu<br />

wäre zu sagen: Ähnlich wie es bei dem armierten Magneten nicht darum ging, ein<br />

Instrument von ausladender Größe vorzuführen, wird auch beim Prehniten auf die<br />

besondere Erwähnung seiner Abmessungen verzichtet.<br />

b) Warum tritt der Prehnit erst nach dem Magnetstein in Erscheinung? Betrachtet<br />

man Magnetstein, Prehnit und Bergkristall ("Diamant") als eine zusammengehörige<br />

Dreiheit innerhalb des Bilderzyklus, so bemerkt man, wie Goethe mit dieser<br />

Gruppe eine Steigerung zum Ausdruck bringen will: Positiv = Magnetit, Komparativ<br />

= Prehnit, Superlativ = Bergkristall ("Diamant"). Auf den undurchsichtigen,<br />

erdfarbenen Magnetit folgt der halb durchsichtige, grüne Prehnit. Den Abschluß<br />

bildet der wasserhelle, völlig klare Stein, den Goethe für einen Quarzkiesel hielt.<br />

e) Warum ist in den Tag- und Jahresheften von der grünen Farbe nicht die Rede?<br />

Eigenartig verhüllend mutet das Verschweigen dieser Farbe an. In der gesamten<br />

Helmstedtdarstellung wird niemals das Farbwort Grün erwähnt, auch dort nicht,<br />

wo es nahegclegen hätte. Es muß also als ein günstiger Umstand betrachtet werden,<br />

daß uns durch Goethes eigenhändige Notiz bezeugt ist, daß er in Helmstedt<br />

einen grünen Prehnit gesehen hat. Auch Goethes Mineraliensammlung, wie sie<br />

heute im Goethe-National-Museum in Weimar aufbewahrt wird, enthält einige<br />

11') W A 35. Zll.<br />

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grüne Prehnitstufen 112). Der bewußte Verzicht auf das Farbwort Grün ist einer<br />

der wichtigen Unterscheidungspunkte zwischen der Farbensymbolik Goethes, wie<br />

sie in diesem Text zum Ausdruck kommt, und der Farbensymbolik Achim von<br />

Arnims in seiner "Gräfin Dolores" 113). Dennoch bleibt es eine Tatsache, daß<br />

Goethe sich 1805 von einem grünen Kristall hat beeindrucken lassen. Der Prehnit<br />

wird in einigen Edelsteinkunden unter dem Nebennamen eines Kap-Smaragd und<br />

Kap-Chrysolith geführt und nach Glanz und Farbe auch mit dem Chrysopras verglichen<br />

114). Chrysopras, Chrysolith und Smaragd sind aber diejenigen Edelsteine,<br />

die in der Kristallsymbolik des Goetheschen Rätselmärchens von der grünen<br />

Schlange und der schönen Lilie eine hervorragende Rolle spielen 115). Es sind die<br />

Steine, aus denen der Körper der grünen Schlange zusammengesetzt erscheint, als<br />

sie sich im Zustand fortschreitender Läuterung als kühne Brücke über den Fluß<br />

wölbt 116).<br />

Unter diesen Gesprächen sahen sie (Ion ferne den majestätischen Bogen der Brücke, der (Ion<br />

einem Ufer zum andern hinüber reichte, im Glanz der Sonne auf das wunderbarste schimmern.<br />

Beide [der Jüngling und die Alte] erstaunten, denn sie hatten dieses Gebäude noch<br />

nie so herrlich gesehen. Wie! rief der Prinz; 'War sie nicht schon schön genug, als sie (lor<br />

unsern Augen 'Wie 'Von 'Jaspis und Prasem gebaut dastand? Muß man nicht fürchten, sie zu<br />

112) Nach frdl. Mitteilung des Go e t h e-N at ion al-M u s eu m s in Weimar befinden<br />

sich unter den 6 Prehniten in Goethes Sammlung 5 grune, sehr verschiedene Stufen und meist<br />

kleine, nämlich: Inv.Nr. I, 15,26 von Dumberton, grun und weiß 4,lX3,SX1,7 Cffi; Inv.Nr.<br />

I, 15, 11 von Aiquille de Goute, 7,SXSX3 cm; Inv.Nr. I, 15, 14 aus d. Dauphinee,<br />

5,SX1X4 Cffi; Inv.Nr. 1,15,13 von Reichenberg, 9X6XS cm; Inv.Nr. I, 15,15 aus Tyrol,<br />

Fassatal, SXSX7 cm. - Vgl. Schuchardt Bd. 3, Nr. 589-593.<br />

113) Ar n im, Dolores 171-191. Vgl. zum Beispiel e b d a. 173: "Er trat aus dem<br />

schmalen Garten in ein großes Gartenhaus, das gegen den Sinn des übrigen Hauses, wo alles<br />

über und auf einander gehäuft und gelegt war, mit seinen reinen grüngemalten Wänden<br />

abstach."<br />

lU) Ha Ü y, 603 nennt als Nebenbezeichnung "Chrysolite du Cap"; vgl. auch e b d a.<br />

S. 609. - Hin t z e 474: "Historisches. Die erste nachweisbare Erwähnung des Minerals<br />

findet sich bei Sage (Eiern. de Min. 1777, 1,1)1) und bei Rome de L'Isle (Christallogr. 1783,<br />

1, 175), als einer durchsichtigen Chrysolithmasse, welche der AbM Rochon vom Cap der<br />

guten Hoffnung mitgebracht hatte. Obschon aber Rome de L'Isle das Mineral auf Grund von<br />

Sage's Bezeichnung unter den Chrysolithen aufführt, sagt er doch zugleich, daß es wegen<br />

des Lötrohrverhaltens nimt zu diesen gehöre [.•.] Im Jahre 1783 brachte der holländische<br />

Oberst von Prehn das Mineral vom Cap nach Deutschland, wo es von Wemer als neu erkannt<br />

und Prehnit benannt wurde (Bergmänn. Joum. 1790, 1,99)." - Bau e r 476: "Der Prehnit<br />

wird zuweilen seiner smönen grünen, der des Chrysolith ähnlichen Farbe wegen geschliffen, hat<br />

aber keine umfangreiche Verwendung [...] Man findet ihn [...] am Kap der guten Hoffnung<br />

(daher der Name Kapchrysolith) [...] Er ist durmsmeinend, selten durchsichtig, glasglänzend<br />

und farblos, gelb oder grün. Nur die letztere Farbe, ein reiches Olgrün, ist zuweilen hübsch<br />

genug für einen Schmuckstein, Stücke von anderen Farben werden daher nimt benutzt. Der<br />

geschliffene grune Prehnit gleicht nach Glanz und Farbe zuweilen sehr dem Chrysopras, der<br />

aber härter und viel leichter ist. - E p pie r 110: "Prehnit. Andere Bezeichnung: Gelber<br />

Strahlzeolith (Kapchrysolith, Kapsmaragd) [••.] Seine Farbe ist trüb undurchsichtig bis durchscheinend<br />

gelblich-grün, grunlichweiß, spargel-, öl-, apfel- bis lauchgrun. "<br />

115) W A 18, S. 144, 161, 169; vgl. Sc h m i d t, Farbensymbolik 184-199. Siehe auch<br />

die Tagebucheintragung am 16.7. 1806 (T 3, 146).<br />

tu) W A 18,144.


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betreten, da sie aus Smaragd, Chrysopras und Chrysolith mit der anmutbigsten Mannigfaltigkeit<br />

zusammengesetzt erscheint? Beide wußten nicht die Veränderung, die mit der Schlange<br />

vorgegangen war: denn die Schlange war es, die sich jeden Mittag über den Fluß hinüber<br />

bäumte und in Gestalt einer kühnen Brücke dastand. Die Wanderer betraten sie mit Ehrfurcht<br />

und gingen schweigend hinüber.<br />

Soweit die Angaben zu den Automatenfiguren und zur Mineraliensammlung.<br />

Wir sahen, wie es Goethe darum zu tun war, seine Besichtigungsbeschreibung mit<br />

zwei Objektpaaren unterschiedlichen Gepräges einzuleiten. Wir setzen unsere<br />

Einzelbetrachtungen hier nicht weiter fort, sondern versuchen nur noch, das Ordnungsprinzip<br />

zu ermitteln, nach dem der gesamte erste Abschnitt der Sammlungsbeschreibung<br />

aufgebaut ist. Nach der Nennung der Mineraliensammlung fährt<br />

Goethe im Text fort 117):<br />

Aber eine in der Mitte des Saals gedrängt stebende Reihe ausgestopfter Vögel zerfielen<br />

unmittelbar durch Mottenfraß, so daß Gewürm und Federn auf den Gestellen selbst aufgehäuft<br />

lagen; er bemerkte dieß auch und versicherte, es sei eine Kriegslist: denn alle Motten<br />

des Hauses zögen sich hieher, und die übrigen Zimmer blieben von diesem Geschmeiße rein.<br />

In geordneter Folge kamen denn nach und nach die sieben Wunder von Helmstädt zu Tage;<br />

die Lieberkühnischen Präparate, so wie die Hahnische Rechenmaschine. Von jenen wurden<br />

einige wirklich bewundernswürdige Beispiele vorgewiesen, an dieser complicirte Exempel<br />

einiger Species durchgefübrt. Das magische Orakel jedoch war verstummt; Beireis hatte<br />

geschworen, die gehorsame Ubr ?licht wieder aufzuziebn, die auf seine, des Entferntstebenden,<br />

Befehle bald still hielt, bald fortging. Ein Officier, den man wegen Erzählung solcher Wunder<br />

Lügen gestraft, sei im Duell erstochen worden, und seit der Zeit habe er sich fest vorgenommen,<br />

seine Bewunderer nie solcher Gefahr wieder auszusetzen, noch die Ungläubigen<br />

zu so übereilten Gräueltbaten zu veranlassen.<br />

Dreimal tritt ein Wechsel von Ausdehnung (Diastole) und Zusammenziehung<br />

(Systole) in Erscheinung, den wir uns in folgender Weise verdeutlichen können:<br />

Diastole<br />

Paar der Automatenfiguren:<br />

Flötenspieler (Entschuldigungsgeschichte),<br />

Ente<br />

Vermottete Vögel<br />

(Entschuldigungsgeschichte )<br />

"Magisches Orakel"<br />

(Entsdluldigungsgeschichte)<br />

Systole<br />

Mineralienpaar: Magnetstein, Prehnit<br />

Lieberkühnische anatomischmikroskopische<br />

Präparate,<br />

Hahnisdle Rechenmasdline<br />

Zu diesem Schema ist folgendes zu bemerken: Es liegen insgesamt acht Positionen<br />

vor, die beschrieben werden, genauer gesagt, sechs einzelne Objekte und zwei<br />

Objektgruppen (die ausgestopften Vögel und die Spezialsammlung anatomischer<br />

Präparate). Von diesen acht Teilen sind in den Notizen von 1805 nur fünf erwähnt.<br />

Der kleine Magnetstein, die zerfallenden Vögel und das sogenannte magische Orakel<br />

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(Kunstuhr) werden erstmals in den Manuskripten der Tag- und '1ahreshefte von<br />

1825 genannt und besdlrieben. Eine Wedlselfolge der Bilder tritt dadurdl in<br />

Ersmeinung, daß Goethe jeweils negative, halbintakte oder verwahrloste neben<br />

positive, wohlerhaltene Stücke stellt. Im gleimen Rhythmus findet ein Wedlsel von<br />

großen und kleinen Objekten statt, und dreimal werden den verwahrlosten Gegenständen<br />

Entsdluldigungsgesmidlten beigefügt, wie sie Beireis äußerte oder hätte<br />

äußern können. Dreimal tritt der diastolisme, zweimal der systolisdle Impuls vorherrsdlend<br />

in Ersdleinung. Dreimal sind Paarbildungen zu beobamten, die sowohl<br />

auf der Seite der Systole wie audl der Diastole stehen können. Vier Positionen<br />

stehen sidl auf jeder Seite gegenüber; es ergibt sidl rein zahlenmäßig<br />

also ein ausgewogenes Verhältnis. Im einzelnen verhält es sidl jedoch so, daß die<br />

Bildelemente auf der linken Seite unseres Smemas, d. h. auf der Seite der Diastole,<br />

zu einer Dreiheit auseinandergezogen werden, während auf der Gegenseite vier<br />

Objekte zu zwei Paaren zusammengefaßt sind. So kommt es, daß wir links nur ein<br />

Paar, auf der redlten Seite aber zwei Paare antreffen. Auf der Seite der Diastole<br />

entsteht so ein quantitatives übergewimt; der ganze Besimtigungsabsdlnitt beginnt<br />

und endet mit einem negativ bestimmten Bild. Das wird durdl die Anekdoten nodl<br />

unterstrimen. Dodl wird dazu auf der Seite der Systole, wo Reduktion und<br />

Konzentration waltet, das qualitative Gegengewidlt gesmaffen.<br />

Verdeutlidlen wir uns absdlließend den Wedlsel der Wertigkeiten an ausgewählten<br />

Einzelwörtern:<br />

jämmerlichst, paralysirt,<br />

alt, sehr unscheinbar,<br />

unbefiedert, Gerippe,<br />

veraltet, halbzerstört,<br />

ausgestopft, Mottenfraß,<br />

Gewürm und Federn, Kriegslist,<br />

Geschmeiße,<br />

magisch, verstummt, gehorsllm,<br />

Offieier, Wunder, Lügen,<br />

erstochen, Bewunderer, Ungläubige,<br />

übereilte Gräuelthaten.<br />

gut aufgehoben, sehr klein,<br />

großes Gewicht, echt, von<br />

gröpter Schönheit, vorzüglich,<br />

geordnete Folge,<br />

bewunders'WÜrdig, eomplicirt,<br />

Auf der Seite der Beireis-Gesdlidlten tritt dabei die dreifadle Steigerung zum Ne~ativen<br />

hervor: Lähmung - Zerfall - Tod.<br />

3. Die Gemäldesammlung<br />

Aus dieser Sphäre der ersten Sammlungsgruppe, in der das Düstere, Gelähmte<br />

und Halbzerstörte einen bestimmenden Platz einnimmt, tritt Goethe heraus, indem<br />

er sidl den Gemälden zuwendet 118). Die Szene verändert sidl, eine stärkere Dynamik<br />

der Erzählung madlt sidl bemerkbar, und Farben treten erstmals in Ersmei­<br />

Dung. Mit Entsdliedenheit kritisiert Goethe die Auffassungen des dilettantisdlen<br />

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Taf·3 Die Vaucansonschen Automaten : Trommler, E nte und Flötenspieler ( 1747) .


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Taf·4<br />

Selbstbildnis A lbrecht Dürers von 1493. Gemälde (Kopie).<br />

Museum der bildenden Künste, Leipzig.


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Taf. 5<br />

Selbstbildnis Albrecht Dürers von 1493. Gemäld e (Original).<br />

Louvre, Paris.


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Taf. 6 Künstler der Rubensschule: Marktszene. Gemälde. Nat. Forschungs- u. Gedenkstätten, Weimar (Goethe-National-Mus.).


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Kunstsammlers und "Kunsthistorikers" Beireis. Unter sämtlichen Besudtem ist<br />

Goethe der einzige, der so offen zum zweifelhaften Wert dieser Gemäldesammlung<br />

SteIlung genommen hat 119). Dennodt halten sidt sdtarfer Tadel und das<br />

Bemühen um Anerkennung edtter Stüd::e durdtaus die Waage. Das Gleidtgewidtt<br />

stellt sich dadurdt her, daß Goethe den phantastisdten Kommentaren des unkritisdten<br />

Kunstsammlers eigene Gemäldebesdtreibungen gegenüberstellt .<br />

• .• 'Wo er sich aber lebhaft, leidenschaftlich überredend und zudringlich bewies, 'War bei<br />

Vorzeigen seiner Gemählde, seinrr 1zeuesten Liebhaberei, in die er sich ohne die mindeste<br />

Kenntniß eingelassen hatte. Bis in's Unbegreifliche ging der Grad, 'Womit er sich hierüber<br />

getäuscht hatte, oder uns zu täuschen suchte, da er denn doch auch vor allen Dingen gewisse<br />

Curiosa vorzustellen pflegte 120).<br />

118) Vor 1787 sammelte Beireis nur Holzschnitte, Handzeichnungen und Kupferstiche,<br />

die sich in Bei r eis, <strong>Bibliothek</strong> 384-396 verzeichnet finden, darunter S. 389 Nr. 77:<br />

"Göthe von Lips 10 Z. rund im Durchmesser." - Besucherberichte und Literatur über die<br />

Gemäldesammlung: S y bel 7-8: "Seine nicht unbedeutende Gemäldesammlung enthielt<br />

gewiß manches vortreffliche Stück. Als vorzüglich erinnere ich mich eines Abendmahls, wo<br />

Jesus das Brot brach, und eines Christusknaben, welcher in kindlicher Unschuld mit dem<br />

gleich großen Johannes spielte. Seiner Versicherung nach, besaß kein Regent der Erde eine<br />

kostbarere Sammlung; denn sie enthalte den ersten Versuch und das Hauptwerk eines jeden<br />

Meisters" und S. 51: "Die Gemälde-Sammlung besteht aus 1soStücken und verdient aIleAufmerksamkeit<br />

in Hinsicht deutscher Kunstgeschichte, deren Freunde dem Sammler Dank schuldig<br />

sind. Sie ist einzig, und führt durch die mannigfachsten Versuche hindurch bis zum ersten<br />

Anfange deutscher Kunst des achten Jahrhunderts, wie der Besitzer glaubte klar beweisen<br />

zu können. Ihr fehlen auch nicht zur belehrenden Vergleichung treffliche Sachen der vorzüglichsten<br />

Meister Italiens und man bewundert in ihr Correggios und Raphaels." - A rn i m<br />

(Besuch 1806) in: Schüddekopf Ill. - J. v. Müller (Besuch 1808) in: Schib<br />

315: "vorzüglich interessirten mich die Gemälde, worunter Raphaelsche, Albrecht Dürer von<br />

sich selbst." - Na gel 134: "In der Gemäldesammlung fanden sich viele kostbare Stücke<br />

von und nach Albrecht Dürer, Lukas Kranach, Rubens und andern italienischen, französischen,<br />

spanischen, deutschen und belgischen Meistem der Kunst, welche der Besitzer, wie unter<br />

andern auch die Nacht von Korreggio, größtentheils für Originale ausgab. Sie bestand aus 150<br />

Stücken, und war eine lebendige Geschichte der Zeichen- und Kupferstecherkunst, von den<br />

rohen Anfängen der Kunst des achten Jahrhundert an, zu betrachten und in so fern ijberaus<br />

lehrreich." - B ü c kin g 110. - Der Versteigerungskatalog: Bei re i s, Gemälde, beschreibt<br />

auf 58 Seiten 194 Gemälde. Die Vorrede druckt aufschlußreiche Teile eines Briefes<br />

ab, den Beireis im März 1808 an einen Kunstkenner namens Henry geschrieben haben soll.<br />

Darin heißt es S. IV: "Mein erstes Stück kaufte ich aus der Sammlung des Domherrn D.<br />

Hasperg in Hamburg [.•.] Anfangs wollte ich mich mit diesem Gemälde begnügen; nach dem<br />

Ausbruche des Revolutionskrieges aber schrieb ich an alle Bekannte in auswärtigen Ländern<br />

um die vorzüglichsten Gemälde •.. und so ward es möglich das zu erhalten, was ich wünschte,<br />

nämlich eine ziemlich vollständige, praktische Kunstgeschichte der Malerkunst. " - L ich -<br />

te n s t ein, Hofrath 186, 18g-190, 193-194. - He ist er 141-246. - B erg man n<br />

678-679. - Becker 34-39, - Anh. 14-10. - Bassermann 746. - Merbach,<br />

Beireis So-SI; Merbach, Nachträge 73. - Goethe-Beireis-Ausstellung<br />

1930 VII, 1-5. - Bessmertny, Beireis 118-u9, 161-163. - Bessmertny, Gernäldegalerie.<br />

- G H b 1. Aufi. Sp. 978-980. - G r ö s sei 33-34, 39.<br />

120) W A 35, 114-~I5.<br />

(( 161


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Wie Beireis religiöse Bildmotive zu kommentieren pflegte, erfahren wir an drei<br />

Beispielen 121).<br />

Hier war ein Christus, bei dessen Anblick ein Göttinger Professor in den bittersten Thränenguß<br />

sollte ausgebrochen sein, sogleich darauf ein von einer englischen Dogge angebelltes<br />

natürlich genug gemahltes Brot auf dem TisdJe der 'Jünger zu Emaus, ein anderes aus dem<br />

Feuer wunderwürdig gerettetes Heiligenbild und was dergleichen mehr sein mochte.<br />

Was Goethe in den Tag- und 'Jahresheften wiedergibt, war ihm teilweise schon<br />

bekannt, bevor er nach Helmstedt fuhr. Im Dezember 1801 hatte J. Chr. Loder ihm<br />

eine Beireis-Schrift mit folgendem Titel übersandt 122):<br />

Ein Morgengesicht oder eine Erscheinung des Hofraths und Professors Beireis, nachdem er<br />

das unvergleichliche, gcstikte Gcmähldc, welches den Aeskulap vorstellet. als ein unschätzbares<br />

Geschenk von der Frau Hofräthin und Professorin Schlözerin erhalten hatte lIIS).<br />

Dieses Heftchen, das noch heute in der Goethe-<strong>Bibliothek</strong> aufbewahrt wird 124),<br />

enthält ein Huldigungsgedicht auf die genannte Dame sowie eine Verherrlichung<br />

seiner eigenen Kunstschätze. Unter dem Gedicht befinden sich Fußnoten, in denen<br />

Beireis die Wirkung seiner Bilder auf Betrachter beschreibt. Eine erste Anmerkung<br />

125) bezieht sich auf eine Mater dolorosa von Trevisani 126):<br />

"Herr Oberconsistorialrath und Probst Zöllner 127) in Berlin weinte im Mai des vorigen<br />

Jahres in der Gegenwart seiner Frau Gemahlin, des Herrn Abt Henke 128) und des Herrn<br />

Generalsuperintendentens Lichtenstein 1'0) bei dem Anschauen dieses Gemähldes. Und im<br />

Jahre vorher brachte dieses Gemählde in der Seele des Herrn Professors Stäudlin 180) in<br />

Göttingen in der Gegenwart des Herrn Professors Pfaff 111) eine solche Wirkung hervor, die<br />

ich nie durch irgend ein Gemählde hervorgebradlt gesehen habe, besonders bei einem so<br />

geistvollen Manne."<br />

121) W A 35, 115.<br />

12t) Mit einem Schreiben vom 14. 11. 1801: "Hier ist das berühmte Werk von Beireis,<br />

dessen ich letzthin Erwähnung gethan habe. Es steht Ihnen ganz und gar zu Befehl, damit zu<br />

machen, was Sie für gut finden." (Frdl. Mitteilung des Goethe- und Schiller-Archivs.)<br />

123) Bei r eis, Morgengesicht (ohne Seitenzahlen).<br />

124) Ru p per t Nr. 5396.<br />

IU) ZU den Versen in Bei r eis, Morgengesicht:<br />

"Die traurge Mutter Trevisanens,<br />

Die Zöllnern selbst zum Weinen zwang;"<br />

126) Bei r eis, Gemälde Nr. 139: "Francesco T r e v isa n i [1656-1746, Historienmaler<br />

der venetianischen, hzw. römischen Schule. Schüler Zanchis]. Mater dolorosa, Portrait.<br />

Der tiefste Kummer in allen Zügen; das schwerste, sprachlose Seelenleiden in dem hinstarrenden<br />

Auge voll Thränen. Der Schmerz scheint verkörpert zu seyn in diesem unvergleichlichen<br />

Gemälde, und ergreift mit rührender Gewalt jedes Herz. 171/1 Z. hoch, 131/1 br."<br />

127) Johann Friedrich Zöllner (1753-1804), preußischer Oberkonsistorialrat und Propst<br />

an der St. Nicolaikirche in Berlin.<br />

126) Heinrich Philipp Konrad Henke (1751-1809), Prof. der Theologie zu Helmstedt.<br />

118) Anton August Heinrich Lichtenstein (1753-1816), ab 1798 Prof. der Theologie zu<br />

Helmstedt.<br />

130) Kar! Friedrich Stäudlin (1761-1816), Theologe und Konsistorialrat.<br />

131) Johann Friedrich Pfaff (1765-1815), Mathematiker, Prof. zu Helmstedt.<br />

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Eine weitere Anmerkung gilt einem Gemälde 132), auf dem der auferstandene<br />

Christus mit den Jüngern zu Emmaus dargestellt war 133). Beireis schrieb dieses<br />

Bild, das in seinem Arbeitszimmer aufgehängt war, Michelangelo zu.<br />

"Den eilften September des vorigen Jahres bellte der Hund des Herrn Raths Frankenfeld<br />

1M), wie er dieses selbst bezeugen kann, in seiner Gegenwart zu zwei versmiedenen<br />

Malen die auf dem Gemählde befindlimen drei Mensmen an, und andere Male nom mehrere<br />

Hunde."<br />

Als Goethe im August 1 Ra 5 nach Helrnstedt kam, blieben ihm diese Anekdoten<br />

vermutlich nidlt erspart, und auch Achim von Arnim schrieb im Herbst des folgenden<br />

Jahres nach seinem Besuch bei Beireis 135): nunter den Gemälden schien er nur<br />

das zu schätzen, was Hunde angebellt oder Consistorialräthe beweint." Kommen<br />

wir von hier aus auf die Goethesche Formulierung in den Tag- und 1ahresheften<br />

zurück, so bemerken wir folgende Abweichungen von den Fußnoten des Beireis­<br />

Gedichtes: Statt von der Mariengestalt des ersten Bildes spricht Goethe von einem<br />

Christus. Im zweiten Gemälde wird das Brot hervorgehoben und die Rasse des<br />

Hundes in eigenartiger Weise präzisiert. Das dritte Bild dürfte vom Dichter aus<br />

der Erinnerung ergänzt oder frei hinzu erfunden sein. Wichtig erscheint, daß Goethe<br />

die überlieferte Zweiheit zu einer Dreiheit erweitert und zu einer Art blasphemischer<br />

Trinität umgestaltet hat 136).<br />

Andere Gemälde dagegen waren geeignet, das phantastische Chaos der Beireisischen<br />

Sammlung in einem versöhnlicheren Licht erscheinen zu lassen. Zwei derartige<br />

Motive wählte Goethe aus und stellte sie als positive Beispiele den drei<br />

Curiosa gegenüber. So hat das Selbstbildnis des jungen Dürer von 1493 einen<br />

besonders nachhaltigen Eindruck auf ihn ausgeübt. Eines der interessantesten<br />

132) Zu den Versen in Bei re i s, Morgengesimt:<br />

"Sie staunten, als im es erzählte,<br />

Das Hund' ein Bild einst angebellt,<br />

Das Bonarotti's Geist beseelte;<br />

Das einz'ge Beispiel in der Welt."<br />

UlI) Bei r eis, Gemälde Nr. 77. Beireis in seinem Brief an Henry von 1808 e b d a.<br />

S. VIII: "Eines seiner [d. i. Mimelangelos] größten Meisterstücke. Dieses stellt Christus mit<br />

den beiden Jüngern zu Emaus vor. Christus mit dem göttlimen Gesimte, welmes je gezeimnet<br />

ist, sitzt in Cleophas Laube, in welme die untergehende Sonne ihre Stralen einfallen<br />

läßt, Rn der Mitte des Tismes; an beiden Enden desselben die Jünger, Christus sieht mit der<br />

edelsten dankbarsten Gebärde zum Himmel empor, indem er das Brot brimt, und eben seine<br />

Gestalt wieder angenommen hat. Beide Jünger äußern freudiges Erstaunen, ihren Lehrer<br />

wieder lebendig zu sehen. Im Gesimte des Matthias ist der Contrast der Traurigkeit und<br />

Freude mit der hömsten Kunst ausgedrückt. überhaupt ist der Ausdruck in diesem einzigen<br />

Gemälde so bewundernswürdig groß und entzückend, daß, wenn im des Tages oder Namts<br />

anhaltend mim fast abgestumpft gearbeitet habe, die Betramtung dieses Gemäldes und die<br />

Freude über den Besitz desselben, mim fähig mamt, sogleim wieder die stärksten Geistesarbeiten<br />

vorzunehmen."<br />

1:1&) Ludwig Georg Frankenfeld, ab 1791 Rat zu Hclmstedt, gestorben 1808. VgI. S t AW b<br />

37 Alt 3740; 3 Alt vor!. Nr. 501.<br />

,,-<br />

1M) Schüddekopf HZ.<br />

13~) Vgl. hiermit Ti eck, Sternbald 91-91.<br />

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Bilder, die ich kenne, lautete schon im Jahre 1805 sein Urteil über dieses<br />

Gemälde 137). Zwar handelte es sich bei diesem Stück entgegen Goethes Meinung<br />

nicht um das Original, sondern um eine Kopie aus der zweiten Hälfte des 16. J ahrhunderts<br />

(Taf.4 u.S) 138). Doch spricht es für den einfühlenden Kunstsinn des<br />

Dichters, daß er fähig war, noch in der Nachbildung die Vortrefflichkeit des<br />

Originals zu erkennen.<br />

Wiederum ist es notwendig, zu verfolgen, wie Goethe zu der eingehenden<br />

Farbbeschreibung dieses Gemäldes gekommen ist. ErsteMitteilungen über das Dürerbild<br />

liegen uns in dem Brief vom z8. August 1805 und auf einem Quartblatt der<br />

Reisenotizen vor, das allerdings nicht in Goethes Handschrift überliefert ist.<br />

Brief:<br />

Zu Helmstedt 'Ward unsre Aufmercksamkeit mehrere Tage durch Merlin-Beireis festgehalten.<br />

Seine Person erinnert an Kästner in Göttingen und Büttner in 'Jena.<br />

Unter seinen Gemälden befindet sich ein Bildniß Albrecht Dürers, von ihm selbst im 22ten<br />

Jahre gemahit, in 'Welchem alle Tugenden dieses Meisters jugendlich, unschuldig blühend<br />

erscheinen. Ein's der interessantesten Bilder die ich kenne, 'Wenig beschädigt, gar nicht<br />

restaurirt 13t).<br />

Reisenotizen:<br />

Albrecht Dürers Portrait I493. von ihm selbst gemahit. Halbe Lebensgröße, Bruststück bis<br />

an den halben Ellenbogen, z'WeyHände. Purpur rothesMützgen mit kleinen schmalen Nesteln.<br />

Hals bis unter die Clavikel bloß. Hemde gestikkter Obersaum, Die Falten mit pfirsig rotben<br />

Bandern unterbunden, blaugrauer mit gelben Schnüren verbrämter UebeT'Wurf. In der Hand<br />

ein Erygnium. Meist erbalten, nichts retouschirt. Mit sehr dünner Farbe gemabit, die sich an<br />

137) B 19,48-49. - VgI. G H b 1. Aufl., Art.: Dürer.<br />

138) Das Bild, das Goethe bei Beireis sah, befindet sim heute im Museum der bildenden<br />

Künste in Leipzig (Taf. 4), das Original im Louvre in Paris (Taf. 5). Bei r eis, Gemälde<br />

Nr. 74. Vgl. die Besmreibung dieses Bildes durm Beireis (Beireis an Henry, 1808) e b d a.<br />

S. XII: "Von Dürer habe im 5 Stück. Das erste ist sein eigenes Brustbild von ihm selbst<br />

auf das vortreffiimste gemalt, im Jahre 1493, also im lzten Jahre seines Alters. Alle Malerbiographien,<br />

selbst H. C. Arend in Dürers Lebensbesmreibung, melden, daß er sidl im z6ten<br />

Jahre seines Alters zum erstenmale gemalt habe, welmes Bild namher Wenzel Hollar in<br />

Kupfer gestomen hat. Diesen Kupferstim besitze im [B ei r eis, <strong>Bibliothek</strong> S. 384 Nr. 3:<br />

Ein Brustbild von Alb. Dürer. II Z. H. u. 10 Z. Br.]. Derselbe stellt Albremt Dürer mit<br />

einem sm on ziemlim starken Barte vor, auf meinem Gemälde aber ist der Bart noch Milmhaar.<br />

Die Ursame, warum dieses herrlime Stück in Deutsmland niemand gekannt hat, ist<br />

diese: Als Raphael Kupferstime von Dürer gesehen hatte, smrieb er ihm, daß er ein Gemälde<br />

von ihm zu sehen wünsme, und am liebsten Dürers eigenes Bild. Hierauf sendete Dürer dieses<br />

Portrait, welmes er sm on zu einer Zeit gemalt hatte, als Raphael nom ein Knabe von<br />

10 Jahren war, nebst einem Gemälde auf Seide nam Italien. Mit Raphaels Erbsmaft kam<br />

es sodann an Giulio Romano (Vasari p.85) von dessen Erben im es erkauft habe, als eines<br />

von den cimeliis meiner Gemäldesammlung." - Müll e r (Besum 1808) in: Sc h i b 325;<br />

Heister 146; Becker 38-39; Merbach, Beireis 50-51; Merbach, Namträge<br />

73; Bessmertny, Beireis 170-171; Goethe-Beireis-Ausstellung 1930<br />

XVII,z; Beireis-Ausstellung 1960 IV, 16. - ZudenUntersmiedenzwismen<br />

Original und Kopie siehe 0 c he n k 0 ws k i 20-40; Mus per (1965) Text zu Abb. 2:<br />

"Das Selbstbildnis Dürers im Louvre ist das früheste selbständig gemalte, das sim überhaupt<br />

erhalten hat"; Mus per (1951) Tafel nam S. 10 (= unsere Tafel 5).<br />

1St) B 19, 48-49.


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elnrgen Stellen zusammen gezogen hat. Ein ernstes 'Junglings-Gesicht keimende Barthaare<br />

um Mund und Kinn. Das ganze herrlich gezeignet reich in seinen Theilen, von der höchsten<br />

Ausführung, vollkommen Dürers würdig HO).<br />

Stellt man dagegen den Text der Tag- und Jahreshefte, so sieht man, wie eng sich<br />

Goethe an seine bei den Vorlagen hält:<br />

Unschätzbar hielt ich Alb r e eh t D ü r e r s Porträt, von ihm selbst gemahIt mit der<br />

'Jahrzahl I493, also in seinem zwei und zwanzigsten 'Jahre, halbe Lebensgröße, Bruststück,<br />

zwei Hände, Ellenbogen abgestutzt, purpurrothes Mützchen mit kurzen schmalen Nesteln,<br />

Hals bis unter die Schlüsselbeine bloP, am Hemde gestickter Obersaum, die Falten der Ärmel<br />

mit pfirsichrothen Bändern unterbunden, blaugrauer mit gelben Schnüren verbrämter Oberwurf,<br />

wie sich ein feiner 'Jüngling gar zierlich herausgeputzt /Jätte, in der Hand bedeutsam ein<br />

blau blühendes Eryngium, im Deutschen Mannstreue genannt, ein ernstes 'Jünglingsgesicht,<br />

keimende Barthaare um Mund und Kinn, das Ganze herrlich gezeichnet, reich und unschuldig,<br />

barmonisch in seinen Theilen, von der höchsten Ausführung, vollkommen Dürers würdig,<br />

obgleich mit sehr dünner Farbe gemahIt, die sich an einigen Stellen zusammengezogen hatte.<br />

Dieses preiswürdige, durchaus unschätzbare Bild, das ein wahrer Kunstfreund im goldenen<br />

Rahmen eingefapt im schönsten Schränkchen aufbewahrt hätte, liep er das auf ein dünnes<br />

Bret gemahlte, ohne irgend einen Rahmen und Verwahrung. 'Jeden Augenblick sich zu spalten<br />

drohend, ward es unvorsichtiger als jedes andere bervorgeholt, auf- und wieder bei Seite<br />

gestellt, nicht weniger die dringende Theilnabme des Gastes, die um Schonung und Sicherung<br />

eines solchen Kleinods fiehte, gleichgültig abgelehnt; er schien sich wie Hofrath Büttner in<br />

einem herkömmlichen Unwesen eigensinnig zu gefallen Ul).<br />

Das früher schon Formulierte hatte also seine Gültigkeit noch nicht verloren.<br />

Oberflächlich gesehen mag es scheinen, als habe der Dichter das vorliegende handschriftliche<br />

Material im Jahre 1825 nur stilistisch geglättet und ineinandergearbeitet.<br />

Bei genauerem Vergleich jedoch bemerken wir einige Einschübe und Umgestaltungen.<br />

Wir betrachten der Reihe nach vier solcher Einfügungen, die uns im<br />

Zusammenhang der Erzählung wichtig erscheinen.<br />

a) wie sich ein feiner Jüngling gar zierlich herausgepu<br />

t z t h ä t t e: Goethe betont durch diesen Einschub das Jünglingsmotiv, das<br />

in seiner Beireis-Charakteristik ein wichtiges Leitmotiv darstellt. Seinen verschiedenen<br />

Abwandlungen soll hier nicht nachgegangen werden. Es sei nur auf folgendes<br />

Kontrastbild hingewiesen, das wenig später außerhalb der eigentlichen Gemäldebesichtigung<br />

folgt 142):<br />

In seinem Schlafzimmer hing das Bild eines jungen Mannes, von der Art wie man hunderte<br />

sieht, nicht ausgezeichnet, weder anziehend noch abstoßend; diesen ließ er seine Gäste<br />

gewöhnlich beschauen und bejammerte dabei das Ereignip, dap dieser junge Mann, an den<br />

er vieles gewendet, dem er sein ga1lzes Vermögen zugedacht, sich gegen ihn untreu und<br />

undankbar bewiesen, daß er ihn habe müssen fahren lassen und nun vergebens nach einem<br />

zweiten sich umsehe, mit dem er ein gleiches und glücklicheres Verbältniß anknüpfen könne.<br />

Demgegenüber wurde das Bildnis des jungen Dürer, das so individuelle, lebendige<br />

Züge trug, von seinem Besitzer nur nachlässig behandelt und schlecht verwahrt.<br />

1&0) Goethe, Reisenotizen BI. 1,1-17.<br />

141) \V A 35, 1I7-ZIB.<br />

142) W A 35, 2lD-21I.


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b) in der Hand bedeutsam ein blaublühendes Eryngium: Durch die<br />

Ergänzung des Wortes blaublühend werden wir auf die durchdachte Verteilung der<br />

Farbworte im Text aufmerksam. Viermal erscheinen Adjektive mit dem Farbwert<br />

Blau. Der Jüngling des Dürer-Porträts trägt einen blaugrauen, mit gelben Schnüren<br />

verbrämten überwurf und hält eine blaublühende Pflanze in seinen Händen. Die<br />

wohlerhaltenen griechischen Silbermünzen haben, weil sie lange genug in feuchter,<br />

verschlossener Luft aufbewahrt worden, einen bläulichen Anhauch 143). Den Helmstedter<br />

Hofrat sah man in seiner hellblaugrauen vollständigen Kleidung, in schwarzen<br />

Strümpfen und Schuhen mit großen Schnallen, überall ein- wie das anderemal<br />

144). Durch die wiederholte Nennung der blauen Farbe bei der Beschreibung<br />

der Kleider deutet Goethe an, daß er beide Gestalten aufeinander bezogen sehen<br />

will. Doch während die Beireis-Erscheinung in einer blau-grau-schwarzen Farbstimmung<br />

verharrt. wird das Bild des Jünglings belebt durch rote und gelbe Farbtöne,<br />

vor allem durch die Goethesche Steigerungs farbe Purpurrot 145).<br />

c) ein ernstes 'jünglingsgesicht, keimende Barthaare um Mund und Kinn, das<br />

Ganze herrlich gezeichnet, reich und unschuldig, harmonisch in seinen Thei­<br />

I e n: Diese Änderung darf man wohl im engeren Sinne auf die Zeichnung des<br />

, Gesichtes beziehen. Es wird damit auf das ausgewogene Verhältnis von Stirn-, Nasenund<br />

Mundpartie des Jünglingskopfes hingewiesen. Disharmonie der Teile dagegen<br />

war das Kennzeichen des Beireis-Profils 146): ••• eine unglaublich hohe und gewölbte<br />

Stirn, ganz in Mißverhältniß der untern, fein zusammengezogenen Theile . ..<br />

d) 'J e den A u gen b I i c k sie h z u s p alt end roh end, war des<br />

u n vor s ich ti ger als je des an der ehe r vor geh 0 I t: Fassen wir<br />

diesen letzten Einschub näher ins Auge, so können wir in der Gegenüberstellung<br />

des Dürer-Bildes mit der Beireis-Gestalt noch einen Schritt weiterkommen.<br />

Es wurde schon oben darauf hingewiesen, daß Goethe sich von<br />

anderen Besucherberichten dadurch unterscheidet. daß er die Personenbeschreibung<br />

des Professors nicht einheitlich vorträgt. sondern in zwei Hälften aufspaltet.<br />

Zuerst beschreibt Goethe die jugendliche Beweglichkeit des Körpers sowie<br />

die Physiognomie des Gesichts und sehr viel später erst werden Kleidung und Frisur<br />

betrachtet. Durch diesen Kunstgriff bringt uns der Dichter die sonderbare Zwiespältigkeit<br />

des Beireis-Wesens anschaulich ins Bewußtsein. Dasjenige, was die<br />

Physiognomie verriet, stand für ihn in einem anderen Zusammenhang als die<br />

blaugrau-schwarze Tracht und die festgebundene, rollengeschmüd:te Frisur des<br />

Arztprofessors. Auf dem Gemälde des jungen Dürer hingegen bilden Antlitz und<br />

Frisur, Kleidung und Gebärde ein harmonisch miteinander übereinstimmendes<br />

Ganzes. Die Lebendigkeit liegt hier mehr in den Farben der Kleidung. Das Halbprofil<br />

zeigt in selten schönem Ebenmaß die Dreigliedrigkeit des menschlichen<br />

Gesichtes. Allem, was uns in der Gestalt des edlen Jünglings als reines Urbild entgegentritt.<br />

droht Spaltung im Bannkreis der Beireis-Wirkung.<br />

1(3) \V A 35, Zll.<br />

144) \V A 35, 113.<br />

H5) Vgl. Sc h m i d t, Farbensymbolik I 99-11 O.<br />

H6) \V A 35, Z II.<br />

166<br />

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Noch ein zweites Gemälde hat Goethe eingehend beschrieben, über das er m<br />

seinen Reisenotizen folgende Stichworte vorfand 147):<br />

Ein Höckenweib an eine wohlhäbige Dame verkaufend indep ein Knabe hinter ihr stielt<br />

und von ihrer Macht geschlagen wird. Eine kleine Scizze von Rubens sehr schon gedacht,<br />

leicht gemahit wahrscheinlich Original.<br />

Daraus wird - offenbar ganz aus dem anschaulichen Gedächtnis heraus - im<br />

Jahre 18z5148):<br />

Ferner gedenk' ich eines geistreich frei gemahlten Bildes von Ru ben s, länglid" nicht allzugrop,<br />

wie er sich's für solche ausgeführte Skizzen liebte. Eine Höckenfrau sitzend in der Fülle<br />

eines wohlversorgten Gemüskrams, Kohlhäupter und Salat aller Arten, Wurzeln, Zwiebeln aller<br />

Farben und Gestalten; sie ist eben im Handel mit einer stattlichen Bürgersfrau begriffen,<br />

deren behagliche Würde sich gar gut ausnimmt neben dem ruhig anbietenden Wesen der<br />

Verkäuferin, hinter welcher ein Knabe, so eben im Begriff einiges Obst zu stehlen, von ihrer<br />

Magd mit einem unvorgesehenen Schlag bedroht wird. An der andern Seite, hinter der<br />

angesehenen BürgerSfrau, sieht man ihre Magd einen wohlgeflochtenen, mit Marktwaaren<br />

schon einigermapen versehenen Korb tragen, aber auch sie ist nicht müßig, sie blickt nach<br />

einem Burschen und scheint dessen Fingerzeig mit einem freundlichen Blick zu erwidern.<br />

Besser gedacht und meisterhafter ausgeführt war nicht leicht etwas zu schauen, und hätten<br />

wir nidH unsere jährlichen Ausstellungen abzuschließen festgestellt, so würden wir diesen<br />

Gegenstand, wie er hier beschrieben ist, als Preisaufgabe gesetzt haben, um die Künstler<br />

kennen zu lernen, die, von der überhandnehmenden Verirrung auf Goldgrund noch unangesteckt,<br />

in's derbe, frische Leben Blick und Talent zu wenden geneigt wären.<br />

Dieses Gemälde, das erstmals von Merbach in seinem Beireis-Aufsatz von 1930<br />

abgebildet worden ist und sich heute im Besitz des Goethe-National-Museums in<br />

Weimar befindet 140), war ebenfalls kein Original von Rubens, sondern wahrscheinlich<br />

eine Arbeit der Rubensschule (Taf. 6). Es soll hier nur auf folgendes<br />

aufmerksam gemacht werden. Goethe beschreibt das Detail so, daß der unbefangene<br />

Leser meinen kann, der Künstler habe auf dem Gemälde tatsächlich sechs<br />

147) Go e t he, Reisenotizen Bi. 3v, 4-10.<br />

14&) W A 35,118-11 9,<br />

1(1) Bei r eis, Gemälde 7-8, Nr. 35: nEin Marktplatz. Rubens Frau, reich gekleidet,<br />

handelt mit einer Gemüsehökerin; hinter ihr steht ihre Magd, welche in einem Handkorbe<br />

einen Fasan trägt. Indem die Hökerin ihr Gesicht von den Fruchtkörben abwendet, stiehlt<br />

ein Knabe einige Früdlte; eine zweite Hökerin, welche dies bemerkt, schlägt nach dem Knaben<br />

mit einem Handkorbe. In Zeichnung und Farbengebung, in der \Vahrheit und dem kräftigen<br />

Leben, im ganzen Tone dieses Stücks, ist der größte Meister der Niederländischen Schule<br />

unverkennbar. Das Gemälde ist auf Holz. 171/2 Zoll hoch 13 breit. In schwarzem Rahmen mit<br />

goldenen Leisten." - In keinem anderen Besucherbericht erwähnt. - B eck e r 38 u.<br />

Anhang 18; M erb ach, Beireis Tafel hinter S. 18: nDas angebliche Rubensbild im Besitze<br />

des FrL Werneburg in Mühlhausen." - Bessmertny 170 Anm. 87: "Der angebliche<br />

Rubens befindet sich in Mühlhausen i. Th. In der dargestellten Marktszene sind die Figuren<br />

der heiden linksstehenden Frauen nach Rubensschen Vorbildern gemalt. Aber das ganze Bild<br />

ist nicht einmal nach einem Original von Rubens kopiert, sondern eine Komposition aus der<br />

Zeit um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts." - Goethe-Beireis-Ausstellu<br />

n g 1930 XVII, 3. - 1949 wurde das Bild als nMarktszene, gemalt von einem unbekannten<br />

Künstler der Rubensschule", für das Goethe-National-Museum in Weimar erworben;<br />

Olgemälde auf Holz (Eiche), 620X470 mm groß, Inventar-Nr. NE Ih955. (Frdl. Mitteilung<br />

des Goethe-National-Museums.)


