27.12.2013 Aufrufe

Rotes Grün

Rotes Grün

Rotes Grün

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

30<br />

2. Kurze Bilanz eines großen Raubzuges<br />

Diese und viele andere Verbesserungen waren Reaktionen auf spürbar<br />

gewordene Gefährdungen, vor allem Gesundheitsrisiken, die von einer<br />

breit verankerten Umweltbewegung wirksam thematisiert worden<br />

sind. Das Paradigma aber blieb die nachsorgende Justierung des Einzelfalls<br />

und die Prävention vor der einzelnen Gefahr.<br />

Meistens reichen bislang die von einer aufmerksamen Öffentlichkeit<br />

aufgeschreckten Kontrollinstanzen aus, um spürbare Gefahren und offensichtliche,<br />

auch sinnlich erfahrbare Überlastungen zu verringern oder<br />

zu vermeiden. In vielen Regionen der Erde ist das anders. Was einem<br />

Mitteleuropäer als naturwissenschaftlich begründete, abstrakte Gefährdung<br />

erscheint, hat anderenorts längst konkrete Folgen: vom Öl vergiftete<br />

Landschaften im Nigerdelta, von Landraub und Monokulturen<br />

bedrohte Kleinbauern, versinkende Südseestaaten, schutzlos in den<br />

Weltfabriken Südasiens arbeitende Frauen und Männer.<br />

Bei diesen Beispielen sind Ursache und Wirkung noch regional geschieden,<br />

und mancher Profiteur kann sich einbilden, dass das eine mit<br />

dem anderen nichts zu tun hat. Aber dabei bleibt es nicht. Der Boom<br />

von Biokraftstoffen hat gezeigt, dass die unmittelbaren Verknüpfungen<br />

in einer endlichen Welt zunehmen. Der automobile Luxus kann – weil<br />

er die Preise für biogene Rohstoffe in die Höhe treibt – Hunger und Tod<br />

bedeuten.<br />

Wo die Zusammenhänge von sinnlosem Tod, vermeidbaren Erkrankungen<br />

oder vernichteter Zukunft einerseits und überflüssigem Konsum,<br />

lächerlichen Statusprodukten und geistloser Verschwendung andererseits<br />

deutlich sind, wo stummes Leid die erkennbare Kehrseite<br />

schreiender Idiotie ist, entsteht Widerstand nicht nur im Süden, sondern<br />

auch im Norden. So wie es alternative Projekte aller Art gibt, so<br />

auch NGO-Kampagnen in bunter Vielfalt – mit dem deutlich spürbaren<br />

Resultat, dass sich problembewusste Weltsichten verbreiten und allmählich<br />

die Erkenntnis reift: Die ökologische Wahrheit ist ins Systemische<br />

gerutscht.<br />

Statt Nachsorge und isolierter Prävention geht es um die vorsorgende<br />

Senkung der ökologischen Gesamtlasten. Denn entgegen dem Eindruck<br />

umweltpolitischen Fortschritts, der sich aus lokal wahrnehmbaren Verbesserungen<br />

speist, sind die global wirkenden Lasten deutlich gestiegen<br />

und haben längst ein zerstörerisches Niveau erreicht. Länder wie<br />

Deutschland sind daran führend beteiligt, was allerdings nicht immer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!