Rotes Grün
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5. Modellwechsel<br />
schafts- und Gesellschaftsordnung, die Wirtschaftswachstum nicht<br />
mehr braucht. Auf dem Weg dahin könnte der Wachstumszwang schwächer<br />
werden, indem die Zahl der souverän handelnden, alles Elementare<br />
selbst regelnden Kommunen wächst und indem auf der Bundesebene<br />
die ökologisch motivierten Umverteilungen und Eigentumsschnitte vollzogen<br />
werden. Wem ein solches Modell zu radikal erscheint, der muss<br />
andere Antworten für die Aufhebung des Wachstumszwangs präsentieren.<br />
Geschieht das nicht, wird wegen der kurzfristigen Vorteile immer<br />
wieder Wachstum gefordert, obwohl klar ist, dass dies – bei einfacher<br />
Verlängerung gegenwärtiger Trends – katastrophal enden wird.<br />
Das Naheliegende tun, Experimente wagen und energisch an den<br />
Strukturen des Eigentums rütteln – ein konsequenter Pragmatismus dieser<br />
Art ist gut und richtig. Er könnte besser und stärker werden, wenn<br />
er auch intellektuell den Beharrungskräften entgegentritt. Dabei gibt es<br />
keinen Grund zu übertriebener Bescheidenheit. Denn die allmählichen<br />
Verschiebungen im normativen Gefüge und die bereits sichtbaren Tendenzen<br />
der Wirklichkeit enthalten Hinweise auf ein anderes Modell.<br />
Im Einzelnen sind bereits genannt worden: der Zwang zur globalen<br />
Kooperation, die ihrerseits Gleichheit als Maß und Geschäftsgrundlage<br />
erfordert; mehr Planung und Vorsorge, um Kooperation und Gleichheit<br />
befördern zu können; der kräftiger werdende Zug zur Aufhebung bislang<br />
getrennter Funktionen in der materiellen Produktion; die neue Politische<br />
Ökonomie des Geistigen, die tendenziell nur noch frei zugängliche<br />
Güter erzeugt und als solche auch verbreitet; das Verlangen nach<br />
einer spürbaren Demokratisierung der Demokratie und vollständiger<br />
Transparenz des Öffentlichen; die aufgrund widriger Umstände stets<br />
gefährdete, aber doch mögliche und manchenorts verwirklichte Bewegung<br />
hin zu mehr kommunaler und regionaler Souveränität.<br />
Diese Signale der Hoffnung lassen sich zu einem neuen Modell einer<br />
grünen und gerechten Wirtschaft verbinden. Man muss sie gedanklich<br />
vom zarten Keim in das Stadium der Reife erheben und benennen,<br />
wie ihr Zusammenwirken funktionieren könnte. Macht man<br />
das, erscheint vor dem geistigen Auge eine vom Willen des Gemeinwesens<br />
gelenkte, vom Wachstumszwang befreite, durchgehend ökologische<br />
Wirtschaft, die das Thema soziale Sicherheit nicht mehr kennt,<br />
weil sie Freiheit in Gleichheit verwirklicht. Die Utopie, die darin liegt,<br />
ist keine Willkür, wenn man sich vorstellt, dass die Bevölkerung nicht