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Personen dargestellt. Das ist jedoch nicht der Fall; es fehlt der Bursche, nach dem<br />

die Magd der Bürgersfrau hinzublicken scheint. Zum Bildgedanken der Marktszene,<br />

wie er Goethe als Preisaufgabe vorbildlich schien, gehörte dieser Jüngling<br />

als sechste Figur notwendig hinzu 150). Deshalb hatte er auch im Erinnerungsbild<br />

des Dichters seinen festen Platz.<br />

4. Die Münzensammlung<br />

Auf die ausführlime Bespremung der Gemälde läßt Goethe eine kurze Würdigung<br />

der historischen Münzen folgen. Wir kommen damit zum dritten Absmnitt<br />

der Besichtigungsbeschreibung. Nach der grotesken Gemäldegalerie eines Dilettanten<br />

haben wir es nun mit der gepflegten Kollektion eines Kenners zu tun. Beginnen<br />

wir wiederum mit der Gegenüberstellung der drei Textfassungen, wie sie in den<br />

Reisenotizen, im Brief an den Herzog Karl August und in den Tag- und 'lahresheften<br />

vorliegen.<br />

Im Rahmen der Reisenotizen, auf dem Blatt Varia (Taf. 10), lautet der Vermerk<br />

über die Münzensammlung 1:11):<br />

Goi den e, wenig griechische; fürtreffliche Suite der römischen Kaj'ser. Er läugnet die<br />

Aechtheit der großen goldnen Lysimachen. treffliche moderne Si I b ern e fürtreffliche<br />

griechische, römische moderne.<br />

Im Brief vom 18. August 1805 wird mitgeteilt 152):<br />

An Münzen besitzt er köstliche Griechische, besonders in Silber. Eine reiche, der Vollständigkeit<br />

sich nährende Sammlung der römischen Kaiser in Gold biß auf die letzten Zeiten.<br />

Vieles moderne in Silber und Gold worunter manches rare und kuriose.<br />

Daraus wird in den Tag- und 'lahresheften 153):<br />

Die goldenen Münzen römischer Kaiser und ihrer Familien hatte er aufs vollständigste<br />

zusammengebracbt ...<br />

Sehr schöne Silbermünzen griecbischer Städte lagen vor . •.<br />

Eben so wenig fehlte es sodann an goldenen Rosenoblen, päpstlichen älteren Münzen, an<br />

Bracteaten, verfänglichen satyriscben Geprägen ...<br />

Indessen scbeint er auch hier wie in andern Dingen sich einige Willkür vorbehalten zu haben,<br />

denn er behauptete, hartnäckig und über alle Münzkenner triumphirend; die goldnen<br />

Lysimachen seien durchaus falsch •••<br />

150) VgI. dazu Eck e r man n, Gespräme 461-463 (1.4. 1831) über ein motivähnlimes<br />

Bild: "Mit Goethe zu Tism in mannigfaltigen Gesprämen. Er zeigte mir ein Aquarellgemälde<br />

von Herrn von Reutern, einen jungen Bauern darstellend, der auf dem Markt einer<br />

kleinen Stadt bei einer Korb- und Ded.enverkäuferin steht. Der junge Mensm sieht die vor<br />

ihm liegenden Körbe an, während zwei sitzende Frauen und ein dabeistehendes derbes<br />

Mädchen den hübschen jungen Mensmen mit Wohlgefallen anblicken. Das Bild komponiert<br />

so artig, und der Ausdrud. der Figuren ist so wahr und naiv, daß man nimt satt wird es zu<br />

betrachten. "<br />

161) Go e t h e, Reisenotizen BI. 5, 15-1I.<br />

152) B 19, 49.<br />

153) W A 35, 111-113.<br />

168<br />

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Auf die Erwähnung kupferner Münzen wird grundsätzlich verzichtet. Hierin<br />

unterscheidet sich Goethe von anderen Berichterstattern 154). Wichtiger noch<br />

erscheint ein weiteres: Goethe ändert zweimal das Prinzip der Gliederung. In den<br />

Notizen von 1805 sind die Gepräge systematisch nach Metallen geordnet. Zuerst<br />

werden die goldenen, dann die silbernen Münzen genannt. Im Brief an den Herzog<br />

werden die silbernen griechischen Städtemünzen an den Anfang gerückt. Hier<br />

15() Die Münzensammlung in Besudlerberidlten und Beireis-Sdlrifttum: Ca pp e I (Studium<br />

in Helmstedt 1778) in:Merbach, Nadlträge 63. - Anonymus (Besuch 178z )<br />

in: B e s s m e r t n y, Beireis I %0: "Ein Münzkabinett, worin die ältesten phönicisdlen.<br />

griedlisdlen und römisdlen goldenen, silbernen und kupfernen Münzen, die sogen. numi<br />

folidi, die anfangen, wo die römisdlen und byzantinisdlen Münzen aufhören; die vollständige<br />

Sammlung von Bracteaten, von der größten Art von einigen Zollen im Durchmesser, bis auf<br />

die kleinsten und selbst arabisdle Bracteaten, woran man sonst gezweifelt hatte. Von den<br />

neueren und seltensten in den drei Metallen, audl ganze Münzen Suiten von einigen Häusern,<br />

z. E. - neuern römisdlen Kaisern, Königen, Kurfürsten, audl Reidlsstädten, befindlich<br />

sind ..." - Paulus (Besuch 1787) in: Levin, Eindrüdce 3. - Meermann (Besuch<br />

1791) 88. - Bö t ti ger (Besuch 1793) in: He ist e r 158: "Griechisdle Städte- und<br />

Königsmünzen in Gold hatte er, wie er mir sagte, nicht sammeln wollen. Es waren daher<br />

nur einige AIexander, ein Philipp und ein Lysimachus da. Aber hödlst respektabel war die<br />

Suite von den römisdlen Kaisern. Ich fand sie vollständiger als die in Gotha, und selbst<br />

Dresden hat mandle Stüd:e nidlt, so viel ich midl erinnern kann, die idl als n u m 0 S<br />

uni c 0 s hier zu sehen bekam. Es waren, die Byzantiner nicht mitgerechnet, weldle eine<br />

eigene Suite madlen, gewiß an 500 Goldmünzen. Von Trajan waren allein IZ Goldmünzen<br />

da, darunter einige vortreffiidle a I i m e n t a r i i I tal i a e. Hier war es aber audl, wo idl<br />

meinen Herrn Hofrath, dessen Kenntnisse in der alten Numismatik idl bis dahin nur bewundern<br />

konnte, zum erstenmal auf einem kleinen Irrthum zu betreffen glaubte ..." E b d a.<br />

z59-z60: "Viel Vergnügen madlte es mir, die berüdltigte und kontroverse Spottmünze auf<br />

den Gallien, G a lli e n a e Au g u s ta e, mit der Umsdlift pax u b i q u e, hier in N atura<br />

zu sehen [...] überhaupt wurde bei jeder besonders seltenen Münze das Münzbuch herbeigebradlt,<br />

wo sie besdlrieben steht. Idl hätte ihm diese Beweisführung gerne gesdlenkt, da sie<br />

uns viel Zeit raubte. Aber der Mann wollte mich doch audl seine kostbare Münzbibliothek<br />

sehen lassen, in der aber dodl nur alte Werke befindlich zu sein sdlienen; denn gegen alle<br />

neueren bewies er eine entsdliedene Verachtung." E b d a. z60-z61: "Da idl über die Edltheit<br />

einiger Münzen meine kleinen Bedenklichkeiten zu äußern gewagt hatte, so zeigte er mir,<br />

nadldem wir mit den alten Münzen zu Ende waren, in einem N ebensdlränkchen mehrere Kästdlen<br />

voll aussortirter unechter Münzen in Gold, Silber und Bronce und bewies mir dadurm,<br />

daß er aum dieses zu untersmeiden wisse. Indessen behielt im dodl über Mandles meine<br />

Zweifel. Wir gingen hierauf zu den Brakteaten des Mittelalters über, wo nach seiner Angabe<br />

die älteste der Zeit Friedridls des Rothbarts angehört. Diese Sammlung war außerordentlim<br />

reim und vollständig. Aber wie groß war erst mein Erstaunen, als wir zu den neueren Münzen<br />

kamen. Alle Medaillen, die man in den ausgezeidlnetsten Sammlungen sonst nur in Silber<br />

findet, waren hier, sobald sie überhaupt in Gold ausgeprägt worden waren, in diesem Metall.<br />

Hier war ein erstaunlidler Reichthum an Spott-, Belagerungs-, Noth-Münzen, und was sonst<br />

die neuere Numismatik für Seltenheiten hat. Die bei weitem kompleteste Sammlung waren<br />

in Gold und Silber die päpstlirnen Münzen. Hier sah im auch die Spottmünze, als der<br />

Prätendent a. 1717 Gibraltar belagerte und eine Münze sdllagen ließ mit der Legende: au t<br />

vincere aut mori. Die Engländer erwiederten es und gaben eine mit dem Revers: datur<br />

te r t i um: abi r e." S. Z61-z61: "Eine besondere Sammlung machten die Akademisdlen­<br />

Jubelfeier-Münzen, wohl zoo Stüd:, viele in Gold. Audl die herühmten Chursädlsisdlen<br />

Planetenthaler, welrne der versdlwenderische König August II. zum Andenken seines<br />

Planetenturniers prägen ließ, sah ich hier in vorzüglim sdlönen Exemplaren." - A n ton<br />

(Besum 1794) 358: "Welm' eine Menge von Gold und Silber ist nidlt hier allein beisammen!<br />

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herrscht das chronologische Prinzip vor. In den Tag- und Jahresheften schließlich<br />

hat Goethe beide Ordnungsprinzipien, das chronologische und das systematische,<br />

zugunsten eines dritten aufgegeben. Es entsteht nun ein regelmäßiger Wechsel<br />

goldener und silberner Gepräge. Zweimal wird die chronologische Folge bewußt<br />

durchbrochen, um den Goldmünzen den Vorrang zu geben. So werden die römischen<br />

Kaisermünzen den griechischen Städtemünzen vorangestellt und die mittelalterlichen<br />

Brakteaten nach den Münzen der frühen Neuzeit genannt. Auf diese<br />

Weise ergibt sich - eum grano salis - die Folge: Gold - Silber - Gold, Gold<br />

(Silber) - Silber, Silber (Gold) - Gold 155).<br />

Von der herkömmlichen Art der Gliederung dringt der Dichter in seiner<br />

Erzählung zu einem neuen, dynamischen Kompositionsprinzip vor. Es ist wiederum<br />

der Rhythmus der Wechselfolge, der uns hier auf einer höheren Stufe entgegentritt.<br />

Im Unterschied zur Beschreibung der naturhistorischen und mechanischen<br />

Sammlungen bewegt sich die neue Art des Wechselspiels ganz im Bereich des Positiven,<br />

da es sich hier durchgehend um wohlerhaltene Objekte von gleicher Größe<br />

handelt. Goethe nutzt das Gefälle, das sich aus der Spannung ergibt, die zwischen<br />

den bei den Substanzen Gold und Silber fühlbar wird; belebend wirkt auch das zweifache<br />

Durchbrechen der historischen Zeitfolge. Gepräge einzelner Herrscher<br />

werden in den Tag- und Jahresheften mit Ausnahme der goldnen Lysimachen nicht<br />

genannt. Es geht um die großen historischen Gruppen, hinter denen die Staaten,<br />

Zeiten und Kulturen stehen, die sie prägten. Am Beispiel der Münzensammlung kam<br />

Die ältestgeschätzte Münze von Delphi, andre corinthische, macedonische. Er zeigte erst die<br />

griechischen goldnen und silbernen; dann die röm[ischenJ goldnen und silbernen und bronzenen<br />

Münzen der Kaiser, Städte, consularische Familien-Münzen, von einzelnen Gelehrten und<br />

berühmten Männern. Er besitzt auch zwei unämte Münzen auf den Ovid, und die ganze<br />

Suite der Münzen, bis zu Ende des röm[ischen] Reichs. Merkwürdig eine Spottmünze<br />

(ein bärtiger Kopf, mit der Umschrift Ga li e n a Au g u S t a). [...] Nun schließen<br />

sich die Münzen des Mittelalters an; dann die ganze Folge der neuen Kaiser, Städte,<br />

Gelegenheits-Jubel-Münzen bis herab auf die Münzen des jetzigen Königs von Preußen und<br />

auch die neuesten französischen Thaler. Er hat noch einen franz[ösischen] Thaler von 93<br />

mit dem Königskopf, ungeachtet Ludwig XVI. schon im Januar hingeridttet wurde." -<br />

Liehtenstein, Brief (1810) 16,47-48. - Beireis, <strong>Bibliothek</strong> 318-344 (355 Bände<br />

numismatische Literatur). - S y b cl n, 5 J. - Na gel 134. - B ü c kin g 1I9-IlO. -<br />

Bei r eis, Münzen. Der von dem bekannten Prediger u. Numismatiker Lei t z man n<br />

(1798-1877) bearbeitete Katalog nennt an römischen Kaisermünzen 161 in Gold und 437 in<br />

Silber, aus dem Mittelalter 142 Solidi und 344 Brakteaten, von neueren Münzen 755 in Gold<br />

und 1091 in Silber. Der Zuschlag erfolgte im Jahre 1828. - Li eh t e n s t ein, Hofrath<br />

287. - Heister l38-240. - Becker, Anhang l3. - Merbach, Beireis 47-48. -<br />

Go e t h e - Bei r eis - Aus s tell u n g 193 0 XIV, 3. - Be s s m e r t n y, Beireis<br />

124, 161.<br />

1&5) Bei r eis, Münzen 17-34: Römische FamiIien- und Kaisermünzen in GoI d (163<br />

Stü&); ebda. 6-1%: Griechische Städtemünzen in Silber (77 Stü&); ebda. 144-145:<br />

Englische Königsmünzen von Edward III. bis Jakob I. in GoI d (10 Stück, darunter Rosenoblen);<br />

e b d a. 164-166: Päpsdiche Münzen von Johann XXII. bis Clemens XIV. in Goi d<br />

(36 Stück); e b d a. 1I7-l18: Desgl. in S il b e r (3 Stü&); e b d a. 105-126: Brakteaten,<br />

Si I b e r (344 Stü&), satyrische Gepräge, nimt näher festzustellen, wahrscheinlich Medaillen<br />

in Si I b e r und auch in GoI d; e b d a. 3: Lysimachus-Gepräge in GoI d (Stater, % Stück).


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dem Betrachter Vielfalt und Reichtum der geschichtlichen Entwicklung anschaulich<br />

zum Bewußtsein.<br />

Brachte nun der geschäftige Besitzer aus einem nebenstehenden Schrank neue Schieber zum<br />

Anschauen so ward man sogleich der Zeit und dem Ort nach anders wohin versetzt 156).<br />

Auch vom Standpunkt der Farbensymbolik des Dichters aus gesehen, kommt<br />

mit den goldenen und silbernen Münzen ein neues, wichtiges Element in den<br />

Aufbau der Sammlungsbeschreibung hinein 157). Auf die bunten Farben Rot, Blau<br />

und Gelb folgen die Glanzfarben der beiden Edelmetalle 158). Vom Gold- und<br />

Schatzmotiv ist schon oben bei der Interpretation des Greifenvergleichs die Rede<br />

gewesen. Den kostbaren Münzen gegenüber sehen wir Beireis als schatzhütenden<br />

Greifen recht eigentlich in seinem Element. Es ist jedoch zu beachten, daß Gold<br />

und Silber in der Beireis-Charakteristik vorzugsweise als gemünztes Metall in<br />

Erscheinung treten. Die schönen Gold- und Silbererzstufen der Mineraliensammlung<br />

hat Goethe nicht genannt. Auch von den Goldmachergeschichten des Beireis­<br />

Gerüchtes und dem Barrengold, das der geschäftstüchtige Professor in seinem<br />

Hause zu horten pflegte, spricht Goethe nicht. Dagegen heißt es wenig später 159):<br />

• .• eine Masse gemünztes Gold und Silber verleiht selbst dem Unwahren Ansehen und<br />

Gewicht; man läßt die Lüge gelten, indem man die Baarschaft beneidet.<br />

(66) W A 35, lU.<br />

167) Vgl. Sc h m i d t, Farbensymbolik 131-z46.<br />

1118) Insgesamt sechsmal erscheinen die Worte "Gold", "golden" in der Beireis-Charakteristik<br />

derTu'J: W A 35,117 (Gemäldesammlung): Dieses preis'WÜrdige, durchaus unschätzbare<br />

Bild [Dürer-Selbstbildnis von 1493], das ein wahrer Kunstfreund im goi den e n<br />

Rahmen eingefaßt im schönsten Schränkchen aufbewahrt hätte. E b d a. 118-119: Besser<br />

gedacht und meisterhafter ausgeführt war nicht leicht etwas zu schauen, und hätten wir nicht<br />

unsere jährlichen Ausstellungen abzuschließen festgestellt, so würden wir diesen Gegenstand<br />

[das Thema "Gemüsemarkt" mit 6 Figuren]. wie er hier beschrieben ist, als Preisaufgabe<br />

gesetzt haben, um die Künstler kennen zu lernen, die, von der überhandnebmenden Verirrung<br />

auf GoI d g run d noch unangesteckt, in's derbe frische Leben Blick und Talent zu wenden<br />

geneigt wären. E b d a. 121 (Münzkabinett): Die goi den e n Münzen römischer Kaiser<br />

und ihrer Familien hatte er aufs vollständigste zusammengebracht; e b d a. 1n: Eben so<br />

wenig fehlte es sodann an goI den e n Rosenoblen; e b d a. 111-113: er behauptete [...]<br />

die goi d ne n Lysimachen seien durchaus falsch. E b d a. 119 (Reichtum und Scharlatanerie):<br />

1st nun ein solcher Besitz nicht etwa ererbt und offenbaren Herkommens, sondern<br />

im Geheimniß selbst erworben; so gibt man im Dunkeln alles übrige Wunderbare zu, man<br />

läPt ihn sein mährchenhaftes Wesen treiben: denn eine Masse gemünztes GoI d und Silber<br />

verleiht selbst dem Unwahren Ansehen und Gewicht; man läPt die Lüge gelten, indem man<br />

die Baarschaft beneidet.<br />

Insgesamt dreimal erscheinen die Worte "Silber", "silbern" in der Beireis-Charakteristik<br />

der Tu'}. W A 35. UI (abendliche Bewirtung im Beireis-Hause): Abends bewirthete er uns<br />

auf chinesischem Porzellan und S; 1 b e r mit fetter Schafmilch, die er als höchst gesunde<br />

Nahrung pries und aufnöthigte. E b d a. U1 (Münzkabinett): Sehr schöne Si I b e r m ü n­<br />

z e 71 griechischer Städte lagen vor, die, weil sie lange genug in feuchter verschlossener Luft<br />

allfbewahrt worden, die wohlerhaltenen Gepräge mit einem bläulichen Anhauch darwiesen.<br />

E b d a. ZZ9 (Reichtum und Scharlatanerie): denn eine Masse gemünztes Gold und Si I b e r<br />

verleiht selbst dem Unwahren Ansehen und Gewicht; man läßt die Lüge gelten, indem man<br />

die Baarschaft beneidet (Sperrungen vom Verfasser). Vgl. auch T 10, 31.<br />

UD) \V A 35. 119.


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Des weiteren ist zu berücksichtigen, daß der Dichter den in seiner Beweglichkeit<br />

jugendlich wirkenden Greis mit einern Irrlicht verglichen hat 160). Auch das Irrlichtsymbol,<br />

wie wir es aus Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen<br />

Lilie kennen, ist eng auf das Gold bezogen. In diesem Märchen treten zwei Irrlichter<br />

als flammende Jünglinge auf. Sie besitzen die Fähigkeit, Gold in sich aufzunehmen<br />

und in geprägter Form, als leuchtende Scheiben wieder von sich abzuschütteln<br />

161). Auf diese Eigenschaft scheint Goethe anzuspielen, wenn er bei der<br />

Beschreibung der römischen Kaisermünzen sagt 162):<br />

Was jedoch an dieser Sammlung am höchsten zu bewundern, war die Vollkommenheit der<br />

Abdrücke, welche sämmtlich als kämen sie aus der Münze vorlagen. Diese Bemerkung nahm<br />

er wohl auf, und versicherte, dap er die einzelnen erst nach und nach eingetauscht und mit<br />

schwerer Zubupe zuletzt erhalten und doch noch immer von Glück zu sagen habe.<br />

War Beireis auf die Reihe der römischen Kaisermünzen besonders stolz, so<br />

behandelte er die Gepräge des thrakischen Königs LysimachUS mit betonter Verachtung.<br />

Der Versteigerungskatalog der Beireis-Münzen weist zwei Gepräge dieses<br />

Typs nach, der auf der Vorderseite den jugendlichen Alexanderkopf mit Ammonshorn<br />

und Diadem und auf der Rückseite die sitzende Athena mit einer Nikefigur<br />

zeigt 168). Beireis hielt alle goldenen Lysimachen für Fälschungen. Diese These<br />

diente Goethe als Anknüpfungspunkt für folgende abschließende Bemerkung 164):<br />

Nun war aber nicht zu läugnen, dap er in diesem Fache unterrichtet und in gewissem Simle<br />

ein Kenner war: denn er hatte ja schon in froheren 1ahren eine kleine Abhandlung, wie echte<br />

und falsche Münzen zu unterscheiden seien, herausgegeben. Indessen scheint er auch hier wie<br />

in andern Dingen sich einige Willkür vorbehalten zu haben, denn er behauptete, hartnäckig<br />

und über alle Münzkenner triumphirend; die goldnen L'Ysimachen seien durchaus falsch, und<br />

behandelte dephalb einige vorliegende schöne Exemplare höchst verächtlich. Auch dIeses<br />

ließen wir, wie manches andere, hingehen und ergötzten uns mit Belehrung an diesen wirklich<br />

seltenen Schätzen.<br />

Aufgrund der genauen Beschreibung bei Leitzmann läßt sich feststellen, daß die<br />

beiden fraglichen Gepräge echt waren (Taf. 7). Warum hat sich Goethe zu dieser<br />

Richtigstellung bewogen gefühlt? Es ist das Leitmotiv der Echtheitsprobe, das<br />

hier in einer interessanten Abwandlung aufgegriffen wird. So unkritisch sich Beireis<br />

180) W A 35.111: ja ich habe kluge Menschen gekannt, die sich eine Zeitlang von diesem<br />

Irrlicht nachziehen liepen.<br />

161) Zum Irrlicht-Symbol bei Goethe vgl. S t ein er, Geheime Offenbarung !rIO.<br />

14-15; Lucerna. Märchen 151-158; Steiner. Goethes Geistesart 76-77; Weinha<br />

nd I 341-344; Sc h m i d t. Irrlimt 168-189.<br />

162) W A 35. 121-211.<br />

163) Bei r eis. Münzen S. 3 Nr. 6 = Müll er. Münzen Nr. 185 (posthume Prägung<br />

der Stadt Istria mit barbarisierendem Münzbild). Taf. I. 15. DesgI. Bei r eis, Münzen S. 3<br />

Nr. 7 (mit anderem Beizeimen. nicht genau zu identifizieren). Vgl. Bö t ti ger (Besuch<br />

1793) in: He ist e r 158. Siehe aum Fra n k e II8-u9 und zur Frage der Lysimachen­<br />

Fälsmungen Müll er. Münzen 5-7. Siehe auch Fern m e 1 Nr. 189: Zeimnung Goethes<br />

(Alexander-Kopf) nam einer Tetradrachme des Lysimachus.<br />

164) W A 35. 123.<br />

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seinen Gemälden gegenüber verhielt, so weit ging seine Kritik hier über das Ziel<br />

hinaus. Bei der subjektiven Willkür des Sammlers war alles möglidt: Edttes für<br />

edtt auszugeben (Prehnit), Unechtes für edtt anzupreisen (Gemälde) und Edttes<br />

wie Unedttes zu behandeln (Lysimadten).<br />

5. Der große "Diamant"<br />

Die vierte und letzte Stufe der Sammlungsbesdtreibung ist nur noch einem einzigen<br />

Objekt gewidmet, dem angeblichen großen Diamanten. Zwisdten die Besdtreibung<br />

der Münzensammlung und die Vorführung des "Diamanten" hat Goethe die<br />

Sdtilderung seines Ausfluges nach Sdtloß Harbke zur Familie des Grafen von VeItheim<br />

eingefügt 165). Was Goethe dort antraf, strahlte Frisdte, Ordnung und soziale<br />

Gesinnung aus. Die berühmten Harbker Bäume wurden bewundert; Altes und<br />

Neues, Vergangenheit und Gegenwart sdtienen hier in frudttbarer Weise miteinander<br />

verbunden zu sein. Die kleine versteinerte Seelilie, die Goethes Sohn dort zum<br />

Gesdtenk erhielt 166), ersdteint in der autobiographisdten Erzählung als Quintessenz<br />

der kurzen Berührung mit dieser WeIt. Im Bild des Enkriniten läßt der<br />

Didtter sein Liliensymbol aufleudtten, wie es uns urbildlidt aus dem Rätselmärdten<br />

von 1795 vertraut ist 167).<br />

Als Ernst Jünger im Jahre 1947 in Königslutter die berühmte Petrefaktensammlung<br />

von Otto Klages besidttigte, notierte er in seinem Tagebuch 168):<br />

"Nachmittags sahen wir die Versteinerungen, die Herr K1ages seit vielen Jahren aus dem<br />

Gebiet des Elm und auf seinen Reisen zusammengetragen hat. Sie lagen in flachen<br />

Schubladen auf rotem Samt. Besonders fiel mir eine Reihe großer, sehr sauber aus dem Steinkern<br />

präparierter Taschenkrebse auf. Die Seelilien des Elm leuchten im Glanz marmorner<br />

Magnolienknospen; ich erhielt eine zum Andenken. Wir betrachteten gebänderte Achate,<br />

Abdrü&e niederer Tiere im Solnhofener Schiefer, Ammoniten, die wie knotige Goldmünzen •<br />

geprägt waren. Die Palme gebührte versteinerten Koniferenzapfen aus Kalifornien, durch die<br />

Querschnitte gelegt waren. Im amethystenen Feinschliff leuchteten Kränze von hellen Pinienkernen<br />

auf. Die Sdtänheit solcher Gebilde hat etwas Umwerfendes, trifft wie mit Pfeilen<br />

unser Herz. Wir schließen die Augen vor dem zu starken Glanze, der aus der Präge stätte<br />

auf diese Schätze fällt. Wir dürfen ihn nur in den Spiegelbildern sterblicher Schönheit ahnen;<br />

in seiner Reinheit würde er tödlich sein." (Taf. 8)<br />

Der helle Kristall, der nun folgt, bildet als durchlidttete Materie die Bekrönung<br />

der Sammlungsbesdtreibung. Auf der Spitze der Pyramide ist er ein Sinnbild<br />

hödtster über- und Zusammensdtau, alle bisher genannten Aspekte voraussetzend<br />

und in sidt begreifend. Rein äußerlich gesehen war die Vorführung dieses "Diamanten"<br />

die größte Rodomontade, die sidt Beireis seinen Gästen gegenüber erlaubte.<br />

185) W A 35, U5-:u8. - VgI. dazu Be c k e r 4


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Und so ist die Bedeutung dieses Steines als Geist-Symbol durch das Motiv der Großsprecherei<br />

und Scharlatanerie eingeschränkt und relativiert. Darauf wird der Leser<br />

schon durch die unmittelbar vorher eingeschaltete Cagliostro-Erwähnung eingestimmt<br />

169).<br />

Was der Dichter im einzelnen über die Vorführung dieses Stückes mitteilt, läßt<br />

sich, vom Standpunkt der Quellen her gesehen, in zwei verschiedene Textelemente<br />

auseinanderlegen. Die eigentliche Beschreibung des Steines geht auf die ausführlichen<br />

handschriftlichen Notizen zurück 170), während bei den mitgeteilten Legenden<br />

mit einem bestimmenden Einfluß der Schriften von Bücking und Syhel gerechnet<br />

werden darf 171). Halten wir wiederum den Text der Tag- und Jahreshefte und<br />

das bekannte Material gegeneinander.<br />

160) W A 35, 130: Die Communication der Weltbürger ging noch nicht so schnell wie<br />

gegenwärtig, noch konnte jemand, der an entfernten Orten wie Swedenborg, oder auf einer<br />

beschränkten Universität wie Beireis seinen Aufenthalt nahm, immer die beste Gelegenheit<br />

finden, sich in geheimnißvolles Dunkel zu hüllen, Geister zu berufen, und am Stein der<br />

Weisen zu arbeiten. Haben wir nid,t in den neuern Tagen Cagliostro gesehen, wie er große<br />

Räume eilig durchstreifend, 'Wechselsweise im Süden, Norden, Westen seine T aschenspielereien<br />

treiben, und überall Anhänger finden konnte? 1st es denn zu viel gesagt, daß ein<br />

gewisser Aberglaube an dämonische Menschen niemals aufhören, ja daß zu jeder Zeit sich<br />

immer ein Local finden wird, 'Wo das problematisch Wahre, vor dem 'Wir in der Theorie allein<br />

Respect haben, sich in der Ausübung mit der Lüge auf das allerbequemste begatten kann.<br />

170) Go e t he, Reisenotizen Bd. 4, 1-15.<br />

171) Der Beireis-"Diamant" in Besucherberichten und Beireis-Schrifttum: Erste Erwähnung<br />

bei Me e r man n (Besuch 1791) 88-89: "Und meine Leser werden es wohl schwerlich<br />

erwarten, daß d.lrunter [d. i. unter den Beireisischen Merkwürdigkeiten) sich auch ein ungeschliffener<br />

Diamant befand, vor welchem die größten, die Europa bis jetzt bewundert hat,<br />

der Pitt und der Regent, der der portugiesisdlen Krone und der des Moguls schon in weitester<br />

Feme die Flagge streidlen müssen. Dieser ungeheure Diamant ist nicht viel kleiner als<br />

ein Ey und über tausend Karrat schwer, und wenn auch gleich Herr Beireis, wie er mir sagte,<br />

so ganz genau ihn noch nicht gewogen hat, so ist doch so viel wenigstens klar, daß der innere<br />

Werth dieses Steins nach der angenommenen Bestimmungsart, auch nicht von allen Monarchen<br />

Europens zusammen bezahlt werden kann. Seine Gestalt ist so, daß man ihn zu einem Brillanten<br />

schleifen könnte, aber dies Schleifen allein würde nicht weniger als eine halbe Million kosten.<br />

Herr Beireis versicherte, daß er alle Untersuchungen mit ihm vorgenommen habe und daß<br />

diese die Aechtheit seines Adels bewiesen hätten. Ein Engländer ließ ein Wort von diesem<br />

Diamant gegen Herrn Beireis fallen und dieser wußte unmittelbar aus Ostindien, wo er versteckt<br />

lag, seiner habhaft zu werden." - Ar n i m (Besuch 1806) in: Sc h ü d d e k 0 p f<br />

lU-lU. - An 0 n y mus (Besuch 1806) in: Me rb ach, Nachträge 70: "Seinen angeblich<br />

selbst verfertigten großen Diamanten, der von mehr Wert sein soll als ganz Europa,<br />

erkannte Brugmanns aus Leyden für einen indischen Rauchtopas." - A r n im. Dolores<br />

19


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Bei der mineralogischen Besmreibung des Steines in den Tag- und 'lahresheften<br />

entfallen alle Angaben der Taschenbuchnotizen, welche den Herkunftsort, das Karatgewicht<br />

und die Erwerbung des "Diamanten" betreffen. Ausgelassen werden<br />

ferner Literaturangaben und das Urteil des Mineralogen August Ferdinand von<br />

Veltheim. Was Goethe über Gestalt und Größe, Durchsimtigkeit und chromatische<br />

Eigenschaften des fraglichen Objektes mitteilt, stammt eindeutig aus seinen Notigeeilt,<br />

und bringt als neu este Merkwürdigkeit seines Kabinets den handgroßen Diamant.<br />

Kopfsmüttelnd zeigt der Prinz den Ring seiner Hand, worauf Beireis die seine erhebt, und<br />

der Prinz durm das Feuer des daran sitzenden Brillantrings frappirt wird. Beide, fängt<br />

Beireis an, sind aber nur Lumpenhunde, dieß ist der emte Diamant! indem er den großen<br />

rohen und unansehnlimen Stein wieder aus der Tasme hervor holt. Doch nur der Kenner<br />

weiß ihn zu würdigen, und ich sehe smon, daß ich ihn muß abschleifen lassen. Einige hunderttausend<br />

Thaler ist er dann weniger werth, muß man aber nimt manches thun, der dummen<br />

Narren wegen"; e b d Q. S. SZ-53: "Was dieser große Diamant war, und wie er in Beireis<br />

Hände kam, ist noch nicht völlig erklärt. Er soll alle Merkmale des Diamants, die Schwere,<br />

Elektricität, Festigkeit, von der englischen Feile nicht angegriffen zu werden, u.s.w. besessen<br />

haben; doch kommen die meisten Kenner überein, daß er ein Madagaskarscher Kiesel gewesen.<br />

Über die Art, wie er zu Beireis gekommen, erklärte sich der Verstorbene. Ein gewisser Herr<br />

Kulmann, der ein bedeutendes Vermögen hatte, beerbt seinen Oheim, welmer in Indien<br />

Smätze gesammelt, kann des Glücks aber nimt genießen, denn eine der unheilbarsten Krankheiten<br />

raubt ihm jeden Frohsinn und spottet der Kunst aller Ärzte, obgleim er den Rath<br />

der vorlüglichsten in Anspruch genommen. Endlich kömmt er zu Beireis, und rasch, angenehm<br />

und sicher geheilt, weiß er dem Danke keine Grenzen zu setzen, besonders, da er dem Arzte<br />

das reiche Naturalienkabinet des Oheim zur Auswahl überlassen, und dieser nichts zu haben<br />

verlangt, als einen unscheinbaren Kiesel, unter dessen Hülle er aber den größten SdJatz der<br />

Welt erkannte. Nichtjedermann zeigte er diesen Stein, noch vertraute er allen das Geheimniß<br />

an, smon eine Sammlung von kleinen Diamanten, 100,000 Thaler an Werth, zu besitzen, die<br />

aber lange nom nicht hinreiche, um diesen großen Diamant dereinst briIlantiren zu können";<br />

Sybel druckt e b d 8. 55-57 auch einen Brief von Beireis an den Superintendenten zu Calvörde<br />

und Volksschriftsteller Johann Heinrich Helmuth [gest. 1813] vom 14.5.18°9 ab. Der Wortlaut<br />

dieses Briefes ist für die Textgeschichte der Tu1 nimt uninteressant: "Ew. Homehrwürden<br />

melde ich gehorsamst, daß der Kiesel oder Kieselstein, allerdings eine Art (species)<br />

von den zur Kieselerde gehörigen Steinen ist, weil er am meisten von der Kieselerde enthält.<br />

Der Mineraloge, Herr Pastor Rudolphi, hat nime daran gedacht, daß Ihre Volks-Naturgeschimte<br />

nime für Gelehrte, sondern für Ungelehrte gesmrieben ist, wenn er darin manches<br />

vermißt; denn sonst hätten Sie auch unter den aneeführten Erden die Schwererde und die<br />

Zirkonerde anführen müssen. Bisher hatte man noch immer den Diamant als eine Unterart<br />

der Kieselsteine angesehen, wie Ew. Hochehrwürden gethan haben; es ist aber gänzlich<br />

erwiesen, daß er gar nimt unter die Steine, sondern unter das verbrennliche Wasser gehöre,<br />

denn er läßt sich im Feuer gänzlich verdampfen, so, daß keine Spur davon übrig bleibt, und<br />

er brennt mit dem smönsten hellsten Limte unter einer sehr erhitzten Muffel in einem<br />

Probirofen, und im habe mie Vergnügen Brillanten darunter so verschwinden sehen, daß,<br />

wenn schon sechs Achttheile davon verdampft waren, alle gesmliffene Facetten noch eben<br />

so deutlim zu sehen waren, als bei größeren Steinen. Die Brasilianischen Diamanten sehen<br />

alle wie Kieselsteine aus, die Asiatismen besonders. Aber mein größter in der Welt aus<br />

Semhulpor oder Sumulpur bei Bengalen, der über fünf Mal schwerer als der des Königs von<br />

Portugal [.•.]. Von meinem größten Diamant sagt der in Holland noch lebende Herr von<br />

Meermann in seinem .•. Buche, S. 89, daß er nicht viel kleiner als ein Ey sei. Nein! wahrlich<br />

er ist viel größer und noch ein Mal so groß. Er hat fast alles Unglaubliche, welches er in<br />

meinem Hause gesehen, nur halb so groß angesetzt, als von ihm gesehen worden. [.•.] Von<br />

diesem meinem Diamanten ist es völlig wahr, daß er nach der bekannten Bestimmungsart von<br />

allen Monarchen Europa's zusammen genommen niche bezahlt werden könne. Diesen Diat75


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zen von 1805 und ist in jeder Hinsidlt exakter und ausführlidler als alles, was sonst<br />

darüber beridltet wird. Alle beschriebenen Eigenschaften des Steines fügen sich<br />

jedoch auf bedeutsame Weise in den gesamten Bilderzyklus ein. So ist die Erwähnung<br />

der Reibungselektrizität als ein Wiederaufgreifen des Magnetenmotivs aufzufassen.<br />

Von hier fällt neues Lidlt auf die Frage, warum der kleine Magnetstein in<br />

die Sammlungsbeschreibung aufgenommen wurde. Entspredlendes gilt für die<br />

Erwähnung der Durchsichtigkeit. Auch sie weist uns auf die enge Zusammenmanten<br />

hat in Helmstädt keiner von meinen Kollegen oder den Professoren gesehen; wohl<br />

aber Herr Abt Henke, zu der Zeit, als ihn der verstorbene Herzog und mit ihm Prinz<br />

Heinrich aus Berlin sahen, nebst dem Hofrath Fein, als welmer mit im Zimmer war." Im<br />

Anhang teilt S y bel 70 nom folgende Mitteilungen des Braunsmweiger Leibarztes Brüd


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I<br />

lt<br />

UJ 4fZ<br />

3·<br />

Taf. 7 0 ben. links und rechts: Goldene Münze des Lysimachus-Typs (Stater) aus der<br />

Sammlung Beireis. Posthume Prägung der Stadt Tstria (2 : I).<br />

Vorder eite Kopf Alexanders d. Gr. als Zeus Ammon. Rückseite Athena ikephoros.<br />

U n te n : Edelsteintafe l nach Tavernier: Les six voyages . . . 311X Indes. P.2 (Aussch nitt).


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Taf.8<br />

Enkriniten (Encrinus liliiformis) der Sammlung Otto Klages, Königslutter. Muschelkalk. Fundort: Erkerode/Elm.


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gehörigkeit der drei Vertreter des Mineralreiches (Magnetit-Prehnit-"Diamant"/<br />

Bergkristall) hin.<br />

Von den Erweiterungen des Textes gegenüber den Vorlagen nennen wir hier<br />

nur zwei besonders widltige, die sidl auf die Verwahrung des Steines und auf die<br />

Frage seiner Edltheit beziehen. Die Tatsache, daß Beireis seinen Hauptschatz aus<br />

der rechten Hosentasche zum Vorschein brachte, hat Goethe sonst nur in dem Brief<br />

vom z6. Dezember 1807 an Johanna Frommann angedeutet 17!). Ganz aus der<br />

visuellen Erinnerung heraus heißt es nun 173):<br />

Nachdem er uns die Gestalt wohl eingeprägt, brachte er ohne weitere Ceremonien aus der<br />

rechten Hosentasche das bedeutende Naturerzeugniß.<br />

Besonders interessant aber ist die Abänderung, die Goethe mit folgenden Zeilen<br />

seiner Reisenotizen vornahm 174):<br />

Betrachtet man ferne Gegenstände dadurc7J so erscheinen sie völlig farblos. Nabe versäumt<br />

ich sie zu betrachten.<br />

Demgegenüber heißt es in den Tag- und 'Jahresheften 175):<br />

Indessen er nun sich weitläufig darüber herausließ, hatte ich, chromatischer Prüfungen eingedenk,<br />

das Wundere; vor die Augen genommen, um die horizontalen Fensterstäbe dadurch<br />

zu betrachten, fand aber die Farbensäume nicht breiter, als ein Bergkrystall sie auch gegeben<br />

hätte; weßhalb ich im Stillen wohl einige Zweifel gegen die Echtheit dieses gefeierten<br />

Schatzes fernerhin nähren durfte.<br />

Unter den Abänderungen, die Goethe gegenüber seiner Vorlage vornimmt, ist<br />

zunächst auf einen bisher unberichtigt gebliebenen Diktierirrtum hinzuweisen.<br />

Goethe verwechselte die Namen zweier ReiseschriftsteIler, die ihm beide von früheren<br />

Studien her geläufig waren. Statt Tourneforts 176) muß es richtig" Taverniers"<br />

172) B 19. 479: Für eine recht hübsche Brieftasche hoffte ich Ihnen zu danken, nun überra.~cht<br />

mich eine sehr schöne, die mir ein außerordentliches Vergnügen macht. Dank! den<br />

besten Dank! dap Sie mich auf ewig vor der Versuchung gerettet haben, meine liebsten<br />

Papierschätze, wie Beyreis seinen Diamanten, wie Werner seine Sonette, auf eine wunderliche<br />

Weise zu verwahren und zu produciren.<br />

173) W A 35,231.<br />

m) Goethe, ReisenotizenBl.4. 13-16.<br />

176) W A 35. 232. - Vgl. B 40. :u6 (Goethe an den Herzog Karl August, 4. I. 1826):<br />

Der hoffnungsvolle Besitzer eines wahrscheinlich beireisischen Diamanten scheint wenigstens<br />

keinen Begriff von der Härte solcher Edelsteine zu haben. Um einen solchen echten Stein<br />

schleifen zu lassen werden große Summen erfordert. Findet er 'Jemand zunächst, der ihn<br />

schleift, so wird ein hübscher Bergkrystall zum Vorschein kommen, weniger werth als der<br />

rohe mit seiner Feuersteinhülle gewesen wäre.<br />

176) W A 35. 231: Eines Morgens zeigte er in einem Bande der Reise Tourneforts die<br />

Abbildung einiger natürlichen Diamanten, die sich in Eiform mit theilweiser Abweichung in's<br />

Nieren- und Zitzenförmige unter den Schätzen der Indier gefunden hatten. Nachdem er uns<br />

die Gestalt wohl eingeprägt, brachte er ohne weitere Ceremonien aus der rechten Hosentasche<br />

das bedeutende Naturerzeugniß. In der Größe eines mäpigen Gänseeies war es vollkommen<br />

klar, durchsichtig, doch ohne Spur, daß daran geschliffen worden; an der Seite bemerkte man<br />

einen schwachen Höcker, einen nierenförmigen Auswuchs, wodurch der Stein jenen Abbildungen<br />

vollkommen ähnlich ward.<br />

171) V gl. die Anmerkung zu G 0 e t h e, Reisenotizen BI. 4. I und das Schrifttumsverzeidmis.<br />

u


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heißen. Im zweiten Band des Reisewerkes von Tavemier findet sich die Tafel mit<br />

den Abbildungen ungeschliffener Edelsteine, denen der Beireis-Stein so auffällig<br />

ähnlich war (Taf. 7) 177).<br />

Wir sehen: die Stimworte Fensterstäbe, Farbensäume, Echtheit und Bergkristall<br />

treten erst im Berimt von 1825 auf. Hinsichdim der Emtheitsprobe und<br />

Fensterstäbe klingt vielleimt hier als Reminiszenz eine Stelle aus dem Benvenuto<br />

Cellini an 178). Widltig erscheint vor allem die Betonung der Farbensäume. Soweit<br />

also diejenigen Teile des Diamantenabschnittes, die nam den handschriftlichen Reisenotizen<br />

ausgearbeitet worden sind.<br />

Die beiden bei Goethe mitgeteilten Diamantenlegenden dagegen waren Bestandteil<br />

des Beireis-Geruchtes. Sie mochten Goethe nom im Gedämtnis geblieben sein,<br />

wahrscheinlicher jedoch ist, daß er sim hier von der 1825 benutzten Beireis­<br />

Literaturund insbesondere durch die "Biographischen Nachrichten" Sybels hat anregen<br />

lassen. Dom erst, wenn man Goethes Redaktion dieser Legenden beachtet, sieht man,<br />

daß aum diese Teile seiner Darstellung in ihrer Bildaussage einen wichtigen Eigenwert<br />

besitzen und sich unter die vorherrschenden Motive von Verwahrung und<br />

Echtheitsprobe einordnen. Vergleicht man Goethes Beireis-Legenden mit den bei<br />

Sybel mitgeteilten Varianten, so werden charakteristische Abweichungen deutlich.<br />

So finden wir bei Sybel zwar die Verwahrungslegende angespromen 179). Die I2<br />

Kästmen indessen sind eine Zutat Goethes, die aum sonst nirgends in der Beireis­<br />

Literatur vorkommt. Zur zweiten Legende von der Brennprobe des Steines sind<br />

verschiedene Varianten überliefert. Goethe schloß sim hier wahrscheinlim dem<br />

bei Sybel abgedruckten Beireis-Brief von 1809 an 180). Damit hat er eine Fassung<br />

ausgewählt, die das dunkle Laboratorium als Hintergrund voraussetzt 181).<br />

Fügen wir die heiden Elemente des Textes - Kristallbeschreibung und Diamantenlegende<br />

- wiederum zusammen, namdem wir ihre Herkunft aus unterschiedlichen<br />

Bereimen kennengelernt haben. Die kompositorische Absicht des Dichters<br />

wird nun deutlicher. Echtheitsprobe und Verwahrung des Steines treten als Hauptmotive<br />

hervor. Dabei ist zu beamten, wie Goethe Gegensatzpaare bildet. Als ein<br />

solches Gegensatzpaar ist einmal die legendäre Verwahrung in Kästchen und die tatsämliche<br />

Aufbewahrung des Steines in der Hosentasche des Besitzers anzusehen. In<br />

178) W A 43, 374-375.<br />

178) Siehe oben Anm.171.<br />

180) Siehe oben Anm. 171.<br />

181) VgI. dagegen Ar n im, Dolores 291-292: "dieser Stein ist aber meine Geliebte,<br />

meine Einzige, meine Freude, der im durm unauflöslidte Bande verbunden bin [ ... ]. Sehen<br />

Sie diese Höhlung im Steine; hier habe idt sie mit dem Brennspiegel einmal versudtt, und sie<br />

entzündete sim hellidtt; meinem Fürsten hätte idt sie überlassen nam meinem Tode, und seine<br />

Krone hätte ewig über der Erde wie ein Sternbild gestanden, er hat sie aber veramtet, und<br />

seine Krone wird fallen, und keiner wird sie aufheben. Idt werde alt, idt will sterben, und<br />

weiß meines Lebens Ende; ganz einsam will im dann die Nadtt nom bei meiner Geliebten<br />

sdtlafen, und kommt die erste Morgensonne, so wirft der Brennspiegel, der meinem Bette<br />

gegenübersteht, seinen Brennpunkt mir ans Herz und auf die Geliebte, die an ihm ruhet, und<br />

wir verbrennen beide zusammen, heide zugleidt, und misdten uns verbunden mit der großen<br />

Gedankenwelt. "


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gleicher Weise sind Brennprobenlegende und chromatische Prüfung antithetisch<br />

aufeinander bezogen. Zwischen beiden steht die eigentliche Vorführung des Steines<br />

mit allen zweifelhaften Emtheitsbeweisen. Darüber hinaus läßt sim in der Aufeinanderfolge<br />

der einzelnen Mitteilungen ein Wechselspiel systolismer und diastolischer<br />

Bildelemente erkennen. Dabei haben wir es nun mit versmiedenen Abwandlungen<br />

des einen Grundbildes von Mittelpunkt und Sphäre zu tun. Ein vom<br />

Zentrum ausstrahlender Impuls wird in der Verwahrungslegende bemerkbar 182).<br />

Er ließe sim in einer schematischen Skizze so veranschaulichen: in der Mitte Helmstedt,<br />

von hier nach allen Richtungen ausstrahlend zwölf Linien zu den Orten, in<br />

denen die Kästmen von Freunden verwahrt werden. Nur Beireis, als der Besitzer<br />

im Mittelpunkt des Ganzen stehend, weiß, wo sich der kostbare Stein wirklich<br />

befindet. Der diastolism-versprühende Charakter der zweiten Legende braucht<br />

nicht besonders hervorgehoben zu werden 183). Ein systolisches Gegenbild zu den<br />

nach außen schießenden Flammengarben des Diamantenfeuerwerks findet sim im<br />

Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie 184):<br />

Aber mit nicht geringer Bewunderung sah die Gesellschaft, als sie zu dem Flusse gelangte,<br />

einen herrlichen Bogen über denselben hinübersteigen, wodurch die wohlthätige Schlange<br />

ihnen einen glänzenden Weg bereitete. Hatte man bei Tage die durchsichtigen Edelsteine<br />

bewundert, woraus die Brücke zusammengesetzt schien, so erstaunte man bei Nacht über<br />

ibre leuchtende Herrlichkeit. Oberwärts schnitt sich der belle Kreis scharf an dem dunklen<br />

Himmel ab, aber unterwärts zuckten lebhafte Strahlen nach dem Mittelpuncte zu und zeigten<br />

die bewegliche Festigkeit des Gebäudes.<br />

Zwischen die heiden Legenden setzt Goethe seine exakte, nach den Notizen<br />

gearbeitete Beschreibung des Steins. Hier überwiegen systolische Impulse, am<br />

deutlichsten spürbar dort, wo von der Anziehungskraft des Steines auf Papierschnitzmen<br />

gesprochen wird 18S). Systolischer Natur ist auch das Bild des Steines<br />

in der Hosentasche. In der Verwahrungslegende ist der Stein gewissermaßen ver-<br />

182) W A 35, 230-231: Länger als wir gedacht hatte uns die anmuthige Gesellschaft in<br />

Helmstädt aufgehalten. Hofrath Btrireis betrug sich in jedem Sinne wohlwollend und mittheilel1d,<br />

doch von seinem Hauptschatz, dem Diamanten, hatte er noch nicht gesprochen,<br />

geschweige denselben vorgewiesen. Niemand der Helmstädter Akademieverwandten hatte<br />

denselben gesehen, und ein oft wiederholtes Märchen, daß dieser unschätzbare Stein nicht am<br />

Orte sei, diente ihm, wie wir hörten, auch gegen Fremde zur Entschuldigung. Er pflegte<br />

nirlnlia, scheinbar vertraulich zu äupern, dap er zwölf vollkommen gleiche versiegelte Kästchen<br />

eingerichtet habe, in deren einem der Edelstein befindlich sei. Diese zwölf Kästchen nun vertbeile<br />

er an auswärtige Freunde. deren jeder einen Schatz zu besitzen glaube; er aber wisse<br />

nur allein, wo er befindlich sei. - Vgl. Ern r ich, Symbolinterpretation; Ern r ich, Wanderjahre;<br />

0 h I y, Kästmen.<br />

iSS) W A 35. 232: und [Beireis] erzählte die oft wiederholte Geschichte: wie er den Stein<br />

unter einer Muffel geprüft und über das herrliche Schauspiel der sich entwickelnden Flamme<br />

das Feuer zu mildern und auszulöschen vergessen, so daß der Stein über eine Million Thaler<br />

an Werth in Kurzem verloren habe. Dessen ungeachtet aber pries er sich glücklich, dap er ein<br />

Feuerwerk gesehen, welches Kaisern u?ld Königen versagt worden.<br />

1M) W A 18, 259-260.<br />

186) W A 35. 231-132: Mit seiner gewöhnlichen ruhigen Haltung zeigte er darauf einige<br />

zweideutige Versuche, welche die Eigenschaften eines Diamanten bethätigen sollten: auf<br />

mäßiges Reiben zog der Stein Papierschnitzchen an; die englische Feile schien ibm nichts<br />

anzuhaben; doch ging er eilig über diese Beweistbümer hinweg . ..<br />

Jl • 179<br />

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zwölffacht und auf einen Umkreis verteilt. In Wahrheit hat Beireis ihn eng an<br />

sich gezogen, ähnlich wie die Gemälde, die in seinem Schlafzimmer um das Thronhimmelbett<br />

herum aufgestapelt stehen 186). Kräfte der Systole sind auch in der<br />

Schilderung der chromatischen Prüfung wirksam.<br />

Mit dem Diamantenfeuerwerk der letzten Beireis-Legende ist in der Erzählung<br />

der Pol der intensivsten Helligkeit erreicht. Nach den Edelmetallen wird die<br />

Beschreibung auf die Stufe des Edelsteines gehoben. Auf den Glanz von Gold und<br />

Silber folgt das Diamantenfeuer. Die Beireis-Charakteristik und HeImstedtschiIderung<br />

erreichen hier ihren Höhepunkt und Abschluß. Aber auch hier weiß Goethe<br />

es so zu wenden, daß der 'Wunderliche Freund sich durch alles, was er spricht und<br />

tut, selbst charakterisiert. Und so kommt in der Brennprobenlegende Ähnliches zum<br />

Ausdruck wie im ersten Bild der Sammlungsbeschreibung, beim Flötenspieler, dem<br />

eine größere Walze eingesetzt werden sollte. Der Flötenspieler verstummte, der<br />

"Diamant" verlor im verzehrenden Feuer an Substanz und \Vert. Verlust und<br />

Erstarrung sind die Folge der ins Maßlose gesteigerten Intentionen. Paralysierte<br />

Automatenfiguren und Truglicht des Diamantenfeuers gehören als Anfang und Ende<br />

der Sammlungsbeschreibung zusammen. In bezug auf Beireis sind sie Sinnbild und<br />

Diagnose der in seinem Wesen liegenden Tendenzen und Gefahren 187). Aber das<br />

Schlußbild behält Goethe sich selbst vor 188).<br />

Indessen er nun sich weitläufig darüber berausließ, batte ich, chromatischer Prüfungen eingedenk,<br />

das Wundere; vor die Augen genommen, um die horizontalen Fensterstäbe dadurch<br />

zu betrachten, fand aber die Farbensäume nicht breiter, als ein Bergkrystall sie auch gegeben<br />

hälte; weßhalb ich im Stillen wohl einige Zweifel gegen die Echtheit dieses gefeierten Schatzes<br />

fernerbin nähren durfte.<br />

186) W A 35, 115: Die Art seine Bilder vorzuzeigen war seltsam genug, und schien<br />

gewissermaßen absicbtlich; sie hingen nämlich nicbt etwa an den hellen breiten Wänden seiner<br />

oberen Stockwerke woblgenießbar neben einander, sie standen vielmehr in seinem Schlafzimmer<br />

um das große Thronhimmelbette an den Wänden geschichtet über einander, von wo<br />

er, alle Hülfleistung ablehnend, sie selbst herholte und dabin wieder zurückbrachte. Einiges<br />

blirb in dem Zimmer um die Beschauer herumgestellt, immer enger und enger zog sich der<br />

Kreis zusammen, so daß freilich die Ungeduld unseres Reisegefährten allzustark erregt, plötzlich<br />

ausbrach und sein Entfernm veranlaßte.<br />

187) Vgl. dagegen B ü c kin g 119: "des berühmten großen Demantes darf ich nicht<br />

vergessen hier zu erwähnen, der von Beireis selbst dafür gehalten wurde, weswegen es bei<br />

dessen großer Kennerschaft auffallen mußte, wenn er nur ein schöner Quarzkiesel aus<br />

Brasilien, oder ein Topaskrystall aus Bengalen gewesen seyn sollte, als wofür ihn Einige hielten,<br />

ohne doch eine so genaue Kenntniß davon bekommen zu haben, als zu solch einer gewissen<br />

Behauptung gehören möchte, wie schon diese Verschiedenheit ihrer Meinungen darthut; und<br />

auf Vermuthung hin, sollte man doch Keinen compromittiren, um so weniger, da es doch<br />

keine Unmöglichkeit ist, daß ein noch größerer als die bekannten größesten, in der Welt<br />

seyn könne; denn deren stufenweise Größe zeuget ja selbst dafür. Er war aber größer als<br />

ein Hühnerei; und war er ein ächter Demant, so war des Besitzers Behauptung, daß er nidlt<br />

zu bezahlen sey, sehr wahr. Hierin ganz aufs Reine zu kommen, ist jetzt unmöglich, da ihn B.<br />

nach mündlichen und schriftlichen Versicherungen durch Feuer vernichtet hat. Er hat sich<br />

auch nach seinem Ableben nicht vorgefunden. Aber einen schönem Demant hat der Seelige<br />

mit sich genommen, der aIIgemein für ächt erkannt, und dessen Verlust allgemein betrauert<br />

zu werden verdient: Seinen hellen reichen Geist, und sein menschenfreundliches edeles Herz,<br />

das Köstlichste, was er besaß, und was der Mensch besitzen kann."<br />

1S.~) W A 35, 132.<br />

180


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Dem Bild des Feuerwerks setzt Goethe das Bild der Farbensäume entgegen. An<br />

die Stelle des Diamanten tritt der Bergkristall. In den Farbensäumen erscheint integriert,<br />

was in der Mitte der Sammlungsbeschreibung zwischen dem Pol der Dunkelheit<br />

und des Lichtes an Farben aufleuchtete. Man wird dieses Schlußbild unter die<br />

Abglanzbilder des späten Goethe einordnen dürfen, über die Erich Trunz in seinem<br />

Faust-Kommentar sagt 189): "Nach Goethes Farbenlehre - die immer zugleich<br />

Symbolik ist - ist die Farbe die Mischung, die Verbindung von Licht und Materie.<br />

Das Auge ist nicht gemacht, in die Sonne zu schauen; aber wir stehen auch nicht im<br />

Dunkel; denn das Auge erkennt das herrliche Spiel der Farbe. Und so ist der menschliche<br />

Geist nicht gemacht, das Göttliche unmittelbar zu erkennen, aber er ist auch<br />

nicht in Dunkel gebannt; er erkennt es im Abglanz. Es ist eine Grundanschauung,<br />

die sich durch Goethes sämtliche Werke zieht: die Welt, die uns gegeben ist, ist<br />

Widerschein des Unendlichen. Er hat dafür viele Wörter: Gleichnis, Symbol, vor<br />

allem aber das von ihm neugeschaffene bildhaft-tiefsinnige Wort Abglanz. Sein<br />

Versuch einer Witterungslehre sagt: Das Wahre, mit dem Göttlichen identisch,<br />

läßt sich niemals von uns direkt erkennen, wir schauen es nur im Abglanz, im<br />

Beispiel, Symbol, in einzelnen und verwandten Erscheinungen; wir werden es<br />

gewahr als unbegreifliches Leben und können dem Wunsch nicht entsagen, es<br />

dennoch zu begreifen. Dieses gilt von allen Phänomenen der faßlichen Welt."<br />

VI. SCHLUSS<br />

Wir sind von der Frage nach dem autobiographischen Sinn der Beireis-Erzählung<br />

ausgegangen und haben versucht, am Beispiel des Greifenvergleichs und an<br />

den vier Absennitten der Sammlungsbeschreibung die Besonderheit und den Zusammenhang<br />

der einzelnen Bilder aufzuzeigen. Wichtige Grundgedanken der Komposition<br />

umschrieben wir mit den Worten Stufenpyramide, dynamische Wechselfolge<br />

und enromatisches Gleiennis.<br />

Vom Pol der Dunkelheit ging es folgerichtig hin zum Pol des Lichts. Kräfte der<br />

Steigerung und der Substanzverwandlung traten als Stufenfolge in der Kette der<br />

Objekte sichtbar in Erscheinung. Die halbzerstörten, paralysierten Automatenfiguren<br />

stehen zu Beginn, und über der ganzen ersten Sammlungsabteilung der<br />

Naturalien und Apparate lastet eine graue, düstere Aura des Todes und des Zerfalls.<br />

Dann leuenten zum ersten Male - bei der Beschreibung des Dürerbildes - die Farben<br />

auf. Von den Farben des Jünglingsbildes geht es weiter zum Glanz der Metalle. Aber<br />

auch der Schein des Silbers und der Glanz des Goldes werden übertroffen vom blendenden<br />

Licht des Diamantenfeuerwerks, um schließlich noch einmal zurückgenommen<br />

zu werden im Abglanzbild des Farbensaumes. Vollzieht man diese Steigerung<br />

von der Dunkelheit über das blendende Licht zum Farbensaum vor der inneren<br />

Anschauung, so beginnt man zu ahnen, warum Goethe sich noch nach Jahren so<br />

dankbar an diese Reise erinnert hat.<br />

189) HA Bd. 3.543. Zitat aus Versuch einer Witterungslehre (1825) nach HA Bd. 13.3°5.<br />

181<br />

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Der Beginn der Helmstedtfahrt stand noch ganz im Schatten der eben durchlittenen<br />

Krise. Nach der Rückkehr konnten unter dem Eindruck der Plotin-Lektüre<br />

jene Verse entstehen, die wir oben schon einmal zitierten 190):<br />

Wär' nicht das Auge sonnenhaft,<br />

Die Sonne könnt' es nie erblicken;<br />

Läg' nicht in uns des Gottes eigne Kraft,<br />

Wie könnt' uns Göttliches entzücken?<br />

Das Erlebnis der Helmstedtreise wurde im Rückblick und durch die Kunst des<br />

epischen Dichters zum Sinnbild der Genesung und inneren SelbstwiederherstellungO<br />

im Todesjahr Schillers.<br />

Mit dem leuchtenden Doppelbild des Diamantenfeuers und der Farbensäume<br />

beendet Goethe die Darstellung seines Helmstedtaufenthaltes. Eine entschiedene<br />

charakteristische Naturszene, das von Granitfelsen eingeschlossene rauschende<br />

Wasser der Bode bildet den Abschluß der gesamten Reiseschilderung 191). Betrachten<br />

wir diese drei Bilder im Zusammenhang miteinander, so erkennen wir eine für<br />

Goethe typische Konstellation wieder, die im zweiten Teil des Faustdramas in der<br />

Genesungsszene ihren erhabensten Ausdruck gefunden hat. Mit den Worten, die der<br />

erwachende, von Arie! und seinen Elfen erquickte Faust dort spricht, wollen wir<br />

unsere Betrachtung zur Beireis-Begegnung Goethes schließen 192):<br />

180) Siehe oben S. 13 1 •<br />

1tI) W A 35, 144.<br />

m) W A 15 I, Vers 4695-4717.<br />

Hinaufgeschaut! - Der Berge Gipfelriesen<br />

Verkünden schon die feierlichste Stunde,<br />

Sie dürfen früh des ewigen Lichts genießen<br />

Das später sich zu uns hernieder wendet.<br />

'Jetzt zu der Alpe grüngesenkten Wiesen<br />

Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet,<br />

Und stufenweis herab ist es gelungen; -<br />

Sie tritt hervor! - und, leider schon geblendet,<br />

Kehr' ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.<br />

So ist es also, wenn ein sehnend Hoffen<br />

Dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen,<br />

Erfüllungspforten findet flügeloffen;<br />

Nun aber bricht aus jenen ewigen Gründen<br />

Ein Flammen-Obermaß, wir stehn betroffen;<br />

Des Lebens Fackel wollten wir entzünden,<br />

Ein Feuermeer umschlingt uns, welch ein Feuer!<br />

Ist's Lieb? Ist's Haß? die glühend uns umwinden,<br />

Mit Scbmerz- und Freuden wechselnd ungeheuer,<br />

So daß wir wieder nach der Erde blicken,<br />

Zu bergen uns in jugendlichstem Schleier.<br />

181


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So bleibe denn die Sonne mir im Rücken!<br />

Der Wassersturz, das Felsenriff durchbrausend,<br />

Ihn schau' ich an mit wachsendem Entzücken.<br />

Von Sturz zu Sturzen wälzt er jetzt in tausend<br />

Dann abertausend Strömen sich ergiepend,<br />

Hoch in die Lüfte Schaum an Schäume sausend.<br />

Allein wie herrlich diesem Sturm erspriepend,<br />

Wölbt sich des bunten Bogens Wechsel-Dauer,<br />

Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfliepend,<br />

Umher verbreitend duftig kühle Schauer.<br />

D er spiegelt ab das menschliche Bestreben.<br />

Ihm sinne nach, und du begreifst genauer:<br />

Am farbigen Abglanz haben wir das Lebe-n.


