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Rotes Grün

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5. Modellwechsel<br />

alle ökonomischen Zusammenhänge übertragen, die folglich ebenfalls<br />

marktförmig gedacht werden. Und was bislang nicht marktförmig gedacht<br />

und geregelt war, wie insbesondere die Natur, muss – so die Konsequenz<br />

– nur ins Modell hinein gesogen werden, um einer vernunftgemäßen<br />

Bearbeitung zugänglich zu sein. So bleiben Märkte, Preise und<br />

von Preisen abgeleitete Einkommen der Mittelpunkt nicht nur der konservativ-liberalen,<br />

sondern auch der reformistischen und selbst der linken<br />

Überlegungen.<br />

Diese Deutungsmacht eines überholten Modells ist in den vergangenen<br />

Krisenjahren kleiner geworden, aber verschwunden ist sie nicht.<br />

Solange glaubwürdige Alternativen nicht in Sicht sind, halten sich Unbehagen<br />

und Ratlosigkeit die Waage. Umfragen zeigen häufig, dass Mehrheiten<br />

die kapitalistische Ordnung ablehnen, aber auf die Frage nach<br />

dem Neuen nichts zu sagen haben.<br />

Auch politisch ist dieses Modell kaum angreifbar, wenn man seinen<br />

Kern akzeptiert und sich nur mit den Voraussetzungen beschäftigt, die<br />

es braucht, um zu funktionieren. Behauptet man beispielsweise, dass<br />

es den von den Liberalen konstruierten Optimalfall freier Märkte in der<br />

Wirklichkeit niemals geben könne, dann ist diese Kritik schwach, irreführend<br />

und politisch gefährlich. Wenn nämlich der mögliche Optimalfall<br />

nur wegen der Rahmenbedingungen nicht zum Zuge kommt, dann<br />

ginge es wirtschaftspolitisch immer darum, den Rahmen so zu setzen,<br />

dass er den Voraussetzungen des Optimalfalls möglichst nahekommt.<br />

Gelingt ein solcher Diskurs, was im Zeitraum von etwa 1980 bis 2008<br />

zunehmend der Fall war, dann sitzen nahezu alle in der Falle und singen,<br />

ob sie wollen oder nicht, liberale Lieder. Deutschland ist spät in<br />

diese Falle gerutscht, und es waren ausgerechnet Sozialdemokraten<br />

und <strong>Grün</strong>e, die voller Inbrunst sangen, was ihnen ihre einst ärgsten<br />

Gegner vorher eingeflüstert hatten. Besonders auf zwei Märkten waren<br />

sie »erfolgreich«: auf dem Arbeitsmarkt und den Finanzmärkten,<br />

also auf den beiden Märkten, die am wenigsten wie klassische Märkte<br />

funktionieren sollten, wenn am Ende so etwas wie Gemeinwohl herauskommen<br />

soll.

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