27.12.2013 Aufrufe

Rotes Grün

Rotes Grün

Rotes Grün

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Linke im Labyrinth der Kategorien<br />

57<br />

finden, müssen Sozialistinnen und Sozialisten die »ökologische Sprache«<br />

sprechen.<br />

Solange das nicht geschieht, ist es nicht verwunderlich, dass die gesellschaftliche<br />

und die parteipolitisch organisierte Linke das massenhafte<br />

Unbehagen nicht mit dem Bild einer anderen Zukunft verbinden<br />

kann. Stattdessen gibt es ein permanentes Schwanken zwischen Anklage<br />

und zögerlichem Mitspielen im Getriebe – bisweilen wohl auch<br />

eine Mischung von beidem, wenn so mancher beim Singen roter Lieder<br />

letztlich doch nur von roten Teppichen träumt.<br />

Die Linke ist derzeit ohne Strahlkraft, weil sie nicht verstanden hat,<br />

dass das gesamte sozialistische Erbe nur noch dann einen Sinn hat<br />

und nur dann neue Kraft entfalten kann, wenn es im Angesicht ökologischer<br />

Grenzen neu buchstabiert wird. Wolfgang Sachs, Mitbegründer<br />

des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie und einer der<br />

konsequentesten Ökologen im Lande, hat diesen Zusammenhang präzise<br />

ausgesprochen: »Die Formen von Wohlstand, von Reichtum, von<br />

attraktivem Leben, die in unserer Zivilisation entwickelt worden sind,<br />

sind nicht gerechtigkeitsfähig, d.h. sie können auf der Welt nicht verallgemeinert<br />

werden. Das hat mit Verteilungsfragen nur begrenzt etwas<br />

zu tun, unsere Zivilisation ist strukturell nicht gerechtigkeitsfähig.<br />

Selbst wenn wir alle eine gerechte Verteilung wollten, würde uns das<br />

nur schneller der biologischen und ökologischen Katastrophe entgegentreiben.<br />

Die Struktur verlangt, dass nur wenige daran teilhaben. Deshalb<br />

gibt es nur zwei Wege. Der eine Weg ist, am Wohlstandsmodell der industriellen<br />

Moderne festzuhalten. Der andere Weg zwingt uns, sofern<br />

man eintritt für eine demokratische Weltgesellschaft, das überlieferte<br />

Wohlstandsmodell in Frage zu stellen. … Jeder, der für mehr Gleichheit,<br />

Gerechtigkeit und Menschenwürde auf unserem kleinen Planeten eintritt,<br />

ist gezwungen, ökologisch zu sein. Oder: Es kann auch nicht mal<br />

mehr die Spur einer sozialistischen Idee geben, ohne ökologisch zu sein.<br />

Die Forderung für die nächsten Jahrzehnte lautet, Wohlstandsmodelle<br />

zu erfinden, die gerechtigkeitsfähig sind, die Ressourcen schonen und<br />

naturverträglich sind.« (Sachs 2009: 142f.)<br />

Fehlen solche Wegweiser im Gepäck, kann man die Schritte nicht<br />

gehen, den Sprung nicht schaffen von der Negation zur Position. Von<br />

der Anklage zum schlüssigen und glaubhaften Entwurf – das will offenkundig<br />

nicht gelingen. Dasselbe gilt auch für DIE LINKE als Partei. Sie ist

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!