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Rotes Grün

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4. Signale der Hoffnung<br />

und an Gerichtsbarkeiten in passender Gestalt. All das wird auch zum<br />

ökologischen Gleichheitsrecht gehören. Aber wie gesagt: Es ist ein materielles<br />

Recht. Um es als solches zu gewährleisten, ist das Recht, wenn<br />

es nur ein einzuklagendes Recht bliebe, viel zu schwach, weil es permanent<br />

dem Gang der Ökonomie hinterherlaufen würde.<br />

Deshalb werden die garantierenden Institutionen anderer Art sein<br />

müssen. Stellt man die ökologische Frage in gebotener Schärfe, dann<br />

gerät notwendig gerade das in den Mittelpunkt, was zwar längst schon<br />

geregelt ist, aber nur im Sinne von gleichen Regeln für die ansonsten<br />

freie Betätigung: Produktion, Verteilung, Konsum, also die Wirtschaft<br />

in ihren wichtigsten Feldern. Denn hier wird die ökologische Frage jeden<br />

Tag zum Thema. Und genau hier spielt der ökologische Gleichheitsanspruch<br />

bislang keine Rolle.<br />

Ökologische Gleichheit als tatsächliches Recht, als wirksames, folgenreiches<br />

Recht zu etablieren, wird deshalb nicht nur schwierig sein im<br />

Sinne einer juristischen Operationalisierung. Seine Bedeutung ist viel<br />

fundamentaler. Vermutlich zum ersten Mal in der Geschichte wird ein<br />

materielles Recht zur Voraussetzung weiterer Entwicklung.<br />

Der Extremfall heutiger Verletzung von Menschenrechten zeigt den<br />

Gehalt dieses neuen Rechts. Man kann auch heute noch Millionen Menschen<br />

verhungern lassen – ein Verbrechen, das Jean Ziegler (2007) unablässig<br />

anklagt. Zieglers Klage erhält ihre Wucht durch die vollständige<br />

Vermeidbarkeit von Hunger und Hungertod. Sie wären mit einem winzigen<br />

Teil der Weltressourcen zu verhindern. Zieglers Bemühen würde<br />

mit dem ökologischen Menschenrecht auf ein bestimmtes Quantum<br />

Umweltraum eine zusätzliche Begründung erhalten. Insofern wäre<br />

dieses Recht, das in seinen Anfängen nur als vage moralische Norm,<br />

als Hintergrundrauschen und diplomatische Floskel auftritt, auch für<br />

unmittelbare Bedürfnisse fundamental, wenn es zu einem durchsetzungsfähigen<br />

Lebensanspruch wird.<br />

In den Ländern Europas und Nordamerikas ist formale Gleichheit mit<br />

zunehmender materieller Ungleichheit und schärferer Herrschaft bis zur<br />

Unkenntlichkeit vermischt. Gleichheit ist zum bloßen Rechtsanspruch<br />

verkommen. Wenn aber künftig angesichts ökologischer Grenzen vermehrt<br />

über Nutzungsrechte zu entscheiden ist, dann sind dafür die Kriterien<br />

zu benennen, explizite Kriterien ausgesprochenen, begründbaren<br />

und allgemeinen Rechts.

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