27.12.2013 Aufrufe

Rotes Grün

Rotes Grün

Rotes Grün

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

58<br />

3. Trügerische Erwartungen<br />

einerseits die Verlängerung der gewerkschaftlichen Praxis unmittelbarer<br />

Interessenvertretung in den politischen Raum und andererseits<br />

die Partei des Glaubens an eine bessere Welt jenseits des Horizonts.<br />

So können die profilbildenden Projekte der mittleren Frist nicht gelingen,<br />

nicht einmal formuliert werden. So fehlen die Scharniere, die soziale<br />

Forderungen für die Gegenwart mit Visionen einer anderen Gesellschaft<br />

verbinden. 15<br />

Ein Grund für das Verharren in nicht mehr passenden Gedankenwelten<br />

ist die intellektuelle Selbstüberschätzung. Unter Linken herrscht<br />

im Allgemeinen das Selbstverständnis, klarer, schneller und treffender<br />

zum Kern des jeweiligen gesellschaftlichen Problems vorzudringen. Wo<br />

andere nur Individuen oder nur die Gesellschaft oder nur die Wirtschaft<br />

sehen, da diagnostizieren sie bestimmte Interessen, die sich zuordnen<br />

und als Großgruppen identifizieren lassen. Früher sagte man dann Klassen<br />

und Klassenkampf, später die Herrschenden, die Lohnabhängigen<br />

und ihre jeweiligen Kräfteverhältnisse.<br />

Heute ist man in der Regel noch etwas softer. So haben sich die Linken<br />

allmählich an die heute übliche soziotechnische Sprache herangetastet.<br />

Das Eingeständnis heißt: Die alte Sprache passt nicht mehr.<br />

Aber dieses Eingeständnis wurde stillschweigend vollzogen und die Aufgabe,<br />

eine andere Sprache mit passenderen Begriffen zu finden, nicht<br />

formuliert. So bleibt man – die Unverständigen verachtend – im Labyrinth<br />

der Kategorien: Irgendwie stimmt unsere Analyse doch, aber vermitteln<br />

lässt sie sich nicht.<br />

Diese Verlegenheit der Kapitalismuskritik muss fundamentale <strong>Grün</strong>de<br />

haben. Am wichtigsten ist wohl die selbst verschuldete Blockade marxistischen<br />

Denkens, die sich vielfältig äußert, aber vor allem einen großen<br />

Mangel hat: Die Unfähigkeit, für die Ökonomie, also für den nach wie<br />

vor relevantesten Teil dessen, was wir Gesellschaft nennen, eine wirklich<br />

überzeugende und – angesichts der Verwerfungen – angemessen<br />

radikale und durchgehend ökologische Vision hervorzubringen. Diese<br />

Vision müsste, wenn sie mehr sein wollte als ein beliebiges Wunschkonzert,<br />

in schon vorhandenen Tendenzen gründen und Knospen identifizieren,<br />

die – gut bewässert und gut gepflegt – zur Blüte treiben.<br />

15<br />

Ein erster Ausweg aus diesem Dilemma ist der »PLAN B«, ein Positionspapier<br />

der Linksfraktion im Bundestag – siehe Fraktion Die Linke 2012.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!