Rotes Grün
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Bürgertum im zweifelnden Trotz<br />
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allem die Unternehmerschaft klammert sich an das bewährte Rezept:<br />
Restauration der gesellschaftlichen Verhältnisse durch permanente Revolution<br />
der Dinge, also Bewahrung der eigenen Dominanz durch ständig<br />
erweiterte Naturbeherrschung und daraus folgender Legitimation.<br />
Dabei soll es auch in Zukunft bleiben. Denn, so die rhetorische Frage an<br />
das Volk: Sollen wir etwa den Leuten verbieten, innovativ zu sein, etwas<br />
zu unternehmen, Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen und dafür<br />
dann auch den verdienten Gewinn einzustreichen?<br />
Das Problem ist nur: Diese Praxis passt noch im Einzelnen, aber nicht<br />
mehr im Ganzen. Angesichts ökologischer Grenzen beginnt permanent<br />
erweiterte Naturbeherrschung unmöglich zu werden. Was zu tun ist,<br />
steht quer zu dem, was das Bürgertum verlängern will. In den beiden<br />
vergangenen Jahren ist in den Sitzungen der Bundestags-Enquete-Kommission<br />
»Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität« bis hin zu grotesken<br />
Peinlichkeiten deutlich geworden, dass Konservative und Liberale bei<br />
den großen Zukunftsaufgaben nackt dastehen. Ihre Philosophien und<br />
Selbstrechtfertigungen tragen nicht mehr. Tauglich ist weder die als<br />
Neo liberalismus in Verruf geratene Mobilisierung egoistischer Instinkte<br />
noch konservatives Bewahren im alten Sinne.<br />
Die erste Variante, die seit den Zeiten von Reagan und Thatcher forcierte<br />
Freiheit für Finanzakteure und Investoren, ist zwar in der Wirklichkeit<br />
immer noch sehr lebendig, aber als Idee spätestens in den Krisen<br />
der vergangenen Jahre an sich selbst gescheitert. Den Geretteten,<br />
den Banken, den Finanzakrobaten und ihren Klienten, den Reichen und<br />
Superreichen, gelingt es, ihren Rettern, den Staaten, die Bedingungen<br />
ihrer Rettung zu diktieren, weil sich bürgerliche Politiker, unterstützt<br />
von Sozialdemokraten und <strong>Grün</strong>en, willfährig zeigen. Da äußert sich<br />
schiere Macht, aber nirgends eine Idee.<br />
Ebenso ist der Ruf neoliberaler Piraten in den Entwicklungsländern<br />
ruiniert. Denn unter der Flagge der Marktfreiheit segelten allzu oft Fanatiker,<br />
die man als Stalinisten des Privatinteresses bezeichnen könnte.<br />
Wie Naturkatastrophen als »window of opportunity« für das Abräumen<br />
von Staatlichkeit, für die Ausradierung sozialer Gefüge genutzt<br />
oder wie soziale Katastrophen zu demselben Zweck bewusst herbeigeführt<br />
werden, hat Naomi Klein (2007) eindrucksvoll an vielen Beispielen<br />
beschrieben und mit Dokumenten belegt. Gegen diese Praxis der<br />
zynischen Verachtung hat sich längst eine Gegenbewegung gebildet,