Rotes Grün
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3. Trügerische Erwartungen<br />
Lösungen im alten Sinne bringen kurzfristig immer noch positive Effekte,<br />
auch wenn das Unbehagen zunimmt. Nicht zuletzt ist für die Menschen<br />
mit Geld und Stimme in den vergangenen 30 Jahren vieles besser geworden,<br />
sodass ihr Interesse am Status quo noch gewachsen ist.<br />
Außerdem ist die Frischzellenkur schon da: Die grünen Reformisten<br />
mit ihrem Angebot, das nicht nur aus neuen Produkten, sondern auch<br />
aus geistigem Nachschub besteht. In Deutschland haben die Konservativen,<br />
jedenfalls als Partei, dieses Angebot notgedrungen gerade angenommen,<br />
wissen aber noch nicht so recht, ob sie es mit einem guten<br />
Cognac verdauen oder sich doch lieber den Finger in den Hals stecken<br />
sollen.<br />
Reformisten im grünen Rausch<br />
<strong>Grün</strong> ist die Trendfarbe. <strong>Grün</strong> setzt die Maßstäbe. <strong>Grün</strong>er werden – das<br />
haben sich die UNO, die ILO, die OECD und die EU auf die Fahnen geschrieben.<br />
Am Bekenntnis zur Umwelt, zur Ressourcenschonung und<br />
zum Naturerhalt kommt in internationalen Organisationen und besonders<br />
in Europa niemand vorbei.<br />
<strong>Grün</strong>e Themen sind vom Rand ins Zentrum gerückt. Entsprechend<br />
sind diejenigen, die früh aussprachen, was heute Allgemeingut ist, authentischer<br />
und vertrauenswürdiger als andere. Jenseits von Meinungskonjunkturen,<br />
jenseits all der der zufälligen Ereignisse, die Stimmungen<br />
prägen, die in den Umfragen für ein Auf und Ab sorgen, sind grüne Reformisten<br />
im langfristigen Aufwind. Das gilt zunächst unabhängig von<br />
den Parteifarben für alle politischen Lager – zumindest in Deutschland,<br />
wahrscheinlich auch in Europa und langfristig vielleicht sogar in den<br />
USA, auch wenn dort der Irrationalismus immer noch stark ist und den<br />
politischen Kurs bestimmen kann.<br />
Dieser Aufwind ist zunächst die Frucht des frühzeitigen Erkennens,<br />
der Bestätigung durch Tatsachen der Naturzerstörung, die heute in anschauliche<br />
und deshalb wirksame Bilder gefasst werden können. Der<br />
politische Gewinn des Rechthabens ist allerdings stets prekär und niemals<br />
stabil. Der eigentliche Grund für den Aufwind grüner Reformisten<br />
ist deshalb ein anderer. Solange das Bürgertum angesichts der geschilderten<br />
Herausforderungen, für die es hier und da pragmatische