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Rotes Grün

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Produzenten der Dinge<br />

93<br />

Mit dieser Verallgemeinerung im Sinne von »Ökologie für ausnahmslos<br />

alle« kommt dann auch die Produktion jenseits des Elementaren viel<br />

stärker in den Blick. Und das muss dann kein Willkürakt sein. Denn auch<br />

in der Produktion vereinigt sich an vielen Stellen, was auf Dauer getrennt<br />

schien. Folgenreich sind Aufhebungen, die sich aus den Produktivkräften<br />

selbst ergeben, die nicht willkürlich vollzogen werden. Diese Aufhebungen<br />

werden sichtbar, wenn man sowohl den linken Holzhammer<br />

der Anklage als auch den konservativen Glauben an die Ewigkeit heutiger<br />

Produktionsverhältnisse weglässt.<br />

Begeben wir uns also in die Höhle des Löwen, in das Innere der großen<br />

Unternehmen. Und fragen wir uns bei diesem Gang ins Unbekannte, ob<br />

die übliche Sicht auf diese Produktionswelt vielleicht zu korrigieren ist.<br />

Diese Sicht hat zwei Seiten: einerseits die Bewunderung all der technischen<br />

Meisterwerke, die das industrielle Getriebe hervorbringt, andererseits<br />

das Entsetzen über den Preis, den dort nicht die Konsumenten,<br />

sondern die Produzenten und die Umwelt zu zahlen haben. Denn bei<br />

allem Fortschritt gilt häufig noch immer die berühmte Zeile aus dem<br />

ersten Band des »Kapital«: »Die kapitalistische Produktion entwickelt<br />

daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses,<br />

indem sie zugleich die Springquellen allen Reichtums<br />

untergräbt: die Erde und den Arbeiter.« (Marx 1975: 529f.)<br />

Trotz aller menschlichen und ökologischen Kosten wird von vielen<br />

immer noch behauptet: Nur der Zwang zum vollen Einsatz lässt am<br />

Ende effizient gefertigte Produkte entstehen. Nur wenn das Getriebe<br />

auf vollen Touren läuft, bleiben Effizienz und Innovation gewahrt. Wäre<br />

dieses Modell tatsächlich alternativlos, dann hätten von außen gesetzte<br />

Zwänge wie etwa die Peitsche der Konkurrenz ihren Sinn. Dann wäre<br />

ökologische Verantwortung für sinnvolle Mengen und akzeptable Qualitäten<br />

nur von außen zu setzen und nicht von innen zu gewinnen. Muss<br />

das so sein? Und ist das überhaupt eine zutreffende Beschreibung? Passiert<br />

in industriellen Unternehmen, also dort, wo einst in Gestalt der<br />

organisierten Arbeiterklasse das Herz alternativen Verlangens schlug,<br />

nur technische Erneuerung und sonst gar nichts?<br />

Eine der fundamentalen Trennungen ist die von Kopf und Hand, die<br />

ihrerseits mit anderen Trennungen korrespondiert: von Leitung und<br />

Ausführung, von unternehmerischen Wollen und dem sich Fügen der<br />

Beschäftigten. Herrschaft gründet nicht nur, aber auch auf Wissen.

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