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Rotes Grün

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2. Kurze Bilanz eines großen Raubzuges<br />

Wie ein Zusammenspiel von Gefährdungen aussehen könnte, wie sie<br />

sich gegenseitig hochschaukeln, ist dabei noch weitgehend unbekannt.<br />

Aber eines scheint gewiss: Je länger die rücksichtslose Versenkung von<br />

Schadstoffen in Luft, Boden und Gewässern anhält, desto aufwändiger<br />

werden die Reparaturen, desto brutaler werden die Anpassungen und<br />

umso mehr ist mit unkontrollierbaren Umbrüchen zu rechnen.<br />

Zugleich wächst die Zahl der Rohstoffe, deren Verfügbarkeit auf längere<br />

Sicht fraglich wird oder deren Ausbeutung zu teuer beziehungsweise<br />

ökologisch nicht mehr zu rechtfertigen ist. Die Förderung konventionellen<br />

Öls hat ihren Höhepunkt (Peak Oil) bereits hinter sich. Aktuell<br />

ist die fossile Energieversorgung nur aufgrund zunehmender Nutzung<br />

unkonventioneller Quellen wie etwa Schiefergas, Teersande oder Tiefsee<br />

stabil (Energy Watch Group 2013). In der näheren Zukunft werden<br />

weitere Energieträger und vermutlich auch einige mineralische Rohstoffe<br />

ihr Fördermaximum überschreiten.<br />

Ein verringertes Angebot bei gleichzeitig weiter wachsender Nachfrage<br />

lässt die Preise steigen und hat weitere Folgen, wie etwa die Jagd<br />

auf Bioressourcen, die als Ersatz dienen sollen. Das wiederum verschärft<br />

Nutzungskonkurrenzen (Energie- versus Nahrungsproduktion) und lässt<br />

den Boden noch mehr zum knappen Gut werden. Von »Peak Soil« ist die<br />

Rede, und manche Experten sprechen bereits von »Peak Everything«.<br />

Folglich muss die allseits beschworene Reduktion des Energie- und Stoffverbrauchs<br />

schon in den kommenden zwei Jahrzehnten zu einem deutlichen<br />

und anhaltenden Trend werden, wenn die Schäden nicht ins Unbeherrschbare<br />

steigen sollen.<br />

Worauf all das hinausläuft, ist heute nicht in allen Einzelheiten, aber<br />

doch in hinreichender Klarheit bekannt: Die industrielle Logik massenhafter<br />

Indienstnahme der Natur und die ökologische Logik natürlicher<br />

Kreisläufe laufen gegeneinander und passen kaum noch irgendwo zusammen.<br />

Deshalb verlangt die gefährdete Reproduktion der Natur eine<br />

neue, eine andere Ökonomie. Wirtschaftliche Entwicklung ist grundlegend<br />

neu zu denken.<br />

Bislang allerdings haben die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

keine sozialwissenschaftliche Entsprechung gefunden. Dass große Veränderungen<br />

bevorstehen, findet appellativ durchaus seinen Ausdruck,<br />

aber nahezu ausschließlich in Begriffen, die keine Handlungsschärfe<br />

haben, die weder Gegner benennen noch Bündnisse schmieden. Mas-

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