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Rotes Grün

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5. Modellwechsel<br />

Deshalb muss der Staat als einziger, in diesem Sinne handlungsfähiger<br />

Akteur das Grundrentenproblem mindern, indem er selbst – weit mehr<br />

als heute – Grundeigentümer wird und den Konflikt austariert. Vermutlich<br />

kann auch nur der Staat dafür sorgen, dass die erforderlichen »Investitionen<br />

in natürliches Kapital« getätigt werden. Denn diese Investitionen<br />

sind für kapitalistische Verhältnisse eine Zumutung: Warten,<br />

sich regenerieren lassen, in Ruhe lassen. »Der Begriff ›Laissez-Faire‹<br />

bekommt dadurch einen neuen und tieferen Sinn für die ökologischen<br />

Ökonomen.« (Daly 1999: 118)<br />

Dalys abschließende Konsequenz: Wenn es neben dem Staat keinen<br />

anderen Akteur mit auch nur annähernd vergleichbarer ökologischer<br />

Handlungsmacht gibt, dann ist das Globalisierungsgerede als Killer-Ideologie<br />

zu verwerfen, weil es permanent die Handlungsohnmacht von Regierungen<br />

an die Wand malt.<br />

Diese Gedankenfolge von Herman Daly ist für die gewöhnliche Wirtschaftswissenschaft<br />

nicht akzeptabel, weil Daly die Heiligkeit der Märkte<br />

und tradierten Eigentums nicht akzeptiert. Liberale Marktmodelle sind<br />

aber auch aufgrund ihrer Prämissen nicht in der Lage, das Problem »unökonomischen<br />

Wachstums« zu erkennen, weil sie sich, wie Daly (1999:<br />

74ff.) am Beispiel von Schiffen verdeutlicht, nur um die optimale Verteilung<br />

der Ladung (Allokation der Ressourcen) kümmern, ohne darauf<br />

zu achten, dass das Gewicht der Ladung (die Größe der Volkswirtschaft<br />

insgesamt) möglicherweise die Plimsoll-Linie, die Linie der sicheren Tragfähigkeit,<br />

überschreitet.<br />

Die liberale Theorie sorgt gewissermaßen für optimal sinkende<br />

Schiffe. Und die keynesianische Denkweise beschleunigt, wenn sie in<br />

ihrer ökologischen Umnachtung verharrt, den Untergang, weil sie mit<br />

»richtiger Wirtschaftspolitik« für einen höheren Wachstumstrend sorgen<br />

will und damit das Gewicht der Ladung noch weiter erhöht.<br />

Herman Daly und andere ökologische Ökonomen fordern zu Recht,<br />

dass die Existenz ökologischer Grenzen theoretische Konsequenzen haben<br />

muss. Wenn es nicht nur für das einzelne Unternehmen, sondern<br />

für die Volkswirtschaft als Ganzes Maxima und Optima gibt, dann kann<br />

diese Erkenntnis ökonomische Lehrsätze und Modelle nicht unberührt<br />

lassen.<br />

Leider hat auch die ökologische Ökonomie nur unzureichend auf die<br />

Herausforderung reagiert. Daly selbst hat sein Plädoyer für eine nicht

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