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Rotes Grün

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136<br />

5. Modellwechsel<br />

Daly und Binswanger<br />

In der ökologischen Ökonomie ist Wachstum »naturgemäß« ein großes<br />

Thema. Wachstumszwang, Wachstumsdrang, Wachstumstrieb – in verschiedenen<br />

Varianten taucht auf, dass kapitalistische Wirtschaftsordnungen<br />

auf Expansion angelegt sind. Wichtige Erkenntnisse kommen<br />

von denjenigen, die erkannt haben, dass der Kern der ökonomischen<br />

Theorie grün werden muss. Ihr wichtigster und bester Repräsentant<br />

ist Herman Daly, ein Schüler von Nicholas Georgescu-Roegen 19 und unter<br />

den Umweltökonomen derjenige, der das ökologische Dilemma am<br />

konsequentesten durchdenkt.<br />

Die wichtigste These von Herman Daly lautet: Die Kosten des Wachstums<br />

steigen in einer »vollen Welt«, die von menschlichen Aktivitäten<br />

geprägt ist und der Natur kaum noch Raum lässt, deutlich stärker als<br />

der Nutzen des Wachstums und können diesen Nutzen sogar übertreffen,<br />

sodass in einer Gesamtbilanz weiteres Wachstum vollständig sinnlos<br />

ist (Daly 1999).<br />

Zu dieser Schlussfolgerung kommt Daly, indem er die volkswirtschaftlichen<br />

Daten materiell bewertet, die Sinnhaftigkeit wirtschaftlicher Aktivitäten<br />

beurteilt und dabei den Grundsatz verletzt, dass alle Aktivitäten<br />

berechtigt sind, wenn sie die üblichen Legalitätskriterien erfüllen<br />

und am Markt einen Preis erzielen. Dieses Geschäft der Bewertung betreibt<br />

Daly nicht moralisch, sondern ökonomisch, und zwar empirisch<br />

mit einem alternativen Wohlstandsmaß und theoretisch mit einem kreativen<br />

Bezug mikroökonomischer Denkfiguren auf volkswirtschaftliche<br />

Zusammenhänge.<br />

Das eher theoretische Argument von Daly geht von der Mikroökonomie<br />

aus, die stets nach der optimalen Größe einer Aktivität sucht, um<br />

jenen Punkt zu finden, indem sich – in marginalistischer Terminologie<br />

– Grenzkosten und Grenzerträge schneiden. Ein entsprechendes Konzept<br />

von Optimalität müsse es angesichts ökologischer Grenzen auch für<br />

ganze Volkswirtschaften, also für die Makroökonomie, geben. Dort allerdings<br />

erscheine Wachstum immer wieder als einzige Antwort, weil die<br />

Natur als unbegrenzter, kostenloser und leerer Raum gedacht wird, in<br />

19<br />

In seinem Hauptwerk »The Entropy Law and the Economic Process« (1971)<br />

hat Nicholas Georgescu-Roegen zentrale Grundlagen für die ökologische Ökonomie<br />

formuliert.

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