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Rotes Grün

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– vom totalen Markt zu sektoraler Blüte<br />

143<br />

talistischen System einen gedachten »Verein freier Menschen« gegenübergestellt,<br />

um grundlegende Verkehrungen zu demonstrieren. Heute<br />

ist dieses Verfahren noch viel wichtiger als zu Marxens Zeiten. Denn die<br />

ökologische Dimension ist mit einer solchen Wucht hinzugekommen,<br />

dass Vorsorge, Planung, Rücksicht, die Beachtung von Grenzen, insgesamt<br />

also systemische Vernunft, nicht nur als erhellendes Vergleichsmaß,<br />

sondern als praktische Anforderung zu beachten sind.<br />

In dieser verzwickten Lage sollte man vielleicht das tun, was Karl<br />

Marx zu seiner Zeit immer tat: die neuesten Entwicklungen in Theorie<br />

und Praxis zur Kenntnis nehmen, sie drehen und wenden, das Bewahrenswerte<br />

aufgreifen und fortentwickeln. Zu diesem Neuen zählt die<br />

Forschung von Elinor Ostrom. Die Nobelpreisträgerin von 2009 hat so<br />

genannte »Common Pool Resources« untersucht, Gemeinschaftsgüter<br />

wie Süßwasserspeicher und Fischgründe (Ostrom 1999).<br />

Diese Güter unterliegen der Gefahr einer zu starken Nutzung und –<br />

auf lange Sicht – der Zerstörung. Als Reaktion auf diese Gefahr hatte<br />

die Wirtschaftswissenschaft zwei Antworten parat: privatisieren oder<br />

verstaatlichen. Privateigentum an dem jeweiligen Gut würde die Übernutzung<br />

verhindern, weil es dann ein eindeutiges Interesse an der Bestandserhaltung<br />

gebe. Soweit aber der Zugang zu der schützenswerten<br />

Ressource kaum oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu kontrollieren<br />

sei, wäre nicht der Privateigentümer, sondern der Staat mit<br />

seinem Sanktionsapparat der passende Eigentümer und der zur Bewahrung<br />

fähige Wächter.<br />

Elinor Ostrom hat anhand von vielen Beispielen untersucht und demonstriert,<br />

dass es zwischen der rein privaten und der rein öffentlichen<br />

Organisation noch eine andere gibt, die man als das gemeinschaftliche<br />

Private oder – umgekehrt – als das privat organisierte Gemeinsame<br />

bezeichnen könnte. Die Organisation der Gemeinschaftsgüter nehmen<br />

nicht alle (auch nicht die Repräsentanten von allen, also die staatlichen<br />

Instanzen) in die Hand, sondern die Privaten mit den stärksten und unmittelbarsten<br />

Interessen. Sie werden – ihrem Privatinteresse folgend<br />

– faktisch zu Hütern des Gemeinwohls, indem sie das tun, was die Reproduktion<br />

ihres Geschäfts erfordert.<br />

Ostrom hat die Verhaltensregeln, die Entscheidungsprozesse, die<br />

Rechte und die Sanktionen beschrieben und reflektiert, die bei der Organisation<br />

von Common Pool Resources zu beobachten sind. Der ent-

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