Rotes Grün
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Planung<br />
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eine Scheinsouveränität. Was bei kleinen und mittleren Unternehmen<br />
als Souveränität erscheint, ist in den meisten Fällen pure Abhängigkeit<br />
von den großen Spielern, deren Bedarf die Wirtschafts- und Strukturpolitik<br />
weitgehend bestimmt. Letztlich ist damit auch für die Konsumenten<br />
das Spektrum der Optionen beschränkt.<br />
Alles Politische ist heute durchzogen von Erwartungen für die Zukunft<br />
und Reaktionen darauf. Es gibt eine zunehmende Verflechtung<br />
nicht nur in der Sache und territorial, sondern auch temporal. Das gilt<br />
nicht nur, aber vor allem für den Stoffwechsel mit der Natur. Grenzen<br />
für Schadstoffe und Engpässe bei den Rohstoffen verlangen heute schon<br />
Strategien, auch wenn sie erst übermorgen zu spüren sein werden. Für<br />
Planungsstäbe heißt das Vorwärtsverteidigung in der Zeit gemäß den<br />
Interessen ihrer jeweiligen Organisation.<br />
Der neue Hang zu strategischem Handeln ist deshalb kein Garant für<br />
ökologische Rationalität. Auch hier gilt: Cui bono? Wer entscheidet in<br />
wessen Interesse? Wer erhält Planungssicherheit und wer nicht? Wird<br />
der Rohstoffbezug der deutschen Industrie geplant oder eine Wirtschaftsstruktur,<br />
die ihren Energie- und Ressourcenverbrauch drastisch<br />
reduziert? Werden die nationalen Champions planerisch begleitet, wie<br />
etwa die deutsche Autoindustrie, oder kommen neue ökologische Verkehrssysteme<br />
zum Zuge, in deren Zentrum öffentliche Anbieter stehen?<br />
Die Renaissance der Strukturplanung ist in keiner Weise ein emanzipatorischer<br />
Selbstläufer, aber eine Einladung ist sie allemal. Hier steht<br />
einiges an wirkungsvollen Instrumenten der gesamtgesellschaftlichen<br />
Steuerung bereit, vor allem das Verkehrsrecht, das Bau- und Planungsrecht,<br />
das Agrar- und Energierecht. Mit diesen Rechtssystemen wird in<br />
großem Umfang über Landschafts-, Rohstoff- und Energieverbrauch entschieden.<br />
Betroffen sind hier beispielsweise der Siedlungs- und Städtebau,<br />
der Straßen- und Eisenbahnbau und die Intensivlandwirtschaft.<br />
Auch das Steuerrecht hat es in sich. Denn jährlich werden umwelt- und<br />
klimaschädliche Subventionen im Umfang von über 50 Milliarden Euro<br />
gewährt. Der besonders umweltschädliche Flugverkehr gehört dabei mit<br />
geschätzten zwölf Milliarden Euro zu den größten Nutznießern.<br />
Wenn Planung und Strukturpolitik wieder in den Fokus kommen,<br />
dann ist damit erstmals seit Jahrzehnten ein Politikfeld wieder offen,<br />
das von Marktrhetorik verbarrikadiert worden war: die bewusste, be-