Rotes Grün
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5. Modellwechsel<br />
nur fragt, wie diese Einzelnen zu motivieren sind, verkennt die systemischen<br />
Zusammenhänge und die gesamtwirtschaftlichen Fallen einzelwirtschaftlicher<br />
Rationalität.<br />
Ein aktuelles Beispiel ist etwa das Sparparadox, das sich in Südeuropa<br />
zeigt. Die Konsequenz zu hoher Verschuldung scheint auf der<br />
Hand zu liegen: Sparen, den Gürtel enger schnallen. Wenn das aber<br />
viele Produzenten und Konsumenten gleichzeitig versuchen oder wenn<br />
der Staat als größter Akteur mit drastischen Kürzungsprogrammen<br />
auf seine eigenen Schulden reagiert, bricht die Wirtschaft schnell zusammen.<br />
Die drei zentralen Preise einer Volkswirtschaft, die Preise für Lohnarbeit,<br />
Kapital und für die jeweilige Volkswirtschaft als Ganzes (Wechselkurs)<br />
sind bereits seit Jahrzehnten die großen politischen Stellschrauben.<br />
Der Lohn wird umfassend politisch reguliert. Steuern und Sozialabgaben<br />
(Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil) unterliegen unmittelbar<br />
politischen Entscheidungen. Der Zins wird nicht allein, aber doch weitgehend<br />
von der Zentralbank beeinflusst. Der Wechselkurs ist ebenfalls<br />
Resultat von politischen Entscheidungen – seit den 1970er Jahren allerdings<br />
der Entscheidung, nicht bestimmen zu wollen.<br />
Politische Preise sind nicht nur eine pragmatische Lösung, sondern<br />
auch theoretisch zu begründen. Denn all das, was Preise bildet, ist<br />
längst vergesellschaftet. So ist etwa die eindeutige individuelle Zuordnung<br />
von Leistungsanteilen in einer größeren, ausdifferenzierten und<br />
ko operierenden Belegschaft kaum möglich. Damit sind Theorien individualisierter<br />
Preisbildung seit langem nicht mehr adäquat.<br />
Die großen Preise politisch lenken zu können, ist eine wichtige, aber<br />
keine ausreichende, weil im Wesentlichen defensive Macht. Mit ihnen<br />
sind die üblichen Störungen, Krisen und Fehlentwicklungen einzudämmen.<br />
In diesem Sinne sind sie auf den möglichst reibungslosen Ablauf<br />
der volkswirtschaftlichen Maschinerie ausgerichtet. Um die großen<br />
Preise auch im ökologischen Sinne wirken zu lassen, müssen zwei weitere<br />
Hebel hinzukommen: einerseits Ziele für die Lenkung volkswirtschaftlicher<br />
Strukturen und andererseits Unternehmensverfassungen,<br />
die positive Ziele direkt in den Unternehmen verankern (siehe die Vorschläge<br />
in Felber 2012).<br />
Keynesianer sind heute weit davon entfernt, die geistigen Kräfteverhältnisse<br />
zu drehen, obwohl sie gerade in der anhaltenden Krise und