Rotes Grün
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– vom totalen Markt zu sektoraler Blüte<br />
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angesichts der großen Blamage ihrer Gegner viele Argumente auf ihrer<br />
Seite haben. Weshalb ist das so, müssten sie sich also fragen.<br />
Einige <strong>Grün</strong>de sind offensichtlich. Sie bleiben Ökonomie-Ingenieure,<br />
Fachleute für technische Reparaturen auf alter Grundlage. Sie haben<br />
auch keine Bataillone mehr, keine sozialdemokratischen Parteien mit<br />
einem Mindestmaß an Hirn und Mut, keine Technokraten in den Apparaten,<br />
keine Multiplikatoren in den Medien. Sie wenden sich an die Königsebene,<br />
an die leitenden Gestalten in Regierungen und Zentralbanken,<br />
die von ihren Botschaften aber nichts wissen wollen. Und beim<br />
Fußvolk, in der Gesellschaft, finden sie keinen Anklang, weil ihre Vorschläge<br />
nahezu ausschließlich nach ganz oben zielen, für das Handeln<br />
darunter also kaum brauchbar sind. Entscheidend aber ist, dass sie die<br />
geistige Auseinandersetzung nicht wirklich annehmen können, weil sie<br />
keine zeitgemäßen Perspektiven zu bieten in der Lage sind. Sie haben<br />
keine mobilisierenden Ideen, keine ökologischen Antworten. Das Unbehagen,<br />
dass womöglich der Lauf und die Richtung der Wirtschaft<br />
falsch sein könnten, und es tatsächlich ja auch sind, können sie weder<br />
ausdrücken noch aufnehmen und beantworten. Das ist ein fundamentales<br />
Versäumnis, weil nun ganze Heerscharen von ökologisch besorgten<br />
Menschen, also große Teile der Bevölkerung und insbesondere ihre Intellektuellen<br />
und Multiplikatoren, sich den grün gefärbten Marktmodellen<br />
ergeben und eilfertig anschließen.<br />
Die keynesianische Sicht könnte wichtige Beiträge leisten, wenn sie<br />
auf das »Ölen« der Konjunktur verzichtet und sich stattdessen auf das<br />
Entstehen eines anderen Modells wirtschaftlicher Entwicklung in den<br />
Grenzen der Natur einlässt. Die Leitfrage wäre dann: Wie lassen sich die<br />
großen Preise so regeln, dass sie optimal zum ökologischen Strukturwandel<br />
beitragen? Bislang spielt diese Frage bei den Ökonomen Keynesscher<br />
Tradition kaum eine Rolle. Sie bleiben die Reparaturabteilung einer<br />
alten Wirtschaftsmaschine – besser als ihre liberalen Kontrahenten,<br />
aber ohne die Einsicht, dass die alte Maschine nicht mehr taugt. Sie sollten<br />
sich aneignen, was die ökologische Ökonomie hervorgebracht hat,<br />
ohne in deren Fallen zu tappen.