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ANLAGE<br />

Reisenotizen und Material Goethes<br />

über die Sammlungen des Professors G. Chr. Beireis<br />

zu Helmstedt [1805]'<br />

o r i gin al: Forschungs- und Gedenkstätten, Weimar (Goethe-Schiller-Archiv).<br />

Blatt 1:<br />

s<br />

10<br />

15<br />

Albrecht Dürers Portrait I493. von ihm<br />

selbst gemahIt. Halbe Lebensgröße, Bruststück<br />

bis an den halben Ellenbogen, zwey<br />

Hände. Purpur rothes Mützgen mit kleinen<br />

schmalen Nesteln. Hals bis unter die Clavikel<br />

bloß. Hemde gestikkter Obersaum,<br />

die Falten mit pfirsig rothen Bandern unterbunden,<br />

blaugrauer mit gelbem Schnüren verbrämter<br />

Ueberwurf. In der Hand ein Erygnium.<br />

Meist erhalten, nichts retouschirt.<br />

Mit sehr dünner Farbe gemahIt, die sich<br />

an einigen Stellen zusammen gezogen<br />

hat. Ein ernstes Junglings-Gesicht keimende<br />

Barthaare um Mund und Kinn. Das<br />

ganze herrlich gezeignet reich in seinen<br />

Theilen, von der höchsten Ausführung, vollkommen<br />

Dürers würdig.<br />

Blatt 2:<br />

s<br />

JO<br />

Gemählde.<br />

Ein kristlich griechisches. Um eine todte<br />

Heilige stehen officiirende Mönche.<br />

Ein junger Heiliger als Christus bezeichnet<br />

mit einem Kinde auf<br />

dem Arm steht hinter dem Bette.<br />

Weiter hinten Engel und eine Art<br />

Glorie grau in grau. Soll aus dem IV 'Jahrh. seyn.<br />

M a r i a und die Kinder 'J e s u sund 'J 0 h a n n es<br />

auf Goldgrund giebt er aus dem fünften.<br />

Ein Martyrthum aus dem VI.<br />

Krucifix, Heilige darneben VII.<br />

Ritter vor dem Gottesgericht soll aus<br />

dem 8ten seyn. Ist offenbar aus


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IS<br />

10<br />

dem 16ten ein sehr beschädigtes<br />

aber sehr schönes Bild gelegentlich<br />

zu beschreiben.<br />

Unter dem Kreuze M a r i aCh r ist u m todt<br />

auf dem Schoose neben '1ohannes<br />

dann eine Dame (die Goldbinde 9. Jahrh.)<br />

Maria mit dem Kinde 10<br />

Ca t ha Ti na zweimal II.<br />

(Die Rückseite sind zwey Stücke Passion.)<br />

Blatt 2v:<br />

S<br />

Blatt 3:<br />

S<br />

10<br />

10<br />

Her 0 dia s XIII.<br />

Ost end 0 r f er. Verlohrner Sohn. XIV.<br />

Veronica.<br />

Sämmtliche Stücke sind interessant<br />

und für alte Kunstgeschichte bedeutend.<br />

Nur, ist ausser dem ersten, keins 'Vor<br />

dem 15ten 'Jahrhundert gemahIt.<br />

Dreyeinigkeit Bai t h a s a r H e erd e gen 148 r<br />

mit sonderbarer manirirter Kühnheit<br />

toccirt.<br />

St. ChTistoph.<br />

Verlorner Sohn.<br />

v. Gun dei f i n gen von Hans Schäufelein.<br />

Ein trefflich Bild, das an's beste<br />

erinnert. Mit der Unterschrift.<br />

':tG!:[v]u; "(EAW~ x(Xt 1tav't(X x6v~~ XG!:~ 1t:xv't:%<br />

'to J.L1lÖEV<br />

':tlXv'tlX "(IX? E~ IXAoywv Ecr[ t] ~ 't1X "(~"(vO [-]<br />

J.LEvIX.<br />

C h Ti s t u s und die Apo s tel gleichfalls<br />

für Schäufelein.<br />

Lucas Cranach.<br />

1. S t. Ben die t ist nicht von ihm.<br />

2 C h r ist u s als Kind, ein Kind kniet 'Vor<br />

ihm, beyde in durchsc11Cinenden H emdchen.<br />

3. Schmerzleidender Christus.<br />

4. Christus leidend und eine Nonne.<br />

sehr gut.<br />

5. Diana und Acktaeon. schätzenswerth.<br />

6. C ha r; t a s 1535 vorzüglich.<br />

18S<br />

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Blatt 3v:<br />

5<br />

10<br />

H Wein aufmerksam in die Höhe, gleichsam<br />

nach dem Lehrer schauender Schul<br />

knabe.<br />

Ein Höckenweib an eine wohlhäbige<br />

Dame verkaufend indeß<br />

ein Knabe hinter ihr stielt und<br />

von ihrer Macht geschlagen wird.<br />

Eine kleine Scizze von Rubens<br />

sehr schon gedacht, leicht gemahit<br />

wahrscheinlich Original.<br />

15<br />

Bossirt<br />

D u b u t Stempelschneider Wachsprofil<br />

von Lud w i g d. XIV und einem<br />

andern Großen. Ubermeßiges<br />

Detail in den Umgehungen. Fürtrefflich<br />

gearbeitet.<br />

Blatt 4:<br />

5<br />

10<br />

15<br />

lO<br />

l5<br />

Helmstedt.<br />

Mineralsachen.<br />

Beyreisens Diamant.<br />

Ta ver nie r 11 Band. Tab. Der mitteiste von<br />

den drey unteren unformlichen giebt einen<br />

Begriff von der Form. Sie ist nierenformig<br />

nach der Eygestalt hinziehend.<br />

K und man n SeI t e n h ci t e n der Natur und Kunst<br />

giebt pa g. 215. tab. 12 Nachricht von allen<br />

vorhandenen großen Diamanten.<br />

Dieser soll 2000 Kar a t wiegen.<br />

Er ist vollkommen durchsichtig, 'IIon<br />

glatter Oberfläche, völlig farblos, über seine<br />

Schwere wage ich nichts zu sagen. Betrachtet<br />

man ferne Gegenstände dadurch so<br />

erscheinen sie völlig farblos. Nahe versäumt<br />

ich sie zu betrachten. Er hat auf einen einzigen<br />

Zug auf dem Kleide her grose Anziehungskraft.<br />

Er soll bengalisch seyn.<br />

Beyreis besitzt ihn 15 Jahre. Er macht den Versuch<br />

mit der englischen Feile selbst.<br />

Läßt dem Beschauer den Stein kaum in den<br />

Händen, alles ist auf Oberraschung und Verwirrung<br />

des Betrachters angesehen.<br />

Von Meermann schrieb davon in seiner Reise.<br />

'11. Veltheim erklärte ihn für einen Kiesel<br />

von Madagaskar.<br />

186


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Blatt 4v:<br />

5<br />

Blatt 5:<br />

5<br />

10<br />

15<br />

%0<br />

Beyreis. Besitzt das größte und schönste Stück capischen<br />

Prehnit das ich gesehen habe. Das Grüne ist<br />

daran vom hellsten biß zum dunkelsten zu<br />

sehen.<br />

Demantspat aus Spanien.<br />

Chrystallisirter Labrador.<br />

Sehr schöner L a pis L a z u I i und<br />

Einzelne Chrystallen des Sandsteins von<br />

F ontainebleau<br />

Varia.<br />

Deutsche Waffen. von Erz. Großer spiraler<br />

Armring, Lanzenspitzen zum Aufstecken,<br />

dergI. zum Einklemmen. Drey Messer<br />

klingen, das Knöpfchen alle nach einer<br />

Seite [Skizze einer Bronzesichei]<br />

Japanische Teller Auf dünnes sehr<br />

schön klingendes Erz emaillirt<br />

N euere Emaille<br />

Miniaturen<br />

Lieberkühnische Präparate.<br />

Rechenmaschine von Hahn<br />

Vaucansons Flötenspieler, Tambour und<br />

Ente<br />

Münzen<br />

Goldene, wenig griechische; türtreffliche<br />

Suite der römischen Kayser.<br />

Er läugnet die Aechtheit der großen<br />

goldnen Lysimachen. trefflich moderne<br />

Silberne fürtreffliche griechische, römische<br />

moderne.<br />

Zur B es ehr e i b u n g und Tex t g e s tal tun g: Mein Dank gilt an dieser Stelle<br />

dem Leiter der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten zu Weimar, Herrn Prof. Dr. Hahn,<br />

für die erteilte Genehmigung zum Abdruck und Herrn wissenschaftlichen Archivar Hübner<br />

für die freundlidte Mitteilung folgender Angaben zur Besdtreibung der einzelnen Blätter:<br />

5 Quartbogen (17,5 X lI,S cm), die zusammen mit einem hier nidtt wiedergegebenen weiteren<br />

Blatt mit Bemerkungen über den Dom zu Halberstadt und einem gedruckten lateinisdten<br />

Vorlesungsverzeidtnis der Universität Helmstedt vom Sommersemester 1805 in einem Ardtivumsdtlag<br />

mit Rubrum "Helmstädt Beireis und anderes von damaliger Reise. 1805" von der<br />

Hand Kräuters aufbewahrt werden.<br />

BI. I: unbekannte Sdtreiberhand. Text durdtstridten. Einseitig besdtrieben. BI. 1-4:<br />

eigenhändige Notizen Goethes doppelseitig beschrieben, BI. 5 desgI. nur einseitig beschrieben.<br />

Drei Bogen des Umschlags enthalten Wasserzeidten, und zwar I. zwisdten Stegen ein


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stilisiertes Blatt mit Krone und Szepter sowie paarig angeordneten doppelt geza


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Beireis über sein ältestes Bild. Vgl. e b d a. Nr. 180 (Gemäldebesmreibung, nimt von Beireis):<br />

"Ein Stüdc aus dem frühsten Alterthume, dessen nähere Besmreibung die Vorrede enthält.<br />

Hier nur noch folgende Bemerkungen. Die am Sarge oder Todtenbette stehende Figur in<br />

goldenem Gewande, mit dem Christuskinde im Arme, smeint uns nimt sowol die himmlische,<br />

lebende Maria, sondern Gott den Vater selbst vorzustellen, so wie das von Taubenflügeln<br />

getragene Gesicht den heiligen Geist. Die Dreieinigkeit Gottes, von Engeln umgeben,<br />

verherrlicht die Exequien der heil. Maria. Die Gesichtsbildung jener Figur hat zwar nichts<br />

Ehrwürdiges, nichts Erhabenes und Auszeichnendes (wer darf von einem Gemälde aus dem<br />

Jahrhunderte des tiefsten Verfalles der Künste besonderen Ausdrudc erwarten?) allein sie<br />

ist männlich in allen Zügen, der Bart deutlich zu sehen, und das Haar nach Art der Männer<br />

unbedemt herunterhängend. Auch wurde es im sten Jahrhunderte erst gebräuchlich, die<br />

Maria mit dem Kinde im Arme abzubilden. Die Physiognomien der Ordensbrüder haben<br />

etwas Edles, aber ganz ohne Ausdrudc, sie sind nationell, und beinahe völlig gleichförmig,<br />

wie in allen Gemälden der früheren Zeit bis nach Cimabue, Gaddo Gaddi, und Giotto. Das<br />

Colorit der Gesimter, Hände und Füße, ist mehr braun als fleischfarbig, und mit Weiß aufgehöht,<br />

nur die Lippen sind roth. Die Gewänder sind faltenreich, die Draperie ist steif, aber<br />

nicht ganz schlecht. Die Fußbekleidung sind Sandalen. Am Sarge sieht man noch mehrere<br />

Charaktere, welche Smrift zu seyn scheinen, deren Enträthselung uns jedoch nicht möglich<br />

war. Auf vergoldetes Pergament gemalt, 151/4 Z. hoch, 12 1 /4 breit, seit 1766 in einem breiten<br />

goldenen Rahmen mit Schnitzwerk." Kurze Erwähnung in den TuJ: W A 35, 119. - 2,<br />

!)-IO. Bei r eis, Gemälde S. X-XI, Nr. 181. - 2, II. E b d a. S. XI (Beireis an Henry,<br />

1808): "Aus dem 6ten Jahrhunderte habe ich auf Holz mit Leimfarbe gemalt, ein Martyrium<br />

(Nr. 18z) welches in keiner Besmreibung von allen bekannten Marterarten vorkommt, ein<br />

Beweis des hohen Alters desselben. Der Befehlshaber in dieser grausenerregenden Scene ist<br />

durch sein weißes Pferd, und eine rothe Bischofsmütze ausgezeichnet. Er zählt seinem neben<br />

ihm reitenden Gehülfen die Zahl der noch zu Tödtenden, an den Fingern vor. Die Märtyrer<br />

sind entkleidet, haben Dornenkronen auf dem Kopfe, und werden theils auf die smremlidtste<br />

\Veise erdrosselt, theils, nachdem ihnen die Arme, oder Hände mit einem breiten Schwerdte<br />

durchbohrt sind, so auf abgestumpfte Baumäste gespiest, und aufgehenkt. Oben am Rande<br />

des Bildes ist Gott im geöffneten Himmel vorgestellt, beyde Arme ausbreitend, um seine<br />

Verabscheuung auszudrümen. Das Holz ist an mehreren Stellen von den Würmern zerfressen"<br />

= Nr.18z. - 2, H. War im Katalog nimt zu ermitteln. - 2, 13-17. Bei r eis, Gemälde<br />

S. VIII (Beireis an Henry, 1808): "Aus dem 8ten Jahrhunderte, zu Karl des Großen Zeit,<br />

ein Stüm aus der Sacristei einer großen Kirche. (Nr. 17.) Es ist von einem unbekannten<br />

Deutschen, mit Eyweißfarben, sehr fein, und mit vortrefflichem Ausdrume gemalt. Eine<br />

Menge von Beweisen, die ich der Weitläufigkeit wegen nicht anführen kann, so wie die<br />

Nachricht in der Kirche, und das Alter der Tafel selbst, bezeugen, was niemand glauben<br />

kann, daß das Gemälde aus dem 8ten Jahrhunderte und von einem Deutschen herrühre." V gl.<br />

die Beschreibung zu Nr. 17: "Dieses sehr alte Gemälde eines unbekannten deutschen Meisters,<br />

stellt die Geschichte eines Gekreuzigten in fünf Szenen vor. Eine Nonne ist aus dem Kloster<br />

entflohen; sie wird von einem Drachen angefallen, und fleht einen Ritter um Rettung an.<br />

Dieser tödtet den Drachen, und wird alsdann mit der Anklage, daß er die Nonne entführt<br />

habe, vor Gericht gestellt. Dieses ist die Hauptszene, enthält 6 Figuren, und macht den<br />

Vordergrund des Stüdcs. Der Kaiser, das Scepter in der Hand unter einem Thronhimmel<br />

sitzend, verurtheilt ihn zur Wasserprobe. Ein Bischof hält dem Ritter die Schüssel Init<br />

Wasser vor. Im Mittelgrunde sieht man den Verurtheilten ans Kreuz geheftet, wie er von<br />

4 Henkern gemartert wird. Der Hintergrund bildet zugleidt eine angenehme Landschaft.<br />

Das Ganze ist mit großem Ausdrume gemalt, und voll Leben und Kraft." - 2, 18-10.<br />

E b d a. S. IX; Nr. 185: "Maria hält den erstarrten Leichnam des vom Kreuze genommenen<br />

Jesus auf ihren Knieen, Johannes hält mit beyden Händen den Kopf des Todten. Magdalena<br />

knieet betend vor ihm nieder. Die Figuren, so wie die Gewänder derselben, sind Init einem<br />

unbeschreiblichen Fleiße und bewunderungswürdiger Feinheit gemalt. Der Schmerz und die<br />

Verehrung der drei Traurenden ist rührend wahr ausgedrüdct; sie scheinen zu leben, und<br />

eben so treu ist in dem starren Leichname das Bild des Todes dargestellt. Auf Holz, 19 Z.


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hoch, 19 br., in einem alten Rahmen mit z.wei Flügelthüren verschlossen, auf deren inwendiger<br />

Seite der heilige Petrus, und die heil. Catharine, grau in grau recht gut gemalt sind. Wir<br />

halten dieses Stück für eine Arbeit Alb recht Dürers, dessen Stil es hat, eine Vermutung, die<br />

keine Beleidigung dieses großen Namens enthält." - 2, 11. E b da., wohl Nr. 96. -<br />

2, ZZ-13. E b d a. S. IX (Beireis an Henry, 1808): "Aus dem Ilten Jahrhunderte bekam<br />

ich aus einer großen, der heil. Katharina geweiheten Kirche, aus der Sakristei, oder Kapelle,<br />

zwei auf Holz gemalte, neben einander geleimte Gemälde, zwar gar nicht schön, aber doch<br />

leidlich, mit Leimfarbe gemalt (Nr. 129). Auf der einen Tafel sieht man die heil. Katharina<br />

mit dem Kelche und der Hostie darüber, auf der andern, dieselbe mit dem Schwerdt' und<br />

Rade, ihren Märtyrerzeichen. Diese Gemälde wurden sonst für das größte Heiligthum der<br />

Kirche gehalten, und der größte deutsche Maler seiner Zeit, Martin Schön zu Kolmar, mußte<br />

sich 4 Jahrhunderte später bequemen, auf der hintern Seite dieser Tafeln, auf der einen die<br />

Scene, wie Pilatus sich vor Christus und dem Volke die Hände wäscht, auf der andern die<br />

Kreuzführung Christi zu malen." - 2v, I. E b d a. Nr. 8 I: "Ambrosius Frank. Herodes<br />

Geburtstagsfeyer. Der König sit7.t neben der Herodias beym Gastmal, während die Stieftochter<br />

den Kopf des Johannes überbringt. Im Hintergrunde die Scene der Enthauptung mit<br />

vielen Figuren. Durchgängig trefflich gemalt. Draperie und Colorit ausgezeichnet schön." -<br />

2v, 1. E b da. Nr. 118. - 2v, 3. E b d a. Vielleicht die Kreuzführungstafel auf Nr. Il9<br />

(vgl. 2, 11-13). Das Beireisische Distichon auf dieses Teilbild lautete: "Veronicam Christo<br />

comitem i1Iius osque tenentem, ; Muccinio impressum Schönius exhibuit." - 3, 1-3. E b d a.<br />

Nr. 71: "Balthasar Verdegen. 1481. Aeternum patrem natum suum amore tenentem / Verdegenius<br />

hac exhibuit tabula. " toccirt = mit kurzen, unverriebenen Pinsel strichen gemalt. -<br />

3, 4. E b d a. Nr. 137: "Albrecht Altorfer. Dieses schöne Nachtstück stellt den heiligen<br />

Christoph vor, wie er das Christuskind durch den Nil trägt, und Joseph am Ufer die Laterne<br />

hält." Diese Zuschreibung geht, wie es das Distichon zeigt, auf Beireis zurück. - 3, S. E b da.<br />

Nr. 14 (Joseph Ribera zugeschrieben) oder Nr. 46 (Johann Hirtz zugeschrieben). - 3,6-Il.<br />

E b da. Nr. 189. Zu dem griechischen Distichon, das auch der Versteigerungskatalog wiedergibt,<br />

vgI. An t hol 0 gi a G r a e c a X. 114: 1t(Xyt(X ye:AW, X(x~ 1t(XV't(X XOV~" X(x~ 1t(XVt:X<br />

't0 fLYJOe:V 1t(xV't(X y~p e:~ (xAOYWV e:(m 't


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in einem ehen so schönen goldenen Rahmen. (Das Distichon, weldles den Namen dessen<br />

enthielt, den dieses Basrelief vorstellt, ist verloren worden.)" - 4, z. In den Tu'} erwähnt:<br />

W A 35, z3O-z3Z. - 4, I. (Tavernier, Jean Baptiste): Les six voyages de Jean Baptiste<br />

Tavernier ... en Turquie, en Perse et aux Indes. z part. Amsterdam 1678 (= Bei r eis,<br />

<strong>Bibliothek</strong> S. 283 Nr. 185). Für die vorliegende Untersuchung lag eine im Schrifttumsverzeichnis<br />

aufgeführte spätere Auflage dieser Reisebeschreibung von 1679 vor. In dieser findet sich<br />

die von Goethe erwähnte Tafel mit den Edelsteinabbildungen im z. Bd. hinter S. 374 (unsere<br />

Taf.7). - Goethe entlieh die Reisebeschreibung von Tavernier in einer Auflage aus dem<br />

Jahre I7I1. am ZI. 5. 1815 (K e u d e 11 Nr. 996) aus der Weimarer <strong>Bibliothek</strong> und vermerkte<br />

im Tagebuch vom 11.5. bis zum 14.6.1815 siebenmal die Lektüre des Buches. -<br />

4, 7. Ku n d man n, Johann Christian: Rariora naturae et artis in re medica oder Seltenheiten<br />

der Natur und Kunst des Kundmannischen Naturalien-Cabinets. Breslau und Leipzig<br />

1737. - 4, 10. Zur Karatangabe vgI. S y bel 55-57. - 4, 24. Me e r man n 88-89. -<br />

4,15-26. AugustFerdinandGrafv.Veltheim; vgl. oben Anm.89. - 4v, 1-4. Beireis, SeltenheitenS.<br />

71 Nr. 341. Inden TuJerwähnt: W A 35, lIl; vgl. oben S. I 56ff. - 4V,5. Beireis,<br />

Seltenheiten S. 7 I Nr. 348: "Diamantspath, Feldspath und Glimmer von Eskurial in Neukastilien.<br />

9 1 /. Lth. Selten." - 4v, 6. E b d a. S.7I Nr.349: "Eine auf beyden Seiten geschliffene, sehr<br />

schöne Platte grün und blau schillernder Labradorstein von seltener Größe. 6 Z. lang 6 Z. br.<br />

Äußerst schätzbar." Und Nr.350: "Eine dito noch etwas größer, nur auf einer Seite angeschliffene,<br />

gleich schön und selten." Vgl. auch S. 67 Nr. 275-178. VgI. Bö tt i ger (Besuch<br />

1793) in: He ist e r 157 und An ton (Besuch 1794). - 4v, 7. Bei re i s, Seltenheiten<br />

S.7I Nr.347: "Ein sehr schönes Stück la pis la z u Ii, 7 Z. lang 4 Z. br. I y. Z. hoch<br />

angeschliffen." - 4v, 8-9. E b d a. S. 81 Nr. 463: "Eine sehr schöne und seltene große Druse<br />

krystallisirter Sandstein von Mon t m art r e bey Paris" (?) oder N r. 464: "Einzelne<br />

Krystallen von d i t 0" (?). - 5, 1-6. Beireis besaß nach Ausweis des Versteigerungskataloges<br />

etwa 15 vorgeschichtliche Fundstücke aus dem Neolithikum, der Bronzezeit<br />

und späteren, frühgeschichtlichen Perioden (B e ire i s, Seltenheiten 14-16), in seiner<br />

<strong>Bibliothek</strong> war das Werk Pastor Dünnhaupts, des" Vaters der braunscheigischen Vorgeschichte",<br />

vorhanden (D ü n n hau pt; Bei r eis, <strong>Bibliothek</strong> S. 287 Nr. 166). Goethe<br />

hob aus dem Gezeigten lediglich bronzezeitliche Typen hervor: eine Armspirale, Lanzenspitzen,<br />

Dolche (fälschlich als "Lanzenspitzen zum Einklemmen" bezeichnet. Vgl. Ja co b­<br />

Fr i e sen Taf. 28) und Bronzesichein. Die eigenartige Form der letzteren schien Goethe<br />

wert, in einer kleinen Skizze festgehalten zu werden (Taf. 10; vgI. Ja co b - Fr i e sen<br />

Taf. 31 Abb. 10). Wir weisen auf diese Teile der Reisenotizen nachdrüddich hin, weil hier<br />

einer der ersten, wenn nicht überhaupt der erste nachweisbare Interessevermerk Goethes zu<br />

mitteldeutschen Funden der Vor- und Frühgeschichte vorzuliegen scheint. VgI. Sc h m i d t,<br />

Beireis als Prähistoriker 117-119; Fra n z; Neu man n. - 5, 7-8. Vielleicht Bei r eis,<br />

Seltenheiten S. 13 Nr. 17-19: "Drey kupferne bunt emaillirte chinesische Teller, auf welchen<br />

die Audienz eines Mandarinen vor dem Kaiser vorgestellt, gemalt ist, mit Vergoldungen" (?).<br />

- 5, 9. War in den Katalogen nicht zu ermitteln. - 5, 10. Vielleicht Bei r eis, Gemälde<br />

Nr.292, 293 (?). - 5, I I. Bei re i s, Seltenheiten S. 7-10 Nr. s; erwähnt im Brief an Karl<br />

August B 19, 49 und in den TuJ: W A 35, 1.13; s. oben S. 159. - 5, 12. Bei r eis, Seltenheiten<br />

S. 4-5, Nr.l; erwähnt in den TuJ: W A 35. 213; s. oben S.I5 9. - 5, 13-14. Bei r eis,<br />

Seltenheiten S. 1-4 Nr. ra-c. Nr. IC (Ente) erwähnt im Brief an Kar! August B 19. 49; Nr. ra<br />

(Flötenspieler) und Nr. IC (Ente) erwähnt in den Tu'}: W A 35,111-1 IZ; s. oben S. 150 ff. -<br />

5, 15-20. Vgl. Bei r eis, Münzen; erwähnt im Brief an Karl August (ohne Lysimachen)<br />

B 19,49 und inden Tu'} (mit Lysimachen-Beurteilung). W A 35, 2ZI-1l3; s. oben S. 168 ff. Vgl.<br />

die Erwähnung einer Lysimachus-Münze bei Böttiger (Besuch 1793) in: Heister S.158.<br />

19 1


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ABKüRZUNGEN<br />

A D B<br />

B<br />

B ö t ti ger<br />

(Besudt 1793) u. ä.<br />

Br. Jb.<br />

G H b<br />

G H b 1. Auf!.<br />

Allgemeine Deutsdte Biographie<br />

Goethes Werke. Weimarer oder Sophien-Ausgabe. IV. Abt.: B r i e fe<br />

Gedrudcter Beridtt eines Beireis-Besudters<br />

Braunsdtweigisdtes Jahrbudt<br />

Goethe-Handbudt<br />

(Goethe-Handbudt) 1. Auf!. s. Sdtrifttumsverzeidtnis<br />

Goethe, Siehe Anlage S. 184-187<br />

Reisenotizen<br />

G W b<br />

HA<br />

Goethe-Wörterbudt s. Sdtrifttumsverzeidtnis<br />

Goethes Werke. Hamburger Ausgabe. 14 Bde. Hamburg 1950 ff.<br />

HAB r Bd. 3 Goethes Briefe. Hamburger Ausgabe. 3. Bd. Hamburg 1965<br />

JA<br />

Goethes Sämtlidte Werke. JubiläuInsausgabe. 40 Bde. Stuttgart u. Berlin:<br />

Cotta (1901-U)<br />

Li c h te n s t ein, Ungedrudcter eigenhändiger Brief des Prof. Anton August Heinridt<br />

Brief (1810) Li c h t e n s te inan einen (unbekannten) Freund mit einer ausführlidten<br />

Beireis-Charakteristik. Helmstedt, 18. Februar - 4. März 1810.<br />

51 S. - Staatsbibliothek der Stiftung Preußisdter Kulturbesitz, Berlin<br />

N<br />

NDB<br />

StAWb<br />

T<br />

Tu'}<br />

WA<br />

Goethes Werke. Weimarer oder Sophien-Ausgabe. 11. Abt.: Na t u r­<br />

wissenschaftliche Schriften<br />

Neue Deutsdte Biographie<br />

Niedersädtsisdtes Staatsardtiv in Wolfenbüttel<br />

Goethes Werke. Weimarer oder Sophien-Ausgabe. 111. Abt.: Tag e­<br />

bücher<br />

Tag- und '}abresbefte<br />

Goethes Werke. Weimarer oder Sophien-Ausgabe. I. Abt.: Wer k e<br />

Gekürzt zitierte Literatur siehe S per run gen im Sdtrifttumsverzeidtnis.<br />

Goethe-Zitate und Goethe-Werktitel werden in kursivem Druck wiedergegeben.


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Taf·9<br />

Gottfried Christoph Beireis. Gemälde.<br />

Ehemals im Besitz des Landgerichtsdirektors Dr. Beireiß, Hannover.


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

SCHRIFTTUM<br />

An t hol 0 gi a G r a e c a. Ed. Hermann Bed!:by. 1-4 [= Budt I-XVI]. München<br />

1957-58.<br />

An ton, Karl Gottlob von: Anecdoten, Charakterzüge, literarische Notizen und Bemerkungen.<br />

Aus e. Reisetagebudte d. Herrn von Anton vom Jahre 1794 mitgetheilt von d.<br />

Hrsg. (Joachim Leopold Haupt). Darin S. 355-360: Hofrath Beireis. In: Neues lausitzisches<br />

Magazin. Bd. 18 = N.F. 5. Görlitz 1840. S. 341-376.<br />

Ar n im, Achim v.: Armut, Reichtum, Sdtuld und Buße der Gräfin Dolores. In: Arnim:<br />

Sämtlidte Romane und Erzählungen. Bd. I. Mündten 1961. S. 7-513. (A r n im, Dolores]<br />

Bar n s tor f, Fritz: Otto Klages aus Königslutter, Vorbild eines wissensdtaftlidten<br />

Sammlers in unserer Zeit. In: Der Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunsdtweig, e.V.<br />

H. 49. 1967. S. 1-4.<br />

B ass e r man n - J 0 r dan, Ernst v.: Goethe und die Automaten. In: Die Uhrmadterkunst.<br />

Jg. SI, Nr. 38. 1916. S. 745-748.<br />

Bau er, Max: Edelsteinkunde. Leipzig 1896.<br />

Bau r , Samuel: Allgemeines historisdt-biographisdt-literarisdtes Handwörterbudt ...<br />

Art.: Beireis. Bd. I. Ulm 1816. Sp. 89-93.<br />

Bed!:er, Bernhard: Ein unbekannter Goethebrief. (Mitgeteilt von Bernhard Bed!:er, Beendorf.)<br />

In: Montagsblatt. Organ f. Heimatkunde. Wiss. Beil. d. Magdeburgisdten Ztg. Nr. 43<br />

v. 15. 10. 1916. S. 344. (B eck er, Goethebrief]<br />

Becker, Bernhard: Katalog der Goethe-Beireis-Ausstellung im Juleum August-September<br />

1930. Hrsg. vom Universitätsbund Helmstedt. 1., masdt. vervielf. Aufl. Hclmstedt 1966.<br />

[Hiernadt zit.: Go e t h e - Bei r eis - Aus s tell u n g I 9 3 0 )<br />

Becker, Bernhard: Goethes Reise nadt Harbke und Helmstedt. Mit e. Anhang aus: Ludwig<br />

Bedtstein: Die Geheimnisse eines Wundermannes. Helmstedt 1915. (B eck e r bzw.<br />

B eck er, Anhang]<br />

Bei r eis, <strong>Bibliothek</strong> s. Lidttenstein, Anton August Heinridt.<br />

Beireis, Gottfried Christoph: Ein Morgengesidtt oder eine Ersdteinung des Hofraths und<br />

Professors Beireis, nadtdem er das unvergleidtlime, gestikte Gemählde, weldtes den Aeskulap<br />

vorstellet, als ein unsdtätzbares Gesdtenk von der Frau Hofräthin und Professorin Sdtlözerin<br />

erhalten hatte. Helmstedt 1801. [B e ire i s, Morgengesidtt]<br />

Bei r eis, Münzen s. Leitzmann.<br />

Bei r eis, Seltenheiten s. Lidttenstein, Anton August Heinridt.<br />

Beireis, Gottfried Christoph: Verzeidtniss einer ansehnlidten Sammlung von .•. Original­<br />

Gemälden •.• nebst einer Collection gesdtnittener Steine, gesammelt von Gottfried Christoph<br />

Beireis. Heiligenstadt [um 1815]. [B ei r eis, Gemälde]<br />

Bei r eis - Aus stell u n g I 9 60S. Volkmann.<br />

Be r g man n, Hugo: Der Goldmadter von Helmstedt. In: Westermanns Monatshefte.<br />

Jg. 54 = Bd. 107, T.l. 1910. S.675-679·<br />

B ern a y s, Midtael: Goethes Briefe an Friedridt August Wolf. Berlin 1868.<br />

Bessmertny, Alexander: Gottfried Christoph Beireis. In: Jb. d. Samml. Kippenberg. 9.<br />

1931. S.96-178 [Bessmertny, Beireis]<br />

Bessmertny, A1exander: Die Gemäldegalerie des großen Beireis. In: Weltkunst. 40 Nr. 50.<br />

1930. S. 8-9. [B es s m e r t n y, Gemäldegalerie]<br />

Bi e der man n, Woldemar Frh. v. (Hrsg.]: Goethes Gesprädte. 1. Aufl. Neu hrsg.<br />

von Flodoard Frh. v. Biedermann. 5 Bde. Leipzig 1909-11.<br />

B ( i r n bau m, Johann Heinridt Ludwig]: Beireis großer Diamant. In: Braunsdtweig.<br />

Magazin. Bd. 74. 1861. S. 141-145.<br />

') 193<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

B 0 d e, Wilhelm: Goethes Sohn. Berlin 1918.<br />

B 0 d t k e, Herbert: Professor Beireis und der Emmerstedter Diamant. In: Bodtke:<br />

Sagen, Bräuche und Volksreime des Kreises Helmstedt. 1951. S.78.<br />

B 0 e s c he n s t ein, Hermann: Tag- und Jahreshefte: A new type of autobiography.<br />

In: German LiIe and Letters. N.S. 10. 1956157. S. 169"""176.<br />

Brückmann, Urban Friedrich Benedikt: Abhandlung von Edelsteinen. Braunschweig 1757.<br />

[Brückmann, Urban Friedrich Benedikt) : Einige Bemerkungen über den see!. Beireis, Hofrath,<br />

Doctor und Professor der Arzneiwissenschaft, zu Helmstädt. In: Archiv für medizinische<br />

Erfahrung. Hrsg. v. Ernst Horn. Jg.1810, Bd.3. S.307-PI. [B r ü c k man n, Bemerkungen)<br />

Brückmann, Urban Friedrich Benedikt: Anmerkungen und Betrachtungen über das Gewicht<br />

und den Werth des großen französischen Brillanten, Pitt und Regent genannt, nebst<br />

einigen andem zufälligen Gedanken über Edelsteine. In: Braunschweig. Magazin. Bd. 10.<br />

1807. Sp. 197-336.<br />

Brückmann, Urban Friedrich Benedikt: Verzeichniß einer vollständigen Mineralien-Sammlung,<br />

welche •.• von d. verstorbenen ••• U. F. B. Brückmann zusammengebracht worden ist.<br />

Braunschweig 1813.<br />

Brückmann, Urban Friedrich Benedikt: Verzeichniss einer Sammlung von mehr als 600<br />

••. Gemmen und 200 Pasten .•• u. a. Kunstsachen, welche von d. verstorbenen ••• U. F. B.<br />

Brückmann zu Braunschweig zusammengebracht worden sind u ..•. im Monat August 1813<br />

••• meistbietend verkauft werden sollen. Braunschweig 1813.<br />

Brüggemann, Artur: "Wie die Alten sungcn ... " Schrifttum und Sprache aus Helmstedts<br />

vergangenen Tagen. Folge 17-30. In: Alt-Helmstedt. Bei!. zum Helmstedter Kreisblatt. Jg.<br />

19. 20. 1955-56. [B r ü g gern an n, Folge 17 H.)<br />

B ü c kin g, Johann Jakob Heinrich: Gottfried Christoph Beireis. In: Zeitgenossen. Biographien<br />

u. Charakteristiken. Bd. 2, H. 8. Leipzig 1818. S. 67-112.<br />

B u 11 i n g, Karl: Goethe als Erneuerer und Benutzer der jenaischen <strong>Bibliothek</strong>en. Jena<br />

1931. (Claves Jenenses. H. 1.)<br />

eh a p u i s, Alfred, et Edouard Gelis: Le Monde des automates. T. 1. Paris 1928.<br />

Cu n z e, Friedrich: Goethes Reise nach Helmstedt. In: Die Braunschweiger G-N-C­<br />

Monatsschrift. Braunschweig 1912. S.534-537.<br />

Da m m, Richard v.: Verwandtschaft braunschweigischer Adelsgeschlechter mit Goethe.<br />

In: Braunschweig. Magazin. Bd. 15. 1909. S. Il5-1l7.<br />

D ü n n hau pt, Johann Christian: Beiträge zur deutschen niedersächsischen Geschichte<br />

und deren Alterthümern. Hclmstädt 1778.<br />

D ü n t zer, Heinrich: Goethes Leben. Leipzig 1880.<br />

DuR 0 i, Johann Philipp: Harbkesche wilde Baumzucht. Hrsg. von Johann Friedridl<br />

Pott. 3 Bde. Braunschweig 1795-1800.<br />

Eckermann, Johann Peter: Gesprädle mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens.<br />

Hrsg. von Fritz Bergemann. Wiesbaden 1955. [E c k e r man n, Gespräche]<br />

Emrich, Wilhelm: Das Problem der Symbolinterpretation im Hinblidc auf Goethes<br />

"Wanderjahre". In: Dt. Vierteljahrsschrift f. Literaturwiss. u. Geistesgeschichte. 16. 1951.<br />

S.331-351. [Emrich, Wanderjahre]<br />

Emrich, Wilhelm: Die Symbolik von Faust n. Sinn und Vorformen. 1. Aua Bonn 1957.<br />

[ E m ri eh, Faust II)<br />

Emrich, Wilhelm: Symbolinterpretation und Mythenforschung. Möglichkeiten und Grenzen<br />

eines neuen Goetheverständnisses. In: Euphorion. 47. 1953. S. 38-67. [E m r ich,<br />

Symbolinterpretation)<br />

Eng e I, Eduard: Goethe. II.-14. Aufl. 1 Bde. Hamburg, Braunschweig u. Berlin 1911.<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

E p pie r, Alfred: Edelsteine und Sd!.mucksteine. 1. Aufl., neu bearb. von Wilhelm<br />

Friedrid!. Eppler. Leipzig 1934.<br />

Eu I e, Wilhelm: Harbke. Bud!. der Heimat. Leipzig 1940.<br />

Fe I d hau s. Franz Maria: Die Ted!.nik der Vorzeit, der gesd!.id!.tlid!.en Zeit und der<br />

Naturvölker. Art.: Automat. Leipzig u. Berlin 1914. Sp. 46-56.<br />

Fern m e I, Gerhard [Bearb.]: Corpus der Goethezeid!.nungen. Bd. 3. Leipzig 1965.<br />

(Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwiss. 1.)<br />

F in k, August: Die Anfänge der Braunsd!.weiger Museen. In: Br. Jb. Bd.37.<br />

1956. S. 151-156.<br />

F I i t n er, Wilhelm: Goethe im Spätwerk. Hamburg 1947.<br />

F lüg g e, J ohannes: Die Entfaltung der Ansmaungskraft. Ein Beitrag zur pädagogisd!.en<br />

Anthropologie. Heidelberg 1963. (Anthropologie u. Erziehung. 6.)<br />

Fra n k e, Peter Robert, u. Max lIirmer: Die griechische Münze. Münd!.en 1964.<br />

Fra n z. Leonhard: Goethe und die Urzeit. Innsbruck 1947.<br />

F ri e den t hai, Rid13rd: Goethe. Sein Leben u. seine Zeit. Münmen 1963.<br />

F uhr man n, Helmut: Ad!.im von Arnims Gräfin Dolores. Versud!. e. Interpretation.<br />

Diss. Köln 1958.<br />

Ga 11, Franz Joseph: Meine Reise durm Deutsd!.land nebst pathognomisd!.en Bemerkungen.<br />

Erfurt 1806.<br />

Geoffrey von Monmouth: Das Leben des Zauberers Merlin. Vita MerIini, erstmalig in<br />

dt. übertragung mit anderen Überlieferungen. Hrsg. von Inge Vielhauer. 2.. Aufl. Amsterdam<br />

1964. [V i e I hau er]<br />

Goethe, Johann Wolfgang von: Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Bd.31.31:<br />

Tag- und Jahreshefte. Stuttgart u. Tübingen 1830'<br />

Goethe. Johann Wolfgang von: Werke. Weimarer oder Sophien-Ausgabe. Abth.I-IV =<br />

133 (in 143) Bde. Weimar 1887-19[9. [I. Werke = W A; 11. Naturwiss. Sd!.riften = N;<br />

III. Tagebüd!.er = T; IV. Briefe = B]<br />

Goethe. Johann Wolfgang von: Werke. (Hamburger Ausgabe.) Hrsg. von Erim Trunz.<br />

Bd. [-14. Hamburg 1948-60. [H A]<br />

Goethe, Johann Wolfgang von: Sämtlime Werke. Tasmenbumausgabe in 45 Bdn. Hrsg.<br />

von Peter Boemer. Bd. 30: Tag- und Jahreshefte. Mit e. Nad!.wort von Siegfried Sudhoff.<br />

Münd!.en 1961. [S u d hof f ]<br />

Go e t h e, Reisenotizen s. Anlage S. 184-187.<br />

G 0 e t h e - Bei r eis - Aus s tell u n g I 9 3 0 s. Becker.<br />

Goethe-Handbud!.. Hrsg. von JuIius ZeitIer. 3 Bde. Stuttgart 1916-18. [G H b ]<br />

[Goethe-Handbud!..] Goethe. seine Welt und Zeit in Werk und Wukung. 2.. Aufl. hrsg.<br />

von Aifred Zastrau. Bd. I: Aamen - Farbenlehre; 4: Reisen. Stuttgart 1955-61. [G H b<br />

1. Au fl.]<br />

Goethe-Wörterbuch. Hrsg. von d. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Göttingen und Heidelberg.<br />

Wiss. Leitung: Wolfgang Smadewaldt. Bd. I, Ug. 1.1. Stuttgart, Berlin 1966-67. [GWb]<br />

G ö t tin g, Franz: Chronik von Goethes Leben. In: Goethe: dtv-Gesamtausgabe. Bd. 45.<br />

1963. S. 7-Il5.<br />

G r eis ehe I, Walther: Der Dom zu Magdeburg. Berlin u. Zürid!. 1939.<br />

G r ö s sei, Hanns [Red.]: Die Ente des Monsieur Vaucanson. Europäisd!.e Kunstfiguren.<br />

Sendung d. Westdeutsd!.en Rundfunks am 18. S. 1966. Masd!.. vervielf. Ms. [Darin<br />

S. 31-41: Sd!.röter, Klaus: Absd!.nitt über die Reise Goethes nad!. Helmstedt zu Professor<br />

Beireis im Jahre 1805.]<br />

G rum ach, Ernst: Goethe und die Antike. 1 Bde. Berlin 1949.<br />

I) • 195<br />

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G uhr aue r, Gottschalk Eduard [Hrsg.]: Briefwemsei zwischen Goethe und Knebel<br />

(1774-1831). 1 Bde. Leipzig 185 I.<br />

Ha ü y, Rene-Just: Traite de mineralogie. 1. M. VoL 1. Paris 1811.<br />

He i n e man n, Kar!: Goethe. 5. Auf!. 1 Bde. Stuttgart 1911.<br />

Heinemann, Otto von: Aus vergangenen Tagen. Lebenserinnerungen in Umrissen und<br />

Ausführungen. Wolfenbüttel 1901.<br />

He i se, Kar!: Gottfried Christoph Beireis. Aus: Die medizinische WeIt. 1930, Nr.8.<br />

S. 1-6 = Sonderabdruck.<br />

He ist er, Kar! v.: Nachrichten über Gottfried Christoph Beireis. Berlin 1860.<br />

H i e bel, Friedrich: Goethe. Bern 1961.<br />

Hin tz e, Carl: Handbuch der Mineralogie. Bd. 1: Silicate und Titanate. Leipzig 1897<br />

H i r sc h, August: Gottfried Christoph Beireis. In: ADB. Bd. 1. 1875. S. 193-194.<br />

Hof fm eis te r, Johannes: Goethe und die }o'ranzösische Revolution. In: Goethe.<br />

Viermonatsschrift. d. Goethe-Ges. 1941. S.I38-168.<br />

Hofmeister, Hermann: Die Gründung der Universität Helmstedt. In: Zs. d. Hist. Vereins<br />

f. Nieders. 1904. S. Il7-198.<br />

Hofmeister, Hermann: Die Gründung der Universität Helmstedt. Diss. Marburg. Hannover<br />

1904.<br />

Ja c 0 b - Fr i e sen, Karl Hermann: Einführung in Niedersachsens Urgeschichte. Hildesheim<br />

u. Leipzig 1931.<br />

J ü n ger, Ernst: Jahre der Okkupation. Stuttgart 1956.<br />

K e ud e 11, Elise v.: Goethe als Benutzer der Weimarer <strong>Bibliothek</strong>. Weimar 1931.<br />

K 0 h f eid t, Gustav: Goethes Ski7..ze des Magdeburger Peter-Vischer-Grabmals von<br />

1810. In: Zs. f. Bücherfreunde. N.F. Jg. 14. 1911. S. 11-11.<br />

Kuh n, Hermann: Geprägte Form. Goethes Morphologie und die Münzkunst. Weimar<br />

1949·<br />

Ku nd man n, Johann Christian: Rariora naturae et artis item in re medica oder<br />

Seltenheiten der Natur und Kunst des Kundmannischen Naturalien-Cabinets. Breslau u.<br />

Leipzig 1737.<br />

Leitzmann, Johann Jakob: Verzeichnis einer ansehnlichen Sammlung goldener, silberner,<br />

kupferner und anderer Münzen, alter, mittlerer und neuerer Zeit, aus dem Nachlasse d. verstorbenen<br />

