Rotes Grün
Rotes Grün
Rotes Grün
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
146<br />
5. Modellwechsel<br />
ausgekommen und hat es hin und wieder zum vereinzelten Kommentar<br />
in großen Medien geschafft. Seitdem es in einem erfolgreichen Coup<br />
massenmedialer Manipulation gelungen ist, die Finanz-, Banken- und Eurokrise<br />
in eine Staatsschuldenkrise umzudeuten, ist Keynes hierzulande<br />
– im Gegensatz zu anderen Ländern – wieder ein toter Hund.<br />
Das ist bedauerlich, weil die führenden Keynesianer wie insbesondere<br />
Heiner Flassbeck über die wirtschaftspolitische Steuerung der »großen<br />
Größen«, des Lohnes, des Zinses und des Wechselkurses, viel zu sagen<br />
haben und damit zu Aussagen über jene volkswirtschaftlichen Zusammenhänge<br />
kommen, die im Marktmodell und im Handeln der deutschen<br />
Politik – von FDP und Union bis zu SPD und <strong>Grün</strong>en – gar nicht<br />
vorkommen.<br />
Was die wenigen deutschen Keynesianer zu Recht betonen, verhallt<br />
allerdings weitgehend ungehört – nicht zuletzt weil ihnen die Vermittler<br />
und die Basis fehlen. Der größte Mangel der Keynesianer ist allerdings<br />
ihre ökologische Ahnungslosigkeit. Deshalb sind sie fernab von zentralen<br />
Auseinandersetzungen unserer Zeit. Während in England Robert<br />
Skidelsky, der Bewahrer des Keynesschen Erbes, gemeinsam mit seinem<br />
Sohn Edward unter dem Titel »Wieviel ist genug?« (Skidelsky/Skidelsky<br />
2012) die Grenzfrage stellt, sind Deutschlands Keynesianer auf<br />
erstaunliche Weise unsensibel für fast alles, was jenseits des eigenen<br />
Feldes der Wirtschaftspolitik liegt.<br />
Sie sollten sich zumindest aneignen, was die ökologische Ökonomie<br />
in den Mittelpunkt ihrer Erkenntnisse stellt: Aus den Grenzen der Natur<br />
ergeben sich Grenzen für die Größe der Volkswirtschaft. Der optimale<br />
und maximale Umfang ökonomischer Aktivitäten, dieses in jedem einzelnen<br />
Unternehmen permanent zu lösende Problem, gilt auch für die<br />
Gesamtwirtschaft, deren Wachstum unökonomisch geworden ist. Deshalb<br />
geht es heute nicht mehr darum, die Maschinerie unter Volldampf<br />
zu halten, sondern ihren Umbau einzuleiten. Für diesen Zweck liefert<br />
wiederum die Commons-Forschung wichtige Erkenntnisse.<br />
Der schnelle Ritt durch die Modellwelten, der bei geringerem Tempo<br />
differenzierter verlaufen, aber wohl am gleichen Punkt enden würde,<br />
zeigt also: Eine reife Lösung, das Modell einer nicht nur am Rande, sondern<br />
auch im Kern egalitär-ökologischen Produktionsweise ist in der<br />
Volkswirtschaftslehre nicht zu finden. Auch in der Wirklichkeit haben<br />
sich gesellschaftliche Kopiervorlagen noch nicht gezeigt. »Es gibt der-