Rotes Grün
Rotes Grün
Rotes Grün
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Planung<br />
85<br />
dern mit einer rein ökonomischen Motivation verlangen Wirtschaftsverbände<br />
mehr Planung. So fordert der Bundesverband der deutschen Industrie,<br />
die Rohstoffversorgung Deutschlands geplant anzugehen, weil auf<br />
die Lieferfähigkeit von Märkten kein Verlass mehr sei. Bei der Rohstoffversorgung<br />
folgt der Planungszwang der Beschaffungsnot.<br />
Diese Art Planung für partikulare Interessen wird rasant zunehmen,<br />
wenn es nicht gelingt, für Wirtschaftsstrukturen zu sorgen, die von vornherein<br />
deutlich weniger »Stoff« brauchen. Für den Gesamtbedarf von<br />
Volkswirtschaften gibt es bis dato allerdings keine Mengenziele, sondern<br />
nur Effizienzprogramme. Nicht der Umfang der Ökonomie ist bisher<br />
zum Gegenstand politischen Handelns geworden, sondern nur das<br />
Verhältnis zwischen Naturnutzung und Nutzenstiftung.<br />
Nun kann man sich heute noch nicht so recht vorstellen, wie die Größenordnung<br />
des Wirtschaftens zum Gegenstand politischer Regulierung<br />
werden soll. Als Zuteilung von Nutzungsrechten pro Kopf der Bevölkerung?<br />
Als globales Rationierungssystem? Das klingt nicht erfreulich.<br />
Wir sind hier wieder an einem Umschlagspunkt. Wie bereits unter den<br />
Titeln »Kooperation« und »Gleichheit« ausgeführt, gerät man in eine<br />
Sackgasse, wenn man sich vorzustellen versucht, wie die starken Anforderungen,<br />
die aus ökologisch begründeten Größenbeschränkungen folgen,<br />
bei gleichzeitigem Weiterbestehen der gegebenen Wirtschaftsordnung<br />
und der üblichen Politikabläufe zu erfüllen sein könnten. So wie<br />
globale Kooperation nur zu einem starken Trend wird, wenn die Förderung<br />
und massenhafte Verbreitung des Richtigen das mühsame Gezerre<br />
um den akzeptablen Anteil am Falschen ablöst, so wie das gleiche Recht<br />
auf Naturnutzung nur dann folgenreich sein wird, wenn sich jede Ungleichheit<br />
vor ihm rechtfertigen muss, so wird auch der Zug zur Planung<br />
nur dann neue Horizonte eröffnen, wenn er nicht dem Alten dient.<br />
Die Hürden für demokratische Planungsprozesse im Bürgerinteresse<br />
sind aktuell noch hoch und zahlreich. Planungsstäbe agieren weitgehend<br />
im Verborgenen. Verträge zwischen öffentlicher Hand und privaten<br />
Unternehmen sind selbst den Parlamenten nicht zugänglich. Gesetzentwürfe<br />
werden bisweilen an private Kanzleien outgesourct. Die<br />
Beziehungen zwischen einflussreichen Abgeordneten und Wirtschaftsverbänden<br />
sind eng und vertraulich. Das Öffentliche ist bislang nicht das,<br />
was es sein sollte: kompromisslos öffentlich. Ändert sich daran nichts,<br />
bleibt Planungswissen einseitiges Herrschaftswissen.