Rotes Grün
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4. Signale der Hoffnung<br />
Fahndet man nach möglichen, vielleicht schon sich anbahnenden Aufhebungen<br />
unproduktiv gewordener Gegensätze, dann ist Vorsicht geboten,<br />
will man nicht gleich wieder in die beiden Sackgassen rennen,<br />
die sich als solche bereits erwiesen haben: Einerseits die Vereinigung<br />
alles Getrennten durch Politik im Staat, andererseits die Hoheit über<br />
das gesamte Leben in vollständiger Autonomie, zum Beispiel in autarken<br />
Kleinkommunen.<br />
Die Frage nach der Aufhebung von Trennungen ist auf der Höhe der<br />
Zeit zu stellen. Welche technischen Mittel, welche organisatorischen<br />
Erfahrungen liegen vor? Welche realen Trends gibt es bereits? Welche<br />
zarten Pflanzen neuer Produktionsmodelle könnten stärker werden<br />
und Verbreitung finden, wenn Gesetze und Rahmenbedingungen sie<br />
fördern und nicht bremsen würden? Und nicht zuletzt: Welche Trennungen<br />
bleiben produktiv oder wenigstens so harmlos, dass sie strategisch<br />
nicht von Bedeutung sind?<br />
Der erste Schritt ist stets das Eingehen auf die unmittelbarste Gefahr,<br />
die mit individuellem Handeln gebannt werden kann. Dabei geht es<br />
dann um giftfreie und gesunde Lebensmittel und den daraus folgenden<br />
Bio-Boom, um sauberes Wasser und um die weltweit erhobene Forderung<br />
nach einer öffentlichen, verlässlichen Wasserversorgung, die sich<br />
aus dem Desaster von Privatisierungen ergeben hat.<br />
Bei Lebensmitteln wird die räumliche Trennung von Angebot und Nachfrage<br />
auf regionalen Märkten schwächer. Das Motto heißt: Kenntnis des<br />
Anbieters statt anonymer Markt. Das unmittelbarste Motiv ist der Selbstschutz.<br />
Aber selbst dieses beschränkte Motiv enthält Botschaften: Reduziert<br />
die Länge der Lieferketten! Misstraut den Agrokonzernen! Die<br />
aufscheinende Perspektive lautet also: weitgehend regionalisierte Bio-<br />
Landwirtschaft – künftig verbunden mit nur noch geringem Fleischkonsum.<br />
Das ist keine völlige Aufhebung getrennter Funktionen, sondern die<br />
gestiegene Achtung für das Lebenswichtige, die durch Repersonalisierung<br />
der Marktbeziehungen entsteht oder wenigstens entstehen kann.<br />
Ein zweites und sehr weites Feld, in dem sich zu vereinen beginnt,<br />
was in den vorhergehenden Jahrzehnten stets getrennt war, ist die Erzeugung<br />
von Energie. Der Trend heißt regenerative Energie in eigener<br />
Regie. Seit dem 1. April 2000, als das EEG in Kraft trat, ist deutlich größer<br />
geworden, was der herkömmlichen Energiewirtschaft den Schrecken<br />
in die Glieder jagt: das Gespenst der Energieautonomie.