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Rotes Grün

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Planung<br />

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Unternehmen orientieren sich, auch wenn sie intern gern längerfristig<br />

planen, an aktuellen Marktsignalen und kurzfristiger Renditeerwartung.<br />

Und die Politik ist allzu häufig zum bloßen Reagieren gemäß Nachrichtenstand<br />

und Kassenlage verkommen. Wenn dann noch, wie momentan<br />

in Europa, die finanzielle Erpressung hinzukommt, ist es schnell vorbei<br />

mit der oft beschworenen Gestaltungsmacht.<br />

Dennoch: Ohne längerfristige Planung funktioniert kein entwickeltes<br />

Land. Große Systeme, sei es der Energie, des Verkehrs oder der industriellen<br />

Massenfertigung, bedurften immer schon der gesellschaftlichen<br />

Rahmenplanung. Im Zeitalter der ökologischen Großgefahren<br />

und des absehbaren Rohstoffmangels durchdringen der Zwang zur Planung<br />

und die Angewiesenheit auf politische Garantien nahezu die gesamte<br />

Ökonomie.<br />

Der Markt kann als Instanz der Koordination nicht mehr überzeugen.<br />

So wie die Liberalen früher mit großem propagandistischem Effekt<br />

behaupten konnten, dass der Markt der optimale Entscheider par<br />

excellence sei, so gilt spätestens heute die Umkehrung. In allen wichtigen<br />

Ressourcenfragen liegt der Markt prinzipiell falsch. Er sorgt ständig<br />

für schlechte Ergebnisse. Übernutzung und Überausbeutung sind<br />

seine Hinterlassenschaft.<br />

Das ist kein Zufall, weil die Unternehmen und die Wirtschaftswissenschaft,<br />

die ihnen zur Seite steht, immer noch zwei Dogmen predigen,<br />

die das Prinzip des Marktes begleiten und – angewendet auf Naturgüter<br />

– zwangsläufig zu miserablen Ergebnissen führen müssen. Das eine<br />

Dogma heißt Diskontierung und meint, dass die Zukunft umso wertloser<br />

ist, je weiter sie weg liegt. Die Techniken der Diskontierung gehen<br />

von der Annahme aus, dass die Präferenz für ein Gut umso größer ist,<br />

je schneller es zur Verfügung steht. Was erst später zu haben ist, wird<br />

in der Kalkulation mit Abschlägen belegt, abgezinst, diskontiert.<br />

Vom Standpunkt des einzelnen, gegenwartsversessenen Nutzenmaximierers<br />

ist das ein schlüssiges Verfahren, vom Standpunkt der Bewahrung<br />

unserer Lebensgrundlagen jedoch eine Exitusgarantie. Denn auf<br />

diese Weise schrumpft langfristige Vorsorge zu einer ökonomisch nicht<br />

mehr interessanten Größe.<br />

Das andere, zur Diskontierung passende Dogma heißt Substitution<br />

und soll bedeuten: Es gibt immer Alternativen zu dem, was nicht mehr<br />

hinreichend vorhanden ist oder – im Extremfall – zugrunde gegangen

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