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Rotes Grün

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4. Signale der Hoffnung<br />

tralen Aneignung und der selbständigen Entscheidung eröffnet, dann<br />

ist der Untertänigkeit faktisch der Boden entzogen. Die Eigentumsverhältnisse,<br />

die bislang verhindern, dass abhängig Beschäftigte auch formell<br />

das werden, was sie als wissende und lenkende Produzenten reell<br />

schon sind, könnten als nicht mehr zeitgemäß ins Visier kommen.<br />

Leider passiert an dieser Front bislang wenig. Zur möglichen eigentumsrechtlichen<br />

Vereinigung von Kopf und Hand kommt es bisher nicht,<br />

weil in den Unternehmen und auf den Arbeitsmärkten die Angst regiert<br />

und weil es kaum Beispiele erfolgreicher Übernahmen gibt. Leider<br />

sind weder Gewerkschaften noch linke politische Kräfte an diesem<br />

Punkt auf der Höhe ihrer Möglichkeiten. Sie wehren die neue Realität<br />

eher ab, statt sie aufzugreifen und zu erweitern – zum Beispiel mit<br />

dem selbstbewusst vertretenen Anspruch: Wenn wir schon alles tun,<br />

alles erdenken und alles verantworten, dann ist das auch in Gänze unser<br />

Unternehmen.<br />

Aber das geschieht nicht. Viele Unternehmen haben – wenn man für<br />

einen Moment ihren Standpunkt einnimmt – eine große Leistung vollbracht.<br />

Das Stellvertreter-Problem ist gelöst. Die Produzenten sind zu<br />

Als-Ob-Eigentümern geworden und bewähren sich in dieser Funktion<br />

ziemlich gut. Mit anderen Worten: Die Kapitalisten lösen ihr Eigentumsproblem,<br />

indem sie Verfügung nach unten delegieren und dadurch effizienter<br />

wirtschaften können. Im sozialen und ökologischen Interesse<br />

wäre es, den umgekehrten Weg zu gehen: Immer mehr Verfügung nach<br />

unten ziehen und auf dieser Basis Eigentumsrechte begründen. Die Verfügung<br />

über die Produktion, die heute von den Beschäftigten faktisch<br />

schon ausgeübt wird, wäre dann Schritt für Schritt nicht mehr ein verliehenes,<br />

immer wieder zu entziehendes Recht, sondern eine Ausdehnung<br />

der Befugnisse, die von unten wächst, Standards der Selbstbestimmung<br />

setzt und dazu passende politische Garantien erkämpft.<br />

In Richtung tatsächlicher Vollverantwortung geht es aber bislang nur<br />

als äußerste Notlösung, nicht als Regelfall. Selbst bei den erkennbar absurden<br />

Fällen reiner »Heuschreckenwirtschaft«, also bei der Aussaugung<br />

und Filetierung bewährter Unternehmen durch Finanzinvestoren,<br />

bleibt der entscheidende Schritt meistens aus. Trotzdem ist die Idee,<br />

dass es zu einer Bewegung der Aneignung von Unternehmen kommen<br />

könnte, vermutlich nicht völlig abwegig, wenn es erfolgreiche Präzedenzfälle<br />

gäbe.

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