Dr. G. Ch. Beireis. Erfurt 1817. [B e ire i s, Münzen]<br />

L e n z, Kar! Gotthold: August Ferdinand Graf von Veltheim. In: Nekrolog der Teutschen<br />

für das neunzehnte Jahrhundert. Hrsg. von Friedrich Schlichtegroll. Bd. I. Gotha 1801.<br />

S.141- 1 84.<br />

Levin, Herbert: Die Beziehungen der Romantiker zum Herzogtum Braunsebweig. In:<br />

Braunschweig. Magazin. Bd.15. 1919. S.57-64, 69-76. [L e v in, Romantiker]<br />

Levin, Herbert: Eines Gelehrten Eindrücke im Herzogtum Braunschweig (1787). In:<br />

Braunschweig. Magazin. Bd. 17. 1911. S. 1-6. [L e v in, Eindrücke]<br />

Lex i k 0 n der hamburgiseben SchriftsteIler bis zur Gegenwart. Bearb. von Hans Schröder<br />

Cu. a.] Bd. 1-8. Hamburg 1851-83.<br />

Lichtenstein d. A., Anton August Heinrich: Godofr. Christopheri Beireis ••. Bibliotheca.<br />

Helmstedt 1811. [B ei r eis, <strong>Bibliothek</strong>]<br />

Li c h t e n s t ein, Brief (1810) s. Abkürzungsverzeichnis.<br />

Lichtenstein d. A., Anton August Heinrich: Verzeichniß einer ansehnlichen Sammlung<br />

von. " Seltenheiten aus allen Reichen der Natur und Kunst ... zusammengebraebt durch<br />

Christoph Gottfried Beireis ... welche am 17ten Juny 1811 und folgenden Tagen öffentlich<br />

versteigert werden sollen. HeImstedt 18 I I. [B e ire i 5, Seltenheiten]<br />

196<br />

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Limtenstein, Martin Heinrim Kar!: Der Hofrath Beireis in Helmstädt und das Universitätswesen<br />

seiner Zeit. In: Historismes Tasmenbudt. Hrsg. von F. v. Raumer. N.F. Jg. 8. 1847.<br />

S.155-300. [L ich t e n s t ein, Hofrath]<br />

Limtenstein, Martin Heinrim Kad: Die Stamm-Tafel der bürgerlimen Familie Limtenstein.<br />

Berlin 1835. [L ich t e n s t ci n, Stammtafel]<br />

Lot h hol z, Gustav: Das Verhältnis Wolfs und W. v. Humboldts zu Göthe und<br />

Smiller. In: Festprogramm ... dargebramt von dem Lyceum zu Wemigerode. Wemigerode<br />

1863. S. 1-40.<br />

Lucerna, Camilla: Das Märmen. Goethes Naturphilosophie als Kunstwerk. Leipzig 1910.<br />

[ Lu cer n a, Märmen]<br />

Lucema, Camilla: Goethes Rätselmänhen. Eine Betramtung. In: Euphorion. 53. 1959.<br />

S. 41-60.<br />

Lucerna, Camilla: Wozu dimtete Goethe das "Märmen". In: Goethe. N.F. d. Jb. d.<br />

Goethe-Ges. 1963. S. 2.06-2.19.<br />

Mayer, Hans: "Das Märmen": Goethe und Gerhart Hauptmann. In: Gestaltung und<br />

Umgestaltung. Festsmrift f. H. A. KorfI. Leipzig 1957. S. 92.-107.<br />

Mayer, Hans: VergebHme Renaissance: Das "Märmen" bei Goethe und Gerhart Hauptmann.<br />

In: Mayer: Von Lessing bis Thomas Mann. Wandlungen der bürgerHmen Literatur<br />

in Deutsmland. Pfullingen 1959. S.356-382..<br />

Me e r man n Frh. von Dalem, Jan: Reise durm Preußen, Osterreim, Sicilien und<br />

einige an jene Monarmien grenzende Länder. Aus d. Holl. übers. von August Ferdinand<br />

Lueder. Th. I. Braunsmweig 1794.<br />

M ein eck e, August Christoph: Besmreibung der vorzüglimsten Merkwürdigkeiten<br />

und Kunstsamen der Stadt Magdeburg. Magdeburg 1786.<br />

Merbam, Paul Alfred: Gottfried Christoph Beireis. Aus: Mühlhäuser Gesmimtsblätter.<br />

2.9. 1930. 55 S. = Sonderabdruck. [M erb ach, Beireis]<br />

Merbam, Paul Alfred: Gottfried Christoph Beireis. In: Mitteldeutsme Lebensbilder. Bd. 5.<br />

193°.5.163-175. [Merbach, Lebensbilder]<br />

Merbam, Paul Alfred: Namträge zu Beireis. In: Mühlhäuser Gesmimtsblätter. 30. 193 I.<br />

S.61-73. [M erb ach, Namträge]<br />

M e ß, Friedrim: Goethe und Beireis oder das mißlungene Genie. In: Pflüger. Monatssmr.<br />

f. d. Heimat. 1915. S. 148-151, 148-15°, 2.97-300.<br />

Me u sei, Johann Georg [Hrgs.]: Das gelehrte Teutsmland ... Art.: Beireis. 4. Ausg.<br />

Bd. I. Lemgo 1783. S. 100-101.<br />

Me y er, Rimard Moritz: Goethe. 3 Bde. Berlin 1905.<br />

M ö b i U 5, Paul JuHus: Franz Joseph Gall. Leipzig 1905. (Möbius: Ausgewählte Werke.<br />

Bd·7.)<br />

Mo m m sen, Katharina: Goethe und 1001 Namt. Bedin 1960. (Dt. Akad. d. Wiss. zu<br />

Berlin. Veröffendimungen d. Inst. f. dt. Sprame u. Literatur. 11.)<br />

M ru 5 e k, Hans Joamim: Drei deutsme Dome. Dresden 1963.<br />

Müller, Günther: Kleine Goethebiographie. 4. Aufl. Bonn 1963. [M ü 11 er, Kl.<br />

Goethebiographie]<br />

Müller, L.: Die Münzen des thracismen Königs Lysimadtus. Kopenhagen 1858.<br />

[ Müll er, Münzen]<br />

Müller, Theodor: Der Plan einer Temnismen Universität in Braunsmweig. In: Br. Jb.<br />

Bd.45. 1964. S·91- 106.<br />

Musper, Heinrim Theodor: Albrecht Dürer. Der gegenwärtige Stand der Forschung.<br />

Stuttgart 1951. [M u s per 1951]<br />

Musper, Heinridt Theodor: Albremt Dürer. Köln 1965. [M u s per 1965]<br />

197


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

N a gel, Friedridt Gottlieb: Gottfried Christoph Beireis. In: Magazin der Biographien<br />

denkwürdiger Personen der neuen und neuesten Zeit. Bd. 3. 1817. S. 171-138.<br />

Neu man n, Gotthard: Goethes Sammlung vor- und frühgesdtichtlidter Altertümer.<br />

In: Jahresschrift f. mitteldt. Vorgeschidtte. Bd. 36. 1951. S. 184-141.<br />

Oe h e n k 0 w ski, Henryk: Die Selbstbildnisse von Albredtt Dürer. Diss. Heidelberg.<br />

Straßburg 1910.<br />

Off e r man n s, Ernst-Ludwig: Der universale romantische Gegenwartsroman Achim<br />

von Arnims: Die "Gräfin Dolores". Diss. Köln 1959.<br />

Ohly, Friedridt: Zum Kästchen in Goethes "Wanderjahren". In: Zs. f. dt. Altertum. 91.<br />

196[/61. S. 255-161. [0 h I y, Kästdten]<br />

Ohly, Friedrich: Römisches und Biblisches in Goethes "Märdten". In: Zs. f. dt. Altertum.<br />

91. 1961/61. S. 147-166.<br />

Panofsky, Erwin: Grabplastik. Vier Vorlesungen über ihren Bedeutungswandel von Alt­<br />

Ägypten bis Bernini. Hrsg. von Horst Woldemar Janson. Dt. übers. von Lise Lotte Möller.<br />

Köln 1964. [P an 0 f s k y, Grabplastik]<br />

Panofsky, Erwin: Die deutsche Plastik des elften bis dreizehnten Jahrhunderts. München<br />

1924. [P a n 0 f s k y, Plastik]<br />

P fa ff, Christoph Heinridt: Lebenserinnerungen. Kiel 1854.<br />

Pi n der, Wilhelm: Die Kunst der deutsdten Kaiserzeit bis zum Ende der staufischen<br />

Klassik. 4. Auf!. Leipzig 1940.<br />

Pr ö h 1 e, Heinridt: Abhandlungen über Goethe, Schiller, Bürger. Potsdam 1889. Darin<br />

S.53-72: Goethe's Reise nach Helmstedt im Jahre 1805.<br />

P y r i t z, Hans: Goethe-Bibliographie, unter Mitarb. von Paul Raabe. Heidelberg 1965.<br />

Rehkuh, Friedrich: Beireis als Chemiker. In: Braunschweig. Magazin. Bd.4. 1898. S.16[<br />

bis 165, 171-171.<br />

Rehkuh, Friedrich: Beireis als Physiker. In: Jähr!. Nachrichten über d. herzog!. Lehrerseminar<br />

in WoIfenbütteI. Wolfenbüttel 1894. S.3-18.<br />

Re i t er, Siegfried: Friedridt August Wolfs Briefe an Goethe. In: Goethe-Jahrbudt. 17.<br />

1906. S. 3-96.<br />

R i eh I, Wilhe1m Heinrich: Der Kampf des Rococo mit dem Zopf. In: Riehl: Culturstudien<br />

aus drei Jahrhunderten. Stuttgart 1861. S. Il7-143.<br />

Ru p per t, Hans: Goethes <strong>Bibliothek</strong>. Weimar 1958.<br />

Sc ha e fe r, Johann Wilhelm: Goethes Leben. 3. Auf!. 2 ßde. Leipzig 1877.<br />

Sc h eid i g, Walther: Goethes Preisaufgaben für bildende Künstler 1799-18°5. Weimar<br />

1958. (Schriften d. Goethe-Ges. 57.)<br />

S ehe u b e, Hugo: Der gelehrte Wundermann von Helmstedt. In: <strong>Bibliothek</strong> der<br />

Unterhaltung und des Wissens. Bd. Il. 1877. S. 193-119.<br />

Sc h i b, Karl: Johannes von Müller. Schaffhausen 1967.<br />

Sc h I ich t e g r 0 I I, Friedrich: Christian Wilhelm Büttner. In: Nekrolog der Teutschen<br />

für das neunzehnte Jahrhundert. Hrsg. von Friedrich Schlichtegroll. Bd. I. Gotha 1801.<br />

S.1I1-140.<br />

Schmidt, Georg: Das Geschlecht von Veltheim. T. 1: Die Stammreihe des Geschledtts von<br />

den Teilungen der Linien an. Halle 19I1. [S eh m i d t, v. Veltheim]<br />

Schmidt, Günther: Irrlidtt und Sternschnuppe. In: Goethe. N.F. d. Jb. d. Goethe-Ges.<br />

1951. S. 268-189. [S eh m i d t, Irrlicht]<br />

Sdtmidt, Johann Heinrich: Gutachten über einige Krankheiten des Hornviehs. Nebst e.<br />

Vorrede, die Vorzüge des verewigten Hofrath Beireis betreffend. Braunschweig 1809.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Schmidt, Jürgen: Goethes Briefstil in den Jahren 18°5-1814. Beiträge zum Verständnis<br />

von Goethes Entwicklung in der Zwischenphase nach Schillers Tod. Diss. Hamburg. 1957.<br />

Masch. [S eh m i d t, Briefstil]<br />

Schmidt, Peter: Goethes Farbensymbolik. Berlin 1965. (Philologische Studien und Quellen.<br />

26.) [S eh m i d t, Farbensymbolik] .<br />

Schmidt. Richard: Beireis als Prähistoriker. In: Braunschweig. Magazin. Bd.9. 1903.<br />

S. 117-119. [S eh m i d t, Beireis als Prähistoriker]<br />

S ehr ade r, Wilhelm: Helmstedts Professorenhäuser. Nr. 46 u. 48 a-b = Das Beireis­<br />

Haus Bahnhofstr. 18. In: Helmstedter Allg. Ztg. v. 27. h 3.4. u. 10.4. 1954.<br />

Sc h r eck e n b ach, Hans Joachim: Goethes Autographen-Sammlung. Katalog. Weimar<br />

1961. (Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft.)<br />

Schröter, Klaus s. G r ö s 5 e1.<br />

Schuchardt, Christian: Goethes Kunstsammlungen (3: Sammlungen). 3 Bde. Jena<br />

1848-49.<br />

Schüddekopf. Carl, u. Oskar Walzel [Hrsg.]: Goethe und die Romantik. Weimar 1899.<br />

(Schriften d. Goethe-Ges. 14.) [S eh ü d d e k 0 p f]<br />

Simm, Carl: Aus der Geschichte des .. Beireishauses". In: Helmstedter Kreisblatt v. 18.6.<br />

1955·<br />

Simm, Carl: Wo Gelehrte wirkten und Goethe weilte - Helmstedts bedeutendstes Professorenhaus<br />

[= Bötticherstr. 51]. In: Braunschweiger Ztg. v. H. 10. 1951.<br />

S P 0 h r, Wilhelm: Goethe. Sein Leben und sein Wirken. Berlin 1949.<br />

Spranger, Eduard: Goethe über die menschlichen Lebensalter. In: Die Erziehung. 16.<br />

1941. \Viederabgedruckt in: Spranger: Goethe. Seine geistige Welt. Tübingen 1967. S. 74-107.<br />

Spranger, Eduard: Goethe über die Phantasie. In: Goethe. Viermonatsschr. d. Goethe­<br />

Ges. 1945. Wiederabgedruckt in: Spranger: Goethe. Seine geistige Welt. Tübingen 1967.<br />

S. 364-391.<br />

S ta i ger, Emil: Goethe. Bd. 3. Zürich u. Freiburg 1959'<br />

Steig, Reinhold: Adllm von Arnim und Bettina Brentano. Stuttgart u. Berlin 1913.<br />

(Achim von Arnim und die ihm nahestanden. 2.) [S te i g, Arnim u. Bettina]<br />

Steiner, Rudolf: Goethes Geistesart in ihrer Offenbarung durch seinen Faust und durch<br />

das Märchen .. Von der Schlange und der Lilie". 6. Aufl. Dornach 1956. [S te i n er, Goethes<br />

Geistesart]<br />

Steiner, Rudolf: Goethes geheime Offenbarung. In: Magazin f. Literatur. 26. August 1899.<br />

Wiederabgedruckt in: Steiner: Goethe-Studien und goetheanistische Denkmethoden. Ein<br />

Goethejahrbuch. Dornach 1932. [Hiernach zitiert: S t ein er, Geheime Offenbarung]<br />

S tel zer, Otto: Goethe und die bildende Kunst. Braunschweig 1949.<br />

S t ö c k lei n, Paul: Wege zum späten Goethe. 2. Aufl. Hamburg 1960.<br />

S t rom b eck, Friedrich Kad v.: Darstellungen aus meinem Leben und meiner Zeit.<br />

Bd. I. Braunschweig 1833.<br />

S turn p fe, Ortrud: Die Symbolsprache der Märchen. Münster 1965. (Schriften d. Ges.<br />

zur Pflege d. Märchengutes d. europäischen Völker. 3.)<br />

Sud hof f, Siegfried s. Goethe, Johann Wolfgang von: Sämtliche Werke. Taschenbuchausgabe.<br />

S yb e 1, Johann Karl: Biographisme Nachrimten über den zu Hclmstädt verstorbenen<br />

Hofrath und Doktor G. C. Beireis. Berlin 1811.<br />

Ta ver nie r, Jean Baptiste: Les six Voyages en Turquie, en Perse et aax Indes. P. 2.<br />

Paris 1676.<br />

T hai man n, Marianne: Der Trivialroman des 18. Jahrhunderts und der romantisme<br />

Roman. Berlin 1913. (Germanische Studien. 24.)<br />

199


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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Tiede, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte. 1798. In:<br />

Tiede: Schriften. Bd. 16. Berlin 1843. [T i eck, Sternbald)<br />

Ti s c h n er, RudoU: Goethe bei Beireis. In: Zs. f. dt. Philologie. 61. 1936. S. SI-51.<br />

T 0 u r n e f 0 r t, Joseph Pitton de: Beschreibung einer auf königl. Befehl unternommenen<br />

Reise nach der Levante. Aus d. Franz. übers. 3 Bde. Nümberg 1776-77.<br />

V ar n hag e n v. E n se, Kad August: Goethe beim tollen Hagen. In: Vamhagen v.<br />

Ense: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 8. Leipzig 1859. S.36°-371.<br />

V e I t h e im, August Ferdinand Graf v.: Von den goldgrabenden Ameisen und Greiffen<br />

der Alten. (1799') In: Veltheim: Sammlung einiger Aufsätze historischen, antiquarismen,<br />

mineralogischen und ähnlichen Inhalts. Tb. 1. Helmstedt 1800. S.163-191.<br />

Vi e I hau er, Inge s. Geoffrey von Monmouth.<br />

[Volkmann, Rolf:] Beireis und die Universität Helmstedt. Ausstellung der ehern. Universitätsbibliothek<br />

Helmstedt zum Niedersachsentag 1960. 1. Auil. Helmstedt 1966. Masm.<br />

vervielf. [Hiernach zitiert: Bei r eis - Aus s tell u n g I 9 6 0 ]<br />

V 0 I k man n, Rolf: Bibliographie der Heimatkunde des Landkreises Helmstedt. Helmstedt<br />

1958. Masm. vervielf.<br />

V 0 5 s, Johann Heinrich: Mythologische Briefe. 1. Ausg. Bd. I. Stuttgart 1817.<br />

Voss, Johann Heinrich: Ober den Ursprung der Greife. In: Jenaische Allgemeine Literarurzeitung.<br />

Jg. I, Bd. 3: JuHus, Aug., Sept. Jena u. Leipzig 1804. [Vo s s, Greife]<br />

V u I p i u s. Walther: Das Stammbuch von August von Goethe. In: Dt. Rundschau.<br />

Bd.68. 1891. S. 71-85. 141-17°.<br />

W ein ha n d I, Ferdinand: Die Metaphysik Goethes. Unveränd. Nachdr. d. Ausg.<br />

Berlin 1931. Darmstadt 1965.<br />

Wie 5 e, Benno v.: Johann Wolfgang Goethe. Der Mann von fünfzig Jahren. In: Wiese:<br />

Die deutsche Novelle von Goethe bis Kafka. Interpretationen. Bd. 1. Düsseldorf 1961.<br />

S.26-51·<br />

Witkowski, Georg: Goethe. 3. Aufl. Leipzig 1923.<br />

Wo I f f, Hans Matthias: Goethe in der Periode der Wahlverwandtschaften (1801 bis<br />

(809). Münmen 1951.<br />

Z e dIe r, Johann Heinrich [Hrsg.]: Universal-Lexikon .•• Art.: IrrHmt. Irrwisch.<br />

Bd. 14. Leipzig u. Halle 1735. Sp. u79--u81.<br />

Zimmermann, Paul: Goethes Briefe an E. Th. Langer. In: Braunschweig. Jb. N.F. Bd. I.<br />

1911. S. 1-34. [Z i m m e r man n, Goethes Briefe]<br />

Zimmermann, Paul: Dichterkrönungen auf der Universität Helmstedt. In: Braunschweig.<br />

Magazin. Bd.lo. 1914. S.133-140.<br />

Zimmermann, Paul, u. Franz Häberlin: Die Gründung der Universität Helmstedt und<br />

der weitere Verlauf ihrer Geschichte. Helmstedt 1927.<br />

ABBILDUNGEN<br />

Taf. I<br />

Magdeburg, Dom. Von links nach rechts: Erzbischof Friedrich (t 1151)' Bronzegrabplatte,<br />

Detail. - Erzbismof Wichmann (t 1191). Bronzegrabplatte, Detail. -<br />

Peter Vischer d. Ä.: Grabmal des Erzbischofs Ernst. Detail (1495).<br />

Taf. 2 a Gottfried Christoph Beireis. Von links nach rechts: Pastellbild, Ausschnitt. Ehemals<br />

im Besitz der Familie Werneburg, Halle. - Miniatur nach einem Pastellbild<br />

von 1806, Ausschnitt. - Stich von M. S. Lowe, Ausschnitt (1800).<br />

zoo


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Taf. 1 b Skizzenbumblatt Goethes. 139 x 230 mm. Kopfstudien. Nat. Forsdtungs- und<br />

Gedenkstätten, Weimar (Goethe-National-Museum).<br />

Taf. 2 c Einzeichnung von Beireis in das Stammbum August von Goethes.<br />

Tai.3 Die Vaucansonschen Automaten: Trommler, Ente und Flötenspieler (1747).<br />

Tai. 4<br />

Taf.5<br />

Tai.6<br />

Taf. 7<br />

Taf.8<br />

Taf.9<br />

Selbstbildnis Albremt Dürers von 1493. Gemälde (Kopie). Museum der bildenden<br />

Künste, Leipzig.<br />

Selbstbildnis Albremt Dürers von 1493. Gemälde (Original). Louvre, Paris.<br />

Künstler der Rubensschule: Marktszene. Gemälde. Nat. Forschungs- und Gedenkstätten,<br />

Weimar (Goethe-National-Museum).<br />

0 ben, links u. rechts: Goldene Münze des LysimadlUS-Typs (Stater) aus der<br />

Sammlung Beireis. Posthume Prägung der Stadt Istria (2: I). Vorderseite: Kopf<br />

Alexanders d. Gr. als Zeus Ammon. Rü


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Die Karte des Landes Braunschweig<br />

im 18. Jahrhundert<br />

Von<br />

Hermann Kleinau<br />

I. Über den Beginn dieses Unternehmens der Historischen Kommission füt<br />

Niedersachsen, seinen Zweck, Inhalt und seine Ausführung haben meine Mitarbeiter<br />

und ich 1956 berichtet 1). In einem weiteren Aufsatz hat Ernst Pitz, der sich in<br />

Nachfolge von Th. Penners seit 1956 durch die mühevolle Herrichtung der Druckvorlagen<br />

besondere Verdienste um die Karte erworben hat, die Quellen des Kartenwerkes<br />

erläutert und dessen Inhalt und Verwendbarkeit dargelegt 11). Die Bearbeitungsdauer<br />

der Karte war ursprünglich auf etwa 15 Jahre veranschlagt. Aber schon<br />

während der Jahre 1956 bis 1964 konnten die Blätter in schneller Folge vorgelegt<br />

werden 3). Verständnisvolle Beachtung erbitte ich für den Hinweis, daß der Kartentitel<br />

- offenbar veranlaßt durch die etwas abweichend gefaßten überschriften der<br />

Aufsätze von 1956 und 1957 - gelegentlich in Bibliographien und im Schrifttum<br />

nicht ganz zutreffend angeführt ist. Er lautet, wie ihn die überschrift dieser kleinen<br />

Mitteilung entsprechend dem Aufdruck auf den einzelnen Blättern angibt.<br />

Da das Kartenwerk weit· über Niedersachsen hinaus Beachtung gefunden hat<br />

und für Forschungszwec:ke und im Unterricht benutzt ist, darf wohl von seiner<br />

Eignung für die ihm zugedachten Aufgaben ') gesprochen werden. Wenn auch<br />

infolge des geringen Umfanges des dargestellten geographischen Raumes nur mit<br />

1) Niedersächs. Jahrb. f. Landesgesch. 18,1956, S.I-14. Auch a1$ Sonderdruck ausgegeben.<br />

2) Braunschw. Jahrb. 38, 1957, S. 141-149.<br />

I) VgI. Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, bearb. von Christa Neumann<br />

und Irene Berg. 1956, Nr. 13; 1957, Nr. 11; 1958, Nr. 15; 1959, Nr. 1:1; 1960, Nr. 18;<br />

1961, Nr.20; 1962, Nr. 16; 1963, Nr. 19; 1964, Nr.24- In: Braunsmw. Jahrb. 38-46, 1957<br />

bis 1965.-<br />

An dieser Stelle möchte ich nochmals allen, die an dem Werke tätig waren, herzlich<br />

danken, insbesondere auch dem kartographischen Bearbeiter Herrn Vermessungsoberrat<br />

A. VOTtbmann und seinen Mitarbeitern. zumaI Herrn Vermessungs-Techniker ReinwaJdt,<br />

vom Katasteramt WoIfenbütteI. Ebenso gilt mein Dank der Historischen Kommission für<br />

Niedersachsen für die Aufnahme der Karte in ihre ständig geförderten Unternehmungen<br />

(vgl. Nds. Jahrb. f. Landesgeschichte 15. 1953. S.1SS; 26, 1954, S. 257 f.; 27, 1955, S.326;<br />

28, 1956, S. I und 336) und dem Niedersächsischen Landesvermessungsamt, das unter sehr<br />

schwierigen Umständen den Druck des Kartenwerkes in ausgezeichneter Weise ausgeführt hat .<br />

• ) VgI. Niedersächs. Jahrb. f. Landesgesm. 18, 1956, S. 1 f. - Braunschw. Jahrb. 38, 1957,<br />

S. 146 f.<br />

%0%


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

einer begrenzten Verbreltung gerechnet werden kann, so hat sich doch bei 4 Blättern<br />

bereits eine 1. Auflage als notwendig erwiesen 5).<br />

Eine hervorragende Ergänzung bot die Karte für Lageangaben bei Wüstungen<br />

im Geschichtlichen Ortsverzeichnis 6), wo anstatt umständlicher Beschreibungen ein<br />

Hinweis auf das jeweilige Kartenblatt gegeben werden konnte.<br />

1. Für verschiedene Forschungszweige spielt die Kenntnis der Geländefonnen<br />

eine wesentliche Rolle. Dies gilt z. B. für die Flurnamenforschung, der die Karte<br />

eine wohl selten anzutreffende Fülle von Quellenstoff in leicht greifbarer Form<br />

bietet, ferner für die Siedlungs-, Straßen- und Wüstungsforschung sowie für die<br />

Ur- und Frühgeschichte.<br />

Die Historische Kommission für Niedersachsen gab erfreulicherweise ihre Zu-­<br />

stimmung zu einer Darstellung der Geländeformen durch Aufnahme von Höhenlinien<br />

7). Vor völligem Neudruck der einzelnen Blätter, wobei Textberichtigungen<br />

und die Beseitigung kleiner Zeichenunebenheiten möglich wären, sollten zuerst die<br />

bisher erschienenen Blätter der 1. Auflage (vgl. Anm.5) und die noch verfügbare<br />

I. Auflage mit dem neuen Höhenlinienaufdruck versehen werden. So konnten inzwischen<br />

insgesamt 10 Blätter mit Höhenlinien erscheinen 8).<br />

Die braun aufgedruckten Höhenlinien (10 rn-Linien mit Zwischeninterpolationen)<br />

sind den ältesten noch vorhandenen Ausgaben der Top. Kartei: 25000 (Meßtischblätter)<br />

entnommen 9). Diese bieten Höhenaufnahmen, welche in der Regel um die<br />

Jahrhundertwende durchgeführt worden sind. Da sich das Gelände im allgemeinen<br />

bis Ende des 19. Jahrhdts. - abgesehen von einigen Straßen- und Bahneinschnitten -<br />

nur unwesentlich verändert hat und überdies größere Erdbewegungen wegen fehlender<br />

moderner Maschinen kaum möglich waren, konnte die Höhenaufnahme von<br />

1900 mit dem im gleichen Blattschnitt dargestellten Grundriß der Zeit von 17501<br />

1770 unbedenklich verbunden werden. Nur in der Nähe Braunschweigs und der<br />

etwas größeren Städte des Landes fehlten die Höhenaufnahmen, weil die bauliche<br />

Ausdehnung dieser Orte über den Umfang im 18. Jahrhdt. hinaus bereits gegen<br />

Ende des 19. Jahrhdts. erheblich war. Im übrigen ist daran zu erinnern, daß die<br />

Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhdt. kein vollkommenes Vermessungswerk<br />

sein soll, aus dem absolute Geländehähen sicher entnommen werden können.<br />

3. Es ist verschiedentlich bedauert worden, daß in das Kartenwerk nicht auch<br />

die Flureinteilung aus den Feldrissen übernommen ist. Eine Darstellung der Wannen<br />

&) Blatt 3828 Barum: :. berimt. Aufl. 1959, :. bericht. und vervollständigte Auf!. 1967. -<br />

Blätter 3729 Braunsmweig, 3829 Wolfenbüttel, 3830 Smöppenstedt - sämtlich J965.<br />

') Hermann Kleinau: Gesmimtlimes Ortsverzeimnis des Landes Braunsmweig. I.:.<br />

(Veröffentlimungen d. Hist. Kommission für Niedersamsen. 30, :.) Hildesheim J967-68.<br />

7) Vgl. Niedersäms. Jahrb. f. Landesgesm. 37, J965, S. :66 f.<br />

8) Außer den in Anm. 5 genannten als I. verbesserte Auflage 1966: Blätter 3730 Königslutter,<br />

383 I Smöningen. 1967: Blatt 3718 Vemelde. J968: Blätter 373 1 Süpplingen, 3731<br />

Helmstedt und 383: Hötensleben.<br />

8) Herrn Vermessungsoberrat A. Vorthmann danke im für die folgenden temnismen<br />

Hinweise.<br />

103<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

oder gar Parzellen hätte bei dem aus praktischen Gesichtspunkten (Kosten und<br />

Bearbeitungsdauer) nicht zu vergrößernden Maßstabe nicht zu lösende technische<br />

Schwierigkeiten verursacht. Dazu geben die Quellen selbst Anlaß ~um Fortlassen<br />

der Flurgliederung. Den Bearbeitern der Karte war schon bei Beginn des Unternehmens<br />

1953/54 wohl bewußt, daß die Feldrisse der braunschweigischen General­<br />

Landes-Vermessung von 1746-1784 keine einheitlich aussagekräftige und verwertbare<br />

Quelle darstellen 10). Gerade auch die reine Wiedergabe der Feldrisse einschließlich<br />

der Flureinteilung könnte das nicht zum Ausdruck bringen. So sehr erwünscht<br />

die Schonung der Risse wäre, die durch Herstellung guter und genauer<br />

Abbildungen in brauchbarer Größe erreicht werden könnte: eine Reproduktion muß<br />

bis zum Vorhandensein günstiger technischer Möglichkeiten aufgeschoben bleiben.<br />

Vielleicht ergibt sich künftig Gelegenheit, durch Wiedergaben besonders kennzeichnender<br />

und für verschiedene Forschungszweige wichtiger Feld risse im Maßstab<br />

I : 5000 (Grundkarte) Vergleichsmöglichkeiten in Einzelheiten mit der neusten<br />

topographischen Karte zu bieten.<br />

4. Die Karte des 18. Jahrhdts. ist teilweise aus schwer lesbaren Vorlagen und<br />

ohne besondere technische Hilfsmittel bearbeitet worden. Daraus ist wohl erklärlich,<br />

daß kleine Versehen nicht überall ausgemerzt werden konnten, wie es auch bei<br />

anderen neuen Kartenwerken immer wieder vorkommt. In die Neuauflagen werden<br />

Berichtigungen und Nachträge übernommen. Für solche ist, wie schon oben bemerkt<br />

wurde, ein Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Daher sind hierunter die inzwischen<br />

aufgelaufenen Berichtigungen und Nachträge für interessierte Forscher zusammengestellt.<br />

Zu umständlich zu beschreibende und in der nachfolgenden Liste ohne<br />

genauere Lageangaben aufgeführte Nachträge können den im Staatsarchiv in Wolfenbüttel<br />

aufbewahrten Berichtigungsblättern der Karte des 18. Jahrhdts. entnommen<br />

werden.<br />

5. Die Bearbeiter der Karte sind für Mitteilung weiterer Nachträge stets dankbar<br />

und bitten sie zu senden an das Niedersächsische Staatsarchiv, 334 Wolfenbüttel,<br />

Forstweg 2. Von hier aus werden die Zuschriften weitergeleitet werden. Durch das<br />

Staats archiv kann auch ein Sonderdruck dieser Mitteilung mit angefügtem Übersichtsblatt<br />

über das Kartenwerk bezogen werden. Die Kartenblätter sind ebenfalls dort zu<br />

erhalten. Die im Aufsatz des Niedersächs. Jahrb. 28, 1956, Seite Xl enthaltene Blattübersicht<br />

(auch als Sonderdruck erschienen) ist überholt und ungültig.<br />

10) Niedersächs. Jahrb. f. Landesgesch. 18, 1956, S. 5 f. Vgl. dazu Ernst Pitz: Landeskulturtechnik.<br />

Markscheide- und Vermessungswesen im Herzogtum Braunschweig bis zum<br />

Ende des 18. Jhdts. (Veröffentlichungen d. Niedersächs. Archivverwaltung. 13.) Göttingen<br />

1967, S. 351-354, 358 ff., besonders S. 360 f.<br />

204


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Berichtigungen und Nachträge zur Karte des Landes Braunscbweig<br />

1m 18. Jahrhundert<br />

Blatt 3628 (Wendeburg). Nordwest!. Groß Schwülper ist zu ändern: Wü. Tide<br />

(statt Thiede).<br />

Ostl. Walle ist an den Wasserlauf zu setzen: SdlUnter.<br />

Nordwest!. Steinhof ist über "Landgraben" an die öst!. Straßenseite ein Gebäude<br />

einzufügen, dazu an die west!. Straßenseite zu setzen: Hannov. Zoll.<br />

In die Adl:erfläche öst!. Steinhof ist zu setzen: Flur der Wü. Honrode.<br />

Nordwest!. Veltenhof ist unter "Die Heide" in Breite der beiden darunter folgenden<br />

Flurnamen zu setzen: Die Heeßberge.<br />

In die übersicht "Unterlagen" ist die Grenze zwischen I und 1 nachzutragen.<br />

Blatt 3629 (Meine). Am östl. Kartenrande (Flllren Groß Brunsrode und Lehre)<br />

sind mehrere Flurnamen nachzutragen.<br />

Nördl. Essehof ist zu ergänzen: Wü. Eddesse(n).<br />

Flur Bevenrode: Im Südostwinkel der Holzung Die Meine fehlt Im Salverode.<br />

Flur Hondelage: In die Waldwiese nordwest!. H. (öst!. Water-Föhren) ist einzutragen:<br />

Uhlenhauts-Wiese.<br />

Die Gegend nördl. Rühme ist auf Grund von K 5150 (StA. Wolfenbüttel) zu<br />

verbessern, insbesondere nordösd. vom Wenden-Thurm nachzutragen: Der Lappenberg.<br />

.<br />

Blatt 3631 (GroB Twillpstedt). Die Waldung ssö. und zu HehUngen ist zu bezeichnen<br />

als [Steplinger Holz].<br />

südösd. Rickensdorf ist an der Grenze nachzutragen: Wohldmühle.<br />

Nordöst!. Querenhorst ist zu streichen: Kirchenstieg nach Rickensdorf. - Süd I.<br />

Querenhorst ist auf die Wiesenfläche öst!. "Listorfer Balken" zu setzen: Wü. Listorf.<br />

Blatt 3632 (WeferUngen). Nördl. Grasleben ist zu ändern Wü.Dudenrode (statt<br />

Duddenrode).<br />

Blatt 3728 (Vechelde). Kleine Grenzberichtigungen nördl. Sierße und Bodenstedt.<br />

Am unteren Kartenrand ist zu setzen rechts neben Flurnamen Ober d. kl. Vallst(edter)<br />

Wiese: Wü., darunter auf den Randstreifen: Klein Vallstedt.<br />

Auf Flur Steterburg sind 1 Flurnamen etwas tiefer zu rücken.<br />

Blatt 3729 (Braunsdlweig, 1. Auflage 1965). Am nördl. Kartenrande ist hinter<br />

Thür;ngesbüttel ein ? zu setzen und durch Pfeil auf mögliche Lage der Wüstung<br />

auf dem südöst!. davon gelegenen Lauditz-Camp hinzuweisen.<br />

lOS<br />

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In die Nordwestecke des Lecheln-Holzes ist nordwestl. des Sternhauses an der<br />

Flurgrenze gegen Stöckheim und am Ostrand der Heerstraße nachzutragen: Das<br />

Gericht. - V gl. hierzu W. Bor n s ted t: Chronik von Stöckhcim. Braunschweig<br />

1967, S.58; Ders.: Das "Alte Gericht" im Stöckheimer Streitholze des LecheInholzes.<br />

(Denkmalpflege u. Kreisgeschichte des Landkr. Braunschweig. H.8). 1967.<br />

Am westl. Dorfrande von Niedersickte ist zu berichtigen: Hinter dem Westendorfe<br />

(statt Vestendorfe).<br />

Blatt 3730 (Königslutter). Die Bezeichnung "Der Leerer Wald" ist zu verschieben,<br />

der Nordwesten des Blattes nachzuprüfen an Hand von K 6757 (StA.<br />

Wolfenbüttel).<br />

Blatt 3732 (Helmsledt). Die nordwestl. Windmühle am Nordertore der Stadt<br />

ist in eine Wassermühle zu ändern. - Die Kirche Marienberg ist nachzutragen. -<br />

Am ilüdl. Kartenrande ist kleine Änderung der Landesgrenze vorzunehmen. - Nordöst!.<br />

Helmstedt im Klosterforst St. Ludgeri ist nachzutragen: Bucker-Teich.<br />

Blatt 382'1 (Lesse). Nördl. Olber a. 'W. W. bis Altenhagen ist einzusetzen: Lichtenberge,<br />

südwestl. Westerlinde: Bockern-B.<br />

Blatt 3828 (Barum, 2. ber. u. vervoIIst. Auf!. 1967). Nach K 5381 (StA. WoIfenbüttel)<br />

sind zu Wü. Kl. Heerte (west!. Gr. Heerte) nachzutragen die Flurnamen<br />

In Klein Heerte und nördI. davon Am Kl' Heerte Berge.<br />

Blatt 3829 (Wolfenbüttel, 2. Auf!. 1965). Feldmark Thiede: 3 Flurnamen nachzutragen;<br />

zum Ortsnamen Thiede Jahreszahl (1753/68 ?) (statt 1748).<br />

Feldmark Fümmelse: 3 Flurnamen nachzutragen. - Auf Kartenrand neben FlN.<br />

über dem Springe ist nachzutragen: Wü. Klein Stäckheim, darunter neben südI.<br />

Feldmarksgrenze: Wü. Hohenrode?<br />

Die Waldbezeichnung "Oder" ist zu ersetzen durch die weiträumiger gestellte<br />

"Oderwald".<br />

Nördl. Wolfenbüttel ist nachzutragen Wü. LecheIn und südöstl. Antoinettenruhe:<br />

Pensez-ici •.<br />

Feldmark Salzdahlum: Nördl. der zu tilgenden Bezeichnung Atzumsche Holz ist<br />

einzusetzen: Die Nieder-Dahlumsche Holzung. - West!. Oberdahlum zu berichtigen<br />

Vor dem Erbhoff (statt Erhoff).<br />

Feldmark Atzum: Wü. Westerem (statt Westrem).<br />

Westl. Klein Denkte ist bei der Donnerburg eine Brücke über die Altenau einzuzeichnen.<br />

Ortsname Kissenbrück (statt Kißenbrück); am Südrande des Dorfes ist ein Krug<br />

nachzutragen.<br />

In Klein Biewende sind auf dem Thie 2 Hofstellen anzugeben.<br />

In den Unterlagen ist zu ändern: 2) Staatsarchiv Wolfenb. K 163 (1767), K 160<br />

(1768).<br />

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Blatt 3831 (Schöningen). Zu streichen auf Blattrand Anmerkung 3.<br />

Feldmark Hoiersdorf: Südöst!. am Gr. Fleitsteiche ist zu streichen: Wü. 3).<br />

West!. Warb erg ist zu ändern: Wü. Rode (statt Rohde).<br />

Blatt 3927 (Ringelheim). Nordöst!. Volkersheim ist zu ändern Wü. Tellhausen<br />

(statt Tillhausen).<br />

Blatt 3929 (Homburg). An den Wasserlauf südw. Dorflage Achim ist zu setzen:<br />

Hellebach.<br />

Blatt 3930 (Hessen). Einzufügen sind Ortsname Roklum und Waldname Großer<br />

Fallstein.<br />

Am nördl. Kartenrande ist zu berichtigen Uehrde (statt ührde). - Südw. Uehrde<br />

ist Fehlaufdruck neben »Am Roklumer Graseweg" zu tilgen.<br />

Blatt 4022 (Ottenstein). An der nordöstl. Flurgrenze von Daspe (am Weserufer)<br />

ist zu berichtigen Kreseburg (statt KIeseburg).<br />

Blatt 4023 (Esmershausen). Von Feldmark Lüerdissen (nordwest!. L.) ist die<br />

Bezeichnung Wü. Burgripi nach Norden auf Feldmark Dielmissen zu rücken (südl.<br />

Flurname Auf den Sauerlande).<br />

Feldmark Amelungsborn: An der Nordostgrenze ist anstatt Wü. ? zu setzen:<br />

Wü. Kogrove.<br />

Blatt 4024 (Alfeld). In Feldmark Delligsen ist Wü. Ravenshagen nördI. Delligsen<br />

zu tilgen; die Bezeichnung ist einzufügen südöstl. Hohenbüchen (Delligser Grenze)<br />

an den Waldrand west!. der Straße Gerzen - Hohenbüchen. - An die Stelle von<br />

Wü. Ravenshagen ist zu setzen: Wü. Lütkenhagen ?<br />

Blatt 4026 (Lamspringe). Auf dem Höhenzuge östl. Gehrenrode-Gremsheim<br />

fehlt Der Heber.<br />

Blatt 4029/4129 (Vienenburg/Bad Harzburg). Die nordw. Harlingerode am<br />

westl. Okerufer dargestellte Mühle ohne Namen ist an die Oker und auf braunschweigisches<br />

Gebiet nördl. des Flurteiles Im Steinfelde zu setzen. - Südl. von Harlingerode<br />

ist nördl. der Ziegelei nachzutragen der (wüst gewordene) Ziegelkrug.<br />

Blatt 4123 (Stadtoldendorf). Die Wüstung Lohe lag am Kirchenbrunnen etwa<br />

1 km südwest!. der in der Karte bezeichneten Stelle. Wü. Lohe ist west!. Schorborn<br />

zu streichen und neben den Brunnen zu setzen, dessen Lage bestimmt ist durch den<br />

Rechtswert 357.747.5 und den Hochwert 5746080 (Mitt. Prof. Dr. Uhden in<br />

Hannover, Nov. 1967).<br />

Blatt 4124 (Dassei). Ostl. Kaierde ist zu setzen Messingrode (statt Missingrode).<br />

2°7


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Blatt 4126 (Gandersbelm). Nordwest!. Dannhausen ist zu ändern Wü. Heberhagen<br />

(statt Hebershagen).<br />

Feldmark Seesen: Die Wüstung Meveshausen (so statt Meweshausen) ist auf die<br />

Wiese bei BilderIahe dicht an die Landesgrenze zu setzen.<br />

Feldmark Fürstenhagen: Die Anmerkung 10) ist zu streichen. Sie ist neu zu setzen<br />

an den Kopf des langen Waldstreifens, der westl. Fürstenhagen nadt Norden zieht.<br />

Auf dem Kartenrand ist der Text zu 10) zu ersetzen: "Die Noltenburg" = Wü.<br />

Immedeshausen.<br />

Feldmark Stauffenburg: Nördl. neben Flurname Auf d. tiefen Kuhle ist zu vermerken:<br />

Wü. Wigbertsbünte.<br />

Wü. Helekenrode ist weiter nordwestl. unter Bohnenbleeks-Wiese zu rücken.<br />

In die kleine Wiese am Badt nordöstl. Helekenrode ist 111) zu setzen, unter Anmerkungen<br />

hinzuzufügen: 11) "Dillegrots Wiese". - Zu dieser Anm. vgl. Heinridt<br />

U h d e: Die Gutswirtschaft Immedeshausen und der Besitz des Klosters Walkenried<br />

am Westharz. 1. Umdruck. Oldenburg 1966. S. 95.<br />

1,8 km sw. Fürstenhagen ist didtt östl. der Landesgrenze nachzutragen: Wü.<br />

Abbenrode.<br />

Feldmark Ildehausen: Südw. lIdeh. an Landstraße von Kassel ist neben Höven­<br />

Wiese zu setzen 12). Hierzu ist auf dem Kartenrand unter Anmerkungen hinzuzufügen:<br />

12) In dieser Gegend wü. Dorf und Vorwerk "to dem Rodenberghe"<br />

[5 Urk 13]·<br />

Blatt 4127 (Seesen). Feldmark Münchehof. Zum Flurnamen Hinter den Sdtwen­<br />

Hoffe nordöst!. des Dorfes ist zu setzen: 8); unter Anmerkungen auf dem Kartenrande<br />

ist hinzuzufügen: 8) Wü. Walmedehausen. - Hierzu vgl. H. Uhde aaO.<br />

S. 78 und Karte IV. - Südl. Münchehof ist zu streichen Wü. Crupiliggaroth. Dieser<br />

Name ist einzufügen in die Gabel der sidt bald vereinigenden Wasserläufe nordwest!.<br />

Grund. Nördl. Grund sind einzutragen: [Iberg], [Winter-B.], [Alfhütte].<br />

1,8 km südöst!. Mündtehof ist am Ziegen-B. nadt Meßtischblatt Seesen die auf<br />

diesem dargestellte Ruine mit Zusatz Margarethen-Kapelle nachzutragen; nordwestl.<br />

davon (nnw. Höhe 266,8) ist einzusetzen: Wü. Kemenaden. - Vgl. H. Uhde aaO.<br />

S. 50, 68.<br />

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Wilhelm Pagendarm, '792-1865,<br />

Pfarrer zu St. Michaelis in Braunschweig. 0 1 auf Leinwand 75 x 50 cm. Bez.: Have I839'<br />

E hem. im Besitz der E nkelin Sophie Lüddecke t, Braunschweig (ein weiteres<br />

Olbilclnis 85 x 68,5 cm befand sich [ 1 8J2] in St. Michaelis). - Das Gegenstück,<br />

sein e E hegattin Karoline geb. Mitgau darstellend,<br />

s. H. Mitgau, Gemei nsames Leben II, I948, Taf. III d.<br />

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Der Genius des Hauses<br />

unserer geliebten Dorette Pini an deren Hodtzeitstage in herzlicher Freundschaft<br />

von M. H. W. Pagendarm, Braunschweig, den 8ten August 1845.<br />

Aus Familienpapieren mitgeteilt von Pa u I Pi n i<br />

Dieses Gelegenheitsgedicht huldigt ganz im Zeichen der biedermeierlichen Zeit<br />

den guten Geistern der Familie, verfaßt in den Gedanken und Formen der klassischen<br />

Goethejahre, in denen diese Epigonengeneration noch dachte und empfand.<br />

Der Verfasser ist ein seinerzeit bekannter braunschweigischer Stadtgeistlicher<br />

(an St. Michaelis), bekannt als Pietist aus dem Umkreis des alten Stobwasser, "einer<br />

der ersten Vertreter wiedererwachender Frömmigkeit im Lande" (Beste) und »eifriger<br />

Förderer der Werke äußerer und innerer Mission", doch bei seinen Lebzeiten<br />

von der aufgeklärten Bürgerschaft abgelehnt, die mit dem »Pesthauch des Mystizismus"<br />

nichts zu tun haben wollte. So litt darunter seine scheue, in sich gekehrte Natur<br />

besonders schwer. - Pagendarm, mit dem Dichter Geibel eng befreundet, sind eine<br />

Anzahl warm empfundener Gedichte nachzuweisen, die gelegentlich öffentlicher<br />

Anlässe auch gedruckt wurden 1).<br />

Moritz Heinrich WilheIm Pagendarm war geboren am 30. Dezember 1792 zu<br />

Hohe/Weser als Sohn des dortigen Pfarrers. Er besuchte die Schule in Holzminden<br />

und studierte wie sein Vater Theologie in Göttingen, während seine früh verwitwete<br />

Mutter nach Seesen verzog.<br />

Er heiratete als Zweiundzwanzigjähriger 1815 die 1793 geborene Karoline Mitgau<br />

(1793-1868), Tochter des Seesener Stadtgeistlichen Ernst Georg Mitgau (1763<br />

bis 1838). Von 1817-1816 war er Schul rektor zu Seesen und Interimsprediger zu<br />

Bornhausen, danach Stadtprediger zu St. Michaelis (und Pastor zu Rüningen) in<br />

Braunschweig. (Für den Dienst in R. mußte er sich beritten machen!) Aus der Ehe<br />

1) So gelegentlich der Tausendjahrfeier der Stadt 1861:<br />

"H eil unserer Stadt! Sie balte, daß nie ihr Ruhm sich schwächt,<br />

Am alten Christenglauben, am alten guten Recht!<br />

Der Herr verleib' ihr Frieden und fröhliches Gedeibn<br />

Und woll' ihr allewege ein gnäd'ger Hüter seyn!"<br />

Aus: "Die Herzöge Bruno .•.", Braunschweig 1861; vgl. ferner Gedicht zur 300jährigen<br />

Lutherfeier, Br. 1846; oder "Die Heimat", Blg. "Braunschw.NeuesteNachrichten" %.11.19%9,<br />

"Goldene Hochzeit in Rüningen" 1846. - Zu Pagendarm s. Be s tein: "Braunschw. Sonntagsblatt"<br />

3°.11.19°% und "Braunschw. Magazin" 193°,57; zur Fam.-Gesch. P. s. Förster,<br />

"Familiengesch. Blätter" XVIII, 1920, 11; s. neuerdings: H. Georg v. Wer n s d 0 r f,<br />

"Der für die Kinder Deines Volkes steht ...", St. Michaelis zu Braunschweig, II57-1957,<br />

Braunschweig 1957, S.65-67; H. Mit gau, Gemeinsames Leben, 11. Teil, 1770-1870 in<br />

braunschw. Familienpapieren, 1948.<br />

'.


