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Rotes Grün

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Planung<br />

81<br />

eine Scheinsouveränität. Was bei kleinen und mittleren Unternehmen<br />

als Souveränität erscheint, ist in den meisten Fällen pure Abhängigkeit<br />

von den großen Spielern, deren Bedarf die Wirtschafts- und Strukturpolitik<br />

weitgehend bestimmt. Letztlich ist damit auch für die Konsumenten<br />

das Spektrum der Optionen beschränkt.<br />

Alles Politische ist heute durchzogen von Erwartungen für die Zukunft<br />

und Reaktionen darauf. Es gibt eine zunehmende Verflechtung<br />

nicht nur in der Sache und territorial, sondern auch temporal. Das gilt<br />

nicht nur, aber vor allem für den Stoffwechsel mit der Natur. Grenzen<br />

für Schadstoffe und Engpässe bei den Rohstoffen verlangen heute schon<br />

Strategien, auch wenn sie erst übermorgen zu spüren sein werden. Für<br />

Planungsstäbe heißt das Vorwärtsverteidigung in der Zeit gemäß den<br />

Interessen ihrer jeweiligen Organisation.<br />

Der neue Hang zu strategischem Handeln ist deshalb kein Garant für<br />

ökologische Rationalität. Auch hier gilt: Cui bono? Wer entscheidet in<br />

wessen Interesse? Wer erhält Planungssicherheit und wer nicht? Wird<br />

der Rohstoffbezug der deutschen Industrie geplant oder eine Wirtschaftsstruktur,<br />

die ihren Energie- und Ressourcenverbrauch drastisch<br />

reduziert? Werden die nationalen Champions planerisch begleitet, wie<br />

etwa die deutsche Autoindustrie, oder kommen neue ökologische Verkehrssysteme<br />

zum Zuge, in deren Zentrum öffentliche Anbieter stehen?<br />

Die Renaissance der Strukturplanung ist in keiner Weise ein emanzipatorischer<br />

Selbstläufer, aber eine Einladung ist sie allemal. Hier steht<br />

einiges an wirkungsvollen Instrumenten der gesamtgesellschaftlichen<br />

Steuerung bereit, vor allem das Verkehrsrecht, das Bau- und Planungsrecht,<br />

das Agrar- und Energierecht. Mit diesen Rechtssystemen wird in<br />

großem Umfang über Landschafts-, Rohstoff- und Energieverbrauch entschieden.<br />

Betroffen sind hier beispielsweise der Siedlungs- und Städtebau,<br />

der Straßen- und Eisenbahnbau und die Intensivlandwirtschaft.<br />

Auch das Steuerrecht hat es in sich. Denn jährlich werden umwelt- und<br />

klimaschädliche Subventionen im Umfang von über 50 Milliarden Euro<br />

gewährt. Der besonders umweltschädliche Flugverkehr gehört dabei mit<br />

geschätzten zwölf Milliarden Euro zu den größten Nutznießern.<br />

Wenn Planung und Strukturpolitik wieder in den Fokus kommen,<br />

dann ist damit erstmals seit Jahrzehnten ein Politikfeld wieder offen,<br />

das von Marktrhetorik verbarrikadiert worden war: die bewusste, be-

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