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Rotes Grün

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– vom totalen Markt zu sektoraler Blüte<br />

131<br />

wenn der Reichtum an Waren – einer effizienten Privatwirtschaft entsprungen<br />

– Ausgangspunkt des Alltagsbewusstseins ist, dann haben<br />

andere Wohlstandsmodelle einen schweren Stand. Dann bleibt die gewinnorientierte<br />

Erwerbswirtschaft das Gravitationszentrum aller Reformbemühungen<br />

und die erfolgreich behauptete Normalität, vor der<br />

sich alles andere rechtfertigen muss. Dann sind Politik, soziale Sicherung,<br />

Kultur und vieles mehr auf dieses Zentrum bezogen und können<br />

sich kaum von ihm entfernen.<br />

Akademische und linke Kritik an diesem simplen Modell gibt es seit<br />

Jahrzehnten reichlich. Geäußert werden vor allem folgende Argumente:<br />

Die Nebenbedingungen, die das Modell voraussetzt, sind nie erfüllt. Es<br />

gibt keine Gleichheit und keine Unabhängigkeit der Akteure, keine vollständige<br />

Information, kein perfektes Wissen zu jeder Zeit an jedem Ort<br />

und auch keine kostenlosen Transaktionen. Denn der Aufwand für die<br />

Erstellung, Beschaffung, Verarbeitung und Verbreitung von Informationen,<br />

die für jegliches rationale Marktverhalten nötig sind, ist in einer<br />

arbeitsteiligen Wirtschaft erheblich.<br />

Es gibt auch niemals, wie das Modell unterstellt, perfekten Wettbewerb<br />

oder vollständig flexible Preise. Entsprechend gibt es keine elastischen<br />

Reaktionen auf die Veränderung von Preisen und Mengen. Geld<br />

spielt im liberalen Modell ebenfalls keine eigenständige Rolle. Implizit<br />

vorausgesetzt ist eine bedarfsorientierte Tauschwirtschaft des perfekten<br />

Marktplatzes – eine Theorie für den Wochenmarkt verderblicher<br />

Waren (weil auch Lagerhaltung keine Rolle spielt).<br />

Wenn Geld nur als Medium des Tausches auftritt, dann kann auch<br />

der Gewinn, der Profit, nicht vorkommen. Unfreiwillige Arbeitslosigkeit<br />

ist in diesem Modell ebenfalls nicht möglich, weil die »Produktionsfaktoren«<br />

von Angebot und Nachfrage dorthin gelenkt werden, wo<br />

sie gebraucht werden, und deshalb stets an der Grenze der Kapazitäten<br />

beschäftigt sind. Zusammenfassend lautet die Kritik am liberalen Martkmodell:<br />

Alles fehlt, was eine kapitalistische Wirtschaft im Unterschied<br />

zu einer Tauschwirtschaft ausmacht.<br />

All diese Kritiken am alten Modell sind richtig, können es aber nicht<br />

hinreichend treffen, wenn dessen Kern, die segensreiche Wirkung des<br />

Marktes, vollständig erhalten bleibt und wenn die Kritiker akzeptieren,<br />

dass Märkte die quasi natürliche Art der Koordination wirtschaftlicher<br />

Aktivitäten sind. Das Marktmodell lässt sich dann relativ leicht auf

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