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sind neun Kinder hervorgegangen. Er und seine Ehefrau liegen auf dem Friedhofe<br />

von St. Mimaelis begraben. Zwei gute Ölbilder von beiden befinden sich im Besitze<br />

der Namkommensmaft Lüddecke.<br />

Dorette Pini, durm ihre Mutter Luise Mitgau mit Pagendanns verwandt, hat<br />

dem Pastor Pagendann jahrelang den Haushalt geführt und die neun Kinder betreut,<br />

bis sie anno 1845 ihren Vetter Carl Warnecke, Ökonom in Lutter am Barenberge,<br />

heiratete. Sie war am 6. I. 1799 als Tomter des sp. Justizrates C. F. Pini geboren<br />

und ist im April 1863 gestorben, ohne Kinder aus ihrer Ehe hinterlassen zu haben.<br />

:uo<br />

Von dem umfangreichen Gedichte wird hier nur die Einleitung wiedergegeben:<br />

Der Genius des Hauses.<br />

"Es muß euch wol verwundern, ihr Geliebten,<br />

Daß ich so dreist mich misch' in euren Kreis;<br />

Ihr habt noch nie mein Angesicht geschaut,<br />

Doch eine Fremde bin ich euch drum nicht.<br />

Schon in der Vorzeit war eu'r Haus mir theuer,<br />

Ich trug im Herzen alle seine Glieder,<br />

Ich führte, schützte sie mit treuen Händen<br />

Und in des Schmerzes düstern Nächten stand<br />

Ich jedem mütterlich mit Trost zur Seite­<br />

Und wie mit euren Vätern ich's gehalten,<br />

So auch mit euch, dem jüngeren Geschlecht:<br />

Euch alle hab' ich stets umschwebt und keinen<br />

Verlassen, oder sorglos gar versäumt;<br />

Denn wißt, ich bin der Genius eures Hauses,<br />

Der Schutzgeist, euch vom Herrn der Herr'n gesandt!<br />

Daß heut' ich aber körperlich erscheine,<br />

Erklärt das Fest, das alle hier vereint,-<br />

Ich komme, theure Braut, dich zu begrüßen<br />

An deinem Ehrentag, wo du, vermählt<br />

Dem treusten Manne, das schönste Ziel erreichst,<br />

Das für ein sterblich Weib erblühen kann.<br />

Doch scheiden mußt du nun aus diesem Kreise,<br />

Bald schlägt die Stunde, die von hinnen ruft, -<br />

Da drängen alle sich heran, die Hand<br />

Zum schmerzlich letzten Abschied dir zu drücken<br />

Und jedem glänzt im Auge still die Thräne;­<br />

Denn wenn das Herz im Tiefsten ist bewegt,<br />

So kann es sich ja nicht durch' s Wort verkünden.<br />

Und doch, welch überschwänglich Glück für dich,


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Den ganzen Schatz aus ihrer Brust zu heben,<br />

Die tief gerührt, doch schweigend dieb umstehn.<br />

Da bin ich nun so ganz an meiner Stelle,<br />

Denn sieh, wie dein und deines Gatten Herz,<br />

So ist mir jedes Herz hier offenbar:<br />

Ich wohne ja in jedem, und nicht ein Gedanke,<br />

Nicht ein Gefühl kann sieb darin erheben,<br />

Das mir, dem Schutzgeist, ein Geheimnis bliebe • •. "<br />

14·<br />

III


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Weidegrenzen und -rechte in den Harzorten Wolfshagen<br />

und Astfeld (1658 bis 1878) *<br />

Von<br />

Karl Jordan t<br />

Jeder, der früher einmal in den HarL:orten weilte oder durch den Harz wanderte,<br />

erinnert sich noch gern der großen Herden brauner Harzkühe, die allmorgentlich<br />

durch die Hauptstraßen der Orte zogen, um auf die Weide getrieben zu werden,<br />

und abends zur bestimmten Zeit wieder zurückkehrten. Oft waren es so viele, daß<br />

sie in mehreren Herden gesammelt werden mußten; und außerdem gab es noch<br />

Kälber- und Ziegenherden. Ganz früher kannte man sogar Schweineherden. Die<br />

Ziegen hatten den besonderen Namen "Bargmannskuh" (Bergmannskuh), da sie<br />

meistens in dieser Bevölkerungsschicht zu finden waren. Mancher wird sich da<br />

gefragt haben, warum alle diese Tiere wohl eine Glocke trugen. Vielleicht als Zierde?<br />

Nein, weil sie ursprünglich in den Wäldern ihre Weiden hatten und durch den<br />

Glockenklang leichter festzustellen waren, denn der Hirte war ja für das Wohl und<br />

Wehe und die Vollzähligkeit der Herde verantwortlich. Darum trug er z. B. auch<br />

ein Beil mit sich, um, wenn nötig, ein Tier, das sich irgendwie verfangen hatte,<br />

wieder zu befreien. Die Glocken wurden sogar in der Winterzeit vom Hirten<br />

gestimmt, damit es beim Austrieb auch einen mehrstimmigen schönen Klang gab.<br />

Diese Erinnerungen werfen aber auch die Frage auf, wie es überhaupt mit den<br />

Weiderechten und Weidegrenzen früher aussah. Am Beispiel des Nordharzrandes,<br />

und zwar der Orte Wolfshagen und Astfeld (Ldkr. Gandersheim), soll dies geschildert<br />

werden.<br />

Als nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges in dieser Gegend wieder<br />

einiger Wohlstand einzog, hatten sich die dort gelegenen Gemeinden in den verschiedenen<br />

Forstbezirken des Harzes Weideplätze für ihr Groß- und Kleinvieh<br />

gesichert. Wie diese Weidegerechtsame entstanden sind, ist nicht genau festzustellen,<br />

jedoch wird von den damaligen Forstämtern den einzelnen Gemeinden<br />

immer wieder das Recht zugespromen, daß sie in den Wäldern des Harzes ihr Vieh<br />

hüten dürfen. Viel Streit entstand oft zwischen einzelnen Nachbargemeinden um die<br />

Weidegrenzen, die gar nicht so einfach festzustellen waren. Wurde ein Viehhirt<br />

dabei betroffen, daß er mit seiner Herde die festgelegte Grenze überschritten hatte,<br />

so wurde ihm kurzerhand ein Stück Vieh gepfändet, welches seine Gemeinde dann<br />

gegen Zahlung einer Geldbuße wieder abholen konnte.<br />

• Letzter abgeschlossener Aufsatz unseres am 4. Juli 1968 allzufrüh verstorbenen<br />

Vereinsmitgliedes Kar! Jordan, langjährigen Lehrers in Winnigstedt und begeisterten<br />

Freundes der braunschweigischen Heimatgeschichte.<br />

211


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Im Jahre 1779 fand durch das Amt Langelsheim eine Grenzberichtigung und<br />

genaue Festlegung statt. Auf Befehl der Fürstlichen Kammer zu Braunschweig, die<br />

Hut- und Weidegrenzen des Amtes Langelsheim und der darin befindlichen Gemeinden<br />

Astfeld und Wolfshagen betreffend, sollten am 11. April 1779 in den Communion-Forsten<br />

die Weidegrenzen bestimmt und berichtil{t werden. Zu diesem<br />

Zwecke wurden aus jeder Gemeinde die Hirten und einige alte Leute an Eides Statt<br />

vernommen. Zur Feststellung der Weidegrenzen für die Gemeinde Wolfshagen<br />

wurde der derzeitige Kuhhirte Andreas Hobelmann "abgehört" (vernommen), der<br />

folgendes "deponierte" (aussagte):<br />

"Er sei 35 Jahre alt und seit 19 Jahren habe er die Wolfshäger Kühe gehütet.<br />

Darum kenne er die Grenzen der Wolfshäger Kuhweiden ganz genau, wolle solche<br />

auch angeben und könne seine Aussagen beschwören. Die Hut und Weide der<br />

Wolfshäger Kühe ginge, wenn er die Herrenwiese, woselbst Koppelweide mit Langelsheim<br />

und Astfeld wäre, zum Orte annehme, von welchem die Grenze betrieben<br />

werden sollte, folgendergestalt: Von der Herrenwiese auf der dortigen Trift herauf,<br />

bis vor das Astfeldsche Kirchenholz und von da über den Sülteberg, jedoch nur auf<br />

der Höhe heraus bis an IIIers Wiese im Spannthaie, alsdann beständig an der Innerste<br />

hinauf bis an die Laddeckenwiese, um besagte Wiese herum am Ochsenberge entlang<br />

bis an den Sparenberg. Von da an die Schiefergrube, an der Dölwe herauf bis<br />

über den Bielstein, vom Bielsteill über den Platz, wo die Rinderställe gestanden,<br />

alsdann im Eulenthale herunter bis an die Rolle. In der Rolle wieder bis an die Lange­<br />

Iieth, von da bis an die Farley (jetzt VarIey) und vor dem Wethberg herunter bis<br />

an die Nonnenwiese. Von da bis in das Frankenbergsche Holz, bis vor das LindenthaI<br />

am Todberge, über den Dettmersberg (jetzt Dittmarsberg) bis an den Sper­<br />

Iingsbusch und wieder an die Herrenwiese. "<br />

Der Schweinehirt Andreas Brunke aus Wolfshagen sagte aus: "Wie er die<br />

Schweine ausgetrieben, hätte er von Wolfshagen ab in dem der Innerste herübergehenden<br />

Holze gehütet, bis an den Burghagen und bis an die Innerste. Auf der<br />

anderen Seite des Dorfes hätte er auf dem MöImke heraufgetrieben bis an den<br />

Wittenberg, und auf einer anderen Seite rechts im Heimbergschen Thale hinauf bis<br />

an die vor dem Rieseberge liegende alte Grube getrieben. Ferner treibe er auf der<br />

freien Wiese herauf bis an die Bocksbergecke. "<br />

Für die Gemeinde Astfcld sah es so aus:<br />

Die Grenze der Kuhweide ging am Sommerberg entlang ins Sauthai, durch den<br />

Krähenberg und die Mißpliet bis an den großen Kamp. "Von der Mißpliet wieder<br />

an den Drohnenberg (heute Dröhneberg) und zwischen dem Hain- (jetzt Heim-)<br />

und Westerberge herunter, so daß der ganze Westerberg betrieben wurde."<br />

Die so ermittelten und festgelegten Weidegrenzen wurden dann den einzelnen<br />

Gemeinden durch ein "Decretum" (gesetzliche Festlegung) der Fürstlichen Cammer<br />

zu Braunschweig garantiert und von allen Viehhaltern beachtet. Damit trat für eine<br />

längere Zeit Ruhe ein, denn jede Gemeinde kannte nun ihre genauen Grenzen und<br />

Gerechtsame und hatte sich streng nach ihnen zu richten.<br />

1I3


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Im Jahre 1871 wurde die "Holzberechtigung" für Wolfshagen abgelöst. Dabei<br />

handelte es sich nicht um das jedem Hause in Waldgebieten zustehende Holzrecht,<br />

sondern um die Weide ablösung im Waldgebiet. Die Kühe sollten also nicht mehr<br />

ins Holz (den Wald) getrieben werden. Von Schweineherden war keine Rede mehr,<br />

die gab es wohl kaum noch. Dafür wurde die jetzige Weide von der Forst abgeholzt<br />

und den Weideberechtigten als Weideplatz angewiesen. Bei der Badeanstalt Wolfshagen<br />

(sie wurde aber erst später angelegt) begann die Abholzung und ging bis zum<br />

Wittenberg.<br />

Das Verfahren über die Ablösung der Weideberechtigungen in den Herzoglichen<br />

Braunschweigischen und Königlichen Preußischen Forsten des Reviers Wolfshagen<br />

wurde von nachstehenden Beteiligten abgeschlossen:<br />

I. Kammerrat Grotrian, als Vertreter der Herzoglichen Kammerdirektion der<br />

Forsten in Braunschweig, in Begleitung des Forstmeisters Groschupf in Harzburg<br />

und des Oberförsters Kobuß, Wolfshagen;<br />

1. Oberförster Lange, Riechenberg, in Vertretung der Königlichen Preußischen<br />

Klosterkammer in Hannover;<br />

3. den Syndiken der "Gemeinheit" (Gemeinde) Wolfshagen, Großkäther Tilly,<br />

Nr. 15, Großköther Müller, Nr. 13, Brinksitzer Keune, Nr. 1.<br />

Bei der Auseinandersetzung bekam die "Gemeinheit" Wolfshagen von den<br />

Herzogt. Braunschweigischen Forstorten Ecksberg Nr. 1 und 1, Wittenberg Nr. 1<br />

und 1 und Rieseberg Nr. 1 zusammen 301 Morgen und 91 Quadratruten, von den<br />

Königl. Preußischen Forstorten Schäder und Schädertrift zusammen 101 Morgen<br />

und 85 Quadratruten.<br />

Die bisher gezahlten Weidegelder wurden abgelöst und das Ablösungskapital<br />

betrug für die "Gemeinheit" Wolfshagen 181 Rthl. 10 Gr. Es wurde am 11. September<br />

1871 an die Hauptfinanzkasse gezahlt. Die Überweisung der Pläne für den<br />

Tausm fand aber erst am I. Mai 1875 statt. So lange war die Gemeinde Wolfshagen<br />

berechtigt, in den herrschaftlichen Forsten ihr Weiderecht weiter auszuüben.<br />

Eine Erinnerung an diese alten Bräuche und Gerechtsame ist gerade in der heutigen<br />

Zeit von besonderer Bedeutung, weil einmal durch das Verschwinden der Viehherden<br />

niemand mehr um die alten Sitten und Gerechtsame weiß, außerdem durch<br />

den Bau der Innerstetal- und Granetalsperre sowie durch andere Veränderungen in<br />

der Landschaft (Anlage von Steinbrüchen, neuen Fahrstraßen usw.) die ursprunglichen<br />

Verhältnisse einen großen Wandel erfahren haben. flußläufe, Täler und<br />

Forstorte sind in die Vergangenheit versunken.<br />

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Nachruf<br />

Dr. Theodor Müller<br />

Ober mehr als zwanzig Jahre hat Theodor Müller die Gesdüd!:e des Braunsmweigismen<br />

Gesmimtsvereins maßgebend mitbestimmt. Stets war er zur verantwortungsvollen<br />

Mitarbeit bereit - sei es als Vorstandsmitglied seit der Wiedergründung<br />

1949, sei es als Vortragender, wenn er aus seinen vielfältigen Forsmungsgebieten<br />

stets Neues und Anregendes berimtete, vor allem aber, ebenfalls seit 1949,<br />

als Leiter der Studienfahrten, denen seine besondere Liebe galt. Hineingewamsen<br />

nom in den sehr lebendigen, anregenden Gründerkreis des Gesdümtsvereins (siehe<br />

seinen Namruf auf Otto Hahne im Braunsmweigismen <strong>Jahrbuch</strong> 1965), verstand<br />

er es meisterhaft, mit immer neuen, aufsmlußreichen Zielen Land und Leute<br />

lebendig werden zu lassen und in den Geist der Landsmaft einzuführen, die er sim<br />

in Jahrzehnten mit wamen Augen erwandert und in unermüdlicher wissenschaftlicher<br />

Kleinarbeit im Gelände sowie in den Armiven und <strong>Bibliothek</strong>en erarbeitet<br />

hatte.<br />

Theodor Müller ist ein großer - was er bescheiden abgelehnt hätte - Sohn der<br />

Stadt Braunschweig. Sein Vater, aus Hasselfeide im Harz gebürtig, war hier Steinund<br />

Bumdrud!:ereibesitzer, seine Mutter entstammte einer alten Hugenottenfamilie<br />

aus Neu-Isenburg bei Frankfurt am Main. Smon als Schüler zogen ihn die<br />

Geowissensmaften, insbesondere die Erdgesmimte in ihren Bann; für seinen Professor<br />

sammelte er geologische Handstüd!:e für dessen Sammlung. Nam dem Ersten<br />

Weltkrieg, in den er als Leutnant d. R. seines braunsmweigismen Regiments (Inf.­<br />

Reg. 91) zog, war Theodor Müller zunämst Volks-, dann Mittelschullehrer in<br />

Thedinghausen, später in Schöningen und seit 1931 in Braunschweig. Hier konnte<br />

er das weitgespannte Studium der Geologie, Geographie und Geschimte mit einer<br />

geologischen Dissertation "Das marine Paläozän und Eozän in Norddeutsmland<br />

und Skandinavien" absmließen. Neben der Erdgesmimte zog den jungen Wissensmaftler<br />

und Lehrer schon früh die Menschheitsgesdüchte in ihren Bann. Bereits<br />

1918 erschien nach einigen Aufsätzen das erste große historische Werk, und zwar<br />

über das "Amt Thedinghausen. Seine Geschidtte und seine Entwid!:lung" 1). Nam<br />

dem Zweiten Weltkrieg war Theodor Müller mehrere Jahre als Geograph im<br />

Institut für Landeskunde der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforsmung<br />

tätig.<br />

t) Das Sduiftenverzeichnis erschien im Braunschweigischen <strong>Jahrbuch</strong>, Bd. 43, 196z,<br />

S. S-I I. Es wird im Ansdtluß an diese Zeilen fortgeführt.<br />

21S


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Sein wichtigstes Werk, für das wir besonders dankbar sein dürfen, ist wohl die<br />

"Ostfälische Landeskunde" (1952), in der die geographisch-Iandeskundliche Betrachtungsweise<br />

des Geographen Theodor Müller am klarsten und eindringlichsten in<br />

Erscheinung tritt. Mit diesem Werk - das den ostfälischen Raum in seiner Eigenständigkeit<br />

und Abgrenzung als Ostfalen das erste Mal als kulturgeographische Einheit<br />

darstellte - trat er in die vordere Reihe der deutschen geographischen Landeskundler.<br />

Die Gabe, die Naturausstattung einer Landschaft und das Wirken des<br />

Menschen in Geschichte und Gegenwart darin in ihren vielfältigen Verflechtungen<br />

und Beziehungen aufzuzeigen und in der Darstellung zu einem lebendigen Bild zu<br />

verweben - der geographischen Arbeitsweise eigen -, ließen gerade die Studienfahrten<br />

zu Höhepunkten des Wirkens von Theodor Müller im Geschichtsverein<br />

werden.<br />

Doch nicht nur die wissenschaftlich betriebene Landeskunde, sondern auch die<br />

Heimatkunde im besten Sinne, dem Verständnis des Schülers entgegenkommend,<br />

pflegte Theodor Müller gerne, wie seine Schriften über unsere engere Heimat<br />

neben schulmethodisch-didaktischen Aufsätzen zeigen.<br />

Daneben stand in thematisch weitgespanntem Rahmen und auch über die engere<br />

Heimat hinausgreifend die spezielle Forschung auf geologischem, geographischem<br />

und (wirtschafts-)historischem Gebiet, der wir wichtige Arbeiten verdanken. Es<br />

seien hier nur wenige bezeichnende Titel genannt: Kartenblätter und Beschreibunbungen<br />

zur Naturräumlichen Gliederung Deutschlands - Studien an den asymmetrischen<br />

Tälern des Niederbayerischen Hügellandes (mit Prof. Pos er) - Die<br />

ostfälische Landschaft im Werk Wilhelm Raabes - Bilanz zweier Jahrhunderte.<br />

Zur Geschichte des Bankhauses Gebrüder Löbbed


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die stadt- und landbraunschweigische Geschichtsforschung sowie seiner aufopfernden<br />

Tätigkeit als Leiter der Studienfahrten, namentlich nach 1945". Die Geographische<br />

Gesellschaft zu Braunschweig verlieh ihm 1961 die Ehrenmitgliedschaft für sein<br />

wissenschaftliches Lebenswerk, insbesondere für seine umfassenden geographischen<br />

Arbeiten über das Braunschweiger Land. Bereits 1953 hatte Theodor Müller von der<br />

Geographischen Gesellschaft zu Hannover anläßlich ihres 75jährigen Bestehens als<br />

besondere Ehrung die Herrnann-Guthe-Medaille "in dankbarer Anerkennung seiner<br />

Forschungen im Bereich von Ostfalen und des diese Forschungen einstweilen<br />

abschließenden Werkes Ostfälische Landeskunde" erhalten. Anläßlich seines<br />

70.Geburtstages im Jahre 1961 erhielt er für seine wissenschaftlichen Verdienste das<br />

Bundesverdienstkreuz I. Klasse.<br />

Wer Theodor Müller näher kannte, wußte nicht recht, sollte er mehr den unermüdlichen,<br />

neuen Erkenntnissen und Fragestellungen stets aufgeschlossenen Wissenschaftler<br />

bewundern oder den liebenswürdigen, immer ausgeglichenen Menschen<br />

mit dem tiefgründigen Humor schätzen, der sich mit kritisch-klarem und verständnisvollem<br />

Urteil stets an der Sache orientierte und sich besonders freute, junge<br />

Menschen, die sich fragend an ihn wandten, in anregendem Gespräch und tätiger<br />

Hilfe weiterführen zu können. Ein besonderer Genuß war es stets, mit Theodor<br />

Müller in geselligem Kreise zusammen zu sein, ihn als glänzenden Unterhalter zu<br />

erleben und sich von seiner anziehenden, harmonischen Persönlichkeit fesseln zu<br />

lassen.<br />

Dieter N eukirch<br />

Nadltrag zum Sdlrlftenverzeldlnls<br />

1962<br />

Ein Besuch Ludwig Uhlands in Braunschweig. In: <strong>Jahrbuch</strong> der Raabegesellschaft.<br />

1961. S. 166-171.<br />

1963<br />

Stadtdirektor Wilhelm Bode. Leben und Werk. Braunschweig: Waisenhaus-Buchdr.<br />

u. Verl. 1963. 301 S. mit Abb. 8°. (Braunschweiger Werkstücke. Bd. 19.)<br />

115 Jahre Geographie und Kartographie im Hause Georg Westermann. In: Geographische<br />

Rundschau. Bd 15.1963. S. 134-135.<br />

Niedersachsen und Bremen. (Braunschweig:) Westerrnann (196». 80 Sp. 40. Aus:<br />

Westermanns Lexikon der Geographie.<br />

1964<br />

Flachsanbau und Leinenhandel im Braunschweigischen im 18. Jahrhundert. In:<br />

Heimatkalender für den Landkreis Wolfenbüttel. Jg. 10. 1964. S. 63-68. - Auch in:<br />

Heimatbote des Landkreises Braunschweig. (10.) 1964. S. 51-56.<br />

Der Plan einer Technischen Universität in Braunschweig. In: <strong>Braunschweigisches</strong><br />

<strong>Jahrbuch</strong>. Bd 45. 1964. S. 91-106.<br />

Schlagschatten der Grenze. 115 Jahre Alfr. u. Herrn. Nordmann, Bad Harzburg,<br />

19. März 1964. (Braunschweig 1964: Westerrnann.) 46 S. mit Abb. 8 0.<br />

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[Mit WilhelmAppelt.] Wasserkünste und Wasserwerke der Stadt Braunschweig.<br />

(Hrsg.aus Anlaß d.hundertjährigen Bestehens d.Städt. Wasserwerke Braunschweig<br />

am I. Jan. 1965.) Braunschweig: Waiscnhaus-Buchdr. u. Ver!. 1964. u8 S. mit<br />

Abb., 1 Kt., 1 Plan. 8 o. (Braunschweiger Werkstücke. Bd 33.)<br />

1965<br />

17. Juli 1965. In: Braunschwei­<br />

Nachruf Professor Otto Hahne, 18. Juni 1878 -<br />

gisches <strong>Jahrbuch</strong>. Bd 46.1965. S. 186-189.<br />

Der Verleger George Westermann 1810-1879. Braunschweig: Waiscnhaus-Buchdr.<br />

u. Ver!. 1965. 158 S. mit Abb., 1 Stammtaf. 8 o. (Braunschweiger Werkstücke.<br />

Bd 34') [Ersch. auch außerhalb d. Serie mit d. Untertitel: Ein Lebensbild aus<br />

Briefen und Tagebüchern.]<br />

[Mitarb.] Wir bauen mit an einer neuen Stadt. lS Jahre Wasser- und Energieversorgungsgesellschaft<br />

mbH. Salzgitter. (Salzgitter: Wasser- u. Energieversorgungsges.<br />

mbH. 1965.) 46 S. mit Abb. 4 o.<br />

1966<br />

Die flößerei auf der Oker zwischen Börßum und Braunschweig. In: Heimatbuch<br />

für den Landkreis Wolfenbüttel. Jg. u. 1966. S. 46-49.<br />

Das Braunschweiger Land und sein ländlicher Siedlungsträger, die Braunschweigische<br />

Siedlungsgesellschaft m.b.H. (48 Jahre.) (Braunschweig 1966: Waisenhaus­<br />

Buchdr. u. Ver!.) 108 S., 18 Taf. mit Abb. u. Tab. 4 o.<br />

Das geschichtliche Werden (des Landkreises Peine). In: Der Landkreis Peine.<br />

Aalen 1966. S. 95-147.<br />

1967<br />

1000 Jahre Peiner Geschichte. Eine Gesamtdarstellung. [Anfang u.] Forts. 1-9.<br />

, In: Der Heimatspiege!. Beil. d. Peiner Allgemeinen Zeitung. Nr 10-19. 1967.<br />

Die Schankwirtschaft auf der Saline Juliushall (Bad Harzburg). In: <strong>Braunschweigisches</strong><br />

<strong>Jahrbuch</strong>. Bd 48. 1967. S. 5-11.<br />

1968<br />

1000 Jahre Peiner Geschichte. Eine Gesamtdarstellung. Forts. 10-13. In: Der<br />

Heimatspiege!. Beil. d. Peiner Allgemeinen Zeitung. Nr 10-13.1968.<br />

Schiffahrt und Flößerei im Flußgebiet der Oker. Braunschweig: Waisenhaus­<br />

Buchdr. u. Ver!. 1968. 103 S., 8 Taf. mit 15 Abb. 8 o. (Braunschweiger Werkstücke.<br />

Bd 39 = R. A, Bd 1.)<br />

Irene Berg


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Allgemeines, Landeskunde<br />

Bibliographie zur braunschweigischen<br />

Landesgeschichte 1967<br />

Bearbeitet von<br />

Irene Berg<br />

I. (Schieckel [, Harald]:) Graf Anton Günther von Oldenburg (1583-1667).<br />

Archivalienausstellung d. Niedersächs. Staats archivs in Oldenburg. Mit 16 Abb.<br />

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1967. 84 S. (Veröffentlichungen d. Nds. Archivverwaltung.<br />

Beih. 7.)<br />

[Darin Hinweise auf d. politischen u. kulturellen Beziehungen zum Land Braunschw.]<br />

1. Müll er, Theodor: 1000 Jahre Peiner Geschichte. Eine Gesamtdarstellung. [Anfang<br />

u.] Forts. 14/. [Wird fortges.] In: Der Heimatspiegel. Beil. d. Peiner Allgemeinen<br />

Zeitung. Nr 10-19. 1967.<br />

[Darin Hinweise auf d. vielfältigen Beziehungen zum Land BuWlschw.]<br />

la.D es el , Jochen: Das Kloster Lippoldsberg und seine auswärtigen Besitzungen.<br />

Melsungen: Gutenberg (1967). 116 S., 11 Taf. mit 31 Abb.<br />

[Darin Hinweise auf d. Beziehungen zum Land Braunschweig, lUch Klosterbesitz in braunschw. Orten.]<br />

3. Sc h e e I, Günter: Leibniz und die geschichtliche Landeskunde Niedersachsens. In:<br />

Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 38. 1966. S. 61-85.<br />

[Darin S. 119-70: Fund eines Mammutskeletts Im Jahre 169' In d. Glpsbrilchen bei Thiede.]<br />

4. Das Bundesland Niedersachsen. Einführung in Aufbau u. Entwicklung. (Berlin:<br />

E. Sdunidt 1966.) 63 S. quer-8° (Zahlenbilder aus Politik, Wirtschaft u. Kultur.<br />

Sonderheft.)<br />

5. Niedersachsen im Farbbild. Einleitung: Georg G r ab e n h 0 r s t, Bilderläuterungen:<br />

Waldemar Augustiny. Frankfurt a.M.: Umschau Ver!. (1967.) 111 S., 39 Abb. 4 0<br />

6. Luftbildatlas Niedersachsen. Eine Landeskunde in 86 farbigen Luftaufnahmen von<br />

Wilhelm G rot e I ü s ehe n u. Uwe M u u ß. Mit Beitr. von Christian D e g n<br />

[u.a.] Neumünster: Wachholtz 1967. 100 S. 4 0<br />

[Darin Nr 63: Braunschweig: Nr 6S: Industriegebiet Salzgitter: Nr 67: BraunkohleRtageblO bei Helmstedt:<br />

Nr 68: Zonengrenze bei Helmatedt: Nr 7S: Die WÜltung Hatteosen, Kr. Holzminden: Nr 83: Goslu -<br />

die Kai.erstadt.]<br />

7. K 1 ein au , Hermann: Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig.<br />

(T. I:) A-K. Hildesheim: Lax 1967. 36-, 357 5., 1 Falttab. 4 0 (Geschichtliches Ortsverzeichnis<br />

von Niedersachsen. 1.) (Veröffentlichungen d. Hist. Komm. f. Nds. 30.)<br />

8. Wüstungen in Deutschland. Ein Sammelbericht, hrsg. von Wilhe1m Ab e I. Frankfurt<br />

a.M.: DLG-Verl. (1967.) 101 S. (Zs. f. Agrargesch. u. Agrarsoziologie. Sonderh. 1.)<br />

[Darin S.49-67, 3 Abb.: JaDlsen, Walter: Probleme und Ergebnisse der WÜltungsforschung Im IÜdwestlichen<br />

Hanrandgebiet.1<br />

9. H ahn e, Otto: Die mittelalterlichen Burgen und Erdwälle am Okerlauf, mit 7 Federzeichnungen<br />

(von Wilhe!m K ri e g). Braunschweig: Oeding [1967]. 87 S.


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10. Ha h n e, Otto: Mittelalterliche Burgen im Okertal. In: Heimatbuch f. d. Landkr.<br />

Wolfenbüttel. Jg. 13· 1967. S. 74-76.<br />

1 I. S t ar k e, Günter K [arl] P [aul], Helmuth Wes e man n: Landkreis Braunschweig,<br />

Orte und Landschaften. Wolfenbüttel: Rock (1966). 84 S. mit Abb.<br />

I Z. H und e r tm a r k, Edeltraut: Strukturveränderungen im Landkreis Braunschweig.<br />

In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [13.] 1967. S. z7-31.<br />

13. La m pe, Carl Heinz: Aussiedlerhöfe im Landkreis Braunschweig. Aufnahmen: Willi<br />

Bi r k e r. In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [13'] 1967. S. 57-6z, 3 Abb.<br />

14. Bor n s ted t, Wilhelm: Burg und Amt Campen. Ein Beitrag zur Geschichte d. nordöstlichen<br />

Teiles d. Landkr. Braunschweig mit d. Dörfern Abbenrode, Beienrode,<br />

(Boimstorf), Dibbesdorf, Essehof, F1echtorf, Gardessen, Hordorf, Lehre, (Rotenkamp),<br />

Schandelah, Schapen, Volkmarode, \Veddel. Mit u Kt. u. PI. sowie 11 Bildern u. alten<br />

Stichen u. Lithogr. (Braunschweig:) Landkr. Braunschweig 1966. 67 S. 4 0 [Masch. Schr.<br />

vervielf.] (Denkmalpflege u. Kreisgesch. H. 5.)<br />

15. Bor n s ted t, Wilhelm: Das braunschweigische Amt Thedinghausen im Landkreis<br />

Braunsdiweig und seine Baudenkmäler: Erbhof, Bauernhäuser, Scheunen und Spieker,<br />

mit 17 Kt. u. PI., 8 Strichzeichn., 3 Urkundenseiten u. SO Fotowiedergaben. (Braunschweig:)<br />

Landkr. Braunschweig 1967. 60 S. Text, 75 BI. Abb. 4 0 (Denkmalpflege u.<br />

Kreisgesch. H. 10.)<br />

16. Elm. (Untersuchung über d. Einbeziehung d. Erholungswesens in d. Landschaftsaufbau<br />

als Grundsatzfrage moderner Landesplanung am Beispiel des Elm-Gebietes. Bearb.:<br />

Christoph Re pe n t hin [u.a.]) (Berlin 1965.) 10Z S. mit Abb. u. Kt. (Techn. Univ.<br />

Berlin. Inst. f. Gartenkunst u. Landschaftsgestaltung. Arbeit 10.)<br />

17. Bau m gar t e n, Marlene: Die Besiedelung des nordöstlichen Elmrandgebietes. Die<br />

Herrschaft der hier ansässigen Burgherren über die Dörfer bis zur Eingliederung ihrer<br />

Gebiete in das Herzogtum Braunschweig. Braunschweig 1967. 38 gez. BI. 4 0 [Masch.<br />

Schr.] Braunschweig PH, Examensarbeit 1967.<br />

[Vorh. im StaatsA Wolfenbüttel.]<br />

18. Wal per, Kar! Heinz: Raumordnungspolitik im Harzvor!and. Gewässer- u. Luftreinigung,<br />

Gebiets- u. Verwaltungsreform. (Göttingen, Hannover;) Hildesheim: Lax in<br />

Komm. 1967. VII,93 S., 8 Kt. [Gekürzte Fassung d. Wirtschafts- u. sozialwiss. Diss.<br />

Berlin FU.] (Veröffentlichungen d. Nds. Inst. f. Landeskde u. Landesentwicklung an d.<br />

Univ. Göttingen. R. A, I, Bd 85.)<br />

19. P ö r n er, Ernst: Der Harz als Reichsbannforst im frühen Mittelalter. In: Unser Harz.<br />

Jg. 15· 1967. S. 4-8.<br />

10. Gi d ion, Hans: Von der Besiedelung des Oberharzes, seinem Bergbau und der Harzsprache.<br />

In: Goslarer Bergkal. Jg. 317. 1967. S. 54-61.<br />

1 I. B r a nd, Hans Dieter: Die Bäder am Oberharz, eine fremdenverkehrsgeographische<br />

Untersuchung. (Göttingen, Hannover;) Hildesheim: Lax in Komm. 1967. VIII,86 S.,<br />

9 Tab., 10 Abb. [Umgearb. Fassung d. Staatsexamensarbeit d. höheren Lehramts Hannover<br />

TH 1962..] (Veröffentlidiungen d. Nds. Inst. f. Landeskde u. Landesentwiddung<br />

an d. Univ. Göttingen. R. A, I, Bd 84.)<br />

[Darin u .•• Bad Harzburg.)<br />

H. Mo h r, Kurt: Die Geologie des Westharzes. 400 Millonen Jahre Harzgesdiidite. 3"<br />

verb. Auf!. mit 32. Abb. u. I übersichtstaf. Clausthal-Zellerfeld: Pieper 1966. 92. S.<br />

[Umsdilagt.:] Mohr: 400 Millionen Jahre Harzgesdiichte.<br />

[I. Auf! ••• Bibliogr. 1963, Nr 8.)<br />

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13. Rum p f, Kurt: Der \Vestharz, Deutschlands goldene Schatzkammer. In: Niedersachsen.<br />

Jg. 67· 1967. S. 465-471, 3 Abb.<br />

Quellenkunde und Historische Hilfswissenschaften<br />

14. Richtlinien für die Archivpflege im Lande Niedersachsen. 1., rev. u. erw. Aufl. (von<br />

Richtlinien für die Pflege des nichtstaatlichen Archivgutes im Lande Niedersachsen),<br />

bearb. von Manfred Harn a n n. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1967. 51 S.<br />

(VeröffentlidJ.ungen d. Nds. ArdJ.ivverwaltung. H. 7.)<br />

15. Harn a n n, Manfred: übersicht über die wichtigsten Veröffentlichungen mittelalterlicher<br />

Urkunden zur niedersächsischen Geschichte. In: Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 39.<br />

1967. S. 45-85'<br />

16. Externsteiner Urkundenbuch. Hrsg. von Franz F las kam p. Gütersloh: Flöttmann<br />

1966. 100 S. (Quellen u. Forsch. zur westfäl. Gesch. H. 94.)<br />

[Ver!. hält die Externsteine !ür ursprünglidlen Besitz der Abtei Werden-Helmstedt.)<br />

17. S P r i g ade, Klaus: über die Datierung von Brunos Buch vom Sachsenkrieg. In: Dt.<br />

Archiv f. Erforsch. d. Mittelalters. Jg. 13. 1967. S. 544-548.<br />

[VerI. datiert d. QueUe in d. ersten Monate d. Jahres ,081.)<br />

18. Pi t z, Ernst: Landeskulturtechnik, Markscheide- und Vermessungswesen im Herzogtum<br />

Braunschweig bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Göttingen: Vandenhoeck &<br />

Ruprecht (1967). 431 S. (Veröffentlichungen d. Nds. Archivverwaltung. H. 13')<br />

19. D ü r r k 0 P f, Fritz: Die heutige Bedeutung der alten Karten. In: Der Städtetag. N.F.<br />

Jg. 10, Nr I. 1967. S. 11-14, 3 Kt.Abb.<br />

[Die Karten sind Wiedergaben aUS d. Hist. Atlas d. Stadt Braunsdlw.)<br />

30. Karte des Landes Braunschweig im 18. Jhdt. Bearb.: [Hermann] K 1 ein a u, [Ernst]<br />

Pi t z, [Albert] Vor t h man n. 1 : 15 000. I. [vielm. 1.], vervol1st. [mit Höhenlinien<br />

vers.] Aufl. [MeßtisdJ.-Bl.] 3718 VedJ.elde, 3818 Barum. [Hannover:] Hist. Komm. f.<br />

Nds.; Wolfenbüttel: Nds. Staatsarchiv in Komm. 1967. [(Veröffentlichungen d. Hist.<br />

Komm. f. Nds. 13.)]<br />

31. Grundrißkarte unter Schlackenberg. Karte aus dem Jahre 1717 unter den riesigen<br />

Halden der "Frau Sophienhütte" gefunden. In: Harzer Heimatland. Geschichtsbeil. zur<br />

Goslarschen Zeitung. 1967, Nr 1. Vom 3. März. Mit 1 Abb.<br />

Wappen s. auch Nr 161.<br />

31. Röhrbein, Waldemar R.: Das Wappen des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Seine<br />

Entwicklung u. seine Form. In: Hannoversche GeschichtsbII. N.F. Bd 11. 1967. S. 67-91,<br />

15 Abb.<br />

33. Je s se, Wilhelm: Unsere Münznamen einst und jetzt. In: Freundeskreis d. Gr.<br />

Waisenhauses, Braunschweig, e.V. Jg. 17 = H. 50. 1967. S. 11-15.<br />

34. S chI ü t er, Margildis: Niedersächsische Brakteaten der Hohenstaufenzeit. Hannover<br />

1967. 51 S., u Taf. mit 46 Abb. (Kataloge d. Münzsammlung d. Kestner-Museums<br />

Hannover. 3.)<br />

[Darin genannt u. a. Braunsdtweig, Gandersheim, Goslar, Helmstedt.)<br />

35. Kr a urne, Emil, Vera Hat z: Silberanalysen deutscher Münzen des 10. Jahrhunderts.<br />

In: Hamburger Beitrr. zur Numismatik. H. 11. 1967. S. 35-38, 1 Tab.<br />

[Darin u ••• Münzstätte Goslu u. Prägungen aus Rammelsberger Silber.)<br />

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36. 1I atz, Gert: Anmerkungen zu einigen deutschen Münzen des 11. Jahrhunderts. (6.)<br />

In: Hamburger Beitrr. zur Numismatik. H. ZI. 1967. S. 39-P, Taf. 6.<br />

37. Du v e, Gebhard: Geschichte der braunschweig-Iüneburgischen Löser-Thaler. (Johannesburg:<br />

Verf. 1966.) 187 S. mit Abb. 4 0 [Nebent.:] Duve: History of the redeemable,<br />

multiple and mining talers oE Brunswick-Luneburg. [Text deutsch u. eng!.]<br />

38. Deutsche Taler. Von den Anfängen der Talerprägung bis zum Dreißigjährigen Krieg.<br />

Aus d. Münzensammlung d. Deutschen Bundesbank. Frankfurt a.M.: Deutsche Bundesbank<br />

(1966). XXVII S. Text, 60 Taf. Abb., 1 Kt. 4 0<br />

(Darin Herzöge zu Braun,chweig-Lüneburg: Heinrich d. J. '568, Tal. 36; Friedrich Ulrich ,6'4, Tal. H.]<br />

39. Deutsche Taler. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende der Talerprägung. Aus d.<br />

Münzensammlung d. Deutschen Bundesbank. Frankfurt a.M.: Deutsche Bundesbank<br />

(1967). XXXIII S. Text, 69 Taf. Abb., 1 Kt. 4 0<br />

[Darin Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg: August d. ]. '643, Taf. 11; Rudolf August '679, Tal. aS.]<br />

40. Bi I zer, Bert: Herzog Maximilian Julius Leopold von Braunschweig und die Medaille<br />

auf seinen Tod von Christi an Friedrich Krull. Herrn Prof. Dr. phi!. Wilhelm Jesse zum<br />

80. Geburtstag am 3. Juli 1967 gewidmet. (Braunschweig: Städt. Museum 1967.) u B!.,<br />

8 Abb. (Arbeitsberr. aus d. Städt. Museum Braunschw. 10.)<br />

Allgemeine Geschichte in zeitlicher Reihenfolge<br />

41. Niedersächsische Fundchronik. (Berichtszeit I. Jan. bis 3 I. Dez. 1966.) In: Nachrichten<br />

aus Nds. Urgesch. Nr 36. 1967. (Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 39.)<br />

(Darin S. 165-,S3: Bodendenkmalptlege im Nd •• Verw.Be •• BraWlSChweig. Z'gest. von Franz Niqnet.<br />

Thielemann, O[tto]: Ein Siedlung,fund und ein Grabfund der späteu Bronzezeit bis frühen Eiseuzeit<br />

im Paß von Weddingen, Kr. Goslu. Mit 5 Abb. S. 165-172. - Ni q u e t, F.: Eine Siedlung der jüngereu<br />

Bronzezeit am südlichen Elz auf der Gemarkung Run.tedt. Kr. Helrnstedt. Mit 3 Abb. u .• Taf. S. '73-'77.<br />

Taf. ,6-17. - Niquet. F.: Die vierte Haupt- und Absdllußgrabung auf der Siedlung .Am Hetelbeeg"<br />

und die Untersuchung der Siedlung .Am Kaiserstein" (.Schmiede"') bei Gielde. Kr. Goslar, 1966. Mit, Abb.<br />

u. , Taf. S. 178-180. Taf. 18. - Thielemann, Ö.: Ein frühgelchichtlicher Spinnwirtel IUS Metall von<br />

Haverlob, Lkr. Goolar. Mit I Abb. u. I Tal. S. ISo-IS3, Tal. ISI']<br />

4Z. (M e y er, Bernd-Uwe:) Die bisherigen vorgeschichtlichen Funde und Siedlungen um<br />

Roklum. (RokIum 1967.) 9 gez. BI. mit Abb. 4 0 (Masch.Schr. vervieIf.]<br />

43. Ni q u e t, Franz: Archäologische Zeugnisse frühen Christentums aus dem südöstlichen<br />

Niedersachsen. In: Vorchristlich-christliche Frühgeschichte in Niedersachsen. 1966.<br />

S. 33-40, 143-146, 10 Abb. (Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 64, Beih.)<br />

44. R i n k e I, W.: Grafschaft Papenteich im Derlingau. In: Kreiskai. f. Gifhorn-Isenhagen.<br />

[Jg. 34.] 1967. S. 15-3 [.<br />

[Darin Angaben über d. Verhälmi. von Gau u. Grafschaft IOwie über Beoit:zredrte der LiudoUinger. Brunonen<br />

u. dereu Erben in Papenteich bis zur Mitte d. ,6. Jh.]<br />

45. See ba eh, Carl-Heinrich: Die Königspfalz Werla. Die baugeschichtlichen Untersudlungen.<br />

Mit e. Beitr. (Geschichte der Pfalz) von Hans Jürgen R i eck e n b erg.<br />

Neumünster: Wachholtz 1967. 80 S., 35 Abb., z8 Taf. 4 0 (Göttinger Schrr. zur Voru.<br />

Frühgesch. Bd 8.)<br />

46. U s I a r, R[afael] v.: Ringwälle Nordwestdeutschlands. Mit 16 Abb. In: Die Kunde.<br />

N.F. 18. 1967. S. 51-84.<br />

(Darin geuannt u ... Werla. S. 77 u. Abb. 19; Hiiburg b. Kreienseu. S. 55.]<br />

47. Na u man n, Helmut: Die Schenkung des Gutes Schluchsee an St. Blasien. Ein Beitrag<br />

zur Geschichte d. Investiturstreites. In: Dt. Archiv f. Erforsch. d. Mittelalters. Jg. z3.<br />

1967. S. 358-404.<br />

(Darin Ausführungen über d. Anfänge d. Klosten St. Bluleu in Northeim, du mit einem predium in Amelungsbom<br />

lusgestattet wurde.]<br />

48. T h i eie man n, Otto: Ein Hirsdlbildnis auf einem Ortbandbeschlag von der Sudburg<br />

bei Goslar. Mit 3 Abb. u. 1 Taf. In: Die Kunde. N.F. 18. 1967. S. u8-[31.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

49. J 0 r dan, Karl, Martin G 0 s e b r u eh: 800 Jahre Braunsmweiger ßurglöwe<br />

1166-1966. Braunschweig: Waisenhaus-Buchdr. u. Ver!. 1967. 60 S., 8 Taf. mit lS Abb.<br />

(Braunschw. Werkstücke. Bd 38 = R. A, Bd I.)<br />

SO. Ja n, Helmut von: 600 Jahre Smlamt bei Dinklar. 600 Jahre Hildesheimer Schützen?<br />

In: AIt-Hildesheim. Nr 38. 1967. S. 10-19, 4 Abb.<br />

5 I. Harn a n n, Manfred: Die geschichtliche Bedeutung der Schlacht bei Dinklar, 3. September<br />

1367. In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit u. Gegenwart. Jg. 35· 1967.<br />

S. 1-31, 4 Abb.<br />

p. B r e t hau er, Karl: Heerfahrt der Hessen gegen Braunschweig 1461. Münden, Einbeck<br />

und Salzderhelden. In: Einbecker Jb. Bd 17. 1966. S. 43-59. - Auch in: Zs. d. Vereins<br />

f. hessische Gesch. u. Landeskde. Bd 75176: 1964/65. 1965. S. IIS-I33'<br />

Heinrich d. J. Herzog zu Braunschweig-Lüneburg s. auch Nr 148.<br />

B. E y me It, Friedrich: Die Rheinische Einung des Jahres 1531 in der Reims- und<br />

Landesgeschichte. Bonn: Röhrscheid 1967. 138 S. [Ersm. aum als Phil. Diss. Bonn 1965.]<br />

(Rheinisches Archiv. 6 •. )<br />

[Darin S. "4-'>2: .Die Stellung der Rheinismen Einungsmitglieder zu Herzog Heinridt von WoUenbüttei<br />

('S4 1 -'S4S)·"j<br />

54. Sc hell er, Rita: Die Frau am preußischen Herzogshof (1550-1615). (Köln &<br />

Berlin:) Grote (1966). 138 S., II Abb. [Ausz. aus "Der preußische Hof", Phi!. Diss.<br />

Göttingen 1965.] (Studien zur Gesch. Preussens. Bd 13.)<br />

[Darin Herzogin Ann. Mari., Tomter von Eridt I. Herzog zu Braunschweig-Lüneburg.]<br />

Heinrich Julius Herzog zu Braunschweig-Lüneburg s. Nr no.<br />

SS. He y k e n, Enno: Rotenburg, Kirche, Burg und Bürger. Rotenburg/Hann. (: Heimatbund)<br />

1966. XVI,304 S. mit Abb., 16 Kt. (Rotenburger Schrr. Sonderh. 7.)<br />

[Darin 11 ••• Philipp Sigismund Herzog zu Braunsdtweig·Lüneburg, Bisdtof von Verden '586-,61]. Fundstenenhinwei<br />

••• Rcg. S. 198.]<br />

56. R 0 b erg, Burkhard: Unbekannte Quellen zur Postulation Philipp Sigismunds von<br />

Braunschweig-Lüneburg zum Bischof von Osnabrück. In: Osnabrücker Mitteilungen.<br />

Bd 74. 1967. S. 80-145.<br />

57. K I i n c k 0 ws t r ö m, Thure v.: Einigungsbestrebungen unter Georg von Calenberg<br />

in Niedersachsen. Gekürzt nach c. Vortrag. In: Mitteilungen d. Stader Gesch.- u. Heimatvereins.<br />

Jg. 41. 1967. S. 41-45·<br />

58. S chi m p f, Franz: Osteroder Bürger als Teilnehmer an der Belagerung der Stadt<br />

Braunschweig im Jahre 1605. In: Heimatbll. f. d. süd-westl. Harzrand. H. 11. 1967.<br />

S.33-38.<br />

59. F 0 er t s eh, Friedrich: Die Schlacht bei Lutter am Barenberg. In: Unser Harz. Jg. 15.<br />

1967. S. 14-18, 1 Kt.<br />

August d. J. Herzog zu Braunschweig-Lüneburg s. Nr u6.<br />

60. Re e se, Armin: Die Rolle der Historie beim Aufstieg des Welfenhauses 1680-1714.<br />

Hildesheim: Lax 1967. VI,106 S. [Ersch. zugleim als Phil. Diss. Göttingen.] (Quellen u.<br />

Darst. zur Gesch. Nds. Bd 71.)<br />

61. Sc h a er, Friedrich Wilhelm: Graf Friedrich Christian zu Schaumburg-Lippe als<br />

Mensch und als Repräsentant des kleinstaatlichen Absolutismus um 1700. Bückeburg:<br />

Grimme 1966. VII,lOO S. (Schaumburger Studien. H. 17')<br />

[Darin u ••• die Beziehungen zu den Henögen Anton Ulridt u. August Wilhelm zu Braunsmweig-Lnneburg.]<br />

earl Wilhelm Ferdinand Herzog zu Braunschweig-Lüneburg s. Nr 198.<br />

Maximilian Julius Leopold Herzog zu Braunsmweig-Lüneburg s. Nr 40.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


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http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

61. G r a ewe, Richard: Stade als Abfahrts- und Heimkehrhafen der Auxiliartruppen im<br />

IB.Jahrhundert. [1]-4. [Wird fortges.] In: Mitteilungen d. Stader Gesch.- u. Heimatvereins.<br />

Jg. 41. 1967.<br />

r,. Warum gerade Stade? S.4-1O, S Abb.; •. Ein kurLe. Wort über Auxiliartruppen und ein notwendiges<br />

Zu ihrer Ehrenrettung. S. S-53, I Abb.; J. Sdlon 1746 Auxilianruppen in Smouland? Hannoversme Regimenter<br />

17S6 in England. Auxiliartruppen oam Nordamerika, 1776-1783. S.7S-83, • Abb.; 4. Auxiliartruppen<br />

oam Nordamerika 1776-178}. (Forts.,> Friedrim ValentinMelsheimer, Feldprediger eines braunsmw.<br />

Dragonerregiments, berimtet. S. IOS-108, • Abb.1<br />

Kar! 11. Herzog zu Braunschweig-Lüneburg s. auch Nr U5, 177.<br />

63. Den es. Tibor: Les Amis neuchatelois de CharIes de Brunswick. In: Musee neuchatelois.<br />

Ser. 3, annee 4, Nr 4. Neuchatel 1967. S. 145-156.<br />

64. K ü h n, Joadlim: Gentz, Metternich und Herzog Kad 11. nach dessen Vertreibung.<br />

In: Braunschw. Jb. Bd 48. 1967. S. 78-101.<br />

65. Ba c k hau 5, Kar!: Gegen Demokraten helfen nur Soldaten. [über die Unruhen im<br />

Amte Liebenburg Anno 1848.] Der Tragikomödie anderer Teil. In: Goslarer BergkaI.<br />

Jg. 317. 1967. S. 44-51·<br />

[T. I s. Bibliogr. 1966, Nr 6}.1<br />

66. S t 0 f f r e gen, Albert: Die Geschichte der politischen Parteien und Wahlen im<br />

Gebiet des Kreises Gandersheim und der Stadt Salzgitter von 1867 bis 1963. Marburgl<br />

Lahn 1965. XXIV,U7 S., 10 übersichtskt. [Fotodr.] Marburg, Phil. Diss. v. I. Dez. 1965.<br />

67. Sc h r ö c k er, Sebastian: Ungeschriebenes Verfassungsrecht im Bundesstaat. Zum 100.<br />

Gründungsjahr des deutschen Bundesstaats. In: Der Staat. Bd 5. 1966. S. 137-161,<br />

3 1 5-34°.<br />

[Darin braunsmweigisdte Thronfolgcfrage nam 1884.)<br />

68. Herzogin Vi k tor i aLu i s e [zu Braunschweig-Lüneburg]: Im Glanz der Krone.<br />

(Göttingen, Hannover:) Göttinger Verl.Anst. (1967.) 369 S. mit Abb.<br />

69. Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1898 bis 1918, bearb. von Erim<br />

Matthias u. Eberhard Pikart. T. 1.1. Düsseldorf: Droste-Verl. (1966.) 4 0<br />

(Quellen zur Gesch. d. Parlamentarismus U. d. politischen Parteien. R. I, Bd 3, 1.1.)<br />

[Darin U. a. d. Abgeordneten d. braunsmw. Wahlkreise Duo Aotridc, Wilhe1m Blos, Rimard Calwer.)<br />

70. Rod e, Brigitte: Der Kampf Heinrich Jaspers um einen demokratischen Staatsaufbau<br />

im Lande Braunschweig. Braunschweig 1967. 110 gez. BI. 4 0 [Masch.Smr.] Braunschweig<br />

PH, Examensarbeit 1967.<br />

[Vom. im StadtA Braunsdtweig.]<br />

71. Ar 0 n 5 0 n, Shlomo: Heydrich und die Anfänge des SD und der Gestapo (1931-1935).<br />

BerIin 1967. 431 S. Berlin FU, Phil. Diss. V. 18. Sept. 1966.<br />

[Darin u .•. aum öfter braunsmweigisme Verhältnisse erwähnt, bes. S. "4-"7 .Ministerpräsident Klagges<br />

gegen die SD-Außenstelle Braunsdlweig".1<br />

71. Hau s se r, Paul: Soldaten wie andere aum. Der Weg d. Waffen-S5. Osnabrück:<br />

Munin-Verl. (1966.) 371 S.<br />

[Darin S. '9, )6-}7, 43-47, 88: SS-Junkenmule in Braunsmweig.)<br />

73. K Ii e tm an n, K[urt]-G[erhard]: Die Waffen-SS, eine Dokumentation. Osnabrück:<br />

"Der Freiwillige" (1965). 519 S.<br />

[Darin S. 4>1-4": SS-Junkersmule Braunsmweig; S. 4H' SS-Musik·Smule Bnunsdtweig.]<br />

