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Rotes Grün

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– vom totalen Markt zu sektoraler Blüte<br />

153<br />

Für die Produzentenunternehmen gibt es keinen Gesamtplan und<br />

keine »Grand Strategy«. Sie müssen sich – daran ändert sich zunächst<br />

nichts – auf Märkten bewähren und Kundenwünsche erfüllen. Sie stehen<br />

zunächst noch im Wettbewerb, der allerdings mit einem zunehmenden<br />

Anteil stabiler Kooperationen allmählich seine Macht verliert.<br />

Insofern gibt es durchaus noch den Wachstumsdrang. Größer werden,<br />

um auf den Märkten mehr Kraft zu entfalten – dieses Phänomen ist keineswegs<br />

unbekannt, wird aber schwächer.<br />

Das heute übliche Tandem von Lohnabhängigen einerseits, die Fragen<br />

nach dem Sinn des Produzierten nicht stellen, und andererseits<br />

von Managern, die mit dem Blick auf kurzfristige Effekte zu unverantwortlichem<br />

Verhalten neigen, ist Vergangenheit. Die Eigentümerproduzenten<br />

müssen sich – nicht zuletzt, weil sie einer starken, sanktionsfähigen<br />

Gemeinwirtschaft gegenüberstehen – harten Fragen nach ihrem<br />

Beitrag zu einer ökologischen Produktionsweise stellen.<br />

Die dritte Sphäre, die sowohl mit der Gemeinwirtschaft als auch mit<br />

dem Bereich der dinglichen Produzenten vielfältig verbunden ist, ist die<br />

geistige Produktion. Geistige Produzenten haben ihre Arbeitsplätze in<br />

den meisten Fällen in einer der beiden anderen Sphären, sollten aber<br />

trotzdem eigenständig herausgehoben werden. Ihr handlungsleitendes<br />

Prinzip ist weder die Bedarfs- und Kostendeckung noch die Reproduktion<br />

der Einkommen, sondern die Anerkennung. Selbstverständlich<br />

haben sich geistige Produzenten auf Bedarf und Kosten einzustellen.<br />

Selbstverständlich sind sie auf Einkommen angewiesen. Aber ihre primäre<br />

Motivation ist Reputation. Wenn Informationen, Wissen und Kultur<br />

frei zugängliche, öffentliche Güter werden, dann ist geistiges Schaffen<br />

von vornherein auf die Allgemeinheit ausgerichtet und will dort<br />

seinen Effekt erzielen. Um den Produzenten des Geistes diese Freiheit<br />

zur Arbeit am Allgemeinen zu geben, bedarf es einer vornehmlich öffentlichen<br />

Finanzierung ihrer Einkommen. Wissenschaft, Forschung und<br />

Kultur können auf diese Weise den erbärmlichen Zustand von Fremdfinanzierung<br />

und Selbstentmündigung verlassen, der heute das Geistesleben<br />

in falsche Bahnen lenkt.<br />

Solche Modelle einer neuen Produktionsweise zeigen, was möglich<br />

wäre und was auch zusammenpassen würde, wenn man sich einen starken<br />

gesellschaftlichen Veränderungsimpuls vorstellt. Aber diese intellektuelle<br />

Übung ist, wenn sie nur im Gedanklichen verharrt, ein kühles

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