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Rotes Grün

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5. Modellwechsel<br />

ausgekommen und hat es hin und wieder zum vereinzelten Kommentar<br />

in großen Medien geschafft. Seitdem es in einem erfolgreichen Coup<br />

massenmedialer Manipulation gelungen ist, die Finanz-, Banken- und Eurokrise<br />

in eine Staatsschuldenkrise umzudeuten, ist Keynes hierzulande<br />

– im Gegensatz zu anderen Ländern – wieder ein toter Hund.<br />

Das ist bedauerlich, weil die führenden Keynesianer wie insbesondere<br />

Heiner Flassbeck über die wirtschaftspolitische Steuerung der »großen<br />

Größen«, des Lohnes, des Zinses und des Wechselkurses, viel zu sagen<br />

haben und damit zu Aussagen über jene volkswirtschaftlichen Zusammenhänge<br />

kommen, die im Marktmodell und im Handeln der deutschen<br />

Politik – von FDP und Union bis zu SPD und <strong>Grün</strong>en – gar nicht<br />

vorkommen.<br />

Was die wenigen deutschen Keynesianer zu Recht betonen, verhallt<br />

allerdings weitgehend ungehört – nicht zuletzt weil ihnen die Vermittler<br />

und die Basis fehlen. Der größte Mangel der Keynesianer ist allerdings<br />

ihre ökologische Ahnungslosigkeit. Deshalb sind sie fernab von zentralen<br />

Auseinandersetzungen unserer Zeit. Während in England Robert<br />

Skidelsky, der Bewahrer des Keynesschen Erbes, gemeinsam mit seinem<br />

Sohn Edward unter dem Titel »Wieviel ist genug?« (Skidelsky/Skidelsky<br />

2012) die Grenzfrage stellt, sind Deutschlands Keynesianer auf<br />

erstaunliche Weise unsensibel für fast alles, was jenseits des eigenen<br />

Feldes der Wirtschaftspolitik liegt.<br />

Sie sollten sich zumindest aneignen, was die ökologische Ökonomie<br />

in den Mittelpunkt ihrer Erkenntnisse stellt: Aus den Grenzen der Natur<br />

ergeben sich Grenzen für die Größe der Volkswirtschaft. Der optimale<br />

und maximale Umfang ökonomischer Aktivitäten, dieses in jedem einzelnen<br />

Unternehmen permanent zu lösende Problem, gilt auch für die<br />

Gesamtwirtschaft, deren Wachstum unökonomisch geworden ist. Deshalb<br />

geht es heute nicht mehr darum, die Maschinerie unter Volldampf<br />

zu halten, sondern ihren Umbau einzuleiten. Für diesen Zweck liefert<br />

wiederum die Commons-Forschung wichtige Erkenntnisse.<br />

Der schnelle Ritt durch die Modellwelten, der bei geringerem Tempo<br />

differenzierter verlaufen, aber wohl am gleichen Punkt enden würde,<br />

zeigt also: Eine reife Lösung, das Modell einer nicht nur am Rande, sondern<br />

auch im Kern egalitär-ökologischen Produktionsweise ist in der<br />

Volkswirtschaftslehre nicht zu finden. Auch in der Wirklichkeit haben<br />

sich gesellschaftliche Kopiervorlagen noch nicht gezeigt. »Es gibt der-

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