Rotes Grün
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2. Kurze Bilanz eines großen Raubzuges –<br />
was die ökologische Überdehnung<br />
gesellschaftlich bedeutet<br />
Nahezu alles, was in einem gewöhnlichen Leben eine Rolle spielt, ist in<br />
irgendeiner Weise den Sinnen zugänglich. Wasser, Nahrung, Kleidung,<br />
Wohnung, Arbeit, Einkommen, Bildung, Freizeit, Gesundheit, Partnerschaft,<br />
Kinder, Freundschaft und Glück – all das ist zu erleben, zu empfinden<br />
und, wenn’s schief läuft, zu erleiden. Um das jeweils eigene Interesse<br />
an diesen verschiedenen Dimensionen zu bestimmen und zu<br />
vertreten, braucht niemand ein Diplom. Was zu verteidigen, was zu wünschen<br />
und zu fordern ist, liegt meistens auf der Hand. Hin und wieder<br />
sind Kompromisse zu schließen oder Widersprüche auszuhalten. Aber<br />
bei all dem, was alltagsnah wichtig ist, ordnet der Verstand das sinnlich<br />
Erfahrene mit hinreichender Klarheit im Kopf.<br />
Schwieriger wird es, wenn es gilt, sich in Zusammenhängen zu bewähren,<br />
die nicht zu erfahren, sondern nur zu denken sind. Eine simple<br />
Methode, um auch im Systemischen die Orientierung zu behalten, ist<br />
die Verallgemeinerung des eigenen Wollens und das Festhalten am eigenen<br />
Gerechtigkeitsempfinden. Das gelingt in der Bundesrepublik auf<br />
den meisten Feldern der Wirtschafts- und Sozialpolitik ganz gut. Umfragen<br />
belegen immer wieder, dass die Bevölkerung hinsichtlich gerechter<br />
Lohn-, Renten-, Bildungs- und Gesundheitssysteme, wenn sie gezielt<br />
danach gefragt wird, einen klaren Verstand behalten hat. Einem Bürgerentscheid<br />
ausgesetzt, wäre beispielsweise Gerhard Schröders (SPD)<br />
Agenda 2010 sang- und klanglos untergegangen.<br />
Sobald aber die Verbindung zum eigenen Leben gekappt ist und man<br />
das jeweilige Thema vollständig denken muss, wird es schwierig, häufig<br />
unmöglich, einen vernünftigen Standpunkt zu formulieren. Aktuell ist es<br />
die Eurokrise, deren Charakter kaum jemand versteht. Deshalb stehen<br />
ungeschützt alle Gehirnwindungen offen: für absurde Argumente, nationalistisches<br />
Treiben und Idiotien aller Art. In diesem Fall ist die Konfusion<br />
besonders krass, weil selbst die Regierung sich an Kriterien klammert,<br />
die für eine Währungsunion untauglich sind. Im Unterschied zu einigen