Rotes Grün
Rotes Grün
Rotes Grün
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
92<br />
4. Signale der Hoffnung<br />
Wege die Energiepreise sozialverträglich zu gestalten. Vielmehr ist von<br />
vornherein die eigene Produktion von Strom und Wärme ins Visier zu<br />
nehmen, weil erst mit integrierten Konzepten der Schatz einer »Energiewende<br />
von unten« gehoben werden kann. Ein kräftiges Kapitel »Demokratischer<br />
Ökosozialismus« kann vor Ort geschrieben werden, wenn<br />
in Kooperation mit privaten Initiativen und lokalen Dienstleistern die<br />
Übernahme weiter Teile der Energieversorgungskette gelingt.<br />
Für zwei zentrale Bereiche des Lebens, für Lebensmittel und Energie,<br />
ist damit eine neue Perspektive deutlich erkennbar: Regionalisierte<br />
Kreisläufe in regionaler Hoheit, erheblicher Anteil von Prosumenten<br />
(gleichzeitig Produzenten und Konsumenten), mehr Souveränität über<br />
das eigene Leben, Abschied von Finanz- und Kapitalmärkten und von<br />
externen Investoren, die für lokale Belange kein Interesse haben. Wenn<br />
Mandatsträger, Bürgerschaft und lokale Unternehmen erkennen, was<br />
sie können, kann dem Privatisierungsgerede auch jenseits der Agrarund<br />
Energiethemen der Boden entzogen werden. Das Terrain wäre bereitet<br />
für weitere gemeinwirtschaftliche Initiativen.<br />
Ähnliche Tendenzen der Rückgewinnung von Entscheidungen, des reduzierten<br />
Glaubens an Märkte, gibt es beim Wohnungsbau. Genossenschaften<br />
sind als beste und sinnvollste Form innerstädtischen Wohnens<br />
wieder im Gespräch. Gut verdienende Städter entdecken die Baugruppe<br />
als neue Form kollektiver baulicher Selbstbestimmung. Nicht zuletzt gehört<br />
auch das boomende CarSharing zu dieser Welle einer Vergemeinschaftung<br />
des Konsums.<br />
Das bisher Gesagte gilt – so wird nun der Einwand lauten – doch eigentlich<br />
nur für den ökologisch informierten Bürger, der es sich leisten<br />
kann, sauber zu leben und gesund zu konsumieren. Dieser Einwand ist<br />
richtig, soweit man isoliert auf die einzelnen Momente schaut. Tatsächlich<br />
scheinen aber auch Aspekte einer neuen Lebensweise auf, die nicht<br />
mehr nur für kleine Gruppen gelten. Vor allem aber enthalten alle genannten<br />
Phänomene Verbindungslinien zu einer neuen Logik, die wesentlich<br />
stärker werden könnte, wenn man sie mit der Maßgabe von Kooperation,<br />
Gleichheit und Planung stärkt, verbreitet und beschleunigt.<br />
Es kommt also darauf an, die vorhandenen Impulse zu politisieren, indem<br />
die Forderung auf den Tisch kommt: Ökologische Verantwortlichkeit<br />
muss für alle gelten. Folglich müssen dann auch alle die Chance dazu<br />
haben – im Konsum und in der Produktion selbstverständlich auch.