224


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http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

74. (S c h war z, Max, u. Joamim Heinrim Rot h 5 P r ach:) Porträt eines Parlaments.<br />

Der Niedersämsisme Landtag 1947-1967. Hrsg. von Rimard L e h n e r s. (Hannover:)<br />

VerI. f. Literatur u. Zeitgesmehen (1967). 148 S. mit Abb.<br />

[Darin u. a.: Die direkt gewählten Abgeordneten aus d. WohlkreiIcD d. Verw.Bez. Braunsdlwcigö S. 'osr-'47:<br />

Alphabet. Verzeidtni. d. Abgeordneten mit Kurzbiographien.1<br />

Rechts-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte<br />

75. No w a k, Elisabeth: Die Verbreitung und Anwendung des Sachsenspiegels nach den<br />

überlieferten Handsmriften. Hamburg 1965. XI.355 S., 61 BI. 4 0 [Masch.schr. vervielf.]<br />

Hamburg, Phil. Diss. v. 18. Okt. 1965.<br />

76. Bor n s ted t, Wilhelm: Das "Alte Gericht" im Stödiheimer Streitholze des LecheInholzes.<br />

Haupthinrimtungsstätte d. Herzogtums Braunschweig-WolfenbütteI. Mit 14 Kr.<br />

u. Bildern u. 1 Urkunde. (Braunschweig:) Landkr. Braunsmweig 1967.30 S. 4 0 [Masm.<br />

Schr. vervielf.] (Denkmalpflege u. Kreisgesch. H. 8.)<br />

77. T h i eIe man n, 0 [tto]: Smnedgang ist bäuerlicher Remtsakt. "Actum auf der Haar,<br />

boben Ostlutter" von 1735. Setzen von Steinen und Marken von Bäumen. In: Harzer<br />

Heimatland. Gesmimtsheil. zur Goslarsmen Zeitung. 1967, Nr 1. Vom 3. März. Mit<br />

1 Abb.<br />

78. K ö 11 i n g [, Wilhelm]: Verkoppelungsinteressentenschaften, Realgemeinden und Teilnehmergemeinsmaften<br />

in Niedersachsen. In: Namrr. d. Nds. Vermessungs- u. Katasterverwaltung.<br />

Jg. 17. 1967. S. 81-87.<br />

[Darin S. 84: Ehem. Henogrum Braunsdlweig, Gesetz von ,896.1<br />

79. Huf fm an n, Helga: Kampf um freie Advokatur. Essen: EIlinghaus 1967. 174 S.<br />

[Ersch. zuerst als Jur. Diss. Bonn [965.]<br />

[Darin S. 48-49, 8~. 91. 111-"4: Gründung d. Braunsdlw. Anwaltvereins vor ,8so u. Erridltung d. Braunsdlw.<br />

Advokatenkammer auf Grund d. Braunsdlw. Advokatenordnung vom '9' 3. 18so·1<br />

80. F r e y tag, Gerhard: Aus vergilbten Akten. Kautionsstellung eines bestellten Chaussee­<br />

Geld-Einnehmers aus dem Jahre 18n. In: Braunsmw. KaI. 1967. S. 54.<br />

81. R 0 em hel d, Gerhard: Regierungs- und Verwaltungsbezirke, Gebietskörpersmaften,<br />

kommunale Zusammenschlüsse. Zur Karte 1 des Verwaltungs atlasses von Niedersamsen.<br />

In: Neues Armiv f. Nds. Bd 16. 1967. S. 9-[9.<br />

(Darin S. 12: Braunsdlweig.)<br />

Kirchengeschichte<br />

82. Vorchristlich-christliche Frühgesmimte in Niedersamsen. Mit Beirr. von R(ichard)<br />

D r ö ger e i t [u.a.] Unter Mitw. von ... hrsg. von Hans-Walter Kr u m wie d e.<br />

Blomberg/Lippe: Rihn in Komm. (1966.) 162 S. mit Abb. (Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesm.<br />

Bd 64, Beih.)<br />

83. Krumwiede, Hans-Walter: Die Reformation in Niedersamsen. Politisme, soziale<br />

u. kirchlim-theologisme Aspekte. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 65. 1967.<br />

S·7-26.<br />

84. Krumwiede, Hans-Walter: Reformation 1517-1967. Ursprung u. Wandel evangelischer<br />

Kirchen in Niedersachsen. Ein Ausstellungsführer. (Historisches Museum am<br />

Hohen Ufer, Hannover, Burgstraße, 16. Juni bis 13. August 1967.) (Hannover: Ev.­<br />

luth. Landeskirchenamt 1967.) 40 S., 8 Abb.<br />

15 225


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

85. He s se, Otmar: Ein Beitrag zur Vorgesmimte von Bugenhagens Braunsmweiger<br />

Kirmenordnung von 1518. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirmengesm. Bd 64. 1966. S. 61-69.<br />

[VsI. Bibliogr. 1965, Nr 8S·)<br />

86. Die Visitation im Dienst der kirmlimen Refornl. Mit e. Einf ..•. sowie e. Bibliographie<br />

gedruckter u. e. armivalismen Verzeimnis ungedruckter Visitations quellen hrsg. von<br />

Ernst Walter Z e e den u. Hansgeorg Mol i tor. Münster: Asmendorff (1967).<br />

138 S. (Katholismes Leben u. Kirmenreform im Zeitalter d. Glaubensspaltung. '1.5h6.)<br />

[Darin die auf d. Herzogtum Braunschw. bezügI. Quellen, gedr. S. 53-H, ungedr. S. 100-103.)<br />

87. Kr um wie d e, Hans-Walter: Zur Entstehung des landesherrlimen Kirmenregimentes<br />

in Kursamsen und Braunsmweig-Wolfenbütte!. Gättingen: Vandenhoeck &<br />

Rupremt (1967). '1.65 S. (Studien zur Kirmengesm. Nds. 16.)<br />

88. K ü n n eck e, Walter: Die Stellung der Evangelism-Lutherismen Landeskirme<br />

Braunsmweig in den ersten Jahren des Dritten Reimes. Gadenstedt 1967. 17.4 gez. BI. 4 0<br />

[Masm.Smr.] Braunsmweig PH, Examensarbeit 1967.<br />

[V orh. im StadtA Brauruchweig.)<br />

89. Zehn Jahre Bismof von Hildesheim 1957-1967 (Heinrien Maria Janssen). Dienst in<br />

Liebe. Hildesheim: Bernward-Verl. (1967.) 99 S. mit Abb.<br />

[Darin u .•• die Dekanate Brauruchweig, Go.lar, Helmstede, Holzminden, Salzgitter, Wollenbü .. el u. der<br />

Zirkel Blankenburg.)<br />

90. S toff e r s, Willi: Die Neuorganisation der Diözese Hildesheim in den Jahren 1959<br />

bis 1967. In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit u. Gegenwart. Jg. 35. 1967.<br />

S. 17.0-135.<br />

[Darin S. "3-114, '31-'33: Verw.B..,. Braun.chweig.]<br />

91. M a h ren hol z, Christhard: Studien zur Amelungsbomer Abtsliste. '1..3. [Wird<br />

fortges.] In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirmengesen. Bd 63. 1965. S. 95-139; Bd 65. 1967.<br />

S. 187-'1.17.<br />

rr. I I. Bibliogr. 1963, Nr 54; der bei dieser Nr genannte T .• ,ehört zur Textflssung Bibliogr. 1962, Nr 34.)<br />

9'1.. D ö 11, Ernst: Die Kollegiatstifte St. Blasius und St. Cyriacus zu Braunsmweig. Braunsmweig:<br />

Waisenhaus-Bumdr. u. Ver!. 1967. 387 S., 4 Taf. mit 17 Abb., '1. Stammtaf.,<br />

:I Kt. [Ersen. auch als Phi!. Diss. Hamburg 1965.] (Braunsenw. Werkstücke. Bd 36.)<br />

93. Me i er, Rudolf: Die Domkapitel zu Goslar und Halberstadt in ihrer persönIimen<br />

Zusammensetzung im Mittelalter (mit Beiträgen über die Standesverhältnisse der bis<br />

zum Jahre 1'1.00 namweisbaren Hildesheimer Domherren). Göttingen: Vandenhoed!: &<br />

Rupremt 1967. 447 S. [Umgearb. Fassung d. Phi!. Diss. Göttingen 1957.] (Studien zur<br />

Germania sacra. I.) (Veröffentlimungen d. Max-Pland!:-Inst. f. Gesen. 5.)<br />

[VsI. Bibliogr. '958, Nr '30.]<br />

94. B run s, AIfred: Der Armidiakonat Nörten. Göttingen: Vandenhoed!: & Rupremt<br />

1967. 101 S., 1 Kt. [Erw. Phil. Diss. Göttingen.] (Studien zur Germania sacra. 7.) (Veröffentlichungen<br />

d. Max-Planck-Inst. f. Gesm. 17.)<br />

Wirtschafts- und Verkehrsgeschichte<br />

Bergbau s. aum Nr 20, 28, 144-148.<br />

95. Hili e b r a n d, Wemer: Von den Anfängen des Erzbergbaus am Rammelsberg bei<br />

Goslar. Zur looo-Jahr-Feier 1968. In: Nds. Jb. f. Landesgesm. Bd 39. 1967. S. 103-114.<br />

96. L 0 m m atz s eh, Herbert: Von Leibniz bis Roemer. Skizzen u. Bilder aus d.<br />

Gesmimte von Wissensmaft u. Temnik, Forsmung u. Lehre im Oberharzer Erzbergbau<br />

u. in d. Homsmulstadt CIausthal-ZelIerfeld. CIausthal-Zellerfeld: Greinert (1966).<br />

64 S., l5 Abb.<br />

116


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

97. G r 0 s s, Hans Jürgen: Die Clausthaler Bergbaukasse - Geschichte, Bedeutung und<br />

Rechtsnatur. Göttingen 1967. IX,ISO S. [Text Fotodr.] Göttingen, Jur. Diss. v. 6. März<br />

1967.<br />

[Darin auch d. bnunschw. u. Kommunionharz behandelt.]<br />

98. Ru s ehe p a u I, H.: Die Anfänge des Helmstedter Braunkohlenbergbaus. Bereits 1770<br />

erste Abbauversuche. In: BKB-Mitteilungen. [Jg. 17,] 3. 1967. S. 14-15, I Grubenriß.<br />

99. Bibliographie Kammerpublikationen. Veröffentlichungen d. Industrie- u. Handelskammern,<br />

d. Deutschen Auslandshandelskammern u. d. Deutschen Industrie- u. Handelstages.<br />

(Bonn:) Deutscher Industrie- u. Handelstag (1967). 173 S. (Deutscher Industrieu.<br />

Handelstag. Schriftenreihe. H. 102.)<br />

[Darin Industrie- u. Handelskammer Braunsdtweig S. 11. l4. 36, 4l, 44. S30 66, 70, 88. 97-98. ISS.]<br />

100. T r e u e, \Vilhelm: Die Demontagepolitik der Westmächte nach dem zweiten Weltkrieg.<br />

Unter bes. Berüd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

111.<br />

Ill.<br />

113·<br />

K 0 eh. Alfred: Die deutschen Postverwaltungen im Zeitalter Napoleons I. Der<br />

Kampf um das Postregal in Deutschland u. die Politik Napoleons I. (1798-1815). In:<br />

Archiv f. dt. Postgesch. 1967. H. 1. S. 1-38, 13 Abb., 1 Kt.<br />

Die Deutsche Bundespost, ihre Organisation, Aufgaben und Leistungen. (Hrsg. u. bearb.<br />

vom Bundesministerium für d. Post- u. Fernmeldewesen, Referat für Offentlichkeitsarbeit.)<br />

(Bonn [19167.) SZ S. mit Abb. 4 0<br />

[Darin Oberpostdirektion Braunschweig S. 11, 13.50-51.]<br />

Briefmarkensammler-Verein Schöningen und Umgebung. Festschrift und Ausstellungs­<br />

Katalog für die . Jubiläums-Ausstellung im Rang 11. 10 Jahre Briefmarkensammler­<br />

Verein Schöningen und Umgebung, im "Deutschen Haus" Schöningen vom 11. bis zum<br />

H. Oktober 1967. (Schöningen 1967.) 36 S. [Umschlagt.:] 10 Jahre Briefmarkensammler-Verein<br />

Schöningen.<br />

[narin u. a. Fr e i. t, Wemer: Aus Schöningens Geschichte. S. 5-6, 1 Abb. - Bau er. Richard: Aus der<br />

Vereinsgeschichte, S.7-9. - Rose, Karl: Kurzer Auszug aus der .Geschichte der Schöninger Post". S.17-18.<br />

- K a b man n, Günther: GesdUchte der Schöninger Poststempel. S. ,-,8 mit Ahb.l<br />

114. Ha r lern, Dirk von: Der Harz und seine Eisenbahnen. Ein Stück heimatlicher Verkehrsgeschichte.<br />

In: A!lgem. Harz-Berg-Kal. 1967. S, 44-46.<br />

Geschichte der geistigen Kultur, Kunstgeschichte und Denkmalpflege<br />

115. Goi d man n, Karlheinz: Verzeichnis der Hochschulen (und hochschulartigen Gebilde<br />

sowie ihrer Vorläufer und Planungen in deutsch- und gemischtsprachigen Gebieten<br />

unter besonderer Berücksichtigung ihrer (Haupt-)Matrikeln. Ein Versuch). Neustadt<br />

a.d.Aisch: Degener 1967. 41 I S.<br />

[Darin u. a. Braunschweig. S. 64-67; Gandersheim. S. IJ8; Goslar. S. 148; Harzburg. S. 167; Helmstedt<br />

S. 173-174, 403-404: Marienthal (!). S. '54: Salzgitter. S. 408; Schöningen. S. ]18: Wolfenbüttel. S. 386--387"<br />

116. Kuh I e n kam p, Alfred: Die Ritterakademie in Wolfenbüttel und die heutige Technische<br />

Hochschule. In: Mitteilungen d. TH Carolo-Wilhelmina Braunschweig. J g. 1,<br />

H. 1. 1967. S. 11-13.<br />

117. Bog e 1-Hau f f, Else, u. Eiger BI ü h m: Neue Mitteilungen zum "Aviso u • Mit<br />

1 Taf. In: Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 39. 1967. S. 301-308.<br />

118. Hroswitha of Gandersheim. Her life, times, and works, and a comprehensive bibliography.<br />

Ed. by Anne Lyon Hai g h t. New York: The Hroswitha Club 1965<br />

XIV,Il9 S., 17 Abb., I Stammtaf. 4 0<br />

[Darin u. a. Barlow, Mariorie Dan.: Perlonnances ol Hroswitha's plays. S. 35-41. - Harrsen • Meta:<br />

The Manuscripts. S. 4'-53. - Harrsen, M.: Lost Manuscripts. S'54-56. - Barlow, M. D.: Printed<br />

Editions, including translations. S. 57-'17' - Ba rI 0 w. M. D.: References to Hroswitha and her writing.<br />

S. 78-118.]<br />

119· Eulenspiegel-<strong>Jahrbuch</strong>. Hrsg. vom Freundeskreis Till Eulenspiegels e.V. Jg. 7. Neumünster:<br />

Wachholtz 1967. 56 S.,<br />

[Darin u. a. Kordt, Walter: .Till Eulenspiegel" als Puppenspiel. S. 3-13, 3 Abb. - Gheyselinck,<br />

Roger: Die Aktualität Eulenspiegels in Flandern. S. 13-17. - Pachnicke, Gerhard: Enlenspiegel-Volksbuch<br />

und Eulenspiegel-Gestalt in der Thematik deutscher Hochschulschrilten (zuglcidJ ein Beitrag zu einer<br />

künftigen Eulenspiegel-Bibliographie). S .• 8-21. - S chm i d t - Re i nd a h I, Theo: Entstehungsgeschichte<br />

und Schicksal dei Eulenspiegeldenkm.1s in Kneitlingen. S. '3-'5. 1 Abb. - Hagen, Rolf: Schätze des<br />

Eulenspiegel-Museums in Schöppenstedt. (I.) S. ]1-33, • Abb.l<br />

UO. He i n ri eh Juli u s von Braunschweig [Herzog zu Braunschweig-Lüneburg]: Von<br />

einem Weibe. Von Vincentio Ladislao. Komödien. Hrsg. von Manfred B rau n eck.<br />

Stuttgart: Rec1am (1967). 135 S. (Universal-<strong>Bibliothek</strong>. Nr 8776/77.)<br />

228


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

111. Campe, J(oachim) H(einrich): [Theophron, oder der erfahrne Rathgeber für die<br />

unerfahrne Jugend. Ausz.] Theophrons guter Rath für seinen Sohn, als dieser im<br />

Begriff war, ins geschäftige Leben zu treten. Neu hrsg. ([Nachw.:] Bernhard Me wes.)<br />

Braunschweig 1967. 53 S. (Bibliophile Schrr. d. Literarismen Vereinigung Braunsrnweig<br />

e.V. Bd 14.)<br />

111. K 0 I b, Alfred: Friedrich Gerstädl:er and the American frontier. 0.0. 1966. III,I5I<br />

gez. BI. 4 0 [Masch.Schr. vervielf.] Syracuse University, Phi!. Diss. v. Aug. 1966.<br />

[Vorh. im StadtA Braunsdlweig.]<br />

113. <strong>Jahrbuch</strong> der Raabe-Gesellschaft. Hrsg. von Kar! Ho p pe u. Hans 0 pp e r man n.<br />

[8.] Braunschweig: Waisenhaus-Buchdr. u. VerI. 1967. 119 S.<br />

[Darin: R D P r e c h t. Erich: Thomas Manns ,Doktor FaDstos" - ein Dokument der Krise des Romans.<br />

S.7-30. - Oppermann, Hans: Der passive Held. Rube: .Das Odfeld". S.31-50. - Michelsen,<br />

Perer: Der Rektor und die Revolution. Eine Interpretation der ,Gänse von Bürzow". S. 51-71. - Hoppe,<br />

Karl: Entstehung Dnd Veröffentlichung von ,Altershausen". S. "-79. - He i seI er, Ingrid von: Die<br />

gesdlichtlichen Quellen ood ihre Verwendung in Raabes Erzählung ,HastenbecX". S. 80-104. - Börries von<br />

Münchhausen und Raabe. S. 105-106. - Zwei Briefe von Ernst Barlaeh. (8. X. u. 10. XI. '9'9. Betr.<br />

geplantes Raabe-Denkmal in Braunschweig.) S. 107-109. - 0 P per man n, H.: Neue Literator zo Wilhelm<br />

Raabe. S. 110-111. - M ey e n, Fritz: Ergänzungen zur Raahe-Bibliographie von 1955: 1965 und 1966 (mit<br />

Nachträgen). S. 11.-117. - (0 p per man n, H.:) Karl-Hoppe-Bibliographie. Ergänzungen ond Nachträge.<br />

S.I18-119·]<br />

114. Ho P pe, KarI: WilheIm Raabe. Beiträge zum Verständnis seiner Person und seines<br />

Werkes. Göttingen: Vandenhoedl: & Ruprecht (1967). 163 S.<br />

115. (D e n es, Tibor:) Le Theatre de Charles de Brunswidl:. Un chapitre du realisme<br />

thCatraI. In: Revue d'histoire du theatre. 1967. Nr I. S. 81-96, 5 Abb.<br />

116. Wal t er, Horst: Musikgesdlichte der Stadt Lüneburg. Vom Ende des 16. bis zum<br />

Anfang des 18. Jahrhunderts. Tutzing: 11. Schneider 1967'333 S. [Ersch. zuerst als Phil.<br />

Diss. Kö]n 1961.]<br />

[Darin auch Beziehungen zum braunsdlw.-wolfenb. Musikleben, bes. Briefwechsel des Herzogs August d. J ..<br />

Dnd der Verleger Stern in Lüneburg.]<br />

Il6a.M 0 S er, Dietz-Rüdiger: Musikgeschichte der Stadt Quedlinburg. Von der Reformation<br />

bis zur Auflösung des Stiftes (1539-1801). Beiträge zu e. Musikgeschichte d. Harzraumes.<br />

Göttingen 1967. 63 I S., 10 Stammtaf. 4 0 [Masch.Schr. vervielf.] Göttingen,<br />

Phi!. Diss. v. 19. Nov. 1967.<br />

117. P fe i ff e r - D ü r k 0 p, Hilde: Klingendes Ostfalen. (Die ostfälische Orgellandschaft.)<br />

Unter Mitarb. von Walter S u p per u. Günter Se g ger man n. Aufnahmen:<br />

Foto-Haus Rihse. Cuxhaven: VerI. Oliva (1967). 64 S., 41 Abb., I Kt. (Die kleinen<br />

Cuxbücher. Bd 8.) ZugI. = (Veröffentlichung d. Ges. d. Orgelfreunde. 14.)<br />

118. Pa pe, Uwe: Die Orgeln des Herzogtums Braunschweig um 1750. In: Braunschw.<br />

Heimat. Jg. 53. 1967. S. 81-86.<br />

119. Die neue Orgel von St. Trinitatis Wolfenbüttel. Einweihung im Gottesdienst am<br />

Sonntag Trinitatis, 11. Mai 1967. (Festschrift, hrsg. vom Kirchenvorstand.) (WoIfenbüttel<br />

1967.) 6 BI.<br />

[Darin 1 S.: Blich seI, Karl-Heinrich: Die Orgelgeschichre der St. Trinitatiskirdte.]<br />

130. Kr a m m - Wal te r, Hilde: Porträts Braunschweiger Künsder. (6.7.) In: Salve<br />

hospes. Jg. 17· 1967.<br />

6: Carl Momberg. S. 14-17, 1 Abb.; 7: Im Dienste der Musica sacra: Dr. Ellinor von<br />

der Heyde-Dohrn. S. 14-16, J Abb.<br />

[Anfang s. Bibliogr. 1966, Nr 134.)<br />

131. S t ras s er, Ernst: Niedersachsen - schöne Kirchen. (4., überarb. u. erw. Aufl.)<br />

Hannover: Schlüter (1967). 102. S. mit Abb.<br />

[Darin D. a.: Klosterkirche in Amelungsbom. S. 9-10, I Abb. - St.-Blasius-Dom in Braunschweig. S. 19-10,<br />

I Abb. - Klo.sterkird.!e. Neuw~rk in Goslar. S. 36--37, I Abb. - Stifls.kirch~ in Grauhof bei Goslar. S. 38,<br />

I Abb. - ,KaISerdom In Korugslutter. S. 54-55, • Abb. - Ev. Hauptkirche In Wolfenbüttel. S. 85, I Abb.]


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13%. Pu sen, Hans: Kostbarkeiten aus Kir


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143. S pie s. Gerd: Volkskundlidtes zur "Bauemhodtzeit" von Carl Sduöder < 1801-1897).<br />

Aufnahmen: Otto Ho p p e. In: Heimatbote d. Landkr. Braunsdtw. [13.] 1967.<br />

S. 44-50, 4 Abb.<br />

144. La n ge, Irmgard: Formen und Entwicklung des Bergmannshauses von den Anfängen<br />

bis zur Gegenwart. In: Arbeit und Volksleben. Deutsdter Volkskundekongreß 1965 in<br />

Marburg. Göttingen 1967. S. 67-81, 3 Abb.<br />

[Darin n. a. Harzer Bergbanaiedlnngen im 16.-18. Jahrh.1<br />

145. G r i e p, Hans-Günther: Das Oberharzer Bergmannshaus. In: Unser Harz. Jg. 15.<br />

1967. S. 44-47, 3 Abb.<br />

146. L 0 m m atz sc h, Herbert: Bergmännisdtes Brauchtum im Raume der evangelischen<br />

Kirdte des Oberharzes. In: Unser Harz. Jg. 15. 1967. S. 48-49, I Abb.<br />

147. L 0 m m atz sc h, Herbert: "Dem König zur Ehr". Vom bergmännisdten Braudttum<br />

im Oberharz im Zeitalter des Absolutismus. In: Unser Harz. Jg. 15. 1967. S. 9C>-91,<br />

I Abb.<br />

148. L 0 m m atz sc h, H[erbert]: Vom ständisdt-betrieblidten zum pluralistisch-genossenschaftlichen<br />

Braudttum im überharzer Erzbergbau. In: Unser Harz. Jg. 15. 1967'<br />

S. 184-186, I Abb.<br />

149. Will e, Louis: Fasselabendtiet - Prillekentiet. Fastnachtssitten und -bräudte am<br />

Nordharz. In: Braunschw. Heimat. Jg. 53. 1967. S. 16-19, 1 Abb.<br />

IS0. Voll b r e c h t, Ursula: Der Goslarer "Lange Tanz·. In: Unser Harz. Jg. 15. 1967.<br />

S. 36-38.<br />

151. Seiffert, Gerhardt: Der Wiegenbaum. Ein altniedersädtsisdter Volksbraudt zum<br />

Absdtluß der Hodtzeitsfeier. In: Braunsdtw. Kat 1967. S. 57.<br />

151. Will e, Louis: Die Tradtten des Harzlandes. Braunlage: Bonewitz 1967. 66 S. mit Abb.<br />

153. Pe u c k e r t, WilI-Eridt: Niedersädtsisdte Sagen. (I.) 1. [Wird fortges.] Göttingen:<br />

Schwartz 1964-66. (Denkmäler deutscher Volksdidttung. Bd 6, 1.1.)<br />

[Viele d. Sagen beziehen sich auf d. brannschw. Raum.1<br />

154. Kr i e ger. Heinz-Bruno: EImsagen. Ein Beitrag zur Volkskunde des EImgebietes.<br />

Braunschweig, Sdtöppenstedt: Oeding (1967). :uo S.<br />

ISS, Bor n s ted t, Wilhelm: Kinderlieder, Tanz und Ringelreihen, Abzählreime, Kinderrätsel<br />

aus dem Jahre 1931. Rings um die Stadt Braunschweig. (Braunsdtweig:) Landkr.<br />

Braunschweig 1967. 55 S. 4 0 [Masch.Sdlr. vervielf.] (Denkmalpflege u. Kreisgesdl. H. 9.)<br />

156. V 0 1 I b r e c h t, Ursula: Berufslieder aus dem Harz. In: Allgem. Harz-Berg-Kal. 1967.<br />

S. 65-68, 1 Abb.<br />

157. W i s w e. Hans: Die mittelniederdeutsdle Kochrezeptüberlieferung. In: ]b. d. Vereins<br />

f. niederdt. Spradtforsch. 90. 1967. S. 46-61.<br />

Sprachgesdlidlte s. Nr 10.<br />

158. F lee h s i g, Werner: Beinamen für ostfälisdle ürte und deren Bewohner. In: Braunschw.<br />

Heimat. Jg. 53. 1967. S. 5-10.<br />

[Anfing •• Bibliogr. 1965, Nr 152. u. 1966. Nr. 165.]<br />

159. Kr a m er. Wolfgang: Zur Absdtwädlung von -husen zu -sen in Ortsnamen des<br />

Kreises Einbeck und angrenzender Gebiete. In: Jb. d. Vereins f. niederdt. Sprachforsdt.<br />

90. 1967. S. 7-43.<br />

13 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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160. Me i beye r. Wolfgang: "Zieleitz"-Siedlungen? In: Zs. f. Ostforsm. Jg. 16. 1967.<br />

S. 17-15. IV Taf.<br />

[Darin u .•. Vorsfelder Werder.]<br />

161. F lee h s i g. Werner: Ostfälisme Flurnamen als Zeugnisse für Wein- und Weidenanbau<br />

in alter Zeit. In: Braunsmw. Heimat. Jg. 53. 1967. S. 68-74.<br />

161. T h i eie man n. 0 [uo]: Die Harzer Kattenberge und Katzensteine. Ein Beitrag zur<br />

Flurnamensprache. In: Allgern. Harz-Berg-KaI. 1966. S. 83-85.<br />

[VgI. Bibliogr. 1964. Nr 15).]<br />

163. T h i eie man n. Ouo: Quer dunn den Harz: Vom Hundeborn bei Oker bis zum<br />

Honsdlerweg bei Ostcrode. Flurnamen-Studie. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1967.<br />

S·95-97·<br />

164- T h i eie man n. Ouo: Lengder Flurnamenlese. In: Harzer Heimatland. GesdlimtsbeiL<br />

zur Goslarsmen Zeitung. 1967, Nr 4. Vom 1. Juni.<br />

165. Bio ß. Ouo: Braunsmweigisme Landsknedltsnamen um 1550. Jungesblut, Fürmtenimt<br />

und Unverdrossen. In: Norddt. Familienkde. Bd 7 = Jg. 16. 1967. S. 198-301 .<br />

Gesmimte einzelner Orte<br />

Einzelne Landesteile s. Landeskunde.<br />

Abbenrode s. Nr 14.<br />

Amelungsbom s. aum Nr 47. 91, 131.<br />

166. Heu t ger. Nicolaus C.: Kloster Amelungsborn. In: Niedersamsen. Jg. 67. 1967.<br />

S. 361-366, I Abb.<br />

Beienrode s. Nr 14.<br />

167. Lau b. Gerhard: Die Birkenburg und ihre Herren. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1967.<br />

S.57-60.<br />

168. Ca s par. Hans-Joachim: Das Rathaus Blankenburg im Wandel der Zeit. In: Unser<br />

Harz. Jg. 15. 1967. S. 87-88. I Abb.<br />

Bolmstorf s. Nr 14.<br />

169. Lau b. Gerhard: Eine Smatzsume bei Braunlage vor 200 Jahren. In: Unser Harz.<br />

Jg. 15. 1967. S. 106-1°7, 1 Abb.<br />

Braunsmwelg s. aum Nr 6,29,34,49,72,73.85.91. lIS. 13 1• IH. 138-139. 331.<br />

170. S ac k [, Kar! Wilhelm]: Gesmimte der Stadt Braunsmweig von ihren ältesten Zeiten.<br />

[Namdr. aus d. Braunsmw. KaI. 1861.] Forts. I. In: Braunsmw. KaI. 1967. S. 33-46,<br />

6 Abb.<br />

[Anf. s. Bibliogr. 1966. Nr 178.]<br />

171. Die s tel kam p, B[ernd]: Braunsmweig. In: Handwörterbum zur deutsmen Remtsgesmimte.<br />

Bd I, Lfg 1.J. Berlin 1965-66. Sp. 511-514.<br />

[Oberblid< vom Smndpunkt d. red ... sgesmimtl. Entwid


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

173. S Ü r i g, Günter: Untersud1Ungen zur Struktur der Braunschweiger Judengemeinde<br />

im 19. Jahrhundert. Braunschweig 1965. III,3U gez. BI. 4 0 [Masch.Schr.] Braunschweig<br />

PH, Arbeit zur Realschullehrerprufung 1965.<br />

[Vorh. im StadtA Braunsdlweig.1<br />

174. Mi I te, Hans: n Wieblinger" am Mittelland-Kanal. Wilhelm KaI t s eh m i d t: In<br />

Veltenhof bei Braunschweig spricht man pfälzisch. In: Wieblinger Anzeiger. Nachrichtenbl.<br />

f. d. Stadtteil Heidelberg-Wieblingen. Jg. 11 = Nr 132. 1967. S. 1-3, 7,<br />

6 Abb.<br />

175. Art e I t, Walter: Das medizinische Braunschweig um 1770. Aus dem Alltag einer<br />

kleinen Residenzstadt. In: Medizinhist. Journal. Bd I. 1966. S. :40-:60.<br />

176. S te i n w e dei, Adolf: Das Residenzschloß zu Braunschweig. Bilder d. Erinnerung.<br />

Braunschweig: pfankuch 1967. 55 S., 14 Abb.<br />

177. Braunschweig. Berichte aus d. kulturellen Leben. (H. 18.) Braunschweig: Westermann<br />

1967. 34 S. 4 0<br />

[Darin u. '.: Go s e b rn eh. Manin: Schat7.kammer in der Burg. S. 1-11. 14 Abb. - K 0 h I. Friedrich<br />

Theodor: Neuer Entwurf IUS Trümmern. Staat.bank im Ottmer-Bau. S.12-17. 8 Abb. - Den.s. Tibor:<br />

Zwei Miniaturbildnisse. Herzog Karl 11. und die .Lady Colville". 5. 18-19. , Ahh. - K ä a t n er. Erhart:<br />

Die <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttc1. Umgebaut von Prof. F. W. Kraemer. 5. '4-'7. 3 Abb. - B 0 gn er. Angela:<br />

Begegnung mit Tieren. Gang durch das Naturhistorische Museum. 5 •• 8-3°. 5 Abb. - Hagen. Rolf: Eine<br />

alte Apolheke. Seltenes Modell im Landesmuseum. S. 3'-33. 4 Abb.1<br />

178. F i n k, August: Geschichte des Herzog-Anton-Ulrich-Museums in Braunschweig.<br />

[Nachdr. d. Ausg. Braunschweig 1954.] Braunschweig: Aco Verl.- u. Druck-GmbH.<br />

1967. 151 S. Text, XXVIII S. Abb.<br />

[I. Ausg. s. Bibliogr. 1954. Nr 47.J<br />

179. Empfehlungen des Wissensmaftsrates zum Ausbau der wissensmaftlimen Einrimtungen.<br />

T. 3: Forsmungseinrimtungen außerhalb der Homsmulen, Akademien der Wissensmaften,<br />

Museen und wissensmaftlime Sammlungen. Bd 1-3. (Bo[nn 19]65: Bundesdr.)<br />

[Darin u. I.: Herzog AnIOn Ulrich-Musewn und 9 Institute in Braun.chwcig; Seiten-Nachweis in Bd ). S. 94.1<br />

180. Meisterwerke im Herzog Anton Ulrich-Museum zu Braunsmweig. ([Vorr.:] Gert<br />

A d r i an i.) Braunsmweig 1967: Aco-Druck-GmbH. 48 S. Abb.<br />

181. We ihr aue h, Hans R[obert]: Europäisme Bronzestatuetten. 15.-18. Jahrhundert.<br />

Braunsmweig: Klinkhardt & Biermann (1967). 539 S., 576 Abb. 4 0<br />

(Darin zahlreiche Hinweise auf d .. Herzog Anton Ulrich-Musc:um in Braunschweig. mit Abb.1<br />

181. S pie s , Gerd: Führer durm die Smausammlung Keramik. (Braunsmweig: Städt.<br />

Museum 1967.) 10 BI., 8 Abb. (Arbeitsberr. aus d. Städt. Museum Braunsmw. 11.)<br />

183. Empfehlungen des Wissensmaftsrates zum Ausbau der wissensmaftIimen Homsmulen<br />

bis 1970. (Bo[nn 19]67: Bundesdr.) 376 S.<br />

[Darin innerhalb d .• ach!. Ordnung wiederholt genannt TH Braunschweig.]<br />

184. Me yen, Fritz: Die <strong>Bibliothek</strong> der Temnismen Homsmule Braunsmweig. In: Dokumentation,<br />

Fambibliothek. Werksbümerei. Jg. 15. 1966/67. S. 111-117,4 Abb.<br />

185. Z i e t z, Kar!: Kleine Chronik der Pädagogismen Homsmule Braunsmweig. Braunsmweig:<br />

Waisenhaus-Bumdr. u. Ver!. 1967. 74 S., 4 Abb. (Schriftenreihe d. Pädagog.<br />

Homsmule Braunsmweig. H. 14.)<br />

186. Li n n e, Gerhard: .. Die Neue Obersmule Braunsmweig" - das Gymnasium des Landkreises.<br />

Aufnahmen: Willi Bi r k e r. In: Heimatbote d. Landkr. Braunsmw. [13.] 1967.<br />

S. 40-43. 3 Abb.<br />

187. Hundert Jahre Bumhandlung A. Graff, Braunsmweig. (Gedr. aus Anlaß d. hundertjähr.<br />

Bestehens •.• am 10. April 1967. Redaktion: Hans-Alfred Her ehe n. Mit Federzeimn.<br />

von Wilhe1m Kr i e g.) (Braunsmweig: Graff 1967.) 39 S., 10 Abb.<br />

233


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

188. K i e s 0 w, Gottfried: Vorbericht über die Ausgrabungen in der ehemaligen Klosterkirche<br />

Brunshausen. In: Vorchristlich-christliche Frühgeschichte in Niedersachsen. 1966.<br />

S. 136-14l, I Abb., I Grundriß-Kt. (Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 64, Beih.)<br />

189. So m m er, Johannes: Anfänge des Kirchenbaues in Niedersachsen. Neue Erkenntnisse<br />

aus Bauuntersuchungen der letzten Jahre. In: Vorchristlich-christliche Frühgeschichte in<br />

Niedersachsen. 1966. S. 58-101, 151-161, 41 Abb. (Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch.<br />

Bd 64, Beih.)<br />

[Darin u .•. Branshlasen.l<br />

Campen s. auch Nr 14-<br />

190. Bor n s ted t, Wilhe1m: Burg Campen. Ganz kurzer überblick über Bedeutung u.<br />

Verwendungszwecke von Burg u. Gelände u. erhaltenswerte Teile d. alten Burganlage.<br />

(Kurzfassung.) (Braunschweig: Landkr. Braunschweig) 1966. 10 gez. BI., 5 Abb. 4 0<br />

[Masch.schr. vervielf.] (Denkmalpflege u. Kreisgesch. H. 6.)<br />

191. Rau I s, Wilhelm: Deensen. Ein Dorf vor dem Solling im Wandel der Zeiten. Holzminden:<br />

Weserland-Verl. 1967. l47 S., 7 Taf. mit 14 Abb. u. 3 Kt.<br />

Dlbbesdorf s. Nr 14.<br />

19l. Sc h r öde r, Walter: Esbedt. Beiträge zur heimatlichen u. kirchlichen Geschichte d.<br />

Dorfes u. seiner Umgebung. (Helmstedt 1967.) 138 s. 4 0 [Masch.Schr.]<br />

(Vorb. im StallSA Wolfenbütt.1.)<br />

Essehof s. Nr 14.<br />

Flemtor! s. Nr 14.<br />

Gandersheim s. auch Nr 34. 66, JIS'<br />

193. Kurpost. Informationen, Termine u. Unterhaltung. Jg. 13, H. 1-9. (Bad Gandersheim:<br />

Hertel) 1967. [Umschlagt.]<br />

marin u. I.: Kroll.nberg, Kurt: Straßennamen und ihre Getdüchte U-9: WU Straßennamen und<br />

Häus.r enählen). Folge [1.2)-9. Mit Abb.1<br />

194. Per s t, Otto: Zwischen Kanonissenstift und Kaiserhof. Aus dem Leben der Prinzessin<br />

Sophie (975-1°39), der Gründerin des Kanonissenstifts Eschwege. In: Das Werraland.<br />

Jg. 19· 1967. S. 3-7, I Abb.<br />

[AbdSlin VOll Gandcrsh.im 1001-1039.)<br />

195. Kr 0 n e n b erg, Kurt: Orate pro eis (Betet für sie). Die Antoniuskapelle des Amold<br />

von Roringen in der Gandersheimer Stiftskirche aus dem Jahre 14Sl als Zeichen spätmittelalterlicher<br />

Weltangst. In: Braunschw. Heimat. Jg. 53. 1967. S. 1-5, 1 Abb.<br />

196. Sc h ä f er, Dieter: Gründung und Einweihung des Paedagogium iIlustre in Gandersheim<br />

(1569-1571). In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 64. 1966. S. 97-n8.<br />

134<br />

Gardessen s. Nr 14.<br />

Glelde, Am Hetelberg u. Am Kaiserstein s. Nr 41.<br />

Goslar s. auch Nr 6,34,35,48,93,95, u5, 131, 133-135.<br />

197. Goslarer Woche. Veranstaltungskal. Jg. 18. (Goslar: Thuhoff) 1967. l76 S. [Umschlagt.]<br />

[Darin u. '.: Goslara kostbare si.b.n Sammlungen: Schramm, J[ohanne.): Blick ins Mus.um. S.7-8,<br />

2 Abb.; Schmutzler, Helga: Der Vielfraß ist des Teufels Leibpf.rd. Kochbüch.r aus vier JahrhDlld.rt.n<br />

in d.r Sammlung Adam. S. 17-18, 2 Abb.; Jagd- DIld Forstmus.um im Mönchehaus. S.75-'76, r Abb.: Di.<br />

"SO .rbaut. VorhaUe dei Goslarer Domes. S.99, I Abb. - 7S Jahre Ver.in für Fremd.nv.rk.hr Goslar.<br />

S. 47-S', 57-59, S Abb. - Schramm, J.: Goslar hat .in.n gut.n Freund v.rloren. Dr. Karl G. Brachmano<br />

im 65. Lebensjahr v.rstorben. S.77. - 2S0 Jahre Grauhofkirch •• S. "9-"2, , Abb. - Sehulz, Arthur:<br />

Goslarer SdIütz.n im Mittelalter. S. '43-144, I Abb. - StadUpark .... Goslar ist 100 Jahre alt. S. ISI. -<br />

Schrlmm, J.: 300 Jahre Postr.isedienst im Harz. Im Jahre I66S fuhr die .rste Po.ckursdle in Go.lar.<br />

S. 243-244, I Abh.1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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198. Geh I e r t [. Dietrich]: Goslar. (17 Federzeichn. aus d. looo-jährigen Goslar.) (Goslar.<br />

Stadtsparkasse [1967].) I BI. Inhaltsverz., 17 Taf. 4 0<br />

199. Moll e n hau er. Heinz: Rundbli& auf GosIar im Jahre 1830. In: Unser Harz. Jg. 15.<br />

1967. S. 151-153.<br />

100. S a y n - W i t t gen s t ein. Franz Prinz zu: Reichsstädte. Patrizisches Lehen von<br />

Bem bis Lübeck. München: Prestel-Verl. (1965.) 353 S. mit Abb.<br />

[Darin s. 309-316: Goslar.1<br />

201. Fes ca. Dietrich: Das Wietamt der kaiserlich freien Reichsstadt Goslar. Göttingen<br />

1966. 76 S. Göttingen, Jur. Diss. v. 18. Mai 1965.<br />

101. Wer n er. Wolfram: Goslar am Ende seiner reichsstädtischen Freiheit unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Reformen von J. G. Siemens. Goslar: Geschichts- u. Heimatschutzverein<br />

Goslar e.V. 1967. 256 S. [Ersch. auch als Phi!. Diss. Göttingen 1966.]<br />

(Beitrr. zur Gesch. d. Stadt Goslar. H. 23.)<br />

203. M e u t h e n. Erich: Die Aachener Pröpste bis zum Ende der Stauferzeit. In: Zs. d.<br />

Aachener Geschichtsvereins. Bd 78. 1967. S.5--95.<br />

[Darin S. 50-57' Die Brüder Konrad und WilheIm von Querfurt. auen Pröpste von Goslar; S. 60--84:<br />

0110 von Everstein.)<br />

204. (B 0 reh er s. earl:) Stiftskirche Grauhof. (4. Aufl.) (Göttingen. Berlin. Frankfurt:<br />

Musterschmidt 1967.) 15 S .• u Abb. [Umschlagt.] (Kleine Kunstführer f. Nds. H. 11.)<br />

Ir. Auf!. s. Bibliogr. 1955. Nt 92.)<br />

205. Sc hub art. Winfrid: Zur Baugeschichte der Kirche Grauhof. In: Harzer Heimatland.<br />

Geschichtsbei!. zur Goslarschen Zeitung. 1967. Nr 5. Vom 1.6./:z7. Aug. Mit 1. Abb.<br />

206. Bor ehe r s. Günther: Die Grabungen und Untersuchungen in der Stiftskirche SI.<br />

Georg zu Goslar (19631I964). einem Nachfolgebau der Pfalzkapelle Aachen. In: Bonner<br />

Jahrbüdter d. Rheinischen Landesmuseums in Bonn (im Landschaftsverband Rheinland)<br />

u. d. Vereins von Altertumsfreunden im Rheinland. Bd 166. 1966. S. 235-251. 15 Abb.<br />

[Vgl. Bibliogr. 1966. Nr 116.]<br />

207. Mo r a w. Peter: Ein Gedanke zur Patrozinienforschung. In: Archiv f. mitteIrheinische<br />

Kirchengesch. 17. 1965. S. 9-1.6.<br />

[Darin S. 19-111 Stift SS. Simon und Judu in Goslar.)<br />

208. G ri e P. H[ans]-G[ünther]: Altarbilder aus Geismar deuten nach Goslar. Werkstatt<br />

des Huldigungssaalmeisters. In: Harzer Heimatland. Geschichtsbeil. zur Goslarschen<br />

Zeitung. 1967. Nr I. Vom 14Jr5. Jan. Mit .. Abb.<br />

209. [G r i e p. Hans-Günther:] Goslarer Malerei der Zeit um 1500. Altarschrein aus der<br />

Kirche Deckbergen ein Gegenstü& zum Flügelaltar der Stephanikirche. In: Harzer<br />

Heimatland. GeschichtsbeiI. zur Goslarschen Zeitung. 1967. Nr 4. Vom 2. Juni. Mit<br />

1 Abb.<br />

210. G r i e p [. Hans-Günther]: Wie wohnte man im Mittelalter? Alte "Bohlenmalereien"<br />

aus dem Haus Marktstraße 3. In: Harzer Heimatland. Geschichtsbeil. zur Goslarschen<br />

Zeitung. 1967. Nr s. Vom 26.1z7. Aug. Mit I Abb.<br />

21 I. U h I. Hans-Georg: Des Reiches Prominenz im Lutherbild der Kaiserpfalz. In: Goslarer<br />

BergkaI. Jg. 317. 1967. S. 30--33. I Taf.<br />

212. G r i e p. Hans-Günther: Herkules. Kaiser und Abundantia, Holzfiguren an der Kaiserworth.<br />

In: GosIarer BergkaI. Jg. 317. 1967. S. 72-79. 8 Textzeichn.<br />

1.35


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Z13. (W eid n er, Alfred): Auftrag und Erfüllung. 100 Jahre Stadtsparkasse Goslar. Festschrift<br />

zum Jubiläum am I. Juli 1967. (Goslar: Stadtsparkasse 1967.) 181 S. mit Abb.<br />

Grauhof s. Goslar.<br />

114. Eh I e r s, Hans: Greene im Wandel der Zeiten. (Greene:) Heimat- u. Verkehrsverein<br />

Greene e.V. (1967.) 101 S. mit Abb.<br />

Groß-Gleidingen s. Nr 106.<br />

115. Ta c k e, Friedrich: Dorfgeschichte von Haldller. Ein Beitrag zur Heimatkunde.<br />

(Halchter:) Verf. (1967.) 196 S., Z1 Abb. [Fotodr.]<br />

Harzburg s. auch Nr 11, 105, 115, 181.<br />

Z 16. Müll er, Theodor: Die Schankwirtschaft auf der Saline Juliushall (Bad Harzburg).<br />

In: Braunschw. Jb. Bd 48. 1967. S. 5-21.<br />

Hattensen Kr. Holzminden s. Nr 6.<br />

Haverlah s. Nr 41.<br />

117. 1947-1967. 20 Jahre Heininger Bruderschaft. (Im Auftr. d. Heininger Bruderschaft<br />

hrsg. von Helmut San d v 0 s.) (Wolfenbüttel 1967: Hedmer.) 36 S., 13 Abb. quer-8°<br />

[Umsdllagt.]<br />

[Darin u. I.: B u t tl e r, Hans-Mucin: Aus Heininger Geschichte.1<br />

Helmstedl s. auch Nr 6, 34, 98, 115, 331.<br />

218. Helmstedter Kulturblätter. Jg. 17, H. 5-11; Jg. 18, H. 1-5. Helmstedt 1967. [Kopft.]<br />

[Dlrin Il. I.: R ö m er. Gemard: 1946-1966. 10 Jlhre Kulturverein der Stadt Helmstedt e. V. Jg. 17. H. S.<br />

Beil •• BI.]<br />

219. Ase he, Marta: Spaziergänge in Helmstedt. Helmstedt: Braunschw. Kohlen-Bergwerke<br />

[1967].34 S., 31 Abb. [Nicht im Buchhandel.]<br />

[Vgl. Bibliogr. 1966. Nr 130.1<br />

zzo. (S c h a per, Robert:) Alt-Helmstedt im Bild. Eine Ausstellung d. Stadtarchivs Helmstedt<br />

in Verb. mit d. Kulturverein d. Stadt Helmstedt im Rathaus Helmstedt vom z. bis<br />

z8. Febr. 1967. (Helmstedt 1967.) 8 Bl., 15 Abb. (Zwischen Hausmannsturm u. Walbecker<br />

Warte. H. 7.)<br />

ZZI. D r 0 b i g, Roswitha: Das Armenwesen der Stadt Helmstedt. [Helmstedt 1967.]<br />

98 gez. BI. 4 0 [Masch.Sdu. verviclf.] Braunschweig PH, Examensarbeit 1967.<br />

ZZZ. K lei n e r t, Rudolf: St. Stephani-Kirche zu Helmstedt. (2. Aufl. mit 2 Nachträgen<br />

von Wilhclm Sc h rad er: Die GrabkapeIle auf dem St.-Stephani-Kirchhof; Das<br />

Beguinenhaus St. Stephani.) (Helmstedt: Der Kirchenvorstand d. St. Stephani-Gemeinde<br />

1966.) 44 S .• zz Abb. [Umschlagt.]<br />

[I. Auf!. s. Bibliogr. 1965. Nr 21}.]<br />

zz3. 0 s t e n, Gert von der: Der umarmende Kruzifix in Helmstedt. In: Niederdt. Beitrr.<br />

zur Kunstgesch. Bd 6. 1967. S. 11 1-116, Abb. 88-90'<br />

224. No (I t e, Eduard): Otto Dienemann über das Brunnental (Helmstedt). In: BKB­<br />

Mitteilungen. [Jg. 17,] 1. 1967. S. 18-19, 4 Abb. [Dazu: Frau Ase he antwortet Otto<br />

Dienemann. (Betr. Flurnamen "Totenwieseu.) 3. S. 31-33.]<br />

zzs. Ase h e. Marta: Der Freitisch an der Universität Helmstedt. Vortr. vor d. Studentenhistorikern<br />

in Mainz. In: Der Convent. Jahr 18. 1967. S. 1-8.<br />

zz6. BIo ß, Otto: Kleine Beiträge zur Holzmindener Stadtgeschichte. In: Südhannoverscher<br />

HeimatkaI. 1967. S. 85-86, I Abb.<br />

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Hordorf s. N r 14.<br />

Hüburg b. Kreiensen s. Nr 46.<br />

KnelWngen s. Nr 119.<br />

Königslutter s. auch Nr 131,138,193'<br />

117. Das Moosholzmännchen, heimatkundliches Beiblatt des lutterschen Stadtbüttels. Nr<br />

45-54. (Königslutter am Elm) 1967. [Kopft.; Masch.Schr. vervielf.]<br />

[Darin u. a.: Barnstorf, Fritz: Das Kurhaus in König,lutter (1847). Nr 50,1 Abb. - Röhr, H[einzJ'<br />

Der Weg .Unter den Eichen". Nr. SO. - B. r n. tor f, F.: Döneken rings um den Elm. [Wird fortges.:<br />

Nr 51. 54·]<br />

zz8. Kr aus, Wilfried: Untersuchungen zur Geschidtte der Stadt Königslutter im 18. Jahrhundert.<br />

[Königslutter 1967.] 97 gez. BI., 6 Kt., 7 Abb. 4 0 [Masch.Schr.] Braunschweig<br />

PH, Prüfungsarbeit f. d. Lehramt an Realschulen 1967.<br />

[Vorh. im StamA Wolfenbüttel.)<br />

119. Per kam p u s, Peter: Die wirtschafts- und siedlungsgeographische Entwiddung von<br />

Königslutter seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. (Königslutter 1966.) 74 S., 9 Kt. 4 0<br />

[Masch.Schr.] Braunschweig TH, Prüfungsarbeit f. d. Lehramt an Realschulen 1966.<br />

[Vorb. im St"ISA WoIfenbüttel.1<br />

130. Die s tel man n, Richard: Die alte Clemenskirche in Königslutter. In: Braunschw.<br />

Heimat. Jg. 53. 1967. S. 97-99, 1 Abb.<br />

13 I. Ga n t z, Dieter: Kunsttopographische Betrachtung der Stadt Königslutter. (Königslutter<br />

1966.) 61 gez. BI., 46 Abb. 4 0 [Masch.Schr.] Braunschweig PH, Examensarbeit<br />

