Rotes Grün
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2. Kurze Bilanz eines großen Raubzuges<br />
Diese und viele andere Verbesserungen waren Reaktionen auf spürbar<br />
gewordene Gefährdungen, vor allem Gesundheitsrisiken, die von einer<br />
breit verankerten Umweltbewegung wirksam thematisiert worden<br />
sind. Das Paradigma aber blieb die nachsorgende Justierung des Einzelfalls<br />
und die Prävention vor der einzelnen Gefahr.<br />
Meistens reichen bislang die von einer aufmerksamen Öffentlichkeit<br />
aufgeschreckten Kontrollinstanzen aus, um spürbare Gefahren und offensichtliche,<br />
auch sinnlich erfahrbare Überlastungen zu verringern oder<br />
zu vermeiden. In vielen Regionen der Erde ist das anders. Was einem<br />
Mitteleuropäer als naturwissenschaftlich begründete, abstrakte Gefährdung<br />
erscheint, hat anderenorts längst konkrete Folgen: vom Öl vergiftete<br />
Landschaften im Nigerdelta, von Landraub und Monokulturen<br />
bedrohte Kleinbauern, versinkende Südseestaaten, schutzlos in den<br />
Weltfabriken Südasiens arbeitende Frauen und Männer.<br />
Bei diesen Beispielen sind Ursache und Wirkung noch regional geschieden,<br />
und mancher Profiteur kann sich einbilden, dass das eine mit<br />
dem anderen nichts zu tun hat. Aber dabei bleibt es nicht. Der Boom<br />
von Biokraftstoffen hat gezeigt, dass die unmittelbaren Verknüpfungen<br />
in einer endlichen Welt zunehmen. Der automobile Luxus kann – weil<br />
er die Preise für biogene Rohstoffe in die Höhe treibt – Hunger und Tod<br />
bedeuten.<br />
Wo die Zusammenhänge von sinnlosem Tod, vermeidbaren Erkrankungen<br />
oder vernichteter Zukunft einerseits und überflüssigem Konsum,<br />
lächerlichen Statusprodukten und geistloser Verschwendung andererseits<br />
deutlich sind, wo stummes Leid die erkennbare Kehrseite<br />
schreiender Idiotie ist, entsteht Widerstand nicht nur im Süden, sondern<br />
auch im Norden. So wie es alternative Projekte aller Art gibt, so<br />
auch NGO-Kampagnen in bunter Vielfalt – mit dem deutlich spürbaren<br />
Resultat, dass sich problembewusste Weltsichten verbreiten und allmählich<br />
die Erkenntnis reift: Die ökologische Wahrheit ist ins Systemische<br />
gerutscht.<br />
Statt Nachsorge und isolierter Prävention geht es um die vorsorgende<br />
Senkung der ökologischen Gesamtlasten. Denn entgegen dem Eindruck<br />
umweltpolitischen Fortschritts, der sich aus lokal wahrnehmbaren Verbesserungen<br />
speist, sind die global wirkenden Lasten deutlich gestiegen<br />
und haben längst ein zerstörerisches Niveau erreicht. Länder wie<br />
Deutschland sind daran führend beteiligt, was allerdings nicht immer