Rotes Grün
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5. Modellwechsel<br />
scheidende Punkt ist: Im Gegensatz zu der üblichen Sicht auf den stets<br />
egoistisch handelnden Homo Oeconomicus sind Menschen offenbar<br />
doch fähig, faire und dem jeweiligen Gut angemessene Regeln zu finden<br />
und wirksam werden zu lassen, um Übernutzungen zu verhindern.<br />
Solche Arrangements können selbstverständlich auch scheitern, weil<br />
die Regeln nicht passen und der Aufbau von Vertrauen nicht gelingt.<br />
Viel wichtiger ist aber, dass die Praxis der Commons häufig über lange<br />
Jahre funktioniert, womit der Beweis erbracht ist, dass diese dritte Option<br />
eine echte und lebensfähige, nicht nur eine ausgedachte ist.<br />
Was ist aus den Befunden der Commons-Forschung zu lernen? Sind<br />
Ostroms Schlussfolgerungen nur für bestimmte Gemeinschaftsgüter<br />
passend? Enthalten sie Botschaften, die für eine neue ökologische Produktionsweise<br />
generell gelten könnten? Elinor Ostrom ist bei ihren gelegentlichen<br />
Ausflügen in Themenbereiche außerhalb ihres unmittelbaren<br />
Forschungsfeldes eher vorsichtig geblieben – eine dritte Option<br />
jenseits von Markt und Staat beschreibend, aber nicht als generelles<br />
Prinzip empfehlend.<br />
Aber das Fenster der Gelegenheit ist offen. Die Einladung, Wirtschaft<br />
anders zu denken, wurde angenommen und übertragen auf unterschiedlichste<br />
Fronten der Reform und der Reorganisation, wie in dem großartigen<br />
Kompendium »Commons« (Helfrich/Bollier 2012) nachzulesen ist.<br />
Die praktisch bewährten Grundsätze der Organisation von Gemeinschaftsgütern<br />
passen zu den Anforderungen, die eine durch und durch<br />
ökologische Produktionsweise stellt. Commons orientieren auf das, was<br />
künftig im Zentrum der Ökonomie stehen muss: Das Bewahren und<br />
Pflegen des Gemeinsamen auf der Basis gleicher Rechte, selbst gesetzter<br />
Normen und geplanter Bewirtschaftung. Sie praktizieren im Einzelnen<br />
das, was auch im Allgemeinen gelten muss: Kooperation, Gleichheit<br />
und Planung.<br />
Commons unterlaufen die herkömmlichen Modelle. Sie lassen die gewohnten<br />
Empfehlungen ins Leere laufen, die nur starre Gegensätze kennen:<br />
Markt versus Staat, Individuum versus Kollektiv, privat versus öffentlich,<br />
Subjekt versus Objekt. Bei der Bewirtschaftung von Gemeinschaftsgütern<br />
verlieren diese Gegensätze ihre Macht, weil sich Einzelne kollektiv geltende<br />
Regeln geben und ihr Privates gemeinschaftlich verwirklichen.<br />
Wegen dieser ungewohnten Übergänge gibt es bislang keine Antwort<br />
auf die Frage, wer sich auf welche Weise mit dem Commons-Paradigma