1966.<br />

[Vorh. im StiatsA WolfenbütteL)<br />

211. R öhr, Kerstin: Die Entwiddung des Schulwesens in Königslutter unter besonderer<br />

Berücksichtigung des 18. und 19. Jahrhunderts. Braunschweig 1966. 94 gez. BI. 4 0<br />

[Masch.schr.] Braunschweig PH, Prüfungsarbeit 1966.<br />

[Vorh. im StaatsA WolfenbütteL]<br />

Lehre s. auch Nr 14.<br />

133. Bor n s ted t, Wilhelm: Die Karolingerurkunde. (König Arnulf 888 n.Chr.) In:<br />

Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [13.] 1967. S. 15-16, I Abb.<br />

[Darin zum ersten Mal genannt Lehre und Sidcte.]<br />

Lengde s. Nr 164.<br />

U


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237. Eh 1 e r s, Hans: Das Leinetalwerk und die Wüstung Meynshausen. In: Braunsmw<br />

Heimat. Jg. 53· 1967. S. 100-102, 3 Abb.<br />

:38. Ca 5 par, Hans-Joamim: Kloster Mi


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25 I. Stadtatlas Salzgitter. (Gestaltet u. hrsg. von d. Salzgitter-Zeitung. Bearb. d. 3. Aufl.:<br />

Walter Sc h war z.) (Salzgitter [1967].) 54 S. mit Abb. u. Stadtteil-Plänen, 1 Kt.<br />

[Umschlagt.]<br />

[I. Auf! ••• Bibliogr. 1959, Nr 156.)<br />

2SZ. Kr a m er, Ewald: Ein Rundgang durch Salzgitter. In: Unsere Hütte. Jg. 17. 1967.<br />

S. 96--98, 4 Abb.<br />

253. (G e h I e r t, D[ietrich]:) Salzgitter-Zeichnungen. (Salzgitter: Appelhans 1967.) 1 BI.<br />

Text, u Taf. quer-8° [Umschlagt.]<br />

[4 Taf. nad1gedr. aus Bibliogr. 1966, Nr 256.)<br />

254. Wie den rot h, Otto: Der Wirtschaftsraum Salzgitter. Beitrag zu e. Analyse d.<br />

Stadtgebietes. In: Neues Archiv f. Nds. Bd 16. 1967. S. 136-153 mit Tab. u. I Kt.<br />

255. Vollmerhaus, H[ans]: Das Salzwerk Hessenplatz bei Unna im I7.Jahrhundert<br />

In: Der Märker. Jg. 16. 1967. S. 1-11, 21-29.<br />

[Darin u ••• Saline LiebeohalllSalzgincr u. deren Verwalter 1607-1614, Gerwin Sandmann.)<br />

256. Sc h r e u er, Siegfried: Chronik von Salzgitter-Gebhardshagen. (Salzgitter) 1967.<br />

87 gez. BI. 4 0 [Masch.Schr.]<br />

[Vorb. im St.allA Wolfenbüttel.)<br />

257. Schützengesellschaft Salzgitter-Gebhardshagen e.V., Ortsjugendring Salzgitter-Gebhardshagen.<br />

I. Schützen- und Volksfest in Salzgitter-Gebhardshagen vom u. bis 15. August<br />

1966. [Festschrift.] (Salzgitter 1966.) 20 BI. [Umschlagt.]<br />

[Darin u. I. 3 BI., 3 Abb.: F i n k e n I i e per, GUlUV, Alfred B 0 d e: Chronik von Gebhardshagen.)<br />

258. 2. Schützen-, Feuerwehr- und Volksfest in Salzgitter-Gebhardshagen, 4. bis 7. August<br />

1967. [Festschrift.] (Salzgitter 1967.) 20 BI. [Umschlagt.]<br />

[Darin u.a. 2 BI., I Abb.: F i n k e n sie per, Gustav: 968-1968. Gebhardshagen wird<br />

im kommenden Jahr 1000 Jahre alt.]<br />

[GrOndungsjabr 968 bisher urkundlid1 nid1t erwiesen.)<br />

259. F 0 reh e, Wolfram: Geschimte der Sukopsmühlen. (Salzgitter-Limtenberg.) In:<br />

Unsere Hütte. Jg. 17. 1967' S. 293-295, 3 Abb.<br />

260. F 0 reh e, Wolfram: Begräbnis- und Kultplätze bei Lichtenberg. In: Unsere Hütte.<br />

Jg. 17. 1967. S. 352-354, 2 Kt.Skizzen.<br />

Schandelah s. auch Nr 14.<br />

261. D re w i t z, Rudi: Aus der Geschimte des Dorfes Smandelah. In: Heimatbote d.<br />

Landkr. Braunsmw. [13.] 1967. S. 86--92, 2 Abb.<br />

Schapen s. Nr 14.<br />

Schönlngen s. auch Nr II 3, 11 5 I 33 I.<br />

262. Unsere Heimat. MitteilungsbI. d. Heimatvereins smöningen u. Umgebung. Jg. 16.<br />

(Schöningen) 1967 (: Kleemann). 100,26 S. [Kopft.]<br />

[Darin U.I.: Sd1öningens älteste Masd1inenfabrik. S. 1-7. - Rose, Krarl): Sd1öninger Orgelbauer. (I. Fom.<br />

u. S


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2.63. T h 0 n, Ekkehard: Schöppenstedt, Kleinstadt am Elm. In: Braunschw. Kat 196;.<br />

S. 58-59, I Abb.<br />

Slöckheim s. auch Nr 76.<br />

2.64. Bor n s ted t, Wilhelm: Chronik von Stöckheim. Siedlungsgeographie, Sozial- und<br />

Kulturgeschichte e. braunschweigischen Dorfes, mit e. Beitr. von Franz N i q u e t :<br />

Vor- und Frühgeschichte der Gemarkung Stöckheim bei Braunschweig. 92. z.T. ganzseitige<br />

Bilder u. Wiedergaben von alten Urkunden, Stichen u. Kt. Braunschweig: ACO<br />

Verl.- u. Druck GmbH. (1967.) 301 S.<br />

Thedlnghausen s. Nr 15, 102..<br />

Thiede s. Salzgitter.<br />

2.65. Bor n s ted t, Wilhelm: Vecbelde, Wasserburg, Schloß und alte Heerstraße. In.<br />

Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [13'] 1967. S. 65-74, 1 Abb.<br />

2.66. Männergesangverein Liedertafel Vechelde von 1867, Mitglied des Deutschen Sängerbundes.<br />

loe-Jahr-Feier vom 3. Juni bis u. Juni 1967. Festschrift. (Vechelde 1967.) 48 S.<br />

mit Abb. [Umschlagt.]<br />

[Darin u. a.: Basse. Karl: Au. der Gründerzeit. S. IS-16. - Paes, Rudolf: Im Banne des Vemelder<br />

Parkes. Heimatkundlimer Klölmsmnad


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

274. 5 eh u I z e, Hans: Beiträge zur Gesdtidtte der ;üdisdten Gemeinde in Wolfenbüttel.<br />

T. I: Die wirtsdtaftlidte und bürgerlidte Stellung der Sdtutzjuden. [Wird fortges.] In:<br />

Braunsdtw. Jb. Bd 48. 1967. S. 23-61, 3 Abb.<br />

275. Ha ase, Carl: Raumverteilung in Ardtivbauten. Wedtselseitige Zuordnung von Leseu.<br />

Ausstellungssälen. Verwaltung, Werkstätten, Magazin (dargest. am Beispiel niedersädtsisdter<br />

Ardtivbauten). In: Der Ardtivar. Jg. 20. 1967. Sp. 115-14°.<br />

[Darin Sp. 110-113. I Grundriß: StaatsA WolfenbütteI.)<br />

276. Lee s eh, Wolfgang: Ardtivbau in Vergangenheit und Gegenwart. In: Ardtivalisdte<br />

Zs. Bd 62. 1966. 5.11-65. 13 Abb.<br />

[Darin u. a. StaalSA WolfenbütteI.]<br />

277. 5 eh m i e der, Wolfgang: Musik, alte Dru&e bis etwa 1750. Mitarb. von Gisela<br />

11 art wie g. Textbd. Registerbd. Frankfurt a.M.: Klostermann 1967. 4 0 (Kataloge d.<br />

Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong>, Wolfenbüttel. Die neue Reihe. Bd 12.13.)<br />

278. T h ö n e, Friedridt: Bemerkungen zu Zeidtnungen in der Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong><br />

zu WolfenbütteI. In: Niederdt. Beitrr. zur Kunstgesdt. Bd 6. 1967. S. 167-206, Abb.<br />

142- 185.<br />

279. Tarn m e, Bernhard F.: Wolfenbüttel- Sdtulen, Schüler und Sdtulbauten. In: Heimatbudt<br />

f. d. Landkr. WolfenbütteI. Jg. 13. 1967. S. 60-73, 8 Abb.<br />

280. Söchting, Walter: 100 Jahre Anna-Vorwerk-Sdtule in Wolfenbüttel. In: Heimatbuch<br />

f. d. Landkr. WolfenbütteI. Jg. 13. 1967. S. 139-142, I Abb.<br />

281. Den eck e, RoIf: Der doppelt bekränzte Dichter. Ludwig Uhland in Wolfenbüttel<br />

und Neustadt I Bad Harzburg. In: Heimatbudt f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 13. 1967.<br />

S. 132-138,2 Abb.<br />

[VgI. Bibliogr. 1965. Nr .06.1<br />

282. L ü c k e , Heinridt: Aus der Sdtulgeschidtte der Bergstadt Zellerfeld. In: Allgern. IIarz­<br />

Berg-KaI. 1966. S. 49-51. I Ahh.<br />

283. L 0 m m atz s eh, Herbert: Der Baro&komponist Georg Philipp Telemann im Oberharz.<br />

(Schulzeit in Zellcrfeld um 1694-17°1, lebte im Hause von Caspar Calvör.) In:<br />

Niedersachsen. Jg. 67. 1967. S. 413-415. - Audt in: Unser Harz. Jg. 15. 1967. S. JIo-I II,<br />

2 Abb. [Leicht geänderter Text u.d.T.: Der Komponist Georg Philipp Te1emann im<br />

Oberharz.]<br />

284. L 0 m m atz s eh, Herbert: Zu Georg Philipp Telemanns Aufenthalt in Zellerfeld<br />

(1694-1698). In: A1lgem. Harl.-Berg-KaI. 1967. S. 27-30, 1 Abb.<br />

Bevölkerungs- und Personengeschichte<br />

s. auch Nr 74. 93.<br />

285. Entstehung und Verfassung ,des Sachsenstammes. Hrsg. von Walther La m m e r s.<br />

Darmstadt: Wiss. Buchges. 1967. X,560 S. (Wege d. Forsch. Bd 50.)<br />

286. Niedersächsisches Geschlechterbuch, bearb. von WoIfgang 0 ll r 0 g. Bd 10. Limburg<br />

a.d.L.: Starke 1967. LXIII,543 S. mit Abb. (Dt. Geschlechterbuch. Bd 143.)<br />

[Darin u. a. Familie HallensIeben u. Familie Scebaß mit Helmstedter u. Braunsdtweiger Stamm.1<br />

287. S pie I man n, Karlheinz: Ehrenbürger und Ehrungen in Geschichte und Gegenwart.<br />

Eine Dokumentation zur deutschen u. mitteleuropäischen Geschichte. (J., wesent!. erw.<br />

Aufl.) Bd I: A-K; 2: L-Z. Dortmund: Verf. (1967.) LXXV, Jl76 S. mit Abb.<br />

[Alphabetisdt nadt Orten.1<br />

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z88. Co n n, Alfred: Ahnenliste Conn 11. Ahnenliste Conn I, Nachtrag. In: Zs. f. niederdt.<br />

Familienkde. Jg. 41. 1967. S. 81-91.<br />

[Vgl. Bibliogr. 1964, Nt 258; 1965, Nt '71; 1966, Nt 293.1<br />

189. Civilitates. Lübecker Neubürgerlisten 1317-1356, hrsg. von Olof A h I e r s. Lübeck:<br />

Srnmidt-Römhild 1967. 187 S. 4 0 (Veröffentlirnungen zur Gesrn. d. Hansestadt Lübeck.<br />

Bd 19.)<br />

[Darin n. I. HerkunflSnamen aus d. Land Braunschweig.1<br />

z90. We i g I e, Fritz: Die deutsrnen Doktorpromotionen in Philosophie und Medizin an<br />

der Universität Padua von 1616-1663. In: Quellen u. Forsdt. aus itat Ardliven u.<br />

<strong>Bibliothek</strong>en. Bd 45. 1965. S. JZ5-384.<br />

[Darin 5 Promovierte aus d. Land Braunschweig.1<br />

191. W i 1 c k e n s, Hans ]ürgen von: Portraitbilder in den Leirnenpredigten des 17.-18.<br />

Jahrhunderts, mit 1 Taf. Hildesheim: Lax 1967. 91 S.<br />

[U. I. IUS d. Leichenpredigtensammlungcn in d. ehem. Universitätsbibliothek in Helmstedt n. im StadtA<br />

Braunschweig.1<br />

191. S eh war z, Max: MdR [Mitglied des Reichstags]. Biographisrnes Handbuch der<br />

Reichstage. (Hannover:) Verl. f. Literatur u. Zeitgeschehen (1965). XII,831 S.<br />

[Darin Zusammenstellung d. Abgeordneten nach Wahlkreisen u. Einzelbiographicn.1<br />

193. Kr i e ger, Heinz-Bruno: Ortsfremde in Königslutter am Elm. In: Norddt. Familienkde.<br />

Bd 7 = Jg. 16. 1967. S. 312.-315.<br />

[Vgl. Bibliogr. 1964, Nt 266.1<br />

194. W i lek e, Gero von: Die Besse1 als Vorfahren der Salviati und Amsberg. In: Zs. f.<br />

niederdt. Familienkde. Jg. 41. 1967. S. 131-136.<br />

Antrlck, Otto s. Nr 69.<br />

195. Moll e n hau er, Heinz: Der Bildhauer Kad Blrker, Braunsmweig-Königslutter. In:<br />

Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e.V. Jg. 17 = H. 49. 1967. S. 8-9,<br />

1 Abb.<br />

Blos, Wilhelm s. Nr 69.<br />

196. S ehr a m m, Percy Ernst: Hermann Blumenau, der Grunder der Siedlungskolonie<br />

Blumenau. Seine Anfänge in Brasilien nach Briefen an seine Familie (1846-50). In: Jb.<br />

f. Gesdt. von Staat, Wirtsmaft u. Gesellsdtaft Lateinamerikas. Bd 4. 1967. S. 619-656.<br />

Bode, Familie s. Nr 303.<br />

197. Eck e r t, Georg: Wilhelm Bracke und die Propaganda für den I. Band des "Kapital"<br />

von Kad Marx (1867/68). In: Braunsmw. Jb. Bd 48. 1967. S. 101-137, 5 Abb.<br />

198. J u n g a n d r e a s, Menna: Die schöne Frau von Branconl, eine Freundin Carl Wilhelm<br />

Ferdinands von Braunschweig, Goethes und Lavaters. Hist. Roman. lIerford:<br />

Koehler (1967). 187 S., 11 Abb.<br />

199. Sc h m i d t, Kurt: Julius von den Brlncken, ein braunschweigischer Forstmann. In:<br />

Braunsmw. Heimat. Jg. 53. 1967. S. 75-81.<br />

300. L 0 m m atz 5 eh, H(erbert): Caspar Brinkmann (t 1666), Henning Calvör (t 1766).<br />

In: Allgem. Harz-Berg-KaI. 1966. S. 40-43, 3 Abb.<br />

Brudunann, Kar! Gustav s. Nr 197.<br />

Bruns, Familie s. Nr 303.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

3°1. Brunsema, Mellaeus: Oratio pro nova juridicae facultatis Groningae instituta praelectione<br />

habita ad VI. Juli; MDXCVI [,Iat. u. holl.] De tekst van het handschrift in faes.<br />

uitgeg. met een inleiding van T. J. V e e n en een vertaling van F. A k k e r man<br />

[u.a.] Groningen: Faculteit d. Rechtsgeleerdheit 1967. XIX S., 1S BI. (Rijksuniv. Groningen.<br />

Mededelingen van het Rechtshistorisch Inst. Nr 6.)<br />

Bugenhagen, Johannes s. Nr 85.<br />

Calvör, Henning s Nr 300.<br />

Calvör, Caspar s. auch Nr 183.<br />

301. Bur 0 se, Hans: Caspar Calvör wie ihn kaum jemand kennt. In: Allgern. Harz-Berg­<br />

KaI. 1966. S. 44-47, 1 Abb.<br />

Calwer, Richard s. Nr 69.<br />

Campe, Joachim Heinrich s. Nr UI.<br />

303. Sc h i eck e I, Harald: Benedict I. Carpzov (1565-1614) und die Juristen unter<br />

seinen Nachkommen. Verwandtschaftliche Verflechtungen bekannter Gelehrtenfamilien.<br />

In: Zs. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgesch. Germ. Abt. Bd 83. 1966. S. 3 [0-311.<br />

[Darin u. a. auch genannt d. Familien Bode, Brun5, Henke.l<br />

304. Bibliotheque cantonale et universitaire. Benjamin Constant 1767-183°' (Exposition<br />

organisee pour le deuxieme centenaire de la naissance de Benjamin Constant. Sept.­<br />

Oct. 1967. [Ausstellungskatalog.]) Lausanne 1967. II 1 S., 8 Abb.<br />

[Con,tant Wir 1788-1794 Kammerherr am Brannsehw. Hof: die Stücke 100. 101, 104. 106. 111. "]. "4<br />

aus Lande,museum Braunsc:hweig u. StaatsA WolfenbütteL]<br />

305. C r a m m, Friedr(ich): Geschichte des Geschlechts von Cramme. (Salzg[itter]-Lichtenberg:<br />

Otto Cramm; Gr. Gleidingen: Heinrich Cramm [[967].) 77 gez. BI. 4 0 [Masch.<br />

Schr. vervielf.]<br />

306. Deutsche Wappenrolle. Hrsg. vom .. Herold", Verein f. Heraldik, Genealogie u. verwandte<br />

Wissenschaften, zu Berlin. Bd 17. 1966/67. 96 gez. BI.<br />

[Darin BI. 3: Wappen Demantrriemann aut Wolrwiesc:he Kr. Wolfenbllrtel; BI. 56: Wappen Poehlmg aua<br />

Hombutg Kr. WolieobütteI.)<br />

Eversteln, Otto von s. Nr 103.<br />

307. Gauss-Gesellschaft e.V., Göttingen. Mitteilungen. Nr 4. Göttingen 1967. 38 S.<br />

[Darin u. '.: Mi c h Ii n g, Horst: Znr Ganßbüste von Heinrich He,emann. S. ]-5. I Tal. - Bi e rm a nu.<br />

Kurt-R[einhard): earl Friedrich Gauß im Spiegel seiner Korrespondenz mit Alexander von Humboldt.<br />

S. 5-18. I Tal. - Mi chi i D 11, H.I Der Gauß'sehe Vizeheliotrop. S. 17-]0, 1 Tal.)<br />

308. Gei tel, Otto: Der finnische Zweig der Familie "Geitei". Nach Aufzeichnungen der<br />

Maria Natalia Geitel. Clausthal-Zellerfeld 1967. 31 S., 30 Abb., I Stammtaf. [Fotodr.]<br />

Gerstädter, Friedrich s. Nr 111.<br />

309. Be r g f eId, Ernst: Otto Graumann zum Gedächtnis [11.1.1878-14.5.1967.] In:<br />

Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e.V. Jg. 17 = H. So. 1967. S. 16-17.<br />

[ Abb.<br />

31o. Be r g fe 1 d, Ernst: In Braunsmweig geboren, in Berlin am Werk. (Maler und<br />

Graphiker Helmuth Grundner.) In: Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig,<br />

e.V. Jg. 17 "" H. 49. 1967. S. 10-11, I Abb.<br />

Hallensieben, Familie s. Nr 186.<br />

3 I I. L an g. Karl Heinrich (Rr von): Die Gesmichte des Geschlechtes von Hardenberg.<br />

([Hrsg.:] Hans Adolf Graf von Ha r den be r g.) (Wolbrechtshausen: Hrsg. 1966.)<br />

188 S. 4 ° [Umschlagt.]<br />

16· 243


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Hartmann, Gustav s. Nr 148.<br />

Henke, Familie s. Nr 303.<br />

Heyde-Dohm, ElIinor von der s. Nr 130.<br />

311. Angermann, Gertrud: Der Oberst Georg von Holle 1514-1576. Ein Beitrag zur<br />

Gesdtidtte des 16. Jahrhunderts. Minden: Bruns (1966). 301 S., :u Abb., 111 Kt. (Mindener<br />

Beitrr. 11.)<br />

Hoppe, Karl s. auch Nr 113.<br />

313. 0 P per man n, Hans: Else und Kar! Hoppe. Zu den Geburtstagen des Braunsdtwciger<br />

literarisdten Ehepaares. In: Freundeskreises d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig,<br />

e.V. Jg. I, = H. 51. 1967. S. 4-7, 1 Abb.<br />

Jasper, Heinridt s. Nr 70.<br />

Jesse, Wilhelm s. audt Nr 40.<br />

314. Bi I zer, Bert: Wilheim Jesse 80 Jahre alt. In: Forschungen u. Fortschritte. Jg. 41.<br />

196,. S. zI8-110, 1 Abb.<br />

315. H ä ver nie k, Walter: Wilheim Jesse zum 80. Geburtstag am 3. Juli 1967. In: Hamburger<br />

Beitrr. zur Numismatik. H. 21. 1967. S. 7~. 1 Abb.<br />

316. Geh 1 e, Hcidi: Max JÜdel. Ein Unternehmerporträt. Braunschweig 1967. 29 gez. BI.<br />

4 0 [Masdt.Schr. vervielf.] Braunschweig PH, Hauptfacharbeit f. Geschidtte 1967.<br />

[Vorb. im StadtA Bnunsdlweig.)<br />

317. Be r g f eid, Ernst: Die Braunschweiger Lyrikerin Anne Marie JÜrgens. In: Freundeskreis<br />

d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e.V. Jg. 17 = H. 49. 1967. S. 6-7.<br />

318. Bar n s tor f, Fritz: Otto Klages aus Königslutter, Vorbild eines wissenschaftlidten<br />

Sammlers in unserer Zeit. In: f'reundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunsdtweig, e.V.<br />

Jg. 17 = H. 49. 1967. S. Z-4, 1 Abb.<br />

319. E e k ha r d t, Albredtt: Beridttigungen zum Aufsatz "Die Familie des Lüneburger<br />

Kanzlers Klammer von 1427 bis 1634 ••. " (Genealogie 14. Jg. 1965. S. 673-90,> In:<br />

Genealogie. Bd 8 = Jg. 16. 1967. S. 8°7-810.<br />

[Vgl. Bibliogr. '965. Nr 308.)<br />

po. Kom, Rudolf: Gemälde, Graphik. ([Vorr.:] Hans Lau t, Ernst S t r a ß n er.)<br />

(Braunsdtweig 1967: Waisenhaus-Budtdr. u. Verl.) '5 S., 56 Abb.<br />

pI. Moll e n hau er, Heinz: Im Atelier des Malers und Graphikers A. O. Koeppen<br />

in Braunsdtweig. In: Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunsdtdtweig, e.V. Jg. 17 =<br />

H. 51. 196,. S. 9-10, 1 Abb.<br />

311. Roh kam m, Otto: Zu Ehren von Prof. Dr. lie. Friedridt Koldewey t. In: Heimatbudt<br />

f. d. Landkr. WolfenbütteI. Jg. 13. 1967. S. 143-144, I Abb.<br />

Krull, Christian Friedridt s. Nr 40.<br />

P3. Mit gau, Hermann: Der junge August Lafontaine. Aus zeitgenössisdten Beridtten<br />

mitgeteilt. In Braunsdtw. Jb. Bd 48. 1967. S. 61-77, I Abb.<br />

314. Emil Langen - Werk und Wirken. (1868 Grunder der Aktienges. Eisenwerk Salzgitter.)<br />

In: Unsere Hütte. Jg. 17. 1967. S. 101-101, 3 Abb.<br />

Lelbnlz, Gottfried Wilhelm s. audt Nr 3, 96.<br />

PS. Müll er, Kurt: Leibniz-Bibliographie. Die Literatur über Leibniz. Frankfurt a. M.:<br />

Klostermann (1967). XX,478 S. (Veröffentlidtungen d. Leibniz-Ardtivs. 1.)<br />

244<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Lessing, Gotthold Ephraim s. Nr Z73.<br />

3z6. S t u p p e ri eh, Robert: Briefe Joachim Lonemannl an Melanchthon. In: Jb. d. Ges.<br />

f. nds. Kirchengesch. Bd 64. 1966. S. 88-96.<br />

[Lehrer u. Rektor am Kath.rin.um zu Braunsdlweig 1551-1566, mit Unterbredlungen.)<br />

317. Be r g f eId, Ernst: Der Ehrenvorsitzende des Direktoriums des Großen Waisenhauses,<br />

Oberstadtdirektor i.R. Dr.-Ing. E.h. Erich Walter Lotz t. In: Freundeskreis d.<br />

Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e.V. Jg. 17 = H. 49· 1967. S. 17·<br />

MeIsheimer, Friedrich Valentin s. Nr 6z.<br />

3z8. K lei n a u, Hermann: Kad Meyer t, geb. Wolfenbüttel 4. 6. 1889, gest. Wolfenbüttel<br />

17.1. 1967. In: Der Archivar. Jg. 10. 1967. Sp. 347-348.<br />

3Z9. König, J[oseph]: Regierungsrat Kad Meyer t. (4. Juni 1889 - 17. Februar 1967.)<br />

In: Braunschw. Jb. Bd 48. 1967. S. 144-145.<br />

330. Mitgau, Hermann: Erlebt und erzählt, auch Dönekens verteIlt. Göttingen: Reise 1967.<br />

79 S.<br />

33 I. Mit gau, Hermann: Der Verwandten- u. Freundeskreis der Frau Bürgermeisterin<br />

zu Schöningen, Maria Elisabeth Juliane Mitgau geb. Stisser (1743-1785). In: Norddt.<br />

Familienkde. Bd 7 = Jg.16. 1967. S. 289'-297, 3 Abb.<br />

Momberg, earl s. Nr 130.<br />

332. Sc h i b, Kad: Johannes von Müller 1752-1809. Hrsg. im Auftr. d. Hist. Vereins d.<br />

Kantons Schaffhausen. Mit 31 Taf. u. 1 Kt. im Text. Thayngen-Schaffhausen: Augustin­<br />

Ved.; Konstanz. Lindau, Stuttgart: Thorbecke (1967). 535 S. 4 0<br />

[Darin u. a. Müllers Kampf um d. Univ. Helmstedt; ferner: Sdlulen in d. Stadt Braunschweig.)<br />

333. Sc bi b, Kad: Die Biographen Jobannes von Müllers. In: Schaffhauser Beitrr. zur<br />

vaterländischen Gesch. H. 44. 1967. S. 42-59.<br />

334. Ha r t man n, Wilhelm: Die von OIdershausen, eines der ältesten Adelsgeschlechter<br />

in Niedersachsen. Mit 13 Abb. Hildesheim 1967 (: Lax). 19 S.<br />

33S' OUo-Walster, August: Leben und Werk. Eine Auswahl mit unveröffentlichten Briefen<br />

an Karl Marx. Hrsg. von Wolfgang F ri e d r ich. Berlin: Akademie-Ver!. 1966. zSS S.<br />

(Textausgaben zur frühen sozialistischen Literatur in Deutschland. Bd 7.)<br />

[Politischer Schriftsteller; 1867 von d. Braunschweiger Gemeinde d .• Allgemeinen deutsdlen Arbeitervereins'<br />

al. Kandidat bei d. W.hl zum Norddeutschen Reidlsrag aufgestellt.}<br />

336. 0 t t 0 - Wal s t er, August: Aus der Korrespondenz mit Kad Marx und Wilhelm<br />

Liebknecht. Drei bisher nicht veröffentlichte Briefe an Kad Marx. [Hrsg.:] Herbert<br />

Re i n e I t. In: Wiss. Zs. d. Pädagog. Inst. "Dr. Theodor Neubauer". Ges.- u. sprachwiss.<br />

R. Jg. 3. 1966. 10 S., 8 Faks.<br />

Poehling, Familie s. Nr )06.<br />

Querfurt, Konrad u. Wilhe1m von s. Nr i03'<br />

337. Q u ern er, Hermann: Die Zinngießerfamilie Quemer (1680--1843). In: Braunschw.<br />

Heimat. Jg. 53. 1967. S. sz-S8, 7 Abb.<br />

Raabe, Wilhelm s. Nr 123, 124, 141, 173.<br />

338. Kr u se, Horst: Reime-Genealogien. Vorkommensammlung der Familien mit dem<br />

Namen Reiche im Raum HamelnIHannover/WoIfenbüttellBraunschweig mit Nachkommen<br />

ausstrahlungen bis nach Osterreich und Südafrika. Stand d. Forschung: Januar<br />

1967. Hannover (1967). II BI. 4 0 [Masch.Schr. vervielf.]<br />

Z4S<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

339. S t 0 c k hau sen, Juliana von: Lady Fritze. [Friederike Riedesei Freifrau zu Eisenbach<br />

geb. von Massow.] Romanze eines Lebens. Stuttgart: Dt. Verl.-Anst. (1967.) 367 S.<br />

[Verf •• stützt .ich weitgehend auf die Tagebücher und Berichte braunschw. u. engl. Teilnehmer de. Burgoyne­<br />

Feldzuges· n. benutzte bei d. Vorstudien u.'. StadIA u. Stadtbibliothek Braunsmweig ö im übrigen aber<br />

viel frei Erfundenes.)<br />

340. H U 5 eh k e, WoIfgang: Hans Helmuth Rimpau zum 75. Geburtstag. (17. Okt. 1967.)<br />

In: Genealogie. Bd 8 = Jg. 16. 1967. S. 94-941.<br />

Roringen, Amold von s. Nr 195.<br />

Sandmann, Gerwin s. Nr 155.<br />

Sdiröder, Carl s. Nr 141, 143.<br />

SeebaD, Familie s. Nr 186.<br />

Siemens, Johann Georg s. Nr 101.<br />

341. Bi e r man n, Kurt-R[einhard]: Auf den Spuren des mathematischen Glücksritters<br />

Ferdinand von Sommer. In: Forschungen u. Fortschritte. Jg. 41. 1967. S. 1)5-138.<br />

341. Leb e , Reinhard: Ein deutsches Hoftheater in Romantik und Biedermeier. Die<br />

Kasseler Bühne zur Zeit Feiges und Spohrs. Kassel: Röth (1964). 183 S. [Ersdt. audt als<br />

Phi!. Diss. FU Berlin.] (Kasseler Quellen u. Studien. Bd 1.)<br />

343. Ho mb u r g, Herfried: Politisdte Äußerungen Louis Spohrs. Ein Beitrag zur Opposition<br />

Kasseler Künstler während der kurhessischen Verfassungskämpfe. In: Zs. d. Vereins<br />

f. hessische Gesdt. u. Landeskde. Bd 75176: 1964/65. 1965. S. 545-568.<br />

3440 Wo h I f art h, Hannsdieter: Franz Liszt in Bad Eilsen. In: Die Esche. 1967, 1. 3 5.,<br />

4 Abb.<br />

[Darin u. a.: Konzert der Harfenvirtuosin Rosalie Spohr Im Juli ,8s, in Eilsen.)<br />

345. Pa pe, Eisbeth: Francesco Maria Capellini, genannt StediinelU. (Braunschweig 1967.)<br />

48 gez. BI. 4 0 [Masm.Sdtr.] Braunsdtweig PH, Semesterarbeit 1967.<br />

[Vom. Im SudtA Braansmweig.)<br />

Ttemann, Familie s. Nr 306.<br />

346. S t [ ei ger t a h 1, . Hans Joachim]: Prof. Albert Trapp t (Braunschweig 10. März<br />

1890 - 13. Sept. 1966 Braunschweig.) In: Mitteilungen d. Raabe-Ges. Jg. 53. 1966.<br />

S·39-40 •<br />

Trott, Eva von s. Nr 148.<br />

347. Schmitt, G[ünther]: Johann Friedridt Unger (1714-1781), Arithmetiker und<br />

erster bedeutender landwirtschaftlicher Marktforscher deutsdter Sprache. In: Agrarwirt·<br />

schaft. Zs. f. Betrlebswirtsdtaft u. Marktforsdt. Jg. 16. 1967. S. 101-106.<br />

[,,60-1,81 in herzog!. braunschw. Diensten .11 Erster Geheimsel


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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Chronik des Braunschweigischen Geschichtsvereins<br />

von April 1967 bis März 1968<br />

Die Hau p t ver sam ml u n g des Jahres 1967 fand am 3 I. Mai wiederum in der<br />

Gaststätte "Zum Grünen Jäger" in Braunschweig-Riddagshausen statt. Wegen Verhinderung<br />

des Vorsitzenden und des Schriftführers oblag die Leitung der Veranstaltung dem Schatzmeister,<br />

Museumsdirektor Dr. Bi I zer. Nach der Totenehrung berichtete der Geschäftsführer<br />

des Vereins, Städt. Archivdirektor Dr. M 0 der h a c k, über die Vereinstätigkeit<br />

seit der letzten Mitgliederversammlung und nannte die im Winterhalbjahr 1967/68 geplanten<br />

Vorträge. Dr. Bi I zer legte den Kassenbericht über das Vereinsjahr 1966 vor und erhielt<br />

Entlastung. Dr. Theodor Müll e r unterrichtete die Versammlung über die geplanten<br />

Studienfahrten, während Archivoberrat Dr. K ö n i g über das im Satz befindliche Braunschweigische<br />

<strong>Jahrbuch</strong> sowie über die Mitgliederversammlung der Historischen Kommission<br />

für Niedersachsen, an der er als Vertreter des Braunschweigischen Geschichtsvereins am<br />

S. Mai 1967 in Aurich teilgenommen hatte, berichtete. Beim Punkte" Verschiedenes" wurde<br />

erneut die Frage der beiden noch immer nicht wieder aufgestellten Reiterstandbilder der<br />

Herzöge Karl Wilhelm Ferdinand (t 1806) und Friedrich Wilhelm (t 181S) in Braunschweig<br />

besprochen.<br />

Auf Einladung unserer Freunde in See sen wurde die halbtägige Studienfahrt am<br />

10. Juni 1967 dorthin veranstaltet. Wir besuchten zunächst unter sachkundiger Führung des<br />

Geistlichen die restaurierte Andreaskirche. Anschließend gab uns MitteIschullehrer i. R. B 0 s s e<br />

an Hand der Schätze des Heimatmuseums und bei einer Stadtrundfahrt einen anschaulichen<br />

überblid!: über die Stadtgeschichte. Nach der Kaffeetafel im Blod!:haus des Harzklubs fuhren<br />

wir zur aufgesiedelten Dom ä n e S tau f f e n bur g, deren Geschichte und Siedlungsverfahren<br />

uns unser Fahrtenleiter Dr. Tb. Müll e r erläuterte (vgl. auch dessen Buch "Das<br />

Braunschweiger Land und sein ländlicher Siedlungsträger, die Braunschweigische Siedlungsgesellschaft<br />

m. b.H.", 1966, S. :&4. 30, 7S, 77, 91-94, 97, 106), während der Siedler uns in die<br />

Arbeitsweise eines reinen Grünlandbetriebes sowie der Milchviehhaltung mit Ergänzungszucht<br />

einführte. Auf der Rückfahrt durch das Innerstetal vermittelte Syndicus a. D.<br />

Dr. G. Bot h e einen Einblid!: in Zwed!: und Bedeutung der Harztalsperren, insbesondere<br />

der neugebauten Innerste-Talsperre.<br />

Die ganztägige Studienfahrt am Sonntag, dem 13. August 1967, führte in den ehemals braunschweigischen<br />

Kr e i 8 Hol z mi n den. Zunächst besichtigten wir das IS79 bis 1584<br />

erbaute Schloß He h I e n, einen der ältesten Bauten der Weserrenaissance von noch wehrhaftem,<br />

herbem, bodenständigem Charakter. Die vierflügelige, mit zwei Türmen versehene<br />

und mit einem mächtigen Satteldach aus Sollingplatten belegte Anlage wurde von Fritz von<br />

der Schulenburg und seiner Gemahlin Ilse von Saldern errichtet. Bildnisse und Wappen des<br />

Erbauers, der es als kaiserlicher Söldnerführer und im Dienste Herzog Heinridts d. J. zu<br />

Braunschweig-Wolfenbüttel zu Geld und Ansehen gebradtt hatte, sind in dem Schloß mehrfach<br />

zu finden. Heute gehört das Schloß Herrn Konsul K 0 eh in Hannover, der uns liebenswürdigerweise<br />

auch die Besichtigung des 1887 neugestalteten Rittersaales Init einer Nachbildung<br />

des in Korfu stehenden Denkmals für den venezianischen Feldmarschall Graf<br />

Matthias v. d. Sdtulenburg (1661-1747) gestattete.


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Da die 1697/99 nach einem Entwurf des herzoglichen Landbaumeisters Hennann Korb<br />

auf Kosten des Friedrich Achatz v. d. Schulenburg erbaute I m man u eIs kir ehe in<br />

Hehlen wegen Restaurierungsarbeiten eine eingehende Besichtigung nicht zuließ, ging die<br />

Fahrt bald weiter zur ehemaligen Klo s t e r kir ehe in Kern n ade, einem hervorragenden<br />

Beispiel romanischer Kirchenbaukunst aus salischer Zeit. Das ehemalige Benediktinerkloster<br />

wurde im 10. Jahrhundert von den Billimgern gegründet. Seine Lage verschlechterte<br />

sich, als II46 die Äbtissin Judith von Northeim wegen sittenlosen Lebenswandels<br />

und Verschwendung - nach heftiger Gegenwehr - abgesetzt wurde. Es kam in den<br />

Besitz von Corvey. Die nach der Refonnation einsetzenden Streitigkeiten zwischen Corvey<br />

und den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel um Kemnade endeten 1777 mit einem<br />

Vergleich zu Gunsten Braunschweigs. - Die Klosterkirche, eine dreischiffige Pfeilerbasilika<br />

aus Buntsandstein, wurde 1046 von Bischof Bruno von Minden geweiht. Die sog. ausgeschiedene<br />

Vierung, die Maßeinheit der romanischen Kirche, ist an der Weser zum ersten<br />

Mal in Kemnade zu finden. Nach dem 30jährigen Krieg wurden 19 m des Langhauses und<br />

der Tunn abgebrochen. Um die Maßverhältnisse einigennaßen wiederherzustellen, ist bei<br />

der 1960/64 durchgeführten Restaurierung die Orgelempore im Westteil der Kirche beseitigt<br />

worden. Neben manchen künstlerisch hochwertigen Ausstattungsgegenständen galt unser<br />

besonderes Interesse dem Grabdenkmal des 1380 verstorbenen Grafen Siegfried von Homburg<br />

und seiner Gemahlin, einem sehr schönen, in Dolomit ausgeführten Zeugnis mittelalterlicher<br />

Steinmetzkunst.<br />

Von ganz besonderem Reiz war der Aufenthalt auf Gut Wes t erb r a k, das wir nach<br />

der Fahrt durch Bodenwerder und dem in Buchhagen eingenommenen Mittagessen am Frühnachmittag<br />

erreichten. Wir folgten mit diesem Besuch der liebenswürdigen Einladung von<br />

Frau Agnes v. Grone geb. Hammerstein, die uns mit Sohn und Schwiegertochter nicht nur<br />

freundlichst aufnahm, sondern uns auch als "lebendiges Geschichtslexikon" mit vielen interessanten<br />

Einzelheiten aus der Geschichte des Rittergutes und mit den Schönheiten des Gutsparkes<br />

bekannt machte. Das heutige Herrenhaus war ursprünglich Brauereigebäudej vom alten<br />

Gutshaus hat sich erfreulicherweise noch ein Bild erhalten. In der Michaelskapelle zu Kir ehb<br />

r a k, der Grablege der v. Grone, erläuterte Pastor Sc h wer d t ne r die 1958/59 entdeckten<br />

Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert, von denen eine Kreuzabnahme besonders<br />

gut erhalten ist, und den Schnitzaltar des Gotteshauses. In Am e I u n g s bor n, der letzten<br />

Station der Studienfahrt, hatten wir den Vorzug, von Abt Prof. D. Dr. Christhard M a h­<br />

ren hol z empfangen und auf das sachkundigste über Geschichte und Bauentwicklung von<br />

Kloster und Klosterkirche unterrichtet zu werden. - Der Kirchensenat der Hannoverschen<br />

Landeskirche hat auf Grund der Bestimmungen des Loccumer Kirchenvertrages von 1955<br />

im Jahre 1960 für Amelungsborn nicht nur einen Abt bestellt, sondern auch die Wiederbelebung<br />

des Konvents verfügt. In der Klosterordnung heißt es: "Das Kloster sieht es als<br />

seine wesentliche Aufgabe an, eine Stätte der Einkehr, der Stille und des Gebetes zu sein.<br />

Es lädt zu Tagungen ein, die der Besinnung und Vertiefung und der Eingliederung in die<br />

Gemeinschaft der Kirche dienen sollen. Das Kloster nimmt sich in seiner Arbeit in besonderem<br />

Maße der dem Leben der Kirche Entfremdeten an." (Vgl. Chr. Mahrenholz, Das<br />

Kloster Amelungsbom im Spiegel der niedersächsischen Klostergeschichte. In: Jahrb. d. Ges.<br />

f. nieders. Kirchengesch. 6z, 1964 S. 5-z8.)<br />

Da diese Fahrt ins Weserbergland die letzte war, die von Dr. Th. Müll e r geleitet<br />

wurde, würdigte Realschullehrer W i s w e bei der Kaffeetafel in Eschershausen seine langjährige<br />

verdienstvolle Tätigkeit als Reisemarschall des Vereins. Den Dank für die geographischen<br />

Erläuterungen Dr. Müllers während der ganzen Fahrt sowie für die historischen<br />

Hinweise Dr. Königs in Hehlen und Kemnade brachte Dr. Füll n e r in launigen Versen<br />

zum Ausdruck.<br />

Die Leitung der nächsten zweitägigen Studienfahrt "Auf den Spuren Heinrichs des<br />

Löwen ins Lauenburger Land" am 9. und 10. September 1967 lag bereits in den Händen<br />

von Dr. Neu kir c h als designiertem Nachfolger Dr. Müll e r s j er übernahm auch die


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geographischen Erläuterungen auf der Fahrt, während auf die historischen Gegebenheiten<br />

(mit Ausnahme von Mölln) von Dr. K ö n i g aufmerksam gemacht wurde. Erstes Ziel der<br />

Fahrt war Bar d 0 wie k. Kein Ort hat die Gunst, aber auch die Rache Heinrichs des<br />

Löwen in ihrer smroffen Gegensätzlichkeit so sehr zu spüren bekommen wie diese Stadt,<br />

die vom stolzen Fernhandelsplatz zu einem unbedeutenden lüneburgischen Landflecken herabsank.<br />

Während der Herzog dem Ort zunächst günstig gesinnt war und eine Arbeitsteilung<br />

zwischen Lüneburg als Sitz der Salzproduktion und Bardowick als wichtigstem Punkt des<br />

Salz- und sonstigen Warenhandels sorgsam aufrecht erhielt, fühlten sich die Bardowicker<br />

später doch gegenüber der vor allem Lübeck zuteil werdenden Förderung stark benachteiligt.<br />

Als Heinrich der Löwe nach seinem Sturz für eine Nacht hinter ihren Mauern Schutz suchen<br />

wollte, wiesen sie ihn ab. Die fast restlose Zerstörung des Ortes war die Vergeltung, die<br />

der Herzog 1189 an ihm vollzog. "Vestigia Leonis", die "Spuren Heinrichs des Löwen",<br />

heißt es in Erinnerung an diese Strafaktion des Herzogs über dem Südeingang der Stiftskirche,<br />

die bei der Vernichtung des Ortes auch stark in Mitleidensmaft gezogen, aber doch erst<br />

nach 1380 aus einer romanischen Basilika in eine Backstein-Hallenkirche umgewandelt wurde.<br />

Nach eingehender Besichtigung der Kirche und des in ihr befindlichen Chorgestühls aus dem<br />

ausgehenden 15. Jahrhundert ging die Fahrt weiter an die Eibe. - Auf der Höhe von ArtIenburg<br />

wurde auf die E r t h e n e bur g am gegenüberliegenden Ufer hingewiesen, eine einst<br />

bedeutende Burgmlage, die mehrfach von Heinrich dem Löwen bewohnt und zum Ausgangspunkt<br />

seiner Operationen benutzt wurde. Hier erfüllte sich auch gewissermaßen das<br />

Sdticksal des Herzogs. Als Kaiser Friedrich I. JI81 gegen ihn heranrückte, bestieg er zu<br />

Füßen der Burg einen Nachen, um sich nach Stade abzusetzen. Die Befestigungsanlage, von<br />

der sich noch Wall- und Grabenreste erhalten haben, ließ er in Brand stecken, so daß sein<br />

Namfolger im sächsischen Herzogsamt, der Askanier Bernhard von Sachsen, es vorzog, sich<br />

in Lauenburg eine neue Burg zu bauen.<br />

In der Lau e n bur ger S t a d t kir ehe erwartete die Fahrtteilnehmer insofern eine<br />

überraschung, als sie dort auf das Grabmal einer wolfenbüttelschen Prinzessin stießen. Die<br />

lebensgroßen Sandsteinfiguren der knienden Herzogin Maria, Tochter Herzog Julius' zu<br />

Braunschweig-Wolfenbüttel, und ihres Gemahls, des Herzogs Frmz 11. von Sachsen-Lauenburg,<br />

stehen im Chor der Kirche. Von den einst vor einer WappentafeI befindlichen Figuren<br />

der Ahnen des Herzogs hat sich nur die Heinrichs des Löwen erhalten, die heute im Schloßturmmuseum<br />

aufbewahrt wird. über der Gruft der Kirche sind das sadtsen-Iauenburgisme<br />

und das braunschweig-wolfenbüttelsche Wappen angebracht. Vom Sdtloßberg genossen die<br />

Besucher einen herrlichen Blick auf die Stromlandschaft der EIbe, deren geographisdte<br />

Besonderheiten hier wie an anderen Stellen von Dr. Neu kir eh erläutert wurden.<br />

In M ö II n, wo wir übernachteten und am Abend noch das sehr instruktive Referat von<br />

Herrn Dr. Fr i e d r ich zur Stadtgeschimte hörten, waren Beziehungen zu Heinridt dem<br />

Löwen nur mittelbar dadurch gegeben, daß das spätere Ortsgebiet zum Herrschaftsbereich<br />

des Sachsenherzogs gehörte und die Stadt von 1359 bis 1689 an Lübeck verpfändet war, das<br />

dem Löwen seine entscheidende dritte Gründung verdankt. Namhaltigen Eindruck hinterließ<br />

die Besichtigung der für eine schleswig-holsteinische Backsteinkirche sehr reich ausgestatteten<br />

und mit Malereien des 13. Jahrhunderts geschmückten Nikolaikirche. Ein in Eulenspiegeltracht<br />

gekleideter Vertreter des Städtischen Verkehrsvereins ließ es sich nimt nehmen, uns auf<br />

einem Stadtrundgang weitere Schönheiten des Ortes zu zeigen.<br />

Höhepunkt der Fahrt war die Besichtigung des vorn Sachsenherzog gegründeten Rat z e­<br />

bur ger Doms. über der Mauer am Südrand des Domfriedhofs erhebt sidt die mächtige<br />

Gestalt des welfischen Wappentiers, ein Abguß des Löwen vor der Burg Dankwarderode<br />

und Gesdtenk des Herzogs Wilhelm von Braunschweig im Jahre 1881 an die Großherzogin<br />

von Mecklenburg-Strelitz "zur Ehre und zum Andenken an den gemeinsamen großen Ahnherrn<br />

Heinrim den Löwen, der I 154 das Bistum Ratzeburg gestiftet und den Dom hat<br />

erbauen lassen". Eine Inschrift auf dem sog. Heinrichsstein in der Nähe des Dornbezirks<br />

erinnert darm, daß "zu Zeiten König Konrads (111.) und des Sadtsenherzogs Heinrim (der<br />

Löwe) der (von diesem in der Grafschaft Ratzeburg eingesetzte) Graf Heinrich (von Bod-<br />

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wide) dort als erster das Christentum fest begründet hat". Aum die am Eingang der armitektonisch<br />

hervorragend gelungenen Vorhalle des Domes in gotländischen Kalkstein gehauene<br />

"Urkunde des Doms" besagt unter einem Wappen von zwei schreitenden Leoparden, daß<br />

die Gründung der Bischofskirche auf Heinrim den Löwen zurüd


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loojähriges Bestehen begingen. Pastor Stutzer hat dieses wahrhaft humanitäre Werk mrist­<br />

Jimer Nämstenliebe mit Hilfe der Braunsmweiger Ehrenbürgerin Luise Löbbecke (1808 bis<br />

1892) und des ersten Nervenarztes in Braunschweig Dr.Oswald Berkhan (1834-1917)<br />

begründet. Mit zehn Pfleglingen im alten Pfarrwitwenhaus in Erkerode fing dieses Werk an,<br />

das heute in Neu-Erkerode fast 1000 Pfleglinge in modernsten Krankenhauseinrichtungen<br />

betreut. Der Vortrag war dem Lebensbild Stutzers gewidmet, das neben unbeirrbarem Idealismus<br />

und stets aktiv tätiger Menschenliebe auch Zeichen von Unrast und reizbarer<br />

Empfindlichkeit zeigte. Alle diese Wesenszüge des als Pfarrerssohn in Gr. Twülpstedt und<br />

Semmenstedt Aufgewachsenen spiegeln sich in den vielen Büchern der Erinnerungen, die<br />

Stutzer im Alter veröffentlichte. "In Deutschland und Brasilien", "Meine Therese" (Erinnerungen<br />

an seine geliebte Frau und unermüdliche Helferin) und viele andere Bücher erschienen<br />

im I. Viertel dieses Jahrhunderts im Verlag von Wollermann u. Bodenstab in Braunschweig,<br />

sind aber längst vergriffen. Sie enthalten so viele und so lebendige Schilderungen vom<br />

Leben in Dörfern und in der Kleinstadt Seesen in den Jahren um 1848, dann aber auch von<br />

Stutzers Erlebnissen bei seiner Hilfstätigkeit für deutsche Auswanderer in Süd-Brasilien, daß.<br />

der Vortragende das Lebensbild dieses Mannes vorwiegend auf Zitaten aus Stutzers Büchern<br />

aufbauen konnte.<br />

Stutzer hatte nach schweren Differenzen mit dem Herzoglichen Staatsministerium, aber<br />

auch nach pastoralen Enttäusmungen mit dem Konsistorium zuerst 1874 sein Pfarramt, dann<br />

1880 seine Stellung als Leiter von Neu-Erkerode aufgegeben. Die Begründung eines Privatsanatoriums<br />

für Nervenkranke im "Theresienhof" in Goslar mißlang nach einigen Jahren,<br />

so daß Stutzer durch seinen Bruder Otto zur Auswanderung ins Tal des Itajahy in Südbrasilien<br />

veranlaßt wurde. Vielleimt war er beim Erwerb von Ländereien aus dem Besitz<br />

des bekannten Brasiliendeutschen Dr. Hermann BI u m e na u (geb. 1819 in HasseIfeide,<br />

gest. 1899 in Braunsmweig) unvorsichtig gewesen, - es gab einen langen Prozeß, der für<br />

Stutzer ungünstig endete. Nach vielen Sorgen wurde er dann Pflanzer auf einer Hazienda<br />

namens Ribeiron Pires in der Nähe von Santos und wegen seiner vorzüglimen Milchkuhzucht<br />

als "Milchmann von Pires" berühmt. Als Stutzer nach 18 Jahren wegen Krankheit nach<br />

Europa zurückkehren mußte, erlebte er bei einer seiner Tömter in England den Ausbruch<br />

des Ersten Weltkrieges und starb 1911 in Heidelberg, nachdem er seine Therese schon 1916<br />

durch den Tod verloren hatte. Beide sind in I1senburg, der Heimat Thereses, beigesetzt.<br />

Über seinen "Pilgergang in zwei Erdteilen" schrieb Stutzer, dieser ansmauliche Chronist<br />

früherer Zeiten, den einsichtigen Satz: Unruhig war mein Leben, - durchaus nicht frei von<br />

Smuld, aber erhellt von Liebe und Glück; oft dunkel, aber um den Abend licht! - Wir<br />

Braunschweiger sollten ihn allein wegen der Gründung von Neu-Erkerode nicht vergessen!<br />

Das Wesentlime an dem Vortrag, den Oberkustos Dr. Franz Ni q u e t am :8. Februar<br />

1968 über "Die Bronzezeit im Braunschweigischen" hielt, war die Feststellung, daß sim die<br />

Geschichte der entwickelten Bronzezeit des 13.-8. Jahrhunderts im braunschweigischen Nordharzvorland<br />

auf Grund neuer Funde (Depotfund von Schöppenstedt) und Ausgrabungen<br />

(Ausgrabung einer bronzezeitlichen Siedlung bei Seinstedt) in klaren Konturen zeidmen<br />

läßt und daß diese Gesmimte nur zu verstehen ist im Zusammenhang mit europäischen Vorgängen.<br />

Nach dem Erlösmen der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur des 18.-IS. Jahrhunderts<br />

tritt die jungsteinzeitlime Bevölkerungsgrundlage wieder zutage. Die Bronzezeit<br />

im Braunsmweigismen beginnt mit dem Einfließen von Bronzen durch Handel oder durm<br />

Einsickern einzelner Familien aus nördlich (Lüneburger Kultur, Mecklenburg-Kulturprovinz)<br />

und südöstlich (Urnenfelderkultur der Unstrut- und Saalemündungsgruppe) gelegenen<br />

Kulturprovinzen. Seit dem 11. Jahrhundert sind Zuwanderungen aus dem Nordosten, dem<br />

Mitteieibegebiet, und dem Südosten, Nordmitteldeutschland, durch Neuanlagen von Siedlungen<br />

und Begräbnisplätzen festzustellen (Siedlungen bei Isingerode, Kr. Goslarj Watenstedt,<br />

Kr. Helmstedt; Grabfeld bei Klein Mahner-Liebenburg). Von einigen dieser Neugründungen<br />

sind siedlungsgesdIimtlime Fäden bis in die Gegenwart zu verfolgen. Abgesmlossen<br />

wird die Bronzezeit mit der Herausbildung der Jastorfkultur vom 6. Jahrhundert an,<br />

wodurch wir eine archäologische Grundlage für die Entstehung der Germanen haben.


