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Rotes Grün

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3. Trügerische Erwartungen<br />

kommen all die Preisverzerrungen, die von Spekulationen ausgehen,<br />

und die Verteidigung nicht mehr zeitgemäßer Technologien durch Weltkonzerne,<br />

die keinerlei Interesse am Ende des fossilen Zeitalters haben.<br />

Märkte sind längst nicht immer, häufig nur mit politischem Anschub,<br />

dem Neuen zugewandt, wie die erneuerbaren Energien zeigen.<br />

Der Dreiklang von Knappheiten, Preisen und Märkten, der im Ergebnis<br />

zum Gemeinwohl führen soll, wird im ökologischen Zeitalter zu<br />

einem dumpfen Geräusch. Er passt nicht mehr. Auch ganz praktisch<br />

funktioniert er nicht mehr. Deshalb gibt es auch im bürgerlichen Lager<br />

ein Sich-Einstellen auf die neuen Prinzipien der Kooperation, der<br />

Gleichheit und der Planung. Man versucht, sie zu entern und einzubinden<br />

ins eigene Konzept.<br />

Die Notwendigkeit weltweiter Zusammenarbeit mit dem Ziel, die<br />

Allgemeingüter zu schützen, ist auch vom etablierten Bürgertum anerkannt.<br />

Man kommt daran nicht vorbei, handelt aber auf einem ungewohnten<br />

Feld. Denn hier werden die Mächtigen zu Beschuldigten, weil<br />

sie ihren Anteil am »Naturbudget« schon aufgezehrt haben. Hier werden<br />

die ökonomisch Starken zu ökologisch Schwachen, weil sie dem Rest<br />

der Welt zugestehen müssen, was sie längst schon getan haben. Deshalb<br />

heißt das Motto, das der Verzögerung dient, aber legitim klingt, nicht<br />

Gleichheit, sondern Gleichschritt. Man komme aufgrund der Globalität<br />

der Probleme doch nur weiter, so wird behauptet, wenn alle Menschen<br />

und Staaten dieser Erde koordiniert in die gleiche Richtung der<br />

Ressourcenschonung und Emissionssenkung schreiten.<br />

So versuchen die Vertreter des Nordens, das Prinzip der Kooperation<br />

aufs Prozedere zu verengen und auf ein Vorgehen im Gleichschritt zu<br />

verkürzen. Dass die entwickelten Länder schneller und entschiedener<br />

handeln müssen, wird zugestanden. Aber der entscheidende Mangel –<br />

das große Plus aus Sicht der Bremser – bleibt: Globale Koordination ist<br />

ein zähes Geschäft ohne Kraft und Geschwindigkeit, wenn die mächtigsten<br />

Spieler kein Interesse daran haben. Mit dieser willkommenen Entschuldigung<br />

lässt sich dann vermeiden, auf den Grundsatz der Gleichheit<br />

einzugehen, den man – zumindest auf der globalen Ebene – nicht<br />

angreifen könnte, weil das Beharren auf Ungleichheit nicht als legitim<br />

ausgesprochen werden kann.<br />

Bei aller Flexibilität, die das bürgerliche Lager zu praktizieren weiß,<br />

will man doch den Kern der eigenen Herrschaft aufrechterhalten. Vor

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