27.12.2013 Aufrufe

Rotes Grün

Rotes Grün

Rotes Grün

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

68<br />

4. Signale der Hoffnung<br />

wie etwa dem Umweltprogramm wichtig, weil sie verbindlicher als private<br />

Vereinigungen den Handlungsbedarf benennen können. Sie halten<br />

den Gedanken der Kooperation wach und artikulieren seinen neuen Inhalt<br />

– aber exekutieren können sie ihn nicht.<br />

Die Exekution bleibt, soweit es um globale Vereinbarungen geht, zunächst<br />

die Aufgabe von Nationalstaaten. Dass sie grundsätzlich fähig<br />

sind, wirksame Verträge zu erzielen, haben diverse Abkommen – vorbildlich<br />

beispielsweise das Montreal-Protokoll zum Schutz der Ozon-<br />

Sphäre – bereits gezeigt. Mittlerweile stehen nicht nur einzelne, eingrenzbare<br />

und deshalb leichter zu bewältigende Herausforderungen<br />

auf der Tagesordnung, sondern die Größe und die Art des Motors der<br />

Ökonomie insgesamt. Genau darum geht es beim Klimaproblem. Es ist<br />

insofern auch der erste Testfall für die neue Art globaler Kooperation,<br />

die im ökologischen Zeitalter gefordert ist.<br />

Bislang haben viele internationale Klimaverhandlungen kaum spürbare<br />

Folgen. Sie erscheinen wie ein nutzloses Geschäft. Dennoch lohnt<br />

es sich, zunächst genau zu betrachten, was hier im Unterschied zu<br />

früheren Zeiten passiert. Erstmals ist anerkannt, dass es gemeinsame<br />

Aufgaben gibt, die aus einem gemeinsamen Schutzbedürfnis entstehen.<br />

Ebenfalls zum ersten Mal ist anerkannt, dass bei der Bewältigung<br />

des Problems Gleichheit herrschen muss, konkret: gleiche Emissionsrechte<br />

pro Kopf.<br />

Diese beiden Fortschritte sind allerdings gezeichnet und – wie sich<br />

in der Praxis zeigt – konterkariert von zwei Erblasten: Der Vorstellung,<br />

dass die Verbrennung fossiler Energien die effizienteste Art der Energiegewinnung<br />

ist und dass die negativen Folgen am besten durch Marktinstrumente<br />

zu mindern sind. Zusammengenommen entsteht dadurch<br />

die langsamste und mühsamste Art, mit dem Problem umzugehen: Der<br />

Versuch, einen globalen Konsens über Verschmutzungsrechte zu erzielen<br />

und durchzusetzen. Statt das Problem direkt anzugehen und alle zu<br />

diesem Zweck verfügbaren und denkbaren Instrumente zu prüfen, erleben<br />

wir ein Geschacher um den gerechten Anteil an der Degradierung<br />

des Planeten.<br />

So verkehrt sich die Anerkenntnis des globalen Problems und seiner<br />

globalen, kooperativen Bewältigung um in eine Entschuldigung. Es hagelt<br />

dann wohlfeile Lippenbekenntnisse, vorgetragen mit sorgenvoller<br />

Miene. »Wir müssen von vornherein auf der globalen Ebene handeln.«

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!