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Rotes Grün

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– wie die Ideen in Bewegung kommen<br />

163<br />

völlig offen, in Medien, zu denen vermutlich nur ihre ärgsten Gegner<br />

privilegierten Zugang haben.<br />

Man sieht sehr schnell, dass der Ausdifferenzierung der Gesellschaft,<br />

der Individualisierung der Lebensperspektiven und den biografischen<br />

Brüchen des offiziellen Lebens eine offensichtlich ebenso ausdifferenzierte<br />

Gegengemeinschaft entspricht. Subjekte grundlegender Veränderung<br />

werden deshalb nicht mehr in erster Linie sozial-ökonomisch<br />

konstituiert.<br />

Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass sich ein Begriff von Fortschritt<br />

bildet, der dem Ökonomischen seinen untergeordneten Platz zuweist.<br />

Keynes hat schon in den 1930er Jahren prophezeit, dass umfassende<br />

Güterversorgung, also das klassische ökonomische Problem, bald erledigt<br />

sein könnte. Hätte er die spektakulären Wachstumsraten der Nachkriegsjahrzehnte<br />

gesehen, wäre er in seiner Erwartung wohl noch bestärkt<br />

worden.<br />

Was aber finden wir heute vor? Das ökonomische Problem im Sinne<br />

einer allen zugänglichen Güterversorgung wäre in der Tat längst erledigt,<br />

wenn wir uns zum Status quo eine andere Verteilung, andere Produktpräferenzen<br />

und ein kreatives und wirklich demokratisches Gemeinwesen<br />

hinzudenken. Trotzdem dreht sich heute alles um die Ökonomie<br />

– eine absurde Situation, die den Verdacht nährt, dass unnötige Knappheiten<br />

als Knute für die Massen künstlich aufrechterhalten werden.<br />

Welche Motive könnten an die Stelle begrenzter wirtschaftlicher Interessen<br />

treten? Ein kulturvolles, sinnvolles, nicht von der Not unmittelbarer<br />

Bedürfnisse getriebenes Leben? Eine Bescheidung auf das Wesentliche?<br />

Vielleicht nur Leben? Vielleicht nur Überleben? Wer den Raum<br />

handlungsleitender ökonomischer Motive verlässt, gerät schnell in einen<br />

Nebel, in dem die Konturen verschwimmen.<br />

Und doch gibt es in vielfältiger Weise ein Keimen neuer Möglichkeiten.<br />

Für viele, die es sich leisten können, ist Zeit wichtiger als Geld<br />

geworden. Allem Neoliberalismus zum Trotz nimmt das Engagement<br />

für Gemeinschaftsinteressen zu. Die meisten sozialen Bewegungen verfolgen<br />

keine ökonomischen Partialinteressen. Auch dort, wo es in Ein-<br />

Punkt-Initiativen explizit um Einzelinteressen geht, sind diese in den<br />

meisten Fällen nicht primär ökonomischer Natur. In der Regel richten<br />

sie sich gegen das Eindringen der ökonomischen Maschinerie in Lebensräume,<br />

kommunale Traditionen oder andere Lebensqualitäten. Sie sind

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