Rotes Grün
Rotes Grün
Rotes Grün
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kooperation<br />
65<br />
pelle einer Sonntagspredigt, an die Moral eines schlechten Märchens,<br />
an kitschige Szenen eines Kinderfilms aus Hollywood: bitte alle in Eintracht<br />
zusammen, Antilopen und Löwen, Schafe und Wölfe.<br />
Doch so nett und harmlos, wie der Begriff für manchen klingt, ist die<br />
heraufziehende Praxis der Kooperation durchaus nicht, wenn man die<br />
gesamte Wirkungskette durchdenkt. Drückt man positiv aus, was die<br />
Schäden negativ zu erkennen geben, dann heißt das: Die Menschheit<br />
lebt in einer gemeinsamen Welt – global vergesellschaftet und in einem<br />
globalen ökologischen Zusammenhang. Diese gemeinsame Welt ist hinsichtlich<br />
ihrer Nutzungsmöglichkeiten endlich. Sie erträgt nur ein bestimmtes<br />
Niveau. Sie ist ein Zusammenhang mit Größenbeschränkung.<br />
Folglich muss es Nutzungsregeln geben.<br />
Sollen diese Regeln demokratisch sein, dann müssen sie auf gleichen<br />
Rechten beruhen. In den internationalen Beziehungen wird deshalb, soweit<br />
es tatsächlich und tatkräftig um diese gemeinsamen ökologischen<br />
Aufgaben geht, Kooperation zu einem Leitstern und im Gegenzug Macht<br />
zu einem schalen Begriff. Zwang, Diktat, Erpressung, angedrohte oder<br />
tatsächliche Waffengewalt – diese alten Machtmittel beginnen wirkungslos<br />
zu werden, wenn das Ziel die gemeinsamen Lebensgrundlagen<br />
sind.<br />
Die ökologische Aufgabe ist die erste große materielle Aufgabe, die<br />
sich einer herrschaftlichen Lösung entzieht. In Kooperation, also denkend,<br />
planend und in wechselseitiger Anerkennung der Gleichheit zu<br />
handeln – das kann man nicht erzwingen, sondern nur ermöglichen.<br />
Entsprechend muss es Rechte, Regeln und dazu passende Institutionen<br />
geben. Und das heißt letztlich: Das Nutzungsregime wird politisch<br />
konstituiert und prägt die Ökonomie.<br />
Das Neue daran ist nicht, dass die Ökonomie geregelt wird, dass die<br />
Aneignung der Natur zulässigen und politisch garantierten Regeln folgt.<br />
Selbst der freieste Markt – und gerade er – ist ein politisches Ereignis,<br />
eine mit Zwang, häufig mit Gewalt geschaffene Praxis, eine künstliche<br />
Verengung auf einige wenige Optionen als legitim geltenden Handelns<br />
(siehe Gray 1999).<br />
Das Neue im ökologischen Zeitalter ist die Größenbeschränkung und<br />
die notwendige Einmischung des Gemeinwesens nicht nur in das formell<br />
erlaubte, sondern auch in das materiell zulässige Verhalten. Herrschte<br />
bisher die Freiheit der Naturnutzung, die jeweils nur von Eigentums-