27.12.2013 Aufrufe

Rotes Grün

Rotes Grün

Rotes Grün

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

48<br />

3. Trügerische Erwartungen<br />

behalten, wie sie sind, aber entstauben, entgiften, durchlüften. Weg<br />

mit den Dreckschleudern fossiler Energie und den Giftkreisläufen der<br />

industrialisierten Agrarwirtschaft – her mit dem bio-coolen, selbstbestimmten<br />

Leben im gut bezahlten Job. Sarkastisch könnte man sagen:<br />

Politik für die Wohlstandsoasen mit Wohlfühlgarantie und gewissenreinem<br />

Weltverbesserungsanspruch.<br />

Diese rein lebensweltliche Typisierung würde allerdings die strukturellen<br />

<strong>Grün</strong>de für den wachsenden Einfluss verfehlen. Die Basis grüner<br />

Reformisten wird breiter, weil ihr wesentliches Reservoir, die gebildete<br />

Urbanität, ständig wächst. Und dieses Wachstum ist – ob bewusst oder<br />

unbewusst – das Programm aller Parteien. Mehr Bildung und mehr weltgewandtes<br />

Problembewusstsein – das wollen schließlich alle.<br />

Seit 1980 haben die <strong>Grün</strong>en 18 Jahre permanenter Häutungen erlebt<br />

und sind – in diversen Landesregierungen bereits zahm geworden – zunächst<br />

in der Bundesregierung und dann in verantwortungsbereiter Opposition<br />

gelandet. Wirtschaft und Gesellschaft in ihren heutigen Grundformen<br />

haben sie voll und ganz zu akzeptieren gelernt. Das war nicht<br />

immer so. Im September 1986 forderten die damals noch recht radikalen<br />

<strong>Grün</strong>en programmatisch einen »Umbau in der Industriegesellschaft.<br />

Schritte zur Überwindung von Erwerbslosigkeit, Armut und Umweltzerstörung.«<br />

In diesem noch heute lesenswerten Programmpapier heißt es unmissverständlich:<br />

»Die Verschlechterung der Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

macht immer mehr Menschen krank. Die Ausbeutung der Natur<br />

lässt die Wälder weiter sterben, die Vergiftung der Luft, des Bodens,<br />

der Gewässer und auch unserer Nahrungsmittel nimmt zu. Verantwortlich<br />

für diesen Umgang mit der Natur ist die privatwirtschaftliche, kapitalistische<br />

Produktionsweise, die sich der Gewinne und Konkurrenz<br />

wegen um ihre gesellschaftlichen und ökologischen Folgen nicht kümmert.«<br />

(Die <strong>Grün</strong>en 1986: 4)<br />

Aktuell bevorzugen die <strong>Grün</strong>en und Teile der SPD den importierten<br />

Slogan vom Green New Deal, bei dem allerdings – die Zeiten ändern<br />

sich – so manches »Green«, aber kaum noch etwas »New« ist. Der ursprüngliche<br />

New Deal von Franklin D. Roosevelt kombinierte wirtschaftliche<br />

Stabilisierung mit gesellschaftlicher Veränderung: deutliche Umverteilung<br />

von oben nach unten, <strong>Grün</strong>dung neuer Institutionen der<br />

Kapitalkontrolle, massenhafte Anwendung gemeinwohlorientierter Ar-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!