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Rotes Grün

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Linke im Labyrinth der Kategorien<br />

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Die kurze Wanderung durch die Parteienlandschaft hat gezeigt: Hüben<br />

wie drüben mangelt es an der Fähigkeit und der Bereitschaft, Leitideen<br />

zu entwickeln, die eine für das ökologische Zeitalter passende Eingriffstiefe<br />

formulieren. Aus diesem Mangel folgt die Dominanz der Soziotechniker,<br />

der appellierenden Moralisten und der Rebellen in radikaler Pose.<br />

Schrauben drehen, Messen singen und Fäuste schwingen – das sind die<br />

Haltungen, mit denen auf Dauer wenig anzufangen ist.<br />

Das sind die Positionen, die jene großen Veränderungen, die vielfach<br />

beschworen werden, entweder im Äußeren, in der Technik, oder tief<br />

im Innern des Einzelnen oder, das ist die dritte Variante, im großen und<br />

unbekannten Anderen verorten. So bleibt das Thema, um das es doch<br />

vorrangig gehen müsste, unbeachtet: die Gesellschaft selbst als der Gegenstand,<br />

den es hinsichtlich seiner notwendigen Veränderungen zu erkennen<br />

und zu bearbeiten gilt.<br />

Wenn es um alles geht, kann nichts heilig sein. Wenn nichts heilig ist,<br />

gehört alles auf den Prüfstand. Wenn alles geprüft ist, wird der Korrekturbedarf<br />

deutlich. Um mit Aussicht auf Erfolg korrigieren zu können,<br />

müssen Keime des Richtigen schon da sein. Das wachsende Richtige zu<br />

erkennen, zu stärken, miteinander zu verbinden und zu systematisieren<br />

– das wäre die Kunst eines radikalen, an die Wurzel gehenden Realismus,<br />

den man auch umgekehrt realistischen Radikalismus nennen<br />

kann, weil er mit nüchternem Blick die Grundprobleme anvisiert.<br />

Wenn die Weltgesellschaft ökologisch zu scheitern droht, dann kann<br />

in der Tat nichts heilig sein. Keine Wirtschaftsordnung, kein Eigentumstitel,<br />

keine Verfassung, keine Gewohnheiten. Alles, was die Verhältnisse<br />

zwischen den Menschen, zwischen Gruppen, Klassen und Nationen regelt,<br />

gehört auf den Seziertisch. Und ebenso wäre zu erwägen, ob es<br />

unter den früheren Ideen einer sozialistischen Reorganisation der Gesellschaft<br />

noch taugliche Gedanken gibt.

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