Rotes Grün
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4. Signale der Hoffnung<br />
wie etwa dem Umweltprogramm wichtig, weil sie verbindlicher als private<br />
Vereinigungen den Handlungsbedarf benennen können. Sie halten<br />
den Gedanken der Kooperation wach und artikulieren seinen neuen Inhalt<br />
– aber exekutieren können sie ihn nicht.<br />
Die Exekution bleibt, soweit es um globale Vereinbarungen geht, zunächst<br />
die Aufgabe von Nationalstaaten. Dass sie grundsätzlich fähig<br />
sind, wirksame Verträge zu erzielen, haben diverse Abkommen – vorbildlich<br />
beispielsweise das Montreal-Protokoll zum Schutz der Ozon-<br />
Sphäre – bereits gezeigt. Mittlerweile stehen nicht nur einzelne, eingrenzbare<br />
und deshalb leichter zu bewältigende Herausforderungen<br />
auf der Tagesordnung, sondern die Größe und die Art des Motors der<br />
Ökonomie insgesamt. Genau darum geht es beim Klimaproblem. Es ist<br />
insofern auch der erste Testfall für die neue Art globaler Kooperation,<br />
die im ökologischen Zeitalter gefordert ist.<br />
Bislang haben viele internationale Klimaverhandlungen kaum spürbare<br />
Folgen. Sie erscheinen wie ein nutzloses Geschäft. Dennoch lohnt<br />
es sich, zunächst genau zu betrachten, was hier im Unterschied zu<br />
früheren Zeiten passiert. Erstmals ist anerkannt, dass es gemeinsame<br />
Aufgaben gibt, die aus einem gemeinsamen Schutzbedürfnis entstehen.<br />
Ebenfalls zum ersten Mal ist anerkannt, dass bei der Bewältigung<br />
des Problems Gleichheit herrschen muss, konkret: gleiche Emissionsrechte<br />
pro Kopf.<br />
Diese beiden Fortschritte sind allerdings gezeichnet und – wie sich<br />
in der Praxis zeigt – konterkariert von zwei Erblasten: Der Vorstellung,<br />
dass die Verbrennung fossiler Energien die effizienteste Art der Energiegewinnung<br />
ist und dass die negativen Folgen am besten durch Marktinstrumente<br />
zu mindern sind. Zusammengenommen entsteht dadurch<br />
die langsamste und mühsamste Art, mit dem Problem umzugehen: Der<br />
Versuch, einen globalen Konsens über Verschmutzungsrechte zu erzielen<br />
und durchzusetzen. Statt das Problem direkt anzugehen und alle zu<br />
diesem Zweck verfügbaren und denkbaren Instrumente zu prüfen, erleben<br />
wir ein Geschacher um den gerechten Anteil an der Degradierung<br />
des Planeten.<br />
So verkehrt sich die Anerkenntnis des globalen Problems und seiner<br />
globalen, kooperativen Bewältigung um in eine Entschuldigung. Es hagelt<br />
dann wohlfeile Lippenbekenntnisse, vorgetragen mit sorgenvoller<br />
Miene. »Wir müssen von vornherein auf der globalen Ebene handeln.«