Rotes Grün
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4. Signale der Hoffnung<br />
ist. Solche Dogmen und die Vernichtungspraxis, die ihnen entspricht,<br />
kann sich eine endliche, gefährdete Welt nicht mehr leisten. Folglich<br />
werden Planung, Vorausschau und Vorsorge wieder zu großen Themen<br />
mit positivem Klang.<br />
Nun wissen die vor 1989 in der DDR und in Osteuropa Aufgewachsenen,<br />
dass Planung ein Synonym für Mangel, Willkür und haarsträubende<br />
Fehlanreize sein kann. Diese Art Planung ist verdientermaßen<br />
gestorben. Die Planung, um die es hier geht, ist zunächst nur die Veränderung,<br />
Kräftigung, Ausdehnung und Systematisierung der ohnehin<br />
stets stattfindenden Planungsprozesse. Ihre leitenden Fragen lauten:<br />
Wie wird gesamtökologische Rationalität möglich? Was bedeutet optimaler<br />
Wohlstand bei minimalem Naturverbrauch?<br />
Die Fragen so zu stellen bedeutet, die bei Ökologen üblichen Begriffe<br />
der Systemdienstleistungen auf die Ökonomie zu beziehen. Nicht nur<br />
das einzelne Gut soll öko-effizient sein, sondern ganze Branchen und<br />
schließlich die Volkswirtschaft insgesamt. Auch der WBGU ist der Auffassung,<br />
»dass systemisches Denken und Handeln in einer Langfristperspektive<br />
die Grundvoraussetzungen für das Vermeiden künftiger ökonomischer,<br />
sozialer und ökologischer Krisen sind« (WBGU 2011: 51).<br />
Strukturen zu lenken, ist allerdings kein einfaches Geschäft. Die gewählten<br />
Entwicklungswege können sich als falsch erweisen. Sie sind es<br />
sogar zwangsläufig immer – sagen die Liberalen und die überwiegende<br />
Mehrheit der Ökonomen. Gemessen an der Wahrheit millionenfacher<br />
Entscheidungen von Produzenten und Konsumenten seien strukturpolitische<br />
Beschlüsse stets unterhalb des Optimums, insofern immer falsch.<br />
So ist es nicht verwunderlich, dass im liberalen Geist der vergangenen<br />
30 Jahre die Worte Strukturpolitik und Rahmenplanung kaum noch zu<br />
hören waren, deren Instrumente aber gleichwohl ungeniert hinter den<br />
Kulissen für unternehmerische Interessen zurechtgestutzt und eingesetzt<br />
wurden.<br />
Auf diesem, eher verborgenen Wege findet Strukturpolitik jeden Tag<br />
statt. Nur trägt sie diesen Namen nicht. Die gesamte Automobilindustrie<br />
hängt davon ab, dass die Infrastruktur des Verkehrs autogerecht<br />
gestaltet wird. Alle Wirtschaftszweige brauchen in irgendeiner Weise<br />
verlässliche Standards, die nur politisch zu gewährleisten sind. Deshalb<br />
ist die von den Liberalen gepriesene Souveränität der Produzenten und<br />
Konsumenten in einer hochgradig vergesellschafteten Wirtschaft immer