Rotes Grün
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– vom totalen Markt zu sektoraler Blüte<br />
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den die Ökonomie ungestraft hineinwachsen darf. Die optimale Größe,<br />
die es in der Mikroökonomie für jeden Betrieb gibt, wird von der Makroökonomie<br />
folglich nicht als wichtiger Gegenstand erkannt.<br />
Bislang sind nirgends Kosten- und Nutzenfunktionen für das ökonomisch<br />
sinnvolle Ausmaß der Gesamtwirtschaft definiert worden.<br />
Obwohl ständig die Gesamtwirtschaft als Summe der Mikro-Akteure<br />
gedacht wird, was Keynesianer zu Recht kritisierten, indem sie auf Rationalitätsfallen<br />
hinweisen, wird dieselbe Hochrechnung, die beim Ausmaß<br />
zulässiger Aktivitäten zu richtigen Fragen führen würde, nicht vollzogen.<br />
Bezieht man aber das Problem der optimalen Größe auch auf<br />
die Volkswirtschaft als Ganzes, dann ist dafür, so Daly, das mikroökonomische<br />
Instrumentarium (Grenznutzen, Grenzkosten, Grenzerträge)<br />
im Sinne ökologischen Wirtschaftens ein unverzichtbares Erkenntniswerkzeug,<br />
auch wenn die Berechnung im Einzelnen immer schwierig<br />
und umstritten ist.<br />
Die optimale Größe einer Volkswirtschaft ist jene, die in den Grenzen<br />
der Natur möglichst guten Nutzen stiftet. Der Ausgangspunkt ist dafür<br />
die Naturerhaltung, die vorsichtig, also deutlich unterhalb der Grenzen,<br />
zu definieren ist. Das hat Folgen für die Modellierung der Wirtschaft,<br />
die den konsequenten Umweltökonomen Herman Daly implizit zum Sozialisten<br />
werden lässt.<br />
Wenn im Gegensatz zur gesamten ökonomischen Tradition, auch im<br />
Unterschied zu Marx und Keynes, die Erhaltung des »natürlichen Kapitals«<br />
Vorrang haben muss, dann hat das gemäß Daly unabweisbare<br />
Konsequenzen und lässt sich mit folgender Argumentationskette ausdrücken:<br />
Aus ökologischen <strong>Grün</strong>den muss der relative Preis des »natürlichen<br />
Kapitals« steigen. Damit stellt sich das Problem des Grundbesitzes neu,<br />
weil mit steigenden Ressourcenpreisen die Grundrenten (die aus dem<br />
Bodeneigentum entspringenden Einkommen) ebenfalls steigen. Wenn<br />
Grundrenten wieder zu volkswirtschaftlich relevanten Größen werden,<br />
funktioniert das frühere, in den letzten 30 Jahren von neoliberaler Verteilungspolitik<br />
bereits arg ramponierte Bündnis von Kapital und Arbeit<br />
nicht mehr. Spätestens damit – und wenn gleichzeitig Wachstum im herkömmlichen<br />
Sinne als Problementschärfung nicht mehr zur Verfügung<br />
steht – wird die Verteilung der Einkommen und Vermögen wieder zu<br />
einem ganz großen Thema.