Rotes Grün
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Linke im Labyrinth der Kategorien<br />
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finden, müssen Sozialistinnen und Sozialisten die »ökologische Sprache«<br />
sprechen.<br />
Solange das nicht geschieht, ist es nicht verwunderlich, dass die gesellschaftliche<br />
und die parteipolitisch organisierte Linke das massenhafte<br />
Unbehagen nicht mit dem Bild einer anderen Zukunft verbinden<br />
kann. Stattdessen gibt es ein permanentes Schwanken zwischen Anklage<br />
und zögerlichem Mitspielen im Getriebe – bisweilen wohl auch<br />
eine Mischung von beidem, wenn so mancher beim Singen roter Lieder<br />
letztlich doch nur von roten Teppichen träumt.<br />
Die Linke ist derzeit ohne Strahlkraft, weil sie nicht verstanden hat,<br />
dass das gesamte sozialistische Erbe nur noch dann einen Sinn hat<br />
und nur dann neue Kraft entfalten kann, wenn es im Angesicht ökologischer<br />
Grenzen neu buchstabiert wird. Wolfgang Sachs, Mitbegründer<br />
des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie und einer der<br />
konsequentesten Ökologen im Lande, hat diesen Zusammenhang präzise<br />
ausgesprochen: »Die Formen von Wohlstand, von Reichtum, von<br />
attraktivem Leben, die in unserer Zivilisation entwickelt worden sind,<br />
sind nicht gerechtigkeitsfähig, d.h. sie können auf der Welt nicht verallgemeinert<br />
werden. Das hat mit Verteilungsfragen nur begrenzt etwas<br />
zu tun, unsere Zivilisation ist strukturell nicht gerechtigkeitsfähig.<br />
Selbst wenn wir alle eine gerechte Verteilung wollten, würde uns das<br />
nur schneller der biologischen und ökologischen Katastrophe entgegentreiben.<br />
Die Struktur verlangt, dass nur wenige daran teilhaben. Deshalb<br />
gibt es nur zwei Wege. Der eine Weg ist, am Wohlstandsmodell der industriellen<br />
Moderne festzuhalten. Der andere Weg zwingt uns, sofern<br />
man eintritt für eine demokratische Weltgesellschaft, das überlieferte<br />
Wohlstandsmodell in Frage zu stellen. … Jeder, der für mehr Gleichheit,<br />
Gerechtigkeit und Menschenwürde auf unserem kleinen Planeten eintritt,<br />
ist gezwungen, ökologisch zu sein. Oder: Es kann auch nicht mal<br />
mehr die Spur einer sozialistischen Idee geben, ohne ökologisch zu sein.<br />
Die Forderung für die nächsten Jahrzehnte lautet, Wohlstandsmodelle<br />
zu erfinden, die gerechtigkeitsfähig sind, die Ressourcen schonen und<br />
naturverträglich sind.« (Sachs 2009: 142f.)<br />
Fehlen solche Wegweiser im Gepäck, kann man die Schritte nicht<br />
gehen, den Sprung nicht schaffen von der Negation zur Position. Von<br />
der Anklage zum schlüssigen und glaubhaften Entwurf – das will offenkundig<br />
nicht gelingen. Dasselbe gilt auch für DIE LINKE als Partei. Sie ist