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Rotes Grün

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– vom totalen Markt zu sektoraler Blüte<br />

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mehr wachsende, stationäre Wirtschaft nicht mit systematischen Empfehlungen<br />

für den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft verbunden.<br />

Seine Ratschläge beschränken sich auf einige wenige Reformen. Daly<br />

hat sich nicht hinreichend die Frage gestellt, wie denn eine Wirtschaft<br />

mit Kredit, Zins und Profit, aber ohne Wachstum, funktionieren soll?<br />

Auch bei anderen Autoren aus der jungen Tradition der ökologischen<br />

Ökonomie ist genau das der große und auffallende Mangel.<br />

Diese notwendige Sensibilität für die Abhängigkeit vom Wachstum<br />

scheint zu fehlen, obwohl ein kurzer Blick auf die Tatsachen zeigt, dass<br />

schon geringste Rückgänge der Wirtschaftsleistung das Gesamtgefüge<br />

ins Stottern bringen. Mit lang anhaltender Stagnation oder gar Schrumpfung<br />

würde alles aus den Fugen geraten. Nichts ist auf Null-Wachstum<br />

eingestellt. Eine Verfassung von Wirtschaft und Gesellschaft, die sich<br />

mit Stagnation verträgt, muss erst geschaffen werden.<br />

Herman Daly ist ein kritischer Geist, von dem man viel lernen kann.<br />

Aber seine Analysen und Empfehlungen haben auch den eklatanten<br />

Fehler, dass die Wirtschaftsordnung selbst nicht zum Gegenstand seines<br />

Scharfsinns wird. Obwohl er (aufgrund seiner Diagnose »unökonomischen<br />

Wachstums«) eine stationäre, nicht mehr wachsende Wirtschaft<br />

als einzig noch sinnvolle Option empfiehlt, glaubt er, dass jenes<br />

System privatwirtschaftlicher Mechanismen und Institutionen in Kraft<br />

bleiben darf, obwohl es doch nur mit Wachstum leben kann.<br />

Der einzige ökologisch inspirierte Ökonom, der in einem großen Gedankenbogen<br />

den Wachstumszwang systematisch untersucht, ist Hans<br />

Christoph Binswanger (2009). Er bringt die beiden großen Wachstumstreiber,<br />

einerseits Kredit und Zins, andererseits Eigenkapital und Gewinn,<br />

in einen dynamischen Bewegungszusammenhang und fragt sich:<br />

Funktioniert das Ineinandergreifen dieser Elemente, wenn man sich den<br />

Ablauf ohne Wachstum denkt? Unmöglich, sagt Binswanger, weil nur<br />

der stete Zuwachs für die Stabilität des Zusammenhangs sorgt. Die entscheidenden<br />

Variablen bei Binswanger sind die Kreditzinsen und der Gewinn<br />

auf das eingesetzte Kapital. Beides kann in einer nicht wachsenden<br />

Wirtschaft auf Dauer nicht entstehen. Sein Fazit: Ohne Wachstum geht<br />

es nicht. Seine Konsequenz: Mäßigen, Wachstum dämpfen.<br />

Binswanger bringt den Wachstumszwang auf den Punkt, bleibt aber<br />

in seinen politischen Konsequenzen vollständig im privatwirtschaftlichen<br />

Rahmen. Gewinne beispielsweise sind in Binswangers Sicht un-

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