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Die Geschichte Europas wird im 13.-8. Jahrhundert durch die Urnenfelderkultur<br />

bestimmt, die durch ihre Züge nach Kleinasien, in den ägäischen Raum und nach Ägypten<br />

die damalige Kulturwelt erschüttert und sie politisch verändert. Die Stoßkraft der Urnenfelderleute<br />

richtet sich aber nicht nach Norden, wo das Nordharzvorland als Grenzgebiet<br />

in geringem Maße von der Unruhe der Urnenfelderzeit erfaßt wird.<br />

Die bronzezeitliche Siedlung am Elmrand bei Runstedt wurde mit über 16000 qm leider<br />

nur zum Teil ausgegraben. Sie gibt die Grundlage für eine eingehende Bearbeitung der<br />

Bronzezeit. Erfreulich, daß der Kultusminister und der Präsident des Verw.-Bez. Braunschweig<br />

hierfür und für andere Grabungen wie bei Süpplingen (bronzezeitliche Siedlung)<br />

und in Emmerstedt (Urnenfriedhof) Forschungsmittel bewilligt haben. Außer dem schönen<br />

Depotfund von Küblingen ist die Feststellung von Menschenfresserei in der jungen Bronzezeit<br />

bei Runstedt und bei Werlaburgdorf zu erwähnen. Diese sicherlich kultisch bedingten<br />

Vorgänge sind auch in Mitteldeutschland und besonders in Böhmen in der Bronzezeit festgestellt<br />

worden.<br />

Der letzte Vortrag des Winterhalbjahres am '1.7. März 1968 handelte von "Gedenksteinen<br />

und Ehrenmalen im Braunschweiger Land". Referentin war Frau Dr. Lucia N e s sIe r­<br />

Ass man n. Die Absicht, die sich hinter ihrem Thema verbarg, war nicht die, vom Sterben<br />

zu sprechen. Zwar berichten Denksteine selten von glücklichen Ereignissen, und Ehrenmale<br />

werden meist Toten - im wesentlichen gefallenen Soldaten - zum Gedenken geschaffen.<br />

Doch auch freudige Geschehnisse, gelungene Werke, besondere Taten des Geistes werden in<br />

Stein gehauen und in Bronze gegossen. In doppelter Weise ist der lebende Mensch an ihnen<br />

beteiligt. Er bannt in sie nicht nur seinen Schmerz oder seine Freude, sondern auch seinen<br />

Wunsch, ein Ereignis, das ihn erhob oder erschütterte, für künftige Zeiten festzuhalten. So<br />

binden Denkmale jeder Art das Heute an das Morgen. Was heute Gegenwart ist, ist morgen<br />

Vergangenheit, ist - im Großen gesehen - Geschichte. Ein Gang zu Ehrenmalen, Denksteinen,<br />

Standbildern und Erinnerungstafeln ist also ein Weg durch die Geschichte.<br />

An Hand dieser steinernen Zeugen führte uns die Rednerin in der Tat von der Urgeschichte<br />

(Lübbensteine) über das Mittelalter (z. B. LöwendenkmaI vor der Burg Dankwarderode)<br />

bis in die Neuzeit, von deren bemerkenswerten Ereignissen (z. B. Freiheitskriege,<br />

Krieg 1870/71, Welfen-Hohenzollernversöhnung, Erster und Zweiter Weltkrieg) eine Fülle<br />

von Quellen aus Stein oder Bronze künden. Darüber hinaus vennittelte die stattliche Zahl der<br />

gezeigten Lichtbilder einen reizvollen Querschnitt durch die Kulturgesdtichte der letzten<br />

Jahrhunderte.<br />

Wolfenbüttel<br />

J. Kö ni g


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BRA UNSCHWEIGISCH ER GES CHICHTSVEREIN<br />

lVIITGLIEDERVERZEICHNIS<br />

BRAUNSCHWEIG 1968


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Es wird gebeten, etwaige Ungenauigkeiten bzw. Veränderungen<br />

der Gesdläftsstelle mitzuteilen


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Vorsitzender:<br />

VORSTAND<br />

Dr. jur. Carl Düvel, Präsident der Braunsmweigismen Staatsbank,<br />

33 Braunschweig, Ottmerbau. Ruf: 48 71<br />

Smriftführer und Herausgeber der Vereinszeitsmrift:<br />

Dr. 'Joseph König, Armivdirektor, 334 Wolfenbüttel, Forstweg<br />

2. (Niedersämsismes Staatsarmiv). Ruf: 3148<br />

Smatzmeister:<br />

Gesmäftsführer:<br />

Dr. Gerd Spies, Kustos, 33 Braunsmweig, Steintorwall 14<br />

(Städt. Museum). Ruf: 47°45°<br />

Dr. Hans 'Jürgen Querfurth, Städt. Ardlivoberrat, 33 Braunschweig,<br />

Steintorwall 15 (Stadtarmiv). Ruf: 470448<br />

Leiter der Studienfahrten:<br />

Dr. Dieter Neukirch, Wissensmaftlimer Geograph, 334 Wolfenbüttel,<br />

Am Smiefen Berg 3 a. Ruf: 5786<br />

Beisitzer:<br />

Gesmäftsstelle:<br />

Kasse:<br />

Hans Wiswe, Realschullehrer, 3341 Fümmelse, Klint 6. Ruf:<br />

Wolfenbüttel 5869<br />

Dr. Georg Eckert, Professor an der Kant-Homsmule Braunschweig,<br />

33 Braunsmweig, Okerstraße 8 b. Ruf: 2. 7603<br />

Dr. Franz Niquet, Oberkustos, 334 Wolfenbüttel, Am Roten<br />

Amte 13. Ruf: 48 86<br />

Dr. Arnold Beuermann, o. Professor an der Temnismen<br />

Universität Braunsmweig, 334 Wolfenbüttel, Alter Weg 45.<br />

Ruf: 2. 7701<br />

Dr. Martin Gosebruch, o. Professor an der Temnismen<br />

Universität Braunschweig, 33 Braunsmweig, Gieselerwall 4.<br />

Ruf: 2. 7711<br />

33 Braunsmweig, Stcintorwall 15 (Stadtarmiv). Ruf: 470448<br />

33 Braunschweig, SteintorwaU 14 (Städt. Museum).<br />

Ruf: 470450<br />

Postsmeckkonto: Hannover 950 47<br />

Postsmeckkonto Studienfahrten: Hannover 2455 10<br />

Tausm und Vertrieb der Vereinsveröffentlichungen:<br />

Braunsmweigismer Gesmimtsverein e. V., TausmsteIle,<br />

334 Wolfenbüttel, Forstweg 2 (Niedersämsismes Staatsarmiv).<br />

Ruf: 3148<br />

EHRENMITGLIEDER<br />

Prof. Dr. Dr. Werner Spieß, Ardlivdirektor 3. D., 3 Hannover, GelIertstraße 51<br />

Dr. Friedrich A. Knost, Präsident a. D. des Niedersämsismen Verwaltungsbezirks<br />

Braunschweig, 45 Osnabrück, Süsterstraße 57


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EINZELMITGLIEDER UND KORPORATIVE MITGLIEDER<br />

I. In der Stadt Braunschweig<br />

Ahrens, Wolf Eberhard, Bültenweg 23<br />

Allers, Rudolf, Sozialgerichtsrat a. D., Lützowstraße 2<br />

Angel, Johannes, Stadtoberinspektor, Güldenstraße 53<br />

Appuhn, Magdalene, Direktor-Stellvertreterin, Wendentorwall6<br />

Arnold, Fritz, Rentner, Bürgerstraße 10<br />

'U. Assel, Emmy, Feuerbachstraße 2<br />

Barnbeck, Wilhelm, Oberlandwirtschaftsrat a. D., Maibaumstraße 6 a<br />

Beetz, Burkhardt, Lechstraße 18<br />

Behrendt, Lisa, Hugo-Luther-Straße 60<br />

Besold, Horst, Postoberinspektor, IIlerstraße 14<br />

<strong>Bibliothek</strong> der Technischen Universität, Pockelsstraße 4<br />

Bilzer, Bert, Dr., Städt. Museumsdirektor, Spitzwegstraße 5<br />

Bohlmann, Rudolf, Dr., Apotheker, Hagenmarkt 20<br />

Borek, Friedrich, Buchdruckereibesitzer, Georg-Westermann-Allee 52<br />

Borek, Richard, Kaufmann, Stresemannstraße 1<br />

Brackebusch, Ulrich, Dr., Zahnarzt, Auguststraße 19<br />

Brandes, W ol/gang, Buch- und Kunstantiquariat, Moltkestraße [<br />

Brasche, Paul, Dr., Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Löwenwall8<br />

Brauer, Elise, Buchhändlerin, Bertramstraße 65<br />

Braunschweig, Landkreis, Eiermarkt 5<br />

Brennecke, Alice, Fasanenstraße 56<br />

Brenner, Else, Verw.-Dipl.-Inh., Honrothstraße 5<br />

Bruer, Olga, Hildesheimer Straße 65<br />

Buchler, Walther, DrAng., Löwenwall19<br />

Camerer, Luitgard, Dr., <strong>Bibliothek</strong>sassessorin, Kasernenstraße 2<br />

Claus, Gertrud, Allerstraße 1 a<br />

Conrad, Gertrud, Hagenring 2<br />

Cuers, Günther, Rechtsanwalt und Notar, Kastanienallee 1<br />

v. Damm, '}ürgen, Direktor, Hannoversche Straße 60<br />

Daum, 'losef, Dr., <strong>Bibliothek</strong>sdirektor, Abt-Jerusalem-Straße 8<br />

Dehmel, Richard, Direktor, Georg-Westermann-Allee 19<br />

Dexel, Marie Luise, Pestalozzistraße 7<br />

Düvel, Carl, Dr., Präsident der Braunschweigischen Staatsbank, Ottmerbau<br />

Ebeling, Hete, Memeler Straße J2<br />

Eberle, Hermann Christoph, Dr. phiI., Direktor, Münstedter Straße 19<br />

Eckert, Georg, Dr., Professor an der Kant-Hochschule, Okerstraße 8 b<br />

Ehlers, Hans, Kirchenrat a. D., Hasengarten 6<br />

Falk-Nehls, Gertrud, Direktorin der Schule für Frauenberufe, Böcklinstraße 6<br />

Fanger, Walter, Gymnastiklehrer, Zuckerbergweg 46 a<br />

Fehse, Käthe, Steinbrecherstraße 5<br />

Flechsig, Werner, Dr., Oberkustos, Hagenring 6


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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Frese, Franz, Propst, Domkapitular, Schulweg 3<br />

Füllner, Hans, Rechtsanwalt und Notar, JasperaIIee 64<br />

Gerhard, Fritz, Bankdirektor, Gneisenaustraße 2<br />

Gerloff, Haide, Lehrerin, Schrcberweg 14<br />

Germer, Ursula, Rektorin, Tostmannplatz 9, Schule<br />

Gosebruch, Martin, Dr., Professor an der Technischen Universität, Gieseierwall4<br />

Gremmelt, Otto, Propst, Eiermarkt 1<br />

Greune, Walter, Rechtsanwalt und Notar, Madamenweg 173<br />

Grupe, Adolf, Oberregierungsrat, Tostmannplatz 18<br />

Guddas, Renate, Diplom-<strong>Bibliothek</strong>arin, JasperaIIee 60<br />

Günther, Walter, Stadtamtmann, Lachmannstraße 6<br />

Hänel-Verchau, Margarethe, Lehrerin, Kasernenstraße 1<br />

Hagen, Rolf, Dr., Museumsdirektor, Harzburger Straße 12<br />

Hahne, Friedrich, Apotheker, Hagenmarkt-Apothcke<br />

Hansen, Carl Eduard, Kaufmann, Braunlager Straße 13<br />

Hedicke, Heim, Wolfenbütteler Straße 78<br />

Heffter, Heinrich, Dr., Professor an der Technischen Universität, Striegaustraße 3<br />

Heimbs, Carl, Kaufmann, Am Fallersleber Tore 6<br />

Heitefuß, Wilhelm, Direktor a. D., Franz-Trinks-Weg 3<br />

Helle, Ernst, Dr., Landgeridltspräsident a. D., Rosental 8<br />

Hiller, Walter, Diplom-Kaufmann, Fallersleber-Tor-Wall 15<br />

Hirschfeld, Käte, Goslarsche Straße 57<br />

Höse, Karl, Landgerichtsdirektor a. D., Altewiekring 11 a<br />

Hofmeister, Franz, Rechtsanwalt und Notar, Rosental6<br />

Hünerberg, Eduard, Kunsthändler, An der Martinikirche 4<br />

Hundt, Thomas Günter, Dr., Med.-Oberrat, Köterei 18 A<br />

Industrie- und Handelskammer, Brabantstraße I 1<br />

'Jesse, Wilhelm, Prof. Dr., Museumsdirektor a. D., Jasperallee 39<br />

'Jordan, Robert, Schriftsteller, Zeppelinstraße 1<br />

'Jürgens, Otto, Propst, Helmsteder Straße 38<br />

Kadziora, Heinz, Dr., Med.-Oberrat, Am Hasselteich 18<br />

Kahn, Hans- Werner, Wiesenstraße 8<br />

Kahnt, Rudolf, Dr., Medizinaldirektor, Heinrichstraße 18<br />

Kalberlah, Gerhard, Kirchenrat a. D., Steinweg 38/39<br />

Kalberlah, Gustav, Oberst a. D., Fallersleber Straße 36<br />

v. Kalm, Walter Tile, Rechtsanwalt, Moltkestraße 11<br />

Kaul, Erich, Dr., Geschäftsführer, Gutenbergstraße 5<br />

Kötz, Helmut, Dipl.-Ing., Bertramstraße 9<br />

Kraatz, H artwig, Studienrat, Schillerstraße 10<br />

Kulturamt der Stadt Braunschweig, Steintorwall 3<br />

v. Kurnatowski, Wolf-Dietrich, Dr., Pfarrer, Leonhardstraße 26<br />

Kutsche, Otto, Forstmeister a. D., J asperaIIee 56<br />

Lange, Karl, Prof. Dr., Oberstudiendirektor a. D., Lortzingstraße 1<br />

Lenz, Erich, Dr., Zahnarzt, Feuerbachstraße 15<br />

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Lerche, EmU, Studienrat a. D., Moltkestraße I2<br />

Lindemann, Hans, Dr., Oberstudienrat, Celler Heerstraße 142<br />

Lindner, Margarete, Helmstedter Straße 157<br />

Löbbecke, Carl-Friedrich, Bankier, Am Hasselteich 59<br />

Löhr, Anneliese, Diplom-<strong>Bibliothek</strong>arin, SchilIstraße 5<br />

Lock, Wilhelm, Dr., Oberstudienrat, Humboldtstraße 25<br />

Lorenz, Hans-Günter, Dr., Regierungsdirektor, Wachholtzstraße 7<br />

Maassberg, Robert, Realschullehrer, Howaldtstraße 6<br />

Mack, Dietrich, Dr., Oberstudiendirektor, lIeinrichstraße z8<br />

Mathiesen, lngrid, Dr., Am Flaschendreherkamp z<br />

Matthies, Helene, Realschullehrerin a. D., Wilhelm-Bode-Straße 38<br />

Meibeyer, Wolfgang, Dr., wiss. Oberassistent, Stolpstraße II<br />

Melchior, Walter, Dr., Oberstudienrat, Allerstraße 13 a<br />

Menge, Fritz, Bauingenieur, Fasanenstraße 52<br />

Moderhack, Richard, Dr., Städt. Archivdirektor, Schunterstraße 9<br />

Mollenhauer, Heinz, Rechtsanwalt und Notar, Stresemannstraße %<br />

Mühlberg, Renate, Ernst-Amme-Straße 6<br />

Müller, Heinrich, Dr., Oberstudiendirektor a. D., Kastanienallee 4Z a<br />

Müller, Paul, Realschullehrer, Jasperallee 56<br />

Multhoff, Robert, Dr., Oberstudienrat, Böddinstraße 3<br />

Oberlandesgericht, Münzstraße 17<br />

Oertel, H ermann, Dr., Oberschulrat, KolIwitzstraße %<br />

Pagel, Helmut, Dr., Steuerberater, PetritorwaIl9<br />

Pape, Hermann, Lehrer, Zimmerstraße 18<br />

Paul, Walter, Dr. med. vet., Veterinärrat. Fasanenstraße Sl<br />

Perschmann, 'Joachim, Dr. med., Adolfstraße 47<br />

Pfaue, Hildegard, Gewerbeoberlehrerin, Moltkestraße 1<br />

Piekarek, Roderich, Lehrer, Gutenbergstraße 19<br />

Quakatz, IIans, Dr., Rechtsanwalt und Notar, Am Hohen Felde 9<br />

Quarg, Götz, Dipl.-Ing., Magnitorwall 3<br />

Querfurth, Hans 'Jürgen, Dr., Städt. Archivoberrat, Adolfstraße 51<br />

Querner, H ermann, Fabrikant, Harzburger Straße 9<br />

Rabe, Louis, Lehrer a. D., Brudmerstraße 4<br />

Rasch, Erich, DipI.-Ing., Alerdsweg 31<br />

Rauber, Margarete, Höhenblick %4<br />

ReicheI, Horst-'Joachim, Dr., Studienrat, Möhlkamp 44<br />

Reinecke, Rudolf, Dr. phi!., Bismarckstraße 16<br />

Ritterschaft des ehemaligen Landes Braunschweig, Lützowstraße 4<br />

Römer, Max, Oberregierungsrat a. D., Adolfstraße 10<br />

Röttcher, H einz, Dr., Landgerichtsrat a. D., Petritorwall 12<br />

Rüster, Karl-Heinz, Dr., Realschullehrer, Br.-Querum, Am Walde %<br />

Ruff, Heinrich, Dr., Frauenarzt, Steintorwall ZI<br />

Schäfer, Werner, Oberstudienrat a. D., Amalienstraße 1 %<br />

Scheidt, Margarete, Kasernenstraße Z


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Sche1m-Spangenberg, Ursula, Prof. Dr., Meißenstraße 107<br />

Schlinke, Wolfgang, Oberregierungsrat, Görlitzstraße 28<br />

Smmalbam AG., J. A., Firma, Am Gaußberg 2<br />

Schmidt, Erich, Kaufmann, Gaußstraße 15<br />

Schmidt, Irmgard, Gewerbeoberlehrerin, Kasernenstraße 14<br />

Schneider, Wolfgang, Dr., Professor an der Temnismen Universität, Pockelsstraße 4<br />

Scholkemeier, Waltraud, BöIsmestraße 30<br />

Scholz, Adelheid, Lehrerin a. D., Steinbremerstraße 9<br />

Scholz, Hildegard, Studienrätin a. D., Steinbremerstraße 9<br />

Sehultz, Hans, Dr., Facharzt für HaIs-, Nasen- und Ohrenleiden, WilheImitorwaIl 18<br />

Seht/ltz, Hans-Adolt, Dr., Oberkustos, Fuchsweg II<br />

Schulze, Hanns, ReaIsmuIIchrer, Lammannstraße 5<br />

Schulze, Klara, Gewerbeoberlehrerin i. R., Fasanenstraße 67<br />

Schwarz, Wilhelmine, Lehrerin, Kasernenstraße 40<br />

Seidler, Gerhard, Landgerichtspräsident, GreifswaIdstraße 18<br />

Siebert, Arno, RealsmuIlehrer i. R., Waltherstraße 6<br />

Skibbe, Bruno, Studienrat, Holunderweg 4<br />

Spies, Gerd, Dr., Kustos, Bunsenstraße 20<br />

Staats, Emil, Smlosser, Karl-Smmidt-Straße II<br />

Staats, Walter, Kirmenrat, Maschstraße 47<br />

Staats, Wilhelm, Prof., Stadtrat a. D., An der "\Vabe 24<br />

Staats bank, Braunschweigische, Ottmerbau<br />

Stadtarmiv und Stadtbibliothek, SteintorwaII 15<br />

Stahl, Rudolt, Prof. Dr., Ärztlimer Direktor a. D., J asperaIIee 34<br />

Steckhan, Riehard, DipI.-Kaufmann, Roonstraße 17<br />

Steding, Rolf, Ahornweg 2<br />

Steigertahl, Hans 1oachim, Studienrat, Liebermannstraße 5<br />

Stenger, Hans-H., Prof. Dr., Städt. Obermedizinalrat, Holwedestraße 16<br />

Stolle, Hans, Wolfenbütteler Straße 46<br />

Sürig, Günter, Lehrer, Fasanenstraße 5<br />

Thiele, Willi, Prof. Dr., Präsident des Niedersämsismen Verwaltungsbezirks<br />

Braunschweig, Bohlweg 38<br />

Tode, Al/red, Dr., Museumsdirektor a. D., Seesener Straße 3<br />

Treiber, Marie, Friedensallee I<br />

Unger, Walter, Prokurist, Messeweg 17<br />

Verwaltungsbezirk, Niedersämsismer, Bohlweg 38<br />

Vollrath, Fritz, Dr., Facharzt für HaIs-, Nasen- und Ohrenkrankheiten,<br />

WendentorwaIlI<br />

Weber, Karl Friedrich, Dr., Amtsgerimtsrat a. D., Spiclmannstraße 9<br />

Wecke, Richard, Dr., Landwirt, Smleinitzstraße 6<br />

Wehmeyer, Elisabeth, Fürsorgerin, MühIenpfordtstraße 5<br />

Weisfiog, Reinhold, Dr., Oberregierungsrat a. D., Steinbremerstraße 26<br />

Weisker, Eberhard, Oberpostrat, Rimard-Strauß-Weg 6<br />

Wiese, Helmut, Post amtmann, Keplerstraße 5<br />

259


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Winzer, Fritz, Or., Verlagsdirektor, Oürerstraße 18<br />

Wiswedel, Artur, Dr., Dipl.-Kaufmann. Haeckelstraße 5<br />

Wrede, Dorothea, Heinrichstraße 40<br />

Zahn, Gerda, Realschullehrerin, Maschstraße 36 a<br />

Ziegler, IIeinz, Kaufmann, Bertram 5.<br />

Zimmermann, Gottfried, Dr., Pastor, Bernerstraße 3<br />

2. Auswärtige<br />

Achilles, Walter, Dr., Landwirtschaftoberrat, 3201 Barienrode, Lindenkamp 3 I<br />

Ahrens, Hermann, Landwirt, 3341 Ohrom<br />

Ahrens, W., Gutsbesitzer, 3321 Salder<br />

Angerstein, Edith, Oberstudienrätin, 334 Wolfenbüttel, E.-M.-Arndt-Straße 71<br />

Armerding, Hans Erich, Rechtsanwalt, 333 Helmstedt, Goethestraße 14<br />

Asche, Marta, 333 Helmstedt, Gustav-Steinbrecher-Straßc 20<br />

Aye, Dr., Kreismedizinalrat, 333 Helmstedt, Dr.-Heinrich-J asper-Straße 16<br />

Balaho, Franz, 3380 Goslar, Postfach 183<br />

Barke, Heinrich, Studienrat, 3353 Bad Gandersheim, Am Ziegenberg 2<br />

Barmr, Gerhard, Dr., Abteilungsdirektor, 3 Hannover-Kird1Code,<br />

Winzingerodeweg 9<br />

Barnstorl, Dorelies, 334 I Weferlingen<br />

Barnstorf, Fritz, Dr., Obermedizinalrat a. D., 3307 Königslutter, Wallstraße 10<br />

Barnstorf, Heinrich, Dr., 333 Helmstedt, Elzweg 47<br />

Baumgarten, Wilhelm, Dr., Oberforstrat a. D., 78°9 Denzlingen,<br />

Emmendinger Straße 2<br />

Bechtloff, Udo, Pfarrer, 48 Bielefeld, Detmolder Straße 352<br />

Berg, [rene, Dipl.-<strong>Bibliothek</strong>arin, 334 Wolfenbüttel, Forstweg 2<br />

(Nieders. Staatsarchiv)<br />

Beuermann, Arnold, Professor an der Tedmischen Universität,<br />

334 Wolfenbüttel, Alter Weg 45<br />

Beuleke, Wilhelm, Lehrer i. R., 33 22 Salzgitter-Thicde.<br />

Dr.-Heinrich-J asper-Straße 16<br />

Bickel, Wo I/gang, Dr. phil., 6509 Armsheim, Auf der Horst I<br />

Birkenfeld, Wollgang, Prof. Dr., 41 Duisburg, Kölner Straße 16<br />

Blankenburg am Harz, Landkreis, 3389 Braunlage<br />

Blankenburg am Harz, Oberschule für Jungen, X 371 Blankenburg<br />

Blankenburg am Harz, Stadtverwaltung, X 372 Blankenburg<br />

Blume, Richard, Mittelschullehrer a. 0.,3327 Salzgitter-Bad, Jacobistraße 5<br />

Bode, Peter, Dr., Steuerberater, 1 Hamburg 10, Loogestieg 2 I<br />

Bösche, Karl, Obersteuerinspektor, 333 Helmstedt, Kleiner Wall 16<br />

Bohnstedt, Franz, Oberstleutnant a. 0., 777 Überlingen am Bodensee, Friedhofstr. 1 I<br />

Bojar, Ralph, Studienrat, 334 Wolfenbüttel, Kleine Breite 13<br />

Bornstedt, Wilhelm, Dr., 3301 Stöckheim, Leiferder Weg 8<br />

Bothe, Gerhard, Dr. rer.pol., Syndikus a. 0., 3301 Hondelage, Hauptstraße 18<br />

260


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Bremer, Günter, Buchhändler, 334 Wolfenbüttel, Kommißstraße II<br />

Brendecke, Richard, Landwirt, 3301 Alvesse, Rittergut<br />

Broistedt, Elisabeth, 3315 Meine Nr. 16<br />

Brosche, Karl, Dr., Rektor, 333 Hclmstedt, Heinrichsplatz 9<br />

Brüggemann, Artur, Realschullehrer, 33 3 Hclmstedt, Elzweg 13<br />

Brümann, August, Filialleiter der Barmer Ersatzkasse, 333 Helmstedt,<br />

Neumärker Straße 7<br />

Brüning, Ludwig, Dr., Oberarzt, 333 Helmstdt, Steinmühlenkamp 3<br />

Büchau, Dieter, Steueroberinspektor, 334 Wolfenbüttcl, Herrenbreite 4<br />

Buhbe, Dtto, Diplom-Landwirt, 3307 Schöppenstedt, Kreuzhof<br />

Buttler, Hans-Martin, Pastor, 322 Alfeld/Leine, Dr.-Jansen-Straße 18<br />

Butzmann, Hans, Dr., <strong>Bibliothek</strong>soberrat, 334 Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibl.<br />

Cauers, Adolf, Lehrer, 334 Wolfenbüttel, Dahlienweg 7<br />

Crome-Schweining, Käte, Konrektorin a. D., 3 Hannover, Baumstraße 15<br />

Deeters, Walter, Dr., Archivoberrat, 334 Wolfenbüttel, Forstweg 1<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv )<br />

Dibbelt, Hans-1oachim, Dr., Medizinalrat, 333 Helmstedt, Gustav-Steinbrecher­<br />

Straße 43<br />

Dieckmann, Aenny, 3413 Bad Sachsa, Taistraße 6-7<br />

Diederichs, Walter, Kreisverwaltungsdirektor i. R., 333 HcImstedt,<br />

Dietrim-Bonhoeffer-Straße 7<br />

Dießel, Rudolf, Oberregierungsrat, 334 Wolfenbüttel, Langhansweg 8<br />

Döll, Ernst, Dr., Studienreferendar, 1 Hamburg 51, Müllenhoffweg 73a<br />

Dolega, Erich, Dr., praktischer Arzt, 3334 Süpplingen, Steinweg<br />

Dorf!, Paul, Dr. Dr., Oberstudiendirektor, 333 Helmstedt, Am Steinmühlenkamp 5<br />

Drewitz, Rudi, 3301 Schandelah, Bahnhofstraße 6<br />

Eppers, Ilse, 3341 Dettum<br />

Erdmann, Hans, Dr., Amtsgerichtsrat a. D., 333 Helmstedt, Heinrich-Kremp-Str. II<br />

Feiler, Hans, Dr., Augenarzt, 334 Wolfenbüttcl, Reichsstraße 5<br />

FieseI, Ludolf, Dr., Städt. Archiv- und Museumsdirektor a. D., 3101 Wienhausen,<br />

Am Rischkamp<br />

Fischer, Walter, Budtdruckereibesitzer, 334 Wolfenbüttel, Reichsstraße 3<br />

Franke, Ernst-August, Dr., Medizinalrat, 3307 Königslutter, Niedersächsisches<br />

Landeskrankenhaus<br />

Freist, Werner, Oberstudienrat, 3338 Schöningen, Salinenweg 39<br />

Frenzel, H., Dr., Fadtarzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten,<br />

333 Helmstedt, Johannesstraße 14<br />

Fricke, Gustav, Dr., Senatspräsident, 334 Wolfenbüttel, Am Lemelnholze 9<br />

Fries, Frau, 334 WolfenbütteI, Ringstraße 18<br />

Füllner, Gustav, Dr., Landwirtsdtaftsrat a. D., 334 Wolfenbüttel, Jahnstraße 6<br />

Fuhrmeister, Gisa, Hauptlehrerin, 3345 Winnigstedt, Hauptstraße 16<br />

Gählert, Klaus-Ulrich, cand. rer.hort., 333 Helmstedt, Sdtöninger Straße 16<br />

Gandersheim, Landkreis, 3353 Bad Gandersheim<br />

Gandersheim, Stadtverwaltung, 3353 Bad Gandersheim<br />

161


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Geffers, Heinrich, Landwirt, 3331 LeIm Nr. 8<br />

Geiger, Wilhelm, Oberstudiendirektor, 3301 Stäckheim, Am Smiffhom 6<br />

Gerling, Ursula, 334 Wolfenbüttel, Dr.-Heinrim-Jasper-Straße 5<br />

Gerloff, Gertrud, Lehrerin, X 371 Blankenburg am Harz, Thiestraße 1<br />

Goetting, Hans, Dr., Univ.-Prof., 34 Göttingen, Waitzweg 7<br />

Graul, Karl-Heinz, Realsmullehrer, 714 Ludwigsburg, Emst-Kauffmann-Straße 58<br />

Grebe, Erika, 333 Helmstedt, Kleiner Wall 11<br />

Gruhne, Fritz, Oberingenieur a. D., 334 Wolfenbüttel, Juliusstraße 8<br />

Hagemann, Ernst, Kaufmann, 334 Wolfcnbüttel, Okerstraße 17<br />

Hansen, Maria, Dipl.-Bibl., 334 Wolfenbüttel, Schloßplatz 13<br />

Hartwieg, Gottfried, Oberregierungs- u. Baurata. D., 334 \Volfenbüttel, Bchringstr. 63<br />

Hartwieg, Wilhelm, Oberst a. D., 334 Wolfenbüttel, Am Blauen Stein 14<br />

Harzburger Altertums- und Gesmimtsverein, 3388 Bad Harzburg, Postfam 78<br />

v. Heinemann, Grethe, 338 Goslar, Rosenberg 41<br />

Heinemann, Kurt, Lehrer, 334 Wolfcnbüttel, Eschenweg 11<br />

Heseler, Bernhard, Student, 3311 Salzgitter-Barum, Werkstraße II<br />

Heller, Ilse, 334 Wolfenbüttel, Sdlloßplatz 14<br />

Helmstedt, Landkreis, Ehemalige Universitätsbibliothek, 333 Helmstedt, Postfam 84<br />

Helmstedt, Stadtverwaltung, 333 Helmstedt<br />

Henriksen, K. K., DK-5150 Fruens B"ge (Dänemark), KristiansdalsaIIe 47<br />

Herbst, Elisabeth, 3341 Semmenstedt<br />

H ermann, Rudol/, Oberstudiendirektor, 333 Helmstedt, Nieders. Heimsmule<br />

am Bätsmenberg<br />

Hesse, Dtto, Dr., Obersmulrat a. D., 334 Wolfenbüttel, Herrenbreite II<br />

Heusinger, Bruno, Dr., Präsident des Bundesgerimtshofes a. D.,<br />

75 Karlsruhe-Durlam, Käthe-Kollwitz-Straße 46<br />

Hildesheim, Beverinsme <strong>Bibliothek</strong> (Dombibliothek), 31 Hildesheim, Pfaffenstieg 1<br />

Hillebrand, Wem er, Dr., Städt. Ardlivdirektor, 338 Goslar, CIaustorwall1<br />

Hinrichs, Hans, Dr. med., Famarzt für Lungenkrankheiten, 334 Wolfenbüttel,<br />

Mittelweg 9<br />

Hinz, Walter, Diplom-<strong>Bibliothek</strong>ar, 3301 Volkmarode, Schulstraße 10<br />

Hof/mann, Lothar, Oberstudiendirektor a. D., 334 Wolfenbüttel, RavenbergerStr. 5<br />

Huchler, Hugo, Direktor, 3307 Känigslutter, Bahnhofstraße 18 b<br />

Hübsch, Fritz, Dr., praktismer Arzt, 333 Helmstedt, Rimard-Wagner-Platz 3<br />

Irmscher, Elisabeth, Lehrerin, 334 Wolfenbüttel, Lessingstraße 6<br />

Jacobi, Hans, Dr., 315 Hameln, Weberstraße 10<br />

Jordan, llse, 334 Wolfenbüttel, Nelkenweg 5<br />

Kahmann, Günther, Versimerungskaufmann, 333 I Esbeck, Am Kakelsberg 15<br />

Kaimer, Franz, Dr., Staatsanwalt, 333 Helmstedt, Emst-Reuter-Straße 17<br />

Kersten, Fritz, temn. Angestellter, 333 Helmstedt, Am Buchenhang 4<br />

Keune, Heinrich, Dozent, 3341 Gielde<br />

Kilian, Fritz, Regierungsinspektor a. D., PSI Woltorf Nr. 86<br />

Kleinau, Hermann, Dr. jur., Armivdirektor a. D., 3301 Stäckheim, Albertstraße 15<br />

Knop, Herbert, Gesmäftsführer, 333 Helmstedt, Elzweg 35<br />

161


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Knost, Friedrich A., Dr., Verwaltungspräsident a. D., 45 Osnabrück, Süsterstraße 57<br />

König, Joseph, Dr., Archivdirektor, 334 Wolfenbüttel, Forstweg 1<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv )<br />

König, Reinhard, Archivoberinspektor, 355 Marburg/L., Friedrichstraße 15<br />

(Hessisches Staatsarchiv)<br />

Königslutter, Stadtverwaltung, 3307 Königslutter<br />

Koeppen, Hans, Dr., Archivdirektor, 34 Göttingen, Merkelstraße 3<br />

(Staatliches Archivlager)<br />

KöpZer, Hans, Dr., Oberstudiendirektor a. D., 334 Wolfenbüttel, Kleine Breite 18<br />

Kraiger, Frau, 333 Helmstedt, Birkenweg 33<br />

Kramer, Heinrich, Dr. med., praktischer Arzt, 333 Helmstedt, Ernst-Koch-Straße I<br />

Krieger, Heinz-Bruno, 3307 Königslutter, Neue Straße 10<br />

Kronenberg, Kurt, Dr., Pastor, 3353 Bad Gandersheim<br />

Kubereit, Gerhard, 333 Helmstedt, Bismarckstraße 4<br />

Küchenthai, Wemer, Dr., Staatsbankpräsident a. D., 3341 Hedeper Nr. 48<br />

Kuhr, Hermann, Kirchenarchivassessor, 334 Wolfenbüttel, Rubensstraße 1<br />

Kunow, Gotthold, Spediteur, 333 Helmstedt, Gröpern 51<br />

Kurth, Johanna, 3301 Rüningen, Frankfurter Straße 3 a<br />

Lasius, Rolf, Schulrat, 3301 Stöckheim, Brauerskamp 43<br />

Lemke, Heinz, Realschulrektor, 337 Seesen, Dr.-Menge-Straße 1<br />

Lerche, Ernst Christian, 333 Helmstedt, Elzweg 39 b<br />

Leverkühne, Elisabeth, <strong>Bibliothek</strong>arin, 3307 Königslutter, Wallstraße 9<br />

Levin, Hans, Dr. med., 87 Würzburg, Theaterstraße 1<br />

Linne, Gerhard, Dr., Oberstudiendirektor, 334 Wolfenbüttel, Mittelweg 2.<br />

Lippelt, Hans, Lehrer, 3301 Groß Gleidingen<br />

Maeder, Elly, 334 Wolfenbüttel, Wilhelm-Brandes-Straße 16<br />

Mahling, Martin, Dr., Oberlandwirtschaftsrat, 334 Wolfenbüttel, Mittelweg 7<br />

Mansfeld, Walther, Dr., Generalvikariatsrat, 7843 Heitersheim, Postfach 10<br />

Marienburg, Herzogliche <strong>Bibliothek</strong>sverwaltung, 31°4 Marienburg<br />

Martin, Hermann, Dr. med., 3174 Meine<br />

Matthes, Dieter, Dr., Archivrat, 334 Wolfenbüttel, Forstweg 1<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

Meeh, Erich, Dipl.-Ing., 333 Helmstedt, Herderstraße 1<br />

MehZhose, Elisabeth, Lehrerin, 33°1 Stöckheim, Hohe Wiese 93 a<br />

Meier, Rudolf, Dr., Archivrat, 334 Wolfenbüttel, Forstweg 1<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv )<br />

Menzel, Hubert, Apotheker, 18 Bremen I, Postfach 458<br />

Meyen, Fritz, Dr., <strong>Bibliothek</strong>sdirektor a. D., 334 Wolfenbüttel, Forstweg 11<br />

Meyer, Heinrich Julius, Dr., prakt. Arzt, 3339 Watenstedt<br />

Meyer, Bernd-Uwe, Student, 3341 Roklum, Rosenwinkel 101<br />

Meyer, Günther, Ingenieur, 3338 Schöningen, Schulstraße 9<br />

Mielke, Dörte, 333 Helmstedt, Glockbergstraße 67<br />

Mielke, Sophus, Dr., Augenarzt, 333 Helmstedt ,Johannesstraße 10<br />

Mitgau, Hermann, Dr., em. Hochschulprofessor, 34 Göttingen, HumboldtaIlee 14


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Moshagen, Ulrich, Dr. med., 333 I-Ielmstedt, Schützenwall40<br />

Müller, B., Dr., Rechtsanwalt, 3338 Schöningen, Bismarckstraße I b<br />

Müller, Math,1de, 3339 Beierstedt<br />

Müller, Otto, Realschuldirektor, 333 Helmstedt, Hermann-Stöber-Straße 11<br />

Münster, Staats archiv, 44 Münster, Bohlweg 2<br />

Mundhenke, Herbert, Dr., Städt. Oberarchivrat, 3 Hannover, An der Stromgriede 45<br />

Neukirch, Dieter, Dr., wissenschaftl. Geograph, 334 Wolfenbüttel,<br />

Am Schiefen Berg 3 a<br />

Nieß, Walter, Realschullehrer, 3 I Celle, Bilderbeckstraße 12<br />

Niquet, Franz, Dr., Oberkustos, 334 Wolfenbüttel, Am Roten Amte 13<br />

Oberbeck, Gerhard, Prof. Dr., 2 Hamburg 12, Rotenbaumchaussee 11-23<br />

Ohlmann, Horst, Dr. phil., Oberstudienrat, 334 Wolfenbütte1, Kleine Breite 19 a<br />

Ohnesorge, Rudoll, Postoberinspektor, 334 Wolfenbüttel, Dürerstraße 37<br />

Oltrogge, Wollgang, Rechtsanwalt und Notar, 333 Helmstedt, Schützenwall4<br />

Otten, Hans, Dr. med., Obermedizinalrat, 334 Wolfenbüttel, Cranachstraße 38<br />

Piepmeyer, Günter, Archivoberinspektor, 3 Hannover, Am Archive I<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv )<br />

Pini, Paul, Oberstleutnant a. D., 334 Wolfenbüttel, Cranachstraße 26<br />

Piper, Henning, Dr., Landgerichtsrat, 334 WolfenbütteI, Alter Weg 105<br />

Pitz, Ernst, Dr., Archivoberrat, 3 Hannover-Döhren, Donaustraße 13<br />

Poschmann, Brigitte, Dr., Archivdirektorin, 4967 Bückeburg, Mindener Straße 3<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv )<br />

Rabsilber, Hans Georg, Oberlandesgerichtsrat, 334 Wolfenbüttel, Behringstraße 41<br />

Radtke, R., Dr., Oberlandwirtschaftsrat, 333 Helmstedt, Ziegenmarkt 7<br />

Raschick, Ernst, Realschullehrer, 3388 Bad Harzburg, Bismarckstraße 40<br />

Rauls, W., Propst a. D., 3311 Salzgitter-Engelnstedt, Auf der Graube 23<br />

Reinartz, Ernst, Dr. med., Facharzt für innere Krankheiten, 333 Helmstedt,<br />

Schützenwall 38<br />

Reinold, Helmut, Dr., Chefarzt, Facharzt für Chirurgie, 333 Helmstedt,<br />

Kreiskrankenhaus<br />

Rippel, 10hann Karl, Dr., 3 Hannover-Kinnrode, Ottweiler Straße II A<br />

Ritter, Annelies, Dr., Diplom-<strong>Bibliothek</strong>arin, 34 Göttingen, Düstere Eichenweg 38<br />

Rähr, Heinz, Realschulkonrektor, 3307 Königslutter, Pastorenkamp 13<br />

'V. Rössing, Günther, DipI.-Ing., 334 WolfenbütteI, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 67<br />

Roggenkamp, Hans, Dr., Landeskonservator, 3 Hannover, Sedanstraße 55<br />

Runge, Bernhard, Dr. med., prakt. Arzt, 33 33 Neu Büddenstedt, Ringstraße 3<br />

Ruschepaul, Gunhild, 333 Helmstedt, Maschweg 4<br />

Rutsch, Rudoll, Lehrer, 333 HeImstedt, Langer Kamp 23<br />

Salzgitter, Stadtarchiv, 332 Salzgitter-Lebenstedt, Rathaus<br />

Sanders, K. W., DipI.-Ing., 645 Hanau, Nußallee 34<br />

Sasse, Hermann, techno Angestellter, 3301 Lamme, Tiergarten 50<br />

Schaper, Robert, Lehrer, 333 Helmstedt, Birkenweg 20<br />

Scherb, Lucie, 3301 Timmerlah Nr. 18<br />

Schlobinski, Horst, Hauptlehrer, 3101 Baven


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Schmidt-Colinet, Oberforstmeister, 3307 Königslutter, Forstamt<br />

Schnath, Georg, Dr., Univ.-Prof., 3 Hannover, Wiesenstraße 16<br />

Schomburg, Günter, Bankdirektor, 333 Helmstedt, Südertor 8<br />

Schrader, Erich, Dr., Studienrat a. D., 333 Helmstedt, Kleiner Wall z 7<br />

Schrader, Wilhelm, Schrifdeiter, 333 Helmstedt, Gustav-Steinbrecher-Straße zo<br />

Scl"euer, Siegfried, Stadtarchivar, 33 z Salzgitter-Lebenstedt, Ostlandstraße I I<br />

Schroeder, Gert, Dr. med., 333 Helmstedt, Blankenburger Straße I<br />

Schröder, Walter, Pastor a. D., 333 Helmstedt, Goethestraße 14<br />

Schubart, Winfried, Forstmeister a. D., 3391 LautenthaI, Hahnenkleer Straße 65<br />

Schubmalln, Albert, Realschullehrer, 3301 Mascherode, Salzdahlumer Straße 4<br />

Schulz, Maria, 3301 Volkmarode, Seikenkamp 3<br />

Schulze, Hans, 334 Wolfenbüttel, West ring 18<br />

Schwandt, Christa, 28 Bremen, Am Gaswerk 59<br />

Schwartzkopff, Theodor Hermann, Landwirt, 3181 Büstedt Gern. Wahrstedt Nr. 61<br />

Seebap, Pastor, 3301 Rautheim<br />

Seesen, Stadtverwaltung - Adr.: Städt. Kulturamt, 33 7 Seesen, Postfach 108<br />

Seiler, Friederike, 33 u Salzgitter-Thiede, Thiedenhall I<br />

Siebers, Siegfried, Studienrat a. D., 333 Helmstedt, Schützenwall 37<br />

Siegert, H. 'J., Dr., Apotheker und Chemiker, 333 Helmstedt, Nordstraße 39<br />

Sigmund, Rudolf, Dr. med., Facharzt für Röntgenologie, 333 He1mstedt,<br />

Kreiskrankenhaus<br />

Söchtig, Erieb, 33Z7 Salzgitter-Bad, Hermann-Löns-Weg 16<br />

Söchting, Walter, Dr., Studienrat, 334 Wolfenbüttel, Lessingstraße 10<br />

Spangen berg, Wilhelm, Mittelschulrektor a. D., 3 I u Ebstorf, Uelzener Straße z8<br />

Spier, Heinrieb, Oberstudienrat, 338 Goslar, Am J ürgenfeld I I<br />

Spiep, Werner, Prof. Dr. Dr., Archivdirektor a. D., 3 Hannover, Gellertstraße 51<br />

(Marienhaus)<br />

Stadelmann, Hans, Mittelschullehrer a. D., 33°7 Königslutter, Helmstedter Str. 16<br />

Steinfeld, Ann;, Lehrerin, 3307 Königslutter, Bahnhofstraße 31<br />

Steuber, Margarete, Buchhändlerin, 334 Wolfenbüttel, Lange Herzogstraße So<br />

Stoletzk;, Gerhard, Fotograf, 334 Wolfenbüttel, Berliner Straße 60<br />

Stolte, Fritz, Reg.-Vet.-Rat a. D., 334 Wolfenbüttel, Ernst-Moritz-Arndt-Straße u<br />

StTÜver, Hans, Oberforstmeister, 333 I Mariental-Dorf<br />

Stüwe, W., Kaufmann, 3301 Rautheim<br />

Stuke, Johannes, Domdechant, 31 Hildesheim, Domhof 18<br />

Thielemann, Otto, 338 Goslar, Grauhöfer Straße 19<br />

Timmler, Friedrich, Steueramtmann a. D., pSI Vollmerhausen, Lachtstraße Il<br />

Ude, Wilhelm, Dr., Oberstudienrat, 3370 Seesen, Horpkestraße 3<br />

Uhde, Heinrich, Dr., Dipl.-Volkswirt, Direktor der landwirtschafdichen<br />

Zentralgenossenschaft, Z9 Oldenburg, Tirpitzstraße 19<br />

Vellguth, Kar1, Dr. med. vet., Tierarzt, 333 Helmstedt, Marienstraße 1<br />

v. Vennes, Roland, A 1010 Wien I, Opernring 4<br />

Völker, Eberhard, Studienrat, 3388 Bad Harzburg, Herzog-WiIhelm-Straße SI<br />

Vogelsang, Thilo, Dr., <strong>Bibliothek</strong>ar, 8 München 8, Richard-Strauß-Straße 7


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />

Volkmann, Rolf, Lehrer, 333 Helmstedt, Diamantenweg 1<br />

Vorthmann, Albert, Vermessungsoberrat, 334 WolfenbütteI, Am Heckenkamp I I<br />

Wacker, Bodo, Studienrat a. D., 334 WolfenbütteI, Wilhelm-Busch-Straße 11<br />

Wagen er, Ewald, konz. Markscheider, 3392 Clausthal-Zellerfeld,<br />

An den Abtshöfen 1 I<br />

Wegner, Rolf, 119 Cuxhaven, Kösterfeldplatz I a<br />

Wehe, Otto, Dr., Oberstudienrat a. D., 3418 Uslar, Lange Straße 51<br />

Werner, Helmut, Leiter des Kulturamts und der Volkshochschule,<br />

333 Helmstedt, Dr.-Heinrich-J asper-Straße I<br />

Werner, Margarete, 3 Hannover, Geibelstraße 2 I<br />

Wesche, Erich, Mittelschullehrer a. D., 3301 Salzdahlum<br />

Wessei, Wallgang, Stadtdirektor, 334 Wolfenbüttel, Am Kurzen Holze 29<br />

WesseIs, Lieselatte, Archivangestellte, 334 WolfenbütteI, Gr. Zimmerhof 11<br />

Westphal, Peter, Dr., 31 Hildesheim, Bahnhofsallee 18<br />

Wilczek, Christoph, Archivoberinspektor, 334 WolfenbütteI, Forstweg 1<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

Wilke, Hartmut, Dr. med., 333 Helmstedt, Batteriewall 15<br />

Winckler, Wilhelm, Lehrer, 3394 Langelsheim, Mühlenstraße 17<br />

Winkler, Siegfried, Studienrat, 333 Helmstedt, Elzweg 12<br />

Wissel, Paul, Justizinspektor a. D., 338 Goslar, Kösliner Straße 29<br />

Wiswe, Hans, Realschullehrer, 3341 FümmeIse, Klint 6<br />

Witten, Ralf, Kaufmann, 333 Helmstedt, Harbker Weg I<br />

'V. Witzke, Willi, Landwirt, 3339 Ingeleben<br />

Wolfenbüttel, Niedersächsisches Staatsarchiv, 334 WolfenbütteI, Forstweg 1<br />

Wolfenbüttel, Stadtverwaltung, 334 WoIfenbütteI, Rathaus<br />

WolfenbütteI, Theodor-Heuß-Gymnasium, 334 Wolfenbüttel,<br />

Karl-von-llörsten-Straße<br />

Zettier, Kurt, Angestellter, 333 Helmstedt, Langer Kamp 24<br />

v. Zezschwitz, Friedrich, Dr., Facharzt für innere Krankheiten, 3 18 Wolfsburg,<br />

Porschestraße, Europahaus<br />

Ziemann, W., 334 Wolfenbüttel, Berliner Straße 15<br />

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BuChbinderei He!,",) VOI:rnar


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