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Rotes Grün

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– vom totalen Markt zu sektoraler Blüte<br />

137<br />

den die Ökonomie ungestraft hineinwachsen darf. Die optimale Größe,<br />

die es in der Mikroökonomie für jeden Betrieb gibt, wird von der Makroökonomie<br />

folglich nicht als wichtiger Gegenstand erkannt.<br />

Bislang sind nirgends Kosten- und Nutzenfunktionen für das ökonomisch<br />

sinnvolle Ausmaß der Gesamtwirtschaft definiert worden.<br />

Obwohl ständig die Gesamtwirtschaft als Summe der Mikro-Akteure<br />

gedacht wird, was Keynesianer zu Recht kritisierten, indem sie auf Rationalitätsfallen<br />

hinweisen, wird dieselbe Hochrechnung, die beim Ausmaß<br />

zulässiger Aktivitäten zu richtigen Fragen führen würde, nicht vollzogen.<br />

Bezieht man aber das Problem der optimalen Größe auch auf<br />

die Volkswirtschaft als Ganzes, dann ist dafür, so Daly, das mikroökonomische<br />

Instrumentarium (Grenznutzen, Grenzkosten, Grenzerträge)<br />

im Sinne ökologischen Wirtschaftens ein unverzichtbares Erkenntniswerkzeug,<br />

auch wenn die Berechnung im Einzelnen immer schwierig<br />

und umstritten ist.<br />

Die optimale Größe einer Volkswirtschaft ist jene, die in den Grenzen<br />

der Natur möglichst guten Nutzen stiftet. Der Ausgangspunkt ist dafür<br />

die Naturerhaltung, die vorsichtig, also deutlich unterhalb der Grenzen,<br />

zu definieren ist. Das hat Folgen für die Modellierung der Wirtschaft,<br />

die den konsequenten Umweltökonomen Herman Daly implizit zum Sozialisten<br />

werden lässt.<br />

Wenn im Gegensatz zur gesamten ökonomischen Tradition, auch im<br />

Unterschied zu Marx und Keynes, die Erhaltung des »natürlichen Kapitals«<br />

Vorrang haben muss, dann hat das gemäß Daly unabweisbare<br />

Konsequenzen und lässt sich mit folgender Argumentationskette ausdrücken:<br />

Aus ökologischen <strong>Grün</strong>den muss der relative Preis des »natürlichen<br />

Kapitals« steigen. Damit stellt sich das Problem des Grundbesitzes neu,<br />

weil mit steigenden Ressourcenpreisen die Grundrenten (die aus dem<br />

Bodeneigentum entspringenden Einkommen) ebenfalls steigen. Wenn<br />

Grundrenten wieder zu volkswirtschaftlich relevanten Größen werden,<br />

funktioniert das frühere, in den letzten 30 Jahren von neoliberaler Verteilungspolitik<br />

bereits arg ramponierte Bündnis von Kapital und Arbeit<br />

nicht mehr. Spätestens damit – und wenn gleichzeitig Wachstum im herkömmlichen<br />

Sinne als Problementschärfung nicht mehr zur Verfügung<br />

steht – wird die Verteilung der Einkommen und Vermögen wieder zu<br />

einem ganz großen Thema.

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